Ich finde es überhaupt nicht unangebracht, als Studienrat auch zu hinterfragen, ob es gerecht ist, dass ich mein Arbeitsmaterial selbst bezahlen muss! Und 100 Euro sind für mich ein nicht geringer Betrag. Vielleicht verlieren da so einige die Relation?! Ich verdiene zwar nicht schlecht, aber Geld zum Fenster hinauswerfen kann ich noch lange nicht. Die Andeutung "was sind für euch schon 100 Euro, stellt euch doch nicht so an" finde ich schlichtweg unangebracht.
Gibt es hier Lehrer ohne privates Arbeitszimmer?
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Ich bin da ein wenig hin- und hergerissen:
Manches kann man mit Sicherheit reduzieren; so gehe ich davon aus, dass z.B. Vokabeltests nicht zwingend in kopierter Form den SuS vorliegen müssen. Mit einer Folie gehts auch wunderbar! Will sagen, manche Geldausgabe kann mit Sicherheit reduziert oder vermieden werden.
Und zum Thema Arbeitsplatz: erstaunlicherweise gab es an den Schulen, an denen ich unterrichtet habe, immer ein Mordsgeschrei, wenn die Kollegen bei vollem Deputat verpflichtend von 8 bis 17 Uhr anwesend sein mussten. Korrigieren z.B. hätte man auch in der Schule können. Auch die eine oder andere U-Vorbereitung hätte man dort erledigen können.
Andererseits bin auch ich nicht bereit, vieles aus eigener Tasche zu bezahlen, zumindest nicht bei Verbrauchsmaterial.
Gar so einseitig "wir armen Lehrer" kann ich das Ganze nicht sehen. Schwierig.
Friseure z.B. müssen sich ihr Handwerkszeug übrigens selbst anschaffen. Arbeitskleidung brauchen wir auch keine. Man sollte also vll doch auch den Vergleich mal in die andere Richtung stellen. Nichts it perfekt
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Aber dass gerade die bestverdienenden Studienräte hinter 100 Euronen herjammern, das finde ich unangebracht. Dass da Leute wenig Verständnis haben, die die Beamtenprivilegien nicht haben und zum Teil für sehr wenig Geld sehr viel schlechtere Arbeitsbedingungen vorfinden, das kann ich schon nachvollziehen.
Und wenn man "nur" A12 verdient und kein Studienrat ist, darf man den 100€ hinterher jammern? Sorry, das seh ich nicht so. Ich kann in der Sekundarstufe ebenso einiges an Geld für Material ausgeben. Nichts dazu sagen zu dürfen, weil ich A13 finde, find ich merkwürdig.
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Und zum Thema Arbeitsplatz: erstaunlicherweise gab es an den Schulen, an denen ich unterrichtet habe, immer ein Mordsgeschrei, wenn die Kollegen bei vollem Deputat verpflichtend von 8 bis 17 Uhr anwesend sein mussten. Korrigieren z.B. hätte man auch in der Schule können. Auch die eine oder andere U-Vorbereitung hätte man dort erledigen können.
Das ist ja eigentlich eine Debatte der Vergangenheit; ich komme durch die Zunahme des Nachmittagsunterricht in der Oberstufe mittlerweile im Regelfall um 16h nach Hause, verbringe also notgedrungen viel Zeit in der Schule. (Und wir sind keine echte, sondern "nur" eine de-facto-Ganztagsschule.) Diese Zeit nutze ich, soweit es geht, zur Vorbereitung und zu Korrekturen, aber beides fällt signifikant weniger effektiv aus als am heimischen Schreibtisch: Lehrerzimmer und -bibliothek haben einen konstanten Lärmpegel, und es ist kaum Platz vorhanden. An meinem "Arbeitsplatz" kann man gerade zwei DIN-A4-Blätter nebeneinander legen. Und mir geht's dabei noch relativ gut, weil ich durch iPad etc. viel auf den digitalen workflow umgestellt hab, für den man weniger Platz braucht.
Insgesamt jedenfalls ist die Arbeit in der Schule ineffektiv, weil die Rahmenbedingungen sehr schlecht sind. Hoffentlich findet ein Umdenken im Hinblick auf die Infrastruktur statt; aber wahrscheinlich ist das nicht.
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Soll dasn Witz sein? Informier dich mal! Ohne GEW könntest du dein Arbeitszimmer heute noch nicht wieder absetzen http://www.gew-bw.de/Arbeitszimmer.html !!! - und Arbeitsplatz/räume war schon immer ein ureigenes GEW-Thema. Dass auch eine sehr aktive Gewerkschaft keine Wunder erwirken kann, kannst du nur ändern, indem du selbst eintrittst und extrem aktiv wirst!
http://www.gew.de/Arbeitszimmer_2.html(Etwas OT, aber war das nicht vorrangig der phv, der die Gutachten geliefert hat? Die GEW hat sich doch viel später eingemischt.)
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Das ist ja eigentlich eine Debatte der Vergangenheit; ich komme durch die Zunahme des Nachmittagsunterricht in der Oberstufe mittlerweile im Regelfall um 16h nach Hause, verbringe also notgedrungen viel Zeit in der Schule. (Und wir sind keine echte, sondern "nur" eine de-facto-Ganztagsschule.) Diese Zeit nutze ich, soweit es geht, zur Vorbereitung und zu Korrekturen, aber beides fällt signifikant weniger effektiv aus als am heimischen Schreibtisch: Lehrerzimmer und -bibliothek haben einen konstanten Lärmpegel, und es ist kaum Platz vorhanden. An meinem "Arbeitsplatz" kann man gerade zwei DIN-A4-Blätter nebeneinander legen. Und mir geht's dabei noch relativ gut, weil ich durch iPad etc. viel auf den digitalen workflow umgestellt hab, für den man weniger Platz braucht.
So ist das bei uns an der Schule auch.
Ein wenig bekommt man geschafft, aber in Freistunden hat man ja auch oft Vertretung...das macht das Arbeiten auch nicht effektiver. -
Dass Lehrer lange in der Schule bleiben müssen ist ein riesiges Problem!
Insgesamt jedenfalls ist die Arbeit in der Schule ineffektiv, weil die Rahmenbedingungen sehr schlecht sind.
Genau dies ist der Fall!
Zum Berufsbild Lehrer gehörte es am frühen (!) Nachmittag nach Hause zu gehen um dann in ruhiger Atmosphäre seine Stunden vorzubereiten und zu korrigieren. Wenn ich dies an der Schule tun soll, dann muss ich einen geeigneten Arbeitsplatz bekommen. Akademiker und Andere in leitenden Positionen haben nicht selten ein eigenes, kleines Büro nur für sich. Dort haben sie ihren PC mit Drucker und ihre kleine Fachbibliothek. Dies wäre dringend nötig um eine ruhige Arbeitsatmosphäre mit den nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Die zunehmende Ganztagsschule ist eine massive Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und mittelbar auch ein Angriff auf die Lehrergesundheit. Dadurch, dass man tagsüber in den Freistunden nicht effektiv arbeiten kann, bleibt doch etwas für abends zuhause liegen. Dies führt zu einem Mangel an Erholungszeit, in schlimmen Fällen gar zu Schlafmangel und mittelbar auf jeden Fall zu einer Beschädigung des Immunsystems, der Arbeitsmotivation und so weiter.
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Friseure z.B. müssen sich ihr Handwerkszeug übrigens selbst anschaffen.
Friseure werden zwar schlecht bezahlt, bekommen aber für ihr "Handwerkszeug" zumindest oft sogenanntes "Scherengeld" (das ist eine monatliche Zulage zum Gehalt).Gruß !
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@Silicium: evtl. solltest du dein "Berufsbild Lehrer" mal einem Realitätscheck unterziehen.
Kl. gr. frosch
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Ach naja. Es gibt schon eine Menge Leute, die eine Menge Kosten selbst tragen. Arbeitskleidung zum Beispiel.
Hm. Also mein Mann bekommt die Sicherheitsschuhe, die mehrere hundert Euro kosten, und die restliche Arbeitskleidung schon seit seiner Lehrzeit vom Betrieb gestellt. -
Insgesamt jedenfalls ist die Arbeit in der Schule ineffektiv, weil die Rahmenbedingungen sehr schlecht sind. Hoffentlich findet ein Umdenken im Hinblick auf die Infrastruktur statt; aber wahrscheinlich ist das nicht.
Da habe ich an unserer Schule richtig Glück - wir haben ein dezidiertes Lehrerarbeitszimmer, das ein Silentiumbereich ist. Dazu WLAN und Netzwerkdrucker, große Schreibtische; mittlerweile gehen mehrere Kollegen und ich zum Korrigieren tatsächlich lieber dahin, weil da weniger Ablenkung ist und die Arbeit gemeinsam motivierender ist.
Nele
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Zitat neleabels :
Zitatweil da weniger Ablenkung ist und die Arbeit gemeinsam motivierender ist.
Wäre bei uns wahrscheinlich nicht so, weil die meisten sehr geschwätzig und ablenkbar sind.
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Zitat neleabels :
Wäre bei uns wahrscheinlich nicht so, weil die meisten sehr geschwätzig und ablenkbar sind.
Deshalb haben wir ein Lehrerzimmer( fürs Geschwätz) und nebenan einen Stillarbeitsraum ( zum Arbeiten). Aber in Hochzeiten, (Konferenz...) sind oft so viele im Stillarbeitsraum, dass nur die Flucht in die Sammlung bleibt zum Arbeiten. Da ist Platz, ein Rechner, ein toller Drucker und Internet, aber leider auch viel Dunkelheit und Kälte, die wieder demotivierend wirkt...
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Ich bin da ein wenig hin- und hergerissen:
Mein ich ja. So arm finde ich mich auch nicht, und ich sehe ja, wie es anderen so geht. Und überhaupt scheine ich es gut angetroffen zu haben: Ich habe mindestens einen freien Vormittag in der Woche, an dem ich in Ruhe zu Hause arbeiten kann. Im Gegenzug allerdings Abendunterricht, was ich aber ganz schön finde.
Und ich benutze mein Arbeitszimmer tatsächlich auch privat, ihr nicht?
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Und ich benutze mein Arbeitszimmer tatsächlich auch privat, ihr nicht?
wenn ich nicht Lehrerin wäre, hätte ich meinen Laptop mit Sicherheit im Wohnzimmer, aber ich bräuchte dann kein Arbeitszimmer
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Und ich benutze mein Arbeitszimmer tatsächlich auch privat, ihr nicht?
Nein.
Aber wir haben auch den Luxus, dass wir ein zusätzliches Büro für sämtlichen anderen Papierkram haben.
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