Worin unterscheiden sich Förderschullehrer von Regelschullehrern?

  • Hallo zusammen!


    Laut Textzentrale gibt es den DEMAT auch für Klasse 9. Außerdem wird dort auch ein Berufsbezogener Rechentest angeführt, der ab Klasse 8 einsetzbar sein soll. Dort soll dann auch aufgeführt werden, in welchen Bereichen die SuS Förderung benötigen.


    Schöne Grüße,


    dzeneriffa


    offtopic: Ich hab aus dem Studium noch im Kopf, dass Regelschullehrer nicht alle Diagnostikverfahren einsetzen dürfen. Ist das so? Wenn ja, kann mir da jemand eine Begründung zu nennen?


    =====================================================
    #Edit von jotto: Wie gewünscht ein eigener Thread.

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

    Einmal editiert, zuletzt von jotto-mit-schaf ()

  • offtopic: Ich hab aus dem Studium noch im Kopf, dass Regelschullehrer nicht alle Diagnostikverfahren einsetzen dürfen. Ist das so? Wenn ja, kann mir da jemand eine Begründung zu nennen?


    Vielleicht weil sie dafür nicht ausgebildet sind ... ?


    Betrifft meines Wissens aber hauptsächlich IQ-Tests u.ä. Bei klassischen Schulleistungstests sehe ich jetzt weniger Probleme; da ist in der Regel im Manual ja auch eine kurze Einführung in die Testtheorie etc. dabei.

  • Vielleicht weil sie dafür nicht ausgebildet sind ... ? Betrifft meines Wissens aber hauptsächlich IQ-Tests u.ä. Bei klassischen Schulleistungstests sehe ich jetzt weniger Probleme; da ist in der Regel im Manual ja auch eine kurze Einführung in die Testtheorie etc. dabei.


    Im Ernst? Ich bin gerade durch mit dem Studium und fühle mich nicht besser dazu ausgebildet als die Regelschulkollegen. Es gab explizit 2 Seminare, die sich mit Diagnostik befasst haben. Da ging es ein wenig um Testtheorie, die haben wir aber auch schon gemeinsam mit den Regelschulstudenten in Psycho gemacht...

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Na ja, manche Theoretiker sagen, dass es genau die diagnostische Kompetenz ist, die den Sonder- vom Regelschullehrer unterscheidet.
    Müsst ihr in NRW kein ausführliches sonderpädagogisches Gutachten über ein Kind im Studium schreiben?

  • Na ja, manche Theoretiker sagen, dass es genau die diagnostische Kompetenz ist, die den Sonder- vom Regelschullehrer unterscheidet.


    Dies ist keine Frage der Theorie sondern eher abhängig vom Studienort und dem dortigen Angebot an entsprechenden Kursen, sodass es durchaus vorkommen kann, dass Grundschullehrkräfte auf einigen Gebieten doch tatsächlich mehr Ahnung haben als Sonderschullehrkräfte ;)

  • Na ja, manche Theoretiker sagen, dass es genau die diagnostische Kompetenz ist, die den Sonder- vom Regelschullehrer unterscheidet.
    Müsst ihr in NRW kein ausführliches sonderpädagogisches Gutachten über ein Kind im Studium schreiben?


    Ja, dass so argumentiert wird, war mir bekannt. Allerdings musste ich zwar mal so ein "Gutachten" schreiben, allerdings ging es da um eine hypothetischen Fall, den jeder Lehramtsstudent mit gesundem Menschenverstand hätte bearbeiten können. es könnte aber auch sein, dass das, was ich für normales pädagogisches Vorgehen halte, nicht unbedingt dem entspricht, was den Regelschulkräften an meiner Uni beigebracht wird. In so manchem Seminar ist da mal was durchgeklungen.


    Ich würde gerne noch weiter über den vermeintlichen Unterschied zwischen Sonderpädagogen und Regelschulkräften diskutieren. Allerdings sollten wir das vielleicht in einen neuen Thread auslagern, und diesen hier wieder für das Ursprungsthema "freigeben". Ich kann ja einen neuen Thread aufmachen, aber die Beiträge dahin kopieren, das kann ich nicht, Könnte da ein Mod bitte helfen???

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde gerne noch weiter über den vermeintlichen Unterschied zwischen Sonderpädagogen und Regelschulkräften diskutieren. Allerdings sollten wir das vielleicht in einen neuen Thread auslagern, und diesen hier wieder für das Ursprungsthema "freigeben". Ich kann ja einen neuen Thread aufmachen, aber die Beiträge dahin kopieren, das kann ich nicht, Könnte da ein Mod bitte helfen???


    Tadaa! :)

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Allerdings musste ich zwar mal so ein "Gutachten" schreiben, allerdings ging es da um eine hypothetischen Fall, den jeder Lehramtsstudent mit gesundem Menschenverstand hätte bearbeiten können.


    Freu dich. Ich sitze gerade an meinem Gutachten und schreibe diesen über ein reales Kind, mit dem ich allerlei Aussprache-, Wortschatz- und sonstige Tests durchführen und nachher auswerten darf.



    Was ist denn deines Erachtens der Unterschied, über den du diskutieren möchtest?

  • Ach, freuen find ich jetzt übertrieben, ich hätte damals lieber einen realen Fall gehabt, da hätte man eher was lernen können. :top:


    Ja, wo liegt der Unterschied? Ich hab noch keine Ahnung ;) An der Uni hatte ich häufig das Gefühl, dass das, was mir als Sonderpädagogik "verkauft" wird, eigentlich Alltag für jeden Lehrer sein sollte. Individuelle Förderung, Leistungsstand messen und dann danach unterrichten. Klare Strukturen, Regeln und Konsequenzen etc. Manchmal hab ich in Foren das Gefühl, dass Sonderpädagogen wahlweise als Spielpartner der Kinder oder aber als Heilsbringer für überforderte Regelschulkollegen gesehen werden. Wie sieht das denn in der Realität aus? Nicht zuletzt erhalten wir ja eine höhere Besoldung, die wohl mit der längeren Ausbildungszeit begründet wird.


    Aber was unterscheidet uns denn nun voneinander??? Kann da jemand mit konkreten Erfahrungen aufwarten?

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

    • Offizieller Beitrag

    Was sind die RegelschullehrerInnen, auf die du dich beziehst?
    GrundschullehrerInnen (weil sie durch Inklusion mehr mit den SonderschullehrerInnen arbeiten)? Auch RegelschullehrerInnen (zum Beispiel Gym), die gar nichts mit dem Ganzen zu tun haben?


    Ich bin für das Gymnasiallehramt ausgebildet, an einer Uni, die einzig und alleine das Gymnasiallehramt ausbildet (und ein paar WirtschaftspädagogInnen...). In meiner Studienordnung war die Anzahl an Päda-Scheinen "sehr überschaubar" und ich war das Gegenbeispiel der erwünschten Studentin, weil ich alle SWS (und weit darüber hinaus) eingelöst habe, obwohl es mehr als die Scheine waren. Unerwünscht, weil keine Kapazitäten und "Lehrämtler wollen doch eh nur absitzen, machen Sie es auch so.."
    Ich habe in meinen Lehramtsseminaren zwar einiges gelernt, aber im Prinzip nichts, was ich mittelbar in der Schule hätte gebrauchen können, wenn ich nicht soviele Seminare gemacht hätte (die dann in der Kombination doch einen Ah-Ah-Effekt brachten).
    Meine Uni bildete auch Sonderpädagogen aus (also Dipl-Päd), mit denen wir selbstverständlich nichts zu tun hatten. Da ich eine Zeit land ein Doppelstudium mit Dipl.-Pädagogik hatte, durfte ich dort Seminare besuchen. Da habe ich auch Sachen gelernt, die ich eventuell nie in der Schule brauchen könnte, die mir aber viel weiter gebracht haben: ein Seminar zu Dyslexie und Dyskalkulie zum Beispiel. Die Verfahren und Art und Weise zu denken und sich dem "Problem" anzunehmen, hat mir viel gebracht.


    Vielleicht kannst du in den Studienordnungen der "Aufbaustudiengänge" gucken, was man als RegelschullehrerIn nachmachen muss, um das Sonderpädagogik-Examen zu absolvieren. In Köln gibt es zum Beispiel Gym-Lehramt mit sonderpädagogischer Fachrichtung, in Heidelberg ein Aufbaustudium.


    Meinem Empfinden nach wird in der Sonderpädagogik viel mehr vermittelt, wie ich dem Kind näher komme und ihm auf seinem Lebensweg weiterhelfe. Damit will ich nicht sagen, dass ich es als Gymnasiallehrerin nicht mache / nicht machen soll, aber in meiner Ausbildung (Uni) kam es zu kurz.


    Chili

  • Der andere Blick auf Lernprozesse, vorausschauender Blick auf evtl. Lernschwierigkeiten, die man durch eine entsprechende Gestaltung der Medien von vorne herein verhindern kann. Der ständige Blick auf Übersichtlichkeit und Struktur bei Arbeitsmaterialien. Der ständige Blick auf Wahrnehmungsprobleme, die sehr viele L Schüler haben. Die Beziehung-bzw.Erziehungsarbeit, die wir täglich( an Förderschulen) leisten müssen, um erfolgreich zu fördern. Am Fehlen dieser Möglichkeiten ist mein Unterricht im GU zum Scheitern verurteilt.

  • Ich beziehe mich hier auf alle Regelschulkollegen, die GS-Kollegen, da sie die Kinder ja (noch) abgeben, die Haupt- und Realschulkollegen, weil die unsere SuS aufnehmen sollen. Selbst auf die Gymnasialkollegen sollen durch Inklusion doch einige SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf zukommen. Dass sich deren Arbeit gravierend von der der Sonderpädagogen unterscheidet ist einleuchtend.


    Inwiefern ist denn der Blick auf Lernprozesse so unterschiedlich? Konzentrieren "wir" uns so sehr auf mögliche Probleme und lassen die GS-Kollegen diese außer Acht? Oder liegt das am Arbeitsumfeld, der Tatsache, dass man nunmal Förderschule ist (bzw. nicht)?
    Die Beziehungs- und Erziehungsarbeit ist tatsächlich ein einleuchtender Punkt.


    Ich finde das Thema spannend, aber schwierig, weil immer implizit ein Unterschied angenommen wird, dieser mir aber nicht in konkreten Einzelheiten klar ist. Vielleicht ist es letzten Endes doch die pädagogisch Einstellung bzw. das, was ich als Auftrag mit in die Schule nehme? ?(

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Konzentrieren "wir" uns so sehr auf mögliche Probleme und lassen die GS-Kollegen diese außer Acht?


    Also "außer Acht" lassen GS-Kollegen die Stärken und Schwächen ihrer Schüler bestimmt nicht. Auch die genannten Punkte von Rotherstein müssen eigentlich alle Lehrer egal welcher Schulform beherrschen, damit lernen überhaupt funktioniert. Vielleicht hat ein Sonderpädagoge hier aber noch den ein oder anderen pädagogischen Trick im Repertoire.


    Ein wichtiger Unterschied für mich ist dieser: Einem Regelschullehrer ist es nur begrenzt möglich, alle Schüler (so wie gefordert) individuell zu fördern. Damit meine ich nicht, dass man es dann besser gleich lassen soll. Hier haben Sonderpädagogen an einer Förderschule einfach die besseren Voraussetzungen. Sie haben in der Regel kleinere Lerngruppen, mehr Material und mehr Kenntnisse in der Diagnostik. Kleinere Lerngruppen heißt auch, mehr Zeit! Diese kann sinnvoll zur Förderung des einzelnen Kindes und für die Elternarbeit eingesetzt werden. Ein AO-SF wird schließlich gestellt, wenn ein Schüler in der Regelschule nicht mehr ausreichend gefördert werden kann. Will heißen: Die Kapazitäten der Regelschule sind ausgeschöpft.



    ... dass Sonderpädagogen wahlweise als Spielpartner der Kinder oder aber als Heilsbringer für überforderte Regelschulkollegen gesehen werden.


    In unsere Schule kommt regelmäßig eine Kollegin aus der Förderschule. Der Klassenlehrer kann einen Schüler benennen und kurz umreißen, wo er Schwierigkeiten hat. Die Sonderpädagogin führt in einer Eins-zu-Eins-Situation verschiedene Beobachtungen und Tests durch. Von ihr erwarte ich, dass sie die zu fördernden Bereiche des Schülers klar benennen kann und mir Tipps gibt, mit welchen Aufgaben ich den Schüler gezielt fördern kann. Außerdem wären Stichpunkte zur Beschreibung des Leistungsstandes nicht schlecht. Die verwende ich gerne für meine Förderpläne. Schließlich kann ich während der Unterrichtszeit keine 45 min. mit einem einzelnen Schüler zubringen, um seine Leistungen aufs genaueste abzuklopfen.



    Vielleicht ist es letzten Endes doch die pädagogisch Einstellung bzw. das, was ich als Auftrag mit in die Schule nehme?


    Was meinst du damit?

  • Ich glaube, der Hauptunterschied, den ich täglich mitbekomme ist, dass die Grundschulkollegen meistens die gesamte Klasse im Blick haben, den Lehrplan der erfüllt werden muss etc. Ich als Sonderpädagogin kann mich (schon alleine, weil ich die Zeit dazu habe, die der Grundschulkollegin fehlt!) auf einzelne Kinder konzentrieren, ihre Stärken und Schwächen gezielter wahrnehmen und fördern, ohne, dass ich zwingend einen Zeitplan dabei einhalten muss.
    Ich erlebe es oft einfach mehr als eine Frage des Blickwinkels, die den Unterschied macht (wobei jetzt weder das eine, noch das andere Besser oder schlechter ist, nur eben anders).

  • Auch die genannten Punkte von Rotherstein müssen eigentlich alle Lehrer egal welcher Schulform beherrschen, damit lernen überhaupt funktioniert. Vielleicht hat ein Sonderpädagoge hier aber noch den ein oder anderen pädagogischen Trick im Repertoire.


    Also die Trickkiste, hier als Heilsbringer. Ernsthaft: lernt man das als Sonderpädagoge irgendwann?


    Sicherlich wird mein Bild schärfer werden, wenn ich endlich mit dem Ref angefangen habe. Das Ideal des Sonderpädagogen kommt mir einfach noch so unerreichbar weit weg vor.


    Ein wichtiger Unterschied für mich ist dieser: Einem Regelschullehrer ist es nur begrenzt möglich, alle Schüler (so wie gefordert) individuell zu fördern. Damit meine ich nicht, dass man es dann besser gleich lassen soll. Hier haben Sonderpädagogen an einer Förderschule einfach die besseren Voraussetzungen. Sie haben in der Regel kleinere Lerngruppen, mehr Material und mehr Kenntnisse in der Diagnostik. Kleinere Lerngruppen heißt auch, mehr Zeit!


    Dem stimme ich voll zu! Mehr Zeit = mehr Fördermöglichkeit



    Von ihr erwarte ich, dass sie die zu fördernden Bereiche des Schülers klar benennen kann und mir Tipps gibt, mit welchen Aufgaben ich den Schüler gezielt fördern kann. Außerdem wären Stichpunkte zur Beschreibung des Leistungsstandes nicht schlecht. Die verwende ich gerne für meine Förderpläne


    Ich denke, dass die Sonderpädagogen im GU dafür ja auch da sind. Was machen die GS-Lehrer, die keinen Sonderpädagogen greifbar haben? Ich frage mich eben, woher gerade ich besser wissen soll, mit welchen Aufgaben man einen Schüler noch besser fördern kann, als die GS-Kollegen? Beruht das alles auf Diagnostik? Lernt man das im Ref? Im Studium hab ich das jedenfalls nicht gelernt...



    Vielleicht ist es letzten Endes doch die pädagogisch Einstellung bzw. das, was ich als Auftrag mit in die Schule nehme?


    Was meinst du damit?


    Worauf ich hinaus wollte, war die persönliche Grundeinstellung jedes Lehrers. Die tendiert in der Regel irgendwo zwischen "Ich fördere jedes Kind ganz individuell" (was zugegebenermaßen besser in sehr kleinen Klassen funktioniert) und "Ich ziehe hier meinen Stoff durch. Wer nicht mitkommt, gehört hier nicht hin" (als Extrem!). Ich glaube, dass jeder Lehrer da seine ganz eigene Einstellung hat, die auf den bisherigen Erfahrungen beruht und bei Junglehrern und Refs noch sehr idealisitisch geprägt sein kann. Eben der Blickwinkel, den man auf seine Arbeit aber auch auf das jeweilige System in dem man arbeitet, hat.


    Ich als Sonderpädagogin kann mich (schon alleine, weil ich die Zeit dazu habe, die der Grundschulkollegin fehlt!) auf einzelne Kinder konzentrieren, ihre Stärken und Schwächen gezielter wahrnehmen und fördern, ohne, dass ich zwingend einen Zeitplan dabei einhalten muss.
    Ich erlebe es oft einfach mehr als eine Frage des Blickwinkels, die den Unterschied macht (wobei jetzt weder das eine, noch das andere Besser oder schlechter ist, nur eben anders).


    Das gilt aber doch nur im GU?! An der Förderschule muss ich doch auch den Lehrplan durchnehmen. Ich habe zwar mehr Freiheiten, aber ich bin im Groben an die selben Richtlinien gebunden (LE und GE ausgenommen).


    Eins noch abschließend: ich versuche hier sehr vorsichtig zu formulieren. Ich will niemandem auf die Füße treten und mit Sicherheit die Arbeit der Regelschullehrer nicht schlecht reden! Es geht mir um die unterschiedlichen Blickwinkel auf den jeweils anderen. :rose:

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Ich hoffe, ich kann dir, bei deiner sehr offen formulierten Frage, weiterhelfen. Ich habe mein Referendariat an einer Grundschule absolviert und bin an einer Förderschule ES eingesetzt.
    In der Grundschule hatte ich vor allem den Lehrplan im Blickfeld. Alles musste behandelt werden. Und zwar so intensiv und gut wie möglich.
    An der Förderschule geht das auf Grund der Jahrgangsmischung eh nicht. Der einzelne Schüler rückt in den Mittelpunkt. Was kann er und was braucht er um in einer Außenschule wieder Fuß zu fassen?
    Wenn man sich diese Frage stellt fällt auf, dass er weniger die Inhalte in Musik, Sport, Sachunterricht, Kunst beherrschen muss. Diese wähle ich nach den Bedürfnissen der Lerngruppe und nicht nach dem Lehrplan aus. Und zwar so, dass die Schüler etwas für ihr weiteres Leben mitnehmen können.
    Bei uns gibt es keinen Schulgong. Ich habe keinen festen Stundenplan. Wenn die Schüler eine längere Pause brauchen, dann gebe ich sie ihnen, oder auch mir.
    Wir können ganzheitlicher lernen. Ich habe keinen Jahresarbeitsplan und auch keine Trimesterpläne. Mein Wochenplan hat zu Wochenbeginn große Lücken, da ich bereits weiß, dass wir davon abkommen werden. Wir machen viele Ausflüge, in Museen, die Lebenswelt oder in die Natur.
    Ich kenne meine Schüler richtig gut. Wenn sich einer in die Ecke legt, weil er schlecht geschlafen hat oder ihn andere Probleme quälen, dann ist das so. Es gibt keine allumfassenden Regeln. Bei einem Schüler wird eine Regel eng ausgelegt, beim anderen existiert sie nicht. Ein Schüler muss seine Hausaufgaben ordentlichst abgeben, beim anderen bin ich zufrieden, wenn er seine Hausaufgabe versucht hat zu bearbeiten. Einer bekommt mehr auf als der andere. Und das wird von der Gemeinschaft akzeptiert. Jeder steht an einem anderen Punkt in seinem Leben und kann unterschiedlich viel leisten. Bei einem streiche ich das Geschriebene durch, weil es unordentlich ist, beim anderen würde ich unter dem gleichen Eintrag ein Lachgesicht malen.
    Von Diagnostik habe ich keine Ahnung und bin in der glücklichen Lage, dass alles durch Psychologen abgeklärt wird.
    Meine Aufgabe ist es, dass die Schüler den Stoff der Hauptfächer, soweit möglich, können und das Leben so umfassend wie möglich wertschätzen und sich in ihrem Leben zurechtfinden können.
    Ich unterrichte Schüler mit realistischen Noten (das sind diejenigen, die alsbald umgeschult werden sollen) und solche mit pädagogischen Noten, die die Anstrengungsbereitschaft miteinbezieht. Ich habe auch Schüler ohne Notengebung. Und somit kann ich ihnen beibringen, was für den Einzelnen von Bedeutung im Augenblick ist.
    Als Sonderpädogoge hat man das Kind im Vordergrund. In der Regelschule versucht man das Kind so weit wie möglich wahrzunehmen, hat aber den Lernstoff notwendigerweise mehr im Blick.
    Hier ein Beispiel:
    Im Lehrergespräch mit der Lehrerin meines Kindes hat diese erst nach drei Monaten nach der Einschulung erfahren, dass es schon im Zahlenraum bis 1000 recht sicher ist und auch noch größere Zahlen lesen kann. Sie war total erstaunt, differenzierte jedoch nicht. Wäre ich an ihrer Stelle in der Regelschule, dann wäre es mir ähnlich ergangen und auch ich hätte keine zusätzlichen Möglichkeiten noch ein Kind extra zu fördern.

  • Und es beschreibt das, was ich unter pädagogischer Einstellung verbucht habe.
    Das klingt nach dem, was mir bisher aufgefallen ist. Mehr Konzentration auf den einzelnen Schüler und flexiblere Handhabe beim Lehrplan.
    Ach, ich freu mich auf´s Ref! :D

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Hallo,


    ich denke, dass es keinen wirklichen Unterschied zwischen Regelschullehrern und Sonderpädagogen gibt. Wie hier schon beschrieben wurde, kommt es auf die persönliche Einstellung des jeweiligen Lehrers an und darauf, was er leisten möchte. Dies bezieht sich auch auf Fortbildungen etc.
    Wenn ein Regelschulleherer als Zweitkraft im Unterricht dafür zuständig ist, drei oder vier "spezielle Schüler" zu beobachten und zu fördern, wird er auch ganz andere Leistungen zeigen können, als wenn er vor einer Klasse mit 30 Schülern steht. Umgekehrt wird auch ein Sonderpädagoge auf die Einhaltung des Lehrplans achten, wenn er vor einer Klasse mit 30 Schülern steht und es in seiner Verantwortung liegt, dass diese Schüler den Schulabschluss schaffen.


    Es gibt in beiden "Gruppen" sehr fleißige und engagierte Lehrer aber auch Lehrer, die "Dienst nach Vorschrift" leisten. Besonders der GU bietet sich für beide Seiten an, sich auf die "faule Haut" zu legen. Wenn der Regelschullehrer sehr fleißig und engagiert ist und seinen Job ernst nimmt, wird er - zumindest in Ansätzen" auch auf die besonderen Bedingungen seiner Förderkinder eingehen können und der Sonderpädagoge kann - theoretisch - einfach nur anwesend sein - Verantwortung trägt er nicht.


    Umgekehrt könnte sich auch der Regelschulleherer zurücklehnen und den Sonderpädagogen den Unterricht machen lassen und sich in der Zeit "auf die faule Haut" legen.


    Beides ist möglich und das finde ich nicht okay. Im GU kontrolliert keiner die Qualität der Arbeit. Schade, eigentlich.

Werbung