Überfordert !!!

  • Hallo liebe Mitglieder,


    ich wusste nicht genau, in welche Kategorie mein Thema fällt, deshalb schreibe ich es nun in das 'allgemeine Forum'.
    Zunächst einmal über meine Situation: Ich bin Referendarin an einem Gymnasium und unterrichte zurzeit Deutsch in einer 11 Klasse. Ich arbeite erst seit Anfang des Schuljahres an dieser Schule, sprich seit Sommer 2012.
    Jetzt zu meinem 'Problem' : In meiner Klasse gibt es eine Schülerin( 16 Jahre) , bei der ich mir nicht sicher bin, ob ich mir berechtigt Sorgen um sie mache und wie ich mit der Situation umgehen soll. Vor ca. einer Woche ( also kurz vor den Weihnachtsferien) habe ich auffällige Schnittwunden an ihrem Arm bemerkt und daraus geschlossen, dass sie sich ritzt. Einige Zeit zuvor kam sie mit einem blauen Auge zur Schule..damals habe ich gedacht, sie hätte sich wohl irgendwo gestoßen, habe sie aber nicht darauf angesprochen. Jetzt denke ich, dass vielleicht mehr dahinter stecken könnte und sie vielleicht Probleme hat. Ich bin ein Mensch, der andere einfach nicht leiden sehen kann, und würde ihr am liebsten helfen. Dazu müsste ich sie jedoch darauf ansprechen, und ich weiß nicht wie sie reagieren würde und ob es überhaupt sinnvoll wäre.


    Ich weiß nicht, ob jemand von euch auch schon in einer ähnlichen Situation war, und mir vielleicht einen Rat aus Erfahrung geben kann.
    Sollte ich nach den Ferien mit ihr darüber reden? Oder sollte ich mich an andere Lehrkräfte wenden? Oder sollte ich einfach nichts tun?
    Wie würdet ihr, als Lehrer/ ReferendarIn damit umgehen?


    Ich bin mit dieser Situation überfordert und dankbar über jeden Rat und eure eigenen Erfahrungen!
    Danke im voraus :)
    freundliche Grüße, Sophie

  • Hallo SophieA!


    In deiner Situation empfehle ich dir Folgendes:


    1. Sprich mit dem Tutor / Klassenlehrer der Schülerin. Vielleicht weiß er mehr, vielleicht ist ihm aber auch noch nicht bewusst, dass die Schülerin Probleme hat. Er sollte sich anschließend um die Schülerin kümmern.


    2. Wenn 1. keinen Erfolg hat: Eure Schule hat eventuell ausgebildete Beratungslehrkräfte. Diese sollten wissen, was die richtigen Schritte in so einer Situation sind.


    Als Berufsanfängerin / Referendarin solltest du nicht versuchen, die Situation alleine zu klären.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Hallo Sophie,


    ich würde zunächste anderen Kollegen ansprechen, ob ihnen auch etwas aufgefallen ist und ob sie die Schülerin besser / länger kennen. Ansprechen finde ich schwierig und kann schnell zu aufdringlich wirken.

  • Hallo Mikael und Flipper79 !


    Erst einmal vielen Dank für eure Antworten!
    Nach den Ferien werde ich die Klassenlehrerin der Schülerin darauf ansprechen. Wenn sie sich dann darum kümmert, würde ich jedoch trotzdem gerne informiert sein, wie sie vorgehen möchte ..da es mich natürlich interessiert, ob die Schülerin wirklich Probleme hat oder nicht.
    Ich befürchte jedoch, dass die Klassenlehrerin die Situation nicht so ernst nehmen wird, wie ich, da sie auch schon ein wenig älter ist . Ich denke, dass junge Lehrkräfte besser an die Schüler 'heran kommen', da die Schulzeit und Jugend bei denen noch nicht all zu lange her ist.


    An unserer Schule gibt es sogenannte Vertrauenslehrer, an die sich die Schüler wenden können, wenn sie Probleme haben. Mit einer dieser Vertrauenslehrer verstehe ich mich relativ gut, und werde auch diese über meine Beobachtungen informieren. Ich weiß jedoch nicht, ob dies etwas bringen wird, da es normalerweise so gedacht ist, dass die Schüler zu den Lehrern kommen, und nicht umgekehrt. Vielleicht konnte sie sich bislang auch nicht überwinden, mit jemandem zu sprechen, und sie ist erleichtert, wenn der erste Schritt von Seiten der Lehrer kommt..


    Angenommen die Schülerin sucht ein Gespräch mit mir , kann ich mich dann mit ihr darüber unterhalten, oder sollte ich sie zu anderen Lehrkräften schicken?

  • Zitat SophieA :

    Zitat

    Ich befürchte jedoch, dass die Klassenlehrerin die Situation nicht so ernst nehmen wird, wie ich, da sie auch schon ein wenig älter ist . Ich denke, dass junge Lehrkräfte besser an die Schüler 'heran kommen', da die Schulzeit und Jugend bei denen noch nicht all zu lange her ist.

    Was ist denn das für ein harter Tobak?! Noch grün hinter den Ohrern, kaum Lebenserfahrung, aber sich hier im Forum vermessen und diskreditierend über ältere/erfahrenere Kollegen/Kolleginnen äußern. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Ich befürchte jedoch, dass die Klassenlehrerin die Situation nicht so ernst nehmen wird, wie ich, da sie auch schon ein wenig älter ist . Ich denke, dass junge Lehrkräfte besser an die Schüler 'heran kommen', da die Schulzeit und Jugend bei denen noch nicht all zu lange her ist.


    grundsätzlich falsch gedacht.
    Man kann genauso gut annehmen, dass jemand Älteres mehr Erfahrung hat und deshalb auf Schüler vertrauenswürdiger wirkt als eine junge Referendarin ;)


    Ich finde es gut, dass du aufmerksam mit der Situation umgehst.


    Sätze wie der obige zitierte und auch dieser hier:

    Zitat

    Ich bin ein Mensch, der andere einfach nicht leiden sehen kann, und würde ihr am liebsten helfen.

    lassen bei mir jedoch gewisse Alarmglocken schrillen. Bei aller Empathie solltest du eine Grenze ziehen. Du bist keine Therapeutin und wirst deiner Schülerin nicht helfen können, weil du keine Ausbildung und keinerlei Grundlagen dafür hast. Andernfalls würdest du vermutlich auch wissen, wie mit der Situation umzugehen.



    Wichtig wäre für dich selbst, bei aller Spürsamkeit gegenüber möglichen Problemen bei Schülern deine eigene Grenzen zu kennen. Sonst wirst du dich über kurz oder lang dauerhaft in diesem Beruf nur zu schnell ausgepowert und überfordert fühlen.
    Falls die Schülerin tatsächlich an dich herantreten sollte, würde ich ihr genau das auch klarmachen. Verweise sie an Hilfsstellen, entweder innerhalb des Kollegiums oder im städtischen Bereich.

  • Ich muss zugeben, dass mein Formulierung nicht sehr gelungen war, natürlich haben ältere Lehrkräfte mehr Erfahrung mit Schülern und deren Verhalten. Ich denke trotzdem, dass junge Lehrer MEISTENS (nicht unbedingt!) einen besseren Draht zu den Schülern haben. Ich beziehe mich dabei auch auf meine eigene Schulzeit.


    Wenn ich mich also mit der Schülerin unterhalte, spreche ich sie auf meine Beobachtungen an und rate ihr, Hilfe bei einem Therapeuten zu suchen..?


    Vielleicht steigere ich mich da zu sehr rein, aber ich kann das nicht einfach ignorieren..


    LG Sophie :)

    • Offizieller Beitrag

    Am besten informierst du dich erstmal selbst - http://www.rotelinien.de/ http://borderline-beratung.de/2-0_selbstverletzung.php eine gute Wissensgrundlage ist für jedes Gespräch besser. Ebenso ist der Hinweis "such die mal nen Therapeuten" nicht hilfreich für Menschen mit SVV, oft ist es nämlich gerade die Unfähigkeit konstruktiv aktiv zu werden, die durch SVV ersetzt wird. Einen guten Therapeuten zu finden ist richig schwer, besonders solche mit Spezialisierung. Für seelisch instabile Menschen oft eine Überforderung. Es ist gut ein paar konkrete Adressen parat zu haben und ggf auch eine einer Beratungsstelle, die bei der Therapeutensuche hilft und übergangsweise berät, normalerweise haben die guten Therapeuten lange Wartezeiten. http://www.rotelinien.de/wege.html

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()


  • Wenn ich mich also mit der Schülerin unterhalte, spreche ich sie auf meine Beobachtungen an und rate ihr, Hilfe bei einem Therapeuten zu suchen..?


    Vielleicht steigere ich mich da zu sehr rein, aber ich kann das nicht einfach ignorieren..

    Nein, mach das nicht. Vertraue auf die Berufserfahrung deiner Kollegen und entspanne dich. Deine Hauptaufgabe ist momentan das Referendariat zu meistern.

  • Über SvV habe ich mich bereits informiert . Mein Referendariat abzuschließen ist natürlich meine Hauptaufgabe, ich komme damit jedoch sehr gut zurecht und habe genügend Zeit, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen.






    Deine Hauptaufgabe ist momentan das Referendariat zu meistern.

  • Über SvV habe ich mich bereits informiert . Mein Referendariat abzuschließen ist natürlich meine Hauptaufgabe, ich komme damit jedoch sehr gut zurecht und habe genügend Zeit, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

    Trotzdem ist es nicht deine Aufgabe / dein Job dem Mädchen zu helfen. Sprich - wie bereits geagt - mit dem Jahrgangsleiter / anderen Kollegen. Diese erfahrenen Kollegen können das Mädchen dann ggf. vorsichtig ansprechen bzw. ihr Hilfe anbieten. Bei psych. Problemen ist es für Betroffene oft leichter, wenn sie sich an eine Lehrkraft wenden, der sie vertrauen / die sie länger kennt. Als Anfängerin kannst du dich schnell übernehmen. Angelesenes Wissen ist zwar hilfreich, aber Theorie und Praxis sind bekanntermaßen zweierlei.
    _Und das Ref ist bereits stressig genug, da sollte man sich - auch im Hinblick auf seine Note - darauf konzentrieren. Wenn man denn noch Freizeit hat, sollte man diese auch genießen.

  • Ich muss zugeben, dass mein Formulierung nicht sehr gelungen war, natürlich haben ältere Lehrkräfte mehr Erfahrung mit Schülern und deren Verhalten. Ich denke trotzdem, dass junge Lehrer MEISTENS (nicht unbedingt!) einen besseren Draht zu den Schülern haben. Ich beziehe mich dabei auch auf meine eigene Schulzeit.

    Finde die dahinterstehende Einstellung zu deinen Kolleginnen sehr vermessen, gerade auch für einen Berufsanfänger. Und ich glaube nicht so Recht, dass lediglich deine Formulierung ungünstig war, sondern dass du wirklich davon ausgehst, dass ältere Hasen im Beruf die Probleme ihrer Schüler weniger Ernst nehmen. So klang es nämlich... Weiß du was ich denke? Das ich als Schülerin mit Sicherheit einen besseren Draht zu meiner Klassenlehrerin gehabt habe, als zu den Referendaren, die in meinen Augen damals noch genug mit sich selber und dem Vorbereiten des Unterrichts zu tun hatten. Wirklich, in dem Alter hatten wir einen Referendar in meiner Klasse (Mathe), diesen habe ich selbst nicht als "fertigen Lehrer" wahrgenommen und schon gar nicht hätte ich mich ihm anvertraut, der war ja selber noch grün hinter den Ohren ;) Jetzt mal im Ernst und nichts für Ungut, sprich mit der Klassenlehrerin und mit allen Kollegen, die in der Klasse vertreten sind, setzt euch zusammen und dann sieh weiter, bevor du dich hier als Retter aufschwingen willst. Es kann dir durchaus passieren, dass das Mädel sonst absolut dicht macht, wenn du sie so einfach ansprichst und dann bekommst du ganz sicher keinen Zugang mehr zu ihr. Dein Wille zu helfen in Ehren, ich finde das durchaus gut, aber du bewegst dich da schnell auf Glatteis, das Thema Ritzen ist was sehr komplexes und man sollte da nicht unbedacht rangehen. Und trau deinen Kollegen, ob älter oder nicht, ruhig mehr zu, es macht sicher keinen guten Eindruck wenn ein Refi einen erfahren Kollegin den Eindruck vermittelt, dass sie ihr nichts zutraut.


    Gruß Jenny

  • dass junge Lehrer MEISTENS (nicht unbedingt!) einen besseren Draht zu den Schülern haben



    Vorsicht, junge Lehrer und auch vor allem Referendare sind oft recht kumpelhaft, weil sie noch nah dran sind. Sie möchten gemocht werden und sind bisweilen auch unsicher. Du bist nicht auf einer Ebene mit dem Mädchen, sondern braucht professionelle Distanz, welche eher die erfahrenen Kollegen haben. Und die sind älter.


    Grüße
    RAket-O-Katz

  • Du solltest auch in Betracht ziehen, dass deine Beobachtungen völlig harmlos sind und die Schnitte an den Armen vom Heckeschneiden oder der Katze sind und das blaue Auge tatsächlich von einem Versehen.
    Das nur als Hinweis am Rande, denn wenn du dich zu sehr darauf versteifst, dass das Mädchen in jedem Fall ein Problem hat, dann könnte es sein, dass du den Blick fürs Ganze verlierst.

    LG Orasa :D

    8) Heitere Lehrer verändern die Welt.

  • Ich bin mit dieser Situation überfordert und dankbar über jeden Rat und eure eigenen Erfahrungen!

    Naja und wie du oben schreibst, bist du mit der Situation überfordert. Da ist es ratsam, sich Hilfe zu holen von Leuten, die damit nicht überfordert sind. Ich finde daher die Tipps, den Klassenlehrer bzw. Beratungslehrer mal drauf anzusprechen, sinnvoll.

  • Und frag auch noch einmal im Kollegium nach, ob es nicht doch Beratungslehrer an eurer Schule gibt. Vielleicht hast du diese in ihrer Funktion nur noch nicht ausgemacht.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Nach meiner Erfahrung ist das Vertrauen der Schüler in Referendare eher gering. Die kommen und gehen. Deine Möglichkeiten sind vor allem zeitlich sehr begrenzt. Gerade, wenn es um eine Störung wie Borderline gehen könnte, ist es wichtig Fachleute einzubeziehen, die auch langfristig an der Schule arbeiten.

  • Du solltest auch in Betracht ziehen, dass deine Beobachtungen völlig harmlos sind und die Schnitte an den Armen vom Heckeschneiden oder der Katze sind und das blaue Auge tatsächlich von einem Versehen.

    Ich denke nicht, dass Schnitte, die von einer Heckenschere/Katze stammen, den gesamten Unterarm 'einnehmen'.
    Ich werde mich zusammen mit der Klassenlehrerin beraten und die Schülerin um ein Gespräch bitten ;)


  • Ich denke nicht, dass Schnitte, die von einer Heckenschere/Katze stammen, den gesamten Unterarm 'einnehmen'.
    Ich werde mich zusammen mit der Klassenlehrerin beraten und die Schülerin um ein Gespräch bitten ;)

    Nochmal: Nicht DU sollst die Schülerin um ein Gespräch bitten, sondern bestenfalls die Klassenlehrerin. Du besprichst dich nur mit der Klassenlehrerin / anderen Kollegin und unternimmst erst mal keine weiteren Schritte. Als Schülerin würde ich sofort dicht machen, wenn mich eine Referendarin auf meine Probleme ansprechen würde.

  • Schließe mich dem an,


    denke es haben dir jetzt doch genug Leutchen erklärt warum du genau dies lassen solltest, aber nochmal: Solange du nicht mit den Kollegen und dem Vertrauenslehrer gesprochen hast, solltest du KEIN Gespräch suchen und schon gar nicht solltet ihr die Schülerin (also du zusammen mit der Klassenlehrerin) damit konfrontieren (und die Sch. so massiv bedrängen).


    Vielleicht ist das Problem in der Familie auch durchaus bekannt, wie du siehst lassen sich solche Schnittwunden schlecht verbergen und man sollte zuerst mit den Eltern sprechen, das geht allerdings nur auf einer guten vorhandenen Vertrauensbasis und sollte definitiv NICHT von einer Referendarin ausgehen. Falls hinter dem blauen Auge natürlich Gewalt in der Familie steckt, ist das nochmal eine andere sehr sensible Kiste.


    Gruß Jenny

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