Arbeitslos mit kleinem Kind... wie reagieren?

  • Liebe Community,


    ich stelle die Frage mal hier, weil ich wirklich etwas ratlos bin. Ich habe im Oktober 2011 das Referendariat in RLP beendet (LA Realschule), mein Vertrag endete am 31.1.12. Da ich am 10.2.12 ein Kind bekommen habe, konnte ich zu dem Zeitpunkt logischerweise keine Stellenangebote annehmen. Vo dem Referendariat habe ich ein ganzes Schuljahr an einer Schule als Lehrkraft gearbeitet.


    Nun ist natürlich meine Bewerbung aktuell zum 1.2.13, denn zu diesem Termin habe ich eine Tagesmutter für mein Kind bekommen. Die Situation hier ist jedoch gekippt und es gibt dieses Halbjahr anscheinend erstmals mehr Bewerber als Stellen. Habe die ganze ADD abtelefoniert und man macht mir wenig Hoffnung auf eine Stelle. Wie kann/soll ich darauf reagieren? Ich bin zwar verheiratet, jedoch ist mein Mann kein Gutverdiener, d.h. wir sind definitiv auf mein Gehalt angewiesen.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich fühle mich wirklich im Stich gelassen von meinem Bundesland, in dem ich mir den Hintern aufgerissen habe, um so weit zu kommen. Habe ein Jahr Wartezeit für einen Ref-Platz in Kauf genommen und in der Zeit als billige Lehrkraft für das Land gearbeitet. Und jetzt? Tja, egal, wir brauchen Sie nicht mehr, sehen Sie doch sebst, wie Sie klarkommen.


    Schulen habe ich übrigens auch schon abtelefoniert. Nun habe ich (wegen den bevorstehenden Feiertagen) außerdem E-Mails an IGSen und Gymnasien hier im Umkreis geschickt. Zudem mache ich gerade die Bewerbung für das Nachbarbundesland fertig. Nur nagt es an mir, dass ich hier so im Stich gelassen werde.

  • Hallo Lenya,

    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich fühle mich wirklich im Stich gelassen von meinem Bundesland, in dem ich mir den Hintern aufgerissen habe, um so weit zu kommen. Habe ein Jahr Wartezeit für einen Ref-Platz in Kauf genommen und in der Zeit als billige Lehrkraft für das Land gearbeitet. Und jetzt? Tja, egal, wir brauchen Sie nicht mehr, sehen Sie doch sebst, wie Sie klarkommen.

    kann Deinen Frust total verstehen. Fühle mich auch extrem ausgebeutet, denn das Ref selbst ist ja auch extreme Billiglohnarbeit und ohne diese Ausbildung (Ausbeutung), die man als Uni-Absolvent zwangsweise machen muss, kommt man nicht in den ebenfalls nur mäßig bezahlten Beruf. Wenn man dann sogar noch ein Jahr warten muss vorher und nachher nicht direkt etwas findet, dann ist das natürlich extrem ätzend.
    Der Lehrerberuf ist von den monetären Verhältnissen eine ganz ganz miese Nummer, da sitzen wir alle in einem Boot. So familienfreundlich wie er immer gilt, ist er anscheinend auch nicht, wenn das Land einer jungen Mutter keine Stellen anbietet.
    Ganz unterste Schublade ist auch die Nummer vom Staat, dass man nicht einmal Arbeitslosengeld bekommt nach dem Frondienst (Referendariat)!
    Ich kann Dir keine konkreten Tipps geben um aus der Situation herauszukommen und Dir nur sagen, dass ich Deinen Ärger mehr als nachvollziehen kann!
    Da mir diese Ausbeutung dermaßen gegen den Strich geht bin ich gerade dabei eine viel lukrativere Alternative in der Wirtschaft auszuhandeln und dann meinen Ref Platz einfach wegzuwerfen. Leider wirst Du mit Deiner Fächerkombination eine Promotion + Stipendium mit paralleler Projektarbeit bei einem Großunternehmen vermutlich schwieriger ansteuern können.


    Ich bin zwar verheiratet, jedoch ist mein Mann kein Gutverdiener, d.h. wir sind definitiv auf mein Gehalt angewiesen.

    Genau das möchte ich zum Beispiel durch den Wechsel vom Referendariat zur berufsbegleitenden Promotion + Stipendium eben auch vermeiden, dass meine Freundin so etwas sagen muss.
    Mir würde es allein durch das anstehende Referendariat sehr schwer fallen die Wohnung weiter zu bezahlen, da es verboten ist neben dem Referendariat so viele Stunden zu arbeiten, wie ich es sonst in den Semesterferien getan habe.

  • Hallo,


    grundsätzlich habe ich absolut Verständnis dafür, dass deine Situation schwierig und sicher auch frustrierend ist. Nicht ganz soviel Verständnis kann ich allerdigs für diese Haltung



    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich fühle mich wirklich im Stich gelassen von meinem Bundesland, in dem ich mir den Hintern aufgerissen habe, um so weit zu kommen.


    aufbringen. Du hast die Überschuss-Kombi schlechthin studiert, bei der alle Beteiligten seit 10 Jahren sagen, dass es problematisch mit Stellen wird. Das dich das Land trotzdem zu Ende ausgebildet hat, liegt an der Pflicht allen Absolventen mit 1. StEx einen Referendariatsplatz anzubeiten. Nicht du hast dem Bundesland einen gefallen getan, sondern umgekehrt. Spätestens nach dem 2. StEx werden aber nun mal nur noch die Stellen besetzt, die auch benötigt werden. Das du also nun nicht sofort eine Stelle bekommst ist kein Schicksalsschlag, sondern eine absehbare Konsequenz deiner Entscheidungen zur Fächer- und Schulformwahl.
    Kein BWLler käme auf die Idee nach Abschluss seines Studiums auf "die Wirtschaft" zu schimpfen, weil die ihm nicht umgehend eine passende Stelle vor seiner Haustür schafft, aber bei Lehreämtlern blitzt immer wieder die Haltung durch, dass Stellen nicht mach Bedarf und Qualifikation geschaffen und vergeben werden sollten, sondern quasi eine soziale Maßnahme sind, die möglichst großzügig unter den Bedürftigen verteilt werden sollten.


    Bewirb dich auf Vertretungsstellen, Arbeite bei Nachchilfeinstituten, sei örtlich flexibel und bleib am Ball, dann steigen die Chancen in absehbarer Zeit eine Stelle zu bekommen.

  • Kein BWLler käme auf die Idee nach Abschluss seines Studiums auf "die Wirtschaft" zu schimpfen, weil die ihm nicht umgehend eine passende Stelle vor seiner Haustür schafft, aber bei Lehreämtlern blitzt immer wieder die Haltung durch, dass Stellen nicht mach Bedarf und Qualifikation geschaffen und vergeben werden sollten, sondern quasi eine soziale Maßnahme sind, die möglichst großzügig unter den Bedürftigen verteilt werden sollten.

    Naja, naja! Der BWLer ist allerdings jemand, der nach abgeschlossenem Hochschulstudium potentiell ein richtig dickes Gehalt verdienen kann. Der Lehrer hingegen ist jemand, der immer nur moderat viel verdienen wird, egal wie gut er ist.
    Da kann man schon verstehen, dass man, wenn man mit dem Lehrerberuf auf die prinzipielle Möglichkeit reich zu werden verzichtet und im Gegenzug dafür aber Sicherheit erwartet.
    In der freien Wirtschaft ist es eben high risk - high reward. Wenn man als Lehrer nun genauso arbeitslos ist wie als BWLer, dann geht nicht einmal diese Rechnung auf.
    Wenn die Stellen nach Bedarf und Qualifikation geschaffen werden, wie Du schreibst, dann sollen sie auf gefälligst so bezahlt werden. Nur Bezahlung nach Bedarf gibt es im Lehramt nicht, dort gibt es für alle den Einheitsbrei.
    Dazu muss man auch noch sagen, dass der von Dir beschriebene BWLer nicht nach dem Studium erstmal für ein Gehalt an der Armutsgrenze (die in Deutschland bei ca 900 Euro liegt soweit ich weiß) arbeiten muss (Referendariat).
    Wenn man nach dieser Knechtung dann arbeitslos ist und nicht einmal Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, dann ist das schon ein starkes Stück.
    Ich finde nicht, dass man solche skandalösen Praktiken schön reden sollte.


    Entweder man führt wirklich Verhältnisse wie in der Wirtschaft ein an den Schulen, das heißt potentiell richtig hohe Gehälter, aber eben auch negatives wie Arbeitsplatzunsicherheit, oder es bleibt einfach ein sehr nachteilhafter Beruf, der moderate Gehälter mit den Unsicherheiten den Wirtschaft verbindet.

  • @silicium:


    Ich glaube der Threaderstellerin geht es hauptsächlich darum eine feste Stelle zu finden. Sie meckert nicht direkt über die Höhe der Bezahlung. Auch in der "freien Wirtschaft" bekommt nicht jeder sofort ein tolles Jobangebot vor seiner Haustür (siehe Moebius). Das die Bezahlung dort unter Umständen (aber nicht immer) besser ist, ist doch ein anderes Thema.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • er BWLer ist allerdings jemand, der nach abgeschlossenem Hochschulstudium potentiell ein richtig dickes Gehalt verdienen kann. Der Lehrer hingegen ist jemand, der immer nur moderat viel verdienen wird, egal wie gut er ist.


    Das ist falsch. Einige BWLer werden wohl tatsächlich ein "richtig dickes Gehalt verdienen". Es kommt immer auf die Branche an, in der man landet. Und von den dick bezahlenden Branchen gibt es nicht so viele.
    Die Mehrheit der BWLer verdient im Durchschnitt netto weniger als der Durchschnitt der Lehrkräfte.

  • Naja, naja! Der BWLer ist allerdings jemand, der nach abgeschlossenem Hochschulstudium potentiell ein richtig dickes Gehalt verdienen kann.


    Auf die Gefahr hin, dass die Diskussion abdriftet:
    Der Durchschnittsverdienst von Diplom-Betriebswirten mit Uni Abschluss liegt etwa zwischen 50 000 € und 55 000 € pro Jahr. Wenn man die Lohnnebenkosten abzieht, liegt der durchschnittliche BWLler noch deutlich unterhalb des durchschnittlichen Gymnasiallehrers.

  • Nun ja, Moebius interpretiert in meine Aussage eine gewisse Haltung hinein, ohne mich zu kennen ;)


    Richtig ist, dass ich sehenden Auges eine Fächerkombi studiert habe, die auch viele andere wählen. Hier habe ich schlichtweg das studiert, was mir am Herzen lag, denn ich bin mit Leib und Seele Lehrerin, aber warum sollte ich 40 Jahre lang Fächer unterrichten, die mir nicht liegen? Deutsch und Geschichte, das passt zu mir.


    Falsch ist, dass es keinen BEDARF an meinen Fächern in meiner Schulform gibt. Die Schulen, mit denen ich in der letzten Woche telefoniert habe, haben mir fast alle dasselbe gesagt: Sie könnten noch jemanden mit meiner Kombi brauchen, es wird nur keine weitere Stelle mehr bezahlt. Wenn man mich wirklich nicht brauchen würde, okay. Aber so...


    Und auch was das Gehalt angeht, habe ich diesen Beruf nicht gewählt, um reich zu werden ;) Ich weiß seit dem Studium, dass es mit Planstellen hier schlecht aussieht und war darauf eingestellt, erstmal mit Vertretungsvertrag zu arbeiten. Nur dass es nun nicht einmal das gibt, enttäuscht mich eben.


    Ich könnte prinzipiell durchaus in Erwägung ziehen, in die freie Wirtschaft zu wechseln. Ich kenne sogar welche, die das mit meiner Kombi gemacht haben. Aber das Problem ist: Mein Herz hängt an meinem Beruf. Ich bin tatsächlich noch jemand, dessen Traumberuf Lehrer ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich fühle mich wirklich im Stich gelassen von meinem Bundesland, in dem ich mir den Hintern aufgerissen habe, um so weit zu kommen.


    hallo Lenya,
    ich kann dir nur raten, solche persönlichen Befindlichkeiten hintanzustellen.
    Sie nützen nicht nur nichts, sie schaden nur.
    Und sinnfrei sind sie auch, denn nach mitmenschlichen Gesichtspunkten funktioniert Einstellungspraxis nicht.


    Du hast deine berufliche Laufbahn ja nicht aus altruistischen Gründen für dein Bundesland gestartet, sondern aus egoistischen Gründen, nämlich für dich selbst. Was ja wohl auch das Normalste der Welt ist ;)
    Und genauso hast du trotz deiner Massenkombi (kein nettes Wort, aber das ist D/Ge seit Ende der 70er Jahre!!) eine Zeitlang ohne 2. StEx arbeiten dürfen.
    Alles in allem eine Win-Win-Situation für dich und dein Bundesland.


    Schau lieber nach vorne und versuche Alternativen zu entwickeln. Ggf mit Hilfe der Berater bei der ArGe.


    Ich wünsche dir dabei viel Erfolg und weniger Verbitterung ;)

  • Ich muss ganz ehrlich sagen, ich fühle mich wirklich im Stich gelassen von meinem Bundesland, in dem ich mir den Hintern aufgerissen habe, um so weit zu kommen.


    Ich denke, deine Ausbildung hast du für dich gemacht, nicht für irgendein Bundesland. Natürlich in der Hoffnung, danach auch eine Arbeitsstelle zu bekommen, aber es geht allen so, die eine Ausbildung abgeschlossen haben, dass sie sich einen Job suchen müssen. Lehrer machen da keine Ausnahme. Jobsicherheit gibt es erst, wenn du einen unbefristeten Vertrag hast, oder verbeamtet wurdest. Auch das ist für alle anderen so.
    Es eine sehr besch****** Situation, auch sowas kenne ich. Ich bin aus der Industrie über Aufbaustudium und Referendariat in den Schuldienst gekommen und lebte zu der Zeit nicht mehr in einer Studentenbude... hatte also einen vollständigen Haushalt zu unterhalten. Ich war in Situationen, da mußte ich mir das Geld für eine Fahrkarte von Freunden borgen, damit ich zum Seminar fahren konnte. Zu dieser Zeit hatte ich ernsthaft darüber nachgedacht die Ausbildung abzubrechen.
    Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist, sich bei entsprechenden Schulen direkt zu bewerben. Habe ich nach dem Referendariat auch so gemacht (so richtig mit Bewerbungsmappe usw.). Das ist wohl recht gut angekommen und so (und sicher auch aufgrund meiner Fächerkombination) bin ich da gelandet, wo ich jetzt bin.

    Der Lehrerberuf ist von den monetären Verhältnissen eine ganz ganz miese Nummer, da sitzen wir alle in einem Boot.


    Von der ganz miesen Nummer läßt sich aber recht gut und sicher leben (gut meint hier nicht den goldenen Wasserhahn). Das, was ich als verbeamteter Lehrer bekomme muß man in der freien Wirtschaft auch erstmal verdienen und dort ist man dann oft genug mit dem Laden "verheiratet", für den man arbeitet. Ich habe sowas selbst erlebt, von permanenter Verfügbarkeit bis hin zu Kontrollanrufen am Abend oder Wochenende. Allerdings und das ist auch klar, ich hatte zu der Zeit deutlich mehr Einkommen als jetzt.
    Letztlich ist es eine Frage der Prioritäten, die man im eigenen Leben setzt. Und ein mittleres, aber dafür stabiles und sicheres Einkommen ist da (inzwischen zumindest für mich) nicht so ganz schlecht.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ich habe sowas selbst erlebt, von permanenter Verfügbarkeit bis hin zu Kontrollanrufen am Abend oder Wochenende. Allerdings und das ist auch klar, ich hatte zu der Zeit deutlich mehr Einkommen als jetzt.


    Letztlich ist es eine Frage der Prioritäten, die man im eigenen Leben setzt. Und ein mittleres, aber dafür stabiles und sicheres Einkommen ist da (inzwischen zumindest für mich) nicht so ganz schlecht.

    (Kontroll)anrufe am Abend oder Wochenende sind natürlich mies. So etwas hätte mich auch extrem gestört, denn Abend ist Feierabend und Wochenende ist Wochenende. Geschäftliche Dinge sollten am Morgen oder Nachmittag während der Arbeitszeit geklärt werden. (Weshalb ich natürlich als Lehrer auch Abends und am WE nicht für Eltern erreichbar bin usw.)


    Das Konzept "mittleres, stabiles, sicheres Einkommen" ist natürlich in Ordnung, keine Frage. Nur beinhaltet dieses Konzept eben auch, dass man nach einer Ausbildung (bei der man fast 2 Jahre an der Armutsgrenze lebt) auch übernommen wird und nicht dann ohne irgendwelche Ansprüche wie Arbeitslosengeld auf die Straße gesetzt wird. Das gehört einfach zu diesem Konzept dazu, immerhin verzichtet man ja auf "den goldenen Wasserhahn" wie Du es schreibst.
    Wenn ich eine Arbeitsplatzunsicherheit habe wie in einem vergleichbaren Wirtschaftsberuf (bei mir Diplom Physiker / Chemiker), daran gekoppelt aber geringeres Einkommen, macht dieser Beruf für mich persönlich keinen Sinn.
    Wird man direkt nach dem Ref verbeamtet, dann mag das Konzept Gehaltsverzicht (rechne auch einfach die Refzeit mit rein!) für stabiles, sicheres Einkommen aufgehen. Allerdings ist dies im Falle der TE eben nicht der Fall. Und da kann ich verstehen, dass man sich gehörig verarscht vorkommt!



    Und da sehe ich den Nachteil des Lehrerberufs. Der angesprochene BWLer kann sich direkt nach dem Studium ohne knappe 2 Jahre an der Armutsgrenze leben zu müssen (!) beruflich etablieren. Natürlich kann auch er nach dem Studium erstmal arbeitslos sein, aber wenn man das als Lehrer auch werden kann, wo liegt denn der Vorteil darin sich durchs Referendariat zu quälen, wenn man danach dort steht, wo der BWLer direkt nach dem Studium steht?
    Mir ist schon bewusst, dass es auch andere Berufe gibt, die nach dem Studium noch eine Art Ausbildung machen müssen. Ein Kommilitone, der in derselben Abteilung seine Diplomarbeit geschrieben hat, wo ich meine Zula geschrieben habe, macht zum Beispiel nach dem Studium eine Art Ausbildung zum Patentanwalt. Auch er muss wieder viel lernen, wird einem Patenantwalt aus Auszubildender an die Seite gestellt (und ist eben auch als fertig studierter Mensch wieder ein kleiner Auszubildender).
    Der Unterschied ist hier, dass Patentanwälte später durchaus regelmässig Gehälter von 5k Netto erreichen.
    Es ist in der Regel so, dass eine Zusatzqualifikation nach dem Studium in Form einer Ausbildung (Patentanwalt, Facharzt, Aktuar, Notar) zu einem wirklich hohem Gehaltszweig der entsprechenden Berufe führt. Bei Lehrer ist es hingegen so, dass diese Ausbildung erst den Zugang zum normalen Beruf ermöglicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Ich wundere mich über diese Anspruchshaltung. Wie viele Leute studieren und müssen danach erst mal hunderte Bewerbungen schreiben, unbezahlte Praktika machen etc. bis sie mal irgendwo einen Fuß in der Tür haben. Das Lehramtstudium geht doch nicht mit einer Einstellungsgarantie einher. So ist das nun mal! Als ich zu studieren begann, wurde vom Lehramt abgeraten (hab ich ja auch nicht gemacht), viele ausgebildete Lehrer haben sich sonstwie durchgeschlagen, einige sind irgendwann dann doch noch an der Schule gelandet, andere nie. Wie viele Leute müssen mit einem Job vorlieb nehmen, der alles andere als ihr Traumjob ist. Und sind noch froh, wenn irgendwie Geld reinkommt.


    Deshalb, Lenya, Friesin hat völlig recht, stelle deine Empfindlichkeiten hinten an und denke praktisch und nach vorn. Und hab ein bisschen Geduld. Irgendwann wird sich schon was finden.

  • Das Problem des Lehrerberufs ist doch, dass man sich nach 7 Jahren Ausbildung (Studium und Ref.) einem einzigen Arbeitgeber ausliefert (= dem Staat). Die paar Stellen bei Privatschulen und Schulbuchverlagen sind absolut eher zu vernachlässigen. Nachhilfeinstitute u.ä. sind für einen Akademiker auch keine echte Alternative, da kann ja auch jeder Abiturient oder Student anheuern. Insofern kann ich lenya schon verstehen.


    In fast allen anderen Berufen hat man dieses Problem nicht: Wenn der Chemiker keinen Job bei BASF findet, bewirbt er sich eben bei Bayer oder bei einem KMU oder bei... Der Jurist kann sich notfalls selbstständig machen (geschützt durch Rechtsberatungsmonopol und Gebührenordnung), wenn's als Richter oder Staatsanwalt nicht klappt. Der Arzt kann notfalls ins Ausland gehen, wo seine Qualifikation mit Kusshand anerkannt wird. Das kann der Lehrer alles nicht. Und in allen Berufen außerhalb des Lehramts ist und bleibt der Lehrer immer Quereinsteiger, d.h. 2. Wahl.


    Fakt ist: Der Lehrerarbeitsmarkt ist für den Arbeitnehmer (=Lehrer) aus diesen Gründen hoch problematisch. Auch, da wie wir alle wissen, nicht primär nach Bedarf, sondern nach "Kassenlage" der Finanzminister eingestellt wird. Wie war das noch mit "Die demographische Rendite bleibt im Schulsystem"? Ich würde vor dem Hintergrund von Eurokrise, die Deutschland noch viel Geld kosten wird, und "Schuldenbremse" in den Landesverfassungen aktuell niemandem empfehlen, auf Lehramt zu studieren. Lieber etwas mit mehr Möglichkeiten studieren, vor allem etwas, mit dem man auch im Ausland problemlos(!) und nicht über zig Anerkennungs-/Nachqualifikationsverfahren arbeiten kann. Wenn man unbedingt in den Schuldienst will, kann man es ja immer noch als Quereinsteiger versuchen: Wenn wirklich Lehrer gesucht werden sollten, hat man gar nicht einmal so schlechte Chancen (= der berühmte "Schweinezyklus": Entweder werden sehr wenige oder fast alle Bewerber als Lehrer eingestellt). Wer natürlich unbedingt Germanistik o.ä. machen will, für den bleibt oft nur die Schule als einziger Arbeitgeber übrig. Aber das sollte man sich sowieso überlegen, wer will schon nur am Schreibtisch sitzen und Klassenarbeiten korrigieren...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    3 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Nur beinhaltet dieses Konzept eben auch, dass man nach einer Ausbildung (bei der man fast 2 Jahre an der Armutsgrenze lebt) auch übernommen wird und nicht dann ohne irgendwelche Ansprüche wie Arbeitslosengeld auf die Straße gesetzt wird.


    Naja... das Referendariat gehört zur Lehrerausbildung dazu und ist deshalb m.E. nicht "nach einer Ausbildung".


    Lieber etwas mit mehr Möglichkeiten studieren, vor allem etwas, mit dem man auch im Ausland problemlos(!) und nicht über zig Anerkennungs-/Nachqualifikationsverfahren arbeiten kann. Wenn man unbedingt in den Schuldienst will, kann man es ja immer noch als Quereinsteiger versuchen: Wenn wirklich Lehrer gesucht werden sollten, hat man gar nicht einmal so schlechte Chancen (= der berühmte "Schweinezyklus": Entweder werden sehr wenige oder fast alle Bewerber als Lehrer eingestellt).


    Volle Zustimmung! Mit brotloser Kunst (ich weiß, ich bin jetzt böse) ist da niemandem geholfen. Ich halte es für sehr sinnvoll, Fächer zu studieren mit denen man auch in der Industrie sein Geld verdienen könnte.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Naja... das Referendariat gehört zur Lehrerausbildung dazu und ist deshalb m.E. nicht "nach einer Ausbildung".

    Der Witz am Referendariat ist ja, dass man wie ein Auszubildender bezahlt (und oftmals so behandelt wird), aber nicht dieselben Vorteile einer Ausbildung hat. Sprich man hat keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, man darf nicht mal die vergünstigten Karten für die öffentlichen Verkehrsmittel erwerben, die normale Auszubildende bekommen.

    • Offizieller Beitrag

    @Silicium: ich hatte bisher immer angenommen dass die Vergütung im Referendariat bei derzeit etwa 1100 - 1200 € läge. Wurde sie auf 500 - 800 € zusammengestrichen? Oder wie kommst du darauf, dass man wie ein Auszubildender bezahlt wird?


    Als Referendar verdienst du nach ein paar Jahren Studium für die Zeit deiner schulischen Ausbildung erst einmal das Gleiche, was andere Leute nach 3 Jahren Ausbildung schlimmstenfalls als Gehalt beziehen. Allerdings nur vorübergehend.
    Die Sache mit der Arbeitslosenunterstützung ist aber wirklich nicht nachzuvollziehen.


    Kl. Gr. Frosch

  • @Silicium: ich hatte bisher immer angenommen dass die Vergütung im Referendariat bei derzeit etwa 1100 - 1200 € läge. Wurde sie auf 500 - 800 € zusammengestrichen? Oder wie kommst du darauf, dass man wie ein Auszubildender bezahlt wird?


    Redet ihr von Brutto oder netto?
    HIer sind es ca. 1000 Euro Brutto, wenn man keine Kinder hat und unverheiratet ist. DAs ist deutlich weniger als ich jetzt mit meinem PKB Vertrag bekomme bzw. bekommen würde, wenn ich Vollzeit arbeiten würde. Hinterhger bekomme ich dann aber auch nicht mehr, sondern das, was ich jetzt auch bekomme.

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