Frontaluntericht=Erfolg (vor allem für die Schwächeren)

    • Offizieller Beitrag

    Ach Meike - die Uni ist in meiner Klasse wirklich meine geringste Sorge. :autsch: :teufel:

    Du darfst gerne aus der Sicht des Arbeitens mit deiner Klasse argumentieren. Ich arbeite nunmal an einer gymnasialen Oberstufe und du nimmst es mir hoffentlich nicht übel, wenn ich das (Über)leben in/an der Uni durchaus relevant finde. Für 95% aller unserer Schüler ist es das nunmal. Inwiefern deine Sicht dann einen smiley rechtfertigt, der den Kopf gegen die Wand haut... nunja.

  • Interpretiere das Smiley mal als "Oh Gott, davon sind wir unendlich weit entfernt"!



    Zitat

    ich habe das gefühl, dass sich einige kollegInnen auf den schlips getreten fühlen, sobald ihr althergebrachter und seit jahrzehnten (evt. durchaus erfolgreich) praktizierter frontal- oder lehrgangsunterricht infrage gestellt wird.


    Das muss nicht so sein - soo neu ist das nun auch nicht, das war durchaus schon Thema in meiner Ausbildung und ich habe schon wesentlich stärkere Klassen gehabt, in denen man auch viel verwirklichen konnte.


    Was mich jetzt eher verstört ist, dass ich - für mich - den Eindruck habe - das unsere Schülerklientel da nicht mehr passt und für die Umstände, die wir haben, die Pädagogik nicht so viele praktisch verwertbare Antworten gibt.

  • Zitat Sofie :

    Zitat

    selbstständiges denken und arbeiten zu fördern ist - neben der vermittlung von kulturtechniken und allgemeinbildung - aufgabe der schule. diese kompetenz

    Und da hat das traditionelle Schulsystem mit den konservativen Methoden das Bestmögliche geleistet !


    Und ich behaupte auch mal, dass die wenigsten Menschen intelligenzmäßig so ausgestattet sind, dass sie (wirklich) selbständig denken können. Daran ändern auch die hoffnungslos überschätzten pseudomodernen Unterrichtsmethoden nichts.


    In der Pädagogik sollte man endlich von der Illusion Abschied nehmen, dass selbständiges Denken und Mündigwerden für jedermann erreichbar sei, genauso wenig wie das Erreichen des Abiturs. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • So, habe noch mal ein bisschen drüber nachgedacht.


    Überschrift war ja sinngemäß "Frontalunterricht hilft den schwachen Schülern" - und unter schwachen Schülern würde ich jetzt nicht unbedingt den Gymnasiasten sehen, der besser auf der Realschule wäre sondern wirklich die Kinder, die Probleme mit dem Lernen haben. Ganz massiv fällt mir im Moment die ADHS-Problematik auf - zum zweiten Mal habe ich eine Klasse mit diagnostiziert 50% betroffenen Kindern, gefühlt 75%.


    Und was lese ich, wenn ich einige Minuten Dr. Google befrage:



    Zitat


    Das Lernumfeld des ADHS-Kindes:


    • Immer in der Nähe des Lehrers sitzend (vorne an der Tafel)
    • Neben einem ruhigen Mitschüler / Mitschülerin (Stichwort: positives Modell)
    • U.U. auch alleine Sitzend als Hilfe (Ablenkungsgefahr minimieren)
    • Nicht direkt neben dem Fenster sitzen lassen
    • Möglichst kein Sitzplatzwechsel während des Schuljahres
    • Darauf achten, das beim ADHS-Kind nur die Arbeitsmaterialien auf dem Tisch liegen, die auch benötigt werden
    • Stillarbeit (Kurzzeit; später längere Stillarbeiten)


    1 ist undurchführbar, 2-4 in Kombination logistische Feinarbeit und 7 hört sich jetzt verdammt nach ziemlich lehrerzentriert an - jedenfalls nicht nach offener Unterrichtsform.



    Zitat

    Unterrichtstruktur

    • Ein ADHS-Kind braucht eine möglichst feste Unterrichts-Struktur, z.B. viele konkrete Anweisungen und eine Überprüfung ihrer Einhaltung und immer wieder Hilfestellungen.
    • Platzieren Sie das ADHS Kind in der Klasse so, dass Sie ständigen Kontakt zu ihm herstellen und seine Aufmerksamkeit wiederholt auf Wichtiges lenken können (möglichst nonverbal und ohne dass es zur Bloßstellung vor dem Rest der Klasse kommt)
    • Versuchen Sie dem Kind die Hausaufgaben am Anfang der Stunde, wenn es noch aufnahmebereit ist, zu sagen und tragen sie sie evtl. direkt ins Aufgabenheft ein.
    • Hilfreich ist es oft, Verträge für Kleinigkeiten abzuschließen (Immer, wenn Du am Anfang der Mathestunde Deine Mathesachen genauso schnell bereit legst wie die anderen, bekommst Du einen Punkt!) und ihre Einhaltung zu überwachen. Punkte können dann in Belohungen eingetauscht werden.
    • Nehmen Sie "Explosionen" des Kindes nicht persönlich, gehen sie zunächst zur Tagesordnung über und besprechen sie die Situation erst, wenn das Kind sich wieder beruhigt hat. Bei sehr großer Erregung (Wutausbrüchen) das Kind evtl. kurz aus der Klasse herausnehmen.


    Punkt 1 und 2: Sag ich doch!

  • Zitat

    unter schwachen Schülern würde ich jetzt nicht unbedingt den Gymnasiasten sehen, der besser auf der Realschule wäre


    Wenigstens in den Studien, die hier bisher erwähnt wurden, geht es allerdings (auch) um genau solche Schüler. Es geht um normale Schüler, die nicht zur Leistungsspitze gehören bzw. einfach keinen familiären Hintergrund haben, der schulische Probleme auffängt.

  • Zitat

    Okaay - dann halte ich mich jetzt raus


    Ach was, Unsinn. Das wollte ich gar nicht nahelegen. Ich wollte den Blick auf die ADHS-Kinder auch überhaupt nicht kritisieren, er ist imho interessant und aufschlussreich. Er legt allerdings die Reaktion nahe zu sagen, "Frontalunterricht machen wir bei ADHS und sonst ist alles Offene spitze". Das aber ist eben zweifelhaft.

  • liebe(r) unter uns, ich zitiere und kommentiere jetzt mal nicht jeden kommentierten Kommentar von mir.
    Was mich ehrlich gesagt wundert, ist, dass viele eurer Behauptungen komplett dem widersprechen, was ich im Referendariat lernen. Das würde ja bedeuten, dass alle Studien, die der Referendariatsausbildung zugrunde liegen, falsch (interpretiert?) sind... Hm...

  • Und ich behaupte auch mal, dass die wenigsten Menschen intelligenzmäßig so ausgestattet sind, dass sie (wirklich) selbständig denken können.
    In der Pädagogik sollte man endlich von der Illusion Abschied nehmen, dass selbständiges Denken und Mündigwerden für jedermann erreichbar sei, genauso wenig wie das Erreichen des Abiturs. 8_o_)

    Und deswegen sollte man "es" (= das selbstständige Denken) am besten gar nicht mehr trainieren, da es eh hoffnungslos ist?? :autsch:
    Und was heißt den "(wirklich) selbständig denken"? Gehörst du denn zu den ganz ganz WEnigen?! :)

  • Wenn ich jetzt doch noch darf - meine Sicht:


    Doch, natürlich soll man "es" trainieren - aber mit Blick auf Schüler und Lernziel und nicht Methoden um der Methoden willen einsetzen und nur, weil der Vormittag unblutig verlaufen ist, sich für innovativ und erfolgreich halten. :)

  • Was mich ehrlich gesagt wundert, ist, dass viele eurer Behauptungen komplett dem widersprechen, was ich im Referendariat lernen. Das würde ja bedeuten, dass alle Studien, die der Referendariatsausbildung zugrunde liegen, falsch (interpretiert?) sind... Hm...


    Es ist einer der – insgeheim natürlich bekannten – Skandale der Lehramtsausbildung, dass sie sozusagen völlig abgekoppelt von den Ergebnissen der empirischen Bildungsforschung "funktioniert". Zugegebenermaßen müssen diese Ergebnisse ja auch noch interpretiert werden, was ja mitunter nicht ganz einfach ist. (Was hat man nicht alles interessengeleitet aus der PISA-Studie herausgeholt.) Schaut man sich etwa die wirksamen Faktoren an, die in der Hattie-Studie ermittelt wurden, so fällt auf, dass die 'Spitzenreiter' in der Lehrerausbildung kaum ein Thema sind und auch in der pädagogischen Diskussion – auch hier im Forum natürlich – mit Tabus besetzt sind. Hier eine Interpretation der Ergebnisse, die ganz gut überschaubar ist: http://www.learningandteaching.info/teaching/what_works.htm


    Die wirksamsten Faktoren:


    Zitat
    • Feedback
    • Students' prior cognitive ability
    • Instructional quality
    • Direct instruction
    • Remediation/feedback
    • Students' disposition to learn


    In meiner Referendarsausbildung habe ich – zumindest im Hauptseminar – eher gelernt, dass erfolgreiches Lernen auf Lernarrangements zurückgeht (idealerweise natürlich "offen") und dass man mit diesen Arrangements im Prinzip jeden erreichen kann. Dass "cognitive abilities" diese Bemühungen natürlich eingrenzen, wurde allenfalls am Rande mal erwähnt. Diese eigentlich selbstverständliche Trivialität gilt ja auch als pädagogisches NoGo. Auch die "disposition to learn" des Schülers wurde eher als Randfaktor wahrgenommen und – wenn's nicht klappt – tendenziell dem Lehrer angelastet, der es eben nicht verstanden hat zu motivieren. Die einzige Sozialform, die überhaupt in den wichtigsten Faktoren auftaucht, ist "direct instruction", offene Formen finden sich eher unter den weniger wirksamen Faktoren, was bedeutet, dass sie zwar auch natürlich Wirksamkeit entfalten, aber dafür einiges voraussetzen (etwa eine hohe "disposition to learn").


    Dass derlei in Lehrerzimmern oder Seminaren nicht mal diskutiert wird, hat vermutlich mit der grundsätzlich ideologischen "Brille" zu tun, die man hierzulande aufsetzt, wenn man über Bildung diskutiert.


    Nebenbei: Was die Studierfähigkeit angeht, so wundere ich mich. Weder in meinem eigenen Studium noch in universitären Lehrveranstaltungen, die ich später erlebt und auch selbst abgehalten habe, waren Selbstständigkeit und offene Arbeitsformen gefragt. Im Gegenteil: In nicht unerheblichem Maße bedeutet m. E. Studierfähigkeit, sich zum Teil sehr schlecht strukturierte Vorträge von erheblicher Länge (vulgo: Vorlesungen) anhören zu können und dabei die relevanten Informationen zu filtern. Auch in Übungen geht es – nach der Bachelorisierung umso mehr – eher darum, sich in sehr starre Formen einfügen zu können, allenfalls am Rande kommen da Kreativität und hohe Selbstständigkeit ins Spiel. (Das hat schon damit zu tun, dass im Zuge der Umstellung auf Bachelor-Master die Hausarbeit zunehmend durch Klausuren etc. verdrängt wurde, weil diese sich leichter und schneller korrigieren lassen und prima outgesourct werden können.)

  • Zitat Sofie :

    Zitat

    Und was heißt den "(wirklich) selbständig denken"? Gehörst du denn zu den ganz ganz WEnigen?!

    Nein !

    Zitat

    Was mich ehrlich gesagt wundert, ist, dass viele eurer Behauptungen komplett dem widersprechen, was ich im Referendariat lernen. Das würde ja bedeuten, dass alle Studien, die der Referendariatsausbildung zugrunde liegen, falsch (interpretiert?) sind... Hm...

    Ja ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat

    dass viele eurer Behauptungen komplett dem widersprechen, was ich im Referendariat lernen.


    Natürlich ist das erstaunlich. Dafür gibt es aber eine Reihe von Gründen. Philosophus hat den vielleicht wichtigsten schon genannt. Hinzu kommt natürlich, dass Lehrer überwiegend bestimmten sozialen Schichten entstammen und deshalb bestimmte Wertvorstellungen haben - und wenn sie eigene Kinder haben gehen sie z. T. sicher auch von dem aus, was sie sich für diese Kinder wünschen/was diese Kinder (vermeintlich) können. Die Bedingungen einer schriftaffinen Sozialisation mit (potentiell) viel familiärer Unterstützung werden dann rasch verallgemeinert und ideologisch besetzt.


    Im Übrigen sollte man imho natürlich mit offenen Szenarien vertraut sein und sie einsetzen können - und im Ref geht es auch gar nicht anders. Ich hatte gestern z. B. zwei Stunden in einer fünften Klasse mit Stationenarbeit, es war wundervoll, ich war entspannt, die Kinder happy (sie konnten zwischendurch, anstatt zu arbeiten, auch über den Maya-Weltuntergang reden). Das ändert aber nichts daran, dass man die Effizienz solcher Stunden nicht überschätzen darf und vieles hier auch einfach unverstanden bleibt, schlecht gelöst wird etc.


    Es gilt vermutlich generell, dass die Bedeutung vieler pädagogischer Fragen falsch gewichtet wird. Das jedenfalls sagt eben u. a. die Hattie-Studie. Z. B. werden Schulstrukturfragen (welches Schulsystem) in ihrer Bedeutung gegenüber Unterrichtsqualitätsfragen viel zu hoch gewertet und nehmen unverhältnismäßig viel Raum ein.


    Wenn ich an meine Schule gucke, soll jetzt die Unterichtsqualität verbessert werden. Dazu werden in allen möglichen unsinnigen Sitzungen viele komplizierte und ineffiziente Modelle entworfen. Und wenn wir fremdevaluiert werden, sitzt jemand mit Uhr drin und misst die Länge der Gruppenarbeitsphasen. Dabei wäre eine echte und breite Verbesserung der Unterrichtsqualität vermutlich sehr billig und leicht zu haben: Man müsste einfach alle Kollegen verpflichten, sich pro Jahr zweimal von jeder Klasse anonymes Feedback geben zu lassen. Dies würde wahrscheinlich mehr für guten Untericht tun als Smartboards, pädagogische Tage etc. pp. Aber das ist (1.) nicht bei uns durchsetzbar (ich mache es ja nicht mal selbst). Und (2.) kommt noch nicht einmal jemand drauf, dass das eine Option sein könnte. Dabei ist empirisch auch bekannt, dass Schüler in der Breite die Qualität ihres eigenen Unterrichts recht gut beurteilen können.


    PS: Da die Hattie-Studie zurzeit auch hier soviel bemüht wird: Eine gute Zusammenfassung mit kritischen Anmerkungen und Einordnung bietet in deutscher (!) Sprache: Ewald Terhart: Hat John Hattie tatsächlich den Heiligen Gral der Schul- und Unterrichtsforschung gefunden? Eine Auseinandersetzung mit Visible Learning. In: Edwin Keiner et. al. (Hg.): Metamorphosen der Bildung. Historie – Empirie – Theorie. Bad Heilbrunn 2011, S. 277-292.


  • Und wenn wir fremdevaluiert werden, sitzt jemand mit Uhr drin und misst die Länge der Gruppenarbeitsphasen.


    Wenn dann daraus gefolgert wird, dass ein Unterricht gut ist, je länger die Gruppenarbeitsphase ist, dann wäre das allerdings skandalös. Hier wird Unterricht offensichtlich dann als gut bewertet, wenn der Prozess bestimmten Kriterien entsprechend gestaltet wird. Unterricht kann man aber auch seinem Ergebnis bewerten, als dem, was dabei rumkommt. Ich finde Andreas Helmkes Buch 'Unterrichtsqualität' als aktuell eines der besten, verständlichsten und auch realistischstem in seiner Sichtweise auf Bedingungs- und Gelingensfaktoren für erfolgreichen Unterricht. Auch sind die darin enthaltenen Aussagen sehr viel differenzierter, als sie z.B. in der Presse dargestellt werden. Letzlich geht es darum, die potentiellen Wirkungen der eigenen Handlungen zu kennen und gezielt umszusetzen.


    Gruß

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wenn dann daraus gefolgert wird, dass ein Unterricht gut ist, je länger die Gruppenarbeitsphase ist, dann wäre das allerdings skandalös.


    Zumindest bei der QA in NRW ist dies so. Daher braucht man die QA auch nicht wirklich ... ernst nehmen.


    kl. gr. frosch

    • Offizieller Beitrag

    Schlecht geleitete Gruppenarbeiten sind genauso schädlich wie schlechter Frontalunterricht oder ale anderen schlecht gemachten Unterrichtsformen. Und das kommt bei der Studie ja offensichtlich auch heraus - es hängt maßgeblich am Pädagogen, ob oder ob nicht eine Unterrichtsform effizient ist.

    Zitat

    Bei einem durchschnittlich begabten Pädagogen hat die Abkehr vom Frontalunterricht deutlich negative Effekte.“

    Und bei den guten...? Außerdem scheint die Studie herauszustellen, dass es auf die Art der Lehrerpräsenz ankommt - und die fehlt bei einigen wenigen (?) ja auch im Frontalunterricht ;) - hingegen kann sie auch bei kooperativen Lernformen ganz maßgeblich positiven Einfluss auf das Ergebnis haben (ich habe zB schon immer geglaubt/gewusst, dass bei schlecht vorbereiteten kooperativen Abeiten, bei denen man nicht sehr präsent ist, sondern Zeitung liest, wie so mancher DidaktikGuru es forderte, oft Stuss herauskommt) - es ist eben immer eine Frage von gut gemacht oder schlecht gemacht. Halt wie beim Kochen... ob Umluft oder Gasbackofen: wenn man nicht kochen kann, wird der Kuchen nix. Um wenn man's kann, ist auch die Backform eher oder mindestens einigermaßen egal.


    So - what's new?


    Das ist übrigens analog zu dem, was ich (auch schon immer) über Schule sage: drei- ein- oder siebzehngliedrig - wurscht. Denn

    Zitat

    Ich glaube, eine gut ausgestattete Schule mit gut bezahltem Personal und breitem internen und externen Unterstützungsnetzwerk, solidem Budget, pädagogisch und organisatorisch gut geschulter Leitung, flachen Hierarchien, demokratischen Strukturen und 110-115% Personaldecke ist eine gute Schule oder kann eine werden, und zwar egal in welchem Gesamtsystem oder welcher Schulform. Alle Billiglösungen aller Regierungen unter allen pädagogischen Billigtiteln misstraue ich. Davon hatten wir schon so viele, dass mittlerweile empirisch nachgewisen ist, dass man guter Bildung halt gutes Geld nachwerfen muss, sonst wird das nix.

  • Fundstück aus einem Kommentar zu dem Artikel! ;)



    Zitat

    Als ich zur Schule ging, mussten wir
    uns immer mit den modernen Methoden der Referendare herumplagen. Diese hatten keine Wahl und zur Prüfung haben wir das perfekte Szenario der Gruppenarbeit geschaffen, um der Person eine gute Note zu verschaffen. Schüler können auch nett sein ;)
    In Wirklichkeit ist es aber ein Grauen: Die Themen sind das gestrige Fernsehprogramm, das neuste Spiel, die neusten Ereignisse in der Welt und im sozialen Umfeld. Keiner hat darauf Lust. Ich habe es nur selten gut gehen sehen und das funktionierte nur mit einer ständigen Kontrolle durch den Lehrer, die auch nicht gerade angenehm war.

  • Wenn ich die Studie richtig verstehe, dann ist es nicht so, dass herausgekommen ist, dass bei schlechten Pädagogen sowohl Gruppenarbeit wie Frontalunterricht nicht laufen, bei guten aber – im Prinzip – beides. Vielmehr ist es doch so, dass "direct instruction" eine vergleichsweise hohe Wirksamkeit aufweist, d. h. es funktioniert bei relativ vielen Kollegen in relativ unterschiedlichen Lerngruppen. Bei anderen Formen ist die Wirksamkeit vergleichsweise niedrig, d. h. sie sind stärker abhängig von den Rahmenbedingungen (Lernbereitschaft der Schüler, kognitive Voraussetzungen).


    Für mich heißt das, wenn ich das richtig verstehe: Aus einem strukturierten Lehrervortrag können lernstarke und lernschwache Schüler mit großer Sicherheit etwas mitnehmen, bei eher offenen Formen gilt das für die Lernstarken vermutlich in gleicher Weise, für die Lernschwachen ist die offene Form aber ggf. eine zusätzliche Hürde. Das deckt sich ja auch mit den Ausführungen von tina40.


    "What's new?" Neu wäre es, wenn diese eigentlich trivialen Erkenntnisse auch mal flächendeckend zur Kenntnis genommen würden. In den Publikationen der GEW NRW z. B. werden uns kooperative Arbeitsformen regelmäßig als der pädagogische Gral verkauft. Von Einsicht in empirische Bildungsforschung oder gar nur schlichter Kenntnisnahme ist nichts zu sehen.

  • Ich weiß nicht, wie man aus diesem Zitat


    Zitat

    Zitat Bei einem durchschnittlich begabten Pädagogen hat die Abkehr vom Frontalunterricht deutlich negative Effekte.“


    dieses ableiten kann:


    Zitat

    es ist eben immer eine Frage von gut gemacht oder schlecht gemacht.


    Das ist ungefähr auf einem Niveau mit "manche Raucher werden neunzig, weshalb sollte ich also nicht rauchen?" oder "guns dont kill people, people do". Es geht aber nicht nur um "gut gemacht"/"schlecht gemacht" oder "kann kochen"/"kann nicht kochen", sondern (wie überall im Leben) um unterschiedlich ausgeprägtes Können und seinem Zusammenhang mit Erfolgswahrscheinlichkeiten.


    Neben den von Philosophus erwähnten Aspekten.

    • Offizieller Beitrag

    Aber natürlich geht es ums Können. In allen Lernformen. Und ich erkenne immer noch nicht so wirklich, wo da die Neuigkeiten sind.


    Mal davon ab, dass es äußerst interessant ist, wie und ob das mit neurobiologischen Erkenntnissen - zB dem Entstehen von neuronalen Netzen durch Aktivität - etc zusammen geht und ob neben dem reinen Faktenwissen auch Kompetenzen eine Rolle spielen dürfen/sollen - wurde das berücksichtigt? Ist das relevant? Ich finde den Artikel über die Studie da nicht wirklich ausreichend, die Erkenntnisse, die abgebildet wurden, nicht nennenswert erhellend. Vielleicht mach ich mich mal irgendwann auf die Suche nach dem Original, wenn es das online gibt. Ob oder ob nicht es da was für mich als Fremdsprachenlehrerin einer Oberstufe zu lernen gibt, werde ich dann sehen - rein frontal geführter Sprachunterricht ist ja nun (hoffentlich) grundsätzlich einsichtigerweise unsinnig. Bisher erkenne ich da wenig Erhellendes drin.

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