Stilmittel Synästhesie

  • "bevor sie über den Rand in die schwarze Tiefe sprangen"


    Ist "schwarze Tiefe" eine Synästhesie oder Metapher oder beides nicht, stehe gerade auf dem Schlauch.

    • Offizieller Beitrag

    eine Metapher (Bild) ist es nicht.
    Nach folgender Erklärung


    Synästhesie
    [i]{gr. synaisthesis „das Zugleichempfinden“}
    Beispiel:

    „schreiendes Rot“, „heiße Musik“; „Die Brillengläser waren so dick, daß die Augen ganz leise aussahen.“ (Wolfgang Borchert, „An diesem Dienstag“); „Golden weh’n die Töne nieder“ (Clemens Wenzeslaus Brentano, „Abendliedständchen“) Erklärung:

    Verschmelzung verschiedener Sinnesbereiche [Geruchs-, Gesichts-, Gehör- und Tastsinn] zur Steigerung der Aussage.


    wäre es eine Syästhesie. Wobei die Tiefe ja auch, je nach Zusammenhang, tatsächlich schwarz sein kann.....

  • ja, es ist tatsächlich Nacht und er springt von einem Schiff ins Meer
    deshalb bin ich so unsicher, aber eigentlich hat Tiefe keine Farbe???

  • Mein erster Gedanke war eher: Pleonasmus. Aber sicher ist das auch nicht richtig. Ich kam darauf, weil wir in der "lyrischen Sprache" ja Tiefe schon zwangsläufig mit Dunkelheit assoziieren, oder?
    Bin mir allerdings gerade nicht sicher, ob es nicht auch einen Begriff dafür gibt. (Also für die feste Assoziation eines Begriffes mit einem anderen..).

  • Das "schwarz" in der "schwarzen Tiefe" könnte ein Epitheton sein, d.h. eine Ergänzung, die zwar eine Färbung bietet, aber eigentlich zum Begriffsverständnis nicht notwendig ist. Passend wäre auch die Hypallage, d.h. ein Adjektiv, das eigentlich nicht zum Bezugswort passt. Ich finde, das zweite trifft es ziemlich gut.


    Nele


    P.S. Viel wichtiger, als ein passendes griechisches Fremdwort zu finden, ist meiner Meinung nach, dass der Schüler die Wirkung der Färbung von "Tiefe" durch das Adjektiv "schwarz" in klaren Worten beschreiben kann. Da setzt doch das Verständnis literarischer Figuren an.

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  • Vielen Dank für eure Antworten.
    Jedenfalls beruhigt mich, dass es nichts gängiges ist, was doch jeder wissen müsste. :)

  • Das "schwarz" in der "schwarzen Tiefe" könnte ein Epitheton sein, d.h. eine Ergänzung, die zwar eine Färbung bietet, aber eigentlich zum Begriffsverständnis nicht notwendig ist. Passend wäre auch die Hypallage, d.h. ein Adjektiv, das eigentlich nicht zum Bezugswort passt. Ich finde, das zweite trifft es ziemlich gut.


    Da würde ich jetzt aber eher mit deinem ersten Vorschlag gehen. Mag daran liegen, dass ich mich noch an den Begriff "Epitheton ornans" aus der Einführung Lit.wiss. erinnern kann. Aber ich finde, dass es den Sachverhalt eher trifft.



    P.S. Viel wichtiger, als ein passendes griechisches Fremdwort zu finden, ist meiner Meinung nach, dass der Schüler die Wirkung der Färbung von "Tiefe" durch das Adjektiv "schwarz" in klaren Worten beschreiben kann. Da setzt doch das Verständnis literarischer Figuren an.


    Volle Zustimmung. Zwar denke ich schon, dass es einen Grundstock Begrifflichkeiten gibt, den man, sozusagen als gemeinsame Basis in der gemeinsamen Auseinandersetzung, beherrschen sollte, aber letzteres ist natürlich schwergewichtiger. Dennoch gehören eben auch gewisse Fachbegriffe dazu. Kann ja auch fruchtbar für die Auseinandersetzung sein - als Gedankenstütze sozusagen.

  • Pleonasmus (das wäre eher die "schwarze Dunkelheit") oder Synästhesie ist es auf keinen Fall.


    Ich persönlich finde es auch nicht so wichtig, das passende Fremdwort zu finden, sondern eher diesen Ausdruck zu deuten. Ist er bildlich / uneigentlich oder wörtlich zu verstehen? Da Tiefen oder Höhen keine Farben im eigentlichen Sinne haben, ist schwarz als bildlicher Ausdruck zu deuten, der für das Unbekannte, die Angst o.ä. stehen könnte. Das hängt dann wiederum vom Kontext ab.


    Darüber hinaus besteht auch die Möglichkei, dass sie gar nicht tatsächlich springt, sondern der gesamte Satz bildlich zu verstehen ist.

  • Zitat

    es ist tatsächlich Nacht und er springt von einem Schiff ins Meer


    Wonach sucht ihr? Wenn der Sachverhalt so ist, wie er hier beschrieben wird, liegt überhaupt kein Stilmitteln vor, das man benennen müsste.


    X springt in die Tiefe. Die Tiefe ist (aus seiner Sicht) schwarz.


    Zitat

    Da Tiefen oder Höhen keine Farben im eigentlichen Sinne haben, ist schwarz als bildlicher Ausdruck zu deuten


    Selbstverständlich haben Tiefen oder Höhen in bestimmten Situationen und von bestimmten Standpunkten aus Farben.

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