Warum Förderschullehrer werden?

  • Hallo,


    ich habe von einer Fortbildung gehört, bei der man sich als gewöhnliche Grundschullehrerin zur Förderschullehrerin ausbilden lassen kann. Stichwort: Inklusion.


    Ich finde das sehr spannend, überlege aber auch, welche Nachteile es hat, als Förderlehrerin in der Grundschule zu arbeiten. Was daran ist schön? Was nervt daran? Welche Aufgaben kommen auf einen zu?


    Freue mich auf eure Beiträge!

  • Hallo,


    diese Fortbildung gibt es auch für den Sek 1 Bereich und ich schreibe dir mal auf, welche Vor- bzw. Nachteile mir einfallen:


    Vorteile:


    Du bekommst nach bestandener Prüfung A13 - also viel mehr Geld als jetzt.
    Du wirst wahrscheinlich danach im GU arbeiten und bist somit immer Teil eines Teams.
    Als Förderschullehrer im GU hast du mehr Zeit für einzelne Kinder, da du ja bestimmte Kinder betreust und nicht mehr den ganzen Unterricht vorbereiten musst, sondern individuell für "deine" Schützlinge.
    Du hast u. U. weniger Verantwortung. Im GU bist du für die Förderung der Kinder verantwortlich, nicht aber für all die Dinge, die du jetzt machst (Unterricht für 30 Schüler vorbereiten, Orga, Klassenfahrt, 30 Klassenarbeiten pro Klasse korrigieren etc.).


    Nachteile:
    Du kannst evtl. an eine andere Schule versetzt werden - oder auch an mehrere Schulen.
    Deine Aufgaben verändern sich und du bist u. U. im GU nicht mehr "Klassen- oder Fachlehrerin", sondern eben die "Zweitkraft" oder Teil eines Teams - ist nicht jedermanns Sache.
    Nach 1.5 Jahren wirst du nicht so ausgebildet sein, dass du genau weiß, wie du ein SQ oder LB-Kind opitmal fördern kannst - evtl. ist das frustrierend?



    Das sind meine Gedanken, korriegiert mich, wenn ich falsch liege.

  • Hallo,
    mehr Gehalt ja, aber ob man in der aktuellen Version der Inklusion damit als Lehrer glücklich wird? Ich kann es (noch) nicht beurteilen, aber als angehende Sonderpädagogin hat mich das Inklusionstagebuch von rotherstein ziemlich desillusioniert (findest du hier Inklusionstagebuch). :daumenrunter:

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Durch eine Fortbildung kann man Sonderschullehrerin werden!?
    Wir sind schon blöd, dass wir ein ganzes Studium + Ref. dafür brauchen. O tempora ... :|


    Hättest du eben nach NRW gemusst - oder etwas früher in Ba-Wü studiert haben... Sonderpädagogik konnte man in Ba-Wü vor (vielen) Jahren als Aufbaustudium auf das GHS-Studium draufsatteln. Der lockere Weg war das aber auch nicht. 7Sem GHS plus 4 Sem Aufbau plus zweimal Prüfung plus zweimal Zula... plus (evtl. zweimal) Ref, falls man das nicht direkt im Anschluss ans GHS_Studium gemacht hat.
    Nur kein Neid...

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Aufbaustudenten mit erstem oder zweiten Examen in GHS gibt es immer noch genug.
    Das ist aber ein Hochschulstudium (!) von vier Semestern inklusive Praktika, diag. Gutachten (zweite Zula ist neuerdings nicht mehr nötig) und all den anderen Studien- und Prüfungsleistungen, die wir regulären Studenten im Hauptstudium auch ableisten müssen.


    Eine "Fortbildung" klingt da doch etwas anders. Oder in welchem Rahmen findet diese statt, in welchem Umfang, mit welchen Inhalten und welchen Prüfungen? Hat vielleicht jemand einen Link dazu?

  • Aufbaustudenten mit erstem oder zweiten Examen in GHS gibt es immer noch genug.


    Das dürften nur noch wenige Exoten sein - meines Wissens wurde das Aufbaustudium in Ba-Wü abgeschafft und SoPäd kann nur noch grundständig studiert werden.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich kenne welche, die sich dieses, letztes, vorletztes Semester dafür eingeschrieben haben. Analog zur neuen Studien- und Prüfungsordnung 2011 für die Grundständigen wurde eine solche neue SPO auch für Aufbaustudierende erarbeitet.

  • Von dieser Möglichkeit habe ich hier schon an anderer Stelle berichtet. Hier gibt es Näheres:


    http://www.tresselt.de/download/PaedEinf.pdf


    Eine Kollegin von mir wird diese "Fortbildung" durchführen. Soweit ich weiß, ist sie für Kolleginnen und Kollegen im Reg.Bez. Arnsberg angedacht, die eh schon, auch ohne Ausbildung, im gemeinsamen Unterricht oder an Förderschulen arbeiten. Sie ist auch zeitlich begrenzt ( ich glaube auf 7 Jahre) und für ländliche Gebiete angedacht, wo der Sonderschullehrermangel ganz extrem ist.


    - Sicher ist,
    dass danach A13 ansteht
    A 12 ledig Steuerklasse 1 Einstiegsgehalt Netto: 2390.58 €
    A 13 ledig Steuerklasse 1 Einstiegsgehalt Netto: 2620.48 €Macht einen Unterschied von [b]229,90€
    netto. Hier bleibt jedem selbst überlassen ob er das als sehr viel mehr
    empfindet oder nicht.
    - dass danach GU ansteht, weil hier die größten Lücken in der unterrichtlichen Versorgung sind.
    - dass es nach wie vor keine Konzepte und kein Geld dafür gibt, wie das mit der Inklusion vonstatten gehen soll.
    -dass auch noch keine Konzepte für die Ausbildung gibt. Sie werden gerade gestrickt.
    -dass noch keiner so genau weiß wie die verschiedenen Förderschwerpunkte abgedeckt werden sollen. Immerhin Inhalte von 2 Jahre Studium.
    - dass sich diese Lehrer verpflichten müssen eine bestimmte Zeit in diesen "Mangelgebieten zu bleiben"
    - angedacht ist, dass die Schulen ein gewisses Kontingent an Förderschullehrern erhalten. Unabhängig von der Zahl der Kinder und unabhängig von den Förderschwerpunkten.


    Problematisch ist die Anerkennung einer solchen Ausbildung in anderen Bundesländern.


    Ich für meine Person muss sagen, dass ich mich bei der Arbeit im GU, selbst wenn ich mit der ganzen Stundenzahl abgeordnet wäre, in keinster Weise zufrieden stellt. Ich fühle mich degradiert, werde zum Handlanger von Regelschullehrern, spiele zuweilen Feuerwehr, sehe täglich, was man machen könnte und was ich machen kann und sehe die Möglichkeiten sonderpädagogischer Förderung im GU als einen winzigen Tropfen auf den heißen Stein. Vielleicht sehe ich das so, weil ich die anderern Fördermöglichkeiten in den vielen Jahren meiner dienstlichen Tätigkeit intensiv erlebt habe. Wer das nicht kennt, ist vlt, auch mit dem zufrieden, was er heute im GZ vorfindet. Ich liebe es Verantwortung zu übernehmen, täglich zu erleben, wie sich die mir anvertrauten Schüler entwickeln ( oder auch nicht). Ich liebe es mit meinen Schülern was auf die Beine zu stellen, sie zu motivieren, mir immer wieder aufs Neue zu überlegen mit welchen Mitteln und Wegen ich ihnen Unterrichtsinhalte trotz ihrer Lernprobleme vermitteln kann. . Das ist mein Ding, hierin bin ich gut. Was ich im GU bisher leisten muss, ist eine gut bezahlter Nachhilfelehrer Job. Ich versuche auch ohne Rahmenbedingungen irgendwas zu richten. Falls es in einigen Jahren besser laufen sollte, so werde ich das nicht mehr erleben, weil meine Pensionierung schon in greifbare Nähe rückt. Im Moment versuche ich, meine Ideen zwischen Tür und Angel an den Mann oder Frau zu bringen. Das gelingt mir mehr oder weniger gut. Außerdem sind die großen Schulsysteme überhaupt nicht mein Ding. Wenn ich das gewollt hätte, wäre ich Regelschullehrer geworden. Ich erlebe das Ganze als unstrukturiertes, planloses Chaos.


    Das haben sich die Zuständigen in meinem Arbeitsgebiet als Aufgabenfelder ausgedacht. Einheitliche Vorgaben gibt es nicht. Das ist so gar nicht mein Ding.
    Falls ihr euch euren Beruf als Sonderschullehrer so vorgestellt habt, dann seit ihr im GU richtig. Ich befürchte sogar noch Schlimmeres. Da die pädagogisch eingeführte Kolleginnen und Kollegen dann über beide Lehrämter verfügen können sie ja Beides: Eine Regelschulklasse leiten und gleichzeitig alle Förderkinder betreuen. Sie haben ja dann schließelich 2 Proffessionen.

  • Hallo,
    die Nachteile die ich sehe:


    Du kannst vermutlich nicht mehr zurück!
    Ich hatte an meiner alten Schule mal eine Kollegin die nach einer stinknormalen Fortbildung in Musik sämtliche Unterrichtsstunden in diesem Bereich auf Auge gedrückt bekam. Als sie sich beschwerte, sie sei zu wenig in ihrer eigenen Klasse hieß es nur, sie sei als einzige qualifiziert, es ginge nicht anders. Seit dem überlege ich mir gut, welche Fortbildung ich mache.


    Du wirst Mädchen für alles, Allrounder, Orakel von Delphi und Wunderheiler in einem! Du solltest Dir überlegen, ob du dir die von Rotherstein aufgelisteten Aufgaben jetzt schon zutraust, denn ich glaube nicht, dass die Fortbildung dich in allen Bereichen gut genug vorbereiten wird. Zum einen ist es m.E. auch mit Sonderpädagogikstudium nicht wirklich leistbar. Zum anderen haben die Fortbilder in der Regel eine genauso mit der heißen Nadel gestrickte Ausbildung um zu so einem wichtigen Experten zu werden.
    Mir riecht das alles nach Mogel/Sparpackung! Für die Regierung ist es nur wichtig auf dem Papier Experten nachweisen zu können!

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