Hallo,
heute habe ich wieder eine Problem, welches mich schon länger beschäftigt. Ich hatte mit Beginn des Schuljahres eine 1.Klasse übernommen. Schon im Vorfeld war ersichtlich, dass Kinder mit unterschiedlichen Defiziten dabei sind. So habe ich 4 Kinder, die vermutlich in den Bereich Lernbehinderung fallen; ein Kind, was so spracharm ist, dass sich sein Wortschatz mehr oder weniger auf "Auto pielen", "Pielplatz pielen" "Hause" beschränkt.
Kopfzerbrechen jedoch machen mir noch 2 Schüler, die eine auditiven Wahrnehmungs - und Verabeitungstörung haben. Der Junge davon ist noch etwas aufnahmefähiger, jedoch muss ich ihm Aufträge mühevoll mehrmals erklären, dann gelingt es ihm in Ansätzen, seine Aufgaben zu erfüllen. Er kann die gelernten Buchstaben (vermutlich) optisch unterscheiden und auch benennen, die Laute aber nicht heraus hören.
Bei dem Mädchen hingegen habe ich das Gefühl, ich rede gegen "Watte". Sie wirkt auch so äußerlich, als wenn sie unter einer Glocke lebt => abwesend, teils verträumt, desorientiert. Sie kann keinen der gelernten Buchstaben benennen, unterscheiden, geschweige noch die Laute heraushören. Ich bemühe mich, viel mit den Lautgebärden zu arbeiten, nur das allein reicht auch nicht.
Wir haben eine FÖ-Lehrerin an der Schule, die mich unterstützt, jedoch mehrere Klassen zu betreuen hat. Zu Differenzieren an sich bin ich gewöhnt, nur wie gehe ich besser mit den "Hörgeschädigten" um, jedoch auch so, dass alle zu ihrem Recht kommen?? Wer kann mir Tipps geben, wie ich besser auf diese Kinder eingehen kann, vor allem, wenn ich alleine in der Klasse bin?
Danke!
Wie Schüler mit auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung integrieren?
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ein Kind, was so spracharm ist, dass sich sein Wortschatz mehr oder weniger auf "Auto pielen", "Pielplatz pielen" "Hause" beschränkt.
Das klingt nicht nur nach semantischen, sondern auch nach Aussprache- und grammatischen Schwierigkeiten. Ich hoffe, das Kind bekommt bezüglich dessen adäquate Unterstützung/Therapie?
Ich weiß ja nicht, wie viel du schon bezüglich AVWS weißt und unterrichtlich umsetzt, daher werden meine Ratschläge vermutlich, da sie sehr basal sind, nicht weiterhelfen, aber dennoch kurz:
- Die Kinder sollten möglichst vorne und frontal zum Lehrer sitzen.
- Unnötige Geräusch- und Lärmquellen minimieren.
- Arbeitsanweisungen und Lehrersprache möglichst kurz und klar, Informationen chronologisch in der richtigen Reihenfolge und/oder einzeln nacheinander.
- Nicht zu schnell, überhastet, hoch etc. sprechen.
- Die Kinder möglichst oft direkt ansprechen und anschauen, wenn man etwas für die ganze Klasse erklärt.
- Informationen und Aufträge möglichst auch visuell (Symbole, Bilder bzw. bei fortgeschrittenem Leseerwerb Schrift) präsentieren/geben.Lautgebärden (hoffentlich phonetisch orientiert?) sind auf jeden Fall auch eine gute Sache. Sonst halt Schrift möglichst oft in motivierenden, lebensnahen und sinnvollen Kontexten anbieten und einsetzen.
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Hallo Plattenspieler,
danke für deine Antwort. Ich bin mit AVWS so noch nicht konfrontiert worden. Es ist das erste Mal, dass ich vor diesem Problem stehe und fühle mich grad ehrlich gesagt etwas überfordert. Der Junge bemüht sich, mir zu folgen, aber ich merke, dass er schon nach kurzer Zeit mit seinen Gedanken wieder woanders ist. Ich nehme an, es strengt ihn zu sehr an, sich ständig auf mich zu konzentrieren, um akkustisch zu erfassen, was ich erkläre. Jedoch kann ich ihn meist wieder "zurück holen"und neu motivieren.
Bei dem Mädchen ist es (für mich) weitaus schlimmer. Ich habe das Gefühl, sie schaltet immer schon nach wenigen Sekunden ab, egal, wie oft ich sie ermuntere zu mir zu schauen oder mir zuzuhören. Ich würde gern, aber kann ihnen nicht ständig die volle Aufmerksamkeit schenken, da ich noch so viele andere hilfsbedürftige Schüler in der Klasse habe. Nebenbei trainiere ich die richtige Aussprache. Auch das müsste oft viel individueller geschehen, was aber nicht geht, wenn ich die Klasse in vielen Stunden allein unterrichte.
Sie sitzen seit Beginn bei mir in der ersten Reihe. Den Geräuschepegel zu reduzieren ... hm, so kaum realisierbar. Ich denke, der ist generell mit 17 Schülern für diese 2 Kinder schon zu hoch. -
Nebenbei trainiere ich die richtige Aussprache.
Bitte versteh mich nicht falsch, ich finde es ja auch gut, dass das gemacht wird, aber hast du denn dazu die nötige Ausbildung? Kennst du dich mit den Erwerbsverläufen aus und weißt, welche Laute und Lautgruppen zuerst und welche später erworben, welche phonologischen Prozesse und welche artikulatorischen Auffälligkeiten wann und wie bearbeitet werden sollten?
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@ Plattenspieler, ich kenne mich damit nicht wirklich aus und ich habe dafür auch keine Ausbildung. Ich bin eine Grundschullehrerin, die beschult, was in die Klasse kommt mit dem Standardslogan "Die Schüler haben ja drei Jahre Zeit". Förderschulen werden alle aufgelöst, ich steh also nicht alleine vor dem Problem. Ich bemühe mich redlich, irgendwie klar zu kommen. Deswegen bin ich in diesem Fall besonders für Tipps dankbar.
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