hohe Fehlzeiten einer Referendarin

  • Und mit genau der Argumentation bringt man es dazu, dass die Leute neben ihren gesundheitlichen Problemen auch noch den Rechtfertigungsdruck haben, ihre "lieben" Kollegen überzeugen zu müssen, dass Atteste, Sonderwünsche etc. nicht gefaked oder aus einer Laune heraus entstanden sind. Da ist sie, die Misstrauensatmosphäre.


    Weißt du, was gute Kollegien hinbekommen? Die übernehmen Vertretungen und Zusatzstunden, ohne, dass bekannt sein muss, warum. Wenn Fr. XY schon zum dritten Mal in der Woche krank ist, dann macht das an dem Morgen auch nix. Da vertraut man darauf, dass gegenseitig Hilfe da ist, ohne daß man sich erklären muss. Da schlägt man die Übernahme der Aufsicht vor, bevor der Kollege einen drum bitten muss. Da kriegt man auch kein schlechtes Gewissen, wenns einem gerade nicht gut geht - da geht man gern in die Schule.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich finde die Diskussion, darüber ob ich -auch noch als Referendar - meinen Kollegen erzählen sollte, warum ich fehle, völlig sinnentfreit. Das hängt von meiner Situation ab, vom Kollegium, der Schulleitung, meiner ERkrankung und auch davon ab, wie gut ich die Schule/das Kollegium kenne. Als Ref. bin ich neu an der Schule, kenne die Kollegen kaum und würde daher einen Teufel tun, diesen vol eventuellen psychischen Erkrankungen zu erzählen.
    Aber das muss jeder selbst wissen und sicherlich von Situation zu Situation unterschiedlich.
    Ich plädiere dafür, den Thread zu schlie´ßen oder sogar zu löschen. Zu hoch ist m.E. die Gefahr, dass der betroffende Ref. mitliest.


  • Aber gerade dann ist es für die Kollegen doch auf jeden Fall einfacher, Reaktionen einzuschätzen und rücksichtsvoll zu reagieren, als wenn die Kollegineinfach nur sagt "Ich kann/will das nicht und es geht dich nix an, warum nicht!". Wie soll man das denn sonst einschätzen?? Wir hatten mal eine Kollegin mit schwerer (aber nicht offensichtlich sichtbarer) Neurodermitis und diversen anderen allergischen Problemen. Zuerst mal fiel sie durch ständige Sonderwünsche auf, die keiner recht einschätzen konnte: kein Raum auf der Südseite, wo es sehr warm wird, - und bitte kein dies und kein das. Das ist schwer zu akzeptieren, wenn man gar nicht weiß, was los ist. Wir schwitzen auch nicht gern und wir mögen auch kein grelles Licht und/oder bestimmte Luft/Gerüche. Als sie es uns erklärte, dass Schwitzen ihr echte Schmerzen bereitet und Entzündunge anregt und ihre Augen auf solches Licht so reagieren etc, war all das kein Problem mehr - und es gab immer mal wieder Situationen, wo wir ihr von uns aus Ideen unterbreiteten, von denen wir meinten, es hilft ihr. Und es half! So stellen wir uns halt Schule vor. Und bei uns funktioniert's.


    Und warum genau muss die Kollegin sagen: Ich habe Neurodermitis und deswegen blabla. Warum kann sie nicht sagen: ich habe gesundheitliche Probleme, welche genau möchte ich nicht sagen, und deshalb brauche ich XY. Gerade mit Hautkrankheiten kommt nämlich in den wenigsten Fällen Verständnis. In den meisten Fällen bekommt man: "Jetzt stell dich deswegen mal nicht so an! Das bisschen Jucken/Rötung/blabla kann doch gar nicht so weh tun!" zu hören.

    • Offizieller Beitrag

    Meikes und Thamiels letzte Beiträge zeigen für beide beteiligten Seiten, worauf es ankommt.


    In einem guten, harmonischen Kollegium herrscht eine Atmosphäre des Vertrauens und der gegenseitigen Fürsorge. Diese wird durch das Verhalten derjenigen, die Hilfe brauchen, wie auch derjenigen, die Hilfe geben, erzeugt. Da gibt es dann entsprechend eine Balance zwischen dem Werben um Verständnis und dem Entgegenbringen desselben.


    Gruß
    Bolzbold

  • Bolzbold, das ist deine Meinung, dass Meike und Thamiel zeigen, worauf es ankommt.
    Ich persönlich finde nach wie vor, dass das jeder selbst entscheiden muss, ob er/sie die Diagnose im Kollegium bekannt gibt.
    Nicht zu vergessen reden wir hier über eine Referendarin... Man stelle sich das mal vor: Ich trete als Referendarin vor das Kollegium und gebe bekannt, dass ich an Depressionen leide, jedoch wegen bevorstehender Verbeamtung keine Therapie machen kann und bitte das Kollegium um Verständnis, wenn ich hier und da mal fehle...


    Ich finde auch, dass es von Vorteil ist, wenn die Schulleitung weiß, ob es sich um einer längerfristige Erkrankung handelt, damit besser geplant werden kann. Alles andere ist aber Sache des/der Erkrankten.


    Und wer weiß, vlt. ist in diesem Fall die Schulleitung ja informiert, nur die gute dacla wurde nicht in Kenntnis darüber gesetzt.

    • Offizieller Beitrag


    Nicht zu vergessen reden wir hier über eine Referendarin... Man stelle sich das mal vor: Ich trete als Referendarin vor das Kollegium und gebe bekannt, dass ich an Depressionen leide, jedoch wegen bevorstehender Verbeamtung keine Therapie machen kann und bitte das Kollegium um Verständnis, wenn ich hier und da mal fehle...


    Ich halte nichts von Argumentationen mit Extrembeispielen. Die helfen uns hier nicht weiter, stattdessen laden sie das Thema nur unnötig emotional auf.


    Es wäre weder meine Philosophie, einen psychischen Offenbarungseid vor dem Kollegium abzulegen noch mich komplett in Schweigen zu hüllen, wenn ich unter Depressionen leiden würde.
    Es wäre als Kollege ebenso wenig meine Philosophie, so einen Offenbarungseid zu verlangen wie blinde Solidarität zu üben.


    Gruß
    Bolzbold

  • Das ist kein Extrembeispiel. Hier ist die Rede von einer Referendarin, die sehr oft fehlt. Es ist also davon auszugehen, dass die Erkrankung in irgendeiner Weise ernsthaft ist - und sei es eben "nur" eine psychische Erkrankung wie Depression oder Burnout.


    ME hat das auch nichts mit irgendwelchen Philosophie zu tun, sondern einfach damit, dass es niemanden was angeht, woran ich erkrankt bin. Wenn ich mich selbst dazu entscheide, meine Diagnose öffentlich zu machen, ist das eine Sache. Alca udn andere sind aber der Meinung, es bestehe eine Art Pflicht, die Kollegen darüber zu informieren.
    Ich finde das völlig absurd, v.a. da man als Referendar sowieso schon unter ständiger Beobachtung steht und Angst hat eine schlechte Dienstbeurteilung zu bekommen (die in SH immerhin 25 % der Endnote ausmacht).

    • Offizieller Beitrag

    Und mit genau der Argumentation bringt man es dazu, dass die Leute neben ihren gesundheitlichen Problemen auch noch den Rechtfertigungsdruck haben, ihre "lieben" Kollegen überzeugen zu müssen, dass Atteste, Sonderwünsche etc. nicht gefaked oder aus einer Laune heraus entstanden sind. Da ist sie, die Misstrauensatmosphäre.


    Weißt du, was gute Kollegien hinbekommen? Die übernehmen Vertretungen und Zusatzstunden, ohne, dass bekannt sein muss, warum. Wenn Fr. XY schon zum dritten Mal in der Woche krank ist, dann macht das an dem Morgen auch nix. Da vertraut man darauf, dass gegenseitig Hilfe da ist, ohne daß man sich erklären muss. Da schlägt man die Übernahme der Aufsicht vor, bevor der Kollege einen drum bitten muss. Da kriegt man auch kein schlechtes Gewissen, wenns einem gerade nicht gut geht - da geht man gern in die Schule.


    Nunja, das ist ja genau das, was ich meinte - dass man kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man fehlt. Und habe ich halt nie gesagt, dass ich finde, dass irgendjemand irgendeine Diagnose genau nennen muss oder unter Rechtfertigungsdruck stehen sollte, im Gegenteil. Ich habe erklärt, warum es bei uns viele (nicht: alle. Und die die es nicht tun, werden auch nicht unter Druck gesetzt) tun. Und warum das Sinn machen kann - nämlich zB weil nach den Fehlzeiten, die ja offensichtlich sind, auch weitere Entlastungen notwendig oder hilfreich sein können und die sind eben zT doch spezifisch an die jeweilige Diagnose gebunden. Oder weil man in Kontakt mit den Kollegen bleiben will, damit die in den eigenen Kursen A,B und C machen, damit man, wenn man wieder da ist, eben nicht doof da steht, weil die eigenen Planung im Eimer ist. Oder, oder...
    Wenn es natürlich Kollegien geben sollte, wo die Kollegen von sich aus vorschlagen, jemandem die Aufsicht oder dauerhaft Klassen/Kurse zu übernehmen, ohne dass sie überhaupt wissen, dass er (chronisch) krank ist oder sich belastet fühlt - um so besser! An den Punkt des Wissens ohne es auch nur annähernd mitgeteilt zu bekommen, möchten wir gerne auch kommen, haben nur leider das mit dem Gedankenlesen noch nicht so drauf. Aber wir basteln dran! :) Und, wie schon xmal gesagt: es muss keinen Rechtfertigungsdruck geben. Es muss eigentlich gar keinen Druck geben. Und auch das Misstrauen muss nicht sein - das natürlich auch aus dem sich-niemand-mitteilen-Wollen sprechen kann. Es gibt halt Schulen, wo das nicht nötig ist. An Schulen, wo sich auch ein Erkrankter noch als Teil des Kollegiums fühlen darf, passiert solche Kommunikation eigentlich automatisch.



    Und warum genau muss die Kollegin sagen: Ich habe Neurodermitis und deswegen blabla. Warum kann sie nicht sagen: ich habe gesundheitliche Probleme, welche genau möchte ich nicht sagen, und deshalb brauche ich XY. Gerade mit Hautkrankheiten kommt nämlich in den wenigsten Fällen Verständnis. In den meisten Fällen bekommt man: "Jetzt stell dich deswegen mal nicht so an! Das bisschen Jucken/Rötung/blabla kann doch gar nicht so weh tun!" zu hören.

    Sie hat es halt gesagt. Hätte sie nur das formuliert, was du nennst, wäre auch gut gewesen! Und niemand wäre je bzw ist auf den Gedanken gekommen, so zu reagieren, wie du es bechreibst - ich weiß also nicht, was "in den meisten Fällen" bedeutet. Es tut mir leid für dich, wenn das bei dir so ist.... Mir geht es nicht darum, solche Einzelbeispiele kollegienübergreifend zu diskutieren, sondern darum, dass überhaupt irgendein Kommunikationsansatz da ist und das kann auch genau das sein, was du gesagt hast), bzw ein Signal, das eben nicht "ich brauch nix sagen und seht zu, wie ihr klarkommt" ist - was ich aus einigen Posts vorher rauslas. So einfach ist es nämlich nicht. Und ich habe beschrieben wie wir das halten - es mag viele andere Wege geben, wie das auch gut funktioniert. Und ich kenne genug solche, wo das eben nicht funktioniert - und das sind eben oft die, wo Kommunikation abgebrochen ist oder nicht für nötig erachtet wird, weil man lieber alles mit Paragrafen regelt. Geht auch, irgendwie.


    Mir ging es darum zu erklären, dass es eben ein Geben und Nehmen ist. Und das

    Zitat

    Ein Beispiel: Die Ref wollte Hilfe von einer Kollegin. Die Kollegin sagte ihr, dass sie nur nach 14:00 Zeit hätte, weil sie unterrichten musste. Die Ref hatte aber schon um 11:00 Schulschluss und wollte nicht so lange warten. Dann bot ihr die Kollegin an sie abends anzurufen, nach 20:00 Uhr, denn sie selbst hatte noch kleine Kinder. Und dann kam der Hammer-Spruch: "Nee, ab 8 Uhr kannst du nicht mehr anrufen, da mache ich nichts mehr für die Schule". Dabei wollte die Ref selbst Hilfe!

    scheint eine Haltung zu sein, die eben doch eher auf Nehmen hinausläuft...

  • Meike, nicht jedes Kollegium reagiert so verständnisvoll wie deins. Ich selbst habe das in meinem Kollegium auch schon erlebt, dass hinter vorgehaltener Hand über kranke Kollegen gelästert wird - egal ob die Diagnose bekannt ist oder nicht. Und ich gehe mal davon aus, dass ich als Ref. nur einen Teil mitbekomme. Über mich hat sich auch schon mal eine Kollegin aufgeregt, weil ich 2 (!) Tage gefehlt habe. Ich habe ihr das dann zwar erklärt udn alles war wieder gut, aber ganz ehrlich - eigentlich finde ich es unverschämt, dass ich mich erklären musste.


    Naja, wie dem auch sei. Ich finde einige Beiträge hier in diesem Thread - über Luxuskrankheiten wie Depressionen oder vermeintlich ungeeignete Referendare - sehr bedenklich.
    Dass hohe Fehlzeiten von Kollegen ein Problem für alle - Schüler, Kollegen, Schulleitung - darstellen, steht außer Frage. Aber ich sehe da auch einen Fehler im System, das nicht genügend Vertretungsstunden vorsieht. Denn es wird immer Lehrer/REf. geben, die mal längere Zeit aussetzen oder oft krank sind. Vlt. gibt es auch Referendare, die schlicht faul sind, und Lehrer, die ihren Beamtenstatus ausnutzen, um möglichst viel frei zu haben. Aber dennoch wäre ich mit Spekulationen über die Unbelastbarkeit und Uneignung (äh... gibts das Wort?) vorsichtig, solange ich nicht weiß, was ihm/ihr wirklich fehlt. Und sollte ich es nie erfahren, dann lass ich das Spekulieren eben ganz und widme mich interessanteren Dingen :)

    • Offizieller Beitrag

    Dass es Kollegien gibt, die nicht solidarisch reagieren, weiß ich und sagte ich ja schon. Aber Solidarität ist eben keine Einbahnstraße. Und dauernd oder oft krank zu sein mit der Haltung "ist mir scheißegal, wen das wie sehr belastet, ich hab das Recht dazu, die sollen mal schön allein klarkommen" finde ich eine genauso solidaritätsunförderliche Haltung, wie das was andersherum Kranke zum Teil erleben müssen.
    Dass langfristig eine entsprechend große Vertretungsreserve/Personaldecke die Lösung ist, schrieb ich ja schon. Man trete in einen Verband ein und engagiere sich heftigst dafür!

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Dass langfristig eine entsprechend große Vertretungsreserve/Personaldecke die Lösung ist, schrieb ich ja schon. Man trete in einen Verband ein und engagiere sich heftigst dafür!

    Jawoll!! :top:

  • Vlt. gibt es auch Referendare, die schlicht faul sind, und Lehrer, die ihren Beamtenstatus ausnutzen, um möglichst viel frei zu haben.


    Ach du liebes bisschen, was hat denn das vielleicht in diesem Satz verloren?
    Ich denke fast jedes große Kollegium hat mindestens einen Beamten, der meint er arbeitet Halbzeit, obwohl er für eine volle Stelle bezahlt wird. Ich hatte die bisher wirklich in jedem Kollegium gehabt.

  • Das hat ja nun nichts mit Beamten- oder Angestelltenstatus zu tun und es hat auch nichts mit Schule oder anderen Arbeitsplätzen zu tun. Es findet sich überall ein gewisser Prozentsatz von Faultieren.


    Nele

  • Zitat Meike :

    Zitat

    Man trete in einen Verband ein und engagiere sich heftigst dafür!

    Der sorgt sich doch eher um Schüler und Eltern als um ihre eigene Klientel ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat Meike :

    Der sorgt sich doch eher um Schüler und Eltern als um ihre eigene Klientel ! 8_o_)

    So'n Quatsch. Lies' dir doch die Programme durch und du merkst sofort, dass dies nicht so ist. Aber ich glaub, dein Beitrag war eh nicht so ernst gemeint, oder? :P

  • ich würde sie auch freundlich (!) ansprechen oder von einem kollegen/ einer kollegin ihres vertrauens ansprechen lassen. vielleiht kann man auch vorsichtig die mitreferendare fragen? vorverurteilen würde ich erst einmal niemanden. eine mitreferendarin von mir hat damals im ref eine zunächst harmlose erkältung schwer verschleppt und diese ist dann nie richtig ausgeheilt. immer wieder hat sie sich geschwächt hingeschleppt und es ging von neuem los. dafür hat sie auch noch eine auf den deckel bekommen...
    natürlich muss es bei dieser referendarin nicht so sein, kann aber. ich glaube, hilfsbereitschaft zu signalisieren, wäre schon einmal das richtige zeichen. dass das referendariat nicht einfach ist, wissen wir alle.

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