Hallo zusammen,
in meiner 1. Klasse befindet sich ein Schüler, der jede noch so kleine Möglichkeit nutzt, seine Mitschüler zu ärgern. Jeden Tag beschweren sich die Kinder und nach und nach kommen auch die Eltern der anderen Kinder und sprechen mich auf das Verhalten des Schülers an. Niemand möchte neben ihm sitzen - was ich auch nur zu gut verstehen kann. Im Unterricht haben wir viel ausprobiert und er sitzt nun alleine vorne an der Wand, seitdem ist es etwas besser geworden. Nun kam die Mutter und hat sich über die Sitzordnung beschwert. Sie meinte, Einzeltische wären diskriminierend und ihr Sohn würde ausgegrenzt werden. Ich finde es selbst nicht optimal, dass er mit dem Gesicht gegen die Wand sitzt, aber es hat sich gezeigt, dass er in "reizarmer Umgebung" besser arbeiten kann. Sie meinte, wenn er schon alleine sitzen soll, dann wenigstens ganz hinten. Einen Tag vorher hat sie mir allerdings einen Brief vom Arzt vorgelegt, dass der Junge wegen seines schlechten Gehörs unbedingt vorne sitzen sollte. Außerdem müssten wir alle auf unseren Sitzkreis verzichten, wenn ich ihn ganz nach hinten setze, was mir sowieso schon nicht gefällt, weil er in jeder Stunde mindestens 10mal aufsteht und ans Pult rennt und dann an allen anderen vorbei müsste.
Langsam bin ich mit meinem Latein bald am Ende und weiß nicht, wie ich ihn sonst setzen soll.
Hat jemand einen Tipp für mich, auch wenn es vielleicht wirklich eine banale Frage ist?
-Einzeltisch an der Wand = Ausgrenzung?
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Lass ihn da sitzen. Das ist einzig und allein deine Entscheidung! Wenn du den Eindruck hast, dass es ihm hilft, weniger zu stören, ist das doch in Ordnung!
L.G. Pia -
Zitat Sunnee :
Zitatseitdem ist es etwas besser geworden.
Allein das zählt und nicht irgendein unqualifiziertes Müttergetrutsche dazu !
Du bist die alleinige (!) Chefin in der Schulstube und trägst damit Verantwortung für die Leistungseffizienz der Mitschüler und des betreffenden Jungen, der ja sonst sich und andere beim Lernen behindert.
Sollte die Mutter ihren Jungen mittelfristig erzieherisch besser in den Griff bekommen haben, was ja ihre (!) Aufgabe ist, kannst Du im neuen Schulhalbjahr noch einmal darüber nachdenken, ob Du ihn wieder zu den anderen Schülern platzierst.
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Aber Herr künftiger Bildungsminister! Denken Sie mal an Ihre künftigen Wähler: Darunter gibt es mehr Mütter als Lehrer. Die besorgten Eltern als Dummschwätzer zu brandmarken, ist Ihrer Karriere nicht förderlich!
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Du handelst richtig. Das Kind kann nicht alle ärgern, oder vom Unterrichtsverlauf ablenken! Er hat selber Schuld, entweder benimmt er sich "gut", oder er sitzt einfach alleine und mit dem Blick zur Wand
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Ganz ehrlich, ich würde ihn bis auf Weiteres auch da sitzen lassen. Du hast gesagt, dass er ständig seine Mitschüler ärgert. Du hast auch eine Verantwortung diesen Schülern gegenüber, nicht nur gegenüber den 'Störern'.
Man kann ja evtl. dem Kind einen Zeitraum in Aussicht stellen, wie lange das gilt. Und dann kann er sich noch einmal neu beweisen.
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Hallo Sunnee,
ich sehe es ganz genauso. Erkläre der Mutter, warum du so handelst und Punkt. Wer wann wo sitzt, ist ganz alleine deine Entscheidung!Ich hatte im letzen Jahr (auch 1. Schuljahr) einen fast identischen Fall. Das Mädchen hat oft Schüler geärgert, aber vor allem die Kinder rund herum abgelenkt und sehr gestört. Keiner wollte mehr neben ihr sitzen und ich konnte es sehr gut verstehen. Ich habe sie dann auch an einen Einzeltisch mit Blick zur Wand gesetzt und es dauert keine 2 Tage, bis die Mutter sich beschwert hat. Ich habe aber direkt den Erfolg dieser Sitzordnung gesehen, das Mädchen konnte viel ruhiger und konzentrierter arbeiten, und die anderen Kinder "drumherum" auch. Das Mädchen saß das ganze erste Schuljahr alleine. In den Frühstückspausen durfte sie sich immer zu anderen Tischen setzen, und auch während der Freiarbeit konnte sie mit anderen Kindern gemeinsam arbeiten und sich umsetzen. Naja und in der Pause, im Sportunterricht, im Fachunterricht (der in anderen Räumen stattfindet), immer wieder gibt es ja Gelegenheiten für das Knd, mit anderen Kindern zusammenzuarbeiten ...
Mitlerweile sind wir im zweiten Schuljahr und das Mädchen sitzt nun an einem ruhigen Gruppentisch und es klappt schon viel viel besser. Ich bin sicher, dass es heute nciht so gut klappen würde, hätte ich das im ersten Schuljahr so nicht durchgezogen.
Also, auch wenn viele Schlucken und sich beschweren wenn sie so einen Einzelplatz sehen, sinnvoll begründen und durchziehen.Ich wünsche dir viel Erfolg!
LG
Brotkopf -
Ich danke euch für eure Antworten!
Ich werde es weiter durchziehen, da ich merke, dass es für alle Kinder so besser ist.
Nachdem einer Kollegin in einem ähnlichen Fall vor kurzem schon Mobbing von den Eltern vorgeworfen wurde, war ich nur etwas verunsichert.
Danke! -
Genau so eine Spezialisten hab ich auch.
Ich habe in meiner Klasse deshalb grade frontale Sitzordnung, und er sitzt zentriert eine Reihe VOR den anderen, um ihm jeden Kontakt zu seinem "Publikum" zu nehmen. Es wurde schulpsychologisch gestest und in der nächsten Woche die Schule wechseln, weil er mit den vielen Lehrpersonen in unserer GTVS nicht klarkommt. Und dann werde ich diese unkommunikative Sitzodnung endlich verändern können.
Auch die Schulpsychologin meinte, dass dies Sitzordung einfach notwendig ist. Punkt.
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Was wäre eigentlich das nächste Level?
So nen Zappelphillip/Quatschkasper kennt ja fast jeder.
Er sitzt mit dem Gesicht zur Wand und braucht ja sein Publikum also
die Klasse um sich am Leben zu fühlen.
Bühne ist da wo er ist, Egal wierum er sitzt.
Individual Aufgaben auch auf Zensur werden
ignoriert. -
ich würde es genau so machen! Er muss mit den Konsequenze klar kommen, wenn er seine anderen Schüler ständig stört.
Im Endefekt wird es auch besser für ihn sein (auch wenn er es im ersten moment nicht so sieht). Er kommt besser im Unterricht mit und wird nicht dauernd von seinen Lehrern ermahnt. Wenn er irgendwann nicht mehr so störend ist und er ruhiger geworden ist, dann kannst du ihn ja auch wieder neben einen anderen Schüler setzten. Aber erstmal würde auch ich ihn vorne sitzen lassen.
LG Rosa -
Ich kenne Schulen, da werden sogar Raumteiler aufgestellt, damit die Kinder sich nicht alle sehen. Das ist sicherlich für frontalen Unterricht nachteilig, aber für offenen Unterricht perfekt!
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Was wäre eigentlich das nächste Level?
So nen Zappelphillip/Quatschkasper kennt ja fast jeder.
Er sitzt mit dem Gesicht zur Wand und braucht ja sein Publikum also
die Klasse um sich am Leben zu fühlen.
Bühne ist da wo er ist, Egal wierum er sitzt.
Individual Aufgaben auch auf Zensur werden
ignoriert.
Und was genau willst du uns damit mitteilen?? -
Und was genau willst du uns damit mitteilen??Das herauszufinden, liebe Meike, ist wohl Deine/meine/unsere Aufgabe? Jetzt streng Dich für Dein Gehalt halt mal an
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Welches Gehalt?? Kriegst du etwa eins? Ich muss direkt mal mit Stefan reden...
Ansonsten sehe ich das Problem auch pragmatisch - wenn es dem Jungen guttut, und er dann besser arbeitet und damit eben auch wieder öfter gelobt und bestärkt werden kann, und so am Ende viell. sogar den Sinn darin erkennen kann sich angemessen zu verhalten und den Einzeltisch dann ggf. gar nicht mehr braucht, ist es doch gut.
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Ich wollte euch zwei Tipps geben, welche unsere Beratungslehrerin mir einmal gegeben hat bei solchen Kindern.
Gummiband um den Sessel spannen und Füße *sollten* eingeklemmt werden dahinter.
Spiegel auf den Tisch stellen.Bei mir saß auch schon einmal ein Kind kurzfristig mit den Gesicht zur Wand, weil es sonst alle ablenkte.
LG MM
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Ich weiß aus Erfahrung, dass viele Ergotherapeuten sogar dazu raten Kinder, die leicht ablenkbar sind mit dem Gesicht zur Wand zu setzen.
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Der Grossteil meiner Klasse sitzt mit Blick auf die Wand. Da fuehlt sich dann auch keiner "ausgegrenzt". Meine sind sehr, sehr, sehr lebhaft...und ich hab mehrere Schueler (7!), die staendig alle Aufmerksamkeit auf sich reissen wollen.
Bei der einen hilft Ritalin,..und sie schmeisst sich dann nicht mehr so oft auf den Boden und hat seit zwei Wochen nicht mehr versucht andere Schueler mit nem Stuhl zu hauen. Yay! -
Ehrlich jetzt? Ihr kommt einem Erstklässler nicht besser bei, als ihn von der Gemeinschaft auszugrenzen? Was zum Geier wir denn in Methodik und Didaktik gelernt, in Pädagogik und Psychologie? Leistungseffizienz in der 1. Klasse? Ich habe da andere Ziele in Erinnerung, als es um die Wissensvermittlung in der Grundschule ging. Ein Kind aus der Gemeinschaft heraus zu nehmen, ist diskriminierend, da gibt es keine Diskussion. Und wenn ich das mit dem Gummiband lese, mit dem die Füße fixiert werden sollen - was stimmt mit den Lehrern nicht, die sowas vorschlagen? Als "Bestrafung" mal ein Kind für den Rest der Stunde so zu separieren, ok. Aber in der nächsten Stunde sollte es wieder die Möglichkeit haben, sich zu bewähren. Kann sich jemand an daran erinnern, was mit "Verhaltensduplikation" gemeint war? Wenn ich als Lehrer ein Kind dauerhaft so aktiv ausgrenze, dann erkläre ich das Kind für die Klasse zum Vogelfreien.
Meine Güte, ich bin froh, dass meine Kinder nicht bei manchen hier zur Schule muss, da dreht sich mir der Magen um. Ein Bekannter von mir ist Ausbilder bei den Fallschirmjägern, die haben eine moderatere Vorgehensweise in ihren Unterrichten. -
Wow, erst ne Thread-Leiche ausbuddeln und dann beim ersten Beitrag gleich in die Vollen. Chapeau
Btw: Vervollständige mal dein Profil. Man könnte sonst an der Schreibberechtigung zweifeln.
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