[Artikel] Teamgeist ist der größte Feind des Geistes

  • Fast volle Zustimmung!
    Nur mit dem Altgriechisch hätte ich ein Problem. Da wo als Fachsprache gebraucht wird, ja, ansonsten halte ich lebendige Sprachen für sinnvoller.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Erleichtert den Grammatikunterricht und das formale Beschreiben von Texten unheimlich


    Das ist ein Pseudoargument. Ein Blick in ein z.B. russisches Wörterbuch würde da helfen. Für lebende Sprachen gibt es sehr wohl Konjugations- und Deklinationstabellen usw. (also eine formale Beschreibung der Sprache), die Behauptung das könne man nur über den Weg Latein lernen ist schlicht falsch und aus meiner Sicht Standesdünkel.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ach Gottchen, da bemüht der Bolz wieder den alten Humboldt und den Gelehrteneremiten.


    Sorry, aber wir leben in einer Demokratie im einundzwanzigsten Jahrhundert. Heutzutage ist es einfach nicht mehr möglich, dass die Entwicklung der Gesellschaft von einer kleinen Minderheit tradiert Bessergestellter vorangetrieben wird, die von den von intellektueller Entwicklung ausgeschlossenen oi polloi dienend und finanzierend getragen wird. Das humboldtsche Bildungsideal war niemals ein Bildungsideal für die gesamte Gesellschaft sondern immer nur für die gehobenen Stände gedacht - was Hobbyfeuilletonisten in der Regel aber nicht wissen.


    Und der Gelehrteneremit, der allein im stillen Kämmerlein Exzellenz produziert? Ein Designwissenschaftler und Medientheoretiker muss dergleichen vielleicht nicht wissen, aber die dramatisch rasante technische und naturwissenschaftliche Entwicklung der letzten fünf Jahrzehnte ist nicht im Privatlabor der Naturphilosophen des 18. Jh. entstanden sondern in Forschungslabors auf Teambasis. Ein einziger Blick in eine neuere Darstellung der Technikgeschichte wäre erhellend!


    Was die Problemdiagnose der Schule aus dem lockeren Handgelenk angeht; es zeigt sich leider wieder einmal, dass der Satzanfang "Ich als Vater/Mutter..." einen verlässlichen Indikator für brutalstmöglich unausgegorenen Unfug darstellt...


    Nele

  • The situation was being "workshopped". This is the means by which people who don't know anything get together to pool their ignorance


    Terry Pratchett, "The last hero"

    --

    Keine Daten, keine Quellen? Kein Interesse.

  • Trotzdem hat Bolz in den meisten Punkten Recht !


    Beispiel Zitat Bolz :

    Zitat

    Aber ich würde wenigstens mit Max Weber sagen: Demokratie da, wo sie hingehört. Vor 20 Jahren wurde über „Kunst für alle“ diskutiert, was dazu führte, dass der Hausmeister eines Museums über die Anschaffung eines berühmten Gemäldes mitentschieden durfte. Diese Absurditäten, die unter dem Stichwort „Demokratie“ laufen, stellen eine ernsthafte Gefahr dar. Warum lassen wir nicht mehr diejenigen Leute Entscheidungen treffen, die wirklich kompetent sind? Es ist eine verheerende Entwicklung, dass wir überhaupt kein Vertrauen mehr in die Leute setzen, die wir an die Schlüsselstellen von Lehre und Forschung gesetzt haben.


    Ähnliches lässt sich bei der Diskussion über Eltern als Entscheidungsinstanzen in Schulen beobachten. Es gibt für meine Begriffe nichts Schlimmeres, als die Schule und Schüler der Inkompetenz der Eltern auszusetzen. Das sind Entwicklungen, die für die Qualität unserer Bildungsanstalten verheerend sind.

    8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Aber ich würde wenigstens mit Max Weber sagen: Demokratie da, wo sie hingehört. Vor 20 Jahren wurde über „Kunst für alle“ diskutiert, was dazu führte, dass der Hausmeister eines Museums über die Anschaffung eines berühmten Gemäldes mitentschieden durfte. Diese Absurditäten, die unter dem Stichwort „Demokratie“ laufen, stellen eine ernsthafte Gefahr dar.


    Gibt es für dieses seltsame rhetorische Konstrukt eigentlich einen Beleg? Wo hat diese Abstimmung mit dem Hausmeister in einem Kunstmuseum stattgefunden?
    Oder ist das Ganze nur polemisches Gewäsch gegen die "böse Demokratie der Ungebildeten"...


    BTW:

    Zitat

    „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.“

    (Winston Churchill)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Nicht, dass ich den Theorien von Herrn Bolz von vornherein ablehnend gegenüberstehen würde.


    Aber Sachen wie


    Zitat

    Als vierfacher Vater von schulpflichtigen Kinder glaube ich,
    [......]
    Ähnliches [= zu viel Demokratisierung/Mitredenlassen von Personen, die dafür nicht ausgebildet sind] lässt sich bei der Diskussion über Eltern als Entscheidungsinstanzen in Schulen beobachten. Es gibt für meine Begriffe nichts Schlimmeres, als die Schule und Schüler der Inkompetenz der Eltern auszusetzen. Das sind Entwicklungen, die für die Qualität unserer Bildungsanstalten verheerend sind.


    oder


    Zitat

    der Philosoph und Medienwissenschaftler Norbert Bolz.
    [...]
    die eigentlich dafür verantwortlich sein müssten – die Lehrer.
    [...]
    Warum lassen wir nicht mehr diejenigen Leute Entscheidungen treffen, die wirklich kompetent sind?


    lassen mich schon daran zweifeln, ob dieser Mann sich überhaupt selbst im Klaren darüber ist, was er uns eigentlich mitteilen will. So ganz ernst kann ich einen Text voller Widersprüche leider nicht nehmen...


    SteffdA: Latein ist fürs Sprachenlernen ja nicht nur nützlich, weil es strukturiertes Herangehen an eine Sprache trainiert; vieles aus unserem Wortschatz leitet sich aus dem Lateinischen ab, erst recht grammatikalische Fachtermini. Die kann man natürlich leichter behalten, wenn man sie direkt "übersetzen" kann. Dabei hilft Russisch eher wenig.
    Ich denke, du meintest das, Sunrise1982? :)

  • Oder ist das Ganze nur polemisches Gewäsch gegen die "böse Demokratie der Ungebildeten"...


    Wir sollten uns ein Beispiel an den USA nehmen, wo in den Schuldistrikten ganz demokratisch entschieden wird, ob Evolutionslehre oder Kreationismus an den Schulen gelehrt wird.

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Auch die folgende Passagen lassen sich nicht von der Hand weisen :


    Zitat Bolz :

    Zitat

    ...glaube ich, das Problem der Schulen ist nicht das Curriculum, sondern völlig überforderte Lehrer, die sich immer häufiger in Krankheiten flüchten. Überfordert sind die Lehrer nicht vom Stoff, sondern von Eltern, die immer größere Konsumentenerwartungen an die Schule richten, und zum anderen von der Verwaltung, die den Lehrern ständig neue Reformprogramme aufdrückt und sie in irgendwelche Schulungen hetzt. Hier werden sie dann mit sogenannten „neuen Formen des Lernens“ konfrontiert, die ihren eigenen Erfahrungen widersprechen. Das klassische Beispiel ist der Frontalunterricht. Alle Welt, die über Pädagogik nachdenkt, ist dagegen. Die wirklich guten Lehrer, verstehen die Diskussion überhaupt nicht und die Schüler bestätigen mir immer wieder, dass diese gruppenbasierten Alternativmodelle zu nichts führen. Ich wünschte mir manchmal mehr Feuerzangenbowle und weniger Brüsseler Reformideen.

    8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !


  • Wir sollten uns ein Beispiel an den USA nehmen, wo in den Schuldistrikten ganz demokratisch entschieden wird, ob Evolutionslehre oder Kreationismus an den Schulen gelehrt wird.


    Da sind in unserer repräsentativen Demokratie zum Glück Bremsen und Korrektive vorhanden. Sag' ich doch ... keine Argumente, sondern Polemik.
    Ich warte noch immer auf Informationen über den Kunst-Entscheidungs-Hausmeister. Gab es den - oder ist der eine "Argumentations-Chimäre" des antidemokratischen Lagers?


    1986 gab es zwar einen Hausmeister, der darüber entschied, was Kunst sei und was nicht - das hatte jedoch mit Demokratie nichts zu tun, sondern mit Unwissenheit und Ignoranz.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Fettecke
    Es ist möglich, dass der 'hochgebildete' Bolz diesen Vorfall meinte (er würde ins angesprochene Zeitfenster passen) - denn damals ging ein Aufschrei durch die Kunstszene: "Es kann nicht sein, dass ein Hausmeister entscheidet, was Kunst sei..."
    An der Entscheidung über die Anschaffung von Kunstwerken war der Hausmeister nie beteiligt - aber der Satz aus der Presse hatte sich vermutlich ins Gehirn gefressen...

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    4 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Zitat alias :

    Zitat

    Da sind in unserer repräsentativen Demokratie zum Glück Bremsen und Korrektive vorhanden.

    Deine sogenannte repräsentive Demokratie wurde in NRW schon ganz schön unterhöhlt, zumindest in bezug auf Schule. Bei uns ist es mittlerweile so, dass in den Schulkonferenzen die Eltern- und Schülervertreter mittlerweile die Abstimmungsmehrheit gegenüber den Lehrervertretern innehaben, d.h. unqualifizierte Dummköpfe können auf die konkreten Rahmenbedingungen und Arbeit der Lehrer vor Ort starken Einfluss nehmen.


    So wird bei uns z.B. in den nächsten Wochen in der Schulkonferenz darüber entschieden, ob das Lehrerraumprinzip beibehalten wird oder nicht. Auf Kosten der Unterrichtseffizienz werden die Eltern und Schüler (höchstwahrscheinlich) gegen das Lehrerraumprinzip stimmen, d.h. wie der tägliche Unterrichtsbetrieb zu laufen hat bestimmen hier nicht mehr die Schulleitung und Lehrer. Es nur eine Frage der Zeit, wann Eltern und Schüler über konkrete Unterrichtsinhalte (s. Beitrag Mikael) bestimmen können.


    Ich möchte demnächst auch beim Finanzamt mitbestimmen (und die Beamten überstimmen können), ob das Finanz-Beamtenraumprinzip beibehalten werden soll oder nicht.-Demokratie bitte nur da, wo sie hingehört ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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