1. Klasse - was tun bei unge(er)zogenen Kindern?

  • Robinschon, dann hat doch jeder, der sich für deine Art von Pädagogik wirklich interessiert (da die meisten Schriften nicht mehr aufgelegt werden, scheinen das nicht viele gewesen zu sein ), informieren.
    Meinst du wirklich es reicht aus, die kollegen hier mit 2-3 Ideen zu beglücken, um deine Pädagogik leben zu können? Oder ist es gar Werbung für deine Schriften?


    Dass es bei dir auf ein Scheitern hinauslief, habe ich nicht geschrieben. Das wusste ich bislang nicht.
    Ich meinte, dass es mit so wenigen Informationen, wie man sie hier über deine Art des Nichtlehrens erhält, ein Scheitern vorprogrammiert ist.
    Wer sich wirklich auf diesen Weg begeben möchte, sollte mehr darüber wissen, Bücher lesen, Seminare besuchen. Und nicht einfach loslegen, so wie du es hier unterschwellig vermittelst. DAS geht schief ...


    Sunny

  • Nein, es ist nicht gescheitert.
    Die Lernhefte und die Grammatik gibt es noch. Die beiden Bücher haben zwei Auflagen gehabt. Dazu gab es sehr viele Artikel in Lehrerzeitschriften.
    Dass es ein paar von den Mappen mit Kopiervorlagen nicht mehr gibt, liegt daran, dass man mit solchem Material eben nicht belehren muss oder kann. Das verstehen die Kinder von selber.
    Lehrer kaufen nicht gern Material ohne Anweisungen und Lösungsheft.
    Die Grammatik läuft seit Anfang ohne Konkurrenz. Deshalb hat der Klett-Verlag, der Lehrerinnen und Lehrer beliefert, sie ja auch behalten und will mir die Rechte daran nicht zurück geben.
    In so einem Forum kann man immer nur ein paar wenige Tipps geben. Z.B. : vielleicht kann das Kind, dem Du da etwas beibringen willst, den Zusammenhang längst und denkt, Du redest von etwas anderem. Hör mal zu, was das Kind schon kann. Lass Dich fragen.
    Seinen Umgang mit dem Lernen umzustellen, geht nicht auf einmal. Das ist ein Prozess in Schritten, die sich ergeben, wenn man sich drauf einlässt.
    Du lässt Dich nicht darauf ein, dass Kinder selber und miteinander lernen, ohne Auftrag und Anweisungen.

  • Mal im Ernst ... Glaubst du wirklich daran, dass du mit diesen Grundsatzideen hier irgendwen erreichst? Dass sie zum Beispiel der Poststarterin bei ihren aktuellen Problemen helfen? Dass sie jetzt wirklich ab Montag alles Lehren lässt, die Kinder sich urplötzlich frei entfalten und alle Disziplinprobleme dahingehen? So realitätsfern kann man nicht sein ...


    Sunny

  • Die Poststarterin hat sich sicher längst verabschiedet hier.
    Sie hätte zwei Möglichkeiten.
    1. Der kleine Junge wird als krank, als bösartig und ungezogen, als dumm angesehen und mit entsprechendem Druck bearbeitet. Oder es wird wenigstens versucht. Klappt ja doch nicht oder nur vorübergehend.
    Man traut ihm nichts zu und versucht sein Verhalten zu unterdrücken. Dafür gibts sogar Medikamente.


    2. Das Verhalten der kleinen Jungen wird als normal und natürlich angesehen und es wird darauf eingegangen. Man traut ihm etwas zu.


    Zum Punkt eins gibt es hier in den Lehrerforen zahllose Geschichten und Anfragen.
    Leute wie ich haben es erreicht, dass Kinder nicht mehr geschlagen werden dürfen, dass sie nicht mehr Strafarbeiten oder Nachsitzen aufgebrummt bekommen sollen. Dass Kinder mit völlig unterschiedlichem Lernverhalten und völlig unterschiedlicher Reichweite in den gleichen Schulen miteinander lernen sollen. (Inklusion ist für viele hier ein Schreckgespenst)

  • Geht es auch konkret? Du redest immer in Phrasen. Was soll man genau tun, wenn ein Schüler unerlaubt das Klassenzimmer verlässt und sich außer Reichweite begibt, den Nachbarn mit dem Zirkel in den Oberschenkel piekst, die Mitschülerin in den Arm beißt, unter dem Tisch liegt und dem Unterricht nicht folgen kann, weil er völlig überfordert ist ... was auch immer. Da hilft für den Moment auch Vertrauen und Klett-Material allein nicht.


    Sunny

  • Was ich schreibe, kommt bei Dir als Phrasen an, weil Du Dich dagegen wehrst.
    Du hast ein konkretes Kind das sich im Klassenzimmer bei traditionellem Unterricht (stillsitzen, zuhören, Aufträge ausführen) merkwürdig verhält.
    Du willst jetzt von mir dazu eine "Arbeitsanweisung" die sofort helfen soll, damit Du den traditionellen Unterricht ungestört fortsetzen kannst.
    Dieses Kind will und kann nicht stillsitzen, zuhören, tun was Du ihm sagst. Lernen will es trotzdem.
    Hast Du denn gar nichts was Du dem Kind geben kannst zum ausfüllen, zusammensetzen, auseinanderbauen, ordnen, anschauen?
    Schreib ihm Mitteilungen an die Tafel und gib ihm Kreide zu selber schreiben.
    Stört es, wenn das Kind sowas tut?
    Dann kann ich auch nicht helfen.
    Für mich war das was Kinder tun nicht Störung, sondern wichtig. Das merken sie sofort und die Arbeit wird erfreulich und erfolgreich.
    Aber das glaubst Du ja doch nicht. So wirst Du nie erfahren, wie gut das für alle Beteiligten ist.
    Was machst Du mit dem Kind?
    Vorwürfe, Drohungen, Appelle, Eltern bestellen, Erziehungsberatung einschalten, zur Förderschule oder Sonderschule melden?

  • Ja, es stört mich durchaus, wenn Schüler ihre Mitschüler attackieren. Ich bin erschüttert, dass das bei dir anders wäre.
    Ich beende die Unterhaltung an dieser Stelle und wünsche dir weiterhin einen geruhsamen Ruhestand


    Sunny

    • Offizieller Beitrag


    langsam beginne ich, mich aufzuregen. Es gab hier eine bestimmte Frage, auf die konkrete Antworten gewünscht wurden. Und statt Sunnys Beipsiel mit dem zirkel-piekenden Kind
    konkret zu beantworten, wird es jetzt polemisch. :X: Hilflosigkeit?

  • Das ist konkret:
    Hast Du denn gar nichts was Du dem Kind geben kannst zum ausfüllen, zusammensetzen, auseinanderbauen, ordnen, anschauen?
    Schreib ihm Mitteilungen an die Tafel und gib ihm Kreide zu selber schreiben.


    Die üblichen Maßnahmen, Tricks und Druckmittel hab ich nicht auf Lager.
    Ja, in den meisten Schulzimmern sollen Kinder stillsitzen und zuhören. Nicht nur im Latein.


    Mit dem Zirkel pieksen war in meinem Schulzimmer ganz deutlich verboten. Genauso wie Beleidigen.

  • Ich denke, manchen frechen Klassen täte es ganz gut, wenn sie von streng und schneidig auftretenden männlichen Klassenlehrern regiert werden. Es muss in manchen Klassenzimmern einfach wieder ein schärferer Wind wehen. Die fast ausschließlich feminin ausgerichtete und oft zu weichgespülte Sozialisierung der Kinder in Kindergarten und Grundschule hat da so ihre Nachteile. Besonders die Jungs fühlen sich dabei oft nicht so richtig verstanden und rangenommen wie sie es erwarten, was oft zu unregierbaren Zuständen in den Schulstuben führt.-Daher plädiere ich für die Besetzung von mehr männlichen und antikuschelpädagogischen Kollegen an den
    Grundschulen !


    Die weiblichen Kolleginnen machen natürlich auch einen guten Job, aber mann muss sich endlich mal in die Seele der Jungen hineinversetzen. Sie werden dauernd von irgendwelchen weiblichen Personen, von der alleinerziehenden Mutter bis zur Lehrerin, umringt, die ständig von ihnen was wollen, aber nicht wirklich über ihre Bedürfnisse und Potentiale Bescheid wissen.


    Zitat robischon :

    Zitat

    Mit dem Zirkel pieksen war in meinem Schulzimmer ganz deutlich verboten. Genauso wie Beleidigen.

    Und die hast Du dann ordentlich zusammengefiedelt und bestraft, wenn sie sich nicht an die Regeln gehalten haben ? 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Das hättest Du wohl gerne.Nein ich hab überhaupt nicht bestraft und alle Kinder und Eltern wussten das.
    Laut und energisch auf das Verbot hinweisen, hätte genügt.
    Vor Allem wäre es für mich ein deutliches Zeichen, dass ein Schulanfänger allerhand kann und viel erwartet, wenn er schon mit einem Zirkelkasten in die erste Klasse kommt.
    Wenn er dann anfängt andere zu pieksen, ist das ein Zeichen für äußerste Langeweile. Bei mir hatten Kinder keine Zeit und kein Interesse an Langeweile. Sie haben ja gelernt und gearbeitet und miteinander geredet.

  • Zitat robischon :

    Zitat

    Wenn er dann anfängt andere zu pieksen, ist das ein Zeichen für äußerste
    Langeweile.

    Oder ein Zeichen für eine allgemeine Respektlosigkeit/Gewaltbereitschaft gegenüber Mitschülern !

    Zitat

    Bei mir hatten Kinder keine Zeit und kein Interesse an
    Langeweile.

    Wetten doch ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Die Poststarterin hat sich sicher längst verabschiedet hier.

    Warum nur??
    Vielleicht weil auf ihre eigentliche Frage kaum eingegangen wird? Oder weil die immer wiederkehrende Diskussion in den Mittelpunkt gerückt wurde?
    Man kann solche Fragen hier einfach nicht stellen, ohne das die immer gleichen Phrasen gedroschen werden.


    Robischon, deine Veröffentlichungen werden nicht mehr verlegt? Vielleicht sind sie nicht mehr zeitgemäß?
    Ich hab an der Uni noch ähnliches gelernt, sehe es aber weitgehend als überholt an.
    Man muss Ideen doch auch mal hinterfragen und an die momentane Wirklichkeit anpassen und nicht umgekehrt!


    Es wäre super. wenn hier mal zurück zum Thema gekommen würde! Vielleicht hat ja jemand Tipps für die TE. Eine Metadiskussion, die in dieser Form schon 100 000 mal stattgefunden hat, hilft nicht weiter.

  • Die Frage war:


    Was tut ihr eigentlich, wenn ihr Kindern in der ersten (zweiten) Klasse nicht Herr werdet? Wenn sie ständig das Gegenteil tun, von dem was sie tun sollen und auch noch die anderen mitreissen? (Geht im Unterricht ständig raus, macht die Arbeiten in der Klasse nicht mit oder bewusst anders, bringt keine Hausaufgaben, weiß alles besser und belehrt etc)



    Nach meiner Auffassung bin ich durchaus auf die Frage eingegangen. Wie geht man mit so einem Kind um? Wer hat denn nun bessere Vorschläge, die dem Kind wirklich helfen?

  • Was Disziplinprobleme angeht habe ich an meiner Schule sehr gute Erfahrungen mit der 1-2-3 Methode sammeln können. Sicher kein Patentrezept, aber ich erlebe es als sehr wirksam, weil es einfach und schnell umgesetzt werden kann. Ein kurzes Stoppsignal, bei Nichtbeachtung eine klare Konsequenz - dass ist für alle Kinder transparent. Je nach 'Härtefall' kann man modifizieren. Genaueres hier: http://www.amazon.de/Die-1-2-3-Methode-f%C3%BCr-Lehrer/dp/3860729748/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1350152321&sr=1-1&tag=lf-21 [Anzeige]

    • Offizieller Beitrag

    Keine Strafen, keine Konsequenzen- hm, wieso weiß ich ganz sicher, dass du, robischon, nach Nachbohren etlicher User dann doch mal geschrieben hast, was du mit Kindern gemacht hast, die diese Verbote übertreten haben? Ich werde nachher mal die Suchfunktion anwerfen, wenn ich Zeit und Lust dazu habe.
    Einer unserer Fünftklässler hat bis zu seiner Adoption in einem Waisenhaus in Chile gelebt. Dort durfte er machen oder nicht machen, was er wollte, es hat sich keiner um ihn gekümmert- Verbote gab es nicht.
    Neulich erzählte uns seine Mutter, dass er bei uns im Gymnasium (mit Regeln!) richtig aufblüht und zu Hause gesagt habe: "Die kümmern sich wenigstens um mich." Kinder wollen ihre Grenzen testen- und wenn man dann nicht reagiert, wird es problematisch.
    Fakt ist: Es gibt kein Allheilmittel. Weder die Ratschläge von sehrratlos und robischon noch die der "konservativen" Lehrer können in Anspruch nehmen bei jeder Lerngruppe in denselben Rahmenbedingungen zu funktionieren. Im Übrigen habe ich helfende Ratschläge gebracht, die durchaus schon funktioniert haben- ob sie bei dem betreffenden Kind auch funktionieren, kann ich nicht sagen- sonst wäre ich Hellseherin.
    SunnyGS hat auch schon eine hilfreiche Liste erstellt.
    Liebe Grüße,
    Hermine

  • Hallo Hermine, ich bin gespannt, was Deine Suchfunktion Dir verrät.


    Natürlich hab ich reagiert auf Nichteinhaltung der sehr wenigen Verbote. Ich hab energisch aufs Verbot hingewiesen.


    Die traurige Geschichte mit dem Waisenhaus in Chile zeigt mir wieder mal wie mein Umgang mit dem Lernen eingeschätzt wird von Lehrerinnen oder Lehrern bei denen es Lehrbücher im Klassensatz gibt und den vorgeplanten gleichzeitigen und gleichschnellen Unterricht für Alle.


    Nach deiner Vorstellung könnten Kinder bei mir in einem leeren Raum herumstehen oder sitzen und wissen nicht was sie machen sollen, weil es keine Aufträge gibt.


    In Wirklichkeit waren die Kinder in einer äußerst anregenden Umgebung mit Sachbüchern zu allen Bereichen und Material zu vielen Bereichen, Geo-Clix, Steckwürfel, Experimentierkoffer, Arbeitsblätter usw...Es war ein ernsthaftes Problem für Kolleginnen die mich gelegentlich vertreten haben, dass sie Kinder daran hindern wollten selber etwas zu tun, um sie ihrem Unterricht "folgen" zu lassen.


    Der chilenische Waise hätte jede Menge zu tun gehabt und hätte gemerkt, dass ich jederzeit da war und gefragt werden konnte. Regeln gab es und Ansprache und feste Zeiteinteilung und Rituale. Nur keinen Unterricht, keine Maßnahmen und keine Strafen.

  • Hallo zusammen,
    ich bin nun wirklich kein Fan von Strafen, aber ich finde es muss einem Lehrer doch gestattet werden, seinen Unterricht führen zu können - dafür muss er auch das Recht haben, einen Schüler zu bestrafen.
    Aber nicht nur in Form von Noten. Wenn es der kleine aus der ersten Klasse nicht lernt, wie soll er es denn dann wissen, wenn er größer ist.
    Die Eltern helfen einem hier oft wenig, weil sie entweder desinteressiert oder überfordert sind.

  • Zitat robischon :

    Zitat

    Natürlich hab ich reagiert auf Nichteinhaltung der sehr wenigen Verbote. Ich hab energisch aufs Verbot hingewiesen.

    Ich stelle mir da gerade die Reaktion von Schülern in den Brennpunktschulen vor, wenn unser geehrter robischon dort energisch aufs Verbot hinweisen würde. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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