Wort "Missionar" kindgerecht erklären?

  • Hallo Zusammen,


    Ich habe demnächst einen Unterrichtsbesuch in Deutsch. Thema wird ein Schreibanlass zum Bilderbuch "Der Löwe, der nicht schreiben konnte" sein.


    Nun wird im Buch auf der ersten Seite beschrieben, dass der Löwe von einem Missionar gelernt hat, dass man eine Dame nicht einfach so küsst, sondern eine Dame gebildet ist und man ihr deshalb Briefe schreibt.


    Nun grüble ich schon eine halbe Ewigkeit darüber, ob ich das Wort Missionar einfach so stehen lassen soll oder ob ich die Kinder fragen soll, ob sie wissen, was das ist und ich es ihnen sonst ggf. erkläre (aber wie mache ich das kurz und kindgerecht). Im Grunde spielt es für das Buch und auch für die Stunde auch gar keine Rolle, ob das nun ein Missionar oder sonstwer war, weshalb ich das Wort einfach erstetzen würde durch "gebildeter Mann" - allerding hält das meine Mentorin hält das für keine gute Idee.


    Wie würdet ihr mit dem Wort verfahren? Es handelt sich übrigens um ne 3. Klasse.


    Um was für Kleinigkeiten man sich da immer Gedanken macht... .


    LG, Lotta

  • Hallo Lotta,


    tja, eine Idee hätte ich da schon, die ist aber eher aus dem Sek-I - Bereich.
    Bei fremden Texten sollen die SUS erst einmal alle ihnen unbekannte Wörter erfragen.
    Die Frage geht dann nicht unbedingt an mich, sondern an die ganze Klasse.
    Ein Schüler, der die Bedeutung eines Wortes kennt, darf andern erklären.
    Falls notwendig ergänze ich dann.
    Wäre das ein Ansatz für dich?


    Gruß Lyna

  • Danke für deine schnelle Antwort!
    Einerseits habe ich mir auch gedacht, dass ich die unbekannten Wörter (es kommen noch zwei weitere Wörter in der Geschichte vor, die evt. nicht alle Kinder kennen: Dung und Aas) einfach in die Gruppe gebe und falls sie es nicht wissen, ich es erkläre. Andererseits sollte das eben wirklich kaum Zeit in Anspruch nehmen, da es ja ohnehin nur 45 Minuten sind. Und eben weil es in der Geschichte eigentlich gar nichts zur Sache tut, dass das ein Missionar war und der Begriff für Kinder ohnehin schwer verständlich ist, war eben meine Überlegung, ob ich das Wort nicht einfach abändern kann. Habe auch etwas Angst, dass ich die Kinder aus der sehr amüsanten Geschichte reiße, wenn immer wieder Wortbedeutungen thematisiert werden müssen.
    Das Buch ist eigentlich schon zum Vorlesen ab 4 Jahren geeignet. Frage mich, wie die Vorleser mit diesen Worten umgehen, wenn schon ich befürchte, dass das für´Drittklässler unbekannte Begriffe sind.

  • ich habe soetwas dann immer schon vorher im Entwurf begründet- z.B. dass du, wenn eines der Kinder nach der Bedeutung fragen wird (siehe Variante 2), du es mit "gebildeter Mann" erklären wirst, obwohl du weißt, dass das nicht komplett korrekt ist und aber vermutest, dass die korrekte Erklärung dich und die Schüler vom eigentlichen Lernziel für eine Weile entfernt bzw. verwirrt und du dass daher so didaktisch reduzierst.


    andere Idee: sage doch einfach, dass das ein Pfarrer ist, der in andere Länder reist und dort mit den Leuten redet. muss ja nicht in die Tiefe gehen.
    Viel Erfolg!

  • Dann ersetz doch Missionar einfach. Es ist doch vollkommen legitim ein Buch zu vereinfachen. Im Englischen macht man das bspw. auch beim storytelling, wenn es erforderlich ist. Außerdem ändert es ja nun wirklichs an der Handlung, ob der Löwe das von einem Missionar oder von einem Herren gelernt hat.

  • Ja, ich denke auch, dass ich das Wort einfach ersetze und so gewährleistet wird, dass die Kinder nicht aus der Geschichte gerissen werden.


    Danke euch für den Austausch!!


    Lotta

  • Ich mache es mittlerweile immer so, dass ich Bilderbücher oder Geschichten abändere durch einfachere Wörter oder kürzere Sätze. Manchmal ärgere ich mich richtig, weil einige Bücher so kompliziert geschrieben sind. Es macht einfach keinen Spaß, jedes 2. oder 3. Wort erklären zu müssen. Es geht ja in erster Linie, Freude an der Sprache zu erleben oder in die "Phantasiewelt der Geschichte" abzutauchen. Das wird nicht erreicht, wenn es zu viele schwierige Wörter gibt, die jedesmal erklärt werden müssen. Außerdem ist es für die Kinder auch kein schönes Gefühl, die Sprache des Autors nicht richtig verstehen zu können. Ich würde die Wörter einfach ersetzen und es im Entwurf begründen. Da wird kein Fachleiter etwas dagegen haben. Was allerdings auch immer gut kommt ist, wenn die Schüler selber nachfragen. Ich habe sogar ein Meldezeichen für unverstandene Wörter.

  • Huch, dass ich Fire Chief Beatty mal in echt zu lesen bekomme, hätte ich nie gedacht! :huh:


    Nele

  • Natürlich nicht. Es gibt hervorragend geschriebene Kinder- und Bilderbücher, die auch besonders für die Sprachförderung geeignet sind. Weil du am BK bist, brauche ich wohl keine aufzuzählen.
    Es gibt aber leider auch viele Bücher (und "die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte" zähle ich nicht dazu), die ein hohes sprachliches Niveau zugrunde legen, mit denen viele Kinder aus meiner Klasse nichts anfangen können. Bücher kindgerecht vorzulesen nennt man dann "didaktische Reduktion". Wenn ich in einer anderen Region in Deutschland unterrichten würde, könnte diese auch anders ausfallen.
    Aber ich will meine Arbeit hier gar nicht rechtfertigen. Grundschulkollegen, die in vergleichbaren Einzugsgebieten arbeiten, wissen bestimmt was ich meine.

  • Wie du richtig bemerkst, hat der "Missionar" für den eigentlichen "Gag" und Verlauf der Geschichte keinen Belang. Wenhn du da lange erläuterst, was denn nun ein Missionar ist, gehst du "slightly off-topic"


    BTW "slightly off-topic":
    Im Urwald stürzt ein Flugzeug ab. Der einzige Überlebende ist ein Missionar. Als er aus der Ohnmacht erwacht, sieht er sich von Löwen umzingelt. Er schließt die Augen, faltet die Hände und schickt ein Stoßgebet zum Himmel: "Herr, mach, dass diese Löwen Christen werden!" Und siehe da - das Fauchen hört auf. Als er die Augen öffnet, sieht er die Löwen im Kreis um ihn sitzen. Der Oberlöwe hat die Pfoten übereinander gefaltet und betet: "Vater unser, segne diese Speise...."

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Offizieller Beitrag

    Hab das Buch auch schon behandelt und die Kinder hatten keine Probleme mit dem Wort Missionar. Viele kannten es schon aus Witzen (s.ein Beitrag über meinem ;) ).
    Nun leben wir auch in einer katholischen Gegend. Möglicherweise haben die Kinder das Wort auch im kirchlichen Umfeld schon mal vernommen.
    Aber es kann natürlich sein, dass es deine Kinder nicht kennen und euch die ausführliche Erklärung auf Abwege bringt. Ich würde es aber nicht ändern, sondern wie oben vorgeschlagen kurz erklären (bzw. ein Kind erklären lassen) und fertig.

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Und wenn ein Kind z.B. nach der sogenannten Missionarsstellung fragt ? Wie würdet Ihr diesen Begriff erklären ?


    Ich meine ja nur, weil die Kinder heutzutage ganz schön ausgebufft sind und keine Grenzen mehr kennen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Und wenn ein Kind z.B. nach der sogenannten Missionarsstellung fragt ? Wie würdet Ihr diesen Begriff erklären ?


    Tja... welche Stellung erlaubt wohl die ausschließliche Liebe zu Gott? :whistling:

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

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