Rigidität gegen Verarsche?

  • Was ist schiefgelaufen, habe ich mich heute gefragt, wenn man von SuS in einer Klasse (8) verarscht wird? Ist überhaupt etwas schiefgelaufen, also von Lehrerseite?


    Ich denke, es gibt vor allem zwei mögliche Ursachen. Entweder die SuS kennen einen noch nicht richtig und wollen einen 'austesten' (das legt sich also); oder sie sind so leistungsschwach, dass sie das mit ihrer Coolness kompensieren wollen, d. h. das demonstrative Unmotiviertsein ist das einzige Mittel, in der völligen Unwissenheit halbwegs ihr Ego zu behaupten: "Ok, ich kann es nicht, aber ich WILL es doch auch gar nicht können" etc.


    Dritte Möglichkeit: der Lehrkraft ist etwas entglitten. Aber was?


    In jedem der drei Fälle muss man natürlich gegensteuern, da sonst der eigene Unterricht zum Coolness-Wettbewerb zwischen Pubertierenden mißbraucht und man selbst zum Zuschauer degradiert wird.


    Ich habe z. B. einen Achtklässler, der nur noch im entnervtesten Ton mit mir spricht, sich nicht hinsetzt, sondern eher hinhängt und jede Arbeitsanweisung mit "eh, Mann, ich hab echt keine Ahnung" o. ä. abwehren will. Rufe ich ihn an die Tafel, nimmt er (in Frz.) sein Grammatikbuch mit. "OHNE nachzuschlagen!" Mit minimalem Tempo schlurft er zu seinem Platz, packt umständlich das Buch weg, schlurft an die Tafel zurück: "Und jetzt?" Und so immer weiter. Wenn ich ihn frage, ob er mich verarschen will, sagt er mit deutlicher Ironie: "Ich doch nicht" usw. Und natürlich will ich darüber nicht mit ihm diskutieren, kann ihn für eine ironische Antwort nicht sanktionieren und muss mich weiter verarschen lassen. Erst am Ende der Stunde ist mir die Geste eines anderen klar geworden, der in der 1. Reihe aufgestanden ist, sich zu einem anderen Hormonknirps gewandt und sich dabei in den Schritt gegriffen hat. Durch diese lächerlichen Dinge verliere ich völlig den Respekt vor den Schülern und die Lust, ihnen irgendetwas beizubringen...
    Klar, er steht im Mittelpunkt, wenn ich ihn drannehme; nehme ich ihn aber nicht dran, quasselt er und kommentiert. Übungsaufgaben bekommt er quasi jede Stunde - macht er aber sowieso nicht. Drohungen mit Klassenbucheinträgen? Na ja, halt einer mehr, passiert ja auch nicht wirklich was. Briefe an die Eltern? Keine Wirkung. Nachsitzen muss ich noch ausprobieren. Aus der Klasse schicken steht auch auf meiner Agenda...
    Das ist keine Ausnahme; von dieser Sorte gibt es etwa 7 SuS in dieser Klasse.


    Ich musste schon häufiger an meinen früheren Mathelehrer denken, der ein autoritärer Spießer war, den alles gehasst haben: null Humor, null Mitgefühl, null Sympathie für seine SuS. Aber niemand, nicht einmal der Häuptling der Coolness-Elite der Klasse, wäre je auf die Idee gekommen, Dinge wie "Zeit ist um, mein Freund" in die Klasse zu rufen. Wir wussten nicht, WAS dann passiert wäre - wahrscheinlich auch nicht mehr als ein Klassenbucheintrag - aber schon die Vorstellung, sich offen so gegen den Lehrer zu stellen, hätte uns abgeschreckt.


    Wie geht ihr also mit andauernder Respektlosigkeit bei völliger (man muss es sagen) stofflicher Unvorbereitetheit um? Ist es wirklich der einzige Ausweg, so autoritär wie möglich zu sein und quasi nur als Kontrolleur, Sanktionsverteiler und Disziplinator vor der Klasse zu stehen?

  • Ich habe z. B. einen Achtklässler, der nur noch im entnervtesten Ton mit mir spricht, sich nicht hinsetzt, sondern eher hinhängt und jede Arbeitsanweisung mit "eh, Mann, ich hab echt keine Ahnung" o. ä. abwehren will. Rufe ich ihn an die Tafel, nimmt er (in Frz.) sein Grammatikbuch mit.

    Oh je. Das lässt du dir gefallen?


    Ich habe zum Glück keine Disziplinprobleme und habe diese auch noch nie gehabt. Solch ein Verhalten würde sich mir gegenüber an unserer Schule keiner erlauben.
    Und falls doch einmal ein Schüler respektlos wird, interveniere ich sofort.


    Also mit anderen Worten - auch wenn es hart klingt - ich denke, du bist letzten Endes dafür verantwortlich, dass die Schüler dieses Verhalten in deinem Unterricht an den Tag legen.


    Es auch scheint so, als ob du wenig Wertschätzung für deine Schüler hast. Zitat: "[...] sich zu einem anderen Hormonknirps gewandt [...]"
    So würde ich über meine Schüler beispielsweise nie sprechen, weil ich meine Schüler allesamt mag. Das Wort "Hormonknirps" finde ich sehr abwertend und ich könnte mir vorstellen, dass deine Schüler diese mangelnde Wertschätzung ebenfalls spüren.


    Wenn mich andere Kollegen um Rat fragen, wieso das in meinem Unterricht so gut läuft, sage ich immer, dass die beiden wichtigsten Faktoren für mich KONSEQUENZ und WERTSCHÄTZUNG sind.

    • Offizieller Beitrag

    Ich fürchte fast auch, du warst anfangs zu gutmütig :(


    Aber das hilft dir jetzt auch nur bedingt weiter ;)


    Zitat

    Klar, er steht im Mittelpunkt, wenn ich ihn drannehme; nehme ich ihn aber nicht dran, quasselt er und kommentiert. Übungsaufgaben bekommt er quasi jede Stunde - macht er aber sowieso nicht. Drohungen mit Klassenbucheinträgen? Na ja, halt einer mehr, passiert ja auch nicht wirklich was. Briefe an die Eltern? Keine Wirkung. Nachsitzen muss ich noch ausprobieren. Aus der Klasse schicken steht auch auf meiner Agenda...
    Das ist keine Ausnahme; von dieser Sorte gibt es etwa 7 SuS in dieser Klasse.


    Nein, Drohungen helfen da nicht weiter. Konsequenz schon. Allein zu Zwecken der Dokumentation wären Klassenbucheinträge sinnvoll. Warum zögest du, Nachsitzen einzusetzen?
    Wo bleiben die schlechten Noten, wenn dien schüler auf Aufforderung keine Leistung bringen will? Kein Bock= keine Leistung = 6.
    Kann sein, dass ihn das nicht stört, doch auch den anderen schülern signalisierst du damit: nicht erbrachte Leistungen sind ungenügende Leistungen.


    ich würde mich auch nicht auf all diese Provokationen einlassen. Und schon gar nicht auf sowas hier:

    Zitat

    Aber niemand, nicht einmal der Häuptling der Coolness-Elite der Klasse, wäre je auf die Idee gekommen, Dinge wie "Zeit ist um, mein Freund" in die Klasse zu rufen.


    da wäre sofort ein Wort zum Sonntag bei mir fällig. Auch ein Gespräch mit dem Schulleiter kann Wunder wirken. Ebenso die Möglichkeit, die Eltern zum Gespräch mit dem Schüler, dem Schulleiter und dir in die Schule zu holen.


    Wenn es 7 (!) Schüler sind, die die Klasse dermaßen aufmischen bei dir, dann ist tatsächlich was aus dem Ruder gelaufen.
    Sprich mit ihnen einzeln. Unter 4 Augen. Aber nicht bettelnd "ach, seid doch nicht so, da stört", sondern mache ihnen klar, dass sie kurzfristig die Versetzung und mittelfristig einen Schulabschluss wollen. Dass du nicht bereit bist, dir so ein Benehmen weiterhin bieten zu lassen. Dass es an ihnen liegt, für ihren Lernerfolg zu sorgen. Dass sie, wenn sie dazu keinen Bock haben, auf der falschen Schule zu sein scheinen. Dokumentiere das. Wie gesagt, Einzelgespräche.
    Hol dir den Klassenlehrer ins Boot. Wie gesagt, auch den Schulleiter. Lass dir von ihnen erprobte Tipps geben.


    In meinen Augen ist das keine Verar...., sondern ein Heischen um Konsequenz und eine klare Linie. Gib sie ihnen! Wichtig ist, dass du dabei ruhig bleibst; ich meine, seinen Ärger darf man auch mal rauslassen, kurz und begrenzt, aber dann wieder runterkommen. Die Provokationen nicht persönlich nehmen. Gar nicht so einfach! ;)


    Weitere Tipps zum Umgang mit schwierigen Schülern findest du hier bestimmt mit der Suchfunktion. Ich glaube, Hawkeye hat mal was Gutes dazu gepostet

  • Ja, Mrs Griffin, wir freuen uns alle, dass Du so eine perfekte Lehrerin bist, der alles gelingt. :rolleyes:


    Bateaulvre weiß auch selbst, dass der Fehler bei ihr liegt, sonst hätte sie ja hier nicht nach Rat gefragt.


    Ich selbst habe einen "Fall", der mich ein bisschen an Bateaulvres Hormonknirps erinnert. Fest steht auf jeden Fall, dass man sich nicht mit Schülern auf Machtspielchen einlassen sollte, ihnen keine Bühne für ihre Selbstdarstellung bieten sollte. Aber was konkret Du tun kannst, kann ich auch nicht sicher sagen. Auf jeden Fall einigermaßen souverän reagieren. Notiere Dir die Sachen, das alles mündet ja dann automatisch in eine schlechte Note. Ich habe oft (aber nicht immer) gute Erfahrungen damit gemacht, dass ich den Schülern sagte, dass sie ihr Verhalten ändern müssten, weil es sonst nicht so gut für die Note sei, wobei ich auch immer betone, dass ich es "schon jetzt" sage, damit sie noch genügend Zeit haben, sich zu ändern. Natürlich, das ist (auch) eine Drohung, aber wenn der Schüler die Konsequenz nicht als 'eins auswischen' versteht, sondern als Folge seines eigenen Handelns, akzeptiert er es in der Regel.


    Mit dem Klassenlehrer würde ich auch mal sprechen. Mal hören, was der so sagt.


    Du kannst auch mit dem Beratungslehrer sprechen. Der kann sich den Schüler schnappen und mit ihm arbeiten, oder aber er kann Dir auch hilfreiche Tips geben.


    Ich mache demnächst eine Fortbildung mit, das Thema ist "Emotional intelligentes Lehrerhandeln in problematischen Lehrer-Schüler-Situationen", oder so. Wenn Du willst, kann ich das Dossier, das wir am Ende hoffentlich erhalten, weiterleiten. Bei Interesse bitte Email per PN an mich.


    Vielleicht hilft auch einfach der Tip: Erkundige Dich, was Du tun kannst, tue aber nichts Unüberlegtes, nichts, was Dir hinterher Leid tut (ausfallend geworden, ausrasten), und wenn Du bei den Schülern den Eindruck hinterlässt, dass Du dich nicht in jeder Situation durchsetzen kannst, dann ist das halt so. Schade, aber davon geht die Welt nicht unter.
    Auf jeden Fall solltest Du diese Situationen irgendwie nutzen, um daran zu lernen, sodass Du beim nächsten Schüler in einer neuen Klasse, der Dir so kommt, gleich besser reagieren kannst.
    Es ist nicht schlimm, etwas nicht zu können, aber man sollte aus Fehlern so lernen, dass man bei der nächsten vergleichbaren Situation klüger reagiert. Sonst handelt man gleichgültig und ignorant.


    Trotzdem viel Spaß mit den kleinen Kröten! ;) Es gibt ja bestimmt auch viele nette Schülerinnen und Schüler in der Klasse.


    Hamilkar

  • Oh je. Das lässt du dir gefallen?

    Nein, wie oben beschrieben: natürlich weise ich den Schüler dann zurecht.

    Es auch scheint so, als ob du wenig Wertschätzung für deine Schüler hast. Zitat: "[...] sich zu einem anderen Hormonknirps gewandt [...]"


    So würde ich über meine Schüler beispielsweise nie sprechen, weil ich meine Schüler allesamt mag.

    Diesen letzten Satz habe ich zum Schuljahresanfang auch noch gesagt... Im Lehrerzimmer höre ich allerdings oft sehr abwertende (und dabei weniger witzig gemeinte) Äußerungen über besagte Klasse.

    • Offizieller Beitrag

    P.S. Mir fällt gerade ein: ich hatte mal einen total unwilligen 7 Klässler. Er war stofflich völlig abgehängt und versuchte das, durch vermeintliche Coolness zu kompensieren. Als alles andere nicht mehr half, habe ich, nachdem ich den Schulleiter davon informiert hatte, ihn aus dem Unterricht ausgeschlossen. Ich habe gesagt: "Du willst keinen Unterricht machen. deshalb weigere ich mich, dich zu unterrichten." Dann wies ich ihm eine Einzelplatz weiter weg von den Anderen zu und gab ihm eine Abschreibarbeit, die mit dem Fach zu tun hatte. Es war relativ viel, er brauchte die ganze Doppelstunde dazu. Gemaule und Gemotze habe ich nur einem scharfen Aufruf seines Namens beantwortet.
    Und siehe da, nach der Stunde war er halbwegs einsichtig, nach der nächsten Doppelstunde lammfromm. War ein Versuch gewesen un d hatte durchschlagende Wirkung, auch auf den Rest der Klasse.
    Vielleicht wäre das auch ein Versuch wert bei den Haupträdelsführern? Viel Glück!

  • Diesen letzten Satz habe ich zum Schuljahresanfang auch noch gesagt... Im Lehrerzimmer höre ich allerdings oft sehr abwertende (und dabei weniger witzig gemeinte) Äußerungen über besagte Klasse.

    Abwertende Äußerungen über Schüler höre ich im Lehrerzimmer auch häufig. Meistens sind das die Kolleginnen und Kollegen, die Schwierigkeiten mit ihren Klassen haben, denn Schüler merken, ob sie respektiert und geschätzt werden oder ob eine generelle Ablehnung vorliegt.


    Ich finde es ohnehin schade, dass manche Lehrer ihre "Alle Schüler sind doof"-Attitüde jeden Tag nach außen tragen müssen.

    Ja, Mrs Griffin, wir freuen uns alle, dass Du so eine perfekte Lehrerin bist, der alles gelingt.

    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Ich weiß, es ist nur ein Buchstabe, der den Mister von der Misses unterscheidet, daher sollte man gründlich lesen.
    Aber das Lesen scheint ja ohnehin nicht deine Stärke zu sein, denn ich habe nie behauptet, ein perfekter Lehrer zu sein, sondern lediglich dass ich keine Disziplinprobleme habe. Das ist eine Tatsache - soll ich die für dich etwas abschwächen und mir ggf. ein paar "Problemfälle" ausdenken, damit du dich besser fühlst?

  • ... Nein danke, Mister. Da das Lesen "nicht so meine Stärke" ist, wie Du schon selbst festgestellt hast, würde ich Deinen Ausführungen wohl sowieso nicht folgen können.
    Zumal das Verständnis durch Deine Syntaxfehler für leseschwache Lehrer wie mich um ein Weiteres erschwert wird:

    Es auch scheint so, als ob du wenig Wertschätzung für deine Schüler hast.

    Hamilkar

    • Offizieller Beitrag

    Ich möchte doch darum bitten, zur Sache zu diskutieren und persönliche Vorbehalte gegenüber anderen Usern nicht hier im Thread auszutragen. Das hilft der TE nämlich nicht weiter.

    • Offizieller Beitrag

    Nur ganz kurz zum eigentlichen Problem: Mein vorrangiges Ziel ist es nicht, von den Schülern gemocht zu werden. Ziel ist es, dass mein Unterricht störungsfrei funktioniert und die Schüler was lernen können. Wenn das klappt, hab ich auch Zeit für Nettigkeiten- Witze, Spiele usw. Wenn nicht, Pech gehabt.
    Was die Bezeichnung pubertierender Schüler betrifft, kommt es immer auf den Tonfall an. Ich nenne meine Mittelstufler auch im Lehrerzimmer gelegentlich "meine Pubertätsmonster", allerdings mit liebevollem Unterton.
    Das Trödeln beim an die Tafel kommen würde ich radikal unterbinden. Wenn der Schüler nicht gleich an der Tafel ist, ist das eine nicht erbrachte Leistung=Note sechs. Wenn er echt keine Ahnung hat, so wie er sagt, wäre evtl. auch Nachsitzen eine Lösung- dann, wenn es besonders weh tut, z.B. Freitag Nachmittag. Da kann er dann seine Lücken nacharbeiten.
    Bei uns gibt es auch einen Trainingsraum, das wäre eine ähnliche Lösung, wie sie Friesin bereits vorgeschlagen hat. Manchmal helfen auch Einzelgespräche, da sind die Herren dann meist nicht mehr ganz so cool. Oder wirklich die Eltern reinbestellen mitsamt dem Nachwuchs und einen Kollegen als Zeugen dazu bitten.
    Wichtig ist auch, und gerade als Frau bei den pubertierenden Jungs, dass du bestimmt und sicher auftrittst. Ganz klare Ansagen sind da auch hilfreich, z.B. "Xy komm nach vorne und lass dein Buch gleich am Platz!"
    Die Geste des anderen Jungen hätte es in meinem Unterricht nur genau einmal gegeben- ich hätte den Jungen gefragt, ob er da unten evtl. Probleme hat und vielleicht zum Arzt gehen sollte.
    Bei einem meiner Sechstklässler, der ständig aufs Klo will (und zwar definitiv nicht aus gesundheitlichen Gründen), habe ich mal gefragt, ob ich seinen Eltern mal schreiben dürfte und ihnen empfehlen, mit ihm wegen des Blasenproblems zum Arzt zu gehen. Ein hochroter Kopf war die Folge- seither ist Ruhe.

    • Offizieller Beitrag

    Bei einem meiner Sechstklässler, der ständig aufs Klo will (und zwar definitiv nicht aus gesundheitlichen Gründen), habe ich mal gefragt, ob ich seinen Eltern mal schreiben dürfte und ihnen empfehlen, mit ihm wegen des Blasenproblems zum Arzt zu gehen. Ein hochroter Kopf war die Folge- seither ist Ruhe.



    so einen Jungen hatte ich auch mal. Besorgte Nachfrage und der Hinweis, wie hilfreich eine Blasenspiegelung sein kann, hatte eine wundersame Spontanheilung zur Folge :D


    Wenn du ein bisschen schlagfertig bist, kann das sehr hilfreich sein. Nur eben: keine Bühne für Provokateure bieten ;) Und am besten gleich zu Beginn einer Provokation einschreiten. Das ist immer besser als Diskussionen zu erlauben, bei denen du nicht gewinnen kannst!


    Vielleicht kannst du ja mal berichten, was du bewirken konntest

  • Nur ganz kurz zum eigentlichen Problem: Mein vorrangiges Ziel ist es nicht, von den Schülern gemocht zu werden. Ziel ist es, dass mein Unterricht störungsfrei funktioniert und die Schüler was lernen können. Wenn das klappt, hab ich auch Zeit für Nettigkeiten- Witze, Spiele usw. Wenn nicht, Pech gehabt.
    Das Trödeln beim an die Tafel kommen würde ich radikal unterbinden. Wenn der Schüler nicht gleich an der Tafel ist, ist das eine nicht erbrachte Leistung=Note sechs. Wenn er echt keine Ahnung hat, so wie er sagt, wäre evtl. auch Nachsitzen eine Lösung- dann, wenn es besonders weh tut, z.B. Freitag Nachmittag. Da kann er dann seine Lücken nacharbeiten.
    Bei uns gibt es auch einen Trainingsraum, das wäre eine ähnliche Lösung, wie sie Friesin bereits vorgeschlagen hat. Manchmal helfen auch Einzelgespräche, da sind die Herren dann meist nicht mehr ganz so cool. Oder wirklich die Eltern reinbestellen mitsamt dem Nachwuchs und einen Kollegen als Zeugen dazu bitten.
    Wichtig ist auch, und gerade als Frau bei den pubertierenden Jungs, dass du bestimmt und sicher auftrittst. Ganz klare Ansagen sind da auch hilfreich, z.B. "Xy komm nach vorne und lass dein Buch gleich am Platz!"
    Die Geste des anderen Jungen hätte es in meinem Unterricht nur genau einmal gegeben- ich hätte den Jungen gefragt, ob er da unten evtl. Probleme hat und vielleicht zum Arzt gehen sollte.
    Bei einem meiner Sechstklässler, der ständig aufs Klo will (und zwar definitiv nicht aus gesundheitlichen Gründen), habe ich mal gefragt, ob ich seinen Eltern mal schreiben dürfte und ihnen empfehlen, mit ihm wegen des Blasenproblems zum Arzt zu gehen. Ein hochroter Kopf war die Folge- seither ist Ruhe.


    Ja, so sehe ich das auch. UNser erstes Ziel ist und bleibt der Unterricht. Es ist auch sehr hilfreich, wenn manche Eltern und Schüler das klipp und klar hören. Ich füge noch hinzu "Niemand wird hier bezahlt, um ihre Kinder zu bespaßen. " (als Standardantwort zu "Es soll doch Spaß mache" bzw. "Es macht keinen Spaß.")
    Frage ab Hermine und andere: eine sechs für das Trödeln und das Nachsitzen wird bei uns auf keinen Fall von der Schulleitung getragen. Wie setzt du das durch?
    Was die Frage nach der Notwendigkeit eines eventuellen Arztbesuchs habe ich auch erlebt, und zwar als ich als Referendarin hospitiert habe. Der Schüler hatte noch die Unverschämtheit zu antworten, und zwar so etwas wie "Ja, ich habe Kopfweh, weil der Unterricht so langweilig ist." (Wenn ich mich richtig erinnere.) Der Kollege war ratlos. So etwas könnte es auch an meienr Schule geben, hier würde ein Gespräch bei der Schulleitung auch nicht viel bringen.
    Friesin und andere: unser Schulleiter würde es nie durchgehen lassen, dass man sich weigert (aus einem berechtigten Grund) einen Schüler zu unterrichten. Tips von euch?

    • Offizieller Beitrag

    Ehrlich gesagt, musste ich so eine Sechs noch nie geben (bei mir standen die Schüler zumindest immer vor der Tafel und wussten da nix- da muss man nicht groß was begründen) und ich fürchte, im Zweifelsfall wäre sie auch anfechtbar. Allerdings habe ich eine sehr loyale SL hinter mir.
    Das Nachsitzen wäre gar kein Problem. Der Junge stört und sagt selbst, er habe keine Ahnung. Dementsprechend begründe ich die Nacharbeit bzw. das Nachsitzen mit den Lücken, die der Junge durch seine Aussagen ja selbst noch zugibt.
    Das mit dem langweiligen Unterricht hatte ich auch mal- der junge Mann gab dann eben mal selbst eine Stunde, natürlich mit Vorgaben und Auflagen von mir. Daraufhin musste er einsehen, dass "coolerer" Unterricht mit seiner Klasse nur sehr bedingt möglich war...
    Laura, wenn deine SL so drauf ist, kannst du dich dann wenigstens mit Kollegen absprechen? Habt ihr einen Beratungslehrer, einen Verbindungslehrer oder einen Schulpsychologen bei euch an der Schule? Die wissen auch manchmal gute Tipps.

  • Wir haben nur zwei Vertrauenslehrer, die nur da sind, um Kleinigkeiten zum Drama zu machen. Alles natürlich im Sinne der Schüler, also wirklich keine Hilfe.

  • Das Trödeln beim an die Tafel kommen würde ich radikal unterbinden. Wenn der Schüler nicht gleich an der Tafel ist, ist das eine nicht erbrachte Leistung=Note sechs.

    Diese Sechs bekommt der Schüler von mir quasi nach jeder Stunde als SoMi-Note. Er weiß das auch. Trotzdem kann er die Hilfsverben noch immer nicht im Präsens konjugieren. Noten scheinen kein Druckmittel zu sein; vielleicht auch, weil die SuS wissen, dass das Halbjahreszeugnis nicht versetzungsrelevant ist - und ich auch nicht einmal das ganze Halbjahr vertrete.

    Wenn er echt keine Ahnung hat, so wie er sagt, wäre evtl. auch Nachsitzen eine Lösung- dann, wenn es besonders weh tut, z.B. Freitag Nachmittag. Da kann er dann seine Lücken nacharbeiten.

    Das wird ihm nicht gefallen und das ist auch mein nächster Schritt. Vielleicht schreckt schon die Drohung ab, wenn nicht, auch gut. Eine Kollegin von mir hat sich schon angeboten, die lieben Kleinen freitags zu 'empfangen'.

    Die Geste des anderen Jungen hätte es in meinem Unterricht nur genau einmal gegeben- ich hätte den Jungen gefragt, ob er da unten evtl. Probleme hat und vielleicht zum Arzt gehen sollte.

    Ich hab es erst nach der Stunde begriffen, was das war. Leider komme ich zwischen Unterrichten und Disziplinieren mit meiner Aufmerksamkeit nicht überall mit, wo es Provokationen gibt. Ich hoffe, das wird besser mit der Zeit.


    Ich werde später berichten, was ich getan habe und wie es gewirkt hat; vor den Ferien habe ich nur noch eine Stunde mit ihnen, die ich dazu nutzen will, ihnen ihre größtenteils sehr betrüblichen SoMi-Noten vorzulesen und kurz und knackig zu begründen, warum hier tatsächlich einige auf 6 stehen.



    PS: Ein Kollege riet mir, den SuS klar zu machen, dass man als LehrerIn an der Note gar nicht interessiert sei, damit die SuS nicht glauben, sie könnten einen mit ihrer Unkenntnis und Faulheit auch noch ärgern. Was sagt ihr dazu? Ist das nicht eine pädagogische Bankrotterklärung, sich hinzustellen und zu sagen: ist mir völlig egal, was ihr hier für Noten habt?

  • Nö, es ist nur der Abbruch einer der Brücken, über den dich die SuS versuchen emotional zu steuern, wenn sie können. Das dieser Satz gegen dein Berufsethos verstoßen mag, darüber machen die sich keine Gedanken. Egoistisch gesehen ist es denen vollkommen egal, wie du dich fühlst. Es ist denen auch egal, wie sich die SuS fühlen, die gerne was lernen würden, aber gerade davon abgehalten werden. Also muß man sie nicht auch noch drauf stoßen, dass das noch so ein Faden ist, an dem man Lehrerlein hübsch tanzen lassen kann.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Zitat Bateaulvre :

    Zitat

    Ein Kollege riet mir, den SuS klar zu machen, dass man als LehrerIn an
    der Note gar nicht interessiert sei, damit die SuS nicht glauben, sie
    könnten einen mit ihrer Unkenntnis und Faulheit auch noch ärgern. Was
    sagt ihr dazu? Ist das nicht eine pädagogische Bankrotterklärung

    Und wieso sollte einem Lehrer die Note interessieren für die der Schüler durch sein Arbeitsverhalten oder Nichtarbeitsverhalten selbst verantwortlich ist ?


    Ich denke einfach, dass Du mit den Schülern zu sehr mitfühlst und sie Dich deshalb ganz gut im emotionalen Würgegriff halten und Dich steuern. Du musst Dich da deutlicher von den Schülern in jeder Hinsicht distanzieren.


    Halte in höflicher und korrekter Weise Deinen Unterricht, sozusagen nach Vorschrift, und zensiere in unbestechlicher Art und Weise. Wenn etliche Schüler die Minimalleistung nicht erbringen, werden sie halt schlecht bewertet. Darin spielgelt sich die Bankrotterklärung hinsichtlich Leistungsbereitschaft des Schülers wieder aber nicht Deine Fähigkeiten als Lehrer. Darüberhinaus musst Du lernen, Schüler ohne Sentimentalität zu bestrafen, wenn sie Dich verklappsen wollen.


    Kurzum : Du solltest so etwas wie eine distanzierte Professionalität entwickeln sowie sachorientiert und präzise wie ein Chirurg arbeiten.


    Die Schüler werden Dich wesentlich mehr respektieren, wenn sie Dich mehr als emotinal distanzierter Amtsausführender wahrnehmen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Friesin und andere: unser Schulleiter würde es nie durchgehen lassen, dass man sich weigert (aus einem berechtigten Grund) einen Schüler zu unterrichten. Tips von euch?


    In dem Fall war das kein Problem: ungestörter Unterricht war ja mit dem Jungen nicht möglich. Und statt ihn vor die Tür zu setzen, habe ich ihn eben abseits geparkt und ihm eine lange Abschreibarbeit gegeben zum Thema Sachwissen. De facto habe ich ihn also etwas Fachliches machen lassen, mit dem er nicht überfordert war. Aus dem eigentlichen Stoff hatte er sich schon längst verabschiedet. Verkauft habe ich es den Schülern als "ich weigere mich, dich unter diesen Umständen mit der Klasse zu unterrichten."


    War die absolute Ausnahme X(

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