Thema Klassenleiterstunde

  • Hallo, ich als (relativer) Jungspund brauche mal eure Hilfe!
    Heute hat mich eine Kollegin angesprochen, weil sie sich über einen Kollegen ärgert, sich aber nicht so recht zutraut, mit im zu sprechen. Bin im ÖPR und somit ja auch für solche Dinge zuständig.
    Es geht im Groben darum, dass besgater Kollege wohl mit seiner Klasse häufig in den Klasenleiterstunden über die Lehrerin und ihren Fachunterricht spricht. Die Schüler beschweren sich beim KL und schreiben dann alles gemeinsam auf. In der nächsten Stunde wird es dann der Kollegin von den Schülern vorgetragen. Selbst angesprochen hat der KL die Kollegin jedoch noch nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass das nicht okay ist. Ich persönlich sage meinen Schülern immer, sie sollen doch ihr Anliegen konkret mit dem betreffenden Fachkollegen abklären. So sage ich das auch meinen Schülern. Ich fühle mich da als Klassenlehrerin ganz und gar nicht zuständig. Meistens sind solche Dinge ja auch wirklich subjektiv von Schülerseite, weil ein Lehrer eben nicht unterrichtet wie der andere.
    Sehe ich das richtig, oder gehört so etwas wirklich nicht in die Klassenleiterstunde? Vielleicht bin ich da genau so empfindlich wie meine Kollegin?


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  • Ich finde es höchst unprofessionell über einen Kollegen im Beisein von Schülern zu reden!
    Ob und in wieweit im Fachunterricht etwas schiefläuft, muss die Klasse oder evtl. der Klassensprecher mit dem betreffenden Lehrer klären. Schüler werden die Geschichte immer etwas subjektiv wenn nicht gar komplett verfremdet darstellen.
    Gruß
    Anna

  • Die Schüler beschweren sich beim KL und schreiben dann alles gemeinsam auf. In der nächsten Stunde wird es dann der Kollegin von den Schülern vorgetragen. Selbst angesprochen hat der KL die Kollegin jedoch noch nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass das nicht okay ist. Ich persönlich sage meinen Schülern immer, sie sollen doch ihr Anliegen konkret mit dem betreffenden Fachkollegen abklären.


    Der Klassenlehrer sorgt doch dafür, dass genau das passiert, was Du möchtest: die Schüler beschweren sich, der Klassenlehrer hilft eventuell die Beschwerden zu sortieren und ein bischen zu versachlichen und sorgt dann dafür, dass sich die Schüler mit ihrem Anliegen an den Fachlehrer wenden. Natürlich darf man als Klassenlehrer da nicht Partei ergreifen oder werten, das kann ich in deiner Beschreibung aber auch nicht erkennen.
    So lang sich der Klassenlehrer darauf beschränkt, zwischen Klasse und Fachlehrer zu vermitteln oder eben die Schüler zu ermutigen ihre vermeintlichen Probleme dem Fachlehrer selber vorzutragen (was sich jüngere Klassen oft nunmal nicht trauen), finde ich das in Ordnung und auch nicht unkollegial dem Fachlehrer gegenüber, denn wenn man sich als Klassenlehrer aus solchen Problemen einfach komplett ausklingt, ist die Alternative dann meist, dass es über die Eltern geht.

  • Ich finde auch nichts dabei, so lange der Lehrer nicht Partei für eine Seite ergreift, sondern den Schülern hilft, ihre emotionsgeladenen Meinungen in vorzeigbare und diskutierbare Aussagen zu verpacken. Genau genommen ist das auch sein Job als Klassleiter.

  • Danke für eure Antworten! Das Problem ist, denke ich, dass der Kollege eben nicht zwischen Fachlehrerin und Klasse vermittelt. Er hat sie ja gar nicht angesprochen. Ich weiss jetzt immer noch nicht recht, was ich von der Sache halten soll. Ich kann ja nur von mir selbst ausgehen:
    Ich unterstütze meine Klasse, wo es geht, aber "Fachlehrerprobleme" müssen sie selbst klären. Meist sind das ja auch so Dinge wie: "Darf der Herr XY die Hü schreiben?" "Der Herr XY hat..." Das ist nichts, womit ich mich befassen muss. Es ist subjektiv von Schülerseite. Ich sage auch schon mal: "Hättet ihr gelernt und im Unterricht aufgepasst, dann hättet ihr jetzt keine Probleme!" Dennoch bin ich eine gute Klassenlehrerin, ganz bestimmt sogar :) !
    Und zu den Elterngesprächen:Ich habe kein Problem, meine Linie, die ich in meinem Unterricht fahre, vor Eltern zu vertreten oder Gespräche zu führen, auch wenn diese bisweilen problematisch sind. Sicher, das ist unangenehm, gehört aber zu unserem Job und auch Lehrer machen Fehler, auch in ihrem Unterricht. Allerdings, wäre ich an Stelle meiner Kollegin, würde ich die Sache einfach ignorieren und den Kollegen gar nicht auf sein Verhalten ansprechen.
    Die Kollegin erwartet aber Hilfe von mir. Was soll ich ihr raten? Dass ich persönlich das Vorgehen des Kollegen einfach ignorieren würde und in kauf nehme, dass ich Eltermgesprä#che führen muss?

  • Vielleicht habe ich es falsch verstanden, aber warum sollte der Klassenlehrer die Kollegin ansprechen?


    Bei mir kamen auch manchmal Klassen und haben ihrem Unmut über Kollege x oder y Luft gemacht. Da habe ich eigentlich ihnen durchaus auch mal den Raum gegeben, eigentlich immer versucht, die (mögliche) Sicht des Lehrers aufzuzeigen und eben dann genau das, was Moebius beschrieben hat: Ihnen Rat gegeben, wie man den Fachlehrer anspricht (nicht zwischen Tür und Angel, fragen, wann der Lehrer mal Zeit hätte, sachliche Argumente vortragen etc pp). Ich rede hier übrigens primär von 5ern/6ern.
    Nur, wenn sie sich gar nicht selber trauen, spreche ich mit dem Kollegen (wobei ich die meisten Kollegen "vorgewarnt" habe, dass sie ein offenes Ohr haben - es waren aber auch fast immer eher Bagatellen/Missverständnisse). Oder wenn die Kinder einfach nicht durchkommen. Wobei ich schon immer gute Tipps gebe, welche Schüler den Kollegen/die Kollegin am besten als Vertreter der Klasse ansprechen, weil ich natürlich einschätzen kann, wer das am ehesten sachlich und konstruktiv schafft. Bis dato musste ich aber noch nie vermitteln, die haben das immer alleine hingekriegt.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Nein, ironisch finde ich das überhaupt nicht! Sie erwartet ja Hilfe von mir als Personalratsmitglied. Für mich besteht da also durchaus ein Unterschied zwischen Kollegen und Schülern. Ich habe jetzt auch nicht vor, sie bei der Hand zu nehemen und ein 6-Augen-Gespräch zu führen. Ich kenne diese Vorgehnsweise so tatsächlich nicht: Wenn ich Beschwerden mit Schülern über einen Kollegen aufschreiben würde (was ich aber so tatsächlich nicht praktiziere), dann würde ich auch wohl den Kollegen vorwarnen. Zumal es meist wirklich um Kleinigkeiten geht. Das ist für mich fair. Die andere Vorgehensweise finde ich, nun ja, ich nenne es mal "seltsam und fragwürdig."
    Sicher habe ich schon in ähnlichen Situationen zu meiner Klasse gesagt, dass sie eben die Punkte, die sie nicht in Ordnung finden, aufschreiben sollen und der Klassensprecher trägt sie dann dem Fachkollegen vor, aber ich setze mich doch nicht gemeinsam mit den Schülern hin und formuliere "Beschwerdezettel." Das sehe ich nicht als Job des Klassenleiters.
    Ich kann doch nicht unreflektiert das übernhemen, was Schüler sagen. Ein objektives Aussortieren ist doch gar nicht möglich, ohne die Sichtweise des Kollegen zu kennen.
    Vielleicht bin ich aber auch einfach zu gutgläubig, denn ich unterstelle jeder Lehrkraft zunächst einmal, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen handelt und ich außerdem auch als Klassenleitung nicht das Recht habe, mich so weit aus dem Fenster zu lehnen und auf diese Art und Weise in den Unterricht der Fachkollegen einzugreifen. Für mich riecht so etwas nach übersteigertem Geltungsbedürfnis.

  • Jetzt gerade übernimmst Du doch genau so unreflektiert das, was die Kollegin Dir über die Geschichte erzählt hat. Hast Du den entsprechenden Kollegen schon mal angesprochen und gefragt, was genau die Schüler von ihm wollten und was er mit denen besprochen hat? Hat die Fachkollegin selbst überhaupt schon mal mit dem Kollegen gesprochen?
    Der Personalrat ist die Interessenvertretung der Arbeitnehmer gegenüber dem Dienstherr, bei Problemen zwischen Kollegen kann er bestefalls eine vermittelnde Rolle einnehmen, ähnlich wie ein Klassenlehrer bei Konflikten zwischen Klasse und Fachlehrer machen kann. Es ist weder deine Aufgabe, noch steht es Dir zu, Kollegen zu maßregeln.


    Für mich riecht so etwas nach übersteigertem Geltungsbedürfnis.


    Für mich riecht das sehr danach, dass Du, ohne überhaupt mit dem betreffenden Kollegen gesprochen zu haben, eine vorgefasste Meinung über diesen hast und da der "Vorfall" gut ins Bild passt. Vor allem fängst Du ja schon an, den Vorfall in Deinem Kopf so anzupassen, dass Dein Standpunkt besser bestätigt wird, denn wärend im ersten Post noch die Schüler auf Vorschlag des Kollegen ihre Probleme aufgeschrieben haben um sie mit der Fachlehrerin zu besprechen


    Die Schüler beschweren sich beim KL und schreiben dann alles gemeinsam auf. In der nächsten Stunde wird es dann der Kollegin von den Schülern vorgetragen.


    sind wir inzwischen so weit, dass der Kollege selber die Problemzettel formuliert


    aber ich setze mich doch nicht gemeinsam mit den Schülern hin und formuliere "Beschwerdezettel." ... Ich kann doch nicht unreflektiert das übernhemen, was Schüler sagen.


    Ich bleibe dabei: objektiv betrachtet, machen Du und die Fachlehrerin hier genau das, was ihr dem Klassenlehrer und den Schülern vorwerft, mit dem Unterschied, dass Ihr beide Profis seit, wärend der Klassenlehrer vermutlich in der schwierigen Situation war, 30 aus irgendwelchen Gründen aufgeregten Schülern beruhigen zu müssen.
    Wenn Du Dich in die Nummer einschalten möchtest, kläre erst mal, was wirklich passiert ist, bevor Du dich unreflektiert auf eine Seite schlägst.

  • Sorry, aber da hast du etwas falsch aufgefasst; ich meinte auch mit meiner letzteren Aussage, dass die Schüler im Unterricht des Kollegen "Beschwerdezettel" geschrieben haben, nicht der Kollege selbst, das meinte ich mit: "mit den Schülern hinsetzen...". Sie haben es ja unter Anleitung getan. Ich finde nicht, dass ich ich mich auf eine Seite schlage, ich habe lediglich beschrieben, wie ich persönlich die Sache sehe, und ja, ich würde so nicht handeln! Deswegen habe ich aber nichts gegen den Kollegen, ich finde es in der Tat nur nicht sehr professionell. Ich möchte, wenn nötig, vermittelnd zwischen den beiden Parteien eingreifen, das ist mein Job als PR. Es ist klar, dass ich auch die Sicht des Kollegen berücksichtigen muss. Ich an Stelle der Kollegin würde, wie ich ja auch schon mehrfach sagte, einfach ignorieren und mir anhören, was die Sch. zu sagen haben und mir auch meinen Teil über das Verhalten des Kollegen denken, denn das steht mir ja frei. Für mich wäre der Käse dann aber auch gegessen. Das kann aber die Kollegin vermutlich nicht. Es geht bei dieser Angelgenheit ja wohl auch eher ums zwischenmenschliche. Ich war mir eben nur nicht sicher, was ich der Kollegin raten soll. Inzwischen habe ich aber einen Weg gefunden, und zwar einen diplomatischen, wie ich hoffe.
    Ich bin der Ansicht, der einzige, der nicht objektiv ist, bist du, zumindest in Teilen: Hast du wirklich geschrieben, "...du und deine Fachlehrerin"? Das ist ja auch nicht wirklich objektiv!
    Einen schönen Abend wünscht Dr Snuggles

    • Offizieller Beitrag

    Also, ganz sachlich:
    Bei uns gab es auch solche Klassenleiterstunden und ich habe auch schon meine Fachstunden "zweckentfremdet", wenn ich gemerkt habe, dass die Gefühle der Schüler Kollegen gegenüber hochkochten.
    Dann wurden erstmal Beschwerden gesammelt um Belanglosigkeiten von wirklich wichtigen Punkten zu trennen- manchmal haben die Schüler da ganz eigenwillige Prioritäten.
    Und ja, dann habe ich auch mit ihnen formuliert und sogar mit ihnen überlegt, welcher Schüler wohl am besten geeignet wäre um den Kollegen den Sachverhalt vorzutragen- es sollte ja möglichst kein Schüler sein, gegen den die betroffene Lehrkraft sowieso schon Groll hegt. Dabei finde ich auch nichts Verwerfliches, solange ich mich mit meiner eigenen Meinung nicht mit einbringe.
    Damals habe ich die betroffenen Kollegen kurz vorgewarnt: "Du, die Klasse XY würde gern mit dir reden." Hätte ich die Kollegen nicht angetroffen, hätte ich das auch nicht als weiter schlimm empfunden.
    Schließlich habe ich die Schüler nicht beeinflusst, ich habe im Gegenteil geholfen, alles etwas neutraler zu formulieren und den Schülern gezeigt, dass sie manches im falschen Licht sehen. Mit ein bisschen Erfahrung im Kollegium kann man da nämlich durchaus auch in Teilen die Sichtweise der Kollegen nachvollziehen bzw. von vornherein manche Beschwerden der Schüler als absurd abtun.
    Ich würde interessieren, weshalb die Kollegin sich nicht traut, den KL anzusprechen. Hat sie Angst, dass er die Meinung der Schüler vertritt?

    "Ein Mann, der noch keinen Fehler begangen hat, hat noch nie etwas getan."
    Sir Robert Baden-Powell, Earl of Gilwell

  • Sie würde sich wohl eigentlich schon trauen, ist jedoch sehr verärgert, weil z. B. auch im Klassenbuch in der KL-Stunde steht:" Probleme mit Fachlehrerin" (es steht kein Name da, aber so wie ich schrieb, ist es als Stundenthema eingetragen). Das war schon mehrmals so. Das wusste ich vorab nicht, habe ich erst im Gespräch gehört. Und nach wie vor finde ich es seltsam. Was wäre denn dabei gewesen zu sagen: "Du, meine Klasse möchte was mit dir besprechen?" Na ja, bei diesem Thema gehen die Meinungen auseinander. Inzischen habe ich mit beiden gesprochen und es ist wohl soweit okay.

  • Ohne Details zu verraten: Haben die beiden sich verständigen können? Ist das Problem ein Stück weit "aus der Welt"?


    Grundsätzlich sehe ich es als Klassenlehrer durchaus als meine Aufgabe, Probleme mit Fachlehrern zu thematisieren. Auch, um den Schülern vor Augen zu halten, welche Probleme grundsätzlicher Art sind und welche subjektiver Antipathie entspringen, aber so ähnlich wurde das hier ja auch schon gesagt. Und auch ich ermuntere die Schüler dazu, dem Fachlehrer die Kritik persönlich vorzutragen, bevor ich mich dazwischenschalte und den Kollegen anspreche. Das Vorgehen an sich finde ich ok. Die Einträge ins Klassenbuch könnte man allerdings überarbeiten ;)


    Ich frage mich nur, wenn das so häufig vorkommt, dass Kritik an diese eine Lehrerin gerichtet wird, ob da nicht auch ein schwerwiegendes Problem in der Persönlichkeit und der Unterrichtspraxis der besagten Lehrerin besteht. Sie scheint ja offensichtlich allein nicht in der Lage zu sein (oder sein zu wollen) an den Kritikpunkten zu arbeiten. Und da müsste man eben doch evtl. mal professioneller ran, evtl. durch einen Verbindungslehrer etc.

  • Sie ist wesentlich länger im Schuldienst als der Kollege (und auch als ich), und ich glaube nicht, dass ein Unterrichtsproblem besteht. Sie ist halt eher "old school".Ein Körnchen Wahrheit ist aber bestimmt dran, wie bei jedem von uns, wenn es mal Kritik gibt (deswegen sollte man sich ja auch anhören, was Schüler zu sagen haben). Ich bleibe jedoch dabei, der Kollege hat (zumindest in diesem Fall) den falschen Weg gewählt. Die Klassenbucheinträge würden mich jetzt nicht sonderlich tangieren, aber die Kollegin hat sie eben als anmaßend empfunden. Durchaus nachvollziebar, finde ich.

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