Bewertung eurer Schulleitung

  • Hallo,


    ich möchte mich heute mit euch über ein Thema austauschen, über das ich mir oft Gedanken mache und das mich daher auch irgendwie "belastet". In den letzten Jahren habe ich an verschiedenen Schulen gearbeitet und mich viel mit Kollegen ausgetauscht, sowie hier im Forum fleißig mitgelesen. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung als auch der von Kollegen habe ich inzwischen den Eindruck gewonnen, dass ein Großteil der Schulleiterer(innen) entweder von Natur aus schwierige Menschen sind oder von ihrem Beruf zu schwierigen Menschen "gemacht" wurden. Ich würde gerne wissen, wie ihr dies seht. Vielleicht fällt es vielen Lehrern aber auch einfach schwer, mit Autoritäten umzugehen?


    Welche Eigenschaften sind denn eurer Meinung nach für eine Schulleitung wichtig? Ich fände es toll, wenn ihr mal aufschreiben könntet, wie ihr eure eigene Schulleitung benoten würdet (d.h. für jede Eigenschaft, die ihr wichtig findet, soll ene Note vergeben werden).


    Freue mich auf eure Antworten.


    Liebe Grüße


    Stillefuchs


    PS: Es wäre schön, wenn ihr noch dazu schreiben könntet, ob eure Schulleitung weiblich oder männlich ist.

    • Offizieller Beitrag

    Hm, ich finde es schwierig, das pauschal zu sagen. Ich habe bisher an 3 Realschulen gearbeitet und immer waren dort Schulleitungsteams von 3 Leuten (Schulleiter/in plus 2 Konrektoren/Konrektorinnen), es war immer eine Mischung aus männlichen und weiblichen Schulleitern (immer 2:1, mal 2 Männer und eine Frau, mal umgekehrt) und die Schulleitungen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Im Prinzip war an Charakteren, Führungsstilen und "Noten" fast alles dabei.


    Insgesamt kann man aber schon sagen, dass wahrscheinlich "von oben" teilweise ein ziemlicher Druck auf Schulleitungen ausgeübt wird und teilweise unpopuläre oder z.T. auch ziemlich "seltsame" Sachen ans Kollegium "verkauft" werden müssen.


    Und es ist auffällig, dass alle Schulleitungen unter sehr großem Druck zu stehen scheinen, möglichst hohe Schülerzahlen zu erreichen und das zu Dingen führt, die wir Kollegen nicht gerne sehen (z.B. oft Aufnahme möglichst vieler Schüler, auch wenn diese nicht an die Schulform passen; werbewirksame Außendarstellung, die oft doch etwas anders wirkt, als die Schule wirklich ist) - aber das variiert in seiner Ausprägung auch noch mal stark von Schule zu Schule, wobei ich es an allen Schulen erschreckend häufig erlebt habe.


    Und eine Sache ist mir auch an allen Schulen negativ aufgefallen, auch wenn sie wahrscheinlich einfach in der Natur der Sache liegt, dass Schulleitungen ausgebildete Lehrer sind und keine Verwaltungsfachleute:
    Viele organisatorische Dinge laufen an Schulen teilweise wahnsinnig ineffizient (z.B. Computernutzung könnte in vielen Feldern stärker ausgebaut werden und Arbeit erleichtern - in manchen Schulen muss man z.B. Schülerkarteien noch von Hand führen etc.). Vieles in diesen Bereichen wird einfach "aus dem Bauch heraus" organisiert und ich könnte mir vorstellen, dass diese Dinge von Menschen, die aus anderen Bereichen (Verwaltung, Organisation, freie Wirtschaft) kommen, effizenter geregelt werden könnten.

  • Interessantes Thema!


    Ich bin jetzt an meiner insgesamt zweiten Schule, die einen Schulleiter hat. An meiner ersten Schule gab es eine Schulleiterin.
    An beiden Schulen waren die jeweiligen Leiter nicht besonders beliebt. Ich hatte an beiden Schulen irgendwie den Eindruck, dass die Schulleiter meinen, ihnen allein gehöre die Schule und alles müsse so laufen, wie sie es meinen.


    Sicher, der Druck von der Behörde auf Schulen und Schulleiter ist groß, Profilbildung ist wichtig, die Konkurrenz unter den Gymnasien ist möglicherweise stärker als die unter den Schulen anderer Ausrichtungen, Schulleiter müssen "auch mal" Führungsstärke beweisen, etc. Aber bei allem bin ich der Meinung, dass viele Dinge unkomplizierter und ruhiger verlaufen würden, wenn sich die Schulleiter ihrem Kollegium gegenüber weniger arrogant und gleichgültig verhalten würden.


    Was Referendarin in ihrem letzten Absatz beschreibt (Ineffizienz) kann ich zum Teil bestätigen.


    Ich weiß auch von anderen Gymnasien, dass Schulleiter oft sehr -sagen wir mal- speziell sind. Deshalb möchte ich an meiner Schule bleiben, obwohl ich mit meinem Schulleiter nicht einverstanden bin.
    Ich weiß aber auch von Gymnasien, die beliebte und fähige Schulleiter haben. Also es gibt durchaus auch andere, aber die scheinen mir in der Minderzahl (~30-40% ?) zu sein, soweit ich das übersehen kann.


    Hamilkar

  • Und eine Sache ist mir auch an allen Schulen negativ aufgefallen, auch wenn sie wahrscheinlich einfach in der Natur der Sache liegt, dass Schulleitungen ausgebildete Lehrer sind und keine Verwaltungsfachleute:
    Viele organisatorische Dinge laufen an Schulen teilweise wahnsinnig ineffizient (z.B. Computernutzung könnte in vielen Feldern stärker ausgebaut werden und Arbeit erleichtern - in manchen Schulen muss man z.B. Schülerkarteien noch von Hand führen etc.). Vieles in diesen Bereichen wird einfach "aus dem Bauch heraus" organisiert und ich könnte mir vorstellen, dass diese Dinge von Menschen, die aus anderen Bereichen (Verwaltung, Organisation, freie Wirtschaft) kommen, effizenter geregelt werden könnten.


    Naja, ob es die Lösung ist einen "Verwaltungsfachmann" an die Spitze einer Schule zu setzen? Das würde doch rein praktisch ein Jurist, ein Diplom-Betriebswert o.ä. sein, oder glaub ihr, dass jemand mit einer reinen Verwaltungs-Ausbildung/-Lehre schon zum Schulleiter qualifiziert ist? Ein Jurist würde Schule erst einmal hauptsächlich aus "juristischer Sicht" sehen, ein Betriebswirt unter ökonomischen Effizienz-Gesichtspunkten. Ein grundständige Uni-Ausbildung zum "Schulleiter" (also als Alternative zum Lehramt) gibt's ja (noch) nicht, und würde wohl auch die falschen Leute anziehen (also alle, die sich zum "Chef" geboren fühlen). Meiner Meinung nach sollte ein Schulleiter im Laufe seiner Karriere vor der Klasse "gedient" haben, sonst ist er für die pädagogische Leitung einer Schule (und darum sollte es hauptsächlich gehen) völlig fehlqualifiziert. Peronen, die keine Ahnung von der schulischen Praxis haben, uns aber erzählen wollen, wir es "richtig" zu funktionieren hat, gibt es "außerhalb" der Schule, d.h. in Politik, Wissenschaft und Medien, schon genug.


    Höchstens denkbar wäre ein Modell wie z.B. in Krankenhäusern: Dort gibt es bekanntermaßen den "Ärztlichen Direktor" und den "Verwaltungsdirektor". Ersterer bestimmt den medizinischen, fachlchen "Kurs", letzterer sorgt für eine effiziente verwaltungsmäßige Umsetzung. Aber so eine "Doppelspitze" würde wohl für die Schulen keiner bezahlen (höchstens im Rahmen der berüchtigten "kostenneutralen Umsetzung", also de facto zu Lasten der Lehrkräfte). Und solange ein Großteil der Verwaltungsarbeit sowieso an den Lehrkräften hängen bleibt (im Gegensatz zu z.B. Krankenhäusern mit ihren Verwaltungsfachangestellten), bleibt auch dieses Modell problematisch: Zwei weisungsbefugte Chefs mit unterschiedlichen Zielen und Vorstellungen würden schnell zu unauflösbaren Widersprüchen führen, wenn die beiden nicht konstruktiv zusammenarbeiten (Lehrer als "Diener zweier Herren"). Und diese Konstruktivität kann man nicht "erzwingen". Nicht umsonst haben in fast allen Unternehmen alle Arbeitnehmer nur genau einen direkten Vorgesetzten.


    Für mich ganz klar: Eine Schule muss unter pädagogischen Führung bleiben. Alles andere macht die Sache nur schlechter.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen


  • Höchstens denkbar wäre ein Modell wie z.B. in Krankenhäusern: Dort gibt es bekanntermaßen den "Ärztlichen Direktor" und den "Verwaltungsdirektor".


    Offtopic aber der Vollständigkeit halber: der / die dritte im Bunde ist dann noch der Pflegedirektor / die Pflegedirektorin. Wobei es zugegebenermaßen schon Versuche gibt diese wegzusparen.


    Gruß

    • Offizieller Beitrag

    Ich gehör zu den Privilegierten, die wirklich seit Anbeginn unter wirklich guten Leitungen arbeiten konnten, jedenfalls an meiner Stammschule. Sowohl Chef 1 als auch nachfolgende Chefin 2 verstanden/verstehen sich zunächst als Pädagogen, schafften sich aber auch in die Verwaltungstätigkeiten so rein, dass es hoch effizient funktioniert, und sind immer daran interessiert, die Interessen der Schüler und der Kollegen gleichermaßen zu berücksichtigen. Haben/hatten aber auch sehr genaue Vostellungen davon, was geht/nicht geht und konnten/können sich durchsetzen. Menschlichkeit kommt an erster Stelle, die Tür ist immer offen und es herrschen sehr flache Hierarchien, weil man Kollegen, die man von sich überzeugt hat, sehr wenig gängeln muss - die arbeiten dann mit hoher Verantwortung sehr autark. Die Schüler verehren sie nachgerade. Der heißen Luft aus dem KuMi stehen / standen beide sehr kritisch gegenüber und äußerten das auch an höherer Stelle regelmäßig und verhement - womit sie echte "Fossilien" (Oton SL) sind/waren, da die neue Generation, die da so aus den Assessment Centern leicht gehirngewaschen nachkommt, der Meinung ist, Schule sei ein Betrieb und Wirtschaftlichkeit käme an erster Stelle. Oder, wie die Trainerin des Assessment Centers, das ich aus personalrätlichem Interesse mal (mit mildem Entsetzen) besuchte, zu den SL-Willigen sprach: "Lehrer sind nicht Ihre Kollegen, also brauchen Sie sie bei einer Konferenz auch nicht mit "Liebe Kollegen" zu begrüßen. Jeder von denen ist ersetzbar. " Schüler seien Verwaltungsmasse, Hebststatistiken wichtiger als Empathie, Fürsorgepfllicht überbewertet, Durchschnittsnoten und Profilschärfung alles.


    Ewig bleibt sie nicht mehr, die Chefin. Ich bin gespannt, was nachkommt. Sicher ist, dass eine SL zentral wichtig für die Qualität der Arbeit an einer Schule ist. Ich war an Schulen abgeordnet, an denen die Chefs es geschafft hatten, jedes Engagement abzutöten und durch 'divide et impera' gegenseitiges Misstrauen und Grabenkömpfe so lange anzuschüren, bis die Schulen, zum Schaden der Schüler, komplett lahm gelegt waren.


    In dem Fall, dass uns das passiert, geh ich Vollzeit in den Hauptpersonalrat und ganztags den Verantwortichen für diese unsäglichen Schulleitertrainings auf den Keks. ;)

  • die pädagogische Leitung einer Schule (und darum sollte es hauptsächlich gehen)

    Sicherlich sollte es hauptsächlich darum gehen, aber gerade im Zuge der selbstverwalteten Schule haben die SL leider einen riesen Batzen Verwaltungskram aufgeladen bekommen, für den sie nicht ausgebildet sind.


    In meiner Ausbildungsschule hatten wir eine männliche SL, die noch recht neu war. Deren Vorgänger hatten den Laden sehr runtergewirtschaftet, so dass die Eltern ihre Kinder lieber an dem anderen GYM des Ortes angemeldet haben und die Klassen lediglich zwei-zügig vorhanden waren, wären bei der "Konkurrenz" vier-zügig gearbeitet wurde. Die neue SL war nett, präsent, hatte ein offener Ohr, konnte aber auch bestimmt sein.


    An meiner jetztigen Schule gab es vor Kurzem einen Wechsel in der Schulleiterstelle. Das gesamte Kollegium hat diesem Tag mit Grauen entgegen gesehen, da unsere Schulleiterin sehr beliebt war. Flache Hierarchien, eine offene Art, ein weiblicher Touch im Sinne von auch small talk halten und sich um die Kollegen kümmern. Welchem Druck ein Schulleiter ausgesetzt ist, habe ich aus erster Hand mit bekommen, da ich über eine Ecke in engerer Verbindung zur SL' stand. Kein Wochenende frei, Ferien fast komplett mit Arbeit gefüllt (das, was liegen geblieben war, Bewerbungsgespräche etc.), dazu Verwaltung, Verwaltung, Verwaltung, Statistiken für alles und jeden führen, Bürokratie ohne Ende und dazu natürlich noch die pädagogische Komponenten, welche unsere alte SL' sehr ernstnahm und gut umsetzte. Obendrein hatten wir bis vor zwei Jahren noch ein paar sehr schwierige Kollegen, die sich allerhand geleistet haben und entsprechend für Unmut auf allen Ebenen sorgten. Unsere SL' blieb dabei immer freundlich und fair. Sie hat sich erfolgreich auf einen andere Posten im Kontext Schule beworben, wo sie nun zwar auch viel zu tun hat, aber definitiv mehr Zeit für sich und ihre Familie.


    Für die Neubesetzung fanden sich nicht viele Bewerber. Es hat sich wohl mittlerweile rumgesprochen, dass dies ein undankbarer Job ist. Er zieht leider auch gerne Persönlichkeiten an, die knallhart Chef spielen wollen und sich als Kaiser sehen. Die Stelle ist zum Glück nicht mit diesem Bewerber besetzt worden. Der neue SL scheint allerdings nicht so richtig warm zu werden mit dem Job und wirkt auf uns als hätte ihn die Komplexität des Jobs an unserer großen Schule sehr überfahren.


    Grüße
    Raket-O-Katz

    • Offizieller Beitrag


    Ich dachte an eine Doppelspitze. NUR einen Verwaltungsfachmann möchte ich definitiv nicht an der Spitze einer Schule haben. Aber vielleicht einen Verwaltungsfachmann in einem Team von 3 oder dann auch 4 Schulleitern (die weibliche Form meine ich natürlich immer mit), wäre mit Sicherheit nicht schlecht.

    • Offizieller Beitrag


    - womit sie echte "Fossilien" (Oton SL) sind/waren, da die neue Generation, die da so aus den Assessment Centern leicht gehirngewaschen nachkommt, der Meinung ist, Schule sei ein Betrieb und Wirtschaftlichkeit käme an erster Stelle. Oder, wie die Trainerin des Assessment Centers, das ich aus personalrätlichem Interesse mal (mit mildem Entsetzen) besuchte, zu den SL-Willigen sprach: "Lehrer sind nicht Ihre Kollegen, also brauchen Sie sie bei einer Konferenz auch nicht mit "Liebe Kollegen" zu begrüßen. Jeder von denen ist ersetzbar. " Schüler seien Verwaltungsmasse, Hebststatistiken wichtiger als Empathie, Fürsorgepfllicht überbewertet, Durchschnittsnoten und Profilschärfung alles.

    Meike, das fürchte ich allerdings auch. Solche Schulleitungen habe ich an einer Schule mitbekommen und es war einfach nur schrecklich. Und ich höre es immer wieder im Freundeskreis: Dort gibt es erst sehr nette Schulleitungen, die schon älter sind und anscheinend einer anderen Schulleitergeneration entstammen und dann wechselt die Schulleitung, es kommen jüngere Leute nach und das Klima verschlechtert sich denkbar, da es nur um Statistiken und Außenwirkung geht.

  • Ich "diene" aktuell unter meiner vierten Schulleitung, habe über einen längeren Zeitraum in der "Erweiterten SL" mitgearbeitet und meine Bewerbung um die Stelle des Konrektors umgehend zurückgezogen, als ich einen Einblick in die Mechanismen der Schulverwaltung bekam. Nicht umsonst sind regelmäßig in NRW viele SL-Stellen ausgeschrieben, vor allem die der stellvertretenden SL, die meisten bleiben über viele Monate unbesetzt, weil niemand für eine Handvoll Euro erheblich mehr und zudem weitgehend sinnfrei (Stichwort: Statistik) arbeiten und sich mit einer Schulverwaltung auseinandersetzen möchte, deren Unkenntnis über die eigentlichen Zustände vor Ort bisweilen erschreckend ist. Die letzten SL, die unsere Schule führen durften, waren "Versorgungsfälle", Leitungspersonal abgewrackter HS, und auch die musste man lange bitten, um das Amt zu übernehmen. Was Personalführung anbetrifft, so ist sicher in der Industrie und auch da im Mittelstand bereits die Qualifikation aufwändiger. EDV? Unser Schulsupport besteht aus Studenten der FH und die schlagen regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie in unserem System arbeiten. Und methodisch-didaktisch macht ein "Endfuffziger" einem Referendar nicht deshalb etwas vor, weil der die Gnade der frühen Geburt besitzt. Mit 6 Semstern an der PH sind meine beiden aktuellen SL weit unterqualifiziert. Fazit: Für mich liegen die Voraussetzungen im außerschulischen Bereich. Wer ausreichend Zeit besitzt, nicht nebenbei arbeiten muss, um die Ungleichheiten im Tarifsystem zu kompensieren, wer gerne auf dem Niveau der Schulverwaltung Statistik (auch da sollte Schule mal über den Zaun schauen und echtes Fachpersonal einladen...) betreibt und sowieso daran glaubt, dass trotz der miserablen PISA-Ergebnisse, einer soliden Abbrecherquote und einem halben Dutzend in Ausbildung verabschiedeter Absolventen von rund 100 Abgängern Schule in der gegenwärtigen Verfassung echt prima ist, dem ist der Aufstieg vorgezeichnet.

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    Konservatismus entsteht auf der Grundlage von Bequemlichkeiten. Maxim Gorki

  • Meike, das fürchte ich allerdings auch. Solche Schulleitungen habe ich an einer Schule mitbekommen und es war einfach nur schrecklich. Und ich höre es immer wieder im Freundeskreis: Dort gibt es erst sehr nette Schulleitungen, die schon älter sind und anscheinend einer anderen Schulleitergeneration entstammen und dann wechselt die Schulleitung, es kommen jüngere Leute nach und das Klima verschlechtert sich denkbar, da es nur um Statistiken und Außenwirkung geht.

    Absolut! Es hat definitiv ein Generationswechsel stattgefunden. Ich schaue mit grauen auf die KuMi-hörigen jungen Kollegen, welche in den letzte paar Jahren eingestellt wurden. Es wird leidenschaftlich implementiert, mit Begeisterung jede Neuerung empfangen und willig umgesetzt etc. Aus diesem Pool können nur gehirngewaschene SL-Zombies hervorkommen. Unser stellvertretender SL geht in 4 Jahren. Der neue Haupt-SL leitet eigentlich gar nichts, außer alle Anfragen weiter an den Stellvertreter. Wir vermuten stark eine Postenbesetzung zwecks Durchlauferhitzung für andere Posten. Dann sieht es in 4 Jahren finster aus, wenn die Assessment-Centre-Zombis uns leiten wollen. *schauder*

  • Mir ist im Laufe der Jahre ein großer Unterschied zwischen weiblichen und männlichen SL aufgefallen und auch sehr aufgestoßen. Launenhaft und machtgeil waren in erster Linie meine weiblichen Chefs. Die männliche Chefs waren mir immer lieber. Geradlinig und effektiv. Und so konnte ich auch immer effektiver arbeiten. Mein jetziger Chef hat auch Macken - wie jeder Mensch. Aber unser KR wollte ursprünglich den Job...,, wenn DIE das gemacht hätte wäre ich weg. Jetzt ist sie weg, und alle atmen auf.
    Ich finde ein guter Chef muss organisieren können, empathisch sein und gut delegieren können. Soziale Kompetenz halte ich für sehr wichtig. Dann kann man als Lehrer auch mal ne blöde Reaktion oder anderes verschmerzen.

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Mir ist im Laufe der Jahre ein großer Unterschied zwischen weiblichen und männlichen SL aufgefallen und auch sehr aufgestoßen. Launenhaft und machtgeil waren in erster Linie meine weiblichen Chefs. Die männliche Chefs waren mir immer lieber. Geradlinig und effektiv. Und so konnte ich auch immer effektiver arbeiten. Mein jetziger Chef hat auch Macken - wie jeder Mensch. Aber unser KR wollte ursprünglich den Job...,, wenn DIE das gemacht hätte wäre ich weg. Jetzt ist sie weg, und alle atmen auf.
    Ich finde ein guter Chef muss organisieren können, empathisch sein und gut delegieren können. Soziale Kompetenz halte ich für sehr wichtig. Dann kann man als Lehrer auch mal ne blöde Reaktion oder anderes verschmerzen.

    Ich bin ganz Deiner Meinung. Ich habe bislang vier Schulleiterinnen und vier Schulleiter erlebt. Die Schulleiter waren allesamt, wenn sie auch hier und da kleine Macken hatten, sehr menschlich und interessierten sich für das Wohl des Einzelnen. Von den Schulleiterinnen war eine ganz OK und die anderen drei waren - sorry - hinterhältige Hexen, total fehlplatziert in einem sozialen Beruf im Allgemeinen und als Leitung im Speziellen...

  • Ich dachte an eine Doppelspitze.


    Ich darf ja - qua Profession als "gehirngewaschener Assessment-Center-Zombie" - hier nicht mitreden, möchte aber auch aus der eigenen Erfahrungen diesen Vorschlag mal stärken:


    Einen beträchtlichen Teil der Zeit verbringen mein Chef und ich leider nicht damit, Schulentwicklungsprozesse anzuregen und zu begleiten und unsere Schule zu einem visionären Lernort weiterzuentwickeln, sondern mit umfangreichen Verwaltungstätigkeiten: Für die Abwicklung des Sachaufwands, die Einstellung von Aushilfslehrkräften, Erstellen von Statistiken, Stunden- und Vertretungsplänen bis hin zur Planung von Sporthallenbelegungen und Busfahrzeiten undsoweiterundsofort geht jede Menge Zeit verloren, die für die eigentliche pädagogische Arbeit fehlt. Nicht alle dieser Tätigkeiten (sind es überhaupt welche?) sind so anspruchsvoll, dass sie dem Tätigkeitsbereich einer A 15/16-Stelle zuzurechnen sind.


    Ich würde mir deshalb Folgendes wünschen: An jeder größeren Schule (z.B. > 400 SchülerInnen) sollte ein(e) Verwaltungsfachwirt(in) (z.B. Besoldungsstufe A 10/11) der Schulleitung zuarbeiten und sie von den o.g. Tätigkeiten entlasten. So würde Raum frei für die inhaltliche Weiterentwicklung unserer Schulen, die im Interesse einer gesteigerten Schulautonomie notwendig wäre.


    Aber das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben...

    • Offizieller Beitrag

    Einen beträchtlichen Teil der Zeit verbringen mein Chef und ich leider nicht damit, Schulentwicklungsprozesse anzuregen und zu begleiten und unsere Schule zu einem visionären Lernort weiterzuentwickeln, sondern mit umfangreichen Verwaltungstätigkeiten: Für die Abwicklung des Sachaufwands, die Einstellung von Aushilfslehrkräften, Erstellen von Statistiken, Stunden- und Vertretungsplänen bis hin zur Planung von Sporthallenbelegungen und Busfahrzeiten undsoweiterundsofort geht jede Menge Zeit verloren, die für die eigentliche pädagogische Arbeit fehlt. Nicht alle dieser Tätigkeiten (sind es überhaupt welche?) sind so anspruchsvoll, dass sie dem Tätigkeitsbereich einer A 15/16-Stelle zuzurechnen sind.
    .



    Komisch, ich dachte, du wärst der Assi-Zombie...weil ich es ja nicht bin. ;)


    Würde aber, bei grundsätzlicher Zustimmung, auch hinzufügen, dass bestimmte Verwaltungsvorgänge auch definitiv entschlackt gehören. Vor allem z.B. die Sache mit den Statistiken.


    Ansonsten habe ich in meiner Laufbahn auch alles erlebt, von dem Chef, der auf der Endkonferenz noch nicht mal die Kollegen alle mit Namen kannte (es waren nicht mehr als 65 Kollegen), und der, der nur bis 11 Uhr im Büro war, bis hin zu dem Workaholic, der auch die Baustellen besichtigt hat, wenn das Haus saniert wurde. Profilierungsneurotiker habe ich wenig erlebt, also persönlich als Chefs. Dieser Typ Beamter ist ja auch eher auf jeder Stufe anzutreffen.


    Ich sehe meine Stellvertreterposition durchaus, auch wenn das schleimig klingt, als Position, mit der die Arbeit der Kollegen erleichtert werden soll. Ich stehe noch am Anfang und hoffe, das auch so erledigen zu können.

    • Offizieller Beitrag

    Bei dir glaub ich das auch ohne Brille, Hawkeye, ich halte dich für den Typ, der auch resistent gegen zehn dieser Rundschliff-Asessment-Cent wäre. :)
    Leider gab es (nicht nur) bei dem, bei dem ich war, eine wirklich nicht nicht gerade kleine happy clapper - Gruppe, begeistert den ganzen Senf abnickend, der da erzählt wurde: die entwickeln sich dann zu der Art SL, bei denen wir vom GPR gegen die Auswirkungen der Leitungsausübung quasi ohn' Unterlass anarbeiten müssen.
    Da könnt ich Sachen erzählen - vom kompletten Autisten, der ausschließlich aus den Hochglanzschriften des KM vorliest, tatsächlich keinen eigenen Text hat und hilflos ist, wenn es um Entscheidungen geht, die nicht qua Erlass geregelt sind (was im Alltag etwa 80% sein dürften), bis hin zum jungen dynamischen SL, der bei der kranken Kollegin mal fix nen Hausbesuch macht, einen Strauß Blumen und drei Stapel Diktate unterm Arm: die könne sie doch jetzt mal für die Kolleginnen, die sie ja vertreten müssen, korrigieren. 8|
    Man denkt immer, sowas ist Fiktion, bis man es live erlebt. Und dann nochmal. Und nochmal. Und dann grad wieder.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • An jeder größeren Schule (z.B. > 400 SchülerInnen) sollte ein(e) Verwaltungsfachwirt(in) (

    Wir haben eine Person mit dieser Ausbildung (vor Lehramtstudium) im Kollegium als normale Lehrkraft. Nachdem ich dieses Puzzleteil der Biographie erfahren hatte, war mir einiges klar.... Glühen für Currcicula, leben für Paragraphen. Schüler flüchten schon aus dem Unterricht, wenn möglich. Hier sehe ich in der Tat Chancen für die erweiterte SL.


    *g*


    Raket-O-Katz

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