Ohne Sprachkenntnisse in der SekII

  • Liebes Forum,


    hat jemand Erfahrungen mit SII-Schülern (Gymn.), die über keine Deutschkenntnisse verfügen?
    Die exakten Hintergründe kenne ich noch nicht, aber demnächst werde ich jemanden im Kurs haben. Gastschüler mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen hatte ich schon ab und zu mal, denen habe ich dann oft Material aus niedrigeren Klassenstufen gegeben und sie haben das bearbeitet, was sie konnten - und nebenbei viel zugehört und so auch die Sprache gelernt.
    Wenn aber jemand Richting Zentralabi steuert, wird das ja zum Problem. Es handelt sich außerdem nicht um eine Gast- oder Austauschschülerin.
    Oft ist das Material, das man in der SII benutzt, ja auch für Muttersprachler nicht ganz einfach.
    Offenbar spricht die junge Frau auch nur gebrochen Englisch.


    Wie gesagt: Hat jemand Erfahrungen mit solchen Schülern? Wie seid ihr vorgegangen?


    Danke für Anregungen!


    Und eine Bitte: Nicht in eine Diskussion über Sinn und Unsinn verfallen, auch keine ironischen, bedauernden oder zynischen Anmerkungen - Fakt ist, dass ich diese Schülerin bekomme und irgendwie mit ihr umgehen muss.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Tut mir leid, da fällt mir nichts ein :(
    Ich habe für dich (und das Mädchen eigentlich) die Hoffnung, dass es sich um die EF handelt und sie im Prinzip das Jahr wiederholen kann, falls es in 6 Monaten nicht schnell genug im Spracherwerb aussieht.


    Weißt du mehr zum sprachlichen Hintergrund? Versteht sie Deutsch?
    Einem Freund von mir ist es so passiert, dass er mit 16 oder so nach Deutschland kam, keine Schule ihn annahm (also keine Real- oder Hauptschule) bis dann ein 2. Gymnasium ihn in Mathe, Physik und so testete. Er war in der Kindheit mit Deutsch in Kontakt gewesen, sein passiver Wortschatz war viel größer als angenommen, nach 4-5 Monaten sprach er fliessend (mit Akzent, ist ja klar). Die sprachliche Voraussetzung war aber echt eine andere.


    Mit Politik ist es echt schwierig, weil es echt ein Fach ist, das es nicht überall gibt und noch dazu komplett von der Sprache abhängig.
    Sollte sie (muss sie..) einen Sprachkurs daneben haben, würde ich viele "Schlüsselsätze" immer wieder aufschreiben lassen, damit sie wenigstens ein paar Sachen ziemlich doof strukturiert lernt (Karikaturanalyse-Sätze"..), sonst würde ich - wenn ich in deiner Situation wäre - die selben Materialien ausgeben, ein WÖrterbuch im Unterricht erwarten und - hoffentlich geht es mit deiner Unterrichtsplanung...) und von der Schülerin "erwarten", dass sie die Texte halt vorbereitet. Das ist ein Teil der sprachlichen Entlastung und dann muss sie eben die soziale Marktwirtschaft inhaltlich und sprachlich auf einmal aufbereiten.


    Ich hatte letztes Jahr in der 6 (ich weiß, gar nicht vergleichbar) eine Schülerin, die seit 4 Monaten in Deutschland war, kaum lesen konnte (ihr Sprachunterricht konzentrierte sich erstmal afus Mündliche und Schreiben). Wir haben die selben Texte wie alle gelesen, sie hat sich immer besser eingebracht und ich glaube, inhaltlich lief es gut mit. Es ist aber in der Unterstufe sicher sowohl inhaltlich als auch von der Peer-Group einfacher.


    Falls mir was einfällt, schreibe ich noch, aber ich befürchte, es gibt kaum eine einfache gute Lösung.


    Chili

  • Welche Sprache spricht sie denn als Muttersprache?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Das ist blöd. Ich dachte daraus ergäben sich evtl. Ansatzpunkte für den Unterricht, aber bei Arabisch fällt mir da nichts wirklich ein.
    Auf der anderen Seite, wenn sie an ein Gymnasium geht ist sie in den anderen Fächern hinreichend gut, da hilft m.E. zunächst nur ein Schnelleinstieg in die deutsche Sprache (z.B. Detsch als Fremdspache an der Volkshochschule).

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Hallo, ich glaube Gymnasium ist die falsche Schulform für dieses Mädchen. Ich meine es überhaupt nicht abwertend, aber für sie ist ein Jahr auf dem Gymnasium verlorene Zeit, sie müsste auf jeden Fall Richtung "Berufsschule" beraten werden. Wir haben jedes Jahr mehrere solcher Schüler und in den letzten 4 Jahren hat es KEINER geschafft der direkt in die EF gekommen ist, manche waren sehr frustriert, deprimiert, haben gegen Ende des Schuljahres viel gefehlt usw. Die sind dann alle irgendwann doch auf der Berufsschule gelandet. Das ist zwar wirklich bitter für die Kinder die schon viel mitgemacht haben aber es ist eigentlich unmöglich direkt die Oberstufe zu schaffen, zumal eurer Schülerin auch Sprachkenntnisse in anderen modernen Fremdsprachen fehlen. Falls das Mädchen in NRW ist müsst ihr es ganz dringend (falls nicht schon geschehen) für die Feststellungsprüfung (Muttersprache anstatt Englisch) anmelden, Anmeldefrist war eigentlich bis Freitag (15.9). Das Mädchen muss ja in der EF vermutlich noch eine zweite Fremdsprache lernen... Das war zwar nicht deine Ausgangsfrage aber ich finde das Mädchen müsste anders beraten werden. Bei uns laufen solche Schüler meistens einfach mit, sitzen da und versuchen so gut es geht mitzukommen. Allerdings bekommen sie noch 1-2 Mal die Woche zusätzliche Förderung (gebracht hat es bei so älteren Schülern allerdings nichts, Seiteneinsteiger die in die 8, höchstens 9, einsteigen haben eine wirkliche Chance das Abitur zu bestehen. EF habe ich noch nie erlebt und unsere Schüler, die die EF versucht haben, sprechen schon einigermaßen Deutsch)

    • Offizieller Beitrag

    mir ist gerade noch eingefallen, dass ich letztes Jahr eine solche Schülerin hatte.
    in der 12 / Q1 (Oberstufen-Gymnasium mit 13 Schuljahren) war das Mädchen, sie war seit Beginn der 11 in der Schule gewesen (vielleicht die Ferien davor in Deutschland, keine Ahnung).


    Mir ist es kaum aufgefallen, weil ich in der Klasse Französisch (für Anfänger) unterrichtet habe und sie also wenig Deutsch sprach. In Deutsch hatte sie durchaus Probleme aber es war eine sehr fleissige Schülerin und sie stand schon auf einer 3, insgesamt auf einer 2. Ihre Muttersprache ist so selten, es gibt kein Wörterbuch mit Deutsch, sie musste vom Englischen übersetzen.
    Ich glaube nicht, dass es hoffnungslos ist (das war jetzt der Sinn des Beitrags, ich wollte eine Lanze für die Schülerin brechen :-D), es wird davon abhängen, wie fleissig sie ist, wie bereit sie ist, nachmittags stundenlang Deutsch zu lernen, von ihrem Kenntnisstand in den nicht sprachlichen Fächern und eventuell von ihrer "Bereitschaft" (ohne es persönlich für ih Individuum zu nehmen), eine Ehrenrunde zu drehen, wenn Deutsch nicht zu schnell kommt.


    Chili

  • Ich hatte mal eine Oberstufenschülerin, die erst sehr kurz in Deutschland war, habe deshalb bei der Bez.reg. nachgefragt, was für Möglichkeiten im Hinblick auf Nachteilsausgeleich etc. bestehen. Antwort: Keine. Wer (in NRW) ein deutsches Abitur machen will, muss die deutsche Sprache beherrschen. Beratungsziel sollte sein: Erst Sprache lernen, dann Abi machen.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Dem schließ ich mich an - ohne Deutsch kein Abi, parallel Deutsch zu lernen und den Schulstoff zu bewältigen ist wahrscheinlch seeeehr anstrengend.


    Ich hatte einmal in der Sek I zwei Schüler die kein Wort Deutsch, dafür gutes Englisch konnten. Die eine (9. Klasse) war unglaublich fleißig und hat gutes Deutsch in einem Jahr gelernt (die Texte musste sie sich übersetzen, am Anfang hab ich Antworten und Hausaufgaben auf Englisch akzeptiert), der andere (selbe Klasse) ist irgendwann von der Schule gegangen - ein absolut verlorenes Jahr.


    Ich empfehle mit den Eltern zu sprechen dass sie zunächst einen Intensivkurs Deutsch belegt (beim Goethe oder sonstwo). Vielleicht ist der Schulleiter ja damit einverstanden dass sie nach 6 Monaten einen Versuch in der Klassenstufe startet

  • Beratungsziel sollte sein: Erst Sprache lernen, dann Abi machen.


    *Unterschreib* Nichtexistente Sprachkenntnisse lassen sich in der Qualifikationsphase nicht kompensieren - das Ziel wäre utopisch.


    Nele

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