Teambildung etc.

  • Hallo!
    Ich habe im Moment einen ziemlichen Zickenkrieg in meiner 6. Klasse. Zickenkrieg ist mir eigentlich ein reichlich verharmlosendes Wort. Und auch einige Jungs neigen dazu, sich über andere lustig zu machen usw. usf. Das alles passiert nicht im Unterricht, sondern in den Pausen oder außerhalb der Schule. Im Unterricht ist die Klasse die allerliebste in der Schule (manchmal sind sie mir fast schon zu brav). Jedenfalls habe ich mit den Eltern zusammen überlegt, vielleicht mal einen Anbieter an die Schule zu holen, der mit den Kindern theater- oder erlebnispädagogische Spiele zur Teambildung und fairem Miteinander macht. Eine Mutter hat mir jetzt ein Angebot von dem "Fair Mobil" heraus gesucht. Die Website hat mich aber nicht so ganz überzeugt. Also die Spiele scheinen mir ja wirklich gut, aber mich stört, dass das so eine einmalige Angelegenheit ist und außerdem in kleinen Stationen mit kleinen Gruppen gearbeitet wird. Ich hätte ja gern etwas bei dem die GANZE Klasse miteinander arbeitet. Es gab da mal so ein Programm von den Rotarieren oder einem ähnlichen Verein. Das konnte man dann selbst mit den Schülern machen und auf mehrere Stunden im Schuljahr verteilen. Ich weiß nur nicht mehr, wie das hieß. Kennt das jemand? Oder hat jemand eine Idee, was ich machen könnte oder selbst Erfahrungen gesammelt? (Eine große Klassenfahrt steht bei uns erst wieder im 10.Schuljahr an.) Bin für jeden Tipp dankbar!
    Frauke

  • In Bayern gibt es ein Programm der Polizei: "Zammgrauft" .
    http://www.polizei.bayern.de/c…projektdarstellung_09.pdf
    Meines Wissens wird das in vielen Schulen eingesetzt und hat sich anscheinend auch bewährt. Eigene Erfahrungen damit habe ich allerdings nicht, obwohl es auch bei uns an der Schule zum Einsatz kommt. Ähnliches gibt es doch bestimmt auch in anderen Bundesländern.

  • Im Unterricht ist die Klasse die allerliebste in der Schule...


    Dann ists doch in Ordnung. Außerhalb der Schule ist außerhalb deiner Verantwortung.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Du meinst vermutlich Lions Quest. Im Internet findet man zur Teambildung aber auch jede Menge kostenfreies Material...

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Ich habe im Moment einen ziemlichen Zickenkrieg in meiner 6. Klasse. Zickenkrieg ist mir eigentlich ein reichlich verharmlosendes Wort. Und auch einige Jungs neigen dazu, sich über andere lustig zu machen usw. usf. Das alles passiert nicht im Unterricht, sondern in den Pausen oder außerhalb der Schule.


    Nun, Reibereien, Lästereien u.dgl. hat es auch an Schulen immer gegeben und das halt ich auch (in Grenzen) für ganz normal.
    Ich denke nicht das wir Schülern jede Regung, die wir als nicht-positiv empfinden, aberziehen sollten.
    Mir jedenfalls sind Menschen (und damit auch Schüler) mit Charakter, Ecken und Kanten lieber als stromlinienförmige.
    Wenn es allerdings in Mobbing oder mobbing-ähnliche Zustände ausartet, sollte konsequent eingegriffen werden.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Danke für eure Kommentare. Ja, genau, Lion's Quest, das war der Name. Da google ich jetzt noch mal weiter. Ich bezweifle allerdings, dass die Polizei in NRW sich für so etwas Zeit nimmt. Die haben nicht mal mehr Zeit, sich den Bus vor der Klassenfahrt mal kurz anzusehen ... .



    Steffi Ich nehme "Zickenkriege" durchaus ernst und halte es nicht für harmlos, wenn jemand ausgegrenzt wird. Ich weiß, wie lange man an diesen "harmlosen" Dingen zu knabbern hat, die einem in der Kindheit passieren. Natürlich wirkt das alles aus Distanz und aus unserer Erwachsenenperspektive wie Babykram, aber so fühlt es sich für die Kinder absolut nicht an. Da können Wunden geschlagen werden, die ganz schön nachwirken. (Beispiel: Auf der Klassenfahrt will niemand mit einem Mädchen zusammen auf ein Zimmer - so etwas ist nichts, was irgendjemand so schnell wegstecken kann!) Und ich schreite im Unterricht auch bei "normalen" Lästereien ein und finde, dass das auch sein muss. Wie sollen die Kinder denn sonst emotionale Intelligenz lernen? Und da handle ich auch durchaus mal bei "Kleinigkeiten", wenn es mir wichtig ist.


    Beispiel: Text im Englischunterricht über "My perfect birthday party", da schreibt ein Junge die ganze Zeit, dass die übergewichtigen Mädchen aus der Klasse eingeladen sind und während alle anderen Kinder Partyspiele machen, werden diese nur in Zusammenhang mit Essen erwähnt. P. and S. are dancing on the table. R is eating a hamburger and crisps. B ist eating the birthday cake. Komplett harmlos, oder? Als der Text vorgelesen wird, lachen die Jungs aber alle. Die Mädchen selbst haben das Gottseidank gar nicht verstanden. Den Jungen habe ich mir in der Pause mal rausgenommen und mit ihm darüber gesprochen. Ich mag es gar nicht, wenn man sich über andere lustig macht, nur weil sie anders aussehen oder sich anders verhalten. Ecken und Kanten an Schülern finde ich ausgesprochen erfrischend, solange sie andere nicht verletzen. Das ist schlechter Charakter und nicht Charakter. Und wenn diese harmlosen Scherze (ja, von außen WIRKLICH total harmlos) dann auch noch dazu führen, dass Kinder nicht mehr zur Schule kommen wollen und ständig Bauchschmerzen haben, dann muss ich als Klassenlehrerin handeln.

  • Zitat Koko :

    Zitat

    Das alles passiert nicht im Unterricht, sondern in den Pausen oder außerhalb der Schule.

    Also erstmal würde es mich nur interessieren, dass der Unterricht diszipliniert abläuft und die Schüler fachlich ordentlich was lernen.
    Auf den Bereich außerhalb des Unterrichts haben wir so gut wie gar keinen Einfluss. Sicher, wenn Du in den Pausen jemanden packst, der andere drangsaliert, ist es natürlich Deine Pflicht, einzugreifen und den Übeltäter (möglichst hart) zu bestrafen, weil es eben im Schulgelände und in der Schulzeit passiert.


    Ich kann aber bis heute nicht nachvollziehen, dass sehr viele Lehrer, besonders Koleginnen, meinen, sie könnten mit irgendwelchen sozialpädagogisch verbrämten Aktionen und sonstigen Spielchen auch nur irgendetwas im Schüler verändern und verbessern. Nein, es verändert sich absolut nichts , deswegen, weil die Einflussmöglichkeiten viel zu spät kommen und der Zug schon längst abgefahren ist. Außerdem versprechen sozialpädagogisch verbrämte Aktionen so viel Erfolg wie das Fegen in der Sandwüste, deswegen, weil die Kinder von Haus aus pausenlos und massiv zu sozialen Geisterfahrern geprägt werden.-Die Schule ist da als Institution macht- und hilflos. Allerdings sehe ich auch meinen Job nicht als verhinderter Sozialpädagoge, sondern als Vermittler von Bildung.


    Geehrte Koko, lass die Zicken Zicken sein und die Rotzlöffel Rotzlöffel, und kümmere Dich um einen anspruchsvollen und hart fordernden Fachunterricht, in dem Schüler keinen Raum haben, an etwas außerfachliches zu denken und über andere abzulästern ! Ich denke nicht, dass es diesen verwöhnten Gören und frechen Jungs guttut, wenn man ihnen zu viel Aufmerksamkeit Raum für ihr unsoziales Verhalten schenkt.


    Und in der Freizeit verhalten sich diese Kinder wahrscheinlich noch viel schlimmer als Du es Dir ausmalen kannst. Dann geht es erst richtig mit Cybermobbing etc. los (Wo sind da eigentlich die Eltern?), so dass diese Kinder schon aufgeladen am nächsten Morgen in die Schule kommen. Naja, und wenn Du da mit diesem merkwürdigem Lions-Quest-Gesimmse kommst, wirkt das natürlich sehr niedlich, aber wenig effizient. Es geht dabei auch wertvolle Zeit für den Fachunterricht verloren !


    Kurzum : Unsere Gesellschaft entwickelt sich so wie sie sich entwickelt. Europa wird eben auch sozial, wirtschaftlich und kulturell untergehen (Solche Prozesse gab es schon immer in der Geschichte). Und da die auseinanderklaffenden Wertevorstellungen und andere Diskrepanzen zwischen Schule und Elternhaus immer größer werden, umso mehr schwinden unsere Einflussmöglichkeiten auf die Kinder.


    Dein Fachunterricht scheint ja noch einigermaßen zu laufen, wie Du es beschreibst, geehrte Koko. Du Glückliche ! Wo läuft denn sonst noch in Deutschlands Schulen richtiger Unterricht ab, der die Bezeichnung Unterricht noch verdient ? 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Werbung