"Eltern verurteilen das Leistungsprinzip an Schulen"

  • Zitat Pieksieben :

    Zitat

    Ich finde es (wieder einmal) zum Erbrechen, auf was für einem
    Stammtischniveau ausgebildete Lehrer diskutieren. Zum Fremdschämen,
    echt.

    Fremdschämen heißt, Du bist dann kein Lehrer ?! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Wir brauchen die Ganztagsschulen, damit die Kinder soziales Verhalten lernen und nachmittags betreuet (beschäftigt?) sind, denn die Alternativangebote gibt's immer weniger. Die werden nämlich von den Ganztagsschulen platt gemacht. 8|

    wenn hier etwas platt ist, dann ist es deine Aussage. Wir werben in der Schule ständig für Angebote der Jugendtreffs, Sportvereine und Musikschulen - aber es interessiert keine S... Das würde ja eine auf Dauer angelegte Verpflichtung bedeuten - und sei es nur für ein zweiwöchiges Ferienprogramm zum Preis einer Kinokarte. Gantagesschulen haben damit nicht SO viel zu tun. Die belegen zwar ein Zeitfenster - aber die Kids haben andere Interessen. Da muss man dringend zum Online-Game um den Score zu halten - oder die Kumpels würden mit Häme reagieren, falls man sich in ein Angebot der Kirchengemeinde einträgt. Das ist sowas von uncool - selbst wenn das Programm sowas von cool wäre.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • http://www.taz.de/!94897/

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Piksieben:
    Ach herrje, da wird wieder mal der gute, alte Stammtisch hervorgekramt. Aber das ficht mich nicht an, die Stammtische werden schlechter gemacht, als sie sind. ;) Unter Lehren allerdings treten sie häufiger mal als "finaler Rettungsschuss" der Argumentationskette auf, wenn sonst nichts mehr geht. Man mag davon halten, was man will.


    Aber war es nicht ursprünglich so, dass du hiermit,

    Selbstverständlich lernen Kinder in der Schule soziales Verhalten, und vor allem dort. Oder wie bitteschön soll man lernen, sich in einer Gruppe zurechtzufinden, wenn man das einzige Kind ist?

    , die Schulen als den genuinen Ort der sozialen Entwicklung eines Kindes beschreibst? Ich habe dem ein paar Alternativen entgegengesetzt. Die Generalisierung meiner Aussagen betreibst du, nicht ich.


    Die Kritik meiner Ausführungen gehen dahin, dass den SuS immer weniger Freizeit zur Verfügung steht, die sie für ihre soziale Entwicklung (durchaus im Umgang miteinander) nutzen können. Diese These ist belastbar. Als Beispiele für die Verknappung der Freizeit der SuS seien hier nur mal G8 und selbstverständlich der Ausbau der Ganztagsschulen genannt. Letztere werden allerdings immer wieder als "Heilbringer" (vor allem von der Politik), insbesondere für Probleme der sozialen Entwicklung Jugendlicher, beschrieben. Dass sie bisweilen Teil des Problems sind (eines anders gelagerten Problems, nämlich eines Problems, welches in den Familien selbst anzugehen wäre, was allerdings ungleich kostspieliger wäre und eine andere Diskussion ist - deshalb hier nur als Klammertext), passt nicht ins Bild.
    In meinen Augen ist dieses eine gefährliche Augenwischerei!


    alias: Und ist dieses hier,

    wenn hier etwas platt ist, dann ist es deine Aussage. Wir werben in der Schule ständig für Angebote der Jugendtreffs, Sportvereine und Musikschulen - aber es interessiert keine S... Das würde ja eine auf Dauer angelegte Verpflichtung bedeuten - und sei es nur für ein zweiwöchiges Ferienprogramm zum Preis einer Kinokarte. Gantagesschulen haben damit nicht SO viel zu tun. Die belegen zwar ein Zeitfenster - aber die Kids haben andere Interessen. Da muss man dringend zum Online-Game um den Score zu halten - oder die Kumpels würden mit Häme reagieren, falls man sich in ein Angebot der Kirchengemeinde einträgt. Das ist sowas von uncool - selbst wenn das Programm sowas von cool wäre.

    , nicht ebenfalls eine recht "platte" Aussage? Jedenfalls wenn sie ohne Einschränkungen stehen bleibt?
    Ich meine, es stimmt schon. Den Schülertypus, welchen du beschreibst, gibt es wirklich und auch nicht selten. Dennoch denke ich, dass auch hier ein differenzierter Blick lohnt: Unsere Schüler sind regelmäßig (Mo. - Fr. - Ausnahme Di.) bis 16:00 Uhr im Unterricht und dann gegen 16:30 Uhr (viele Fahrschüler) zu Hause. Ich habe diese mal gefragt, was sie in ihrer Freizeit machen. Natürlich kamen die zu erwartenden Antworten: "Ich chille dann erst mal!" Bei genauerer Betrachtung kam raus, dass mit diesem Chillen häufig gemeint war, dass die SuS sich für eine Stunde hinlegen und schlafen! Die sind platt! (Und mir fällt es nicht schwer, dieses nachzuvollziehen.)
    Auch der Tag eines SEK I Schülers (ich selbst habe eine 8. Klasse – von den Kleinen brauchen wir hier gar nicht zu reden – wobei diese auch noch zusätzlich am Dienstagnachmittag "beschult" werden) ist endlich, ebenfalls seine Ressourcen.
    Da hilft es auch nichts, wenn Sportvereine, Musikschulen, etc. ihre Angebote auf den frühen Abend verlegen – irgendwann ist der Akku leer. Ebenso verhält es sich mit sozialen Kontakten in der Freizeit. Die ziehen nicht abends um 19:00 Uhr nochmal los, um dann das zu tun, was ich weiter oben "spielen gehen" nannte und somit wird Facebook als Ersatzhandlung immer attraktiver.

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Zitat

    Die Kritik meiner Ausführungen gehen dahin, dass den SuS immer weniger Freizeit zur Verfügung steht, die sie für ihre soziale Entwicklung (durchaus im Umgang miteinander) nutzen können. Diese These ist belastbar. Als Beispiele für die Verknappung der Freizeit der SuS seien hier nur mal G8 und selbstverständlich der Ausbau der Ganztagsschulen genannt. Letztere werden allerdings immer wieder als "Heilbringer" (vor allem von der Politik), insbesondere für Probleme der sozialen Entwicklung Jugendlicher, beschrieben. Dass sie bisweilen Teil des Problems sind (eines anders gelagerten Problems, nämlich eines Problems, welches in den Familien selbst anzugehen wäre, was allerdings ungleich kostspieliger wäre und eine andere Diskussion ist - deshalb hier nur als Klammertext), passt nicht ins Bild.
    In meinen Augen ist dieses eine gefährliche Augenwischerei!


    Hm, ich glaube, dass der Wegfall von Freizeit durch ein GTA wenn überhaupt, nur für Schüler problematisch ist, die diese Zeit ansonsten sinnvoll nutzen würden. Das mag bei Kindern aus wohlsituierten Rahmenbedingungen der Fall sein, nicht aber für Kinder aus prekären Lebensverhältnissen. Diese würden anstelle der sportlich-spielerischen Mittagsangebote wohl eher vor der Daddelbox hocken. Es gibt Jugendliche, die sich auf das ende der Ferien freuen, weil sie dann wieder strukturierte Nachmittage erhalten.

  • Einerseits habe ich genug Schüler, die ihre Freizeit absolut sinnbefreit verbringen - weder Hausaufgaben machen, lernen oder irgendeinen Sport betreiben. Da wäre dann die Ganztagsschule schon sinnvoll.


    Andererseits möchte ich für mein eigenes Kind und viele andere gut betreute, dass sie die Möglichkeit haben, sich individuell zu entfalten, sprich Sportverein und Musikschule, außerdem haben wir eigene Pferde, einen Garten und eine Katze.


    Ganztag ist bei uns ja noch freiwillig - aber viele, die es nötig haben, melden sich dort nicht an. Und wie löst man nun das Problem - alle hineinzwingen?

  • ...die diese Zeit ansonsten sinnvoll nutzen würden.


    Und was sinnvoll ist für die jeweiligen Schüler bestimmt wer?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • chrisy und tina40


    Ihr beschreibt ein Problem, dass ich durchaus (so ähnlich) sehe.
    Was die "Kinder aus prekären Lebensverhältnissen" angeht, bin ich davon überzeugt und erlebe es täglich, dass man diese weder mit außerschulischen (in der Definition des Threads) noch mit schulischen Angeboten "packt". Um diese ernsthaft zu fördern, benötigte es einer frühzeitigen und massiven Intervention in den Familien selbst. Vorstellbar wäre beispielsweise eine regelmäßige und auf Dauer angelegte Begleitung dieser Familien durch Sozialarbeiter. Dass dieses - in dem Rahmen, wie es nötig wäre – sehr, sehr kostenintensiv wäre, liegt auf der Hand (ich deutete dieses ja bereits in einem Klammertext an).
    Hierin liegt für mich auch die gefährliche Augenwischerei: Die Politik erkennt durchaus Handlungsbedarf, scheut allerdings die enormen Kosten für echte Förderung und spielt – wie so oft – den Ball an die Schulen weiter und stellt sie vor Aufgaben, die sie nicht (oder nicht im notwendigen Maße) lösen kann. Einer dieser faulen "Lösungsansätze" ist die Ganztagschule.
    Nun könnte man sagen: "Besser als nichts!" Ja, fast. Allerdings nur, bestünde die gesamt Schülerschaft aus "Kindern aus prekären Lebensverhältnissen". Auf der anderen Seite stehen Eltern und Schüler, welche gut und gerne auf ganztägliche Beschulung verzichten könnten und würden, um die "gewonnene" Freizeit in ihrem Sinne sinnvoll und positiv auszufüllen. Diese werden – immer mehr - in Ganztagssysteme gezwungen (für NRW gesprochen, allerdings geht der Trend in Richtung Ausbau der Ganztagsschulen auch bundesweit in diese Richtung), weil dieses politischer Wille ist, bzw. genauer gesagt, der ungenügende aber kostengünstige Plan B.


    Am Ende verliert der überwiegende Großteil! Aber auch dieses ist ja derzeit politisch en vogue (siehe die Inklusionsdebatte). Dieses Vorgehen ist erbärmlich, verlogen und eben Augenwischerei.

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Der Zusammenhang zwischen Bildung und beruflichem Erfolg ist nicht mehr erkennbar in Deutschland. Wer in der Schule scheitert kommt immer noch ganz gut klar in diesem Land. Unser Sozialsystem läd viele ein sich nicht weiter anzustrengen. Denn man kommt ja auch so klar. Der Betreuer in den Familien ist nicht bezahlbar und bringt genauso wenig. Eine Not sich anzustrengen damit es die Familie bald besser hat fehlt! (Das ist das Tabuthema hier!) Kein Politiker traut sich das auszusprechen. Denn dann würde er nicht mehr gewählt. Wie will man von Kindern von Hartz4-Empfängern denen es zwar nicht gut geht aber gut genug erwarten, dass sie sich für die Schule anstrengen.

  • Der Zusammenhang zwischen Bildung und beruflichem Erfolg ist nicht mehr erkennbar in Deutschland. Wer in der Schule scheitert kommt immer noch ganz gut klar in diesem Land. Unser Sozialsystem läd viele ein sich nicht weiter anzustrengen. Denn man kommt ja auch so klar. Der Betreuer in den Familien ist nicht bezahlbar und bringt genauso wenig. Eine Not sich anzustrengen damit es die Familie bald besser hat fehlt! (Das ist das Tabuthema hier!) Kein Politiker traut sich das auszusprechen. Denn dann würde er nicht mehr gewählt. Wie will man von Kindern von Hartz4-Empfängern denen es zwar nicht gut geht aber gut genug erwarten, dass sie sich für die Schule anstrengen.


    Und wer nicht arbeitet, soll auch nichts essen ... :rolleyes: Gell, barmeliton?

  • Zitat barmeliton :

    Zitat

    Eine Not sich anzustrengen damit es die Familie bald besser hat fehlt!

    Und deswegen werden in unserer Gesellschaft immer mehr Faulenzer produziert ! Das Leitbild vom leistungsbereiten und arbeitssamen Menschen gibt es (real) schon lange nicht mehr. Es geht ja auch ohne Anstrengung.


    Mehr Liberalismus und weniger staatliche Alimentierung in unserer Gesellschaft würde beim einzelnen Menschen wieder Kräfte impulsieren, die durch die staatliche Rundumversorgung schlichtweg eingeschlafen sind.


    Zitat Plattenspieler :

    Zitat

    Und wer nicht arbeitet, soll auch nichts essen

    Auch das Essen kann nur durch fleißige und arbeitssame Hände hergestellt werden.8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Mehr Liberalismus und weniger staatliche Alimentierung in unserer Gesellschaft würde beim einzelnen Menschen wieder Kräfte impulsieren, die durch die staatliche Rundumversorgung schlichtweg eingeschlafen sind.


    In Amerika klappt das ja schließlich auch ganz hervorragend. Vollbeschäftigung und friedliches Miteinander.

  • In Amerika klappt das ja schließlich auch ganz hervorragend. Vollbeschäftigung und friedliches Miteinander.


    Liberalismus ≠ "machen können was man will ohne Rücksicht auf andere bzw. auf Kosten anderer"

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    Nu sei doch nicht so negativ - vertraue mal ein bisschen mehr der unsichtbaren lenkenden Hand... (nur die Lehman Brothers sind nicht so recht zufrieden - aber gut... Meckerer gibt es immer).

  • Zitat Meike :

    Zitat

    In Amerika klappt das ja schließlich auch ganz hervorragend.

    Dann betrachte Dir mal den Werdegang von Konny Reimann, der es in den USA zu etwas gebracht hat ! Hier war er nur LKW-Fahrer.


    Ich denke, dass man in den USA nach wie vor zu etwas bringen kann, wenn man genügend Initiative mitbringt, aber man muss sie selbst (!) einbringen. Dass die USA für unsere Faulenzer nichts wäre, kann ich mir natürlich gut vorstellen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    2 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

    • Offizieller Beitrag

    Zitat Meike :

    Dann betrachte Dir mal den Werdegang von Konny Reimann, der es in den USA zu etwas gebracht hat ! Hier war er nur LKW-Fahrer.


    Ich denke, dass man in den USA nach wie vor zu etwas bringen kann, wenn man genügend Initiative mitbringt, aber man muss sie selbst (!) einbringen. Dass die USA für unsere Faulenzer nichts wäre, kann ich mir natürlich gut vorstellen. 8)


    Du hältst einen von einem Privatsender begleiteten ExLkw-Fahrer allen Ernstes für einen Beweis deiner These? :ka:

    Zitat

    Nach Erhebungen der OECD, des Pew Charitable Trust, von Brookings und auch des Instituts zur Zukunft der Arbeit in Bonn liegen die Chancen des sozialen Aufstiegs in den USA inzwischen deutlich unter jenen in Schweden, Deutschland, den Niederlanden und Dänemark. Dass also ein Schwede oder ein Deutscher im Laufe seines Lebens seine Lebensumstände verbessert, ist inzwischen wahrscheinlicher, als dass dies einem Menschen in den USA gelingen wird. http://www.handelsblatt.com/me…obilitaet-/6348770-2.html

  • Zitat Meike :

    Zitat

    Du hältst einen von einem Privatsender begleiteten ExLkw-Fahrer allen Ernstes für einen Beweis deiner These?

    In diesem Falle schon ! Konny Reimann ist natürlich ein Typ der anpackt anstatt zu jammern. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Hast recht. Gegen einen Kony Reimann verblassen auch die umfassenden Studien der OECD und der anderen großen Institute, die die soziale Mobiolität untersucht haben, völlig. :whistling::rolleyes:

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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