Belohnungssystem

  • Hallo Zusammen,
    Da ich dieses Schuljahr Fachlehrerin in einer 7. Klasse (Brennpunktschule) werde, überlege ich derzeit, ob ich ein Belohnungssystem einsetzten soll.
    Bei meinen Grundschülern mache ich das jedenfalls so. Ich dachte mir, dass es ja eigentlich auch in höheren Klassen schade ist, wenn man immer nur mit negativer anstatt mit positiver Verstärkung arbeitet.
    Deshalb wollte ich nachfragen, wer von euch in der Sek 1 mit einem Belohnungssystem für die SuS arbeitet und wie dieses konkret aussieht.
    Freue mich über Anregungen!

  • Du willst deine Schüler "bestechen" damit sie lernen?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Belohnung gibt es in Form von Lob, aber Süßigkeiten oder Hausaufgabenfrei oder sowas halte ich nicht für angemessen.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Ich habe bei zwei Kolleginnen erlebt, dass die Klasse Punkte / Smileys etc. sammeln kann, wenn sie sich angemessen verhalten. Haben sie dann eine gewisse Punktzahl erreicht, gab es eine Belohnungsstunde (Spiel, Film etc.). Von der GS her sind mir ähnliche Belohnungssysteme (z.B. Verhaltensampel) bekannt.
    Da die Klasse, die ich übernehme, im vergangenen Jahr bei den besagten Kolleginnen Unterricht hatte, gehe ich davon aus, dass die SuS nun eine gewisse Erwartungshaltung haben, dass etwas ähnliches fortgeführt wird.
    Wollte nun einfach mal nachfragen, ob das in der Sek 1 verbreitet ist und welche Formen eines Belohnungssystems ihr ggf. einsetzt.

  • Ich nutze ein solches Belohnungssystem und bin sehr zufrieden damit. Besonders fleißige Schüler bekommen bei uns Spielestunden,
    gehen Eis essen oder backen zusammen. Die Kinder finden das super und auch Vertretungslehrer haben so die Chance mit diesen
    Klassen zu arbeiten.

  • Man sollte Schüpler nicht für Selbstverständlichkeiten loben oder gar belohnen. Dass sie im Unterricht aufpassen, nicht stören, lernen und mitarbeiten ist für mich selbstverständlich.


    pipoca: Es ist aber traurig, dass Vertretungslehrer bei euch nur mithilfe eines Belohnungssystems unterrichten können.

    • Offizieller Beitrag

    Normalerweise halte ich Belohnungen gegenständlicher Art in einer 7.Klasse für nicht angemessen. Allerdings kenne ich mich mit Brennpunktschulen nicht aus und weiß nicht, inwieweit die dortigen Voraussetzungen andere sind.
    Allerdings würde ich die "Belohnungen" eher nichtmaterieller Art gestalten, z.B. durch Spiele, wenn das Pensum gut geschafft wurde.

  • Ich arbeite in den unteren Klassen (5 bis 7) auch mit "Belohnungen", die ganze Klasse sammelt Stempel/Sternchen... und bei zehn Stück gibts entweder HA-frei, eine Spielestunde, rausgehen, ...


    zu:
    Man sollte Schüpler nicht für Selbstverständlichkeiten loben oder gar belohnen. Dass sie im Unterricht aufpassen, nicht stören, lernen und mitarbeiten ist für mich selbstverständlich.


    kann ich nur sagen, dass du ja grundsätzlich recht hast, es aber leider nicht der Realität (zumindest an meiner Schule) entspricht. Und wenn ich gerade positives Verhalten vieler Schüler hervorhebe, bewusst betone, färbt sich das doch auch auf das Verhalten der "Störer" ab ( so zumindest die Hoffnung).
    Heute gab es z.B. für meine 5te Klasse ein Stempel, weil alle (!) heute ihr Klassenarbeitsheft abgegeben habe. Normalerweise dauert das zwei Wochen oder länger, bis ich alle beisammen hab. Und da finde ich, die Belohnung setzt ein Zeichen in die richtige Richtung.


    Noch ein Tipp: ich liste den SuS nicht auf, wofür es alles einen Stempel geben könnte, sonst entsteht zu schnell eine Forderungshaltung seitens der Schüler. Ich hab für mich gewisse Dinge, auf die ich achte, aber den SuS vermittel ich, dass das auch etwas mit Bauchgefühl zu tun hat. Wenn z.B. die ersten dreißig Minuten total ätzend waren und sie sich dann aber wieder eingekriegt haben, und super gearbeitet haben, gibt es doch einen Stempel, obwohl die Stunde insgesamt vielleicht nicht so doll war.


    Also, einfach ausprobieren: Du kannst das ja auch zu Beginn mit der Klasse besprechen, was die davon halten und welches System sie für "fair"/angebracht halten.


    LG, Nussi

    • Offizieller Beitrag

    Eigentlich war ich auch nie ein Fan solcher Belohnungssysteme, "uneigentlich" aber hatte ich mal eine sehr laute 5. Klasse (Brennpunkt, 6 oder 7 - ich weiß die genaue Zahl nicht mehr, da es schon ein paar Jahre her ist - AD(H)S-Schüler) und habe es in dieser Klasse einfach mal ausprobiert und war dann von diesem System ziemlich begeistert.


    Wenn jemand reingeschrien hat o.ä., gab es einen Strich an
    der Tafel. Hatte die Klasse in einer Stunde weniger als 5 Striche, dann
    bekam sie einen Smileyaufkleber, bei 10 Smileys gab es einmal
    Hausaufgabenfrei für die Klasse.


    Da ich danach noch mal eine sehr laute 6. Klasse hatte, habe ich das noch mal ausprobiert und auch dort hat es besser gewirkt als alle anderen Maßnahmen und "Tricks" (Leisezeichen, Glocke, Zusatzaufgaben und andere Konsequenzen etc.).


    Ich setzte solche Systeme nur in den unteren Klassen ein und auch nur dann, wenn eine Klasse einfach besonders unruhig ist und alle anderen Mittel keine großen Erfolg bringen. Bisher waren die Klassen dann immer sehr motiviert und es gab im Endeffekt dann nur alle paar Wochen einmal keine Hausaufgaben - was dann an fehlender Übung zu verschmerzen ist. Und ich muss sagen, dass ich mit diesem System selbst in sehr schwierigen Klassen plötzlich ohne größere Störungen unterrichten konnte.

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    Da es sich um eine sehr schwierige Klasse handelt und die Klasse solche Belohnungssysteme aus dem letzten Schuljahr wohl gewohnt ist, habe ich mich entschieden, damit auch zu arbeiten.


    Ich habe vor, zu Stundenbeginn zwei Smileys an die Tafel zu malen. Diese können sich dann im Laufe der Stunde reduzieren oder es können weitere hinzukommen.
    Wenn die Klasse dann 60 Smileys gesammelt hat (da ich 4 Wochenstunden in dieser Klasse unterrichte, halte ich diese Anzahl für angemessen. Oder was meint ihr?), erhalten sie eine Belohnung.


    Die Kolleginnen der letzten Jahre haben eine Spielestunde gemacht, aber in Klasse 7 sind die SuS davon nicht mehr sonderlich begeistert (sie wollen ja schließlich erwachsen wirken).
    Habt ihr Ideen, wie eine solche Belohnungsstunde in Klasse 7 aussehen könnte? Film schauen? Frühstücken?


    Freue mich über eure Ideen!! (Hausaufgabenfrei bietet sich in meinem Fall nicht an, da sie im Fachunterricht ohnehin kaum Hausaufgaben bekommen...)

  • Friesin
    Ja, ich war letztes Schuljahr bereits manchmal in der Klasse und wollte zum Jahresabschluss ein Spiel (aus der Theaterpädagogik) mit ihnen machen. Und als ich nur erwähnte, dass wir noch rausgehen könnten und dort ein Spiel machen, kam kräftiges Stöhnen auf. Dabei gibt es ja jede Menge tolle Spiele auch für Jugendliche und Erwachsene... Schade!

  • Ich halte nun rein gar nichts von einer (Kuschel-) Pädagogik, die Kinder für Selbstverständlichkeiten belohnt !


    Ich sehe die Gefahr, dass gemäß dieser Pädagogik die Schüler in ca. 10 Jahren schon dafür belohnt werden, wenn sie die Schulstube nicht komplett zerstören und den Lehrer während des Unterrichts nur mit Kreide und Schwamm bewerfen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Hallo,


    Ich bekomme uach eine 7.KLasse und ich finde es sehr wichtig positiv zu verstärken, aber auch unerwünschtes Verhalten zu bestrafen. Deshalb werde ich wieder mit der Ampelmethode arbeiten. Jeder SChüler kann an einem TAg ein "+" bekommen, wenn er am Ende des TAges auf grün ist. Ich frage mich nur, ab wie vielen "+" bekommen sie dann etwas und was? Hausigutscheine finde ich prinzipiell schon gut, hätte aber gerne noch andere Ideen. WAs fällt euch außer spielen sonst noch ein?


    Danke Lg


    fujitsu

  • Auch ich habe nicht vor, ausschließlich mit postiver Verstärkung zu arbeiten, sondern habe mir Konsequenzen für unangebrachtes Verhalten überlegt. Somit würde ich es auch keinesfalls als "Kuschenpädagogik" bezeichnen. Warum Kinder ausschließlich sanktionieren und nicht der ganzen Klasse einen Anreiz für positives Verhalten anbieten ?(
    Wie Fujitsu würde ich mich auch über Anregungen freuen, welche (nicht-materielle) "Belohnung" angemessen wäre.

    • Offizieller Beitrag

    Ich halte nun rein gar nichts von einer (Kuschel-) Pädagogik, die Kinder für Selbstverständlichkeiten belohnt !


    Ich sehe die Gefahr, dass gemäß dieser Pädagogik die Schüler in ca. 10 Jahren schon dafür belohnt werden, wenn sie die Schulstube nicht komplett zerstören und den Lehrer während des Unterrichts nur mit Kreide und Schwamm bewerfen. 8)


    Elternschreck, hast du die Beiträge davor gelesen? Für mich ist das keine "Kuschelpädagogik" (das dachte ich auch mal, bevor ich das System ausprobiert habe), sondern ein zusätzlicher Weg, der funktioniert, wenn andere Wege (Sanktionen etc.) nur begrenzt wirken. Für mich ist es ein System, das ich nur in Ausnahmefällen anwende. Wenn du bessere Ideen hast, wie man sehr unruhige Klassen im Brennpunktgebiet (z.B. Klassen mit vielen AD(H)Slern) gut führen kann, dann bin ich wirklich gespannt. Sanktionen und andere Dinge helfen da leider nur begrenzt und sind als alleiniges Mittel wesentlich aufwändiger als ein Smileysystem.


    Und an die Threadstarterin: Ich würde nicht mit 60 Smileys arbeiten, da diese für die Schüler eine nicht überschaubare Menge ist. Fang erst einmal mit kleineren Einheiten an, so dass sie überhaupt die Möglichkeit für Erfolgserlebnisse haben und gib ihnen lieber eine kleine Belohnung (z.B. ein zum Unterricht passendes Quiz am Ende einer Stunde).

  • Hallo Zusammen,
    auch mich beschäftigt Ähnliches. Während meines Referendariats war ich an einer Brennpunktschule und habe mit einem Belohnungssystem gearbeitet. Die Schüler konnten sich für bestimmtes Verhalten oder bestimmte Aufgaben Smileys verdienen. Ich habe dabei nicht genau festgelegt welche Aufgaben etc. das sind. hatten die Schüler sich am Ende der Stunde einen Smiley verdient, war es ihre Aufgabe, sich diesen auch bei mir abzuholen. Nach einer gewissen Zeit wurden die Smileys gezählt und die drei Schüler mit den meisten Smileys bekamen eine Belohnung, z.B. in Form von Hausaufgabengutscheinen.
    In diesem Schuljahr trete ich nun meine erste Stelle an einer neuen Schule an und überlege mit einem solchen Belohnungssystem zu arbeiten. Grundsätzlich finde ich es eigentlich besser, die Klasse vorher zu kennen. Allerdings habe ich die Befürchtung, dass es zu Problemen kommen könnte, wenn ich nicht von Anfang an klar meine Regeln kommuniziere und ein Belohnungssystem ggf. erst später einführe.
    Könnt ihr mir einen Rat geben?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Zusammen,
    auch mich beschäftigt Ähnliches. Während meines Referendariats war ich an einer Brennpunktschule und habe mit einem Belohnungssystem gearbeitet. Die Schüler konnten sich für bestimmtes Verhalten oder bestimmte Aufgaben Smileys verdienen. Ich habe dabei nicht genau festgelegt welche Aufgaben etc. das sind. hatten die Schüler sich am Ende der Stunde einen Smiley verdient, war es ihre Aufgabe, sich diesen auch bei mir abzuholen. Nach einer gewissen Zeit wurden die Smileys gezählt und die drei Schüler mit den meisten Smileys bekamen eine Belohnung, z.B. in Form von Hausaufgabengutscheinen.
    In diesem Schuljahr trete ich nun meine erste Stelle an einer neuen Schule an und überlege mit einem solchen Belohnungssystem zu arbeiten. Grundsätzlich finde ich es eigentlich besser, die Klasse vorher zu kennen. Allerdings habe ich die Befürchtung, dass es zu Problemen kommen könnte, wenn ich nicht von Anfang an klar meine Regeln kommuniziere und ein Belohnungssystem ggf. erst später einführe.
    Könnt ihr mir einen Rat geben?

    Ich habe zwar keine Erfahrungen in der Primarstufe, aber ich würde ein solches System nicht generell einführen, sondern erst mal "normal" unterrichten wie in allen anderen Klassen auch (also klare Regeln und gegebenenfalls Sanktionen, falls etwas nicht klappt, ansonsten natürlich auch mündliche positive Verstärkung etc.).


    Es kann in der Primarstufe anders sein, aber in der Sekundarstufe I setze ich solche Belohnungssysteme nur dann ein, wenn andere Maßnahmen nicht zu großem Erfolg führen. Generell denke ich auch, dass man nicht alle "normalen" Verhaltensweisen positiv verstärken muss, aber für Ausnahmefälle, in denen andere Maßnahmen nicht ausreichend greifen, ist ein Belohnungssystem eine gute Möglichkeit, die Arbeitsatmosphäre deutlich zu verbessern.

  • Ich halte nun rein gar nichts von einer (Kuschel-) Pädagogik, die Kinder für Selbstverständlichkeiten belohnt !

    Was meinen Sie denn mit Selbstverständlichkeiten? Ist es womöglich so, dass Sie ein bestimmtes Verhalten erwarten, aber nicht bereit sind, sich daran zu beteiligen, dass die jungen Menschen dieses erlernen?


    Vieles, das wir gerade eben noch für selbstverständlich gehalten haben, ist es aber leider nicht mehr. Da kann man sich dann hinstellen und konstatieren, dass die Schüler dieses oder jenes können müssten. Davon können sie es aber noch nicht.


    Brechen Sie sich wirklich einen Zacken aus Ihrer Schulstubenmeisterkrone, wenn Sie ein Lob aussprechen?


    Bei den Absurditäten, sie Kindern heutzutage vorgelebt werden, ist es nicht ganz einfach, noch zu wissen, was "richtig" oder "falsch" ist. Da ist eine Klarstellung hilfreich. Wenn sie Mist bauen, gibt es auf den Deckel. Wenn es gut läuft, kann man ihnen auch sagen, dass man sich darüber freut.


    Ein dezidiertes _System_ zur Belohnung, wäre mir aber zu kompliziert und zu wenig flexibil. Es besteht auch die Gefahr, dass verhandelt wird -- ob man nicht denn auch für diese oder jene Handlung einen Smily oder einen Stern bekommt. Ich reagiere da lieber aus der Situation heraus.


    Bleibt aufmerksam!

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