TV-Tipp (?) am Sonntag: Precht - "Skandal Schule"

  • Precht


    Skandal Schule
    Macht Lernen dumm?


    Premiere im ZDF: Der Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht startet seine neue Sendung "Precht" mit einem Thema, das nach dem Ende der Sommerferien und dem Beginn des neuen Schuljahres und Uni-Semesters Eltern und ihren Kindern auf den Nägeln brennt. In seinem neuen Philosophieformat fragt sich Precht: Was taugt unser Bildungssystem?


    Viele Grüße
    Super-Lion

  • "Die Art und Weise wie unsere Schulen gegenwärtig funktionieren ist ein systematisches Abtöten von Eigensinn und Kreativität. Und bis zu einem gewissen Grade belohnt das Schulsystem so wie es heute ist nicht ihre Originalität und auch nicht alles das was sie nachher brauchen um besonders interessant in ihrem Beruf zu sein sonder in aller erster Linie ihre Anpassungsleistung. Je genauer sie sich an die Vorgaben halten, die der Lehrer macht, die das Schulsystem macht, umso besser kommen sie durch. Das sind aber nicht die Qualitäten, die sie später im Leben brauchen werden und schon gar nicht auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft."



    "Die Lehrer leben eigentlich in einem Korsett, dass ihnen gar nicht die Freiheit gibt und die Souveränität die sie eigentlich bräuchten um wirklich guten Unterricht zu machen."


  • Oh ja, es wird sich im späteren Leben bestimmt nicht bewähren, wenn der Arbeitnehmer bereits in der Schule gelernt hat sich an den Chef oder den Betrieb anzupassen sowie sich genau an die Vorgaben des Chefs oder des Auftraggebers , z.B. eines Großkunden, zu halten. Nein, der Arbeitnehmer von heute soll lieber kreativ, originell und eigensinnig an alles herangehen und am besten alles so machen, wie er es für richtig hält und bloss nicht die angepasste Lösung wählen! Man wird sich schon nach ihm richten und alle werden bestimmt zufrieden sein.
    Warum benutzen wir heute nicht mal ganz andere Vorschriften zur Bearbeitung des Auftrags, wir fühlen uns heute so schrecklich kreativ!


    Oh mein Gott, ehrlich, wenn ich sowas schon lese wie da im Zitat. :whistling:
    Kreativität und freies Denken ist ja schön und gut, aber das geht nur in einem bestimmen Rahmen. Natürlich muss ein Schüler bei allem Freiraum auch lernen sich den Vorstellungen des Lehrers von Leistung oder davon, wie eine gute Lösung auszusehen hat, anzupassen.
    Anpassung wird irgendwie immer so negativ dargestellt. Dabei funktioniert eine Gesellschaft nicht ohne Anpassung zu gewissem Grad. Und ich behaupte frei heraus, dass das Problem der heutigen Schüler nicht ihre Überangepasstheit ist, im Gegenteil!

  • "... systematisches Abtöten von Eigensinn und Kreativität. ... um besonders interessant in ihrem Beruf zu sein sonder in aller erster Linie ihre Anpassungsleistung. ... nicht die Qualitäten, die sie später im Leben brauchen werden und schon gar nicht auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft."


    Bla bla bla... Noch ein Philosoph, der uns erzählen will, wie der omninöse "Arbeitsmarkt der Zukunft" funktioniert. Vielleicht sollte sich Herr Philosoph einmal erkundigen, wie der jetzige Arbeitsmarkt jenseits des Elfenbeinturms funktioniert.


    Und: "Eigensinnige" und "kreative" Bankster haben uns auch die Finanzkrise beschert. Tolles Zukunftsmodell.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ihr sprecht mir aus der Seele.


    Ich frage mich wirklich, ob Leute, die sowas verbreiten, mal eine Schule von innen gesehen haben? Ob sie mal versucht haben, jemandem die Bruchrechnung beizubringen? Ob sie mal vor 30 verhaltenskreativen Schülern gestanden haben, die auch mit Rechtschreibung und Grundrechenarten überaus frei umzugehen wissen?


    Und schon dieser immerzu wiederholte Allgemeinplatz, dass man nach zehn Jahren vergessen hat, was man in Klasse 8 in Bio durchgenommen hat - hallo? Ich habe meine Diplomarbeit schon nach 3 Jahren nicht mehr verstanden. Ich vergesse Schülernamen nach einem halben Jahr. Na und? "Use it or lose it" - das weiß doch jeder.

  • Vielen Dank für den Hinweis. Ich hoffe, der Beitrag bleibt noch etwas in der Mediathek, nachdem er gelaufen ist.

  • Der Sendeplatz ist bemerkenswert. Allzuviel verspricht man sich von ihm wohl nicht, sonst würde er nicht utner Ausschluss der Öffentlichkeit laufen. Aber mit der Aussage, dass die falschen leute mit den falschen Methoden die falschen Inhalte unterrichten, hat er ja seine Meinug umfassend auf den Punkt gebracht (gleich zwei mal in 180 Sekunden). Was täte das Land wohl ohne so viel philosophisch-psychologsche Intelligenzia.

  • Schade, ich mochte Precht eigentlich immer ganz gerne, wenn ich ihn denn (selten) mal im Fernsehen gesehen habe.


    Wenn aber in den ersten 300 Sekunden schon Fragen auftauchen, die mit "Ist es nicht so, dass...", "Zeigt das nicht, dass..." etc beginnen, dann wird offensichtlich dass hier Scheininterviews mit "Experten" geführt werden, dass hier nicht Fragen geklärt sondern Meinungen gemacht werden sollen. Ich werde es mir anschauen, aber ich befürchte, hier wurde eine Chance verschenkt...

  • Wie kommst du darauf, dass hier "eine Chance verschenkt" wurde?


    Der öffentliche Diskurs zum Thema "Bildung" ist doch seit mindestens 10 Jahren von reiner Meinungsmache und Polemik gekennzeichnet. Schröders "faule Säcke" war dabei wohl so etwas wie die Initialzündung, PISA der Brandbeschleuniger. Seitdem hält sich jeder, der einmal eine Schule von innen (als Schüler) gesehen hat, für einen Bildungsexeperten und insbesondere für einen Experten für Lehrerarbeit.


    Gerade in den Massenmedien so etwas wie eine "objektive" Diskussion zum Thema zu erwarten, grenzt heutzutage doch fast schon an Naivität...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Gerade in den Massenmedien so etwas wie eine "objektive" Diskussion zum Thema zu erwarten, grenzt heutzutage doch fast schon an Naivität...

    Naja, ich halte die öffentlich-rechtichen am Sonntag Abend um 23:25 Uhr nicht wirklich für ein Massenmedium :D


    Auch wenn ich naiv erscheinen mag, immer wenn über Bildung und unser Schulsystem diskutiert wird, besteht eine Chance, dass der richtige was richtiges sagt. Daher halte ich dies für eine verschenkte Chance, zumal ich eben David Precht bisher nicht als einen Philosophen wahrgenommen habe, der sein Fähnchen nach dem Wind der Mainstreammeinung hängt.


    Aber bisher hatte der auch noch keine eigene Fernsehsendung 8|

  • Wer für einen "humaneren" Umgang mit Tieren eintritt, aber gleichzeitig für das Recht auf die Tötung ungeborenen menschlichen Lebens plädiert, hat sich schon a priori für die Diskussion jeglicher gesellschaftlich-ethischen Fragestellungen disqualifiziert.

  • Natürlich, Pintman.


    Aber die Ankündigung ist so reißerisch, dass ich schon jetzt auf Krawall gebürstet bin.


    Außerdem finde ich das öde, dass er einen eingeladen hat, mit dem er ohnehin einer Meinung ist. Ein Streitgespräch wäre doch viel interessanter.

  • Was noch hinzukommt: Eine philosophische Diskussion über Schule ohne Philosophen (Precht ist eigentlich Literaturwissenschaftler) und ohne Schulpraktiker – das kann nur ein Stammtischgespräch werden.

  • Was noch hinzukommt: Eine philosophische Diskussion über Schule ohne Philosophen (Precht ist eigentlich Literaturwissenschaftler) und ohne Schulpraktiker – das kann nur ein Stammtischgespräch werden.


    Ähem. :)


    Nele

  • :) Über den Sinn von Schule könnte man ja tatsächlich mal anständig philosophieren – auch mit Schulpraktikern. Es wird halt nicht gemacht. Wieso also "ähem"?

  • :) Über den Sinn von Schule könnte man ja tatsächlich mal anständig philosophieren – auch mit Schulpraktikern.


    Ja, und wir haben im Seminar Erziehungswissenschaften in der Ausbildung auch tüchtigst philosophiert. Das ist ja keine Erfindung vom Precht.


    Vielleicht sollten wir ihn einladen, mit uns zu philosophieren. Das wäre doch lustig.

  • Wir könnten einen Standpunkt formulieren und an die ZDF-Redaktion schicken. Vielleicht tut sich in dieser Richtung ja etwas.


    Natürlich erst, wenn wir die Sendung gesehen haben. :)


    Mann kann den Beitrag übrigens bereits jetzt in der Medithek kucken.

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