Seit 3,5 Wochen sind unsere Schulanfänger da. Seit dem ersten Tag ist in meiner Lerngruppe an Unterricht in einem Großteil der Schulzeit unmöglich. Zunächst dachte ich, es läge an mir. Verwöhnt von der letzten Klasse, Umstellung von Klasse 4 usw. usw.
Ich habe bereits an zwei verschiedenen Grundschulen, an einer Hauptschule und an einer Relaschule und in der Kinderförderung einer stationären Drogentherapieeinrichtung gearbeitet. Die Gewaltbereitschaft, die ich aber seit dem 1. Schultag in dieser Klasse erlebe, überbietet alles, was ich in den letzten Jahren erlebt habe.
Erreicht das Kind den Klassenraum in Belgeitung der lauten Oma, die absolut kein Deutsch spricht, sich aber trotzdem lautsark an die anwesenden Kinder oder mich wendet, ist es für einen Moment friedlich. Dann aber beginnt der Junge sich die Schuhe auszuziehen, um anderen Kindern damit ins Gesicht zu schlagen. Oder er hebt seinen Einzeltisch an und lässt ihn so fallen, dass er in der Nähe spielender Kinder wieder fällt. Er rennt über das Spiel anderer Kinder, um das Spiel zu zertören oder ihnen auf die Hände und Füße zu treten. Wenn wir Erwachsenen ihn von den anderen Kindern abhalten wollen oder ihn bei seinen AKtionen stoppen, beginnt er uns zu boxen oder zu treten. Beim Frühstück spuckt er anderen Kindern in die Frühstücksdose oder auf die Hand. Dass Eltern morgens bei mir Schlange stehen, um sich darüber zu beschweren, dass ihre Kindern mit so einem Kind gemeinsam lernen müssen, versteht sich von selbst.
Zu diesem Jungen kommt ein weiterer, der absolut grenzenlos ist. Er ist nicht so böse und gewaltätig, kommt aber nciht damit klar, dass er in der Gruppe ledilgich ein Kind von 20 ist und dazu nicht mal der Bestimmer, sondern sich fügen muss. Er ist in seiner Haltung so penetrant und massiv, dass er Unterricht erfolgreich unterbrechen kann. Er legt sich in den Kreis und schreit. Im Unterricht schreit er immer wieder das gleiche Wort in die Klasse. Er tramepelt, wenn er etwas tun soll, was er gerade lieber nicht tun möchte. Da er zu Hause lediglich macht, was er wirklich machen möchte, findet er sich bisher nicht in die Rolle als Schulkind ein, da Schule einfach Grenzen hat, was ihm ja bsiher absolut fremd war.
Dazu habe ich ein Kind, das bereits im KiGa mit allen Möglichkeiten der Förderung und Maßnahmen versorgt wurde. Die kleinsten, bereits ritualisierten Tätigkeiten fallen ihm schwer (z.B. Schuhe in das Schuregal stellen). Dazu ist er motorisch derart unterentwickelt. Zum einen stolpert er ständig, zum anderen kann er kaum einen Stift halten.
Ein weiteres Kind ist nicht ansprechbar. Der Junge reagiert nicht. Spricht man ihn an, zeigt er keine Reaktion, Wird man lauter, reagiert er nicht. Berührt man ihn und spricht ihn dabei an, reagiert er nicht. Sitzen bereits alle Kinder im Sitzkreis oder stellen sich zum Sport auf, sitzt er immer noch am Platz und redet. Dabei merkt er nicht, dass niemand mehr da ist und niemand mehr zuhören kann. Er wirkt tatsächlich wie in einer anderen Welt.
Diese Gruppe macht etwa ein Viertel der Klasse aus und kann vom Rest nicht kompensiert werden. Somit sind solche lustigen Aktionen wie z.B. Buchstaben hüpfen ausgeschlossen. Da werden Kinder umgehauen und geschubst. Sandkästen zum Buchstaben schreiben werden ausgeräumt und der Sand wird anderen in den Nacken gestreut oder durch die Klasse geworfen. Da fehlt mir gerade der Humor, das als kindliche Neugier und Fantansie zu werten und als Darstellung eines Sandsturms zu werten.
Zum Sport kommen wir auch nicht so einfach, weil die Kinder sich witziger Weise an Türrahmen, Heizungsrohren usw. festkrallen und den Weg zur Halle entsprechend verlängern. In der Umkleidekabine werfen sie die Bänke um, schmießen mit Schuhen, schleudern die Turnbeutel am Band. -Man bedenke bei allem, dass es sich um Kinder handelt, die erst 6 oder 7 Jahre alt sind. Die fangen gerade erst an. Ich mag und kann mir gar ncht vorstellen, wie das weitergeht.
Ich habe inzwischen mehrmals eine Sonderpädagogin aus dem Förderzentrum in die Klasse eingeladen, die die Hände über dem Kopf zusammenschlug und ganz entschieden äußerte "Hier können SIe keinen UNterricht machen!". Bisher hat sie erstmal ganz grob ein paar Gedanken geäußert. Aber insgesamt ist sie auch noch ratlos, da sie so eine Ballung von Auffälligkeiten und Schulunfähigkeit auch nicht täglich erlebt. Sie denkt an intensiver Arbeit mit den fitten Kindern auch mit Wissen,d ass die Katastrophen zunächst weiter machen wie sie wollen. Sie hält für möglich, dass sie sich aber nach und nach abgucken, wie richtiges Verhalten auszusehen hat und nach und nach zu den fitten dazustoßen können. Zudem sollen zunächst keine Erzählkreise mehr stattfinden, um die Situationen, in der das verletzten der anderen Kinder durch die nähe so einfach ist, nicht zu schaffen. Okay, soweit so gut, das probiere ich gern in der kommenden Woche. Allerdings brauche ich für 20 Wochenstunden viele Ideen und freue mich über eure Ideen.
Ach so, auf die Eltern ist in diesen Fällen nicht zu bauen. Teilweise sind sie frustriert, weil Erziehungshilfe und Co ihnen nicht zufriedenstellend helfen konnten,teilweise sprechen sie unsere Sprache nicht, sehen die Notwendigkeit nicht, weil bei ihnen zu Hause alles bestens läuft, usw. Es kann also nur klappen, was bei uns in der Schule läuft.
Verzweifelte Grüße und vielen Dank für eure Ideen,
ohlin