Hallo zusammen,
kaum sind die Ferien vorbei, drohen auch schon die nächsten wunderbaren Ideen der Schule.
Bei uns gibt es eine Kooperation mit dem Stadttheater, da sollen (müssen) laut Schulprogramm die Schüler der 10. Klasse 1x im Schuljahr ins Theater. Es gibt dort Jugendvorstellungen, die sind immer sonntags abends um 18 Uhr, Einführung in das Programm um 17:30 Uhr. Mit Anfahrt und allem ist der Sonntag für private Unternehmungen kaputt.
Ich bin eindringlich daran erinnert worden, dass ich mir doch umgehend mit meiner Klasse eine Vorstellung aussuchen sollte, damit ich mir die Karten sichern kann, bevor sie in den freien Verkauf gehen.
Soweit so gut.
Ich habe der zuständigen Kollegin (Didaktische Leitung) per Mail mitgeteilt, dass ich erstmal die Klassenfahrt Ende September zu Ende organisieren würde und da noch hinter dem Geld herlaufen würde, dass ich dann die Termine mit meinen privaten Terminen abstimmen würde und erst dann mich um's Theater kümmern werde.
Das kam dann gar nicht gut an! Heute fing sie mich ab ... der Theaterbesuch stände im Schulprogramm, da müsste ich mit den Kindern hin gehen. (Nein, ich habe kein Deutsch in meiner Klasse, meine Klasse hat in 4 verschiedenen Deutschkursen Unterricht!), ich könnte ja meinen Mann mit ins Theater nehmen (hej, wenn ich mit meinem Mann in's Theater gehe, dann wollen wir gemeinsam was davon haben und nicht zusätzlich die Aufsichtspflicht für 28 Kinder!), etc.
Und dan kam der Hammer: "Du hast dich doch auf eine A 14-Stelle beworben, dann musst du auch hinter dem Schulprogramm stehen."
- Ich dachte, ich spinne! Hat man nur Chancen auf eine Beförderung (die nichts mit Theater zu tun hätte, sondern mit Koordination in einem ganz anderen Bereich...), wenn man seinen Sonntag der Schule opfert - auch wenn's nur 1 x ist. Musste sie so drohen, weil ihre Argumente so schwach waren, sie aber ihr Prestigeobjekt unbedingt durchdrücken will?
Nächste Woche ist eh Elternabend. Da werde ich das Thema ansprechen und den Eltern mitteilen, dass ich Ihnen nicht in ihr Wochenende und das Wochenende der Kinder reinpfuschen werde und ich auch nicht meinen Sonntag hergeben werde. Man könnte sich aber auf ein anderes Theaterstück einigen, z.B bei der Laienschauspieltruppe, die der Schule angeschlossen ist.
Sagt die Didaktische Leitung "Und wenn die Eltern das nicht wollen, sollen sie ihr Kind bei uns abmelden."
Kann mir bitte mal jemand von euch sagen, wer hier im falschen Film sitzt??? Oder bewerte ich das alles über???
LG,
Peselino
Mit Schülern am Sonntag ins Theater???
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Am Sonntag im Rahmen einer Schulveranstaltung ins Theater?
Nur gegen steuerfreie Überstundenzuschläge, wie in der Industrie bei Sonntagsarbeit üblich. Oder gegen einen freien Unterrichtstag. Aber beides wird nicht passieren, wissen wir ja.
Das "Problem" ist eher das Stadttheater. Aus deren Sicht natürlich eine clevere Strategie. "Normale" Leute gehen Sonntagabend eigentlich nie ins Theater. Da sitzt bestimmt ein BWLer in der Theaterverwaltung und hat sich im Sinne einer "optimalen Auslastung" des Theaters gedacht: "Schicken wir doch die Schulen am Sonntag ins Theater. So machen wir uns die gut besuchten und bezahlten restlichen Wochentage nicht kaputt. Und die Schüler stören auch keine "ernsthaften" Theaterbesucher."
Ich würde einfach bei dem Theater anrufen und nach einem anderen Wochentag fragen (so zeigst du auch vor deiner Schule deinen guten Willen). Wenn die nicht wollen, dann eben nicht. Wenn genug Schulen eine Rückmeldung geben, ändert sich vielleicht etwas.
Gruß !
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Darauf hätte auch ich weder als Lehrerin noch als Mutter noch als Schülerin Lust. So etwas empfinde ich von Seiten der Schule als äußerst übergriffig.
Hast du denn die Möglichkeit, selbst nach einer anderen Möglichkeit zu suchen?
Die Drohung mit der (gefährdeten) Beförderung finde ich unglaublich.
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Hallo Mikael,
na, man hat mir schon angeboten, 2 Stunden mit der Klasse irgendwo abzuhängen - nützt aber nichts, wenn man die nicht in Randstunden hat.
Natürlich ist das vom Theater clever, erstmal die Schulklassen abzugrasen ...
Die Klassenlehrerkollegen der Parallelklassen haben keine Bedenken, am Sonntag in's Theater zu gehen. Da ist es eben schon blöd, wenn da schon keine Einigkeit besteht und nicht gemerkt wird, was da von Seiten der Schulleitung für ein Theater gespielt wird.
Wieweit kann man eigentlich dienstverpflichtet werden, am Sonntag für die Schule loszuziehen? So rein rechtlich? (Bin in NRW)
LG,
Peselino -
Ein Sonntag ist definitiv kein "Werktag". Und "zwingende Gründe", warum du den Besuch am Sonntag ableisten sollst, sehe ich auch nicht. Wenn ein Unternehmen wie das Stadttheater (ob privat oder öffentlich-rechtlich) meint, einen "Theatertag für Schulen" am Sonntag anbieten zu müssen, ist das deren Problem und nicht deins.
Ich würde auf einem normalen Wochentag bestehen. Wenn es für die Schule wichtig ist, muss sie eben ein paar Unterrichtsstunden einmalig(!) umplanen, so dass du Randstunden bekommst. Das lässt sich mit Vorlauf von einigen Wochen leicht einrichten. Wenn das nicht geht, ist es wohl auch nicht so wichtig.
Gruß !
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Hallo Piksieben,
ich empfinde es auch als eine Anmaßung, dass die Schule so in die Wochenendplanung der Eltern und Kinder eingreifen möchte. Und genau das werde ich den Eltern auch so erzählen - auch, dass ich da nicht mitmache, und dass die Kinder ja gerne für sich gehen dürfen, aber eben nicht als Schulveranstaltung.
Vor allem: diese Theaterveranstaltung würde keinen Bezug zum Unterricht haben, also rein zur kulturellen Bespaßung und damit die Kinder 1 x im Leben im Theater waren (es droht ja sonst vermutlich der Untergang des Abendlandes ...)
Was ich machen werde, ist bei der Laienschauspieltruppe nachzufragen, wann die das nächste Programm bieten. Da wäre dann wenigstens der personelle Bezug zur Schule. Tja, das wird dann sicher nichts mehr im Jahr 2012, aber wenn's der St. Nimmerleinstag in 2013 wird, ist es eben so.
Für die Beförderungsstelle gibt es noch einen anderen Kandidaten. Aber diese Drohung fand ich so daneben, dass ich überlege, den Lehrerrat zu informieren, weil so eine Aussage hat ja nichts mit meiner Qualifikation für die Beförderungsstelle zu tun. Überhaupt nichts!
LG
Peselino -
@ Mikael: Du hast nicht zufällig irgendwelche Gesetzestexte dazu?
Die Schüler sollten ja auch entsprechende Randstunden dazu bekommen, und sie abhängen können. Umplanen ist bei uns allerdings schwer, kaum machbar - liegt an dem hohen Grad der Differenzierung und der Größe des Systems.Ich frag mich ja nur, warum die Kollegen den Sonntag als Theatertag so einfach schlucken ...
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Aus Muttersicht:
Meine Tochter musste im vergangenen Jahr mit ihrer Klasse und mit einem Elternteil (!!) ins Theater. In ein Stück, das sie bereits ein Jahr zuvor mit uns im Theater gesehen hatte.
Da am Tag darauf zu exakt dieser Vorstellung ein Test geschrieben wurde, wollte meine Tochter also auch unbedingt gehen.
(4. Klasse Grundschule übrigens)
Wir fanden das als Eltern absolut unmöglich.Ganz zu schweigen von der katastrophalen Organisation der Schule - mein Kind saß zehn Reihen von mir entfernt zwischen wildfremden Menschen - gehört das Wochenende und dessen Verplanung uns als Familie.
Da möchte ich weder als Mutter noch als Lehrerin genötigt werden, irgendwelche kulturellen oder sonstigen Aktivitäten durchzuführen.Herzliche Grüße
strubbelsuse -
Hallo Strubbelsuse,
DANKE für die tolle Formulierung "Das Wochenende und dessen Verplanung gehört der Familie" . Die werde ich in der nächsten Woche beim Elternabend nutzen. Das klingt wesentlich diplomatischer als das, was ich so vor mich hin denke.
LG,
Peselino -
@ Mikael: Du hast nicht zufällig irgendwelche Gesetzestexte dazu?
Die Definition des "Werktags" findest du im Arbeitszeitgesetz. Und lass dir nicht erzählen, dass andere Beamte (Polizisten, Feuerwehrleute) auch am Sonntag arbeiten müssen. Die bekommen dafür Freizeitausgleich und dort liegen die "zwingenden dienstlichen Gründe" auch völlig anders als bei Lehrern. Finanzbeamte arbeiten sicherlich auch nicht am Sonntag...
Gruß !
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Die Art und Weise und was von Dir erwartet wird, finde ich einfach nur kackfrech und dreist, geehrter Peselino !
Solche Kolleginnen wie o.g. wünsche ich nicht zu kennen.
ZitatAber diese Drohung fand ich so daneben, dass ich überlege, den Lehrerrat
zu informieren, weil so eine Aussage hat ja nichts mit meiner
Qualifikation für die Beförderungsstelle zu tun. Überhaupt nichts!Oder auch Erpressung ! Besteh drauf, dass die o.g. Kollegin vorm Personalrat erklärt, wie die o.g. Drohung/Erpressung zu verstehen ist.8)
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Besagte Kollegin ist Mitglied der Schulleitung ...
Und ich habe natürlich keinen Zeugen für ihren Spruch. -
1. Auch wenn du keine Zeugen hast, würde ich trotzdem den Lehrerrat informieren. Falls irgendwann mal anderen Kollegen gegenüber derartige Äußerungen getätigt werden, ist das dann kein Einzelfall mehr, weil man Kenntnis davon hat, dass es dir auch schon passiert ist.
2. Finde ich es sowohl als Mutter als auch als Lehrerin frech, dass man am Sonntag "dienstverpflichtet" wird.
3. Finde ich es ein Unding, dass der Theaterbesuch nicht Sache der Deutschlehrer ist. Was hat ein Theaterbesuch denn bitteschön für einen Sinn, wenn er nicht vor- und nachbereitet wird (im Unterricht)?
4. Mit meinen Achtklässlern gehe ich auch ins Theater. Zehntklässler können das auch alleine.
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Auf einer Personaversammlung vorfühlen, wie die Kollegen dazu stehen und wenn die das ähnlich sehen wie du, Antrag auf der Gesamtkonferenz, dass das mindestens eine rein freiwillige Veranstaltung ist. Oder vom Programm genommen wird.
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Ja, den Lehrerrat werde ich informieren und auch die Gleichstellungsfrau. Das kann zumindest nicht schaden.
Wir alle wissen, dass das Wochenende nicht wirklich dienstfrei ist ... aber wann wir was für die Schule machen, möchten wir alle doch am Wochenende noch selber einteilen können.
Tja, wenn der Theaterbesuch durch Deutschkollegen oder das Fach "Darstellen und Gestalten" vorbereitet würde, würde das ja noch Sinn machen. Aber so? Das ist ein Spaßveranstaltung ohne Konzept - und dafür sollen die Eltern bezahlen? (Als Elternteil würde ich mich schlicht weigern, aber leider ist sind die Eltern meiner Klasse da nicht so auf Krawall gebürstet.)
Ich denke, man will hier Kindern die Kultur "Theater" nahe bringen. Aber ohne Hintergrund ist das auch sowas von sinnlos.
Mal schauen, wie's weiter geht.
Aber solche Aktionen wie die liebe Frau Kollegin von Didaktischen Leitung - die sind sowas von überflüssig und motivationskillend. Neeee, das braucht man echt nicht im Schulalltag! -
@ Meike: Leider ist unser Kollegium diesbezüglich zu schlecht organisiert und zu groß. Aber ich hoffe, dass sich durch das Ansprechen des Themas mit verschiedenen Kollegen, ein Austausch stattfindet.
Nicht umsonst habe ich heute schon mit den Kollegen gesprochen, die am zuverlässigsten Nachrichten weiter tragen.
Die Strukturen sind bei uns so, dass zu viele Kollegen das abnicken, was die Schulleitung will. Der Lehrerrat gibt schon deutliche Stellungnahmen und warnt, allerdings ist es manchmal sehr sehr anstrengend, dem Lehrerrat zuzuhören, weil der immer beim Urknall anfängt.
Wir haben auch viele junge Kollegen, die vermutlich noch nicht so ganz blicken, was da eigentlich gespielt wird - und die auch wesentlich anpassungsfreudiger sind und noch nicht gemerkt haben, wie sie verheizt werden. -
Es passt nicht direkt zur Ausgangsfrage, wohl aber zum Thema und zu diesem Abschnitt:
Nur gegen steuerfreie Überstundenzuschläge, wie in der Industrie bei Sonntagsarbeit üblich. Oder gegen einen freien Unterrichtstag. Aber beides wird nicht passieren, wissen wir ja.Für Zusatzveranstaltungen gibt es (zumindest in NRW) sehr wohl die Möglichkeit, einen Ausgleichstag zu bekommen. Das ist an unserer Schule üblich, wenn es Veranstaltungen betrifft, zu denen alle Lehrer erscheinen müssen. So haben wir an unserer Schule mehr bewegliche Ferientage als an anderen Schulen, weil wir zum Beispiel für den "Tag der offenen Tür" und auch für andere längere Veranstaltungen einen Ausgleichstag bekommen.
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Hallo Peselino,
ich finde es auch ein Unding von der SL dich an einem Sonntag dienstzuverpflichten. Ich würde es auch nicht machen. Auch als Elternteil wäre ich nicht begeistert.
Bei uns an der Schule gehen SuS, die am Theaterjugendring (freiwillig!) dran teilnehmen, wochentags nachtmitags / abends ins Theater. Wären solche Veranstaltungen bzw. Termine nichs für euch? -
Also ich erinnern mich, dass ich einmal mit einer Klasse Samstags im Planetarium war. Das war allerdings MEIN eigenes Ding, dass ich vorher mit den Eltern besprochen hatte. Sonntags würde ich mich nicht "dienstverpflichten" lassen..... finde ich unmöglich!!!! So etwas geht ja wohl auch in keinem anderen Beruf, außer es ist vertraglich irgendwie vorab geregelt!
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Und ich würde mein Kind sonntags NICHT dienstverpflichten lassen. Sonntag ist oft der einzige Tag, den wir komplett als Familie haben... das würde ich der Lehrerin meines Sohnes wohl einen Vogel zeigen.
Referendarin: gesetzlich ist das Ganze etwas schwammig. Also vorsicht und nicht laut aussprechen, dass es bei Euch so ist.
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