mutwillige "Sach"beschädigung?

  • Hallo liebe Kollegen,


    ich würde mich freuen, hier einige Ratschläge und Meinungen zu lesen.
    Folgendes Szenario spielte sich im Unterricht ab (KS 9 Informatik):


    Nachdem SuS in den letzten 3x45 Minuten (am Stück/Block) den Arbeitsauftrag nur ungenügend bearbeiteten, gab ich Ihnen heute noch einmal die Gelegenheit, innerhalb von 45 Minuten nachzubessern. Ich habe angesagt, dass es abzugeben ist und benotet wird (schon in der letzten Veranstaltung).
    SuS sollten ein Dokument erstellen, indem sie das, was sie im Text erfuhren, umsetzen. Es ging um Hypertexte, Dokumente und Links.


    Es gab strikte Zeitansagen. Punkt 9 Uhr sollte alles auf dem Server gespeichert sein in einem Ordner, der den Namen des Schülers trägt.


    Nun haben ein oder zwei Schüler in einem Ordner eines Mitschülers eine Verknüpfung erstellt. Diese hieß "Hypertext.lnk". Der Schüler, der sich den Ordner erstellt hat, wie ich es vorgab, speicherte dort auch sein erstelltes Dokument (Arbeitsauftrag), welches "Hypertext.odt"
    hieß.


    Nun ist es so, dass die Dateierweiterungen im Windowsexplorer in der Schule ausgeblendet sind. Der Scüler sieht also in seinem Ordner zwei Dateien mit dem namen "Hyperlink". Allein das Icon vorn ist ein anderes.
    Er klickt nun auf "Hyperlink", da er sein Dokument öffnen will. Leider klickte er auf die "Hyperlink.lnk" nicht auf sein OpenOffice Dokument. Es passierte folgendes: auf seinem Desktop öffneten sich hunderte von Fenstern und er hatt keine Chance, den Vorgang abzubrechen, da die SuS diese Rechte des Admins nicht besitzen. Er konnte weder seine Arbeiten speichern, noch weiter arbeiten. Er war gezwungen, den PC neu zu starten. Sein aktueller Bearbeitungsstatus ging verloren. Er konnte seine überarbeitete Datei nicht zum Benoten abgeben.


    Hintergrund ist folgender: Der Schüler bzw. die (beiden) Schüler, welche diese Verknüpfung im Ordner des Mitschülers erstellten, legten den PC lahm.
    Hinter dieser Verknüpfung verbirgt sich eine Datei, eine ausführbare Datei (Batchdatei). Diese Batchdatei haben sie auch selbst erstellt und in einem ganz anderen Verzeichnis des Server "versteckt". Die Batchdatei macht folgendes: sie ruft sich immer wieder selbst auf und tut sonst gar nichts. Der Effekt ist, dass sich der PC in einer Endlosschleife befindet, die nur ein Administrator unterbrechen kann. Man kann den PC also nicht mehr zum Arbeiten benutzen.


    Der betroffene und geschädigte Schüler konnte heute seine Arbeit nicht abgeben, weil Mitschüler ihm das Arbeitsmaterial unbrauchbar machten.


    Ich bin jetzt noch ganz "sprachlos" über derartiges Verhalten.


    Meine Frage: Wie gehe ich am besten damit um?


    Meine Überlegung ist, dass ein fast "boshaftes" Verhalten Konsequenzen haben muss.
    Das Problem ist, ich kann nicht nachweisen, wer die Datei nun erstellt hat, die den PC lahmlegte.
    Ich habe Vermutungen und kann einzelne SuS ausschließen.
    Ich sprach heute im Unterricht das Problem offen an und forderte den/die SuS auf, sich zu melden und die Verantwortung zu übernehmen. es war natürlich niemand. Fest aber steht jedoch, die Datei wurde letzte Woche schon um genau 10 Uhr erstellt. Um diese Zeit bin nur ich mit diesem Kurs im PC-Raum. Und letzte Woche habe ich erst den Ordner "Informatik Klasse 9" erstellt, indem alle SUS in jeweiligen Unterordnern ihre Arbeiten speichern sollten, angelegt.
    Das heißt, besagte Datei muss von SuS aus meinem Kurs erstellt worden sein.


    Was soll ich tun? Was würdet ihr tun?


    Ich bin dankbar für Ratschläge :)


    LG
    Sprotte.

  • Den 303b StGB hatte ich auch schon im Auge.
    Ich habe den Admin angesprochen. leider kann er es nicht nachvollziehen. Alle SuS melden sich mit demselben Usernamen an. Es wäre nur über die ID des PC's möglich, aber das wird im Sculnetz nicht gespeichert bzw gelogged. Ich bin selbst Informatiker(in) ... ich hab keine Chance, es zu "beweisen": Leider.

  • Ähum, aber wie kann es denn sein, dass alle Schüler denselben Account haben und sie sich tatsächlich beliebig gegenseitig sabotieren können?! Jeder Schüler sollte die Möglichkeit haben, seine Arbeit sicher und für sich zu speichern, bevor er sie irgendwo hin lädt. Alles andere kann ja nicht funktionieren. Natürlich ist es verboten, in anderer Leute Häuser einzubrechen, trotzdem hat jedes Haus ein Schloss in der Tür.


    Statt jetzt auf Verbrecherjagd zu gehen (was ja offenbar aussichtslos ist), würde ich das als "Erfahrung" abbuchen und es beim nächsten Mal anders regeln. Ein Möglichkeit wäre, das lo-net zu benutzen, wo jeder Schüler für sich Dinge abspeichern kann, auf die niemand anders zugreifen kann - sicheres Passwort vorausgesetzt. Oder es wird ein USB-Stick verwendet.

  • hmmm, ich bin kein Admin in der Schule. Aber ich war es mal an meiner "Ex-Schule". Es ist kaum umsetzbar, dass jeder Schüler seinen eigenen Account hat. Ist nicht zu administrieren. Ich bekam damals 1 Ausgleichsstunde für die Administration für 3 PC-Räume a 16 Rechner. Ich hatte damals auch mit dem Gedanken gespielt, jedem Schüler einen Account zu geben, aber wie gesagt.... ein riesiger Aufwand.


    Und der Vergleich mit dem Einbruch ... SuS dürfen auch nicht Fensterscheiben einschlagen .... habt ihr eure Fenster so "versiegelt", dass SUS da nicht rankommen?


    LG
    Sprotte.

  • Das ist schon richtig, aber gerade in Computernetzwerken ist es meines Erachtens nach schon irgendwo notwendig, dass man die Tätigkeiten der Schüler nachvollziehen kann. Dass die Schüler alle den gleichen (Gast-)Account nutzen ist eine Sache, die sich vielleicht nicht vermeiden lässt, dass aber nachträglich nicht mehr nachvollzogen werden kann, von welchem Arbeitsplatz aus die Manipulation stattgefunden hat, ist meiner Meinung nach schlicht und ergreifend ein Versäumnis. Das müsste gehen und entsprechende Software zur Protokollierung von Netzwerkaktivitäten gibt es ja zu Hauf...


    Wie auch immer, der Drops ist gelutscht und du willst ja auch nicht wissen, was falsch gelaufen ist, das weißt du wahrscheinlich selbst am besten, sondern was du nun machen sollst.


    Ich würde wahrscheinlich--sofern Stundenplan und Unterrichtsplanung es irgendwie zulassen--aus gegebenem Anlass einen Exkurs über Computerkriminalität einschieben, und der dürfte dann auch ruhig etwas arbeitsaufwändiger für die Schüler sein. Vielleicht sollte man das ganze sogar benoten. Einleiten würde ich vielleicht, indem ich den SuS erkläre, dass ich es eigentlich nicht für notwendig gehalten habe, dieses Thema mit ihnen zu vertiefen, einige sich aber der Ernsthaftigkeit und Strafbarkeit von Computermanipulationen offenkundig nicht bewusst sind. Daher hielte ich es für notwendig, sie jetzt darüber aufzuklären, wo sich die Sache noch auf einem vergleichsweise harmlosen Level und ohne wirklich großen Schaden abgespielt hat, bevor sie anfangen, sowas für ein Spiel zu halten und sich selbst in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.

  • Man kann sich über die Rechtsauffassung sicher streiten, aber wenn ich meine 100-Euro-Scheine offen rumliegen lasse, muss ich halt davon ausgehen, dass die nachher weg sind. Ich habe die Möglichkeit, mein Geld zu bewachen, und ich hätte als Schüler auch gern die Möglichkeit, meine Dateien zu sichern. Und wenn die Schule das nicht gewährleisten kann, dann kommt es zu Problemen, das ist doch klar.


    Wie gesagt, ich würde über lo-net (Aufwand ist überschaubar) oder individuelle Datenspeicher nachdenken. Das Problem wird sich nicht von selbst erledigen. Im Gegenteil, solche Tricks sprechen sich herum. Meine Erfahrung. Und wenn ihr nicht rauskriegen könnt, wer es war, erst recht. Und genau das ("ich weiß nicht, wer es war") gibst du ja gerade öffentlich bekannt. Das kann übel nach hinten losgehen.

  • Ich will niemanden "verklagen".... aber dass es sich um eine Sachbeschädigung handelt, ist doch eindeutig, oder?


    Das mit der Sachbeschädigung ist ein Aspekt. Ein weiterer ist der, dass hier (lt Aussagen einer Kollegin) "mobbing" betrieben wurde. Denn der Schüler war wohl schon des öfteren Ziel einiger Aktionen in der Klasse. Weiterhin kommt da wohl meine philo-Ader raus.... wie kann man nur??? Ich habe da das Bild vor Augen: Alle schreiben eine KA und Schüler X geht zu seinem Mitschüler und zerreist kurz vor Abgabe dessen Klassenarbeit. Wo gibts denn sowas?


    LG

  • Man kann sich über die Rechtsauffassung sicher streiten, aber wenn ich meine 100-Euro-Scheine offen rumliegen lasse, muss ich halt davon ausgehen, dass die nachher weg sind. Ich habe die Möglichkeit, mein Geld zu bewachen, und ich hätte als Schüler auch gern die Möglichkeit, meine Dateien zu sichern. Und wenn die Schule das nicht gewährleisten kann, dann kommt es zu Problemen, das ist doch klar.


    Wie gesagt, ich würde über lo-net (Aufwand ist überschaubar) oder individuelle Datenspeicher nachdenken. Das Problem wird sich nicht von selbst erledigen. Im Gegenteil, solche Tricks sprechen sich herum. Meine Erfahrung. Und wenn ihr nicht rauskriegen könnt, wer es war, erst recht. Und genau das ("ich weiß nicht, wer es war") gibst du ja gerade öffentlich bekannt. Das kann übel nach hinten losgehen.



    Es geht doch nicht um Diebstahl, sondern um Sachbeschädigung. Es geht darum, dass man sich an Regeln zu halten hat und eben Arbeitsmaterial nicht unbrauchbar macht.

  • Sprotte, du möchtest offenbar keinen Tipp annehmen - nicht mein Problem. Es geht nicht nur um "Sachbeschädigung", es geht auch um Richtlinien des Datenschutzes bzw. hier der Datensicherheit. Für meine Schüler gehört das zum Unterrichtsstoff und ich würde ihnen nie und nimmer empfehlen, für alle Nutzer denselben Account anzulegen.

  • Ich bin der Meinung, ich nehme Tips an. Für die Datensicherheit kann ich leider nichts aktiv unternehmen, ich habe da keine handhabe an der Schule. Ich habe den SuS z.B. Dropbox empfohlen für ihre Daten.
    Es kam meinerseits keine Empfehlung, dass alle einen Account nutzen. Datensicherheit und Datenschutz sind sicher unterrichtliche Inhalte. Dennoch geht es mir erst einmal darum, die Situation zu klären und damit umzugehen.
    Ich kann Empfehlungen an den Admin weitergeben.... mehr leider nicht.
    Ich habe mit dem gearbeitet, was die Schule zur Verfügung stellt. Muss dazu sagen, dass ich gerade neu an der Schule bin. Dennoch kennen doch die Schüler die Vorgaben und Richtlinien des Schulnetztes. hmmm, ich denke weiter darüber nach.

  • Nun... der Sachverhalt ist nicht mehr zu ändern, die Situation mit den Benutzerkonten offenbar auch nicht.
    Dieses Thema:

    Zitat

    Es ging um Hypertexte, Dokumente und Links.


    ...lässt sich auch rein theoretisch unterrichten, ohne Computer und genau so würde ich das bis auf weiteres tun.


    Den Schülern würde ich einen eigenen USB-Stick als persönlichen Datenspeicher empfehlen.


    Alternativ könntest du ein Moodle-System für deinen Unterricht anlegen. Das ist nicht so oberviel Arbeit, wenn man in etwa weiß, was man tut.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Es ist kaum umsetzbar, dass jeder Schüler seinen eigenen Account hat. Ist nicht zu administrieren. Ich bekam damals 1 Ausgleichsstunde für die Administration für 3 PC-Räume a 16 Rechner. Ich hatte damals auch mit dem Gedanken gespielt, jedem Schüler einen Account zu geben, aber wie gesagt.... ein riesiger Aufwand.

    Nicht mit dem richtigen System. Es gibt mehrere Lösungen für die speziellen Anforderungen eines Schulnetzes. Kostenlos und ausgereift ist die Linux-Musterlösung aus Baden-Württemberg, die für "Ausländer" als 'OpenML' erhältlich ist. Einmal installiert läuft die wie ein VW-Käfer, der Administrationsaufwand ist gering. Dank selbstheilender Arbeitsstationen (bei jedem Start wird der Rechner auf einen definietrten Stand zurückgesetzt) haben Viren und Schüleränderungen keine Chance.


    Guggst du hier:
    http://linuxmuster.net/hilfen_…uer_schulen_ausserhalb_bw
    http://www.autenrieths.de/links/linkslml.htm

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich bin der Meinung, ich nehme Tips an. Für die Datensicherheit kann ich leider nichts aktiv unternehmen, ich habe da keine handhabe an der Schule. Ich habe den SuS z.B. Dropbox empfohlen für ihre Daten.
    Es kam meinerseits keine Empfehlung, dass alle einen Account nutzen. Datensicherheit und Datenschutz sind sicher unterrichtliche Inhalte. Dennoch geht es mir erst einmal darum, die Situation zu klären und damit umzugehen.
    Ich kann Empfehlungen an den Admin weitergeben.... mehr leider nicht.
    Ich habe mit dem gearbeitet, was die Schule zur Verfügung stellt. Muss dazu sagen, dass ich gerade neu an der Schule bin. Dennoch kennen doch die Schüler die Vorgaben und Richtlinien des Schulnetztes. hmmm, ich denke weiter darüber nach.


    Ok, ich verstehe. Aber das Problem, das du hast, ist eben auch kein neues, das kennen alle, die regelmäßig im Rechnerraum sind (so wie ich), und muss da immer von beiden Seiten aus überlegen: Technisch und pädagogisch. Ich finde es oft auch blöd, Dinge technisch regeln zu müssen, weil man es einfach auf dem Weg über Verhaltensregeln nicht hinkriegt. Aber so ist das nun mal. Ich würde in diesem Fall den Ball flachhalten und das nicht an die große Glocke hängen mit Strafverfolgung etc., da du nicht weißt, wen du bestrafen müsstest und es nicht geht, die ganze Klasse zu bestrafen. Entweder es gibt eine Lösung für eine individuelle Datensicherung - oder ich würde gar nicht mehr in den Rechnerraum gehen, jedenfalls nicht, um Dokumente anzulegen, die benotet werden. Wobei das eigentlich einer kollektiven Bestrafung gleichkommt, hm. Denn eigentlich sind die Schüler ja wahrscheinlich gern am PC.


    Ich habe in den Jahren im Rechnerraum inzwischen offenbar gelernt, wachsam zu gucken und im Bedarfsfall rasch zu reagieren, außerdem sind wir technisch besser geschützt und sprechen uns untereinander gut ab. Daher kommen diese Dinge selten vor.


    Wenn es wäre wie an deiner Schule, würde mir die Lust daran vergehen, am Rechner zu unterrichten.

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