Was geht mit einer abgeschlossenen Ausbildung?

  • Hallo zusammen!


    Ich frage für eine weitläufige Bekannte. Sie hat eine Ausbildung zur Bürokauffrau abgeschlossen. Gibt es Möglichkeiten für sie, verbeamtete Lehrerin an einer Berufsschule in RLP, NRW oder Niedersachsen zu werden? Wenn ja, welche? Sprich, inwiefern muss sie sich weiterbilden? Wo kann man das herausfinden?


    LG und schönen Tag noch

  • Ein Freund von uns hat einen Meistertitel als Tischler und ist mittlerweile Berufsschullehrer, verbeamtet. Die Bekannte meinte, sie könne es ähnlich machen. Ich hatte da schon meine Zweifel!

  • Langsam erinnern mich diese ganzen Seiteneinstiegs-Threads an die jüngste Äußerung eines Schülers (auf dem Gymnasium, wohlgemerkt!):


    "Wie? Für Lehrer muss man studieren? Echt?"


    Die Image-Kampagne der Bildungspolitik zeigt langsam echte Breitenwirkung...

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ein Freund von uns hat einen Meistertitel als Tischler und ist mittlerweile Berufsschullehrer, verbeamtet. Die Bekannte meinte, sie könne es ähnlich machen. Ich hatte da schon meine Zweifel!


    Das sind sogenannte Werkstattlehrer. In NRW sind diese schlechter besoldet und unterrichten 30 Std. Möglich ist das jedoch nur mit praktischen Fächern (Tischler, Schneider, Friseur...). Was eine Bürokauffrau praktisch unterrichten soll, weiß ich nicht. Ganz im ernst: Hat sie wirklich gedacht, dass man damit einfach so Lehrerin werden kann??

  • Langsam erinnern mich diese ganzen Seiteneinstiegs-Threads an die jüngste Äußerung eines Schülers (auf dem Gymnasium, wohlgemerkt!):


    "Wie? Für Lehrer muss man studieren? Echt?"


    Da weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. 8)

    • Offizieller Beitrag

    Langsam erinnern mich diese ganzen Seiteneinstiegs-Threads an die jüngste Äußerung eines Schülers (auf dem Gymnasium, wohlgemerkt!):


    "Wie? Für Lehrer muss man studieren? Echt?"


    Die Image-Kampagne der Bildungspolitik zeigt langsam echte Breitenwirkung...

    Oh Mann. :(


    Ja, das denke ich manchmal auch (nicht bei allen Seiteneinsteigerthreads wohlgemerkt).


    Wieso sollte man als Sekretärin oder mit einem anderen Ausbildungsberuf ohne Meister, Studium u.ä. einfach so Lehrer werden können? Vielleicht wird ihr an der Uni irgendein Schein angerechnet (das habe ich jedenfalls schon von Krankenschwestern gehört, die in ihrem Bereich "Lehramt für berufliche Schulen" studieren.

  • Zeigt halt auch, welche Kompetenz man den Lehrern in der Öffentlichkeit zuschreibt.
    Solche Formulierungen kenne ich im übrigen auch aus meiner Schulzeit


    Schüler A beim Kurstreffen nach dem Abi, als er hörte Schülerin B möchte Lehrerin (Bio und Erdkunde) werden:
    "Ich hatte im LK 15 Punkte (Physik) im Abi und habe also den Schulstoff vollkommen verstanden. Ich könnte also auch locker als Physik-Lehrer arbeiten. Werde ich aber nicht machen, da ich vorhabe Physik zu studieren"


    Schülerin B: "Als Physik-Lehrer studiert man auch Physik"


    Schüler A: "Naja, aber doch nur auf Lehramt und nicht richtig. Wenn man 15 Punkte hatte versteht man das ja eh alles, da braucht man den Schulstoff mit einem Studium nicht mehr auffrischen. Ich würd mich da auf jeden Fall langweilen und will lieber richtige Physik studieren"


    Ahhhhja!

  • Hat sie wirklich gedacht, dass man damit einfach so Lehrerin werden kann??

    Ja, hat sie... Dabei hat sie auch nur eine Teilzeit-Ausbildung bei Papi gemacht, weil sie mit 17 ein Kind bekommen hat. In ihrem Beruf gearbeitet hat sie übrigens seit der Ausbildung nicht mehr!


    Ich frage auch nur, weil ich mir langsam so doof vorkomme. Wofür habe ich Abi gemacht, studiert und ein stressiges Ref. gemacht? Wenn jeder Xy mittlerweile denkt, er könne Lehrer an der BBS werden, weil die Welt ja nur auf ihn gewartet hat. Und weil Lehrer ja so tolle Arbeitszeiten und so viel Geld haben.
    Sorry für den Aufreger!

  • Langsam erinnern mich diese ganzen Seiteneinstiegs-Threads an die jüngste Äußerung eines Schülers (auf dem Gymnasium, wohlgemerkt!):


    "Wie? Für Lehrer muss man studieren? Echt?"


    Die Image-Kampagne der Bildungspolitik zeigt langsam echte Breitenwirkung...



    Das kenne ich aber auch aus dem realen Leben nur zu genüge. Mich hat man schon mehr als einmal ungläubig angeschaut, weil ich behauptet habe, ein Studium abgeschlossen zu haben - wo ich doch nur Lehrer bin. Besonders schön finde ich aber auch der Hinweis von Bachelor-Absolventen, dass Lehrer keine Akademiker sind, weil sie ja keinen BA vorm Namen stehen haben.

  • Wie gesagt, unter den Akademikern haben Lehrer den schlechtesten Ruf beziehungsweise werden sehr oft belächelt.

    Mich hat man schon mehr als einmal ungläubig angeschaut, weil ich behauptet habe, ein Studium abgeschlossen zu haben - wo ich doch nur Lehrer bin.

    Wenigstens nimmst Du Deine Umwelt richtig wahr! Viele Lehrer wollen gar nicht wahrhaben, dass extrem viele denken "nur Lehrer".
    Dass Lehrer studiert haben merkt man halt aber auch wirklich nicht. Kann den Otto-Normalbürger da auch irgendwie schon verstehen, dass sie teilweise überrascht sind, wenn sie erfahren oder sich selbst mal bewusst machen, dass Lehrer eigentlich auch Akademiker sind.


    Lehrer laufen ja schließlich nicht im weißen Kittel herum, haben keine eigene Sekretärin, fahren keinen teuren Firmenwagen, stellen sich nicht mit Dr. XY vor, sind immer auf Augenhöhe mit all ihren Gesprächspartnern, verwenden keine Fachbegriffe in Elterngesprächen, haben keine eigenen Parkplätze, keine eigene Anrede (wer sagt noch Herr Studienrat?) mehr und so weiter und so fort.


    Der Normalbürger nimmt den Lehrer als unterwürfigen ("sich bloss gut stellen mit den Eltern, der Ruf der Schule blabla") Dienstleister wahr, dem man ordentlich die Meinung geigen kann und der einem zu diesten sein sollte. Lehrer sind halt Menschen die "was mit Kindern machen", also nimmt man sie in der selben Wahrnehmungsrubrik war wie Babysitter, Kindergärtner, Erzieher, Sporttrainer und nicht wie Spezialisten (Ärzte, Ingenieure, Rechtsanwälte usw).


    Ist doch auch klar! Wenn Eltern mit einem ein Gespräch führen, dann geht es um deren Kinder, deren Erziehung, also um exakt dieselben Gespräche die Mütter auch mit anderen Müttern auf derselben Ebene und demselben Niveau führen und nicht um fachwissenschaftliche Fragen, wie z.B. ein Medikament wirkt, wie die Operation vor sich geht oder wie eine komplizierte Finanzierung eines Projekts abläuft.
    Gespräche, die die Eltern mit "richtigen" Akademikern führen haben eine ganz andere Qualität. Wenn sie zum Beispiel beim Rechtsanwalt landen.


    Warum ist das so? Das liegt daran, dass der Lehrerberuf zu den Dingen gehört, von denen jeder der Meinung ist Ahnung zu haben. Es ist kein Spezialwissenberuf, bei dem der Außenstehende sofort sagt: Okay, klar, davon verstehe ich nichts. Sie sind der Experte. Wow, was der alles weiß, was ich selber nicht weiß, na klar hat der studiert, Hut ab!


    Was sagt denn der Lehrer zu den Eltern? "Es wäre gut, wenn ihr Sohn die Vokabeln besser lernen würde. Könnten Sie da ein Auge darauf haben?" -> verständlich für die Eltern, nahezu trivial


    Was sagt der Arzt zu den Eltern? "Hier sind ihre Laborergebnisse. Anhand der Aktivitität der Aspartat-Aminotransferase sehe ich, dass ihre Leber Schädigungen aufweist. Achten Sie darauf weniger Alkohol zu trinken, da sie sonst eine Leberzirrhose riskieren" -> inhaltlich verständlich für den Patienten erklärt, aber er merkt, dass die Person studiert hat allein am fachlichen Hintergrund.


    -> Bei Lehrern deutet sich eigentlich in fast keiner Situation vergleichbarer fachlicher Hintergrund an. Alles bleibt auf Alltagsniveau in Alltagsbegriffen und Alltagsthemen ("Wir Lehrer sind Experten und wissen, man muss auch mal die Lernmethode wechseln und den Stoff anschaulich aufbereiten." -> Ach was!
    Naja und wenn man dann sogar noch an der Grundschule ist, wo man Dinge vermittelt (Lesen & Schreiben, was frisst der Hase) die ein erwachsener Mensch eh beherrscht, dann führt das sicher nicht dazu, dass die Eltern denken "Wow, die hat sicher studiert". (Ist mir klar, dass da mehr Wissen zu nötig ist als nur Lesen und Schreiben zu können, aber wer weiß das sonst schon und vor allem, welchen Eltern ist das immer im Bewusstsein?)


    Besonders schön finde ich aber auch der Hinweis von Bachelor-Absolventen, dass Lehrer keine Akademiker sind, weil sie ja keinen BA vorm Namen stehen haben.

    Ein Großteil der Bachelor ist überzeugt, dass sie durch ihren Bachelorabschluss (6 Semester) einem fertigen Lehrer bereits überlegen sind fachlich. Wenn sie dann den Master draufsatteln, würde die Schere dann erst recht ganz extrem aufgehen.
    Ich glaube Lehrer sind wirklich die einzigen Akademiker, auf die selbst Bachelor herunterschauen. :D

  • Dazu kommt wohl noch eine Besonderheit, die es sonst in keinem Beruf, auch keinem anderen Beruf des öffentlichen Dienstes, gibt:


    Ein Lehrer ist dienstlich verpflichtet, sich mit allen möglichen (und unmöglichen) Interessengruppen "ins Benehmen" zu setzen, d.h. kooperativ zu handeln, auch wenn die Gegenseite sich absolut unkooperativ zeigt. Das betrifft natürlich vorwiegend Schüler und deren Eltern. Jede andere Berufsgruppe hat immerhin die Freiheit mit solchen Leuten entweder gar keinen beruflichen Kontakt zu pflegen oder sie notfalls per Hausrecht aus dem Gebäude werfen zu lassen. Nur der Lehrer "muss" mit diesen klarkommen. Welche Auswirkungen das auf den "Respekt" hat, dürfte klar sein... Gilt auch für den öffentlichen Dienst: Kein Richter, kein Finanzamtsbeamter, kein Straßenpolizist würde sich das bieten lassen, was bei Lehrern prinzipiell möglich, d.h. gesetzlich zulässig(!), ist.


    Dazu kommen noch zwei andere wichtige Dinge, die den mangelnden "Respekt" unterstützen:


    Der "Dienstherr" agiert wohl in keinem anderen öffentlichen Bereich so "bürgerfreundlich" wie im schulischen Bereich, d.h. im Zweifel nimmt er seine eigenen Angestellten / Beamten NICHT in Schutz vor unsachgemäßen Ansprüchen und intolerablem Verhalten.


    Die "Gewerkschaften" im Bildungsbereich sind keine solchen: In keinem anderen Bereich haben die Gewerkschaften wohl sowenig Interesse an den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung der Beschäftigtem wie im schulischen Bereich. Stattdessen ideologische Grabenkämpfe ("Welche Schulform ist die beste?") statt gemeinsamen Handeln, und vozugsweise immer die Interessen des Schülers im Blick, nicht die der Lehrkräfte. Liest man sich die entsprechenden Flyer durch, wird meistens aus "Schülersicht" argumentiert, selten aus "Lehrersicht". Es sind also keine "Gewerkschaften", sondern ideologiegeleitete Interessenverbände. Leider aber nicht mit dem Schwerpunkt "Interessen der Lehrkräfte".


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ein Großteil der Bachelor ist überzeugt, dass sie durch ihren Bachelorabschluss (6 Semester) einem fertigen Lehrer bereits überlegen sind fachlich. Wenn sie dann den Master draufsatteln, würde die Schere dann erst recht ganz extrem aufgehen.
    Ich glaube Lehrer sind wirklich die einzigen Akademiker, auf die selbst Bachelor herunterschauen. :D

    @Silicium: Deinen Beitrag unterschreibe ich sofort.


    Zwei kleine Anmerkungen:
    a) Ich kann weder Gehirn-OP's durchführen noch jemandem in akzeptabler Weise die Haare schneiden. Also schaue ich in ähnlicher Weise zum Gehirnchirurgen und zum Friseur herauf. In Ihrem Fach haben sie mir etwas voraus.
    b) Als Lehrer mit abgeschlossener OBAS/abgeschlossenem Referendariat habe ich in aller Regel Fachkenntnisse auf Universitätsniveau nachgewiesen in zwei Fächern und ihren Didaktiken sowie Erziehungswissenschaften, Bildungswissenschaften... Die Fähigkeiten eines Lehrers sind nicht auf Tiefe sondern auf Breite angelegt. Ob jemand, der nach 8 Jahren ein Fachstudium mit Promotion abschliesst, oder jemand, der nach 8 Jahren ein Lehramtsstudium mit Referendariat abschliesst, mehr gelernt/geleistet hat??? Du müsste so'n Gehirnchirurge mal die beiden Gehirne wiegen :D

  • parallelrechner:


    Natürlich entspricht deine Bemerkung b) den Tatsachen: Aber die Öffentlichkeit "sieht" es nicht (oder will es nicht sehen).


    Und deshalb hat Silicium vollkommen recht: Der Lehrer wird nicht als vollwertiger Akademiker wahrgenommen, da er sich nicht wie andere Akademiker verhält (der Begriff "Augenhöhe" ist dabei sehr treffend: Kaum ein anderer Akademiker verhält sich so) und da er auch nicht über die üblichen beruflichen Statussysmbole der Akademiker verfügt: Man muss hier gar nicht die Sekretärin oder den Dienstwagen bemühen, es reicht schon, dass Lehrkräfte i.d.R. nicht einmal einen eigenen Arbeitsplatz an der Schule zur Verfügung gestellt bekommen: Das ist de facto "Hilfsarbeiterniveau", sogar jeder Angestellte mit abgeschlossener Berufsausbildung wird hier besser behandelt. Und unsere Schüler sind heutzutage nicht mehr so naiv, als dass sie das nicht wüssten.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Mikael: sicher, einverstanden. Wir Lehrer können das aus eigener Kraft wohl kaum ändern. Die Quarks & Co -Sendung (Whlg.) vom letzten Dienstag im WDR (Der Lehrer - das unbekannte Wesen) bringt die Dinge so ziemlich auf den Punkt. Hoffe, Ihr habt die Sendung alle sehen können!

  • Lehrer laufen ja schließlich nicht im weißen Kittel herum, haben keine eigene Sekretärin, fahren keinen teuren Firmenwagen, stellen sich nicht mit Dr. XY vor, sind immer auf Augenhöhe mit all ihren Gesprächspartnern, verwenden keine Fachbegriffe in Elterngesprächen, haben keine eigenen Parkplätze, keine eigene Anrede (wer sagt noch Herr Studienrat?) mehr und so weiter und so fort.

    Ich bemüh mich, aber das klappt nicht immer.

    Der Normalbürger nimmt den Lehrer als unterwürfigen ("sich bloss gut stellen mit den Eltern, der Ruf der Schule blabla") Dienstleister wahr, dem man ordentlich die Meinung geigen kann und der einem zu diesten sein sollte. Lehrer sind halt Menschen die "was mit Kindern machen", also nimmt man sie in der selben Wahrnehmungsrubrik war wie Babysitter, Kindergärtner, Erzieher, Sporttrainer und nicht wie Spezialisten (Ärzte, Ingenieure, Rechtsanwälte usw).

    Kann ich so überhaupt nicht bestätigen.

    Ist doch auch klar! Wenn Eltern mit einem ein Gespräch führen, dann geht es um deren Kinder, deren Erziehung, also um exakt dieselben Gespräche die Mütter auch mit anderen Müttern auf derselben Ebene und demselben Niveau führen und nicht um fachwissenschaftliche Fragen, wie z.B. ein Medikament wirkt, wie die Operation vor sich geht oder wie eine komplizierte Finanzierung eines Projekts abläuft.
    Gespräche, die die Eltern mit "richtigen" Akademikern führen haben eine ganz andere Qualität. Wenn sie zum Beispiel beim Rechtsanwalt landen.

    Wie viele Elterngespräche hast du schon geführt??
    Ich habe auch sehr viele lockere Gespräche geführt, aber natürlich geht es auch um Fragen, die nicht mit den Müttern geführt werden, in denen ich als Experte für meine Fächer, für Abläufe an Schule, teilweise auch für Erziehung etc pp

    Warum ist das so? Das liegt daran, dass der Lehrerberuf zu den Dingen gehört, von denen jeder der Meinung ist Ahnung zu haben. Es ist kein Spezialwissenberuf, bei dem der Außenstehende sofort sagt: Okay, klar, davon verstehe ich nichts. Sie sind der Experte. Wow, was der alles weiß, was ich selber nicht weiß, na klar hat der studiert, Hut ab!

    Och nee, wie oft denn noch?
    Ja, die gibt es auch. Aus meiner Erfahrung der letzten bald sechs Jahre ist es die Minderheit. Zumindest wenn man nicht mehr primär mit Studenten kommuniziert, sondern wirklich im Beruf angekommen ist.

    Was sagt denn der Lehrer zu den Eltern? "Es wäre gut, wenn ihr Sohn die Vokabeln besser lernen würde. Könnten Sie da ein Auge darauf haben?" -> verständlich für die Eltern, nahezu trivial

    Ein vernünftiger Lehrer sagt deutlich mehr, gibt konkrete Tipps, kann diese mit Erkenntnissen der Lernpsychologie begründen und erklären etc pp
    Again: Wie viele Elterngespräche hast du eigentlich schon geführt??



    -> Bei Lehrern deutet sich eigentlich in fast keiner Situation vergleichbarer fachlicher Hintergrund an. Alles bleibt auf Alltagsniveau in Alltagsbegriffen und Alltagsthemen ("Wir Lehrer sind Experten und wissen, man muss auch mal die Lernmethode wechseln und den Stoff anschaulich aufbereiten." -> Ach was!
    Naja und wenn man dann sogar noch an der Grundschule ist, wo man Dinge vermittelt (Lesen & Schreiben, was frisst der Hase) die ein erwachsener Mensch eh beherrscht, dann führt das sicher nicht dazu, dass die Eltern denken "Wow, die hat sicher studiert". (Ist mir klar, dass da mehr Wissen zu nötig ist als nur Lesen und Schreiben zu können, aber wer weiß das sonst schon und vor allem, welchen Eltern ist das immer im Bewusstsein?)

    Zitat von »rauscheengelsche«




    Besonders schön finde ich aber auch der Hinweis von Bachelor-Absolventen, dass Lehrer keine Akademiker sind, weil sie ja keinen BA vorm Namen stehen haben.

    Ein Großteil der Bachelor ist überzeugt, dass sie durch ihren Bachelorabschluss (6 Semester) einem fertigen Lehrer bereits überlegen sind fachlich. Wenn sie dann den Master draufsatteln, würde die Schere dann erst recht ganz extrem aufgehen.
    Ich glaube Lehrer sind wirklich die einzigen Akademiker, auf die selbst Bachelor herunterschauen.

    Ja, und jetzt können wir uns weiter furchtbar leid tun.
    Oder sich einfach bewusst machen, dass diese Vorurteile vom geringeren Teil der Menschen kommen - ähnlich wie die sogenannten 'furchtbaren Eltern' oder Kindern. Der Großteil ist vollkommen in Ordnung.


    Ich bin diesen Klischees bis dato extrem selten begegnet, teilweise ganz im Gegenteil.
    (Hat vielleicht auch was mit der inneren Haltung zu tun?)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Wer bitte ist diese Öffentlichkeit?
    Wieso kenne ich anscheinend eine andere als du, wenn es doch nur 'die Öffentlichkeit' gibt.


    Again: Das kann ich so nicht bestätigen. Mich hat noch nie jemand gefragt, ob ich studiert habe... Wo trifft man solche Menschen?

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • b) Als Lehrer mit abgeschlossener OBAS/abgeschlossenem Referendariat habe ich in aller Regel Fachkenntnisse auf Universitätsniveau nachgewiesen in zwei Fächern und ihren Didaktiken sowie Erziehungswissenschaften, Bildungswissenschaften... Die Fähigkeiten eines Lehrers sind nicht auf Tiefe sondern auf Breite angelegt. Ob jemand, der nach 8 Jahren ein Fachstudium mit Promotion abschliesst, oder jemand, der nach 8 Jahren ein Lehramtsstudium mit Referendariat abschliesst, mehr gelernt/geleistet hat??? Du müsste so'n Gehirnchirurge mal die beiden Gehirne wiegen :D

    Hallo Parallelrechner,


    mir brauchst Du das nicht zu sagen. Ich denke wir Lehrer wissen alle, was wir können und was wir im Studium geleistet haben. Das Problem ist nicht die Selbstwahrnehmung, sondern die der anderen und das hängt an den Rahmenbedingungen und der Tätigkeit.
    Bildlich gesprochen kannst Du als Astronaut zum Mond geflogen sein oder als Albert Einstein große Erkenntnisse errungen haben, wenn Du dann bei jemandem den Hof fegst oder besser deren Kinder erziehst, dann bist in deren Augen nun einmal Putzkraft oder Kindermädchen, weil kein Mensch darüber nachdenkt, was die Person früher mal so alles getan haben könnte, und sei es eben studiert.
    Die Tätigkeit des Berufs an sich und die Rahmenbedingungen unter denen der Beruf ausgeübt wird entscheiden über die Wahrnehmung dessen.
    So denke ich zumindest, dass es ist.



    Ein Lehrer ist dienstlich verpflichtet, sich mit allen möglichen (und unmöglichen) Interessengruppen "ins Benehmen" zu setzen, d.h. kooperativ zu handeln, auch wenn die Gegenseite sich absolut unkooperativ zeigt. Das betrifft natürlich vorwiegend Schüler und deren Eltern. Jede andere Berufsgruppe hat immerhin die Freiheit mit solchen Leuten entweder gar keinen beruflichen Kontakt zu pflegen oder sie notfalls per Hausrecht aus dem Gebäude werfen zu lassen. Nur der Lehrer "muss" mit diesen klarkommen. Welche Auswirkungen das auf den "Respekt" hat, dürfte klar sein... Gilt auch für den öffentlichen Dienst: Kein Richter, kein Finanzamtsbeamter, kein Straßenpolizist würde sich das bieten lassen, was bei Lehrern prinzipiell möglich, d.h. gesetzlich zulässig(!), ist.

    Halte ich für einen ganz ganz wichtigen Kernpunkt und deckt sich mit allen Beobachtungen, die ich bislang vom Lehrerberuf gesammelt habe. Noch nie habe ich so machtlose, ausgelieferte Menschen gesehen wie in meinem Praxissemester, wenn ein totaler Problemschüler den Unterricht komplett boykottiert und dessen Eltern von Problemverhalten nichts wissen wollen und noch Druck ausüben.
    Hilflos war die Lehrerin in der Klasse, unbefugt sich dem Terror zu entziehen, machtlos ein auf Ansprache nicht reagierendes Kind zur Ruhe zu bringen.
    Und dann die Eltern, die sogar noch den Schulleiter (so sagte man mir, das weiß ich nur aus Erzählungen) zur Schnecke gemacht haben.
    Der Lehrer ist ein Spielball.
    Ein Schüler an der Hauptschule bespuckt die Lehrerin? Lehrerin muss im Raum bleiben, Aufsichtspflicht. Schüler rausschmeissen? Pah, der geht nicht, der schlägt lieber zu wenn sie ihn rausbringen will. Pflicht sich Demütigung auszusetzen. Lehrerberuf.
    Zum Glück lande ich am Gymnasium, da ist die Schülerschaft noch besser. Das ist alles, auf das man hoffen kann. Dass man Glück hat, dass Schüler nicht die Machtlosigkeit ausnutzen.


    Selbst im Handel, wo gilt der Kunde ist König, würde man einfach auf so einen Kunden und dessen Geld verzichten, auch eine eventuelle Rufschädigung in Kauf nehmen, aber den Kunden einfach nicht mehr bedienen. Hausverbot erteilen. Nur der Lehrer muss, wie ein vom Peiniger angekettetes Opfer, alles über sich ergehen lassen und hat keine Möglichkeit sich dem zu entziehen. (Ausser Doc Holiday, aber mir wurde ja gesagt das sei einfach keine legitime Methode, auch nicht für Menschen denen jedes Recht genommen wurde sich seine Kunden auszusuchen).


    Okay, ist vielleicht ein bisschen drastisch dargestellt, aber ich bin mir sicher, dass an manchen Hauptschulen in Problembezirken Lehrer sich tatsächlich wie angekettete Demütigungsopfer vorkommen. Es liegt einfach an der Schülerschaft, denn das System lässt so etwas nämlich in der Tat zu. Selbst gesehen, an einem Gymnasium!


    In keinem anderen Bereich haben die Gewerkschaften wohl sowenig Interesse an den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung der Beschäftigtem wie im schulischen Bereich. Stattdessen ideologische Grabenkämpfe ("Welche Schulform ist die beste?") statt gemeinsamen Handeln, und vozugsweise immer die Interessen des Schülers im Blick, nicht die der Lehrkräfte. Liest man sich die entsprechenden Flyer durch, wird meistens aus "Schülersicht" argumentiert, selten aus "Lehrersicht". Es sind also keine "Gewerkschaften", sondern ideologiegeleitete Interessenverbände. Leider aber nicht mit dem Schwerpunkt "Interessen der Lehrkräfte".

    Du wirst lachen, aber als ich im Seminar zum ersten mal von den Lehrergewerkschaften hörte und wir Texte dazu lasen war ich kurz davor mich zu melden und zu fragen: "Okay, das ist also die Schülergewerkschaft die sich dafür einsetzt, dass die Schüler einen bestmöglichen Unterricht haben. Haben die Lehrer denn auch eine Gewerkschaft, die sich für gute Arbeitsbedingungen einsetzt?" bis mir klar wurde, dass dies anscheinend tatsächlich die Lehrergewerkschaften sein sollten!

  • Zitat

    Ja, und jetzt können wir uns weiter furchtbar leid tun.
    Oder sich einfach bewusst machen, dass diese Vorurteile vom geringeren Teil der Menschen kommen - ähnlich wie die sogenannten 'furchtbaren Eltern' oder Kindern. Der Großteil ist vollkommen in Ordnung.


    Ich bin diesen Klischees bis dato extrem selten begegnet, teilweise ganz im Gegenteil.
    (Hat vielleicht auch was mit der inneren Haltung zu tun?)


    Nein, das hat auch etwas mit der Selbstzentriertheit (vulgo "Narzismus") in der heutigen Zeit zu tun. Heute ist jeder B.A. in "irgendwas mit Medien" davon überzeugt, dass er der "bessere" Akademiker ist. Das war früher definitiv nicht so.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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