Inklusionstagebuch

  • Hallo ihr Lieben,
    den Rat meines Arztes habe ich nicht befolgt und habe heute wieder ( im Urlaub recht gut erholt) wieder angetreten. Da ich montags an beiden Standorten tätig bin, fuhr ich heute schon früher los, um meine Einkäufe, die ich fürs Schülercafé in Italien eingekauft habe, zur Stammschule zu bringen.Das mache ich schon seit Jahren so, weil ich dort die Getränke ohne Pfand bekomme , einges sehr viel billiger ist und sich unsere italienischen Schüler dann sehr freuen. Drei nette Schüler schleppten die Ware auf meine Anweisung vor die Lehrküche. Dort stehen sie immer noch, weil noch keine Zeit hatte sie einzuräumen. Ich hoffe, dass sich die Kids nicht schon gratis an den Getränken bedienen. Da ich nach meinem wie immer tollen Matheunterricht in der Stammschule sofort zur GU Schule fahren musste, gab es nur noch die Alternative nach dem GU Unterricht um 15.30Uhr noch mal zur Stammschule zu fahren. um die Arbeiten zu erledigen. Da ich dienstags nur in der GU Schule bin, werde ich wohl morgen wieder früher zur Stammschule fahren und die Sachen wegräumen. Wie ihr also seht, ist es kaum möglich, seine Arbeit vernünftig zu erledigen, wenn man zwischen den Standorten wechseln muss.


    Diese mal völlig unvorbereitet zur GU Schule gefahren, da keine Mail erhalten mit irgendwelchen Infos. Heute durfte ich meine 2 Förderkinder in den Förderraum mitnehmen. Leider hatte ich mal wieder nicht die notwendigen Materialien zur Hand und musste, allerdings teils erfolgreich, improvisieren. Meine heutige Feststellung;
    Das GE Kind macht überhaupt nichts, wenn nicht ein Erwachsener neben ihm sitzt. Zudem sind die Förderbemühungen im Bereich Kulturtechniken ( was anderes geht hier nicht) vollkommen sinnlos. Es wirkte sehr unlustig und demotiviert ( die Mathe und Deutschförderung finden von 13.10Uhr bis 15.10Uhr statt, da sind nicht nur die Kinder müde) In meinen Augen wird es höchste Zeit, dass dieses Kind endlich Erfolgserlebnisse hat und eine ihm angepasste Förderung erhält ( Leider werden die Eltern erst einmal an der Schulbesichtigung der GE Schule nicht teilnehmen, weil der Vater schwer erkrankt ist). Es ziehst sich also alles noch mehr in die Länge. Allerdings wird die Regelschulkollegin den Termin wahrnehmen und sich die Schule GE mal anschauen, damit sie weiß wovon ich immer rede.


    Mit dem LE KInd das schriftliche Teilen eingeführt. Ich habe den Eindruck, dass der doch recht komplexe Rechenvorgang von ihm verstanden wurde. Was jetzt dringend notwendig wäre, ist Übung. Habe die Klassenlehrerin gebeten mit der Mathekollegin zu sprechen ( habe sie heute nicht gesehen), damit es in den Mathestunden in denen ich nicht da bin, die Gelegenheit bekommt den Stoff zu üben und zu festigen. Werde für morgen Arbeitsmaterial zum Thema mitbringen. Ich hoffe, dass die anderen Themen nicht wichtiger sind. Von dem LE Kind habe ich erfahren, dass es eine Mathearbeit ( stoffreduziert) geschrieben hat. Eigentlich dachte ich, dass es meine Aufgabe wäre, weil ich ja schließlich auch das Zeugnis schreiben muss. Also auch heute das übliche unstrukturierte Chaos. ?(

  • Heute wie geplant früher zur Stammschule gefahren, um meine Einkäufe wenigstens in die Lehrküche zu stellen. Leider habe ich nicht alle Vorhaben geschafft, weil ich mich dann auch schon auf den Weg machen musste, um zum gemeinsamen Unterricht zu fahren. So langsam kristallisiert sich heraus, dass ich die Förderkinder doch in den Förderraum mitnehmen darf. Habe mit dem GE Kind und dem LE Kind Förderversuche in Mathe und Deutsch unternommen. Das GE Kind rechnete widerwillig im ZR bis 20, mit der Aussicht auf einen schönen Sticker nach guter Arbeit, besserte sich die Motivationslage. Aber auch heute meine Feststellung: Die jahrelangen Versuche dieses Kind im mathematischen Bereich zu fördern sind völlig sinnlos. Die Rahmenbedingungen für wirkliche Förderung dieses Kindes sind überhaupt nicht vorhanden. Dieses Kind fordert ständig individuelle Betreuung ein. Auch wenn ich mich wiederhole: ES MUSS LERNEN SICH INNERHALB EINER GRUPPE AUF AUGENHÖHE MIT GLEICHALTRIGEN AUSEINANDER ZU SETZEN. DAS PASSIERT HIER IN KEINSTER WEISE: DAS KIND BRAUCHT ERFOLGSERLEBNISSE!!!


    Mit dem LE Kind die begonnene schriftliche Division fortgesetzt. Dieses Kind zeigt keinerlei Anstrengungsbereitschaft und hat eine ausgesprochen kurze Konzentrationsspanne. Auch hier haben die Sticker zu einer besseren Arbeitshaltung geführt. Mit Unterstützung und visuellen Rechenhilfen, konnte es, aber nur, wenn ich daneben saß, die Aufgaben lösen. Beobachtung heute: Sehr geringe Merkfähigkeit bei mathematischen Aufgabenstellungen. Folgerung: Systematische und intensive Übung würde wahrscheinlich zu einer Automatisierung der Rechenoperation führen. Ich hoffe, dass es am nächsten Montag noch weiß, was es heute gelernt hat. Habe ihm Übungsaufgaben gegeben, in der Hoffnung, dass es Gelegenheit bekommt sie im übrigen Unterricht in meiner Abwesenheit lösen zu dürfen. Sonst fange ich nächst Woche wieder von vorne an.


    In der Deutschstunde habe ich versucht mit dem GE Kind etwas Lebensrelevantes zu tun: ES hat eine Uhrenwerkstatt begonnen mit verschiedenen Leseübungen und vor allen Dingen mit Aufgaben zum Lesen nicht digitaler Uhrzeiten. Ganze Stunden kann es lesen. Natürlich habe ich die dafür erforderliche Übungsuhr selbst mitgebracht. Mit dem LE Kind habe ich die im Regelunterricht begonnene Herbstwerkstatt korrigiert und dabei festgestellt, dass wie immer die Großschreibung von Nomen ein riesiges Problem darstellt.


    Danach zur Stammschule gefahren: Konferenz auch mit den anderen Sonderpädagogen Lehrern der inkludierenden Grundschule. Nun kam endlich die Zukunft unserer Schule zur Sprache. Wenn wir es nicht schaffen bis 2014 unsere Schülerzahl auf 144 zu erhöhen, werden wir unsere Schule schließen müssen. Es wurde über Alternativen gesprochen. Dazu wird eine ganztägige Konferenz bald stattfinden. Aus den Kommentaren des Schulleitung war herauszuhören, dass die Option uns als eine Art "Beratungszentrum" zu erhalten favorisiert wird. Das würde bedeuten: Wir alle gehen auf Reisen und versuchen die Regelschulkollegen auf ihre neue Aufgaben vorzubereiten, punktuell fördern, usw. Eigentlich ein völlig neues Berufsbild, das ich nicht gelernt habe und auf das ich überhaupt nicht vorbereitet wurde. Nun wird bei mir der Gedanke nach alternativen Berufsmöglichkeiten wieder wach. Das will ich auf keinen Fall. Lieber wäre mir, als Sonderpädagogin an einer Regelschule zu arbeiten. Den Zahn, dass es dann vielleicht besser läuft, haben mir die Sonderpädagoginnen, die fest im Grundschulkapitel arbeiten mit ihren Berichten dann auch gezogen.


    Dann noch die letzten Einkäufe fürs Schülercafé erledigen und schon war es 20 Uhr bis ich richtig zu Hause war. Nun noch der übliche Schreibtischkram.


    Morgen wieder Highlight der Woche: Schülercafé: Schüler motivieren, fördern, sie zum eigenständigen Arbeiten anleiten, mit ihnen gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Hier bin ich in meinem Element.

  • Liebe Rotherstein,


    gib nicht auf, sondern komm zu uns nach S-H! Noch haben wir bei uns Integrationsklassen. In denen arbeitet dann eine Sonderpädagogin als gleichberechtigtes Teammitglied in allen Klassenbelangen mit. Auch auf Elternabenden treten Klassenlehrerin und Sonderpädagogin als Team auf, und den meisten Eltern ist der Unterschied gar nicht klar.Wird auch nicht extra thematisiert, die Regelschul-Eltern wissen meistens nur, dass die Klasse in vielen (zu wenigen :cursing: ) Stunden zwei Lehrerinnen hat, weil es Kinder mit Lernschwierigkeiten in der Klasse gibt. Von dieser Doppelbesetzung profitieren aber alle Kinder. Getrennter Unterricht findet bei uns so gut wie nicht statt. Warum auch, der Stoff wurde vorher gemeinsam geplant, die Fö-Kollegin hat die entsprechenden Differenzierungen vorbereitet.


    Allerdings muss die Fö-Kollegin meisten in mind. 2 Klassen Teampartnerin sein, weil es sonst nicht genug Stunden für eine volle Stelle ergibt.


    Ja, traumhaft nicht wahr? Aber leider soll auch bei uns die Inklusion kommen. D h., dass dann nicht in einer I-Klasse (höchstens 22 Kinder insgesamt) 5 bis 6 Kinder mit Förderbedarf sitzen, damit genug (nein, es sind nicht genug) Förderstunden zusammenkommen, sondern sie werden auf alle Klassen aufgeteilt. Da werden dann in jeder Klasse (die Größenbeschränkung fällt dann natürlich weg) 1 bis 2 Kinder sitzen. Die Fö-Kollegin schneit dann ab und zu hinein und statt Hilfe im täglichen Geschäft bekommen wir Regelschullehrerinnen Ratschläge.


    Also Rotherstein, du musst dich beeilen, wenn du wenigstens teilweise funktionierende Integration sehen willst.


    Und auch von mir ein dickes Dankeschön :love: für deine erhellenden Beiträge. Bleib bitte gesund!


    Alles Gute für dich
    Angestellte


    P. S. Wie in einem anderen Beitrag versprochen, habe ich diesmal durchgängig die weibliche Form verwendet.

  • Hallo Angestellte,
    danke für die Berichte aus deinem Alltag. Sie bestätigen mir, dass Inklusion unter entsprechenden Bedingungen für einige Kinder machbar und sinnvoll sind. Gerne würde ich als feste Teampartnerin in einer Regelschulklasse mitarbeiten. Wenn man dann auf eine offende und ein Team wünschende Kollegin oder einen Kollegen trifft, kann das sicher gut gelingen und alle Kinder könnte davon profitieren. Aus deinem Kommentar schließe ich, dass sich die Bedingungen bald sehr verschlechtern werden. Meine Prognose geht dahin, dass ich der Überzeugung bin, dass es die Förderschwerpunkte Lernen, Sprache und emotional soziale Entwicklung bald nicht mehr geben wird, von daher auch keinen anderen Personalschlüssel und auch nicht mehr Geld für die Förderkinder, das die Schulträger noch für Förderkinder berappen müssen. Alle Kinder haben Förderbedarf. Ich gehöre zu einer aussterbenden Spezies. :X:

  • Heute wieder mal vor meinem eigentlichen Unterricht in der HS zur Stammschule gefahren, um noch Dinge zu klären, die keine Aufschub duldeten.
    Auf die Situation in der HS konnte ich mich diesmal im Vorfeld einstellen. Freitags muss ich , solange die Förderdiagnostik läuft ( die läuft aber auch nicht, weil Kollegin auch krank), meine Förderkinder aus beiden Klassen versorgen. Im Vorfeld konnte ich diesmal klären, dass ich einen Förderraum bekomme. Zudem wusste ich, dass meine Kollegin ( die mit der geplatzten Hutschnur) heute krank war. Also habe ich folgerichtig geschlossen, dass ich nun für alle 7 Förderkinder aus 3 Klassen zuständig war.


    Mein vorausschauender Blick auf unseren Vertretungsplan in der Stammschule, sowie die "Absprachen mit Hindernissen und geplatzten Hutschnüren" haben die Regelschulkollegen sehr gefreut als sie mir unmittelbar vor dem Unterricht mitteilten, dass ich alle Förderkinder mitnehmen müsse und ich nicht überrascht war. So viel zum Thema Absprachen. Eine kleine Mail hätte mich in diesem Zusammenhang gefreut, obwohl ich ja auch nicht weiß, wann die Kollegen von den Krankmeldungen erfahren haben.


    DIE ORGANISATION VON FÖRDERUNG AN VERSCHIEDENEN SCHULEN UND STANDORTEN IST KAUM ZU HÄNDELN:


    Dazu muss ich sagen, dass ich weder die Kinder kenne, noch weiß, waran sie momentan arbeiten. Ich wusste nur: 2 LE Kinder und ein sehr verhaltensauffälliger Junge. Also habe ich mir so gut es ging auf diese 120 Minuten vorbereitet:
    -Für die GE KInder einen Schreibschriftlehrgang ( Das war der große Wunsch meiner GE Kinder)
    -Als Belohnung für gute Arbeit bzw. für Zeiten eines möglichen Leerlaufs: Helloweenmandalas
    -Für mein LE Förderkind ( Die Fällekartei, steht fertig vorbereitet im Förderraum. Leider kann ich die tollen handlungsorientierten Lehrmaterialien nicht verwenden, in Ermangelung einer Befestigungsmöglichkeit)
    -Den anderen beiden LE Förderkindern habe ich sie, so gut es in der Kürze der Zeit und leider nur mit Tafelbild, auch erklärt.
    - In den Mathestunden arbeiteten die Kinder an meinen bzw. aus der Parallelklasse mitgebrachten Materialien "gearbeitet".
    - Mit meinem LE Kind weiter an der schriftlichen Division versucht zu arbeiten. Viel dabei rumgekommen ist nicht.


    Na ja, die 2 Stunden habe ich ganz gut hinbekommen, aber von Förderung kann hier wirklich nicht die Rede sein. Mit einem äußerst unbefriedigenden Gefühl begab ich mich nach der 1/2 stündigen Dienstbesprechung auf den Heimweg. Immerhin konnte ich den Kollegen mitteilen, dass sich das AO-SF geändert hat. Einer der Regelschulkolleginnen hat sich ( alleine, da Vater des GE Kindes sehr krank und Mutter kommt nicht alleine) die zuständige Schule für geistige Entwicklung angeschaut und war erwartungsgemäß von den Möglichkeiten und Förderbedingungen "erschlagen". Nun weiß sie, wovon ich immer rede. Das ist doch schon mal was.


    Gerade ( 20 Uhr) habe ich noch jede Menge Mails an meine Kollegen in der Stammschule geschickt, um meinen Unterricht in der kommenden Woche usw. zu organisieren. Ich sehe ja kaum noch jemanden, weil ich durch diese ständige Pendelei nicht mehr täglich da bin und die meisten Kolegen pandeln auch. Es ist zum Verrückwerden :cursing:

  • Am wieder unterwegs in 2 Schulen. Gut bepackt ( 1 Korb für die Stammschule und meinen Inklusionstrolley für die GU Schule arbeitete ich wenig erfolgreich in der Stammschule ( Mathegruppen wurden aufgelöst, weil eine Differenzierungskollegin verhindert war) also war Klassenunterricht mir 3 verschiedenen Leistungsgruppen angesagt. Da die Absprachen in der Stammschule recht gut funktionieren, wusste ich in etwas woran die Kids gerade arbeiten. Eigentlich wollte ich mit meiner Mathegruppe einen Test schreiben, weil sie für die nächsten 4 Wochen im Betriebspraktikum ist. Leider wurde aus verschiedenen Gründen nichts daraus. Nun muss der Test bis Dezember warten.


    Ohne eigentliche Pause zur HS nahm ich meine 2 Förderkinder ( GE und LE) in den Förderraum. Zwischendurch auf dem Flur bekam ich die INFO, dass am Freitag ein Elterngespräch ( Förderschwerpunktwechsel für das eigentliche GE Kind, was aber als LE getestet wurde ) In vorherigen gemeinsamen Konferenz mit den d GU Lehrern der Grundschule an der die Kinder vorher waren, konnte vorher Rücksprache mit der zuständigen Sonderschullehrerin nehmen. Diese bestätigte mir die Grenzwertigkeit des Förderschwerpunktes (Meine Gedanken: Warum ist der Wechsel nicht hier schon erfolgt?)


    Das Ge Kind = Uhrenwerkstatt. Es sollte ein Uhrendomino erstellen. Leider kein Tonkarton im Förderraum. In der Klasse fand ich dann einen Bogen und schnitt es in aller Eile, damit ich den übrigen Unterricht nicht störte in eine A4 Format, weil das Kind mit diesem riesigen Bogen nichts hätte anfangen können. Bei der Arbeit stellte ich dann fest, dass es kaum in der Lage war, die quadratischen Kärtchen auszuschneiden. (Werde mir nächste Woche eine Schere mit 4 Grifflöchern von meinem Mann leihen, damit ich seine Hand führen kann.) Arbeitsauftrag war: Klebe die 2 Blätter auf den Karton und schneie dann aus.
    Auch beim Kleben gab es Probleme, weil die Kärtchen nach dem Ausschneiden nicht mehr auf dem Blatt haften. Zudem hat es die Karten an den falschen Linien ausgeschnitten, so dass Domino nicht mehr möglich war. Also spielten wir Mamory (Wort - Bildzuordnung).


    Nach kurzer festgestellt, dass es nicht in der Lage war, sich zu merken an welcher Stelle die 12 Wort und Bildkärtchen lagen. Wir haben also die Karten alle herumgedreht, das Kind durfte sich die Lage anschauen, dann wieder umdrehen und erneut versuchen. Da es auch dazu nicht in der Lage war, haben wir es dann offen gespielt. Hier wurden die Wahrnehmungsprobleme recht offensichtlich.


    In der Mathestunde durfte das GE Kind ( es drängelte schon regelrecht) eine Tabelle mit Zahlenraumerweiterung bis 100 ausfüllen. Zum Glück hatte ich ja schon vorgesorgt und die Kopiervorlagen waren schon bereit.


    Mit dem LE Kind habe ich intensivst und eigentlich ständig daneben sitzend das schriftliche Teilen geübt. Was sehr positiv war: Es hat zum ersten Mal 2 Aufgaben zu Hause gerechnet. Hier habe ich wieder gesehen wie schwierig es ist, sich die verschiedenen Rechenschritte zu merken. Es hatte stets eine Visualisierung zu Hand, es musste immer die Schritte laut benennen. Es markiert immer das Ergebnisfeld mit Textmarker und trotzdem musste ich immer bei der Lösung helfen. Nicht das Malnehmen und teilen waren das Problem, sondern die Reihenfolge der Rechenschritte ( Wo kommt das Ergebnis hin, wohin schreibe ich das Ergebnis der Malaufgabe, was muss ich jetzt wovon abziehen usw.) Meine Vorgabe, sich den gerade ausgeführten Rechenschritt auf einem Schmierblatt zu notieren, hat es immer vergessen. Nun hatte ich die Idee, ihm mit den Rechenschritten beschrifteten Plättchen zu geben, das es nach jedem Rechenschritt einfach vom Stapel nahm. Aber: Ich hatte natürlich nicht das notwendige Material zu Hand. Doch zum Glück fand sich eine Lösung. Aus unserer Stammschule hatte ich ein Holzpuzzle mit Mengen-Zahlen Zurordnungsübungen geplündert. Ich habe diese einfach umgedreht, aus meinem mobilen Inklusionsbüro einen Edding herausgefischt und die 4 PLättchen entsprechend beschriftet. Nun klappte die Rechenhilfe besser. Wünschenswert wäre nur, wenn das Kind in den übrigen Mathestunden daran und damit arbeiten dürfte. Das sieht die Mathelehrerin aber etwas anders.


    In der Deutschstunde haben wir zusammen die Mappe korrigiert (Satzbildung) . Ich konnte einen Teil meiner Fällewerkstatt wieder an die Wand pappen in der Hoffung, dass sie hält. Diese Aufgabe hat es gut bewältigen können, bildete kurze, grammatikalisch richtige Sätze und schrieb es mit wenigen Rechtschreibfehlern in einer ordentlichen Druckschrift auf.


    Ein richtiges LE Kind eben, dass man mir viel, viel systematischer Übung, ständigen Wiederholungen erfolgreich fördern könnte. Muss noch unbedingt Wortschatztraining mit ihm machen. Bei dem Mamoryspiel, an dem es auch mitspielen durfte, stellte ich fest, dass die Begriffe ( z. B. Sanduhr, Turmuhr, Armbanduhr usw. ) überhaupt nicht bekannt waren.

  • Heute nur HS und Dienstbesprechung an der Stammschule – Also doch wieder 2 Einsatzorte.
    Die Mitnahme der Förderkinder in den Förderraum wird langsam akzeptiert, aber nur von der Deutschlehrerin. Da ich mit dem LE Kind unbedingt an der schriftlichen Division weiter arbeiten wollte, zog ich es vor es auch zusammen mit dem LE Kind mitzunehmen. Die Kinder warten schon auf mit und wollen unbedingt mit in den Förderraum. ( Thema der Mathestunde in der Klasse : Anwendung schriftliche Rechenverfahren in Textaufgaben – für beide Förderkinder wenig sinnbringend ).


    GE Kind Mathestunde: Rechenbuch 1. Schuljahr Förderschule. Trage die fehlenden Zahlen ein. Hier gab es kleine Kästchen, die mit fehlenden Zahlenfolgen zu beschriften waren. Aufgabe:
    Zeichen in dein Heft die Kästchen (in je 2 Rechnheftkästchen sollten die Zahlen geschrieben werden. Es war nicht in der Lage mit dem Lineal, die im Buch aufgemalten Kästchen ins Heft zu übertragen. Habe ihm dann dabei geholfen, ihm den Umgang mit einem Lineal erklärt. Den Bleistift konnte es auch nicht alleine vernünftig anspitzen (10 Jahre alt und 4 Jahr GU hinter sich) Die Zahlenreihen konnte es dann richtig ergänzen ( 22, 23, 24 usw.) Hier wurden die Störungen der Feinmotorik offensichtlich.

    Deutschstunde: Einfachste Übungen zum sinnentnehmenden Lesen und Weiterarbeit an der Uhrenwerkstatt.
    LE Kind: Mathe:


    Schriftliche Division (wieder die Rechenschritte vergessen, also mit viel individueller Hilfe an den Aufgaben weiter gearbeitet. Es scheint jetzt automatisiert zu haben, an welche Stelle die Ergebnisse kommen. Die Idee mit den Rechenschrittplätzchen scheint zu funktionieren, obwohl ich immer daran erinnern musste sie auch zu verwenden.
    LE Kind Deutsch:
    Weiterarbeit an begonnenen Satzbau- Schreib- und Leseübungen.


    KLEINER ZWISCHENFALL: DAS IN EINEM FRÜHEREN BEITRAG ERWÄHNTE REGAL HAT SICH SEITLICH SELBSTSTÄNDIG GEMACHT UND DROHTE DEN DANEBEN STEHENDEN FERNSEHER VOM WAGEN ZU SCHIEBEN UND RICHTUNG FENSTER ZU BEWEGEN. IM LETZEN MOMENT KONNTE ICH ES GEGEN EINEN MAUERVORSPRUNG DRÜCKEN. DIE KIDS HABE ICH LOSGESCHICKT, UM HILFE ZU HOLEN.
    Gemeinsam mit dem Klassenlehrer haben wir es dann wieder gerade gerückt, 2 aufeinander stehende Tische dagegen gestellt, so dass es nicht mehr wie eine Raute zur Seite ausweichen konnte. Der Hausmeister bohrte dann während meiner Förderstunde ein Loch in den Mauervorsprung und schraubte es an der Wand fest.
    Dass meiner Fördermaterialien dann voller Bohrdreck waren, sei hier nur nebenbei erwähnt. Meine Frage nach dem Sicherheitsbeauftragten blieb unbeantwortet.
    So viel zur den Rahmenbedingungen öffentlicher Schulen. Ich habe jetzt aber Briefablagen bekommen, in denen ich meine Kopien aufbewahren kann. Zum Glück konnten wir verhindern, dass die Unmengen dieser (es lagern noch unendlich viele anderer Materialien dort) Briefablagen zu Bruch gingen.

  • Wie schon mehrfach erwähnt, dass meine GE Inklusionskinder sehr defizitorientiert sind, hat sich heute in einer mich sehr erschütternden Art bestätigt. Heute stand das Elterngespräch mit der Mutter eines der GE Kinder
    ( auf Förderschwerpunkt L getestet, aber eigentlich GE) an.
    Es verlief sehr überraschend.


    Die Mutter berichtete, dass es ein solches Gespräch schon in der Grundschule gegeben habe und sie eigentlich wollte, dass ihr Kind in einer Förderschule gefördert wird, weil sie sah, wie ihr Kind litt und ihr Bruder auch dort erfolgreich gefördert worden sein und später sogar seinen Meister gemacht hätte.
    Es muss irgendwelche traumatisierenden Erlebnisse in der GS gemacht haben. Jedenfalls habe sich das Kind strickt geweigert eine Förderschule zu besuchen, es erbrach und wollte das absolut nicht. So nahm die Mutter Abstand, den Förderort zu wechseln. Es habe behauptet, dass dort nur die Doofen wären und sie das ja nicht sei.
    Auf der anderen Seite kam es schon in der GS zur Schulverweigerung. Das Kind hätte viele Fehltage gehabt, weil sie vor der Schule häufig erbrach und die Mutter das Kind immer schonen wollte. Gerne zur Schule sei sie nur gegangen, wenn sie Förderunterricht hatte. Den hatte sie dort aber viel öfter als bei mir mit 2 Wochenstunden/ Kind.


    Was mich in diesem Gespräch so erschüttert hat, dass das Kind ein solches Defizitbewusstsein hat. Es misst sich immer an den Klassenkammeraden und steckt sich Ziele, dass es nicht erreichen kann („ Ich will jetzt auch malnehmen und die Schreibschrift lernen“) Es ist sehr ehrgeizig und will sogar zur Klassenfahrt die Arbeitsmappen mitnehmen. Zu Hause würde es regelmäßig üben.


    Auf der anderen Seite ist mir klar, dass es die ehrgeizigen Ziele nie erreichen wird. Ich habe ihm auf sein Drängen einen Schreibschriftlehrgang mitgebracht. Vielleicht wird es klappen. Seine Schreibversuche in Druckschrift sind kaum zu entziffern. Habe den Regelschullehrer gebeten ihm ein Heft mit der Lineatur aus dem 1. Schuljahr zu organisieren. Es hat die ersten Aufgaben sehr gut erledigt.


    Aber im mathematischen Bereich und im logischen Denken, sowie der Transferfähigkeit von Gelerntem, werden die enormen Defizite sichtbar.


    Ich berichtete der Mutter vom Versuch, ein Uhrenmamory zu spielen, was jedoch aufgrund der Defizite im Bereich „visuelle Wahrnehmung und Speicherfähigkeit“, überhaupt nicht möglich war. Darauf hin berichtete mir die Mutter, das ihr 4-jähriger Bruder, sie beim gemeinsamen Spiel regelmäßig korrigiert, er immer gewinnt und das Kind nach kurzer Zeit mit Kopf-Bauch oder sonstigen Schmerzen den Raum verlässt.
    Der Regelschullehrer berichtet, dass dieses Kind schon regelrecht auf mich wartet. Wenn ich in der HS erscheine, stürmt es auf mich zu, nimmt mich in den Arm und fragt regelmäßig, ob ich es heute mit in den Förderraum nehme, was ich regelmäßig ablehnen muss, weil die Kollegen nicht möchten, dass ich die GE Kinder aus 2 Klassen zusammen fördere. Das werde ich noch einmal ansprechen. Dann wären sie wenigstens zu zweit.


    DIESES KIND BRAUCHT ERFOLGSERLEBNISSE!!!


    Wir haben mit der Mutter vereinbart, dass wir uns eine Förderschule erst einmal anschauen (Ich komme mit, weil es einen so guten Draht zu mir hat) und evtl. einen Probeunterricht durchführen werden.
    Meine Aufgabe wird es nun sein, ihm diesen Besuch nahe zu bringen ohne, dass es wieder in Panik gerät. Ein noch so guter Unterricht im Regelschulsystem ist diesem Kind nicht zuträglich, weil es immer merkt, die anderen können mehr. Um noch mehr psychische Auffälligkeiten zu verhindern, muss es merken, dass es eigentlich schon recht viel kann. Das geht aber nur auf Augenhöhe mir „Gleichgesinnten“. Es geht keinesfalls, dass man den schulischen Werdegang dem Kind überlässt.
    Auch in diesem Punkt haben sich meine Bedenken (Inklusion geistig behinderter im Regelschulsystem) bestätigt. Bei den Kindern mit LE sehe ich das andres. Um diese erfolgreich zu fördern, müsste sich im Regelschulsystem aber noch massiv was ändern. Bislang sind meine Förderbemühungen ein Tropfen auf den heißen Stein.

  • Geehrte rotherstein,
    über die Inklusionsrealität, wie Du sie beschreibst, bin ich mehr als erschüttert, aber nicht wirklich überrascht. Ich hab`s so kommen sehen.


    Das Ganze erinnert mich an die Effizienz der DDR-Planwirtschaft. Jahrzehntelang wurde dort der Bevölkerung ein hohes (sozialistisches) Ideal vorgegaukelt (heute gaukelt man der ahnungslosen Bevölkerung mit dem Begriff "Inklusion" auch ein Ideal vor), das in Wirklichkeit nur aus Unfreiheit, wirtschaftlicher Ineffizienz und Schönrederei (Propaganda) bestanden hat.


    Kurzum : Die Ineffizienz der real existierenden Inklusion wird von bildungspolitischer und administrativer Seite schöngeredet. Hauptsache, man hat ein Ideal, auch wenn die Umsetzung (vorhersehbar) so scheitern muss. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ja, der Donnerstag war Feiertag. Da fand ich die Zeit mein Inklusionstagebuch fort zuschreiben. Die Stunden, die ich hier beschreibe fanden am Dienstag statt. Beim Schreiben des Beitrages habe ich überlegt ob ich das Datum des Tages hier nennen soll, den ich hier beschreibe. Aber du hast recht, mein Beitrag fängt mit heute an. Habe schon am Dienstag angefangen mein Word- Dokument weiter zu schreiben. Ich klebe die Beiträge dann einfach ins Forumformular ein. Schön, dass die Kolleginnen und Kollegen die Beiträge so genau lesen. :aufgepasst:


    Lieber Plattenspieler, wie ich sehe bist du noch Student. Wenn du möchtest, und das meine ich ernst, kannst du mich ja gerne mal zum gemeinsamen Unterricht begleiten. Als Student findest du doch sicher die eine oder andere Möglichkeit dich zeitlich frei zu blocken. Bei Interesse kannst du mir ja eine private Nachricht schicken. :) Das wird die Zukunft deines beruflichen Werdegangs werden.

  • Erst gestern habe ich das Inklusionstagebuch an dieser Stelle entdeckt und mit großem Interesse gelesen!
    Ich selber hätte bereits vor fast 30 Jahren ein Tagebuch mit ähnlichem Inhalt zu schreiben beginnen können, habe ich aber nicht und finde deshalb diese Idee genial! Meins wäre allerdings "Integrationstagebuch" geworden über die Arbeit mit lern- und entwicklungsgestörten Kindern in Grundschulen und nicht in einer Sek. I Schule. Der Unterschied bestand auch darin, dass ich mich freiwillig im Rahmen von Schulversuchen auf diese Arbeit eingelassen und sie mehr als 20 Jahre lang unter wechselnden Bedingungen, aber zunächst voller Idealismus, durchgeführt habe.
    Inzwischen ist mein Idealismus der bitteren Realität gewichen ... viele Inhalte des Inklusionstagebuchs kann ich aus meiner Erfahrung unterschreiben, denn es hat sich im Laufe der Jahrzehnte nicht viel an den Bedingungen geändert!


    Was bleibt nach meinen Erfahrungen zu sagen?
    Schlicht und einfach: Jeder Schulversuch fand zu schlechteren Bedingungen statt, die personelle Ausstattung wurde stetig verschlechtert. Es wurde stets der Mangel verwaltet und gestaltet.
    Und: Die derzeitige Inklusion findet als absolutes Sparmodell und zu den denkbar schlechtesten Bedingungen statt!!!


    Dabei könnten die Politiker auf Erfahrungen aus Jahrzehnten zurückgreifen. In den Achtzigern hat es vielerorts in NRW Schulversuche zur Integration gegeben. Sie wurden vom Schulministerium in Düsseldorf beobachtet und ausgewertet, wobei sich die zuständigen Referenten sogar in die Versuchsschulen begaben, um mit den beteiligten Lehrkräften die Ergebnisse und Erfahrungen zu diskutieren. Auch ich hatte das "Vergnügen", an solchen Diskussionen beteiligt zu sein, war jedoch angesichts der Bedingungen beim nächsten Schulversuch schnell ernüchtert, weil man sich von den Ergebnissen nicht beirren ließ und die Bedingungen so veränderte, das man mit noch weniger Geld und Personal auskommen musste. Inzwischen vermute ich, das genau das der Hintergrund der Versuche war: Wie geht es noch billiger?


    Im Jahr 1995 durften, offensichtlich als Resultat der Schulversuche, behinderte Kinder offiziell in Regelschulen integrativ gefördert werden, allerdings zunächst nur in Grundschulen.
    Diese eigentlich erfreuliche und längst überfällige Gesetzeslage richtete jedoch bei vielen Kindern und Lehrern häufig mehr Schaden als Nutzen an, zäumte man doch das Pferd von hinten auf!


    Und jetzt sind wir bei den Gemeinsamkeiten aus den Erfahrungen von gestern und heute angekommen:

    • Kein Grundschullehrer war auf die Arbeit mit behinderten Kindern vorbereitet, sondern er wurde von heute auf morgen vor vollendete Tatsachen gestellt.
    • Kaum ein Sonderschullehrer war auf die Arbeit in Regelschulen vorbereitet, außer denjenigen, die dieses Lehramt mal vor dem SoPäd. Studium unterrichtet hatten.
    • Weder aus der einen noch aus der anderen Lehrergruppe wurde jemand gefragt, ob er mit behinderten Kindern im Rahmen des GU arbeiten wollte bzw. sich dazu in der Lage fühlte.
    • Die unfreiwillig "verdonnerten" Grundschullehrer waren oft zu keinerlei Zugeständnissen gegenüber den Integrationskindern und den Integrations-Sonderpädagogen bereit.
    • Nach dem Motto: "Fang einfach mal an!" wurde herumprobiert, wurden Schüler mal über- und mal unterfordert, mal in Förderschulen zurückgeschult, mal einfach "gesund geschrieben", weil es die Situation erforderte (z. B. beim Übergang in die Sek I., wo es damals noch keinen GU gab).
    • Das Angebot und die Qualität von Lehrerfortbildungen waren Glücksache und fanden erst NACH Einführung von GU statt.
    • Den Grundschullehrern war und ist z. T. bis heute der Unterschied zwischen zielgleicher und zieldifferenter Förderung bzw. Leistungsbewertung für die jeweiligen Schüler nicht bekannt oder in vielen Fällen auch nicht zu vermitteln. Manche hatten einfach Angst, den L-Kindern zu wenig beizubringen, weil diese Kinder mehr Zeit zum Lernen brauchten.
    • Die Schulträger stellten den Grundschulen kaum finanzielle Mittel und keine ausreichenden Räume für die Integrationsarbeit zur Verfügung.Es waren meistens keine Differenzierungsräume vorhanden. Ich selber habe gearbeitet in Küchen, Werkräumen, Büchereien, auf zugigen Dachböden, in Medienräumen, auf Fluren, in stundenweise unbesetzten Klassenräumen, im Winter mal mit, mal ohne, mal mit selbst mitgebrachter elektrischer Heizung und Stehlampe. Ständig habe ich Materialien hin und her geschleppt, musste oft alles in Kisten verpackt irgendwo lagern und vor und nach meinen Förderstunden aus- und wieder einpacken.
    • Ich unterrichtete meistens an zwei Grundschulen, war 2-3 mal wöchentlich für meine Schüler da. Von meinen nicht mehr vorhandenen Pausen (Pendeln oder Aufsicht) will ich gar nicht reden, denn ich erfuhr auf diese Weise, dass Pausen nur für Schüler da sind, Lehrer haben nach 2 Schulstunden noch kein Anrecht auf eine Pause.
    • Die Klassengröße für GU-Klassen war nicht auf eine Höchstgrenze festgelegt und variierte zwischen 18 und 30 Kindern.
    • Teilweise arbeiteten mehrere Sonderschullehrer in einer Klasse, weil eine Pro-Kopf-Zuteilung der Stunden / Kinder erfolgte und es Probleme bei den Abordnungen gab.
    • Teambesprechungen waren im Stundenplan nicht vorgesehen und fanden i. d. R. zwischen Tür und Angel oder telefonisch statt.
    • Sonderschullehrer wurden bei Bedarf zu Allroundern erklärt, die (fast) jede Behinderungsart zu fördern hatten.
    • Regelmäßig wurde ich "vergessen" und bekam keine Informationen, wenn z. B. die Klasse gerade auf Unterrichtsgang oder auf Sportveranstaltungen war, ein Theaterstück gucken durfte, Projektwoche war oder einfach so ("Ach, du bist ja heute da, ... !").
    • ...

    Ich könnte die Liste noch fortsetzen.
    Positiv erwähnen möchte ich, dass ich einige Grundschullehrerinnen erlebt habe, die unglaublich engagiert und interessiert an einer Zusammenarbeit mit mir waren. Wir haben viel voneinander gelernt!


    Große Veränderungen in der Schulentwicklung brauchen erfahrungsgemäß ca. 10-15 Jahre, bis sie aus den Kinderschuhen heraus sind. Die Grundschulen konnten inzwischen Erfahrungen sammeln und Veränderungen herbeiführen. Den GU gibt es seit 17 Jahren und in den Grundschulen hat sich vieles zum Positiven entwickelt. In unserem Reg. Bez. haben viele Grundschulen eigene Sonderpädagogen im Grundschulkapitel, die oft zwei bis drei Schulen versorgen müssen. Wochenplan, freie Arbeit, Projekt- und Werkstattarbeit mit entsprechenden Differenzierungsmaßnahmen sind vielerorts selbstverständlich. Trotzdem hakt es nach wie vor an vielen Stellen, insbesondere weil zu wenig Sonderpädagogenstunden zur Verfügung gestellt werden und weil die ausschließlich an Grundschule eingesetzten Förderlehrer keinen fachlichen Austausch untereinander haben. Sie werden oft direkt nach ihrer Ausbildung in Grundschulen eingesetzt und stehen mit ihren Fragen oft alleine auf verlorenem Posten da.


    Mit Einführung der Inklusion sind jetzt alle Schulen "dran". Ich habe das Gefühl, mit der Inklusion, insbesondere in vielen Schulen der Sek. I, fängt alles wieder bei Null an, so wie
    damals! Wieder wird "das Pferd von hinten aufgezäumt", wieder weiß keiner Bescheid, wieder gibt es zu wenig Stellen, zu wenig Geld, zu wenig Räume und - noch schlimmer - noch weniger Homogenität. Mir sträuben sich die Nackenhaare, wenn ich von Gymnasien höre, die GE- oder L-Kinder fördern sollen. Wer hat sich bloß solchen Blödsinn ausgedacht?


    Wieder wird es mindestens 10-15 Jahre dauern, bis Inklusion mit all ihren Folgen bei den meisten Beteiligten einigermaßen unfallfrei umgesetzt werden kann. Bis dahin werden viele Kinder als Versuchskaninchen auf der Strecke bleiben.
    Auch ein ganz wichtiger Bereich soll den Kindern im Rahmen der Inklusion gestrichen werden: die Frühförderung! Eingangsklassen für Kinder mit sprachlichen Entwicklungsstörungen sollen wegfallen. Oft genügten ein bis zwei Jahre Frühförderung in einer speziellen SQ-Klasse, um ein Kind weitgehend ungestört in der Grundschule weiter lernen zu lassen. Künftig besteht die Gefahr, dass viele dieser Kinder im 3. Schuljahr noch nicht lesen können werden, wie die heutigen Erfahrung bei "übersehenen" Sprachbehinderten in Grundschulen zeigen. So produziert man u. a. die Analphabeten von morgen.


    Ich habe inzwischen auch Erfahrungen an einer Gesamtschule im GU gemacht. Dort hatte ich das Glück, auf eine sehr kooperative Klassenlehrerin zu stoßen, aber das Pech, dass mein Stundenplan die Anwesenheit in nur einer Deutschstunde und einer Physikstunde zuließ.
    Physik!!! Da konnte ich das GU-Kind noch nicht mal zur Förderung herausnehmen, weil es nur 2 Wo-Std. in diesem Fach hatte, die es auch nicht versäumen durfte. Ich selber habe in dieser Physikstunde eine Menge gelernt, die erforderliche systematische Förderung in Deutsch und Mathe war nicht möglich bzw. sieht zumindest in meinen Augen anders aus!


    Frage: Wie organisiert man als Sonderpädagoge mit eigener Klasse in der Förderschule in dem unflexiblen Stundenplansystem einer Gesamtschule oder eines Gymnasiums die Förderung von Basisqualifikationen, wenn man zeitlich nur in naturwissenschaftlichen oder anderen Fachunterrichtsstunden (Musik, Kunst...) anwesend sein kann, in denen die erforderliche Förderung nicht möglich ist? Ich kenne Kollegen, die sagen: Setz ich mich einfach daneben und denk mir nichts dabei, ist ja nicht mein Problem.
    Das kann / will ich aber nicht ... !
    Wer hat Lösungsvorschläge?

  • Lieber XYZ,
    vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. Einen solchen hätte beim Versuch die Medien für diese Problematik zu interessieren sehr gut gebrauchen können. Aber zum damaligen Zeitpunkt leider keinen gefunden, der dazu bereit gewesen wäre. Ich selbst kenne auch keine Lösung auf diese von dir gestellten Frage. Ich könnte mir eigentlich nur vorstellen, dass man die "lernschwachen" Kinder doch in Sonderklassen zusammenfasst, sie in den Fächern Mathematik und Deutsch in die Hände erfahrender Sonderpädagogen gibt, die sie dann auch in den anderen Unterrichtsstunden in den anderen Fächern mit begleiten. Hier könnten sie unterstützend eingreifen, wenn sie im Vorfeld wüssten, was gerade ansteht, damit sie sich entsprechend vorbereiten können. Hier wäre Teamarbeit dringend notwendig. Aber so ist Inklusion nicht gemeint. :traenen:

  • Heute wieder "Pendelunterricht". Da meine Stammschulenklassen im Betriebspraktikum sind und ich keinen Vertretungsunterricht leisten musste, konnte ich die Zeit nutzen, um einen Termin für mein defizitorientiertes GE Kind in der zuständigen GE Schule vereinbaren. Dabei habe ich erfahren, dass vor dem vereinbarten Termin in dieser Schule ein fest statt findet. Wäre vielleicht sinnvoll auch hinzugehen, dann wird es evtl. die Ängste verlieren. Natürlich nachmittags und ohne Anrechnung. Zudem habe ich unseren Medienraum durchstöbert und wieder reichlich geplündert. Heute mal in Ruhe mein Schülercafé gecheckt. Tat mal ganz gut, so ganz ohne Hektik.


    :top:
    IN der GU Schule heute ein kleines Erfolgserlebnis gehabt: Das LE KInd freut sich jetzt auf die schriftlichen Division, benutzt meine Merkplättchen sachgemäß und hat sehr viele Aufgaben in dieser einen Stunde geschafft. Zwei Aufgaben hat es ohne Hilfe geschafft und war sehr stolz darauf. Habe ihm gleich ein neues AB mitgegeben, eins mit Ausmalmöglichkeit bei richtigem Ergebnis. Hier gibt es sehr viel schöne Arbeitsmaterialien zu vielen Themen:


    http://www.blume-programm.de/ab/boerse/


    MIt dem GE Kind mit allen Mitteln versucht den 100-er Raum zu erschließen. Also zählen bis 100 kann es jetzt. Ich habe ihm einen ganzen Berg von unsortierten AB gegeben. Die haben wir dann gemeinsam richtig nach den Seitenzahlen sortiert. War mal was anderes als immer nur AB. Leider hat es keine Mengenerfassung. Das ist alles rein schematisch. Mit Hilfe einer mitgebrachten Hunderter - Metalltafel und dazugehöriger Magnetknöpfchen, haben wir dann die Zahnerreihen gelegt. Anschließend durfte es im (alten) Mathebuch die dargestellten Mengen anmalen. GE typisch fängt es immer an bei 1 abzuzählen, wenn es Mengen addieren soll. Es erfasst die 5-er und 10-er Blöcke nicht. Für das Kind ( oder für mich?) die reinste Quälerei. Außerdem haben wir das Schreiben des Tagesdatums geübt. Eine zeitliche Orientierung hat es überhaupt nicht.


    Es hat mir erzählt, dass es bald Geburtstag hat und mit Übernachtung feiern möchte. Auf meine Frage, wen sie denn einladen wolle, sprach es von einer 4-jährigen Freundin, die aber noch zu klein zum Übernachten sei. Ob sie denn Jemanden aus der Klasse einladen wolle, habe ich sie gefragt. Darauf bekam ich keine Antwort. Werde ich nächstes Mal vorschlagen ob es evtl. das andere GE Kind einladen möchte. Vielleicht kommt wenigstens ein Gast aus der Parallelklasse? :traenen:


  • Wer hat Lösungsvorschläge?


    Der einzig konkrete Lösungsvorschlag ist jener, auf politischer Ebene die Inklusion zurückzunehmen, sich darauf zu besinnen, dass dies unter den derzeitig machbaren Rahmenbedingungen nicht möglich ist, im Zuge dessen anzuerkennen, dass die UN-Konvention in Deutschland doch schon längst anerkannt ist (Förderschulen sind durchaus Teil des allgemeinen Bildungssystems!) und als logische Folge sämtliche Förderschulen bestehen zu lassen!


    Menschenkinders, lasst die Leute doch ihre Arbeit machen, die sie jeweils gelernt haben!


    Ansonsten: Hospitiert in den Grundschulen! Seht, welch unglaublich heterogene Schülerschaft sich dort bereits befindet! Individualisiert dort mal den Unterricht! Easy? Kein Problem, nehmt noch ein paar Förderschüler hinzu! Hauptsache, es fühlt sich keiner "ausgegrenzt"! :sterne:


    Siehe rotherstein: Förderschüler fühlen sich im Regelschulsystem ausgegrenzt! Und zwar deshalb, weil sie darunter leiden, nicht unter Ihresgleichen zu sein! Sie wollen und brauchen Erfolgserlebnisse, jedoch bekommen sie diese nicht im Regelschulsystem!

    Carpe noctem!

    5 Mal editiert, zuletzt von Lea ()

  • Heute wieder ein reiner „Inklusionstag“. Dieses mal nur den Inklusionstrolley dabei, habe ja schon am Montag unsere Schule geplündert.
    Zu meiner Überraschung hatte ich noch ein Inklusionskind, dass ich nur vom einmaligen Vertretungsunterricht her kannte, auch dabei. Ein wohl sehr verhaltensauffälliger Schüler, der in einer von meinen Inklusionsklassen saß, weil er nicht zum Teamtraining mitfahren durfte. Aber wir sind ja flexibel und es war kein Problem. In dieser Kleinstgruppe hat er sich gut benommen und zeitweilig an seinen Materialien gearbeitet.


    In der Deutschstunde hatte ich nur das GE Kind, weil das LE Kind in Englisch gut mitkommt und die Kollegin heute die Stunden getauscht hat. Seit ich mich nicht mehr so gründlich vorbereite, geht es mir besser, ich nehme, was kommt und inzwischen habe ich ja schon einen kleinen Materialpool gehortet.


    Habe mit ihm zusammen die Lesemappe gesichtet und geschaut ob die Arbeitsaufträge richtig erledigt wurden. In dieser Mappe befinden sich einfachst und in großen Buchstaben geschriebene Märchen.


    1. Habe ihm das Märchen „Prinzessin auf der Erbse“ zunächst vorgelesen.
    2. Mit sehr viel Hilfe und mehrfachen Wiederholungen haben wir dann die Personen benannt, die darin vorkommen. Die Geschichte war als kleines Skript verfasst, um sie mit verteilten Rollen zu lesen.
    3. Ich habe die Personen herausgeschrieben und ihnen Farben zugeteilt.
    4. Das GE Kind hatte die Aufgabe, die Textstellen zu markieren, welche die jeweiligen Personen sagen.
    5. Hier habe ich festgestellt, dass es diese Arbeitsanweisung überhaupt nicht verstand. Das haben wir (ich) dann gemeinsam gemacht.
    6. Nun ging es ans Lesen mit verteilen Rollen ( ich 6 und das Kind war die Prinzessin )
    7. Nach mehrmaligem Lesen hat es auch die Betonung einigermaßen hinbekommen.
    8. Dass absolut keine Sinnentnahme da war, zeigte sie als ich es aufforderte mir einige Fragen zu beantworten. Es war sowohl sprachlich, aber vor allen Dingen auch inhaltlich damit vollkommen überfordert. Was das Ganze mit der Erbse und den ganzen Matratzen auf sich hatte, hatte es überhaupt nicht verstanden.


    Jetzt bin ich mir sicher, dass hier die ganze Leserei im Sinne von „Kulturtechniken“ vollkommen sinnlos ist. Es muss Rezepte lesen, Fahrpläne entziffern lernen und lebensrelevante „Texte“ lesen.


    Dann haben wir das Ausschneiden geübt, mit der von mir mitgebrachten Schere mit 4 Löchern. Nun werden wir für den Förderraum Fensterbilder anfertigen. Wenigstens eine sinnvolle Übung.


    In der Mathestunde kam das LE Kind dazu und übten an den Aufgaben zur schriftlichen Division. Heute war es sehr lustlos und hatte wieder große Probleme die Rechenschritte richtig aufzuschreiben. Mit Hilfe der Holzplättchen, die ich schon oben beschrieben habe, schaffte es 2 Aufgaben richtig und selbstständig. Habe es zu meinem „Gastschüler“ gesetzt, weil sie am gleichen Thema arbeiteten. Das klappte ganz gut.


    Es ist mir wieder aufgefallen wie defizitorientiert das GE Kind ist. Es hat schon Techniken entwickelt, um ja nicht durch Fehler aufzufallen (raten, sich irgendwie herausreden usw.)
    Habe es, bevor ich zur Dienstbesprechung (heute 2 Stunden) fuhr auf dem Schulhof beobachtet. Es will mit den anderen Kindern toben, aber die anderen Kinder lassen es einfach stehen. Plötzlich habe ich es aus den Augen verloren. Kann sein, dass es ins Gebäude gegangen ist. Das nächste Mal werde intensiv an der „Uhrenwerkstatt“ arbeiten, damit es wenigstens das lernt.


    Die Stimmung in meiner Stammschule war unerträglich. :(
    Bin sehr unzufrieden nach Hause gefahren.

  • Hallo rotherstein,


    zunächst herzlichen Dank für deine ausführlichen Schilderungen des Inklusions-Wahnsinns an deutschen Schulen.


    Ich muss ehrlich sagen, dein Tagebuch kann einem schon Angst machen. Ich fange erst im Mai mein Referendariat an, mein Berufsstart wird also von Beginn an bereits auch vom Thema Inklusion dominiert werden. Zunächst mache ich mir Sorgen um die Schüler. Was soll denn die Inklusion, wenn sie sich in der Regelschule ausgegrenzter fühlen als an der Förderschule? Mehr zu lernen scheinen sie ja an der Förderschule... Dann muss man sich bereits Sorgen um die Kollegen machen, um die Sonderpädagogen ebenso wie um die Regelschulkollegen. Die Fahrerei ist eine Zumutung, besonders wenn nirgends vernünftig funktionierende Strukturen geschaffen werden, sodass zumindest verlässliche Absprachen möglich sind. Und in einer Regelschulklasse von mehr als 20 Kindern, von denen 4-5 Inklusionskinder sind (am besten noch mit mindestens 3 verschiedenen FSP) will ich auch nicht ohne sonderpädagogische Ausbildung stehen, naja, eigentlich auch mit der Ausbildung nicht...


    Nicht zuletzt mache ich mir Sorgen um meine Ausbildung. Wenn nahezu das gesamte Kollegium einer Förderschule abgeordnet an unterschiedlichen Schulen unterwegs ist, wie soll ich da vernünftig mein sonderpädagogisches Handwerk lernen? Uns wird doch von Beginn an beigebracht werden, den Mangel zu verwalten. (Vielleicht ist das gewollt, damit wir uns nachher nicht beschweren?) Wie sonderpädagogische Förderung richtig und effektiv funktioniert, kann so doch kaum mehr gelernt werden. Ich hoffe inständig (wenn auch egoistisch), dass ich noch in den Genuss einer nicht allzu "inklusionsgeschädigten" Ausbildungsschule kommen werde.


    Ich wünsche dir, liebe rotherstein, für deinen weiteren Weg viel viel Kraft und die Einsicht, dass kein Beruf der Welt es wert ist, sich die gesundheit zu ruinieren.

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Ich berichte hier von meinem Alltag mit einer langjährigen Erfahrung an verschiedenen Förderschulen. Ich würde dir wünschen, dass du das mal kennen lernen könntest. Falls nicht, wirst du vielleicht auch nichts vermissen, weil du es ja nicht anders kennen gelernt hast. Das ist auch immer eine Frage der Sichtweise. Ich habe irgendwie die Gabe, mögliche auftretende Probleme schnell zu erfassen. Bei dieser ganzen Inklusionsdiskussion in Zeiten leerer Kassen, war mir von vorn herein klar, dass es lediglich dazu dient Geld zu sparen; leider auf die Kosten aller Beteiligten.


    Vielleicht findest du das ja auch toll so zu arbeiten. Ich bin schon ein alter Baum, den man nicht hätte verpflanzen sollen. :angst:

  • Gestern wieder ein Arbeitstag ohne Ortswechsel im GU. Habe beide Förderkinder in den Förderraum mitgenommen. Zudem hatte ich noch eine Gastschülerin aus der Nachbarklasse (ohne Sprachkenntnisse) mitgenommen und sie mit Bild –Artikel-Wortmaterial versorgt. (Habe ich zum Glück schon aus der Stammschule geplündert). Dabei habe ich festgestellt, dass dieses Kind nicht nur die deutsche Sprache nicht konnte. Es konnte die 2-er und 3-er Reihe des 1x1 unter Zuhilfenahme der Finger. Zwischen Tür und Angel noch andere Bereiche abgetestet und festgestellt:
    Hier ist die Einleitung eines AO-SF unbedingt erforderlich!! Werde meine Kollegin (mit der geplatzten Hutschnur) darüber informieren. Wahrscheinlich hat sich das auch schon in den wenigen Förderstunden mitbekommen.


    Mathestunde:
    LE Kind schriftliches Dividieren. Es vergisst immer wieder Abläufe, was an welche Stelle schriftlich festgehalten werden muss. Hat es aber inzwischen fast automatisiert, welche Rechenschritte gemacht werden müssen. Die Aufgaben waren aber auch schon schwieriger (Nullen in der Ergebniszeile). Was ziemlich sauer, dass es manche Aufgaben mehrfach rechnen musste. Hat aber dieses Mal die Fehler oft selbst gefunden.
    GE Kind Additionsaufgaben mit Zehnern im ZR bis Hundert. Den Trick mit den Nullen hat es verstanden. Auf die Frage: Wie viel ist dann 80+3 kam die zögerliche Antwort 200?. Es ist so frustrierend. Ihre Fähigkeiten beruhen hier auf reinen eingetrimmten Fähigkeiten ohne Mengenverständnis. Welchen Sinn soll das Ganze haben?
    Deutstunde:
    GE Kind – Übungen zum sinnentnehmenden Lesen. Heute neues Märchen in den von mir zusammengestellten Leseübungen. Leider habe die Blätter ingendwie falsch geheftet und das Kind las. Nach einer Weile merkte ich, dass die Geschichte keinen Sinn ergab und heftete die Blätter in der richtigen Reihenfolge ein. Traurig, dass das Kind das nicht gemerkt hat. Es weiß auch nicht, dass der Anfang einer Geschichte an der Überschrift zu erkennen ist. Es konnte mir in Einwortworten einige Fragen zu Text richtig beantworten, immerhin.
    LE Kind – Die Lese- Rechtschreib- und Grammatikaufgaben gut gelöst. Verglichen mit den Leistungen einiger Mitschüler ohne Förderbedarf frage ich mich, warum es hier gefördert werden soll. Das Niveau der Klassen ist so schlecht, dass noch mindestens die Hälfte mehr Hilfe benötigte. Hier wird mir mal wieder klar, dass das ganze System krankt. Werde demnächst die Deutschstunden in der Klasse verbringen. Das GE Kind beschäftigen und mir die Leistungen der Kinder genauer ansehen.


    Zwischendurch ein Anruf vom Kreis für mich in der Regelschule? Ich war sehr überrascht. Die Kinder allein gelassen und zum Büro geeilt (Mein Mann hat in der GE Schule in der Klasse ein Telefon, wäre in anderen Schulen auch nicht schlecht oder?). Es ging um einen Integrationshelfer für das GE Kind. Die Dame wünschte einen Bericht, den sie auch bekommen hat (Die Schreibarbeiten werden immer mehr) .


    Vielleicht wird es mit einem Erwachsenen daneben in den Stunden in denen ich nicht da bin, was tun. Oder es könnte zusammen mit dem GE Kind aus meiner Parallelklasse einen Obstsalat in der Lehrküche (so sie dann frei ist) für alle zubereiten? Hier ging wieder meine Phantasie mit mir durch. Es könnte ein Bustraining machen oder das Uhrenlesen mit ihm üben? Bei der Gelegenheit habe ich per Mail angefragt ob ich für meinen autistischen Jungen im Café nicht auch Einen bekommen könnte.
    Danach Teambesprechung mit einer Kollegin. Ich merke, dass sie nun der Meinung ist, dass das Ideal von der Inklusion mit geistig behinderten an der Praxis scheitert. Nachdem sie die Möglichkeiten der GE Schule gesehen hat, ist sie nun auch der Meinung, dass die HS dem Kind in keiner Weise gerecht wird. Für die LE Kinder wären keine Förderschulen nötig, wenn die Regelschulen so arbeiten dürften wie wir.


    Am Montag darf ich so was Ähnliches wie Unterricht machen (hurra) alle Kids der Klasse sollen sich im Internet über gewisse Inhalte informieren. Da ich eine Leidenschaft für neue Medien habe, wovon sie weiß, bat sie mich das zu übernehmen. Ich freue mich, dass ich meine Kompetenzen ausleben darf und zumindest immer mit einer Schülergruppe von 5 Kindern arbeiten darf. Dabei habe ich erfahren, dass es auf dem Flur einen Raum mit 5 brauchbaren Notebooks (Förderdiagnostik online, individuelle Übungen ohne 1000 Blätter, die immer weg sind, Hand-Auge-Koordination, auditives Wahrnehmungstraining) gibt. :)
    Hurra, hier könnte ich mir meinen Förderkindern hin!!! Habe mir sofort ein Passwort einrichten lassen. Ich hoffe, dass es bis Montag fertig ist. Einen Raumbelegungsplan für dieses „Schätzchen“ habe ich noch nicht gefunden. Ich frage mich, warum ich, trotz mehrfacher Bitten und Nachfragen nicht von diesem Raum erfahren habe. Stattdessen habe ich mein Notebook und meinen Internetstick mitgeschleppt. :weinen:

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