Inklusion kann an "meiner" Schule nicht funktionieren, weil...

  • Naja, wir sind ja diejenigen, die die ehemaligen Grundschüler an unseren Schulen in Klasse 5 in Empfang nehmen und von Jahr zu Jahr feststellen müssen, dass sie immer weniger können, trotz guter bis sehr guter Noten und hoher Schullaufbahnempfehlung, geehrter Plattenspieler !


    Aber seit ihr auch diejenigen, die die veränderten Voraussetzungen in den Schuleingangsphasen gesehen haben? Die merken, dass die Grundschler in der 1. Klasse schon viel weniger können, als noch vor einigen Jahren? Die merken, dass die Schüler dort z.T. noch nciht mal wirklich trocken sind, nicht alleine aufs Klo können, die Schuhe zumachen usw.
    Das war vor einigen Jahren kein Problem. Wenn dies allerdings nun noch die Aufgabe der Grundschule ist, dafür zu sorgen, dass die Kinder dies können, dann wird natürlich nicht das erreicht, was man ohne diese Aufgaben vorher erreicht hat. Gerade in der unglücklichen vierjährigen Grundschule! In sechs Jahren lässt sich so etwas besser ausgleichen.


    Also würde ich mich dann wohl bei den Kindergärten beschweren oder den veränderten Eingangsbedingungen (jüngere Kidner) usw. und nicht bei den Grundschullehrern, die noch genauso viel Erfolge und Leistungssteigerungen haben, wie in den Jahren davor auch. NUr der Ausganspunkt ist eben ein anderer!

  • Zitat Susannea :

    Zitat

    Aber seit ihr auch diejenigen, die die veränderten Voraussetzungen in den Schuleingangsphasen gesehen haben? Die merken, dass die Grundschler in der 1. Klasse schon viel weniger können

    Schon klar, geehrte Susannea ! Aber ich verstehe trotzdem nicht, warum dann die Grundschüler, die zu uns kommen, so gute Zeugnisse empfangen und sehr viele noch die Gymnasialempfehlung verabreicht bekommen.Eigentlich müsste es auf den Zeugnissen der Viertklässler Fünfen und Sechsen hageln, was ja nicht Eure Schuld sein muss. Oder knickt Ihr vor den Eltern ein ?8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • mein lieber Mann,
    das hätte ich nicht besser in Worte fassen können. Du bringst alle Seelennöte auf den Punkt.

  • Zitat

    Wo gibts denn Hauptschulen mit ner Klassenstärke von 30 Schülern, wenn die Hauptschulen doch alle Schülermangel haben? Das ist doch unlogisch. In welchen Bundesländern ist denn der Studiengang gekoppelt?

    Ich habe in der HS nur 15 Schüler, letztes Jahr waren es noch 21, allerdings hatten meine Kollegen je nur 17. Dafür haben fast alles irgendetwas - ADHS, Migrationshintergund, LRS, Förderbedarf..., aber mit der Zahl geht das natürlich ganz gut. Wobei´s aufgrund der vielen Defizite jetzt nicht so ist, dass man sich langweilt und sich nach zusätzlichen Aufgaben sehnt. Aber diese halbwegs homogene Truppe kann man dann schon ganz gut betreuen. Wegen mir muss sich das nicht wieder verschlechtern.

  • Unsere Nachbarhauptschule hat durchaus große Klassen. Und es stimmt , dass auch dort die Schülerzahlen sinken. Da wäre eine große Chance, mehrere kleine Klassen aufzumachen und die Schüler individueller zu betreuen und fördern. Macht der Schulträger aber nicht, weil er bei uns in der Öffentlichkeit so argumentieren will, dass die Hauptschule zu wenige Klassen (Mit ca. 32 Schülern !) hätte und deswegen eine (gleichmacherische) Gemeinschaftsschule entstehen müsse.- Noch Fragen ? 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Eigentlich müsste es auf den Zeugnissen der Viertklässler Fünfen und Sechsen hageln, was ja nicht Eure Schuld sein muss.


    Warum muss es das? Evtl. sind ja einfach auch die Ziele dann ganz andere.
    Wenn ich eine Arbeit schreibe über ein Thema, dann kann derjenige doch gut oder auch sehr gut sein und trotzdem hat er das Thema, was danach kommt und ihr gerne schon hättet noch nicht! Deshalb muss er doch aber keine 5en und 6en hagelön. Es bleibt einfach eine größere Lücke!

  • Es geht nicht darum, dass "wir" das gerne hätten, sondern dass auch nach meiner Erfahrung immer mehr Schüler mit Gymnasialempfehlung kommen, die eindeutig den gymnasialen Anforderungen nicht gewachsen sind. Und das sind nicht nur Wissensaspekte, sondern auch ganz simple Anforderungen an das Sozial- und Arbeitsverhalten. Es kann mir keiner erzählen, dass alles richtig gelaufen ist, wenn ein Schüler mit lauter Einsen und Zweien kommt und dann nicht mal in der Lage ist, einfache Aufgabenstellungen konzentriert zu lesen oder grundlegende Begriffe z.B. der Grammatik zu verstehen, die etwa in Deutsch vorausgesetzt werden. Leider kommt das immer häufiger vor. Unterricht in einer Jahrgangsstufe bereitet ja auch immer auf die nächste vor oder sollte es zumindest tun.

  • Zitat von Susannea

    Aber seit ihr auch diejenigen, die die veränderten Voraussetzungen in den Schuleingangsphasen gesehen haben? Die merken, dass die Grundschler in der 1. Klasse schon viel weniger können, als noch vor einigen Jahren? Die merken, dass die Schüler dort z.T. noch nciht mal [...] die Schuhe zumachen usw.


    Ende Klasse 5 - Klassenfahrt... Zeitpunkt, um endlich das Schuhe zumachen zu lernen...
    (Ich erspar mir jetzt jede Kommentierung...)


  • Warum muss es das? Evtl. sind ja einfach auch die Ziele dann ganz andere.


    Ach so, ihr könnt also bestimmen, was das Ziel ist, und dafür den Lehrplan ignorieren, und wir dürfen uns dann von den Eltern anhören, wir würden die armen Kinderleins überfordern, obwohl wir nix anderes tun können, als davon auszugehen, dass der Grundschullehrplan sitzt, weil unsere Lehrpläne nämlich auch noch da sind und erfüllt werden müssen? Da merkt man, dass es in vielen Grundschulen gang und gäbe ist, dass man eine Klasse für vier Jahre hat. Wenn man was nicht schafft, macht mans halt nächstes Jahr - und nach der 4. hat halt dann der Lehrer der weiterführenden Schule Pech, weil er Kinder aus 9 verschiedenen Grundschulen hat, die dadurch alle unterschiedlich weit gekommen sind...

    Wenn ich eine Arbeit schreibe über ein Thema, dann kann derjenige doch gut oder auch sehr gut sein und trotzdem hat er das Thema, was danach kommt und ihr gerne schon hättet noch nicht! Deshalb muss er doch aber keine 5en und 6en hagelön. Es bleibt einfach eine größere Lücke!


    Ja mei, und so ne Lücke ist ja dann auch nicht so wichtig??? Wie gesagt, die 4. Jahrgangstufe muss auch dafür da sein, auf die 5. vorzubreiten! Ich sehe das jedes Jahr (bzw. momentan sogar jedes Halbjahr...) als meine Hauptaufgabe - die Kinder auf die nächste Jahrgangsstufe/das nächste Halbjahr vorzubreiten. Damit sie auch mit dem klar kommen, was dann gefordert wird. Sollte ich meine Klassen zum Halbjahr abgeben müssen, dann möchte ich so weit sein, dass der Schulstoff, der noch übrig ist, locker bis Anfang Juli geschafft ist - weil danach nämlich immer so viel Unterricht ausfällt....

  • Ja mei, und so ne Lücke ist ja dann auch nicht so wichtig??? Wie gesagt, die 4. Jahrgangstufe muss auch dafür da sein, auf die 5. vorzubreiten!


    KLar ist sie wichtig und klar soll sie auf die 5. KLasse vorbereiten, aber das ändert doch an den Noten der Schüler nicht, wenn die Lücke da ist. Die haben doch ihre Aufgaben erfüllt. Die Noten werden doch nciht schlechter, weil der Stoff nicht zu schaffen ist!
    Ist doch bei euch sicherlich nicht anders, ein Erwartungshorizont orientiert sich doch daran, was gemacht wurde und nicht, was man hätte machen können!

  • Ach so, ihr könnt also bestimmen, was das Ziel ist, und dafür den Lehrplan ignorieren, und wir dürfen uns dann von den Eltern anhören, wir würden die armen Kinderleins überfordern, obwohl wir nix anderes tun können, als davon auszugehen, dass der Grundschullehrplan sitzt, weil unsere Lehrpläne nämlich auch noch da sind und erfüllt werden müssen?


    Nein, wir können nur gucken, dass die Ziele zu erreichen sind und wenn dazu die Grundlagen noch fehlen, dann müssen erst die gemacht werden (das sie nicht in den Lehrplänen drin sind, kann doch nicht unser Problem sein). Was anderes machen doch die Oberschullehrer auch nciht. Nur das die dann die Schuld auf die Grundschullehrer schieben/ schieben können, weil die Grundlagen fehlen!



    Wenn man was nicht schafft, macht mans halt nächstes Jahr - und nach der 4. hat halt dann der Lehrer der weiterführenden Schule Pech, weil er Kinder aus 9 verschiedenen Grundschulen hat, die dadurch alle unterschiedlich weit gekommen sind...


    Da hast du dasnn genauso Pech, wie der Grundschullehrer, der die Kinder aus unterschiedlichen Kitas oder gar von zu Hause bekommt und auch alle unterschiedlich weit sind. Wobei, warum Pech, du wirst nur zu mehr Differenzierung gezwungen! Und auch du kannst sie eben nur da abholen, wo sie sind. Das die Lehrpläne verändert werden müssen, ist doch kein Geheimnis, wenns keiner macht, dann bleibt eben irgend wo eine Lücke!

  • Also ich bin nicht der Auffassung, dass "die Oberschullehrer nichts anderes" machen. Hat ein Kind in der Grundschule den Lehrplan nicht erfüllt, bekommt es schlimmstenfalls in der weiterführenden Schule Probleme, mit denen die Kollegen dann irgendwie umgehen müssen. Erfüllt meine Gruppe z.B. in der Oberstufe den Lehrplan nicht, kann das im Zentralabi schlimmstenfalls Durchfallen, Elternklage, massive Probleme nach sich ziehen. Denn am Gymnasium ist irgendwann der Punkt gekommen, an dem wir nicht mehr locker sagen können "hat das Kind eben eine Lücke, soll der nachfolgende Kollege eben differenzieren." Den Spruch, man muss den Schüler da abholen, wo er steht, kann ich gelinde gesagt nicht mehr hören! Es gibt Minimalanforderungen, die ein Schüler, den die abgebende Schule für gymnasial geeignet hält, erfüllen muss, sonst ist das kein potenzieller Gymnasialschüler. Leider bekommen wir in den letzten Jahren zunehmend Schüler mit grandiosen Grundschulzeugnisssen, aber massiven inhaltlichen Lücken und Sozialverhaltensproblemen. Auf Rückfrage erklärt dann nicht selten die Grundschule, man wolle sich doch nicht mit den Eltern anlegen, wir sollten irgendwie auf das Kind eingehen, es abholen, wo es steht....

  • Den Spruch, man muss den Schüler da abholen, wo er steht, kann ich gelinde gesagt nicht mehr hören! Es gibt Minimalanforderungen, die ein Schüler, den die abgebende Schule für gymnasial geeignet hält, erfüllen muss, sonst ist das kein potenzieller Gymnasialschüler. Leider bekommen wir in den letzten Jahren zunehmend Schüler mit grandiosen Grundschulzeugnisssen, aber massiven inhaltlichen Lücken und Sozialverhaltensproblemen.

    Genau so ist es!
    Ich sehe vor allem ein Problem in der individuellen Leistungsbewertung, von der man immer wieder liest.
    Es wird Zeit, dass wieder vergleichbare Noten vergeben werden und man sich nicht scheut auf mal schlechte Noten zu verteilen.

  • Geehrte Susannea,
    es ging in den letzten Beiträgen nicht so sehr darum, wie und was Ihr als Lehrerinnen macht, sondern um die Tatsache, dass an den Grundschulen zu geschönt zensiert wird.


    Zitat Eugenia :

    Zitat

    Leider bekommen wir in den letzten Jahren zunehmend Schüler mit grandiosen Grundschulzeugnisssen, aber massiven inhaltlichen Lücken und Sozialverhaltensproblemen. Auf Rückfrage erklärt dann nicht selten die Grundschule, man wolle sich doch nicht mit den Eltern anlegen, wir sollten irgendwie auf das Kind eingehen, es abholen, wo es steht....

    8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • warum sind wir jetzt von Inklusion zu GS Gym gekommen?


    Das passt nicht.
    Ich schätze GS sehr, sie machen einen schweren Job.
    Wir Gyms auch.


    Beide Seiten haben Schwächen.


    Das Einzige, was ich stehen lasse: Die GSler geben Empfehlungen für das Gym, die zu 33,3% völliger Schnulli sind (es können auch noch 16,66% mehr sein). Ich würde das aber auch eher auf Druck zurückführen.


    Dem möchte ich entgegenhalten, dass zig Gyms den Schülern Noten geben, die nicht angemessen sind und auf der Grundlage von "Eltern-Konflikt-Vermeidungsverhalten" zurückzuführen sind.


    Ob man das so pauschalisieren kann?
    Ja, man kann. Trifft auf wenigsten 33,3% aller Lehrer zu (wahrscheinlicher ist, dass es 50% sind, vor allem im Bereich ab 45 Jahren geht es da hin, aber dem Alter 50 plus sind es dann auch mehr als 50% - warum streiten, wenn es auch friedlich geht?)


    Können wir also dieses Feld verlassen und uns dem mich mächtig annervendem Inklusionsthema widmen?


  • Können wir also dieses Feld verlassen und uns dem mich mächtig annervendem Inklusionsthema widmen?

    Ja, ich möchte aber noch anmerken, dass ich doch sehr verwundert war, als eine Grundschullehrerin mir während meines zweimonatigen Praktikums erklärte, in ihrer Grundschule gebe es keine Note, die schlechter als "ausreichend"/4 sei, weil schlechtere Noten die Kleinen zu sehr demotivieren würden. Das wurde tatsächlich an dieser Grundschule so gehandhabt. Von den Folgen lesen wir weiter oben.


    Um wieder zum Ausgangsthema zu kommen: Bei uns funktioniert Inklusion nicht, weil
    - wir (unser Kollegium von Regelschullehrern) nicht für den Unterricht mit behinderten Kindern ausgebildet sind (unsere Kollegen, die Sonderpädagogen sind, haben ja nicht umsonst so lange dafür studiert...).
    - wir keinerlei Unterstützung und Fortbildung bekommen.
    - die Sonderpädagogen, die der Klasse zugeteilt sind, nur einen kleinen Teil der Stunden abdecken können (ca. 1/4 der gesamten Unterrichtszeit, die meisten Kollegen stehen alleine da).
    - keine geeigneten Differenzierungsmaterialien oder überhaupt passende Unterrichtsmaterialien vorhanden sind.
    - es kein Konzept zur Inklusion gibt und jeder irgendwie versucht, seinen Brei so gut wie möglich (aber immer noch schlecht) zu kochen.

  • Wir sind glaub ich darauf gekommen, weil irgendwer gesagt hat, dass er es seltsam findet, dass auch Gymnasien geistig behinderte und lernbehinderte Kinder inkludieren sollen. Das Schillergymnasium in Münster hat schon eine Inklusionsklasse: http://www.ruhrnachrichten.de/…elschulen;art1544,1341909 Der Artikel ist schon recht alt, und im einzigen aktuellen Artikel, den ich finde, steht nicht wirklich viel: http://rollingplanet.net/2012/…n-nrw-es-kracht-gewaltig/. Die Förderschule, mit der das Gymnasium zusammenarbeitet, ist eine Förderschule Lernen. Und ganz ehrlich, was bringt denn das? Die Schüler gehen auf eine Schule, deren Abschluss sie wohl eher nicht werden erreichen können. Zu Beginn ist das sicher nicht so schlimm, aber was ist, wenn sie den Stoff überhaupt nicht mehr raffen? Da gehts ihnen doch dann nicht gut...

  • Kurz von hier: Auf einer Dienstbesprechung bei uns wurde in der Tat geäußert und auch wohlwollend bestätigt, dass Inklusionskinder besser am GYM aufgehoben seien, weil vor allem an der Haupschule die nicht behinderten Mitschüler nicht geeigent seien für die I-Kinder.


    M.E. geht es ja eh nicht darum, dass die I-SuS lernen, was der Gymnasiast können muss, sondern, dass sie als (ich bin jetzt mal extra-fies) da sind, als Anschauungsmaterial, damit die SuS sehen, dass es auch andere Menschen gibt. Beiprodukt: Die I-SuS werde nicht in die menschenverachtende Förderschule weggesperrt. *sarkasmusende*


    Das Gymnasiallehrer so ablehnend sind, liegt wohl auch daran,dass viele Kollegen auf diese Schulform studiert haben, weil sie vorrangig inhaltlich orientiert arbeiten möchten. Ich lese da zumindest aus diversen Threads hier raus. Wenn ich dann aber plötzlich ein völlig anderes Feld mitbeackern muss, wird es haarig.


    Aus meiner Lektüre von rothersteins Tagebuch kann ich nur sagen: Inklusion scheitert. Rest bitte selber lesen.


    Grüße
    Raket-O-Katz

  • Hallo zusammen,


    hat jemand schon einmal die Erfahrung gemacht, dass er mit ganz viel Enthusiasmus an das Thema Inklusion herangegangen ist und am Ende davon überzeugt war, dass man den Kindern keinen Gefallen getan hat?

  • Forum aufmerksam lesen, und du wirst feststellen, dass dies der Regelfall ist :)

    Mit meinem Verhältnis zur Realität ist alles in Ordnung. Ich lasse es alle 14 Tage vorschriftsgemäß warten.

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