Professioneller Umgang mit schwierigen Eltern?

  • Aber auch gegenüber Menschen, die du aus irgendwelchen Gründen nicht magst, solltest du dein Verhalten im Griff haben und professionell reagieren. Ansonsten leidest du oder die Kinder darunter, nicht die Mutter.

    Das Kind leidet unter seiner Mutter nicht unter mir. Man kann sich vorstellen, was das Kind zuhause mitzumachen hat bei so einer Mutter. Vielleicht geht es ja sogar gerne in meinen Unterricht, wer weiß das schon. Das Kind ist ja gar nicht das Problem. Eigentlich wäre da gar kein Problem, wenn die Mutter nicht irgendwelche daherfantasierten Probleme heraufbeschwören würde. Ich kann mir sogar vorstellen, dass dem Kind die Mutter sogar peinlich ist und, dass es es lieber hätte, wenn die Mutter sich nicht so aufführen würde.


    Ich würde unter so einer Situation bestimmt nicht leiden, sondern die Mutter. Wenn sie in die Sprechstunde kommt mit Anschuldigungen und nicht das erwartete defensive Verhalten oder die vielleicht von ihr erhoffte Betroffenheit bzw. das sich angegriffen Fühlen vorfindet, sondern man sie schlicht nicht für voll nimmt und lacht.
    Na klar wird sie sich darüber ärgern, was der Herr S. doch für ein grinsender Arsch ist, der einfach nicht das tut was man von ihm verlangt, was alle anderen immer im professionellen Sinne mit einem faulen Kompromiss-Entgegenkommen gemacht haben. So what? Auf solche Eltern kann ich gerne verzichten und ich bin mir sicher, dass die Kinder spätestens in der Pubertät sagen werden:"Du Mama, lass mal gut sein und misch Dich bitte nicht in meine Schulsachen ein".
    Zusammenarbeit ist nur möglich, wenn sich die Mutter normal verhält.
    Professionell reagieren hin oder her. Würde man als Lehrer die Möglichkeit haben zu sagen:"Der Kunde entspricht nicht dem Mindestgrad an Anstand und Höflichkeit, den lehne ich komplett ab" wäre das vllt auch etwas anderes.
    Leider ist man als Lehrer Beleidigungen und Schmähungen hilflos ausgeliefert, wenn man sich nicht selber zu wehren weiß.


    Ich bin auch der Meinung, dass der Lehrer der Professionist ist, gestehe den Eltern umso mehr ein gewisses Maß an Unsicherheit zu (-wer unsicher ist, neigt auch dazu unfair zu angieren)

    Das ist quasi ein Freifahrtschein für respektloses Elternverhalten. Da braucht man dann auch gar nicht mehr ein Mindestlevel von Umgangsformen einfordern, denn die sind einfach unsicher, und deshalb können sie machen was sie wollen.


    Es ist dabei doch vollkommen egal warum die so sind. Was zählt ist nur, wie sie auftreten. Du kannst doch auch nicht, wenn Du einen schlechten Tag hast einen Polizisten bei einer Kontrolle beleidigen oder runterputzen und Dich darauf berufen, dass Du Dich unsicher gefühlt hast. Du wirst ein konkretes Problem bekommen!
    Oder Dich bei Deinem Hausarzt ständig beschweren, er würde ja eh nur die falschen Medikamente verordnen und Du wärst schon längst geheilt, hätte er Dich nicht falsch behandelt. Kann gut sein, dass Dir nahegelegt wird den Hausarzt zu wechseln, weil er sich nicht in der Lage sieht mit einer Person wie Dir umzugehen.
    Warum hört man so selten, dass so etwas passiert? Richtig, weil man Lehrern gegenüber so respektlos sein darf, man wird von denen ja sogar noch in Schutz genommen ("die armen Eltern sind nur so unsicher"), während man sich das einem Arzt gegenüber, ja allein schon dem Hausmeister gegenüber nicht erlauben würde.


    Zitat

    ... und sie wird sich in ihrer ablehnenden Haltung bestätigt
    fühlen - schließlich wäret ihr dann zu zweit auf dem Kindergartenniveau

    In dem Satz steckt die immer wieder zum Vorschein tretende Hoffnung, dass so eine Person wie die Mutter, einen irgendwann respektieren und mögen wird, wenn man nur lange genug ihr respektloses Verhalten erträgt, ihr immer wieder Kompromisse anbietet.
    Hat das jemals geklappt? Kam so eine Mutter dann zu Euch und hat gesagt:"Oh Sie hatten ja so recht, die schlechten Noten liegen tatsächlich an meinem Kind und nicht an ihrem Unterricht. Es tut mir leid, dass ich sie damals verantwortlich gemacht habe. Auch meine ständigen Anrufe waren überzogen, ich war hysterisch" ?


    Zum zweiten Teil. Ja, es stimmt schon, dass man sich auf ihr Niveau begibt, wenn man sich über sie lustig macht oder ihr Verhalten vorführt. Ich kann verstehen, dass viele die moralische Überlegenheit anstreben. Manchmal ist es aber effektiver, wenn man die Leute in ihrer Sprache anspricht. Ich denke, dass sie eher Ruhe gibt, wenn sie merkt, ich nehme ihre Hysterie nicht ernst, als, wenn ich immer professionell auf sie eingehe und ihr damit viel Raum und Wichtigkeit gebe. Da kann es durchaus sein, dass sie immer wieder auf einen zukommt, weil sie denkt, man höre ihr zu und sie könne etwas bewirken. Hat es im Gespräch geklappt, greift sie beim nächsten Mal gleich zum Hörer, wenn wieder etwas nicht in ihren Kram passt, denn "damals hat es ja auch geholfen mich beim Lehrer zu beschweren".
    Den Herrn Silicium, nee, den rufe ich besser nicht an, der grinst nur blöd und nimmt es nicht ernst, wenn ich sage, dass er schuld ist. Ich rufe lieber diese Frau XY an, die ist immer freundlich, die hört sich meine Wut und meinen Frust an und lässt auch mit sich schimpfen.
    Glaubt mir, solche Leute haben ein sehr feines Gespür dafür wen sie sich als "Opfer" suchen.


    Ganz ehrlich, dafür riskiere ich ruhig einmal auf Kindergartenniveau zu sein!

    5 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

    • Offizieller Beitrag

    Du kannst es ruhig riskieren, du verlierst ja auch nicht. Wie gesagt: die leidtragende Person davon, dass du die Mutter lieber ärgerst als dich professionell zu verhalten, ist das Kind.


    kl. gr. frosch

  • die leidtragende Person davon, dass du die Mutter lieber ärgerst als dich professionell zu verhalten, ist das Kind.

    Das verstehe ich nicht. Meinst Du, dass die Mutter über das Gespräch so wütend ist, dass sie den Frust zuhause am Kind auslässt? Oder denkst Du, man würde das Kind schlechter bewerten, weil man sich über die Mutter ärgert? Letzteres ist natürlich nicht angemessen, schon klar.
    Natürlich sind das dann verschiedene Personen. Ich habe als Jugendfußballtrainer sowohl Kinder, die ich nicht mag aber deren Eltern sehr nett sind, als auch Kinder die klasse sind, deren Eltern ich würgen könnte. Das sollte man nicht vermischen.
    Fände des wirklich interessant zu wissen inwiefern das Ärgern einer respektlosen Mutter das Kind betrifft.
    Ich kann mir sogar Fälle vorstellen, in denen die Mutter so sauer ist, dass sie kein Wort mehr mit dem betreffenden Lehrer reden möchte und, dass dies langfristig positive Wirkungen auf das Kind bzw. die gesamte Klasse hat:
    Der Lehrer verschwendet nicht einen Großteil seiner Zeit mit Grübeleien darüber, was er im demnächst wieder anstehenden Gespräch mit Frau XY sagen soll, sondern hat den Kopf frei sich auf einen guten Unterricht zu bemühen, weil die Frau sich endlich leichtere Opfer gesucht hat.
    Ich denke, dass je weniger man von so einer Frau genervt wird, desto besser der Unterricht für alle wird, und somit auch für das entsprechende Kind.


    Seid doch mal ehrlich, es sind doch solche Elternprobleme, die Euch einen großen Teil Eurer psychischen Energie und Kraft rauben, wiederkehrende Gedanken bescheren und Euch damit vom eigentlichen, dem Unterrichten der Schulkinder abhalten. Je eher man so eine Frau los ist, desto effektiver.
    Es wäre doch in so einem Fall eindeutig so, dass die "Zusammenarbeit" mit der Mutter schlechter ist, als, wenn sie einfach gar nicht sich ins Schulleben einmischen würde.

    • Offizieller Beitrag

    Nein.


    Für den schulischen Erfolg des Kindes sollten Lehrer und Eltern zusammenarbeiten. Wenn sich aufgrund unprofessionellen Verhaltens der Eltern und des Lehrers Differenzen aufbauen, klappt diese Zusammenarbeit nicht.


    kl. gr. frosch

  • In dem Satz steckt die immer wieder zum Vorschein tretende Hoffnung, dass so eine Person wie die Mutter, einen irgendwann respektieren und mögen wird, wenn man nur lange genug ihr respektloses Verhalten erträgt, ihr immer wieder Kompromisse anbietet.

    Da weißt du mehr über mich als ich. Glaub mir, ich hatte schon eine ganze Reihe von Elternkonflikten und knicke da nicht so leicht ein. Und ich bin nicht Lehrer geworden, um neue Freundschaften zu knüpfen.

    immer im professionellen Sinne

    Ich glaube, du hast dich noch nicht damit beschäftigt, was Professionalität im Lehrerberuf bedeutet - wir alle treffen relativ oft Entscheidungen, die für die betreffenden Personen weitreichende Konsequenzen haben. Hier zu behaupten, dass, Ironie hin oder her, das mit faulen Kompromissen zu tun hätte, ist eine Unverschämtheit.

    Der Lehrer verschwendet nicht einen Großteil seiner Zeit mit Grübeleien darüber, was er im demnächst wieder anstehenden Gespräch mit Frau XY sagen soll

    Tut er auch so nicht.


    Ganz ehrlich, dafür riskiere ich ruhig einmal auf Kindergartenniveau zu sein!

    Und beschwerst dich dann über Schmähungen und Beleidigungen? Nicht auf Kindergartenniveau zu handeln, ist übrigens noch meilenweit davon entfernt, sich bei Eltern anzubiedern.

    Das verstehe ich nicht.

    Wenn Eltern ihre Abneigung gegen Lehrer offen zur Schau stellen, wird das Kind diese Meinung leicht übernehmen - das ist erstens menschlich und zweitens altersbedingt.#
    Wenn Kinder einen Lehrer nicht mögen, ist das noch kein großes Problem, wenn sie aber von ihren Eltern darin bestärkt werden, führt das meistens dazu, dass sie sich in dem Fach nicht anstrengen, weil der Lehrer ja sowieso blöd ist - und somit auch für die schlechten Ergebnisse verantwortlich. Das sollte einem professionell handelnden Lehrer nicht egal sein, auch wenn er selbst nicht der Schuldige ist. Wer Konflikte sachlich austrägt, muss sich diesen Schuh jedenfalls nicht anziehen. Abreagieren kann man sich auch woanders.

  • Mit schwierigen oder sogar unverschämten Eltern musste ich schon oft zusammenarbeiten. Oft muste ich mich wirklich sehr zusammenreißen, um nicht so, wie es Silicium beschrieben hat zu reagieren. Denn es geht nicht darum, aus einer fruchtlosen Situation als "Sieger" hervorzugehen. Diese Eltern reagieren so, weil sie ja gerade das Ungleichgewicht in Bildung, gesellschaftlicher Stellung spüren.


    Wenn ich jetzt diese Eltern zum Kontaktabruch bringe, passiert folgendes: Das Kind merkt sehr schnell, dass Elternhaus und Schule nicht mehr miteinander kommunizieren und wird dies auf seine Weise für sich "nutzen". Anstatt Anweisungen zu befolgen, dem Unterricht zumindest still beteiligt zu folgen, sind seine ganzen Kanäle nur darauf ausgerichtet, etwas so aufzunehmen, dass es das zu Hause (mit entsprechenden Ausschmückungen) berichten kann. Die Eltern sitzen nämlich dort und warten schon mit der ausgesprochenen oder unausgesprochenen Frage: "Na, was hat Frau A. sich heute wieder erlaubt?" Diese Frage muss natürlich beantwortet werden, aber sicher nicht mit der Aussage: "Ich habe heute viel gelernt." Das wäre nun von einem 8-Klässler auch wirklich zuzviel verlangt.


    Letztendlich würde der Schüler nicht das lernen, was ihm sonst zu lernen möglich wäre. Das wiederum wäre für mich nur schwer erträglich.


    Also verhalte ich mich möglichst professionell, zugewandt und freundlich.


    Wenn allerdings Eltern mich anschreien, oder das Gespräch aus anderen Gründen unerträglich wir, würde ich es auch abbrechen, bzw. die Schulleitung hinzubitten.


    Keinesfalls würde es mir aber persönliche Genugtuung bereiten, auf Eltern herabzusehen und sie meine Überlegenheit sprüen zu lassen - das fände ich schon ziemlich arm.

  • Mal wieder gute Gedanken, geehrter Silicium !
    Ich denke, das Problem, dass sich etliche Eltern wie o.g. so verhalten, liegt darin, dass man die Eltern in den letzten Jahren wie die Schüler, wie Du richtig erkannt hast, zu sehr auf Augenhöhe zu den Lehrern gebracht hat. Sonst würden sie sich ja nicht so kackfrech und dreist verhalten.


    Dem in letzter Zeit immer häufiger grassierenden Wir-müssen-die-Eltern-ins-Boot-nehmen-Geschwafel stehe ich mittlerweile immer kritischer gegenüber, weil der Appell so nicht stimmt. Wir sitzen (!) bereits alle (!) im Boot, was den Eltern auch voll bewusst ist. Nur ist manchen Eltern die Rollenverteilung auf dem Boot nicht so richtig klar. Sie denken, dass wir (!) die Rolle der immer verfügbaren Galeerensträflinge einnehmen sollen, während sie als Kapitäne die Richtung bestimmen.


    Nur mal so zum Vergleich : Würde z.B ein Finanzbeamter einen Mit-ins-Boot-holen-Gedanke entwickeln, wenn er säumige Steuerzahler an ihre Zahlungspflicht erinnern muss ?


    Zitat kleiner gruener frosch :

    Zitat

    Wenn sich aufgrund unprofessionellen Verhaltens der Eltern und des
    Lehrers Differenzen aufbauen, klappt diese Zusammenarbeit nicht.

    Welche Zusammenarbeit, wenn sie von Elternseite doch nicht so realisiert wird, wie wir Lehrer sie im Sinne des Kindes wünschen ? Zusammenarbeit muss immer von beiden Seiten erfolgen. Und ich kenne keinen einzigen Kollegen, der nicht auf Möglichkeiten der Zusammenarbeit hinweist. Aber ich kenne genügend Eltern, die trotz der Hinweise die Vereinbarungen bezüglich der Zusammenarbeit nicht erfüllen (wollen). Daher finde ich einige Verhaltens-Attitüden, wie Silicium sie geäußert hat, nicht unangebracht.
    Sie müssen halt zur Situation und vom Timing her passen. So lange sie signalisieren, dass wir uns nicht zum Kaspar der Eltern machen wollen, kann ich nichts Verwerfliches an ihnen finden.


    Und ich kenne auch keinen einzigen Kollegen, der ein Kind im Unterricht benachteiligt, weil die Eltern nicht mit der Schule/Lehrer zusammenarbeiten. Die Eltern haben verdammt noch mal im Rahmen ihrer Erziehungspflicht ihren (!) Teil der Zusammenarbeit zu erfüllen ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    2 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

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