Was mich dabei allerdins stört bzw. nervt ist, dass (zumindest in meinem Umfeld, Kollegen ausgenommen) 90% der Überzeugung sind, Lehrer seien faul, überbezahlt und haben in den Ferien komplett frei.
Glaub mir, anders herum ist es auch nicht so angenehm. Mir glaubt man durchaus, dass der Lehrerberuf sehr anstrengend und zeitraubend ist.
Es verhält sich etwa so:
Wohlsituierte Leute mit guten Berufen aus meinem Umfeld (Vater Bänker, Onkel Mediziner, diverse andere) denken schlecht vom Lehrerberuf, weil sie nicht verstehen, wie man für so viel Arbeitszeit, so hohe benötigte Qualifikation und so viel psychischen Stress so wenig Geld verdienen kann.
Jüngere Sportkollegen, teilweise mit "einfachen" Berufen ohne große Qualifikation, neiden das Gehalt bislang eher nicht und wissen durchaus, dass man als Lehrer auch zeitlich viel arbeitet. Diese versetzen einem dann einen Dämpfer mit Aussagen über die Arbeitsbedingungen wie z.B. sinngemäß: "Nee, Silicium, das würd ich nicht machen wollen heutzutage. Immer der Lärm und der fehlende Respekt der Jugend heute. Und dann die Eltern! Da biste doch nervlich bald nen Wrack. Nene, da bin ich froh, dass ich mit erwachsenen Kunden zutun habe, die sind auch mal nervig, aber wenn ich die berate, dann sind das eins zu eins Gespräche in ruhiger Atmosphäre bei einem Kaffee. Auch verhalten die sich eben anders als pubertierende Blagen. Ausserdem will ich auch mal Feierabend haben!"
Ich kenne nur genau eine Nichtlehrerin, die den Lehrerberuf von aussen betrachtet richtiggehend toll findet. Sie hätte das auch gerne studiert, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte. Ich glaube bei ihr allerdings, dass sie den Beruf ein wenig verklärt sieht, da sie recht naiv ist.
Ich selber hätte bei Studienbeginn auch nicht gedacht, dass so viel Arbeit für so wenig Stundenlohn auf einen zukommt und war da also recht naiv.
a) die Wahrnehmung der allgemeinen Bevölkerung dieser Arbeit ändern möchten und ihren Job endlich als richtige Arbeit anerkannt haben möchten
b) sich mal Luft machen möchten (fühlen sich Nicht-Lehrer wegen irgend etwas belastet, reden sie ja auch darüber)
c) solch einen Freizeit-Mangel haben, sodass es nicht mehr viele andere Themen gibt, über die sie sich unterhalten können.
Ich glaube, dass Du das das sehr gut analysiert hast und glaube, dass alle drei Punkte ins Schwarze treffen!
Richtige Hobbies haben Lehrer oftmals auch irgendwie nicht. Wie auch, wenn man am WE noch vorbereiten muss. Das Kollegium, das ich besichtigt habe, hat für meinen Eindruck auch überdurchschnittlich viele sehr dicke Menschen und frühzeitig gealterte Menschen ("verlebt aussehend, Augenringe, Haut usw.") enthalten. Zumindest, wenn ich das mit meinen Bosch Kollegen vergleiche. Vielleicht der Streß der Lehrer? Zu wenig Zeit, sich um den Körper zu kümmern, Sport zu treiben?
Man wird Nicht-Lehrer jedoch wohl nie von der Wahrheit überzeugen können
Die Frage ist, ob man das wirklich überhaupt möchte. Ich finde es manchmal angenehmer, wenn Leute einen fälschlicherweise beneiden, weil sie falsche Vorstellungen haben (Halbtagsjob etc.), als wenn sie Mitleid haben, weil sie sehen wie die Bedingungen wirklich sind und wie klein das Gehalt in Wirklichkeit ist, wenn man das mal auf Arbeitsstunden umrechnet. (Und Burnoutquote erreicht im Lehrerberuf ja nicht zufällig Spitzenwerte, weil die Arbeitsbedingungen sonst so gechilled sind)
Der Lehrerberuf wird imho auch in naher Zukunft ein schlechtes Image haben. Die Leute, die fälschlicherweise denken, es sei ein Halbtagsjob denken schlecht über den Beruf, weil man faul und überbezahlt sei. Diejenigen, die den Beruf mit seinem Arbeitsaufwand realistisch sehen denken schlecht über den Job, wegen des schlechten Stundenlohns und der schlechten Arbeitsbedingungen.
Am schlimmsten finde ich persönlich fast, wie richtige Absolventen der studierten Fächer (Diplom-Chemiker usw.) über Lehrer denken. Das Image, dass Lehrer fachlich nur ganz kleine Brötchen backen macht mir persönlich noch ärger zu schaffen.
Fachsimpel mal mit richtigen (reinen) Studenten Deiner Fächer. Sobald Du recht hast etc. werden verletzende Ausflüchte gesucht: "Naja, wenn man nur Lehramt studiert, dann würde man das natürlich nach dem Modell beschreiben. Das ist uns ein wenig zu simpel."
Wenn man dann nachfragt, was die genau meinen merkt man, dass das nur Ausflüchte sind. "Naja, dazu müsstest Du noch Seminar X und Y besuchen, das kann man einem Lehrämtler so auf die Schnelle nicht beibringen".
Oder: Leute aus der Praxis!
"Naja, wir benutzen natürlich ganz andere Methoden zur Synthese. Das kann man als Lehrer natürlich nicht wissen, da man nur Grundlagen lernt. Die XY Synthese wird heute so gar nicht mehr durchgeführt"
Oder Aussagen veines Professors auf einer Betriebsbesichtung für Lehrämtler und "richtige Chemiestudenten", bei dem eine Synthese erklärt werden sollte durch einen angestellten Chemiker dort:
"Machen Sie es aber bitte nicht so kompliziert, 3/4 der Leute hier studieren auf Lehramt"
Großes Gelächter von 1/4 der Leute.
Ich würde sogar sagen, dass die meisten schon irgendwie 'Lehrerhasser' sind.
Das ist interessant, ausgesprochene Lehrerhasser im Sinne von Neider kenne ich in meinem Umfeld nicht. Wie verschieden das Umfeld doch sien kann. Bei mir sinds gesagt eher Lehrer Belächler oder Bemitleider. Wobei das ja auch irgendwie Lehrerhasser sein können. Das ist auf jeden Fall auch nicht besser, glaubs mir!