Gelten "normale" Arbeitnehmerrechte für Lehrkräfte nicht?

  • Und von wegen Komfort: Unser Skilager findet im 4*-Wintersportressort mit hoteleigenem Spa (nur für die Lehrer) statt, da kann man nicht meckern.

    Wenn das Standard ist, dann hat sich in der Tat ein wenig etwas getan. Ist dem denn so?


    Ich hab zig berufliche Aufenthalte in den ach so tollen Seminarhotels, von denen du so schwärmst, hinter mir; glaub mir, nach dem dritten Mal geht dir das alles einfach nur furchtbar auf den Geist, v.a. wenn du Familie hast.

    In welchem Beruf hattest Du diese Aufenthalte? Was hattest Du, bevor Du Lehrer wurdest, studiert und hast dann als Akademiker in welcher Position in der Wirtschaft gearbeitet?
    Natürlich geht es einem auf den Geist, wenn man mehrfach die Familie nicht sehen kann, weil man irgendwo hin muss. Das muss ein Lehrer doch auch (Stichwort Klassenfahrt).
    Dass man durch die Gegend geschickt wird ist in der Wirtschaft genauso beschissen wie beim Lehrerberuf, bei ersterem ist halt zumindest nicht 24 Stunden Aufsichtspflicht und Jugendherbergsunterbringung.


    In Summe: Du hast völlig fantastisch idealisierte Vorstellungen von der "freien" Wirtschaft, aber - nach wie vor - keine Ahnung vom Lehrerdasein.

    Erzählt mein Vater wohl idealisierte Lügenmärchen von seinen Geschäftswochenenden? Glaub mir, da ist auch nicht alles Gold was glänzt, ich höre mir da auch genug Dinge an, die nicht so optimal sind. Aber wenn er sich beschwert, dass das Essen im Restaurant nicht so toll war, ist es schon noch ein Unterschied zum Lehrer nicht wahr?


    Was stimmt denn von meinen Vorstellungen vom Lehrerdasein nicht? Bekommt man doch einen Dienstwagen? Bekommt man doch ein Geschäftsessen mit den Eltern von der Schule bezahlt? Anstatt pauschal zu sagen, ich würde das Lehrerdasein völlig falsch einschätzen, sag doch bitte konkret was tatsächlich anders ist. Ich nenne doch auch konkrete Dinge anhand von Beispielen.
    Und ja, Du hast das Beispiel mit Eurem Skilager gebracht. Dass das nun Standard ist und man nun nicht mehr in Jugendherbergen unterkommt wusste ich tatsächlich nicht. Das ist eine sinnvolle Info!


    er hat keinerlei Ahnung. Von nichts offenbar.

    Ich bin mal so frei diesen Beitrag zu melden. Was hat das in einer Diskussion zu suchen? Ich würde die Moderatoren bitten das rausznehmen. Würde ich so persönlich werden, bekäme ich wieder zig Drohungen per PM aus dem Forum geworfen zu werden. Vielen Dank.

  • Sicherlich gehört ein Dienstwagen und ein Geschäftsessen nicht zu den Privilegien eines Lehrers, aber wie viel % der Arbeitnehmer (auch in der freien Wirtschaft) genießen diesen Luxus? Sicherlich nicht alle.
    Ich bin gerne Lehrerin. Ich möchte nicht in der freien Wirtschaft arbeiten. Wenn du alles am Lehrerjob kritisierst, dann arbeite doch in der freien Wirtschaft, wo alles doch so toll ist.

  • In welchem Beruf hattest Du diese Aufenthalte?


    Als Funktionär eines großen Verbandes (hat nichts mit dem Lehrerdasein zu tun) und als Fortbildungsreferent. Das sind immer die gleichen Hotels, zentral gelegen, 4*+, Schlipsträger und McKinseys ohne Ende, Essen vom fantastischen Buffet, blablabla. Bei den ersten Malen ist man beeindruckt, ab dem dritten, vierten Mal bloß froh, wenn man wieder im Zug nach Hause sitzt.


    Ein Lehrer ist doch kaum unterwegs, wenn's eine Woche im Jahr ist, ist es viel. In der Regel ist er am frühen Nachmittag daheim und kann sich seine Zeit völlig frei einteilen. Gejammer ist einfach nur fehl am Platz.

  • Wenn du alles am Lehrerjob kritisierst, dann arbeite doch in der freien Wirtschaft, wo alles doch so toll ist.

    Erstens kann man als junger Abiturient noch nicht abschätzen, was später im Beruf der jeweiligen Studiengänge auf einen zukommt. Und ja, könnte ich meine Scheine für einen Physik oder Chemie Master anerkennen lassen, würde ich ernsthaft darüber nachdenken. Leider müsste man alle Praktika wiederholen und das sind nun einmal extrem viele.
    Zweitens halte ich es für kein valides Argument, dass man, wenn man sich für einen Beruf entscheidet, nicht über die Nachteile des Berufs diskutieren darf / sollte.
    Sagst Du auch zu jedem Altenpfleger, der sich beschwert, wie die Arbeitsbedingungen sind: Tja, Du hast Dich doch für den Beruf entschieden, warum meckerst Du? Such Dir doch was anderes, wenn Du was zu kritisieren hast.
    Demnach könnte man ja keine Missstände offenlegen. Denn jeder hat sich für seinen Beruf entschieden und auch Frauen wussten vorher, dass sie in manchen Berufen vermutlich schlechter bezahlt werden, als Männer. Trotzdem hört man ständig, dass das doch ein Missstand wäre, obwohl sie ja nun auch andere Berufe hätten ergreifen können.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist aber auch ein Unterschied, ob man auf Geschäftsreise oder auf Klassenfahrt ist. Diese Geschäftsreisen sind vielleicht eher noch mit Fortbildungen zu vergleichen. Und auf verschiedenen Fortbildungen für angehende / neue Schulleiter sind wir äußerst gut behandelt und verpflegt worden. Hotelzimmer, zweimal täglich warmes Essen, Weinprobe, etc. Klasenfahrt ist eben Klassenfahrt und findet in der Grundschule alle 4 Jahre mal statt. Und die Jugendherbergen sind auch nicht mehr so wie vor 30 Jahren. Das Essen ist gut, die Zimmer meist auch. Mal abgesehen davon, ist es so was von unrelevant, ob ich alle paar Jahre mal Hagebuttentee trinken muss...

  • Zitat Melosine :

    Zitat

    Mal abgesehen davon, ist es so was von unrelevant, ob ich alle paar Jahre mal Hagebuttentee trinken muss...

    Für mich nicht ! Aber man kann den Hagebuttentee zumindest heimlich mit ein paar Schuss Cognac veredeln. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Interessante Diskussion, die sich hier aufgetan hat - leider drängt sich doch bei vielen Postings immer wieder das Gefühl auf, dass die Leute über Dinge sprechen, die sie irgendwo GEHÖRT haben und eher nicht selber erfahren haben ;( .


    Vielleicht hättet Ihr gerne eine Meinung von jemandem, der BEIDE Seiten kennt, die "freie" Wirtschaft und die Schule.


    Ich habe nach meinem Studium 4 Jahre lang in der freien Wirtschaft gearbeitet (26 - 30 Jahre alt) und bin dann durch Babypause nach und nach in den Lehrerberuf gewechselt und habe das mit OBAS abgeschlossen (sehr junger OBAS-Teilnehmer bzw. Absolvent) und bin nun ebenfalls verbeamteter Sek 1/2 Lehrer und noch nie so glücklich gewesen, mit dem, was ich tue.


    Man kann nicht alles immer so schwarz-weiss malen, wie das einige Kandidaten hier machen. Freie Wirtschaft bzw. Schule/Verbeamtung haben jeweils ihre Vor+Nachteile - das sind eben die berühmten zwei Seiten der Medaille. Oder? Man muss einfach entscheiden, was einem wichtiger ist.


    Auch ich hatte einen schönen Dienstwagen, Firmenhandy auch zur privaten Nutzung, leckere Geschäftsessen, tolle Parties und Empfänge, Messen, viele Dienstreisen an durchaus nette Orte usw. Nett, aber mir ging das nach 3 Jahren ziemlich auf die Nerven. Ich wollte gar nicht immer im Flugzeug sitzen, nicht andauernd von zuhause weg sein, nicht schon wieder in einem Hotel hocken, nicht schon wieder an irgendeiner Bar sitzen und Cocktails schlürfen. Andere finden das vielleicht gut! Ist doch prima!


    Aber, man darf eben auch nicht vergessen, dass als Gegenleistung auch einiges erwartet wird. Der Druck ist hoch und man bekommt suggeriert, dass man durchaus austauschbar ist, wenn es nicht läuft. Da muss man dann schon ganz schön erfinderisch sein, um immer allem zu genügen. Die ein oder andere schlaflose Nacht hatte ich sicher. Zudem wird wirklich mit harten Bandagen gekämpft - es ist nicht alles Gold, was glänzt. Überstunden waren im übrigen mit meinem Gehalt abgegolten, Weihnachtsgeld zahlen ja nun wirklich kaum noch Unternehmen, und immer weniger.
    Insofern sollte man einige der hier getroffenen Aussagen doch einfach mal relativieren.


    Wenn man Schule wählt, dann weiss man doch auch, worauf man sich einlässt. Man hat mit vielen Vorurteilen gegenüber Lehrern zu kämpfen, man weiss, dass man nachmittags oder abends noch zu tun hat, man kann aber dafür mittags oder nachmittags nach Hause gehen und eben noch Zeit mit seinen Kindern verbringen, man verdient sehr ordentlich, aber keine Massen, man hat Spitzenlastzeiten (Vor Zeugnissen, Abitur) aber auch 6 Wochen Sommerferien, man muss die täglichen Unzulänglichkeiten im System Schule hinnehmen, bekommt aber dafür von seinen Schülern so viel zurück - mir geht es zumindest so. Die Arbeit mit den Schülern gibt mir viel und verleiht mir das Gefühl, etwas sinnvolles zu tun. Man fährt in Jugendherbergen und übernachtet in einfachen Skihütten und trinkt Hagebuttentee anstatt Champagner, richtig, aber, wenn man das nicht will, dann sollte man doch bitte auch kein Lehrer werden, sondern einen anderen Weg wählen. Jeder von uns ist zur Schule gegangen und hat eine Idee, wie das Leben/Berufsleben von Lehrern aussieht.


    Und wenn man dann, bevor man überhaupt irgendwo richtig in das System Schule einsteigt, hier schon immer weiter rummosert, na dann kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch, das gibt nix! Unzufriedenheit vorprogrammiert, die armen Kinder!


    Viele Grüsse

  • Der beitrag von illibu beschreibt genau den Unterschied zwischen meinem Lehrerdasein und dem Dasein meines Bruders in der "freien Wirtschaft".


    Ja mein Bruder hat einen Dienstwagen, ein Diensthandy (alles darf auch privat genutzt werden), deutlich mehr Geld als ich. Viele dienstreisen, neulich auch in die DomRep. Aber er hat auch enorm Druck. Seine Frau ist mit den Kindern viel allein in dem große Eigenheim. Wenn mein Bruder die Arbeit nicht mehr "bringen wird", wird er eben ersetzt. Ist bei Kollegen schon passiert. Auch gesundheitlich hat er schon etwas mitgemacht.


    Mit meinem Bruder möchte ich nicht tauschen. Er selbst sagt, dass er zufrieden ist und den Job gern macht. Aber er steht unter Erfolgsdruck.


    Es gibt in jedem Beruf Vor- und Nachteile.


    Das muss doch jeder letztendlich selbst entscheiden.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ich bezweifel, dass ein Lehrer regelmäßig 50 Stunden pro Woche arbeitet. Welchen Lehrer hast da gefragt? Ich habe noch keinen getroffen.

    Ich selbst bin von den mehr als 50 Stunden betroffen. Meine Kollegen finden das ziemlich normal am Anfang, berichten davon, dass das etwa 7-10 Jahre so bleibe und dann abnimmt. Andere sagen, dass der Anspruch an sich selbst irgendwann abnehme und man dadurch weniger für den Unterricht leistet.
    Ich bin mir der Annehmlichkeiten meines Berufes durchaus bewusst. Ich möchte meinen Beamtenstatus gerne behalten (derzeit auf Probe) und gehe in der Arbeit mit den Kinder auf und bin in der Schule zufrieden.
    Damit ich auch mit der häuslichen Arbeit irgendwann ins Reine komme, habe ich reduziert. Es sind nur 4 Stunden, aber das entspricht einem Deutschkurs. Meine Lebensqualität steht vor dem Einkommen und das obwohl wir gerade bauen. Dadurch haben wir nun kein Geld mehr für Unternehmungen oder mal Essen gehen oder gar Urlaub, aber ich habe dafür ein paar Stunden in der Woche für ein Leben.


    Als Lehrer hatten wir beide tatsächlich wenig Probleme bei den Banken. Mein Mann arbeitet in der Schule mehr Stunden und zu Hause kaum und dass obwohl auch er Berufsanfänger ist. Es betrifft also nicht alle Lehrer mit den hohen Wochenstunden, aber eben doch einige und ich fühle mich wie ins Gesicht geschlagen, wenn das selbst von Kollegen wie dir so abgestritten wird.

  • Trotzdem ging es doch darum gerade nicht. Das ist wieder so eine typische Reaktion auf Siliciums Beiträge.


    Jeder Beruf hat Licht- und Schattenseiten. Die Frage war, warum Lehrer so viele Dinge hinnehmen und warum z. B. Lärmschutz für Lehrer schlicht "kein Thema" ist. Nicht, warum sie keine Dienstwagen bekommen. Das hatte ich zumindest so verstanden.


    Nun ist man aber z. B. mit der COPSOQ-Umfrage den beruflichen Belastungen von Lehrern (speziell gesundheitlich) auf der Spur. Ob das Folgen haben wird?

  • Treffender Beitrag Joan! Arbeitszeit hat auch mit der Fächerkombination zu tun, was allgemein unter dem Deckel gehalten wird, damit nicht allzu viele Leute darüber nachdenken. An den Vorurteilen könnte ja etwas dran sein...


    Bei mir ist es übrigens nach 7-10 Jahren Vollzeit nicht besser geworden. Da kamen die Stundenerhöhungen, Vorgriffsstunden, Lernstandserhebungen, zentrale Abiturprüfungen, zentrale Prüfungen in der 10, Reformen noch und noch, die besonders die Hauptfächer betrafen, die nur nicht so genannt werden durften. Die mündlichen Prüfungen anstelle einer Klassenarbeit, die man am liebsten auf den unterrichtsfreien Nachmittag oder auf einen Samstag legen würde, sind die nächsten Säue, die durchs Dorf getrieben werden.


    Und zuletzt: Hat man in anderen Berufen oder bei anderen Fächerkombinationen schon jemals davon gehört, dass ein Anfänger wegen mieser Lebensqualität reduzieren muss?

  • Und zuletzt: Hat man in anderen Berufen oder bei anderen Fächerkombinationen schon jemals davon gehört, dass ein Anfänger wegen mieser Lebensqualität reduzieren muss?

    Dass Leute reduzieren, weil es sonst nicht schaffbar ist, habe ich auch schon von von Bio / Chemie Kollegen gehört an der Schule, wo ich war. Das betrifft also nicht nur Sprachen, sondern auch aufwändig vorzubereitende und korrekturintensive Naturwissenschaften.
    Am wenigsten geklagt über Vorbereitungsaufwand haben z.B. Leute mit Mathe (und Latein), scheint sich gut mit dem Buch arbeiten zu lassen und einfach Übungen machen zu lassen, wenn die Zeit drückt. (Keine negative Wertung, ihr wisst selber, dass ich Mathe affin bin)
    Auch meine Physik / Mathe Studienkollegen haben gesagt, ihnen fiel die Vorbereitung in Physik deutlich schwieriger (zeitaufwändiger) als Mathe. Aber das ist ein anderes Thema und hat mit den experimentellen Naturwissenschaften zutun.


    Aber Du hast recht, dass es im Lehrerberuf ziemlich einmalig ist, dass man als Anfänger oftmals reduziert, weil das Pensum so hoch ist.
    Uns wurde im Seminar sogar gesagt, man könne nach dem Ref erstmal mit einer 3/4 Stelle anfangen, damit man das schafft und gut reinkommt. Man überlege sich mal, man hat direkt nach dem Studium das Referendariat, wo man schon nicht wirklich bezahlt wird und dann nach der "Ausbildung" sprich Einarbeitungsphase in den Beruf, soll man dann immer noch nicht voll arbeiten können?
    Klar, es ist keine Pflicht zu reduzieren, aber es sagt schon viel aus über Rahmenbedingungen, wenn das sogar vom Seminar so vorgeschlagen wird.
    Werde ich später natürlich nicht machen, da lasse ich lieber den Unterricht leiden oder bemühe Doc Holiday um mein volles Deputat zu stemmen.
    Ist auch absolut rechtens, denn es muss von den Rahmenbedingungen möglich sein, dass ein durchschnittlicher Anfänger ein volles Deputat nach Abschluss des Referendariats bewältigen kann. Wenn das nicht geht, dann muss das System sich ändern und nicht der Arbeitnehmer seinen Lohn verschenken. In keinem anderen Beruf ist man gezwungen nach 1,5 Jahren Ausbildung danach auch noch erstmal Teilzeit zu gehen, weil es sonst nicht schaffbar ist.

  • @ Joan: jede Woche arbeitest du 50 stunden? Ganze ehrlich: es fällt mir schwer, das zu glauben.


    @ Silicium: ich würde mir an deiner Stelle tatsächlich überlegen in einen anderen Job zu gehen. Du hast anscheinend recht gefragte Fächer.


    Aber bitte bitte tut mir einen Gefällen. Hört mit euren Pauschalaussagen auf. Für mich ist z.b. Der Lehrerberuf der idealste Job den es gibt, denn ich schaffe es problemlos Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen.

  • Sicherlich gehört ein Dienstwagen und ein Geschäftsessen nicht zu den Privilegien eines Lehrers, aber wie viel % der Arbeitnehmer (auch in der freien Wirtschaft) genießen diesen Luxus? Sicherlich nicht alle.

    Kann ich nur bestätigen. Mein Mann ist Maschinenbauingenieur und in unserem Freundeskreis sind einige Ingenieure. Alle haben sehr gute Jobs und arbeiten in einem Großunternehmen. Diese ganzen Vornehmlichkeiten, wie sie Mikael in seinem Anfangsthread vorstellt, das gibt es vielleicht bei irgendwelchen Vorständen. Mein Mann arbeitet hart, Luxusessen oder sonstige Vorzüge gibt es keine. Geschäftsessen klar, wenn Kunden da sind. Aber dann ist es auch die Pflicht meines Mannes diese Kunden abends auszuführen und zu bespaßen. Da ist es wohl das mindeste, dass man das Essen nicht noch selber bezahlen muss. Ins 5-Sterne-Restaurant geht es bei diesen Essen mit Sicherheit nicht. Auch einen Dienstwagen gibt es nicht. Mein Mann ist oft auf Reisen, auch hier gibt es absolut keine Extras. Im Gegenteil. Er bekommt z.B. eine Essenspauschale, die mehr schlecht als recht reicht. Wenn es nicht reicht, muss er aus eigener Tasche draufzahlen. Firmenhandy hat er, weil er es berufsbedingt natürlich braucht. Dafür ist er aber auch ständig erreichbar und wird auch im Urlaub von Kunden angerufen. Er kommt mit seinem Job in die entlegendsten Gebiete und muss mit den Unterkünften Vorlieb nehmen, da sind deutsche Jugendherbergen die reinsten Luxushütten. In einem hochpreisigen Hotel war er noch nie. Und das Unternehmen, für das er arbeitet, ist keine kleine Klitsche, sondern ein großer Zulieferer für die Autoindustrie mit Umsätzen im zweistelligen Milliardenbereich!
    Es ist alles andere als ein Zuckerschlecken oder leicht verdientes Geld. Er muss Leistung bringen und Ergebnisse abliefern. JEden Tag. Da nimmt einen niemand in den Arm und tröstet einen, wenn etwas schief gegangen ist. Tauschen wollte ich da sicher nicht!
    Verglichen mit den Anforderungen und dem psychischen Druck, dem sich mein Mann stellen muss, ist für mich Schule die Insel der Glückseligkeit! Meine sowieso, weil wir eine patente Schulleiterin und ein tolles Kollegium haben.


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Diese ganzen Vornehmlichkeiten, wie sie Mikael in seinem Anfangsthread vorstellt, das gibt es vielleicht bei irgendwelchen Vorständen.

    Vorstand ist ein bisschen sehr hoch gegriffen. Du möchtest gar nicht wissen, was der Vorstand in dem Großunternehmen Deines Mannes für Vorzüge genießt.
    Ich kann Dir versichern, dass es die von Mikael geschilderten Vozüge oft (anscheinend aber wohl nicht immer) durchaus auch unter der Vorstandsebene gibt.

    Geschäftsessen klar, wenn Kunden da sind. Aber dann ist es auch die Pflicht meines Mannes diese Kunden abends auszuführen und zu bespaßen. Da ist es wohl das mindeste, dass man das Essen nicht noch selber bezahlen muss.

    Inwiefern unterscheidet sich das von einem Elternabend, an dem man die "Kunden" über die Planung der "Projekte" des kommenden Jahres unterrichtet?
    Wo ist da mein bezahltes Restaurantessen?

    Er kommt mit seinem Job in die entlegendsten Gebiete und muss mit den Unterkünften Vorlieb nehmen, da sind deutsche Jugendherbergen die reinsten Luxushütten. In einem hochpreisigen Hotel war er noch nie. Und das Unternehmen, für das er arbeitet, ist keine kleine Klitsche, sondern ein großer Zulieferer für die Autoindustrie mit Umsätzen im zweistelligen Milliardenbereich!

    Ich gebe zu, wenn das stimmt, dann sind das wirklich bescheidene Bedingungen für ein Großunternehmen. Studierte Außendienstmitarbeiter in Unterkünfte zu schicken gegen die Jugendherbergen der reinste Luxus sind, ist wirklich happig.
    Ich mag es Dir aber wirklich glauben, von Ingenieuren (besonders wenn sie nur an einer FH studiert haben) hört man zum Teil auch wirklich ziemlich schlimme, abenteuerliche Geschichten. Maschinenbauingenieur wundert mich aber wirklich, bei einem Bauingenieur würde ich das eher nachvollziehen können, weil ich da Ähnliches gehört habe.
    Nun gut, ich wäre ja dann auch Physiker bzw. Chemiker und nicht Ingenieur.


    Es ist alles andere als ein Zuckerschlecken oder leicht verdientes Geld.

    Das kann man über den Lehrerberuf allerdings auch nicht sagen, falls Du das (weiß ich nicht) wolltest.


    Er muss Leistung bringen und Ergebnisse abliefern. JEden Tag. Da nimmt einen niemand in den Arm und tröstet einen, wenn etwas schief gegangen ist.

    Achso, dafür bekommt man wohl im Lehrerberuf einen professionellen Tröster von Berufswegen an die Seite gestellt so, dass in diesem Beruf nicht das soziale Umfeld zum Auffangen der Sorgen herhalten muss? Praktisch, macht das dann der Schulpsychologe? :D


    Verglichen mit den Anforderungen und dem psychischen Druck, dem sich mein Mann stellen muss, ist für mich Schule die Insel der Glückseligkeit! Meine sowieso, weil wir eine patente Schulleiterin und ein tolles Kollegium haben.

    Das freut mich für Dich. Es gibt aber auch viele, denen es genau anders herum geht: Leute, die aus der Schule in die Wirtschaft (oder Schulbehörde) wechseln wollen, weil sie dem schulischen Druck nicht mehr gewachsen sind. Ich denke, dass ist auch ein bisschen typabhängig. Wenn ich z.B. aus meinem Bekanntenkreis die Berufseinsteiger in der Wirtschaft mit den Referendaren vergleichen, so ist zweitere Gruppe viel deutlicher die, die auf dem Zahnfleisch kriecht und unter ständigem Druck lebt.
    Kann sein, dass es später anders wird, wenn die erstmal durch sind, though.
    Die Behauptung die Wirtschaft sei entspannter ist so ja auch noch nicht gefallen.

    • Offizieller Beitrag

    Mara, so siehts aus! Kann ich voll und ganz bestätigen, denn bei meinem Mann und einigen Freunden ist es auch so. Ich bin dann oft sehr demütig was meine Jobzufriedenheit angeht. ;)

  • Guter Beitrag, geehrter Silicium !
    Auch diesem (Nr.57) kann ich voll und ganz zustimmen.


    In diesem Forum scheint es mir, dass die hiesigen Mitglieder fast nur mit Bekannten verkehren, die sich nicht gerade in den Gewinnerpositionen der Freien Wirtschaft befinden.
    Dass es auch dort Geknechtete gibt, die für ihr (weniges) Geld ordentlich plackern müssen und sich oftmals auf einem Schleudersitz befinden, ist auch keine neue Erkenntnis.


    mara77 glaube ich insofern, da es bei den Ingenieueren seit Jahrzehnten eine eigene Sozialgeschichte gibt. Mal waren sie in den Betrieben gesucht und hochwillkommen, dann gab es Zeiten, wo man mit Ingenieuren die Straßen pflastern konnte (Dementsprechend wurden sie schlecht bezahlt und behandelt), dann wurden sie wieder mehr gesucht, aber doch nur wie normale Facharbeiter entlohnt...So wie ich es von Freunden mitkriege, werden die Ingenieure seitens der oberen Hierarchien auch eher als spezialisierte Facharbeiter gesehen denn als Akademiker.


    Aber wie ich es im o.g. Beitrag schon erwähnt habe, befinden sich alle (!) meiner ehemaligen Klassenkameraden, die in der Freien Wirtschaft tätig sind, in sehr gehobene und privilegierte Positionen. Dementsprechend hoch ist ihr Lebensstandard. Bei Klassentreffen repräsentiere ich da die eher ärmliche Schicht. Oftmals muss ich mich auf solchen Treffen rechtfertigen, warum ich es nur bis zum Schuldienst geschafft habe.


    Dass ich aus meinem Bekanntenkreis (fast) nur die Gewinner der Freien Wirschaft kenne, mag natürlich auch damit zusammenhängen, dass die Abiturienten früherer Zeiten noch wirklich die Geisteselite in der Gesellschaft dargestellt haben, die dann nach dem Studium überall mit offenen Armen empfangen wurden und hohe Positionen mit sehr guter Bezahlung erklimmen konnten.


    Seit geraumer Zeit ist das ja nicht mehr so. Da die Leistungen ab dieser Zeit so weit herunternivelliert wurden, so dass (fast) jeder Hans und Franz Abitur machen konnte, konnte natürlich längst nicht mehr jeder Abiturient und Uniabsolvent eine große Karriere in der Freien Wirtschaft hinlegen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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