Gelten "normale" Arbeitnehmerrechte für Lehrkräfte nicht?

  • Zitat Silicium :

    Zitat

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr als Nachbar neben Leuten wohnt,
    die als Akademiker Erfolg in der Wirtschaft haben. Diese wohnen meist
    da, wo Lehrer nicht wohnen. Glaubt es mir.

    Ich glaube es nicht nur, ich weiß es, geehrter Silicium ! Ich kenne ehemalige Klassenkameraden, die promoviert haben und in der freien Wirtschaft tätig sind, etliche die ein vielfaches an Kohle nach Hause bringen als ein Schulleiter. Ich weiß natürlich auch, dass sie den ganzen Tag unter Strom stehen (Das tun wir allerdings auch) und sich keine großen Schwächen erlauben dürfen, wenn sie ihre Position halten wollen.


    Auf der anderen Seite motiviert das reichliche Geld und baut mental auf. Das, was man sich leisten kann und dadurch die gesellschaftliche Anerkennung und Respekt bekommt entschädigt für den harten Einsatz.


    Und dann kenne ich noch einige aus der freien Wirtschaft, die gar nicht daran denken bis zum normalen Pensions-/Rentenalter zu arbeiten. Bedingt durch den hohen Verdienst und wenig abgehobenen Lebensstil (Einfaches Einfamilienhäuschen, normales Auto etc.) legen sich einige hübsch was auf die Kante, legen das Geld gewinnbringend an und gehen dann allerspätestens mit Beginn der Fünfziger in den Ruhestand. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich kenne ehemalige Klassenkameraden, die promoviert haben und in der freien Wirtschaft tätig sind, etliche die ein vielfaches an Kohle nach Hause bringen als ein Schulleiter.


    Ich kenne vor allem ehemalige Klassenkameradinnen, die promoviert haben, in der freien Wirtschaft tätig sind und ihren Kinderwunsch seit Jahren vor sich herschieben, weil es "im Job grade nicht passt und man erst noch xyz zu Ende bringen/erreichen" muss. Und dann kenne ich noch ehemalige Klassenkameraden, die sehr erfolgreich in der freien Wirtschaft tätig sind und ihre Kinder jeden Samstag und Sonntag sehen, weil sie morgens aus dem Haus gehen, wenn die Kleinen noch schlafen und abends heimkommen, wenn sie schon wieder im Bett liegen.


    Da lach ich mir doch eins: Meine Frau braucht als Beamtin nicht um ihre Stelle bangen und kann besten Gewissens einige Jahre in Elternzeit gehen; ich komme selbst als stv. Schulleiter um drei nach Hause, wenn ich das will und kann mir jederzeit einen freien Nachmittag einrichten, wenn draußen schönes Wetter ist und wir was mit den Kindern unternehmen wollen - muss man sich halt abends nochmal hinsetzen. Dazu sind Lehrer bei jeder "normalen" Bank als Premiumkunden willkommen; so kann auch das kleine Häuschen finanziert werden und ein Mittelklasse-Familienauto ist auch drin. Worauf bitteschön soll ich neidisch sein?

  • Zitat Scooby :

    Zitat

    so kann auch das kleine Häuschen finanziert werden und ein
    Mittelklasse-Familienauto ist auch drin. Worauf bitteschön soll ich
    neidisch sein?

    Auf die große (!) Villa, auf das Dienspersonal, auf ein richtiges Auto das Spaß macht, auf die Segelyacht, auf die Mitgliedschaft im Golfclub, auf die eigene Finca auf Mallorca, auf rauschende Parties mit hübschen jungen Frauen...Aber die Lehrer sind ja so bescheiden und genügsam. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich muss jetzt hier mal eine Lanze für Mikael brechen.
    Ich habe seinen Text so verstanden, dass es ihm nicht darum geht, einen weiteren Beitrag in der Jammerei-Flut zu leisten, sondern dass er darauf aufmerksam machen möchte, dass es manchmal nur schwer erträglich ist, wie in der Öffentlichkeit mit zweierlei Maß gemessen wird und Rechte, die jeder für sich selbst in Anspruch nimmt, bei Lehrern ganz selbstverständlich in Abrede gestellt werden.

    Danke, genau so habe ich es gemeint.



    Diesem Argument liegt der Irrglaube zu Grunde, dass mit dem Halten des Unterrichts die Arbeit des Lehrers getan ist. Für Bayern hilft ein Blick in die Lehrerdienstordnung weiter: [...] Es handelt sich also - zumindest in Bayern - mitnichten um "Zusatzaufgaben", sondern alle diese Dinge gehören zum Kerngeschäft einer jeden Lehrkraft. Sollte sich vielleicht jeder Lehrer mal in einer ruhigen Minute aufs Klo legen...

    Genau das ist ja das Problem: Der Aufgabenkatalog ist so umfassend definiert, das praktisch alles, was auch nur entfernt mit Schule, Unterricht und Erziehung zu tun hat, davon abgedeckt wird. Arbeitzeitlich erfasst werden diese Zusatzaufgaben überhaupt nicht, da die "Abrechnung" nur über die gehaltenen Unterrichtsstunden stattfindet. D.h. es gibt bei der Arbeit, die eine Lehrkraft tun soll, zwar eine Grenze nach unten (eben die Zahl der Unterrichtsstunden), aber überhaupt keine Grenze nach oben. Wenn dann jemand nach 45, 50 oder sogar mehr Stunden pro Woche seine Arbeit immer noch nicht fertig hat, dann wird die Schuld nicht etwas im System mit seiner völlig schwammigen Definiton, was ein Lehrer zu leisten hat, gesucht, sondern der unterschwellige Vorwurf wird erhoben, dass die entsprechende Lehrkraft einfach nicht effizient genug arbeite. Das führt zu der absurden Situation, dass etliche Lehrkräfte freiwillig auf Teilzeit gehen, also effektiv auf Lohn verzichten, damit sie ihre Arbeit im Rahmen der Arbeitszeit eines "normalen" Vollzeitjobs überhaupt schaffen. Das ist zwar eine schöne Situation für den Dienstherren, die Schüler und deren Eltern, die qualitative Arbeit für einen Dumpinglohn bekommen, ist aber de facto eine Ausbeutung der entsprechenden Lehrkräfte.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Kann ich ja noch ansatzweise nachvollziehen, aber was soll dabei rauskommen außer Neid oder sich benachteiligt fühlen? Zumal diese Akademiker m.E. eher selten sind. Ich kenne Familen, die solche Einkommen haben, u.a. weil wir in Luxemburgnähe leben und dort andere Gehälter gezahlt werden. Trotzdem kenne ich deutlich mehr Leute, die viel arbeiten, täglich Überstunden kloppen, viel weniger Urlaub als ich haben und eben immer mit der latenten Jobunsicherheit leben.


    Ich hab für mich beschlossen, dass es mir mit meinem Gehalt gut geht und ich auch momentan keine Lust auf Schulleitung o.ä. hab, um es aufzustocken. Da muss ich genau so wenig neidisch auf die super gut verdienenden Akademiker schauen wie andere Arbeitnehmer auf unsere Ferien oder unsere Absicherung.

    • Offizieller Beitrag

    Nur kurz, da Baby auf dem Arm: Zumindest die Sache der elterlichen Missgunst (oder wie man es nennen mag) kann ich für die (oder meine) Realschule bestätigen. Kollegium war super, aber von Eltern kam tatsächlich mal was wie "Sind sie etwa SCHON WIEDER schwanger?" Ja geht ja gar nicht, Lehrer mit zwei Kindern *Ironie*

  • Da muss ich genau so wenig neidisch auf die super gut verdienenden Akademiker schauen wie andere Arbeitnehmer auf unsere Ferien oder unsere Absicherung.

    Ich finde, es geht nicht um Neid oder etwas in der Art, sondern darum, dass sich an diesen Punkten ("Schon wieder schwanger?", "So viel Freizeit wie Sie hätte ich auch gerne!" usw.) so etwas wie "Lehrer-Bashing" manifestiert. Nicht jeder, der darauf hinweist, ist gleich ein Jammerlappen. Ich bin auch jemand, der sich von den dauerschimpfenden Kollegen fern hält, aber es muss auch erlaubt sein, auf Missstände hinzuweisen, ohne gleich auch noch von Kollegenseite Neid und Missgunst auf andere unterstellt zu bekommen.
    Es ist einfach Tatsache, dass in anderen Berufen sofort ein Aufheulen käme, wenn bestimmte Dinge, die von uns verlangt werden, an der Tagesordnung wären.
    Spontan fällt mir dazu die Geschichte ein, dass ich mal vor Jahren im Sommer in einem Südseiten-Klassenzimmer mit defekten Rollos unterrichten durfte, in dem bereits vor 08.00 Uhr über 34 Grad warm war, mir die Schüler im Laufe des Tages reihenweise von den Stühlen kippten und ich froh war, dass ich immer nach einer Stunde mit meinen 20 Kilo Gepäck den Raum wieder verlassen durfte, während die Schüler den ganzen Schultag darin verbrachten. Auf meine Beschwerde bei der Schulleitung über diese Arbeitsbedingungen, mit Hinweis auf die Arbeitsstättenverordnung, die auch Raumtemperaturen angibt, bekam ich als Antwort, dass ein Stahlarbeiter am Hochofen ebenfalls hohe Temperaturen auszuhalten habe. (Wohlgemerkt, es ging mir weniger um mich, als eher um die Schüler.) Damals habe ich gelernt, dass es für Arbeitnehmer Arbeitsschutzverordnungen gibt, die für Beamte anscheinend nicht gelten. (Wer mal auf die Idee käme, in Schulen den Lärmpegel -nicht nur in Pausen- zu messen, würde sonst wahrscheinlich auch auf die Idee kommen, uns allen einen Gehörschutz zu verpassen.)


    Aber zurück zum eigentlichen Punkt: Wie gesagt, es geht mir nicht um Neid. Ich würde leiden wie ein Hund, wenn ich meinen Beruf aufgeben müsste. Aber was mich echt nervt, ist die Tatsache, dass mir Hinz und Kunz Dinge unterstellt, die einfach nicht den Tatsachen entsprechen und das öffentliche Bild meines Berufes nicht dem entspricht, was in der Realität der Fall ist. Normalerweise stelle ich dann die Ohren auf Durchzug, mache eine ironische Bemerkung und gut ist, aber in Schwächephasen, wenn ich vollkommen durch bin, nervt es mich eben doch, wenn ich mir nach einer 70-Stunden-Woche anhören muss, was ich doch für einen lockeren Halbtagsjob bei guter Bezahlung habe.
    Besonders tragisch finde ich es dann, wenn ich mitbekomme, wie sich (Ehe-)partner von Kollegen trennen, weil sie der Meinung sind, dass es doch nicht sein kann, dass ein Lehrer so viel arbeiten muss und so wenig Zeit für die Familie hat.


    Und dies liegt am öffentlichen Bild, das von unserem Beruf existiert. Wie kann man das verändern, ohne gleich als Jammerlappen abgestempelt zu werden?
    Ich will jetzt kein neues Fass in der Diskussion aufmachen, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass auch eine nicht unerhebliche Anzahl von Abiturienten unseren Beruf als Studienfach wählt, weil sie dann ja angeblich so viel Freizeit haben und dann im Referendariat bitter auf die Nase fallen.


    Der einzige Weg, aus dieser ganzen Misere herauszukommen, ist doch, dass "man" dafür sorgen müsste, dass das öffentliche Bild unseres Berufes ein realistisches wird.
    Das erreicht man sicherlich nicht durch eine Beteiligung an Diskussionen in Focus-/Spiegel-Online-Foren, aber auch nicht dadurch, dass man Kollegen, die anderweitig auf Missstände aufmerksam machen, gleich der Jammerei und des Neides bezichtigt.
    Sonst ändert sich ja nie etwas.

  • Ich weiß, Silicium bildet sich ein, alle anderen studierten Leute hätten einen Dienstwagen und eine eigene Sekretärin. Das ist halt weit an der Realität vorbei.


    Es gibt Ärzte, die pleite gehen, Selbstständige, die am Existenzminimum nagen und habilitierte Biologen, die arbeitslos sind.


    Und es gibt viele, viele Leute, die zwar besser verdienen als unsereins, aber auch sehr, sehr gestresst sind. Und dann gibt es einen Haufen Leute, die verdienen einfach nur grottenschlecht.


    Was ich bemerkenswert finde, ist, dass Lehrer trotz ihres doch so sicheren Arbeitsplatzes (selbst wenn sie "nur" angestellt sind) doch ziemlich ängstlich sind und ihre zum Teil doch beklagenswerten Arbeitsbedingungen ohne Murren hinnehmen. Ich denke da an die Lärmbelastung, die fehlenden Arbeitsplätze, die Materialien, die man selbst anschafft usw. Andererseits jammern sie viel und ich kann gut verstehen, dass andere dafür nicht empfänglich sind. Wer z. B. einen Laden hat, kann weder auf ein sicheres Einkommen zählen noch einfach mal frei machen. Und da kann ich nachvollziehen, dass man etwas verschnupft reagiert, wenn der Kunde "Schöne Ferien" wünscht, völlig ignorierend, dass mit Sommerferienstart nicht alle gleich den Griffel fallen lassen und in den Süden abrauschen. Wobei ich recht viele Lehrer kenne, die genau das tun.


    Auch den Neid auf die schwangere Lehrerin kann ich durchaus nachvollziehen. In den meisten Berufen ist es richtig schwierig, das alles hinzukriegen. Im Lehrerberuf ist es einfach. Es ist klar, dass man Stunden reduzieren kann, den Job behält man auch, und welcher Job ist derart schulferienkompatibel? Das ist doch beneidenswert! Da wäre ich doch nicht auch noch sauer auf die Eltern, die es nicht so gut haben. Da würde ich fein schweigen oder höchstens sagen: Ja, im Lehrerberuf ist das einfacher als in manch einem anderen, doof eigentlich, dass das heutzutage immer noch so ist.


    Wobei mir dann auch wieder auffällt, wenn ich hier im Forum stöbere, wie groß die Vorbehalte gegen Teilzeitkräfte sind. Das habe ich bisher an meiner Schule nie wahrgenommen.

  • Wobei mir dann auch wieder auffällt, wenn ich hier im Forum stöbere, wie groß die Vorbehalte gegen Teilzeitkräfte sind.

    Ich kann mich diesen Vorbehalten nicht in jeder Hinsicht anschließen, denn gewöhnlich arbeiten die Teilzeitkräfte - im Vergleich mit den Vollzeitkräften - insgesamt gewiss mehr, was ich nicht in Ordnung finde. In Ordnung finde ich aber auch nicht, dass jetzt ständig Teilzeitkräfte die A14-Stellen bekommen, weil sie - anstatt stundenmäßig aufzustocken - Zusatzaufgaben übernehmen, die eben mit diesen Stellen "belohnt" werden.

  • In Ordnung finde ich aber auch nicht, dass jetzt ständig Teilzeitkräfte die A14-Stellen bekommen, weil sie - anstatt stundenmäßig aufzustocken - Zusatzaufgaben übernehmen, die eben mit diesen Stellen "belohnt" werden.


    Hm, ja, das ist in der Tat merkwürdig. Ist mir noch gar nicht aufgefallen, aber ich kenne da auch ein paar Exemplare.

  • Ich muss gerade mal nachfragen: findet ihr wirklich, dass ihr zu wenig verdient? Was setzt ihr denn als entsprechendes Gehalt an?
    ...und... Wollt ihr wirklich eine Villa haben? In meiner Siedlung wohnen übrigens viele Menschen der freien Wirtschaft und viele andere hochdotierte Berufe. Mein Schwiegervater hat in leitendem Posten einer großen Firma gearbeitet und mein Mann hat auch einen Beruf, bei dem ich nicht arbeiten müsste. Diese Menschen arbeiten alle deutlich mehr als ich ( verdienen auch sicher mehr als ich), sind aber auch nicht glücklicher als ich. Eine Villa hat hier niemand.

  • Diese Menschen arbeiten alle deutlich mehr als ich ( verdienen auch sicher mehr als ich), sind aber auch nicht glücklicher als ich.

    Dass Geld allein nicht glücklich macht steht auf einem anderen Blatt. Dazu gehört noch einiges mehr, angefangen von der Wertschätzung, über die Stressbelastung innerhalb Berufs, bis hin zur work life balance. Fraglich ist da allerdings, ob der Lehrerberuf in diesen Kategorien so extrem vorteilhaft ist gegenüber anderen Berufen. Ich bezweifle das sehr und Burnoutquoten, Selbstmordraten und psychosomatische Beschwerden innerhalb der Berufe untermauern diesen Zweifel. Das heißt ja nicht, dass ein Individuum nicht glücklich werden kann, aber ein herausstechendes Charakteristikum des Lehrerberufs ist Zufriedenheit statistisch gesehen einfach nicht.
    Eine Werbung für den Lehrerberuf a la:"Werden Sie Lehrer, wie haben die zufriedensten, entspanntesten und gesündesten Arbeitnehmer" glaubt niemand. Da schon eher damit werben, dass man einen sicheren Job hat, wenn man verbeamtet ist.


    Wenn die Menschen, die Du erwähnst, deutlich mehr arbeiten und deshalb deutlich mehr verdienen ist das für mich durchaus in Ordnung. Dennoch frage ich mich, wie viele wirklich deutlich mehr arbeiten als z.B. ein Gymnasiallehrer mit 50 Wochenstunden?
    Meine Erfahrung aus dem Umfeld ist, dass sich an Arbeitszeit zwischen Wirtschaft und Lehrerdasein nicht wirklich viel tut, das sagen ja auch Studien zur Lehrerarbeitszeit. Beim Gehalt und noch signifikanter, bei den Arbeitsbedigungen (!) hingegen gibt es schon deutliche Unterschiede mit Nachteil bei den Lehrern. (Wir haben das mehrfach durchgekaut, vom Dienstwagen bis xy).


    Auch bezweifle ich, dass ich persönlich im Ref und später in Vollzeit deutlich weniger arbeiten werde (vor allem aufs Gehalt umgelegt) als ein Kommilitone, der vor kurzem bei einer Versicherung angefangen hat, relativ gut verdient und, sagt, dass er am WE und abends abschalten kann und keine Lärmbelastung hat, weil er in einem kleineren Büro mit wenigen Mitarbeitern sitzt.
    So zufrieden wie der mit seiner durchaus anspruchsvollen und manchmal stressigen Einstiegsstelle habe ich noch KEINEN einzigen Referendar gesehen, mit denen ich mich unterhalten habe. Die waren alle ziemlich unzufrieden mit den Bedingungen und fertig mit den Nerven. So viel Frust und Unzufriedenheit kenne ich in meinem Umkreis bei den normalen Berufseinsteigern nicht (von einem Mobbingfall mal abgesehen, aber das hat eher mit den Mitarbeitern als dem Beruf ans sich zutun).


    Es spräche aus meiner Sicht gar nichts dagegen, wenn man als Lehrer zwar weniger verdient, dafür aber weniger Streß und Arbeitszeit hat. Wenn dem denn so wäre. Das ist aber imho nicht der Fall, sondern der Streß und die Arbeitsbelastung ist vergleichbar. Zumindest am Gymnasium, wenn man auch Oberstufe unterrichtet.
    Bei vergleichbarem Streß und Arbeitsbelastung wie in der Wirtschaft hat man eben einfach weniger Geld in der Tasche, man wird auf einer Dienstreise in einer schäbigen Jugendherberge (wohlmöglich noch auf eigene Kosten) untergebracht gegenüber einem schönen Hotel, wo man abends nach den Geschäftsterminen an die Minibar geht, Tanzen, oder einfach auf dem Zimmer Fernsehen anstatt 30 Chaoten zum 10x aufzufordern die Nachtruhe einzuhalten usw. und so fort. Das sind halt alles auch erschwerte Arbeitsbedingungen, die aber anstatt besser bezahlt, sogar noch schlechter bezahlt werden. Warum?

    Eine Villa hat hier niemand.

    Um eine Villa geht es ja auch gar nicht. Es geht nur darum, dass die Arbeitsbedingungen (inkl. Gehalt) hinter Berufen in der Wirtschaft zurückstehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Zitat jole :

    Zitat

    Ich muss gerade mal nachfragen: findet ihr wirklich, dass ihr zu wenig
    verdient? Was setzt ihr denn als entsprechendes Gehalt an?

    Ich würde nicht so herummosern, wenn wir die alten Zustände wieder hätten. Vor etwas längerer Zeit mussten die Realschullehrer (A12) in NRW 24 statt der heutigen 28 Stunden unterrichten. Dann bekamen die Beamten volles Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Heute ist davon nur ein sehr kümmerlicher Rest übriggeblieben, d.h. heute fehlen im Vergleich zu früher ca. 1,5 Monatsgehälter im Jahr. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Es geht auch um so viele kleine Annehmlichkeiten, auf die Lehrer wie selbstverständlich verzichten.
    Wenn ich sehe, dass mein Vater auf Geschäftsreise geht und von der Bank ein tolles Essen im Restaurant mit den Kunden bezahlt bekommt, ist das sicherlich auch Arbeit, so ein Geschäftsessen am Wochenende. Auch mit Sicherheit anstrengend, kein reines Vergnügen, und es gibt weitere Termine da am WE, die Zeit kosten keine Frage. Aber immerhin ist es ein hochklassiges Restaurant und danach gehen die Leute alle auf ihr Hotel und haben den Abend zur freien Verfügung. Da geht manch einer noch weg, schaut sich etwas im Kino an oder verbringt einen entspannten Abend an der Hotelbar oder vor dem Fernseher. Mit einem schönen 3 Gänge Menü und einem schön ausgeklungenen Abend, lässt sich der Streß des Geschäftswochenendtages über Nacht deutlich angenehmer verkraften, das kann man wohl glauben!
    Von der Anreise 1. Klasse im ICE bei schöner Ruhe verglichen mit dem aufgeregten Geschrei und Gegröhle von überdrehten Jugendlichen mal ganz abgesehen.


    Meine Geschäftsreisen als Lehrer werden so aussehen, dass ich mieselig schmeckenden Jugendherbergsfraß vorgesetzt bekomme und nicht mal eben am Abend nach den Geschäftsterminen die fremde Stadt erkunden kann. Stichwort Aufsichtspflicht.
    Für manch einen Lehrer mag es völlig normal sein so viel Verantwortung und Einschränkung eine Woche lang 24h rund um die Uhr zu haben und das alles zum Nulltarif zu bieten. Es wäre imho halt nur angemessen, dass diese widrigen Umstände entsprechend vergütet werden.
    Warum ist ein Akademiker in der Wirtschaft es wert ein Essen im Restaurant bezahlt zu bekommen, eine Unterkunft im Hotel, die Anreise im Dienstwagen mit Klimaanlage, ein Lehrer hingegen nicht?
    Das ist jetzt ein Beispiel, man könnte hunderte aufzählen.

  • Zitat Silicium :

    Zitat

    dass ich mieselig schmeckenden Jugendherbergsfraß vorgesetzt bekomme d

    Ganz furchtbar, kann ich Dir nur sagen ! An den Abendbrot-Klassiker Schwarzbrot mit Hagebuttentee wirst auch Du Dich gewöhnen müssen, geehrter Silicium ! Aber Lehrer sind genügsam. Liegt wohl an den Genen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Warum ist ein Akademiker in der Wirtschaft es wert ein Essen im Restaurant bezahlt zu bekommen, eine Unterkunft im Hotel, die Anreise im Dienstwagen mit Klimaanlage, ein Lehrer hingegen nicht?


    Als Pädagoge müsste ich wohl die Antwort geben: Warum sollte der Lehrer auf der Klassenreise besser behandelt werden als seine Schüler. Schließlich sind doch alle Menschen gleichwertig.


    Aber der eigentliche Grund ist wohl ein anderer: Bildung und Erziehung stellen zuallererst einmal einen Kostenfaktor dar, die "Rendite" ist im Einzelfall absolut ungewiss. Es ist m.E. auch überhaupt nicht klar, wie hoch der durchschnittliche volkswirtschaftlichen Nutzen "gut erzogener und ausgebildeter" Kinder / Jugendlicher in Euro(!) bewertet ist (einige hier werden wohl alleine diese Frage als "pädagogische Ketzerei" betrachten...). In der Wirtschaft ist die Sache viel klarer: "Geschäftsessen und -reisen" finden ja nicht im kontextfreien Raum statt, sondern immer in Beziehung zu einem existierenden oder erwarteten Geschäft, dessen Nutzen (in Euro gerechnet) bekannt ist, oder zumindest geschätzt werden kann: Wenn das "Geschäft" einen (vermuteten) Gewinn (meinetwegen auch "Deckungsbeitrag") von einigen hunderttausend Euro einbringt, dann darf die Geschäftsreise zur Anbahnung / zum Abschluss des Geschäfts auch ein paar tausend Euro kosten. Unternehmen, die zu solchen Rechnungen nicht in der Lage sind, verschwinden irgendwann vom Markt, da sie früher oder später pleite gehen: Entweder am "falschen Ende gespart" (bei nicht stattgefundener Geschäftsreise oder den Kunden durch ein schäbiges Hotel / ein billiges Essen vergrault) oder "zu viel Geld ausgegeben" (Geschäftsreise in Relation zum "Geschäft" zu teuer).


    Kurz: Keiner weiß, was Bildung und Erziehung (in Euro gerechnet) "wert" sind, alle wissen nur, was sie (in Euro gerechnet) "kostet". Und Kosten muss man minimieren. Deshalb schläft die Lehrkraft in der Jugendherberge und der Geschaftsmann / die Geschäftsfrau im Sterne-Hotel.


    Und wer mir nicht glaubt: Ackermann verdiente als Chef der DB ja nicht deshalb Millionen, weil er ein so strahlendes Lächeln hat, sondern weil der Aufsichtsrat vermutete, dass er der Bank ein Vielfaches(!) dieser Summe wieder einbrachte. Und zwar in Euro(!). Das ist der entscheidende Punkt.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Silicium, warum wirst du dann Lehrer. Du bist ja doch noch nichtmal im ref und meckerst jetzt schon ohne Ende. Du musst doch nicht Lehrer werden. Bleib an der Uni und werde Prof... Wobei, viel mehr verdient man da auch nicht.
    Ich bezweifel, dass ein Lehrer regelmäßig 50 Stunden pro Woche arbeitet. Welchen Lehrer hast da gefragt? Ich habe noch keinen getroffen.

  • Wenn ich sehe, dass mein Vater auf Geschäftsreise geht und von der Bank ein tolles Essen im Restaurant mit den Kunden bezahlt bekommt, ist das sicherlich auch Arbeit, so ein Geschäftsessen am Wochenende. Auch mit Sicherheit anstrengend, kein reines Vergnügen, und es gibt weitere Termine da am WE, die Zeit kosten keine Frage. Aber immerhin ist es ein hochklassiges Restaurant und danach gehen die Leute alle auf ihr Hotel und haben den Abend zur freien Verfügung.


    [ ] Du hast Ahnung davon, wie die Abende bei Geschäftsreisen aussehen.


    Und von wegen Komfort: Unser Skilager findet im 4*-Wintersportressort mit hoteleigenem Spa (nur für die Lehrer) statt, da kann man nicht meckern. Die Zimmer in der Lehrerfortbildungsakademie in Dillingen sind guter Hotelstandard (bis auf die fehlende Glotze), das Essen ebenfalls. Ich hab zig berufliche Aufenthalte in den ach so tollen Seminarhotels, von denen du so schwärmst, hinter mir; glaub mir, nach dem dritten Mal geht dir das alles einfach nur furchtbar auf den Geist, v.a. wenn du Familie hast.


    In Summe: Du hast völlig fantastisch idealisierte Vorstellungen von der "freien" Wirtschaft, aber - nach wie vor - keine Ahnung vom Lehrerdasein. Und wenn's dich schon prophylaktisch so ankotzt - auch zum wiederholten Mal -, dann mach doch bitte einfach was anderes.

    • Offizieller Beitrag

    Du hast völlig fantastisch idealisierte Vorstellungen von der "freien" Wirtschaft, aber - nach wie vor - keine Ahnung vom Lehrerdasein.


    Fazit:
    er hat keinerlei Ahnung. Von nichts offenbar.
    Warum postest du dann hier, Silicium?????
    Und warum geht man auf ihn ein??????

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