Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft okay?

  • Hallo,
    ich mache derzeit mein 1. Staatsexamen und im Hinblick auf meinen baldigen Eintritt ins Ref frage ich mich gerade, ob ich meine Mitgliedschaft beim GEW kündigen muss/soll?? Ist vielleicht eine abstruse Frage, aber ich bin mir nicht sicher, ob es irgendwie "gern" gesehen wird, oder ich davon Nachteile erleide.. ?! Hat da jemand Erfahrungen? :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Ich musste gerade ganz schön lachen. Es zeigt wirklich, wie schlimm das System, wenn man Angst wegen sowas haben will.


    Also: ich gehe davon aus, dass du "nur" einfaches Mitglied bist. Woher soll das dein Seminar erfahren? Höchstens ist dein Fachleiter ist GEW-Verbindungslehrer und erfährt es auf den Listen. Oder eben Ansprechspartner der Konkurrenz und sieht nur, dass du nicht auf deren Listen bist. Da aber sehr viele weder noch sind, ist es egal.


    Ich muss zugeben, dass ich mich letztens auch gefragt habe, wie ich es handhaben soll. Ich bin zur Zeit Vertretungslehrerin, laufe mit einer GEW-Tasche seit 2 Jahren rum, an meiner Schule sind wir ganz klar in der Minderheit und ich würde davon ausgehen, dass sehr viele mitgekriegt haben sollten, dass ich eben so bin. Wobei ich dann die "Spuren verwischt" habe, weil ich bei einem Projekt des Philologenverbands mitgemacht habe und jetzt in einer deren Broschüren auftauche :D


    Bei einer "normalen" Mitgliedschaft würde ich die beibehalten, sie kann dir nicht schaden (außer, du wärst der Typ, der um zu schleimen bei den Philologen beitreten würdest...)
    Bei einer aktiven Mitgliedschaft: wenn du eh aktiv bist, wird man das doch irgendwann rausfinden / merken?
    Ich würde aber nicht unbedingt am ersten Tag Flyer verteilen und Beitrittskarten deinen neuen KollegInnen in die Hand drücken ;)


    chili

  • chilipaprika: danke für deine Antwort! Ja, ich kam deswegen drauf, weil ich das von meinem Mann her mitbekomme (arbeitet im Enzelhandel), wie nachteilig so eine Mitgliedschaft doch sein kann.. ich bin einfaches, studentisches Mitglied, aber eigentlich finde ich die Leistungen ganz gut und würde es in Betracht ziehen auch als Referendar (später Lehrer) Mitglied zu bleiben..

    • Offizieller Beitrag

    Aber woher soll das jemand rausbekommen?


    Du wirst als Referendarin wohl kaum auf die Idee kommen, eine Musterklage anzustreben und zu streiken oder? ;)


    Viele ReferendarInnen treten im Ref einer Gewerkschaft / Berufsverband bei, weil sie zum günstigen Tarif eben Vorteile haben (nicht nur Schlüsselversicherung). Einige treten dann nach dem Ref aus, weil die Beiträge ihnen zu hoch sind.


    chili

  • Als Problem könnte sich erweisen, dass ein überzeugtes Philologenverbandsmitglied dich ständig bedrängt und nervt, die Mitgliedschaft in dieser weltverbesserischen linken Bazillentruppe zu beenden und deinen Beitrag künftig an seinen honorigen Verband zu überweisen (warum auch immer) und du ihm an der Kaffeemaschine ständig ausweichen musst - weil's nervt. :D
    Gerade im Ref würde ich NIE auf die Möglichkeit der Rechtsberatung und Unterstützung durch die GEWerkschaft verzichten. Außerdem hast du als GEW-Mitglied durch die Mitgliederzeitungen einen Informationsvorsprung, ebenso durch die kostenfreien Fortbildungen für berufsanfänger.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Gerade im Ref würde ich NIE auf die Möglichkeit der Rechtsberatung und Unterstützung durch die GEWerkschaft verzichten. Außerdem hast du als GEW-Mitglied durch die Mitgliederzeitungen einen Informationsvorsprung, ebenso durch die kostenfreien Fortbildungen für berufsanfänger.

    Eben das ist mein Gedanke :D aber ich muss ja dann erst mal schauen, ob es finanziell machbar ist, als armer Referendar :S

  • Naja, das ist immerhin der obligatorische monatliche Bastelbetrag im Kindergarten meiner Kids :D

  • Hallo,
    ich mache derzeit mein 1. Staatsexamen und im Hinblick auf meinen baldigen Eintritt ins Ref frage ich mich gerade, ob ich meine Mitgliedschaft beim GEW kündigen muss/soll?


    An deiner Stelle würde ich allerdings kündigen und zwar deswegen, weil die GEW deine Interessen als Gymnasiallehrer schlicht nicht vertritt. Die GEW setzt sich ein für Gesamt- und Gemeinschaftsschulsysteme, für eine Schule ohne Leistungsanspruch, ohne Noten, usw. Lies einfach mal deren bildungspolitische Positionierung und überprüfe dann, ob das zum Anspruch der Schulart, für die du dich ja aus irgendeinem Grund entschieden hast, passt.


    Nicht ohne Grund gibt es einen Verband, der sich speziell für die Interessen der Lehrkräfte an Gymnasien einsetzt.

  • Hallo,
    ich mache derzeit mein 1. Staatsexamen und im Hinblick auf meinen baldigen Eintritt ins Ref frage ich mich gerade, ob ich meine Mitgliedschaft beim GEW kündigen muss/soll?? Ist vielleicht eine abstruse Frage, aber ich bin mir nicht sicher, ob es irgendwie "gern" gesehen wird, oder ich davon Nachteile erleide.. ?! Hat da jemand Erfahrungen? :)


    Boah! Mann! Das darf doch wohl nicht wahr sein!!! :cursing:


    Nele

  • zwar deswegen, weil die GEW deine Interessen als Gymnasiallehrer schlicht nicht vertritt. Die GEW setzt sich ein für Gesamt- und Gemeinschaftsschulsysteme, für eine Schule ohne Leistungsanspruch, ohne Noten, usw. Lies einfach mal deren bildungspolitische Positionierung und überprüfe dann, ob das zum Anspruch der Schulart, für die du dich ja aus irgendeinem Grund entschieden hast, passt.


    Nicht ohne Grund gibt es einen Verband, der sich speziell für die Interessen der Lehrkräfte an Gymnasien einsetzt.


    Ach Scooby, mach mal halblang und verbreite hier keine Schauermärchen... vielleicht solltest du mal die Positionen der GEW lesen, bevor du hier so'n Zeugs in die Welt posaunst. Der Philologenverband vertritt die Interessen seiner Mitglieder - und vielleicht nicht mal die so wirklich. Wer Zement ins System gießt, meint vielleicht, dass er was verfestigt. Vielleicht macht er es aber auch so schwer, dass es untergeht :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ach Scooby, mach mal halblang und verbreite hier keine Schauermärchen... vielleicht solltest du mal die Positionen der GEW lesen, bevor du hier so'n Zeugs in die Welt posaunst.


    Nun gut, dann wollen wir doch mal die Position der GEW nachlesen:

    Zitat

    Kinder sollen länger gemeinsam lernen können. Seit langem fordert die GEW, die Schulstrukturfrage grundsätzlich neu zu diskutieren. Nur die "Eine Schule für alle" kann verhindern, dass sich bereits für 10-jährige Kinder entscheidet, ob sie eher Maurer oder Professor werden.

    Die GEW steht bildungspolitisch - und zwar schon immer - für die Gesamtschule und für die Abschaffung des gegliederten Schulwesens. Ein Gymnasiallehrer sollte sich daher gut überlegen, ob seine Beiträge dort in seinem Interesse verwendet werden.


    Und auch dein lässig-hämisch-herablassender Tonfall und die entsprechenden Smileys (auch im anderen Thread) können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der von der GEW propagierte Weg (Abschaffung von Hauptschule/Realschule/Gymnasium und zwangsweiser (!) Ersatz durch Gesamtschulen, s.o.) ein ideologisch-verblendeter Holzweg ist, für dessen Gelingen es weder auch nur eine einzige valide Studie noch ein einziges Beispiel gibt.

    • Offizieller Beitrag

    Ich spreche mal ganz unideologisch nur für mich: ich bin als Gymnasiallehrerin in meinen Aliegen und Interessen immer gut von der GeW vertreten worden, und habe außerdem intensiv über meinen gymnasialen Tellerand hinausgeschaut. Sollt eine Gemeinschaftsschule kommen (ich bezweifle, dass es bald (oder überhaupt) sein wird), werde ich zumindest nicht völlig aus dem Ruder geworfen sein.
    Als Gesamtpersonalrätin, die auch in diesem Gremium immer mal wieder unkonforme Positionen vertreten hat und vertritt, habe ich bei aller Diversität der Meinungen - und die gibt es in einer Gewerkschaft, die vom Erzieher bis zum Hochschulprofessor alles an Mitgliedern hat, in hohem/höchsten Maße - immer eine unglaubliche Solidarität und eine hohe Bereitschaft, auch und gerade die Anliegen der "anderen" zu berücksichtigen, vorgefunden. In allen Gremien - vom ÖPR über den GPR, Fortbildungsrat, Beratergremium, diversen Referaten usw usf.


    Als Kollegin am Gym hat mir die Organisation nie zum Nachteil gereicht - im Gegenteil: ich habe mich immer engagiert und war daher immer gut informiert - weswegen mir auch kein Schulleiter ein X für ein U hat verkaufen können. Wenn überhaupt, hat mir das immer zum Vorteil gereicht. Das berichten viele organisierte Kollegen ähnlich.


    Also, ein Austritt wäre unsinnig und kontraproduktiv.

  • Scooby, meinst du, alle Gymnasiallehrer sind gegen längeres gemeinsames Lernen? Und gegen eine sinnvolle, wertschätzende und konstruktive Bewertung von Schülerleistungen?

  • Scooby, meinst du, alle Gymnasiallehrer sind gegen längeres gemeinsames Lernen?


    Ich meine, dass die meisten Gymnasiallehrer gegen die Abschaffung des Gymnasiums sind. Glaubst du nicht?


    Zitat

    Und gegen eine sinnvolle, wertschätzende und konstruktive Bewertung von Schülerleistungen?


    Und das ist am Gymnasium/der Realschule/der Hauptschule nicht möglich? Aus welchem Grund?


  • Ich meine, dass die meisten Gymnasiallehrer gegen die Abschaffung des Gymnasiums sind. Glaubst du nicht?


    Doch, wahrscheinlich hast du schon Recht, der Mensch hält nun mal gerne an Altbekanntem fest ...





    Und das ist am Gymnasium/der Realschule/der Hauptschule nicht möglich? Aus welchem Grund?


    Doch, doch, das ist sicher möglich, aber das ist mit Noten nicht möglich, und das war ja ein Punkt von dir, dass die GEW für die Abschaffung dieser wäre ...

  • Doch, doch, das ist sicher möglich, aber das ist mit Noten nicht möglich, und das war ja ein Punkt von dir, dass die GEW für die Abschaffung dieser wäre ...

    :thumbup:
    Klar, am besten eine Gesamtschule für alle und dann keine Noten. Manche Forderungen sind einfach nur total daneben. Diese Ideen gibt es ernsthaft?
    Dann muss im Endeffekt jedes Unternehmen einen Haufen Geld für Eignungstests ausgeben um die Spreu vom Weizen zu trennen. Ist ja heute schon so, dass vermehrt Beschwerden kommen, dass die Zeugnisse nicht mehr aussagekräftig genug sind. Nur noch "wertschätzende Bewertungungen" würde das Problem ja exponentiell verschlimmern.

  • Ich würde sicherlich nicht austreten, schon alleine der Kalender und die Fortbildungen (bei uns inklusive dem obligatorischem 1. Hilfe-Kurs für Referendare) lassen dich die 4 Euro im Monat wieder zurück bekommen.


    Das man dabei dann noch Diensthaftpflicht (die auch einiges im Monat kostet) und Berufsrechtschutz hat, ist dann sicherlich ein Plus.


    Also rein von der Rechnung her rentiert es sich und gefragt hat mich noch nirgends jemand, ob ich in der GEW oder einer anderen Gewerkschaft bin!

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