Bezahlung von Klassenausflug

    • Offizieller Beitrag

    Dienst am Menschen lässt sich oft nicht mit der Stechuhr abrechnen - unser Gehalt muss daher eher als pauschale Aufwandsentschädigung erachtet werden.

    Genau!


    Und Steff: das IST mein Job, den ich nur erledige! Dazu gehören eben auch Projekte und Schulfeste und Ausflüge und Sportfeste...
    Ich sehe es auch nicht als Ausbeutung an, wenn ich an solchen Aktionen teilnehme.


    Nach wie vor begreife ich nicht, warum man Lehrer werden will, wenn einem an diesem Job eigentlich alles zuwider ist, das über den reinen Fachunterricht hinaus geht und man absolut keinen Enthusiasmus aufbringt. Wennich an meine Studien- und Refzeit denke, hab ich nicht in Erinnerung bei Schulfesten oder Praktika die Stechuhr gezückt und mich über die unzumutbare Mehrarbeit beschwert zu haben. Im Gegenteil wollte ich eigentlich alles mitkriegen und ausprobieren. Wenn man nach 20 Berufsjahren nicht mehr ganz so euphorisch auf Zusatzveranstaltungen reagiert kann ich das eher nachvollziehen, aber sie gehören, wie gesagt, auch zu unserem Job.


    Meine Signatur ist übrigens ganz ernst gemeint. Meine Freizeit ist mir wichtig und es gibt wichtigeres als Schule für mich. Dennoch habe auch ich mehr Spaß an meinem Job, wenn ich mit den Kindern auch mal Projekte, Waldjugendspiele, Ausflüge, etc. mache. Da geht mein Privatlebennicht den Bach runter, wenn ich mal ein Wochenende oder abends in die Schule muss...


    Was ich allerdings überhaupt nicht mehr einsehe ist, dafür zu bezahlen. Da sgeht zu weit, denn es ist mein Job, den ich in diesem Moment ausübe und kein Privatvergnügen.

  • Wahrscheinlich ist der Rückgang der Schülerzahlen noch nicht ganz oben angekommen, hier an den Grundschulen in NRW macht sich das ganz klar bemerkbar. Was hat das mit einem Schulfest oder anderen Zusatzveranstaltungen zu tun? Ganz einfach: Immer mehr Eltern in dichter besiedelten Gegenden werfen einen Blick in das Schulprogramm und suchen nach Informationen zum Schulprofil. Da gehören diese Veranstaltungen auch mit dazu, mit samt ihrer Außenwirkung. Hier werden immer mehr Grundschulen in Teilstandorte umgewandelt und Kollegen abgeordnet/versetzt, weil keine Klassen mehr da sind. Also hat die Außenwirkung und das "Beiprogramm" einer Schule auch etwas mit meinem Job und dem Versehen meines Dienstes zu tun. Lehne ich also Dinge wie Mitarbeit am Schulfest, Beteiligung an Klassenfahrten, Mitgestaltung des Profils usw. ab, kann das auch Auswirkungen auf meinen Dienstort haben. Vielleicht ist das ja in der SEK 1 anders.


    Ich möchte allerdings nicht falsch verstanden werden: Ich halte nichts von einem Aufopfern oder Selbstausbeutung, auch die Dinge, die über den Bereich Unterricht hinausgehen müssen mit der Arbeitsleistung und der Stundenleistung im Verhältnis stehen. Zum Beispiel haben wir an unserer Schule für einen Tag der offenen Tür an einem Samstag einen Ausgleichstag an anderer Stelle bekommen. Andere Belastungen versuchen wir anders auszugleichen, immer im Gespräch mit denjenigen, die diese zusätzlichen Dinge ableisten.

  • Ich denke auch, dass Klassenfahrten, Schulfeste organisieren etc. zum Lehrerjob dazu gehören. Auch wenn beides mit Zusatzarbeit & ggf. Zusatzkosten verbunden ist, machen solche Fahren, Schulfeste auch Spaß. Schüler lernt man dort oft ganz anders kennen als im Unterricht. Ich finde es z.B. beim Anbieten eines Projekts beim Tag der offenen Tür toll mit interessierten Schülern ein Projekt auf die Beine zu stellen, das zukünftige Viertklässler spannend finden. Wenn die es toll finden, hat sich die ganze Mühe und der zusätzlich in der Schule verbrachte Samstagvormittag gelohnt. Ähnliches gilt für Klassenfahrten: Wenn die Schüler anschließend sagen: Die Fahrt hat Spaß gemacht, dann freue ich mich.


    @ Tintenklecks: Gerade in der Stadt schauen Eltern sich sehr genau an, welches Schulprogramm eine Schule hat, welche AG's sie anbietet, wie der Tag der offenen Tür gestaltet wurde, wie Schulfeste veranstaltet werden (was dort geboten wird) etc. Aber auch auf dem Land können solche Kriterien durchaus entscheidend sein, ob die Eltern ihr Kind an Schule A in Ort F. anmelden oder doch lieber an Schule B in Ort G. (v.a. wenn die Fahrzeit für die Schüler zu beiden Schule gleich ist).

  • Was hat das mit einem Schulfest oder anderen Zusatzveranstaltungen zu tun? Ganz einfach: Immer mehr Eltern in dichter besiedelten Gegenden werfen einen Blick in das Schulprogramm und suchen nach Informationen zum Schulprofil.

    Ja, nur kann eine Firma, die feststellt, dass ihr die Kunden ausgehen ihre Mitarbeiter auch nicht beliebig oft und beliebig lang am Wochenende dazu verdonnern "Werbung" zu machen.
    Wenn sich eine Firma dazu entscheidet solche Werbemaßnahmen durchzuführen, dann muss sie das auch ihren Mitarbeitern zahlen. Kann ja sein, dass ein Teil der Schulveranstaltungen im Stundenbudget (42 Beamtenstunden) drin sind. Aber wenn man Studien traut, dann liegt die Lehrerarbeitszeit deutlich höher. Ich persönlich empfinde es eben sinnvoller an Zusatzfirlefanz zu sparen, anstatt an der Güte des Unterrichts, der Korrekturen usw. um auf eine normale Arbeitszeit zu kommen. Leider sind solche Veranstaltungen, Feste usw. Pflicht und da fällt auf, wenn man sich drückt. Wo also die Zeit wieder reinholen? Da, wo es schmerzt. Bei der Unterrichtsqualität.


    Ich finde es ausserdem sehr schlimm und befremdlich, wenn Eltern eine Schule danach auswählen, wieviel Feste dort gefeiert werden und was es noch an Firlefanz drumherum gibt. Wundert mich aber nicht, denn die Schule verkommt immer mehr zu einer günstigen Tagesmutter und hat das entsprechende image, das man mit so etwas auch noch pflegt. Hauptsache das Kind wird bespaßt.
    Sollte man nicht eher Werbung damit machen, dass man z.B.:


    1) eine tolle technische Ausstattung besitzt
    (gerade letztes Jahr neue Computer angeschafft hat für den Computerraum usw.)
    2) unsere Lehrer nachweislich sehr oft auf Fortbildungen waren
    3) wir Kontakte zu größeren Firmen in der Umgebung pflegen für Berufspraktika
    4) einen geringen Migrantenanteil haben (muahaha nur ein Spaß)
    5) wenig Unterrichtsausfall (der ja sonst auch immer wieder aufgrund von Überarbeitung wegen Wochenendeinsätzen passieren würde)
    usw. und so fort


    Den Eltern scheint es also wichtiger zu sein, dass die Lehrer ihre Kinder auch außerhalb des Unterrichts bespaßen, als, dass die Lehrer sich voll auf die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen verlegen können. Wundert mich alles nicht. Am besten das Ganze noch unterstützen, ja! :whistling:

    Zum Beispiel haben wir an unserer Schule für einen Tag der offenen Tür an einem Samstag einen Ausgleichstag an anderer Stelle bekommen.

    Wie gesagt, darüber ließe sich reden. Ich habe nur bislang noch nicht viel von Ausgleichstagen und anderer Form von Kompensation gehört.

  • Wenn die es toll finden, hat sich die ganze Mühe und der zusätzlich in der Schule verbrachte Samstagvormittag gelohnt.

    Ja stimmt, das ist eigentlich auch Lohn genug. :whistling:

    Ähnliches gilt für Klassenfahrten: Wenn die Schüler anschließend sagen: Die Fahrt hat Spaß gemacht, dann freue ich mich.

    Auch hier, strahlende Kinderaugen sind Kompensation genug. :whistling:



    Wisst ihr was vor allem eigentlich Lohn genug sein sollte? Wenn ein Arzt am Wochenende eine Notoperation machen muss und damit jemandem das Leben rettet. Was kann denn besserer Lohn sein, als jemandem das Leben zu retten? Da kann man den Arzt doch nicht ernsthaft noch für bezahlen, das muss Lohn genug sein.



    Zitat

    Auch wenn beides mit Zusatzarbeit & ggf. Zusatzkosten verbunden ist,
    machen solche Fahren, Schulfeste auch Spaß. Schüler lernt man dort oft
    ganz anders kennen als im Unterricht.

    Für das Privileg Schüler ganz anders als im Unterricht kennen zu lernen zahle ich gerne und arbeite gerne mehr. Ich meine, wo bekommt man sonst schon die Chance auf so etwas Tolles? Wieviel genau ist Dir das wert? Ich kann Dir z.B. gerne mal meine Fußballkids vermieten, dann lernst Du auch mal Schüler bei ihrer Lieblingsfreizeitbeschäftigung kennen.


    Man verstehe mich nicht falsch, ich kann durchaus verstehen, dass es auch interessant ist, wenn man die Schüler als Person und nicht in ihrer Schülerrolle wahrnimmt. Für mich nachvollziehbar. Aber dafür zahle ich doch kein Geld! So wichtig ist mir das nun nicht, dass ich dafür Geld ausgebe.

    2 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • @Silicium
    Ja, für A14 lohnt sich der Merhaufwand sicher nicht. Ich weiß ja nicht, in welchem Bundesland du bist, aber hier in Bayen wird man als Gymnasialleher automatisch irgendwann auf A14 befördert, wenn man nicht totalen Mist baut. Dies Funktionen sind hier mit A15 versehen - aber selbst da bist du wahrscheinlich mit deinen Immobilien besser dran. Aber, und das sage ich ohne jeden Idealismus, ich stelle es mir sehr eintönig vor, 35 Jahre lang "nur" Lehrer zu sein. Selbst wenn ich die viele A13 bedingte Freizeit zu meiner "Selbstverwirklichung" außerhalb der Schule suche, möchte ich wahrscheinlich irgendwann ein anderes Betätigungsfeld. Und das wird dann wohl eine Funktionsstelle sein (müssen), ganz unabhängig davon, ob sich das finanziell rechnet.


    Die Chemiesammlung ist zumindest in Bayern übrigens keine Funktion, sondern eine Aufgabe, zu der du einfach dienstverpflichtet wirst - dafür siehst du keinen Pfennig.


    Versteh mich nicht falsch: Ich spreche hier nicht von "Selbstverwirklichung im Job" oder von der "Verantwortung den Schülern" gegenüber. Ich spreche hier davon, dass du offenbar nicht siehst, wie viele Aufgaben du als Teil deiner Dienstpflicht erfüllen MUSST, egal wie viel pädagogischer Impetus noch dahinter steht. Und in sehr stressigen Phasen greift dann das "Die Zeit hole ich mir woanders wieder!" auch nicht mehr, weil die "Verfügmasse", wo du selbst völlig frei entscheidest, wie viel Zeit und Energie du investierst, deutlich geringer ist, als man denkt.

  • Aber, und das sage ich ohne jeden Idealismus, ich stelle es mir sehr eintönig vor, 35 Jahre lang "nur" Lehrer zu sein.

    Sowas kann man im Vorwege immer schlecht sagen. Kann ja auch sein, dass man gerade diese Routine zu schätzen lernt und froh ist, wenn man seinen Job überblickt und im Griff hat und nicht noch zusätzlich neue Aufgaben möchte. Wer weiß, wie man nach 30 Jahren in der Schule tickt.

    Selbst wenn ich die viele A13 bedingte Freizeit zu meiner "Selbstverwirklichung" außerhalb der Schule suche, möchte ich wahrscheinlich irgendwann ein anderes Betätigungsfeld. Und das wird dann wohl eine Funktionsstelle sein (müssen), ganz unabhängig davon, ob sich das finanziell rechnet.

    Bin ja mal gespannt auf die viele A13 bedingte Freizeit. Bin bislang noch ein bisschen skeptisch ob der Existenz eben dieser.


    Okay, so ist jeder anders, eine Funktionstelle ist (als Berufseinsteiger) für mich irgendwie kein Anreiz, schon gar nicht, wenn es sich nicht rechnet. Was Selbstverwirklichung angeht ist Lehrer für mich natürlich eh ein denkbar ungünstiger Beruf (fachlich viel zu flach für meinen Geschmack). Aber das muss auch gar nicht sein, dafür hat man ja viele Hobbies. Verschafft einem auch ein bisschen Abstand, wenn mal etwas nicht so klappt. Das Selbstbild hängt dann nicht daran.

    Und in sehr stressigen Phasen greift dann das "Die Zeit hole ich mir woanders wieder!" auch nicht mehr, weil die "Verfügmasse", wo du selbst völlig frei entscheidest, wie viel Zeit und Energie du investierst, deutlich geringer ist, als man denkt.

    Wird sich zeigen. Ich denke aber schon, dass es Mittel und Wege geben muss seine vorgeschriebenen 42 Wochenstunden auf längeren Zeitraum gerechnet einzuhalten. Dass es Belastungsspitzen und Belastungssenken dabei gibt ist logisch in dem Beruf. Das ist auch nicht das Problem, solange es für die 52 Stundenwoche auch eine 32 Stundenwoche gibt. Irgendwann.


    Die Chemiesammlung ist zumindest in Bayern übrigens keine Funktion, sondern eine Aufgabe, zu der du einfach dienstverpflichtet wirst - dafür siehst du keinen Pfennig.

    Kostet dann also auch wieder Zeit, die dann eben anderswo fehlt. Der Topf hat 42 Wochenstunden, nicht mehr nicht weniger.

  • Schade, dass ich dich nicht persönlich kenne. Ich wüsste ja wirklich gerne, ob du mit deiner Sturheit einfach nur provozieren willst, wirklich so dickköpfig bist oder ob du echt an das glaubst, was du schreibst.
    Ich hab ja so meine Theorie dazu ;)

  • Ganz besonders groß aber sind, wie Du im ersten Zitat schreibst, die Überstunden! Wie werden diese vergütet und vor allem, wenn diese nicht vergütet werden, entspricht das dann nicht der Klausel, dass eben dann nicht alle entsprechenden Kosten voll übernommen werden?


    Gar nicht, Klassenfahrten gehören zu den regulären Pflichten einer Lehrkraft. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es ohnehin kaum einen Lehrer gibt, der wirklich Überstunden macht:


    Ein Lehrer (in Bayern) hat 14 Wochen Ferien im Jahr, ein Beamter 30 Urlaubstage (= 6 Wochen). Nun unterstellen wir mal, dass der Lehrer an jedem seiner Ferientage im Schnitt 1/3 Arbeitstag für die Schule arbeitet (der größte Teil bleibt weit, weit darunter). Bleiben noch gut 5 Wochen mehr freie Zeit pro Jahr. Diese Zeit muss der Beamte also während der 38 Schulwochen gegenüber einem normalen Verwaltungsbeamten reinarbeiten. Macht pro Woche 5,5 Stunden.


    Jeder Lehrer muss also pro Schulwoche mindestens 47,5 Stunden effektiv arbeiten und macht damit de fakto noch keine einzige Überstunde. Bei unterstellten 5 Arbeitstagen pro Woche sind das 9,5 Stunden pro Tag. Und zwar jeden Tag, nicht an den langen Tagen, die es natürlich auch im Lehrerberuf immer wieder mal gibt. Am Ende des Tages wird man wohl - glaube ich - zum Ergebnis kommen, dass die meisten Lehrer durchaus fleißig sind, ganz gute Arbeit leisten, aber auch trotz der Klassenfahrt einmal im Jahr nicht wirklich viele Überstunden machen.

  • Einen wunderschönen guten Abend !
    Die Gedanken und Beiträge unseres geehrten Siliciums finde ich auch in diesem Thread sehr gut durchdacht und auch zutreffend.


    Zitat Melosine :

    Zitat

    Silicium, meinst du nicht, dass man für einen Beruf so etwas wie ein
    bisschen Idealismus mitbringen sollte?

    Im Endeffekt sieht es so aus, dass ich im Schulstubenalltag gerade die "Idealisten" vertreten muss, die sich in selbstausbeuterischer Manier dauernd in den Burnout treiben.
    Dienst nach Vorschrift ist nach meiner Meinung langfristig für einen selbst gesünder und für die Schule langfristig rentabler. Korrekt seinen Dienst machen, aber auf keinen Fall mehr. Ich arbeite nur, um Geld zu verdienen.

    Zitat

    dass du so gar nicht breit bist, Dinge über das "normale" Maß hinaus zu
    tun.

    Das tue ich auch nicht, weil ich dafür nicht bezahlt werde !

    Zitat

    Damit wirst du mal große Schwierigkeiten bekommen. Ein Reffi, der sich
    so verhält, hätte es an unserer Schule (und vermutlich überall) schwer.
    Und du studierst ja sogar noch...

    Ich denke nicht, dass diejenigen KollegInnen sich besser verhalten, die sich selbst die Tretmühle und Hamsterrad erschaffen haben und von anderen erwarten, dass sie bei der Selbstausbeutung selbstverständlich mitmachen.


    Nochmal an alle :


    In NRW sind Klassenfahrten und Wandertage keine Pflicht ! Also, lasst Euch nicht (von Gutmenschen und "Idealisten") ins Bockshorn jagen !8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Ich weiß gar nicht, warum "Dienst nach Vorschrift" immer negativ akzentuiert wird. Ich fände es schon eine Menge, wenn jeder seinen Dienst so erfüllt, wie es vorgeschrieben ist, d.h. sich an die geltenden Vorschriften hält. Man sollte bei dieser Formulierung mal überlegen, ob irgendeinem anderen Beruf vorgeworfen würde, wenn er "nach Vorschrift" arbeitet - wer würde etwa einem Handwerker vorhalten, dass er nach Vorschrift seine Arbeit verrichtet?


    Natürlich können Klassenfahrten auch Spaß machen, natürlich lerne ich dabei meine Schüler einmal auf ganz andere Weise kennen und natürlich macht es auch Spaß, bisweilen ein Schulprojekt, das über das Maß des Alltagsgeschäfts hinausgeht, mitzugestalten. Die Frage ist doch, ob wir dafür noch bezahlen sollten - und da bin ich ganz klar der Meinung nein. Kein Angestellter zahlt dafür, dass er arbeitet oder bringt sein Arbeitsmaterial selbst mit oder ginge auf Dienstreise, ohne dass sie ihm vergütet wird. Ich finde es auch nicht richtig, wenn die ohne Zweifel für unseren Beruf nötige Bereitschaft zum Engagement, zum persönlichen Kontakt, zur Empathie dafür instrumentalisiert wird, uns als Arbeitgeber quasi moralisch unter Druck zu setzen nach dem Motto "Wenn du nicht bereit bist, über das vorgeschriebene Maß hinaus zu arbeiten, bist du ein schlechter Lehrer!" Und noch bedenklicher finde ich die Tatsache, dass sich Kollegen z.T. dahingehend überbieten, wer denn am meisten Mehrarbeit leistet, am häufigsten auf eigene Kosten mit Schülern wegfährt etc.

    • Offizieller Beitrag


    In NRW sind Klassenfahrten und Wandertage keine Pflicht ! Also, lasst Euch nicht (von Gutmenschen und "Idealisten") ins Bockshorn jagen !8)


    Das ist sachlich falsch.



    Um es zu wiederholen:


    Du bist de jure sehr wohl zu Klassenfahrten etc. verpflichtet. De facto kann das Land aber diese Pflicht nicht einfordern, solange es die Kosten dafür nicht zu übernehmen bereit ist.


    Stichwort "Dienst nach Vorschrift" von Eugenia:


    Man kann sich viel oder wenig Zeit für Schüler- und Elterngespräche, für Absprachen mit Kollegen, für Materialtausch etc. nehmen.
    Man kann sich stärker oder weniger stark für seine Schüler einsetzen.


    Ich wiederhole:
    Es geht nicht um die jeweiligen Extrempositionen. Wer das eine ablehnt, befürwortet nicht automatisch das andere.


    Gruß
    Bolzbold

  • Eugenia: Wär das hier Facebook, dann gäb's jetzt von mir ein "like". :)



    "Lehrer und Lehrerinnen haben einen Beruf im sozialen Umfeld und setzen sich oftmals auch außerhalb der regulären Arbeitszeit für Problemkinder und die Klassengemeinschaft ein. So beginnt der Weg zum Lehrer Burn Out."
    Quelle:
    http://www.burn-out-syndrom.or…ehrer-burn-out-syndrom-79


    "Schon in den 70er
    Jahren zeigte FREUDENBERGER viele Situationen auf, bei denen Personen mit einem
    großen persönlichen Engagement und hoher Leistungserwartung in diesen
    Krankheitszustand verfielen."

    Quelle:
    http://www.tresselt.de/burnout.htm


    Engagement ja, aber nur in einem vertretbaren Rahmen. Klar bin ich auch nach Unterrichtschluss oder bei Schulfesten anwesen und helfe gerne mit. Leider hat sich aber der Anspruch an unsereiner verfestigt, wir müssten uns über alle Maßen hinaus ausbeuterisch betätigen. Ist ja sozial, muss ja so, weil sonst bist du "ein schlechter Lehrer", nicht geeignet für den Beruf, bringst zu wenig Idealismus mit. Mmmh... ich für meinen Teil würde gerne bis zur Pension arbeiten können.


    Nachtrag: Durch das Lehrerarbeitszeitmodell in HH sind solche Vorbereitungen von Festen und Veranstaltungen in der Regel ganz gut abgedeckt, d.h. wenn die SL das gut regelt, dann bekommt man entweder Funktionszeiten oder Entlastung.


    Ich fahr übrigens gerne auf Klassenfahrten und wollt nur mal meinen allgemeinen Senf dazu geben. :D


    Nachtrag 2: Ich bezeichne mich in der Hinsicht als "gebranntes Kind", denn ich habe es am eigenen Leib miterleben müssen, wie mit Beurteilungen gedroht wurde (unterschwellig bis ganz direkt), wenn man nicht eine teilweise erhebliche Mehrarbeit in Kauf nehmen wollte.

    Einmal editiert, zuletzt von Siobhan ()

  • Zitat Bolzbold :

    Zitat

    Das ist sachlich falsch.

    Unsere Bezirksregierung hat sich bezüglich Klassenfahrt da anders geäußert und schon mehreren Kollegen mitgeteilt, dass man generell keine Klassenfahrt durchführen muss. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Den Eltern scheint es also wichtiger zu sein, dass die Lehrer ihre Kinder auch außerhalb des Unterrichts bespaßen, als, dass die Lehrer sich voll auf die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen verlegen können. Wundert mich alles nicht. Am besten das Ganze noch unterstützen, ja! Zitat von »Tintenklecks« Zum Beispiel haben wir an unserer Schule für einen Tag der offenen Tür an einem Samstag einen Ausgleichstag an anderer Stelle bekommen. Wie gesagt, darüber ließe sich reden. Ich habe nur bislang noch nicht viel von Ausgleichstagen und anderer Form von Kompensation gehört.


    Das hast du natürlich missverstanden! Normalerweise suchen die Eltern die passende Schule nicht nach den Spaßveranstaltungen aus (wenigstens nicht der Hauptanteil der Elternschaft :) ). Aber für viele ist ein engagiertes Kollegium, die Kinder auch als gesamte Persönlichkeit bilden wollen, wichtig. Die Durchführung von Festen und feierlichen Anlässen oder andere Veranstaltungen wie Ausflüge usw. sind ein Anzeichen dafür. Natürlich ist das auch ohne Selbstaufgabe, völlige Überarbeitung und Vernachlässigung der Unterrichtsqualität möglich.

  • Danke Scooby, sehe ich genauso. Ich habe noch NIE so viele Stunden in der Woche gearbeitet... und ich ich gehöre sicher zu der über alle Maße engagierten Lehrerschaft.

  • ... bedeutet nach meiner Überschlagsrechnung eine 47,5-Stunden-Woche während der Unterrichtszeit. Wer von euch arbeitet das denn wirklich regelmäßig / oder sogar regelmäßig mehr als das?


    Wie kommst du auf 47,5 Stunden? Ich komme auf 46 Stunden:
    12 Wochen Ferien - 6 Wochen (30 Tage), die jeder Arbeitnehmer Urlaub hat. Macht noch 6 Wochen Ferien. 6 x 5 Tage x 8 Stunden = 240 Stunden, die ich auf die restlichen 40 Wochen im Jahr verteile. Macht also 6 Stunden pro Woche, die ich zusätzlich zu den 40 Stunden regulärer Arbeitszeit arbeiten müsste. Achtung: Dies gilt aber nur, wenn du während der Ferien nie (!) arbeitest.
    Ich z.B. arbeite in allen Ferien je eine Woche (40 Stunden im Schnitt), habe also nur 2 Wochen mehr Ferien als andere Arbeitnehmer. Diese 80 Stunden verteilt auf 40 Unterrichtswochen ergeben eine wöchentliche Arbeitszeit von insgesamt 42 Stunden. Und ja, da komme ich regelmäßig locker drüber!

    • Offizieller Beitrag

    Meine Güte, warum haben manche Lehrer immer gleich Angst vorm Burnout, wenn sie sich mal ein bisschen engangieren sollen? Es ist erwiesen, dass diese Krankheit seltener Menschen trifft, die sich freudig und mit Einsatz in ihrem Beruf einsetzen. Das hat doch nicht gleich mit Ausbeutung, Überarbeitung, Untergang zu tun, wenn ich mal ein Schulfest organisiere o.ä.


    Im Übrigen stimme ich scooby zu: wer arbeitet wirklich durchgehend so viel? Ich nicht. (Weder 47,5 noch 46 Stunden).

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