Mutter macht nicht mit

  • Oh man, es lief eigentlich alles so schön.
    Da ich ja aus eigener Erfahrung weiß, wie schnell eine Woche rum ist und man hatte sich doch ganz fest vorgenommen, regelmäßig zu üben (zum Beispiel Klavier)...


    Also habe ich meinen Schülern einen Zettel ausgeteil mit einem Feld für jede Woche, in das die Eltern unterschreiben sollen, das ihr Kind regelmäßig geübt hat. In 6 Klassen haben das alle Eltern brav gemacht und ich hatte noch nie so viele erfolgreiche Schüler wie seit Einführung dieser Zettel und jetzt habe ich die erste Mutter, die streikt: Ich könne zwar von den Schülern Hausaufgaben fordern, aber nicht die Eltern verpflichten, jede Woche zu unterschreiben und sie ist der Meinung, dass ich ihr Kind nicht zur Nacharbeit einbestellen darf, weil es die Unterschriften nicht hat.


    Vermutlich hat sie Recht und ich darf es wirklich nicht, aber spricht nicht der Erfolg für mich? Es klappt wirklich viel besser, wenn die Eltern mithelfen ans Üben zu denken.


    Was soll ich jetzt tun? Alle anderen Schüler, die mal eine Unterschrift vergessen hatten, haben ohne jeden Widerspruch die vorher angekündigten Maßnahmen akzeptiert. Soll ich jetzt zu diesem einen Schüler sagen: Na, wenn deine Mutter nicht will, dann eben nicht???

  • Was üben sie denn? ALso meinst du mit "üben" die regulären Hausaufgaben? Dann darfst du den Schüler diese auch in der Schule nacharbeiten lassen.
    Oder geht es um zusätzliches Üben? Dann hat er Pech mit seiner Mutter und du fährst den Erfolg nur mit all den anderen Kindern ein.

  • Als Mutter finde ich solche Zettel ziemlich nervig und ignoriere sie auch.
    Meine Tochter sollte mal täglich eine Unterschrift für 10 Minuten Lesen üben mitbringen und zwar täglich über ein Schuljahr lang.
    Ehrlich, der Sinn hat sich mir noch nie erschlossen.


    Und zur Nacharbeit da lassen, weil die Mutter nicht unterschrieben hat finde ich mehr als befremdlich.
    Ich kann die Mutter sehr gut verstehen.


    Ich lasse mich auch sehr ungern von den Lehrern meiner Töchter auf eine derartige Art und Weise bevormunden.



    Viele Grüße
    strubbelsuse

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde solche Zettel auch nervig. Mein Sohn bringt so schon genügend Zettel mit nach Hause, da wär ich genervt, wenn ich wöchentlich oder gar täglich unterschreiben müsste, dass er irgendwas geübt hat.
    Wenn überhaupt würde ich eine solche Vereinbarung mit Kinder bzw. Eltern von Kinder treffen, die nicht regelmäßig üben / die Hausaufgaben machen oder was immer. Das mache ich auch öfter, dass ich mit den Eltern abspreche, dass sie das Hausaufgabenheft abzeichnen. Das findet dann aber in gegenseitigem Einvernehmen statt.

  • also, ich habe solche lesepässe auch schon gemacht, ABER bei mir gabs nen elternbrief dazu, in dem stand, dass das alles freiwillig ist, keine pflicht. einige kinder waren total wild darauf, den lesepass vollzubekommen und dann auch ne kleine belohnung zu bekommen. andere hielten es für unnötig.
    ist dann für mich auch okay.
    weil ich finde, wenn das kind (hoffentlich meistens freiwillig) darauf besteht, nur eine lapidare utnerschrift von mama zu bekommen, weil es für die schule geübt hat, kann man die auch gerne leisten.


    wenn das ganze allerdings in tägliche pflicht ausartet, kann ich das genervt-sein verstehen. dann handelt man unter zwang, wird lustlos und alle leistungen werden akzeptiert, nur damit man da ne unterschrift hinschmieren kann.


    anders sieht es eben, wie melosine sagte, bei einzelnen vereinbarungen wie HA-heft abzeichnen oder so, aus. das handhabe ich auch so.

    Wenn das Leben einfach wäre, wäre es ja langweilig!
    Oder nicht?

  • Das Problem wäre für mich als Elternteil weniger der organisatorische Aspekt des täglichen Unterschreibens, sondern eher ein anderer:
    Alles was in der Schule stattfindet, gehört in Deinen Bereich, Hausarbeiten und hausliche Übungen zu unterstützen gehört in den Verantwortungsbereich der Eltern. Wenn Du Dir jetzt täglich Unterschriften zur Bestätigung von erfolger Übung vorlegen lässt, enthält das die Botschaft, dass Du grundsätzlich erst mal nicht darauf vertraust, dass die Eltern ihren Aufgaben nachkommen, sondern das überwachen möchtest, und zwar permanent und ohne Anlass. Das würde ich auch verweigern.
    Es mag Situationen geben, in denen es sinnvoll sein kann, auch die häusliche Situation so engmaschig zu kontrollieren, in der von Dir beschriebenen Pauschalität halte ich das aber für falsch.


    Ganz nebenbei:
    Erziehung zur Selbständigkeit ist auch ein Lernziel der Grundschule (das in letzter Zeit nach meinem Eindruck leider manchmal etwas kurz kommt). Dazu gehört auch, dass man Schülern die Chance gibt, sich selbst zu organisieren und dann auch mal auf die Nase zu fallen, wenn es denn zu wenig Übung war. Spätestens die weiterführende Schule hat nicht mehr die Möglichkeit bei 32 Schülern und zunehmenden inhaltlichen Stoffdruck jeden Handgriff zu kontrollieren, wir müssen einfach mehr Selbständigkeit erwarten. Das Ergebnis sind dann leider manchmal Schüler, die verzweifeln, weil der Lehrer dann nicht mehr vorgeben möchte, in welcher Farbe die Überschrift unterstrichen werden soll und sie das nicht selber entscheiden können.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn Du Dir jetzt täglich Unterschriften zur Bestätigung von erfolger Übung vorlegen lässt, enthält das die Botschaft, dass Du grundsätzlich erst mal nicht darauf vertraust, dass die Eltern ihren Aufgaben nachkommen, sondern das überwachen möchtest, und zwar permanent und ohne Anlass. Das würde ich auch verweigern.


    Das sehe ich auch ähnlich. Diejenigen Eltern, die sich ohnehin kümmern, kommen sich extrem gegängelt vor - und die, die sich nicht kümmern werden die Unterschrift im Zweifelsfall auch leisten ohne dass irgendwer geübt hat. Oder nicht leisten, woraufhin das Kind dann "Maßnahmen" bekommt.

    • Offizieller Beitrag

    Wobei hier eine Realschullehrerin gefragt hat, Moebius. ;)


    Grundsätzlich stimme ich aber zu: es erweckt den Eindruck, auch den häuslichen Bereich kontrollieren zu wollen und für das häusliche Üben auch die Verantwortung zu übernehmen.

  • Wobei hier eine Realschullehrerin gefragt hat, Moebius.


    Stimmt, sorry, ist mir entgangen. Um so mehr Selbständigkeit sollte man eigentlich einfordern.
    In der weiterführenden Schule kann man so ein Verfahren meiner Meinung nach nur bei Schülern wählen, die ihren Kram sonst nicht geregelt kriegen. Und zwar in Absprache mit den Eltern.

  • ich mache es wie zauberwürfel auf freiwilliger basis. einige eltern machen es gar nicht, viele werden von den kids dran erinnert, einige sind froh, dass sie sagen können "wir brauchen doch die unterschrift für frau linna" und so keine diskussionen haben.
    ich habe unser klassentier als große figur an die wand gehängt und jeder zettel mit zehn unterschriften wird gegen ein kleines bild vom klassentier eingetauscht und drangepappt. wenn das tier voll ist (was mindestens 200 zettel braucht), bekommen die kinder eine stunde von mir geschenkt, in der sie machen können, was sie wollen... ist bis jetzt noch nicht der fall gewesen, zieht aber ungemein :rolleyes:.


    ich denke auch, dass so etwas eher in den bereich der grundschule gehört und ins vierte schuljahr eigentlich auch schon nicht mehr. die kids müssen sich selbst organisieren und auch in den letzten grundschuljahren langsam lernen, sich ihr pensum für eine woche selbst einzuteilen.

  • Mit der Unterschrift wird nicht das Üben kontrolliert, sondern nur, dass den Eltern der Zettel vorgelegt wurde. Als Schüler würde ich den Wisch meiner Mama unter die Nase halten und behaupten, ich hätte fleißig geübt. In der Regel hat die Mama genug andere Dinge zu tun (was gut ist, denn sie sollte wirklich nicht jeden Federstrich ihres Sprösslings kontrollieren) und unterschreibt. Oder die Mama ist gerade unterwegs, Papa ist Chef bei irgendwas und gewohnt, jeden Käse zu unterschreiben, also auch diesen.


    Der "Erfolg" bestünde einzig in einem Lernfortschritt - nicht in der Vollständigkeit der Unterschriften. Nacharbeiten fände ich gerechtfertigt, wenn die Vokabeln nicht sitzen oder worum immer es sich handelt.


    Was mir als Mutter von schulischer Seite oft fehlt, ist eine ausführliche Information, die sich auch tatsächlich an die Eltern richtet. Wenn es die Idee ist, täglich 10 Minuten zu üben und die Eltern einzubinden, dann möchte ich Sinn und Zweck und Vorgehensweise wissen. Ansonsten gehe ich davon aus, dass die Lehrer das mit den Schülern regeln und ich nur dann informiert werde, wenn etwas nicht funktioniert.

  • piksieben, du hast vollkommen recht, wenn es sich um ältere schüler handelt.
    grundschüler setzen sich in der regel nicht hin und sagen "ich übe jetzt mal 10 min lesen" oder "ich mache jetzt mal 10 min kopfrechenaufgaben", da sind wir über die übungen hinaus auf die hilfe der eltern angewiesen - diese sachen müssen ja auch kontrolliert/überwacht werden. aber solche sachen werden den eltern selbstverständlich erklärt bzw. solche unterschriften-systeme werden in elternbriefen erläutert.

  • ich bin auch Linnas Meinung. Außerdem finde ich es wichtig, dass man sich diese 10 Minuten Zeit nimmt und sich mit dem Kind beschäftigt. Dadurch signalisiert man ja auch du bist mir wichtig und deine schulischen Leistungen sind mir wichtig. Kinder lernen in den ersten Jahren nun mal für ihre Eltern und ihre Lehrer.
    In höheren Klassen ist soetwas auch manchmal ganz gut, wenn sich ein gewisser "Schlendrian" eingeschliffen hat. Sie müssen dann erst wieder ans Üben und an Leistung herangeführt werden, um zuerkennen, dass es sich lohnt, d.h. dass die Noten besser werden.
    LG M.

  • Puh, bin ich froh, dass solche Kleinigkeiten, wie das Abzeichnen der Hausaufgaben, in der Regel bei mir in der Klasse funktioniert. Denn ansonsten ist meiner Elternschaft so vieles immer viel zu viel und nicht leistbar. Wenn ich soetwas wie einen Lesepass austeile, der von den Eltern, Großeltern, großen Geschwistern usw. abgezeichnet werden kann, sorgen die Kinder ganz selbstständig dafür, dass das passiert, weil sie nämlich selbst ganz wild auf die Unterschirften sind, um einen fertigen Lesepass in den Händen haben zu können. Einzelfälle in denen aber nicht mal das Unterschreiben klappt, dann aber auch der Ranzen dreckig und unvollständig ist, Mutti die Termine für Elternabend usw. aus Prinzip und mit System nie kennt usw. gibt es immer. Da muss man dann gucken, dass man dem Kind vor Ort in der Schule so viel anbietet wie möglich und sich darüber bewusst sein, dass diesem Kind eben nichts, was nicht in der Schule passiert, geboten wird. Das bedeutet für mich aber nicht, dass ich der ganzen Klasse etwas entziehen, weil der Misserfrolg bei 1-3 Kindern schon vor Beginn anzunehmen ist.

  • Es geht konkret um die Jahrgangsstufen 6 und 7 und zwar das Erlernen des 10-Finger-Blindschreibens. (Bitte jetzt keine Diskussion über Sinn und Unsinn des Blindschreibens, es steht im Lehrplan, ich muss es verlangen und ich persönlich halte es auch für sehr hilfreich, wenn man es kann).


    Gerade für Schüler, die schon ziemlich schnell mit 2 Fingern tippen können, ist es sehr unbequem sich umzustellen und oft komme ich mit Überzeugungsarbeit nicht durch. Im ersten Halbjahr hatte ich die Unterschriftenzettel noch nicht und die Schüler kamen und kamen nicht von der Stelle. Viele haben auch offen zugegeben, dass sie nicht geübt hatten (vergessen, kein Bock, keine Zeit, nur einmal am Abend vorher...)


    Nach Einführung der Unterschriftenzettel ging es WESENTLICH besser, viele Schüler hatten endlich mal Erfolgserlebnisse. Leider nicht alle. Es sind auch einige dabei, von denen ich vermute, dass die Eltern blind unterschreiben.

  • Die Frage, um welche Inhalte es nun konkret geht, hat doch mit unserer Kritik oben nichts zu tun.
    Auch das Argument "es wirkt doch" kann ich persönlich nicht teilen. Engmaschige Kontrolle führt grundsätzlich erst mal kurzfristig dazu, dass sich die Kontrollierten darauf einstellen. Die problematischen Folgen sehe ich eher im Grundsätzlichen (Leher-Eltern-Beziehung) und im Langfristigen (unselbständigkeit der Schüler).

  • Moebius


    Ja, ich stimme dir durchaus zu, dass die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung unser Ziel ist, aber warum werden dann schriftliche Hausaufgaben kontrolliert und Striche oder Stempel vergeben? Ist das denn was grundsätzlich anderes?


    Ich will mit diesen Fragen nicht provozieren, sondern versuche meine eigenen Gedanken zu sortieren. Mir geht es nicht ums Recht haben, ich suche nur einen brauchbaren Weg.

  • Striche für nicht gemachte Hausarbeiten sind eine nachträgliche Kontrolle auf relativ geringem Level. Ich gehe erst mal davon aus, dass Schüler ihre Hausarbeiten machen, und erst wenn ich feststelle, dass das nicht funktioniert, gibt es Elterninformationen oder andere Maßnahmen.
    Das was Du machst ist hingegen der Schüler- und Elternschaft pauschal und ohne auf den einzelnen Schüler bezogenen Anlass die Eigenverantwortung schon im voraus abzusprechen und die Kontrolle komplett an dich zu ziehen. Der Unterschied ist in meinen Augen doch mehr als graduell.

  • Außerdem finde ich es wichtig, dass man sich diese 10 Minuten Zeit nimmt und sich mit dem Kind beschäftigt. Dadurch signalisiert man ja auch du bist mir wichtig und deine schulischen Leistungen sind mir wichtig. Kinder lernen in den ersten Jahren nun mal für ihre Eltern und ihre Lehrer.


    Wir reden ja hier von Realschulkindern, aber trotzdem: Wie ich meinem Kind zeige, dass es mir wichtig ist, das möchte ich doch bitteschön selbst entscheiden. Wenn ich mir nur 10 Minuten für mein Kind nehmen würde, dann wären das bestimmt nicht die 10 Minuten, in denen ich kontrolliere, ob mein Kind auch Blindschreiben übt. Und wenn mir ein Lehrer mit deiner Argumentation käme, dann wäre ich vermutlich sauer.


    "Deine schulischen Leistungen sind mir wichtig" kann man auf vielerlei Weise verstehen und zu verstehen geben. Allzu leicht wird eine Erwartungshaltung daraus, die Kindern das Gefühl geben kann, sie werden für ihre Leistung geliebt. Speziell wenn Eltern wenig Zeit haben und die erste Frage ist "Wie war denn Mathe?" - schrecklich.


    Ich verstehe schon, dass man für so Sachen wie Blindschreiben üben irgendwie Anreize braucht. Aber ich würde da eher in Richtung Wettbewerb denken. Es gibt doch ganz viele Programme, bei denen man durch schnelles, fehlerfreies Tippen Punkte und Highscores bekommt. Das bringt einen sportlichen Aspekt rein und macht viel mehr Spaß. Ja, es hat einen gewissen Suchtfaktor. Schon mal versucht?

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