Bewertung Klassenarbeit

  • Ich bin Lehramtsstudentin (schon im Examen) und mache gerade mein letztes Schulpraktikum. Heute wurde vom (Vertretungs-)Englischlehrer der Klasse (5), in der ich ab nächster Woche selbst unterrichten werde, eine Englischarbeit zurückgegeben. Ich saß neben einem Schüler, der eine 4+ zurückbekam und deshalb ziemlich sauer war. Ich durfte mir seine Arbeit mal angucken und war angesichts der Bewertung ziemlich erstaunt. Der Junge hatte keinen einzigen Fehler!!! Der Lehrer hatte ihm aber jedes mal, wenn er ein a nicht lesen konnte (das zugegebenermaßen manchmal wie ein o aussah) einen halben R-Fehler gegeben. Da es im Englischen ziemlich viele a's gibt, hat sich das natürlich summiert und so kam er auf die 4+. Außerdem hat er zweimal einen Punkt am Satzende vergessen und dafür ebenfalls 2 halbe Z-Fehler kassiert. Drunter stand auch noch ein Kommentar des Lehrers, dass die a's des Schülers aussähen wie o's aussähen. Dem Lehrer ist also klar, dass es sich um ein formales Schönschreibdefizit nicht um mehrfache Rechtschreibfehler handelt. Ist die Bewertung so wie ich sie beschrieben habe korrekt? Bei mir hätte der Junge wahrscheinlich eine 1- oder 2+ bekommen. Im Studium haben wir zwar allgemeine Bewertungskriterien wie Transparenz, Validität etc. besprochen, aber bisher nicht gelernt, wie konkret bewertet wird. (Kommt wahrscheinlich noch im Ref.!?).

  • Ist die Bewertung so wie ich sie beschrieben habe korrekt?



    Das kann man aus der Ferne nicht beurteilen.
    Möglicherweise hat der Lehrer den Schüler in diesem Schuljahr schon tausend Mal daraufhingewisen, dass "Hingerotze" (sorry für den Ausdruck) nicht akzeptable ist und er sich auch wenigstens ein Minimum bemühen muss, leserlich zu schreiben. Ich bin zugegebenermaßen auch nicht mehr bereit mir alles ans Sauklaue bieten zu lassen und minutenlang über jedem Wort zu brüten, was man mir denn gerne hätte mitteilen wollen. Vor allem dann, wenn nicht offensichtlich ist, ob der Schüler wegen Nichtwissens extra undeutlich schreibt, um die Schuld auf den Lehrer schieben zu können.
    Insgesamt scheint es mir schon ein wenig überzogen, aber mit ner 1 belohnen, obwohl die Schrift nicht eindeutig lesbar ist, würde ich ganz sicher nicht.

  • Das kann ich zwar verstehen, aber es muss doch sowas wie objektive Bewertungskriterien geben!? Es geht doch bei einer Englischklassenarbeit in erster Linie darum die Englischkenntnisse zu bewerten und nicht die Schönschrift. Im übrigen war der Rest der Arbeit nicht unleserlich. Es ist offensichtlich eine Schreibmacke des Schülers, dass die a's wie o's aussehen (hat der Lehrer ja auch in seinem Kommentar selbst festgestellt). Ganz ehrlich: mir hat der arme Kerl leid getan. Er hatte keinen Fehler - und dafür ne 4 finde ich schon heftig.

    • Offizieller Beitrag

    Mmm, finde ich schwierig. Habe in der Grundschule auch immer wieder solche Probleme. Es gibt auch Kinder, die dann deshalb mal eine 5 im Diktat haben, die tun mir dann schon leid. Andererseits kann man aber auch nicht immer zugunsten des Schülers raten. Wenn mir das Problem bei einem Schüler bekannt ist, weise ich ihn bei Abgabe immer noch mal darauf hin, den Text auf seine Prolbembuchstaben zu überprüfen. Allgemein gültige Korrekturvorschriften gibt es nicht überall, wir haben zum Beispiel auch keine schriftlich fixierten, wobei wir uns schon im Kollegium darüber austauschen. Vielleichtbgib es in anderen Bundesländern in den Lehrplänen solche Vorschriften? Ansonsten ist wohl die Fachkonferenz zuständig sie zu beschließen.


    Gruß leppy

  • Schwierige Sache. Ich kann den Lehrer durchaus verstehen, v.a. gesetzt dem Fall, dass er den Schüler schon mehrmals darauf hingewiesen hat, dass er schöner - deutlicher schreiben soll, u. U. sogar schriftlich unter der letzten Arbeit, nach dem Motto: Schreibe die o´s deutlicher, bei der nächsten Arbeit werden undeutliche Buchstaben als Fehler gerechnet...usw. Bei mir gilt auch, und darauf weise ich mehrmals im Jahr hin, dass alles, was ich nicht lesen kann, ein Rechtschreibfehler ist. Das gilt auch für undeutliche Buchstaben...
    Man macht anfangs oft den Fehler, zu sehr auf der Seite der Schüler zu stehen. Auch wenn es demotivierend auf dich und den betroffenen Schüler wirkt, wird der bewertende Lehrer schon seine Gründe haben. Du könntest ihn doch auch darauf ansprechen und fragen, ob er dir seine Bewertung erklären kann. Bitte nicht im falschen Ton, sondern als echte Frage gemeint, die dein Interesse signalisiert und nicht, dass du seine Entscheidung in Frage stellst. :rolleyes:

  • Ich finde den Vorschlag, dass du mit dem betreffenden Lehrer sprichst, auch total gut. Schließlich kann nur er dir erläutern, warum er so rigoros Abzüge verteilt hat.
    Ich habe auch so einen Beispielschüler, bei dem es sogar im Förderplan stand, welche Buchstaben er üben und vor Abgabe einer Arbeit noch einmal auf Lesbarkeit kontrollieren soll. Trotz Hinweis in einer Arbeit hat er auch nicht darauf geachtet und Abzüge bekommen. Als er mich fragte, warum das so streng sei und mir eine alte Arbeit hinhielt, in der ich die missverständlichen Buchstaben/Wörter wellig unterstrichen hatte, konnte ich ihm erklären, dass ich ihn mehrfach darauf aufmerksam gemacht hatte und es scheinbar mal wehtun müsse, damit er die Warnungen beachtet. Er hat auch geknirscht, aber in der nächsten Arbeit den Hinweis dankend angenommen und viel gekillert und neu geschrieben, anstatt vorzeitig abzugeben.
    Besser, man fängst früh damit an, verwarnt, weist darauf hin und wenn alles nichts hilft, muss man eben auch mal durchgreifen.


    Wenn es die Abzüge ohne Vorwarnung gehagelt hat, fänd ich es auch nicht besonders toll und würde versuchen, Wiederholungsfehler geltend zu machen, aber diesen Fall kann ich mir wirklich nicht vorstellen.

  • Danke für Euer Feedback. Nur noch zur Info. Es handelt sich um einen für die Klasse neuen Vertretungslehrer (der eigentliche Englischlehrer ist krank), der zum ersten Mal in dieser Klasse eine Klassenarbeit korrigiert hat. Ob er vorab was zum Thema Schrift gesagt hat, weiß ich nicht. Ich konnte in dem Klassenarbeitsheft des Jungen sehen, dass er die ersten beiden Arbeiten in diesem Halbjahr bei seinem "richtigen" Englischlehrer Noten zwischen 1 und 2 hatte. Dieser Lehrer hatte offenbar auch kein Problem mit der Schrift.


    Ich werde den Lehrer noch mal vorsichtig auf die Bewertung ansprechen - ich wollte nur vorher hier ein paar Informationen bzw. Meinungen sammeln. Ich persönlich denke, es wäre angemessen gewesen, für die fehlerhafte (Schrift-)Form maximal eine Note abzuziehen. Ich weiß nicht - im Studium wird uns eingebläut wie wichtig es ist, die Schüler zu motivieren, und hier in der Praxis wird dann geradezu brachial die Motivation niedergemetzelt. Wenn die Arbeit wegen der Schrift um eine Note schlechter bewertet worden wäre, hätte das für den Schüler sicher auch einen Lerneffekt gehabt, ihm aber nicht (möglicherweise) dauerhaft die Motivation an dem Fach genommen. Vielleicht bin ich auch noch zu nah an meiner eigenen Schulzeit.... Zudem dient die Leistungsbeurteilung doch dazu dem Schüler ein Feedback über die Leistung in dem Fach zu geben. Eine 4 spiegelt dies im vorliegenden Fall aber doch in keinster Weise wider. Für mich ist die Validität in Frage gestellt, wenn statt der Englischleistung (ausschließlich) die Schönschrift bewertet wird.

  • Ich finde es auch nicht in Ordnung, dass der eine Schreibfehler (wenn man es denn so sehen will) zu so einer starken Abwertung führt.


    Vielleicht hätte der Vertretungslehrer anders geurteilt, wenn er den Schüler schon länger kennen würde. Mir fällt es auch schwer, eine Arbeit zu beurteilen, die schlampig geschrieben ist. Manche Leute können aber einfach nicht gescheit schreiben, trotzdem haben sie klare Gedanken. Kann sein.


    Mach das ab nächste Woche so, wie du das für richtig hältst. Letztlich ist Bewertung nie wirklich objektiv.


    Es schadet überhaupt nichts, sich an die eigene Schulzeit zu erinnern (für mich ist auch immer die Perspektive meiner eigenen Kinder und natürlich die Perspektive als Mutter sehr hilfreich) - aber: Die Schüler ticken womöglich ganz anders als man selbst. Es ist durchaus nicht immer Fleiß und guter Willen da, wo das vorgetäuscht wird ... Da darf man einfach nicht zu gutgläubig sein.


    Andererseits, wird man erst mal mit so ein paar wirklich heftigen Schicksalen konfrontiert, dann erscheint das strenge Urteilen manchmal gar nicht angebracht. Und irgendwie ist das Bewerten immer so ein bisschen Jonglage.

  • Es handelt sich um einen für die Klasse neuen Vertretungslehrer (der eigentliche Englischlehrer ist krank), der zum ersten Mal in dieser Klasse eine Klassenarbeit korrigiert hat. Ob er vorab was zum Thema Schrift gesagt hat, weiß ich nicht. Ich konnte in dem Klassenarbeitsheft des Jungen sehen, dass er die ersten beiden Arbeiten in diesem Halbjahr bei seinem "richtigen" Englischlehrer Noten zwischen 1 und 2 hatte. Dieser Lehrer hatte offenbar auch kein Problem mit der Schrift.


    Das ist dann wohl eine Eigenart des Vertretungslehrers.
    Ich beurteile "Schrift" eigentlich nicht, denn es ist nicht Bestandteil unserer Bewertungskriterien in dem Sinne. Um dafuer was abzuziehen, muesste es schon total unleserlich sein. Generell sage ich Schuelern vor einer Arbeit, nach welchen Kriterien bewertet wird und sie haben diese Kriterien zur Hand. Danach wird dann auch bewertet. Wenn ich Schrift mit einbeziehen wuerde, wuerde ich ihnen das vorher sagen.
    Liegt wahrscheinlich einfach daran, dass der Lehrer die Klasse noch nicht so lange hat. Ich denke aber auch, es gibt wichtigere Dinge im Leben.


    Eine Vertretungslehrerin (nicht von meiner Schule, sondern von einer Agentur) hatte meine Klasse fuer einen Tag und hat netterweise die Hefte korrigiert (die Aufgabe, die in der Stunde erledigt wurde - unsere internen Vertretungskraefte wuerden das nicht machen). Sie hat allerdings saemtliche Rechtschreibfehler angestrichen und drunter geschrieben, dass die jeweiligen Kinder jedes falsche Wort mehrfach richtig schreiben sollen. :huh: Einerseits laeuft das entgegen unseren Korrekturvorschriften (denn nur die ersten fuenf Rechtschreibfehler werden angestrichen) und andererseits moechte ich eigentlich nicht, dass meine LRS-Schueler (und ich hab 9 in meiner Klasse, und generell sehr viele Kinder mit Foerderbedarf...das war der Dame aber nicht bewusst) derartige Aufgaben von jemandem gestellt bekommen, der die Kinder und ihre Leistungsfaehigkeit weder kennt, noch in der kurzen Zeit genuegend beurteilen kann.
    Es ist schwieriger, wenn man als Lehrer in eine Klasse kommt, die man kaum kennt. Ich hab auch die Franzoesischstunde, die ich ihr hinterlassen hatte nochmal unterrichten muessen. Dabei war sie Franzoesischlehrerin... :huh: ...und ich hatte die gleiche Stunde problemlos in der Parallelklasse unterrichtet.

  • Sie hat allerdings saemtliche Rechtschreibfehler angestrichen und drunter geschrieben, dass die jeweiligen Kinder jedes falsche Wort mehrfach richtig schreiben sollen. :huh: Einerseits laeuft das entgegen unseren Korrekturvorschriften (denn nur die ersten fuenf Rechtschreibfehler werden angestrichen) und andererseits moechte ich eigentlich nicht, dass meine LRS-Schueler (und ich hab 9 in meiner Klasse, und generell sehr viele Kinder mit Foerderbedarf...das war der Dame aber nicht bewusst) derartige Aufgaben von jemandem gestellt bekommen, der die Kinder und ihre Leistungsfaehigkeit weder kennt, noch in der kurzen Zeit genuegend beurteilen kann.

    Hä? Kann man mir als Naturwissenschaftler mal erzählen, was genau der Fehler der Vertretungslehrerin war? Dass man alle Rechtschreibfehler im Sprachunterricht anstreicht und die richtige Schreibweise mehrfach schreiben lässt zum Lernen hört sich für mich erstmal total sinnvoll an. Viel sinnvoller als Dejanas Variante nur die ersten 5 Fehler anzustreichen in meinen Augen.

  • Zitat

    Hä? Kann man mir als Naturwissenschaftler mal erzählen, was genau der Fehler der Vertretungslehrerin war? Dass man alle Rechtschreibfehler im Sprachunterricht anstreicht und die richtige Schreibweise mehrfach schreiben lässt zum Lernen hört sich für mich erstmal total sinnvoll an. Viel sinnvoller als Dejanas Variante nur die ersten 5 Fehler anzustreichen in meinen Augen.


    Ziel der Stunde war Foerderung des Leseverstaendnisses, nicht der Rechtschreibung. Bei uns wird nach Stundenziel bewertet. (Du kannst dich gerne mit meiner SL und der hiesigen Regierung ueber derartige Regelungen auseinandersetzen. Denen wird deine Meinung aber auch ziemlich schnuppe sein. Wir haben Vorschriften, wie korrigiert wird...)
    Wenn ich Schueler habe, deren Schreibleistung auf der von 6-Jaehrigen ist, dann bringt das gar nix, denen jedes Wort als falsch anzustreichen und sie Woerter mehrfach schreiben zu lassen, die fuer sie noch viel zu schwer sind. Fuer einige meiner Schueler ist es schon ein Erfolg ihre Gedanken ueberhaupt in Saetze fassen zu koennen und daran zu denken, dass diese mit nem Grossbuchstaben beginnen und mit nem Punkt enden.


    Der Fehler der Vertretungslehrerin war erstens, dass sie sich nicht an unsere Korrekturvorschriften gehalten hat (und diese gelten schulweit, also auch fuer unseren Fachbereich Naturwissenschaften) und zweitens, dass sie den Foerderbedarf meiner Schueler weder kannte noch in Betracht gezogen hat. Das passiert aber nunmal, wenn man jemand von "ausserhalb" hat und ist ja nun nicht ihre Schuld.

  • Der Junge hatte keinen einzigen Fehler!!! Der Lehrer hatte ihm aber jedes mal, wenn er ein a nicht lesen konnte (das zugegebenermaßen manchmal wie ein o aussah) einen halben R-Fehler gegeben.


    Ist m.E. nicht in Ordnung und würde dem Kollegen bei einer fachlichen Überprüfung der Arbeit um die Ohren fliegen. Ich halte es für akzeptabel, das einmal anzustreichen, entspr. einen R-Fehler zu geben und die weiteren Fälle als Folgefehler zu behandeln, zumal dem Kollegen ja offensichtlich klar war, dass es sich um ein Schönschreib- und nicht um ein Rechtschreibproblem handelt.

  • Ein paar Dinge wollte ich anmerken:


    Wenn die Klassenarbeit des Schülers inhaltlich tatsächlich richtig ist und eine 4- lediglich aufgrund von Rechtschreibfehlern entstanden ist, finde ich das alleine schon recht zweifelhaft, denn dann würde die Rechtschreibung ja fast 50% der Note ausmachen. In NRW gibt es tatsächlich keine Vorgaben, inwiefern Rechtschreibung in Klassenarbeiten gewertet werden darf/soll, aber 50% scheint mir bei weitem zu viel und dies ist auch mit den ZP10-Vorgaben nicht konform, bei denen die Rechtschreibung nun wirklich ein paar wenige Punkte ausmacht und vermutlich nicht einmal 8% der Endnote einnimmt.


    ABER: Ich finde es richtig, Wörter anzustreichen, bei denen man "raten" muss, was sie heißen sollen. Wenn der Schüler jetzt aus dieser Klassenarbeit lernt, demnächst darauf zu achten, wie er ein <a> und ein <o> schreibt, dann war es das wert.


    UND: Ich würde an deiner Stelle den Lehrer nicht darauf ansprechen. Das ist schon unter gleichwertigen Kollegen problematisch (glaub mir, ich weiß wovon ich spreche - die Spezies Lehrer ist nur selten kritikfähig). Du wirst ja, wie ich dich verstanden habe, noch eine Zeit an der Schule sein. Ich denke, dass du dir die Zeit dort schwierig gestaltest, wenn du das Thema ansprechen wirst. Ich weiß, das ist traurig, aber in deinem eigenen Interesse ist es das Beste.
    Die Eltern des Schülers werden sich ggf. ohnehin beim Lehrer erkundigen. Denk dir einfach deinen Teil und versuche selber ein besserer Lehrer / eine bessere Lehrerin zu werden! :D

  • Der Lehrer hatte ihm aber jedes mal, wenn er ein a nicht lesen konnte (das zugegebenermaßen manchmal wie ein o aussah) einen halben R-Fehler gegeben. Da es im Englischen ziemlich viele a's gibt, hat sich das natürlich summiert und so kam er auf die 4+. Außerdem hat er zweimal einen Punkt am Satzende vergessen und dafür ebenfalls 2 halbe Z-Fehler kassiert.


    Ob das zulässig ist oder nicht, müsste eigentlich dem Kernlernplan Englisch Sek I zu entnehmen sein - ich weiß das aber nicht, da ich nicht in der Sek I unterrichte. Nach den Korrekturvorschriften des alten Lehrplanes Englisch wäre es auf jeden Fall unzulässig gewesen, da es sich bei der a/o-Problematik über einen Wiederholungsfehler gehandelt hätte, der nur beim ersten Auftreten zu bewerten wäre. Zeichenfehler waren nach dem alten Lehrplan nur zu zählen, wenn sie sinnentstellend wirken. Tscha, ob das als pädagogische Maßnahme gedacht war? Ob die sinnvoll wäre...?


    Nele

  • Ob das zulässig ist oder nicht, müsste eigentlich dem Kernlernplan Englisch Sek I zu entnehmen sein


    Nein. Die neuen KLP sind weder für das Fach Deutsch noch für das Fach Englisch sehr spezifisch. Was als Fehler angestrichen werden darf und was nicht, ist dort in keiner Weise geregelt. Gerade für das Fach Englisch sind die Anforderungen für eine Klassenarbeit sehr offen gehalten, was ich persönlich sehr gut finde, weil ich dann individueller auf meine Lerngruppe eingehen kann. Dort steht nur, dass eine Klassenarbeit aus mehreren Aufgabenformaten bestehen muss.

  • Ich finde diese Note deshalb so problematisch, weil ja überhaupt nicht die fachlichen Leistungen des Schülers bewertet wurden, sondern nur sein Schriftproblem. Ich habe mich jetzt auch nochmal durch die verschiedenen Richtlinien und Lehrpläne gearbeitet und auch wenn dort keine spezifischen Angaben bzgl. der Bewertung gemacht werden, ist es doch ganz deutlich, dass es um die Bewertung der Leistungen in dem Fach geht. Damit es zu solchen Extremfällen wie diesen nicht kommt, fände ich es im übrigen schon besser, wenn die Regelungen diesbezüglich etwas deutlicher wären.

  • Du hast einerseits natürlich völlig Recht. Die kommunikativen Leistungen werden nicht entsprechend gewürdigt. Was wurde denn in dieser Arbeit genau abgefragt? Je nachdem worum es genau ging, finde ich es schon völlig richtig, die Rechtschreibleistung einzubeziehen. Und einem Kind zu gestatten, viele Buchstaben gleich zu schreiben, lindert ein großes Problem. Das Kind muss sich nicht hinsetzen und lernen, dass es "taught" und nicht "tought" heißt. Alle anderen Kinder mit einem eindeutigen Schriftbild müssen länger lernen und andere wurschteln sich durch. Hierhin sollte es doch auch deiner Meinung nach nicht führen, oder?


    Wenn bei uns Texte produziert werden müssen, gibt es doch meistens Punkte auf den Inhalt, den Ausdruck und die sprachliche Richtigkeit. Bei den Jüngeren gibt es aber eben auch Aufgabenformate, in denen die eine bestimmte Anzahl von Sätzen schreiben müssen und dort dann nach 1/2 Inhalt + 1/2 Sprachrichtigkeit bewertet wird. Insofern hätte der Junge bei diesem Aufgabenformat die Hälfte der Punkte erreicht und dann tatsächlich eine 4.
    Blöd finde ich es nur, dass es scheinbar keine Vorwarnung gab, der Schüler von diesem Lehrer also zuvor nicht auf seine Schrift hingewiesen wurde. Ich denke, es hätte auch gereicht, ihm die ersten paar Wörter als Fehler anzustreichen und den Rest nochmal in Schönschrift bei der Berichtigung mit berichtigen zu lassen.

  • Joan: Es war eine Grammatikarbeit - alle grammatischen Formen waren richtig. Es gab überhaupt keine anderen Rechtschreibfehler. Bei den Wörtern, die als Rechtschreibfehler notiert wurden, waren mehrere Eigennamen, die schon so auf dem Aufgabenblatt standen sowie Wörter wie "and", play" etc. Es war einfach total eindeutig, dass es ein Schriftproblem und kein Rechtschreibproblem des Jungen ist (es ist wohl kaum anzunehmen, dass ein Schüler, der alle Grammatikformen drauf hat und sonst keine Rechtschreibfehler macht Wörter wie "and" falsch schreibt). Bewertet wurde also ausschließlich die Schrift und nicht die Leistung im Fach Englisch, die sich aus mehreren Teilbereichen zusammensetzt, die hier alle nicht berücksichtigt wurden. Das ist und bleibt trotz aller Einwände für mich problematisch daran.


    Scooby: Ja, genauso sehe ich das auch.


    MrGriffin: Danke für die ausführlichen Informationen. Ich habe auch nichts gegen eine Abwertung der Arbeit wegen der Schrift, schon um den Schüler zu motivieren an seiner Schrift zu arbeiten - mich stört nur die Reduzierung auf ein einziges Bewertungskriterium. Und ich würde auch aus pädagogischen Gründen keine in fachlicher Hinsicht fehlerfreie Arbeit mit einer 4 bewerten, denn das Risiko, dass das zu einer langanhaltenen Demotivation führt wäre mir einfach zu groß. Ich werde trotz deines Einwands (vorsichtig) mit dem Lehrer sprechen, denn ich finde es schade, wenn man aus Angst vor den Folgen seinen Standpunkt nicht vertritt. Vielleicht kann ich ihn ja zumindest mal zum Nachdenken bringen.


    @all: Vielen Dank, dass ihr eure Informationen und Meinungen hier geteilt habt.








  • Das ist zu heftig, eindeutig.


    Manche Lehrer haben den Bezug zur Realität verloren, wie ich selber damals feststellen durfte.
    Einfach mal mit ihm reden, der Rest liegt an dir selbst.


    Grüße!

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