Bitte um Hilfe - Geschichtsklausur für GK gesucht

  • Liebe KollegInnen,


    ich muss - die näheren Umstände würden an dieser Stelle zu weit führen - eine Schülerin aus NRW auf eine Klausur im Geschichte-GK vorbereiten und bräuchte dringend ein Beispiel für eine Klausur-Fragestellung zum Thema "Weimarer Republik"; 12. Klasse (G9).


    Ich wäre äußerst dankbar, wenn mir da jemand schnell (bis morgen wäre toll!) weiterhelfen könnte. Quellen und sonstige Materialien kann ich leicht selbst ergänzen, aber die Fragestellung und ein Hinweis zur Arbeitszeit wären sehr hilfreich. Es geht mir in erster Linie um ein Beispiel, wie so eine Klausur aussehen könnte. Muss natürlich nicht unbedingt aus NRW sein - ich habe nur leider gerade keinen Geschichtslehrer greifbar, der mir so eine Klausur geben könnte.



    Danke im voraus!


    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Da gibt es wohl nix einheitliches. Ich erstelle Klausuren immer für eine Arbeitszeit von 45 Minuten, allerdings werden daraus oft 50 - 55, da einige SuS halt schneller und andere langsamer sind.


    Manchmal geht eine ganze Klausur von einem Quellentext aus:


    Beispiel:


    1) Gustav Stresemann am 13. April 1919:


    Es ist eine Lüge gegenüber der Öffentlichkeit, zu sagen, die Revolution habe in Deutschland das System des Absolutismus gestürzt. Als sie kam, da war das Deutschland, das sie stürzte, ein Land, in dem die Monarchie in dem Verhältnis zum Volk und Staat stand, wie sie in England steht. Seit Jahrhunderten hat die deutsche Demo­kratie die englische Verfassung als ihr Vorbild angesehen. Wenn sie heute auch ihrerseits den 9. November fei­erte, dann feiert sie den Tag, an dem ihr Ideal in Deutschland zusammengebrochen ist, an dem das parlamen­tarisch-konstitutionell-monarchische System der Republik Platz machte. Deshalb war schon an sich für jeden Liberalen der Tag, der diese Entwicklung unterbrach, kein Tag irgendwelcher Genugtuung, und für jeden, der monarchisch denkt, ist es ein Tag der Trauer. Aber höher noch als die Liebe zur Monarchie steht der Gedanke zu Volk und Vaterland, und das Traurigste an jenem 9. November ist neben dem Sturz der Monarchie und der alten Staatseinrichtungen die Würdelosigkeit, mit der diese Revolution sich gegen das nationale Empfinden im Volke gewandt hat. ... Das geschichtlich Gewordene fortzuführen wäre zunächst dasjenige gewesen, was uns veranlasst hätte, wenn die Entscheidung bei uns lag, an der Monarchie festzuhalten. Und dann das zweite Ver­standesmäßige: Gerade in einer Zeit großer sozialer Gegensätze, großer Umballungen wirtschaftlicher Macht erscheint mir die monarchische Regierung für die Fortentwicklung eines gesunden sozialen Gedankens eine bessere Gewähr als die Republik. Das Kaisertum und der Monarch in seiner Höhe stand jeder Beeinflussung durch große Kapitalmächte viel freier und unabhängiger gegenüber als im Allgemeinen irgend ein Ministerium einer Republik.“


    Gustav Stresemann zum ersten Jahrestag der Revolution vom 9.11.1918:


    Die Revolution hat uns nicht die innere Versöhnung gebracht. ... Die deutsche Arbeiterschaft ist gespalten ... Der wildeste Terror wird gegen den Parteifeind angewendet ... Niemand garantiert, dass der ersten Revolution nicht eine zweite folgt. ...“


    a) Stellen Sie mit eigenen Worten dar, was nach Stresemanns Ansicht die bessere Alternative zur Republik gewesen wäre und wie er diese Einschätzung begründet!


    b) Erläutern Sie Ursachen, Hintergründe, Inhalte und Verlauf der revolutionären Ereignisse in Deutschland bis einschließlich des 9. Novembers 1918!


    c) Untersuchen Sie vor dem Hintergrund des Zeitraums vom 9.11.1918 bis 19.1.1919, ob Stresemanns Aussagen in der zweiten Quelle zutreffend sind (mit ausführlicher Begründung von Ihrer Seite)!



    Einige Fragen, die ich in Klausuren schon mal gestellt habe:


    a) Geben Sie einen ausführlichen Überblick über die Weimarer Verfassung!


    b) Beurteilen Sie, inwiefern diese Republik angesichts dieser Verfassung von Anfang an auf wackeligen Beinen stand (a und b können in einer Antwort abgedeckt werden)!




    Die Weimarer Republik war eine Demokratie (griechisch: Volksherrschaft). Zeigen Sie, wie in Weimar das Volk „herrschte“ und wieso manche Historiker der Ansicht sind, es wäre sogar zu viel an Demokratie gewesen!



    Beurteilen Sie, ob Stresemann außenpolitisch seine Ziele erreicht hat (gehen Sie dabei auch ausführlich auf die Locarno Verträge ein)!





    Die Weimarer Republik ist ein weites Feld, auch das Krisenjahr 1923 oder das Ende der Republik mit den Präsidialkabinetten könnten Themen sein.

  • In NRW wäre die Klausur, die DeadPoet oben als Beitrag eingestellt hat, als Beispiel für eine Klausur in der Qualifikationsphase in Teilen nicht geeignet. Die Vorgaben für die Klausuren sind in der betreffenden APO, in diesem Fall wohl der APO-GOSt, sowie im Lehrplan Geschichte geregelt. Kurz gefasst:


    DIe Klausur in der Qualifikationsphase muss so strukturiert sein, dass sie auf die schriftliche Abiturprüfung hinführt.
    Die Zeitdauer der Klausur variiert für Grundkurse im Laufe der Qualifikationsphase zwischen 2 und 3 Schulstunden - ich würde von drei Schulstunden ausgehen.
    Als Arbeitsmaterial dient entweder eine historische Quelle oder eine historische Darstellung. Der Erfahrung nach kommen in der Abiturprüfung historische Quellen häufiger vor.
    Die Länge des Arbeitsmaterials sollte 400-600 Worte umfassen; ich passe die Quellenlänge auch der sprachlichen Schwierigkeit an. Es ist durchaus auch möglich, zwei kürzere Texte in der Klausur kontrastierend zu betrachten.
    Die Arbeitsaufträge müssen alle drei Anforderungsbereiche umfassen - Reproduktion, Transferleistung, Wertung und Beurteilung.
    Da die Arbeitsaufträge im Abitur anhand von klar vorgegebenen Operatoren formuliert werden, empfiehlt es sich sehr, diese Operatoren in eigenen Klausuren zu verwenden und schon sehr lange vorher am Beginn der Qualifikationsphase den Schülern transparent zu machen.
    Üblich sind drei Arbeitsaufträge, die (grob ausgedrückt) einen Bogen von Anforderungsbereich I zu III schlagen. Ich halte es bei meinen Klausuren so, dass die Aufgaben in einem Zusammenhang stehen, z.B. dass der reproduktive Teil den historischen Kontext einer Quelle erfragt, der Transferteil z.B. eine Analyse der Argumentationsstruktur in Bezug auf den Kontext verlangt und abschließend ein begründetes Werturteil gefällt werden muss.

    • Offizieller Beitrag

    In NRW beträgt die Schreibzeit für Grundkursklausuren ab der Qualifikationsphase bei uns 3x45 Minuten plus Pause, also ca. zweieinhalb Zeitstunden. Entsprechend umfangreicher fallen die Aufgaben aus.


    Die Standardaufgabenkonstruktion ist bei schriftlichen Primärquellen ungefähr so:


    a) Quellenanalyse


    b) Einordnung der Kernthesen in den historischen Kontext und Charakterisierung der politischen Haltung des Verfassers (hier wären auch andere Teilaufgaben denkbar).


    c) Kritische Stellungnahme zu den Kernthesen vor dem Hintergrund des zugrunde liegenden historischen Grundproblems.


    Auf einer Dienstbesprechung wurde noch einmal explizit betont, dass Aufgabe c) nicht die Beurteilung eines historischen Grundproblems an sich enthalten darf. Die Quelle hat immer Ausgangspunkt für eine historische Beurteilung zu sein.


    Gruß
    Bolzbold


    EDIT: *lach* Da war Nele ein paar Nanosekunden schneller...

  • Hinzugefügt:


    Einen Arbeitsauftrag wie "Analysieren Sie die vorliegende Quelle. Punkt" Sollte man tunlichst vermeiden; so ein Arbeitsauftrag heißt nämlich nichts, weil man an einer Quelle in der Regel verschiedenste Dinge unter verschiedensten Vorzeichen analysieren kann. Du solltest immer konkret sein und eine Fragestellung angeben. So zum Beispiel dieser Arbeitsauftrag aus einer vergangenen Abiturklausur:


    Zitat

    Erläutern Sie die Wirkungen des Versailler Vertrages, auf die Brüning im vorliegenden Text Bezug nimmt, und ordnen Sie den Text in die für sein Verständnis relevanten Zu- sammenhänge der Endphase der Weimarer Republik ein.


    Nele

  • Wir hatten immer in der Oberstufe drei Aufgabenniveaus: Nennen/Fakten können, Analysieren usw. und Transfer/eine Position zu etwas einnehmen. Dann gabs in der Klausur (die dauerte immer 90 Min.) meist eine Quelle und dazu dann Aufgaben, die alle Anforderungen enthalten. Also z.B.:


    - Fassen Sie die Aussage der Quelle/Argumentationsstruktur etc. in eigenen Worten zusammen! (wahlweise Ansichten einer dort genannten Person darstellen etc.)
    - Ordnen Sie die Quelle in den historischen Hintergrund ein/Beschreiben Sie die Ereignisse vor und nach dem geschilderten Problem etc...
    (das wäre Aufgabenniveau 1)


    Wobei mir grade einfällt, dass das bei uns immer alles "Quellenarbeit" war, also die Schüler wussten eigentlich, was sie mit einer Quelle machen sollen und mussten das ohne extra Aufgabenstellung machen (z.B. Primär- oder Sekundärquelle? Einordnung in Kontext usw.). > das sollte man halt nochmal auswendig lernen, welche Schritte zur Quellenanalyse gehören, falls die Schüler sowas zur Quellenanalyse benutzen.


    Aufgabenniveau 2 wäre halt dann die Analyse (also z.B. bestimmte Aussagen auf die Person beziehen, die es sagt, welche politische Richtung die hat usw...).


    Und Aufgabenniveau 3 ist dann meist irgendwas mit "seine Meinung dazu sagen"/Pro- und Contra-Argumente sammeln etc...


    Die Klausur von DeadPoet hat z.B. solche verschiedenen Aufgabenniveaus (Überblick über Verfassung > 1, Beurteilen > 3) und im Stresemannbeispiel entsprechen die 3 Aufgaben im Prinzip genau den 3 Niveaus.


    Ich würde dir dringend raten, dir den entsprechenden Lehrplan anzusehen. Da müsste eigentlich auch was dazu drinstehen, wieviele Klausuren, wie lange die dauern, wie die Aufgaben zu stellen und zu formulieren sind etc.

    • Offizieller Beitrag

    Hinzugefügt:


    Einen Arbeitsauftrag wie "Analysieren Sie die vorliegende Quelle. Punkt" Sollte man tunlichst vermeiden; so ein Arbeitsauftrag heißt nämlich nichts, weil man an einer Quelle in der Regel verschiedenste Dinge unter verschiedensten Vorzeichen analysieren kann. Du solltest immer konkret sein und eine Fragestellung angeben. So zum Beispiel dieser Arbeitsauftrag aus einer vergangenen Abiturklausur:



    Naja, also zumindest bis letztes Jahr lautete die Aufgabenkonstruktion:


    Interpretieren Sie die Quelle, indem Sie sie


    a) analysieren


    b) dann wie Nele weiter unten


    Zitat

    Erläutern Sie die Wirkungen des Versailler Vertrages, auf die Brüning im vorliegenden Text Bezug nimmt, und ordnen Sie den Text in die für sein Verständnis relevanten Zu- sammenhänge der Endphase der Weimarer Republik ein.


    Der Begriff "analysieren" ist in der Tat problematisch, weil nahezu jedes Fach gemäß Operatorenliste eine eigene Auffassung des Begriffs hat. Entsprechend kommt es bei Schülern auch immer zu Diskussionen, wenn sie den Begriff aus einem anderen Fach angewendet haben. Dann muss man ihnen leider sagen, dass das irrelevant ist und die für das Fach gültige Operatorenliste in Verbindung mit der Fachmethodik zählt.


    Gruß
    Bolzbold

  • Vielen Dank Euch allen! Jetzt sehe ich klarer. Leider ist meine Erinnerung an den eigenen Geschichts-GK völlig verdrängt verblasst, und außerdem haben sich erfahrungsgemäß die Methoden und Fragestellungen in den letzten zwanzig Jahren doch ein wenig verändert (zum Glück!).


    Ich muss die Klausur übrigens gottseidank nicht selbst erstellen, sondern bekomme sie dann von der Heimatschule der Schülerin. Hinsichtlich offizieller Anforderungen kann mir also nichts passieren.


    Liebe Grüße
    Fossi

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

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