Hallo,
vielleicht gibt es hier ja einige Tinto-Nutzer die mir ein paar Fragen zu dem Lehrwerk beantworten können. In den Handreichungen ist zu lesen, dass das Werk in Freien Arbeitsphasen, Wochenplänen und Stationenlernen umzusetzen ist und die Kinder die Schriftsprache selbstständig entdecken lässt. Wenn man jetzt allerdings die Erläuterungen zu den einzelnen Kapiteln des Leselernbuches und den Arbeitsheften liest, stellt sich schnell die Vorstellung eines lehrerzentrierten Unterrichts ein? Wie kann man sich nun also die Umsetzung Tintos in der Praxis vorstellen? Wird wirklich nur in offenen Unterrichtsformen gelernt oder wie ist es vom Lehrwerk selber gedacht?
Über jede Antwort bin ich dankbar.
Viele Grüße
Catharina
Tinto
-
-
Du sprichst von Tinto 1, oder? Mit welchem Material willst du denn arbeiten? Mit dem Buchstabenordner ist es tendenziell einfacher, offen zu arbeiten. Dann kann man ihn wie du schon sagtes
- in den Wochenplan integrieren
- in die Freiarbeit integrieren
- beim Stationenlernen einsetzen
- jedes Kind individuell einen selbst ausgesuchten Buchstaben erarbeiten lassen
oder
- gleichschrittig mit jedem Kind einen Buchstaben oder sogar
- gleichschrittig mit jedem Kind eine Seite bearbeiten lassen.
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, man muss nur etwas krativ sein.
Mit dem Buch und dem Arbeitsheft kann es eigenlich auch so laufen, allerdings würde sich hier eher ein gleichschrittigeres Vorgehen anbieten. Wie du letztendlich vorgehen willst, das liegt dann in deinem pädagogischen Kompetenzbereich. -
Vielen Dank für deine Antwort.
Ja genau, ich meine Tinto 1. Ich bin noch Studentin und habe selber leider noch nicht mit Tinto in einer Klasse arbeiten können. Ich schreibe eine Arbeit darüber.
Es ist doch richtig, dass es bei der Arbeit mit Tinto schon einer gewissen Lenkung des Lehrers bedarf, oder? Selbst wenn ich den Unterricht mit Hilfe von Wochenplänen gestalte, gibt es doch sicherlich immer wieder Phasen in denen das Plenum zusammenkommt?
In den Handreichungen kann man lesen, dass Tinto keine Vorgaben bezüglich der Reihenfolge macht, sprich ein Kind könne sich frei in den Materialien bewegen. Dies trifft doch aber nur für den Buchstabenordner und den Schreiblehrgängen zu, oder? Wenn ich das Thema zB zum Herbst einführe, dann ist es ja nicht möglich, dass das Kind dann zum Thema Frühling im Arbeitsheft arbeitet. Oder ist mir hier ein Gedankenfehler unterlaufen? -
Hallo,
ich arbeite gerade in der 1. Klasse mit Tinto blau. Den Buchstabenordner bearbeiten die Kinder in ihrem Tempo, aber nur zu einem/zwei Buchstaben der Woche. Völlig frei funktioniert nicht gut in meinem Einzugsgebiet (flüchtiges, unsauberes Arbeiten, Schreibrichtungen falsch eingeprägt, Bilder zur akust. Analyse können ohne Hilfe nicht immer benannt werden,...) . Im Buch arbeiten wir meist gemeinsam, gerade die Einstiegsbilder sind gut zum gemeinsamen Erzählen, suchen, Rätsel stellen, freien Schreiben,...) Auch im AH arbeiten wir gleichschrittig, da dort z.B. grammatikalische oder orthographische Inhalte eingeführt werden. Das kann ich mir schwer völlig freier Arbeitsweise vorstellen.
Lg Paulepinguin -
Es ist doch richtig, dass es bei der Arbeit mit Tinto schon einer gewissen Lenkung des Lehrers bedarf, oder? Selbst wenn ich den Unterricht mit Hilfe von Wochenplänen gestalte, gibt es doch sicherlich immer wieder Phasen in denen das Plenum zusammenkommt?
Klar! Willst du 25 Schülern einen Materialhaufen vorsetzen und ihnen sagen: Macht mal, sucht euch was aus, viel Spaß dabei - aber pssscht, leise arbeiten??
Allein um mit den Schülern den Aufbau und die Arbeit im Buchstabenordner zu klären, dauert es so einige Zeit. Allein beim Deckblatt zu jedem einzelnen Buchstaben. (Was bedeuten die Bilder auf der Seite? Was bedeuten die Zahlen und Pfeile auf der Seite? Wie oft sollen die Buchstaben nachgefahren werden? (sonst malen einige Kinder die weiße Fläche einfach bunt aus oder rutschen nur einmal mit einem Bleistift darüber) Warum stehen da zwei Buchstaben? Warum hat das Blatt einen roten / gelben / grünen Hintergrund? etc.). All das muss mit den Kindern erst einmal gemeinsam erarbeitet werden, damit sie langfristig gesehen SINNVOLL selbstständig im Buchstabenordner arbeiten können. Das dauert seine Zeit und muss natürlich gemeinsam im Plenum erarbeitet werden.Wie viel Zeit du letztendlich mit den Kindern gemeinsam Dinge erarbeitest, hängt von den Leistungen der einzelnen Schüler und vom Unterrichtsstil des Lehrers ab.
In den Handreichungen kann man lesen, dass Tinto keine Vorgaben bezüglich der Reihenfolge macht, sprich ein Kind könne sich frei in den Materialien bewegen.
"Gleich- und Kleinschrittigkeit eines Fibellehrgangs wird den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, mit denen Kinder in das erste Schuljahr eintreten, nicht gerecht. Darüber herrscht weitgehend Einigkeit. Die TINTO-Materialien legen keine Reihenfolge fest, in der gelernt werden soll. Sie setzen nicht an einem fiktiven Nullpunkt an, von dem aus alle Kinder auf den Weg geschickt werden."
Heißt für mich eher, dass berücksichtigt werden soll, was die Kinder schon können, wenn sie in die Schule kommen. Sollten sie schon ihren Namen schreiben können, könnte ein Schüler mit dem Buchstaben aus seinem Namen im Buchstabenordner beginnen. Kann ein Schüler den Stift nicht richtig halten, sollten erst einmal Schwungübungen gemacht werden.
In meiner Schulzeit gab es Fibeln, in denen auf einer Seite nur ein Wort stand (Fu). Das musste dann von jedem Kind der Klasse reihum "gelesen" werden. Für stärkere Schüler ziemlich langweilig abzuwarten, bis denn alle fertig sind mit "lesen". Für schwächere Schüler auch nicht sinnvoll, denn das Wort "Fu" auszusprechen heißt ja noch lange nicht, dass der Schüler eine Einsicht in die Laut-Buchstaben-Zuordnung hat.Wenn ich das Thema zB zum Herbst einführe, dann ist es ja nicht möglich, dass das Kind dann zum Thema Frühling im Arbeitsheft arbeitet. Oder ist mir hier ein Gedankenfehler unterlaufen?
Letztendlich kommt es darauf an, was der Lehrer für ein Ziel erreichen möchte. Soll es eher um die Sache (Sachunterricht) gehen, wäre es nicht sinnvoll, wenn ein Schüler sich mit einem anderen Thema beschäftigt. Tinto ist aber ein Deutsch-Lehrwerk. "Der Herbst" wäre dann das Thema, in dem Inhalte und Ziele des Deutschunterrichts eingebetten werden.
Werbung