Spannende Gruppenarbeit?

  • Liebe Alle!


    Ich habe eine eher allgemeine Frage zur Unterrichtsgestaltung. Ich möchte in meinen Unterricht mehr Gruppenarbeit einbauen, habe bisher jedoch die Erfahrung gemacht, dass in den Gruppen meist ein oder zwei Schüler aktiv sind und der Rest sich kaum beteiligt. :sleeping: Habt Ihr ein Paar Tipps, wie man Gruppenarbeit spannend machen kann und vor allem alle gleichmäßig aktivieren kann?

  • Hallo Christian,
    Als erstes rate ich davon ab, die Schüler die Gruppen selbst einteilen zu lassen. Zum ersten weil es so immer wieder zu den gleichen Zusammenstellungen von Schülern kommt und zum anderen, weil so meist sehr leistungshomogene Gruppen enstehen.
    Zweitens ist es am wichtigsten, dass Schüler und Schülerinnen bei der Gruppenarbeit genügend Freiheit und Spielraum haben aber gleichzeitig genau wissen was sie zu tun haben. Diese Balance kann dadurch erstellt werden, in dem Sie die Ziele, Zeitvorgaben und Zusammenarbeit in der Gruppe genau vorgeben und dann auch immer wieder prüfen.
    Ich hoffe, dir Antwort hilft dir weiter!
    mfg
    Karl

  • Gut funktioniert wenn du Puzzleteile hast von mehreren puzzles (z.b. Zerschnittene Postkarten ) und dadurch die Gruppen zusammengesetzt werden. Außerdem sollte jeder in der Gruppe eine Funktion haben (Chef, zeitwaechter, materialwart, ... ) die Aufgabe sollte sehr klar strukturiert sein.

  • Habt Ihr ein Paar Tipps, wie man Gruppenarbeit spannend machen kann und vor allem alle gleichmäßig aktivieren kann?


    Lasse etwa den Zufall bestimmen, wer in der Präsentationsphase das Ergebnis vorstellt. So ist bis zum Ende Jeder in der Verantwortung.

  • Gut funktioniert wenn du Puzzleteile hast von mehreren puzzles (z.b. Zerschnittene Postkarten ) und dadurch die Gruppen zusammengesetzt werden. Außerdem sollte jeder in der Gruppe eine Funktion haben (Chef, zeitwaechter, materialwart, ... ) die Aufgabe sollte sehr klar strukturiert sein.






    Diese Chef, Zeitwart und so weiter Teilung sehe ich aus meiner Erfahrung eher kritisch. Der Zeitwächter hat praktisch nix zu tun, was mit dem fachlichen Lernziel zu tun hat. Dann eher diese Einteilung plus genaue Aufgabenverteilung (wer macht welchen Teil der Aufgabenstellung).


    Ansonsten: gute Anregungen für GA bietet das stichwort kooperative Lernformen.

  • Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit Gruppenpuzzles, d.h. Bildung von Stamm- und Expertengruppen. In den Expertengruppen werden unterschiedliche Themenaspekte erarbeitet, die Stammgruppen setzen sich aus jeweils einem Mitglied der verschiedenen Expertengruppen zusammen, so dass JEDER die Aufgabe hat, seine Stammgruppe über die Ergebnisse seiner Expertengruppe zu informieren.

  • Hi,


    du hast ja schon einige gute Tipps bekommen. Zusätzlich finde ich beispielsweise in Englisch (aber auch in anderen Fächern) verschiedene 'Rollenkarten' hilfreich: Einer ist der Task-Manager, der darauf achtet, dass die Ergebnisse auch nicht von der Aufgabenstellung abweichen. Dann gibt es den Time-Manager, der auf die Bearbeitungszeit achtet und gegebenfalls seine Gruppenmitglieder zu schnelleren Arbeiten auffordert. Der 'Language Watchdog' achtet in Englisch darauf, dass in der Fremdsprache kommuniziert wird (machen übrigens auch meine Oberstufenschüler gerne).
    Je nach Bedarf kann man noch mehrere Rollen vergeben. Auf diese Weise ist jedes Gruppenmitglied für etwas Bestimmtes verantwortlich, sodass ein 'zurücklehnen' zumindest etwas erschwert wird.


    LG


    Sylvana

  • Stichwort "Kooperative Methoden" - da gibt es eine Reihe von Gruppenarrangements, die zwangsläufig voraussetzen, dass jeder etwas zu tun hat. Als Beispiel wurde oben schon das jigsaw reading angeführt; andere Beispiele wären die Placematmethode, das Reciprocical reading oder die strukturierte Kontroverse. Habe mit allem sehr gute Erfahrungen gemacht.

  • Ich denke, über folgende Aspekte solltest du dir klar werden:



    Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit, die Bewertung entsprechend zu gestalten.
    Du könntest z.B. eine Fremdeinschätzung der Gruppenmitglieder machen lassen, die mit in die Einzelnote eingeht. Das kann man mit Einschätzungsbögen machen.
    Oder du bewertest die Gesamtleistung der Gruppe und im Sinne einer Durchschnittspunkteanzahl und die Gruppenmitglieder verteilen die individuellen Punkte innerhalb der Gruppe selbst. Zum Beispiel: Die Gruppe hat 3 Mitglieder und das Ergebnis der Gruppenarbeit liegt bei 50 Punkten. Du gibst der Gruppe dann 3x50 = 150 Punkte und die individuelle Punkteverteilung diskutieren die Schüler der Gruppe selbst aus.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Die Variante mit der Punkteverteilung finde ich interessant. Kann es da nicht auch zu Spannungen unter den SuS kommen?

  • Hallo,
    zum einen wollte ich noch einen Tipp geben und dann noch eine weitere Frage loswerden. Also:
    Tipp: Ich habe farbige, laminierte Kärtchen für Gruppenarbeiten, z.b. 4 grüne, 4 rote, 4 pinke ... Außerdem steht auf jeder Karte eine Zahl von 1 bis 4. Die werden einfach zufällig von mir verteilt. Dann sage ich z.B.; In jeder Gruppe muss die Nr.1 schreiben. Erst kurz am Ende der Gruppenarbeit sage ich dann, welche Zahl die Gruppenergebnisse präsentieren soll: Nr. 4 aus jeder Gruppe stellt die Ergebnisse vor. So versuche ich zu erreichen, dass jeder auch wirklich aufpasst, denn es kann ja jedem passieren, dass er später die Ergebnisse präsentieren soll.


    Meine weiterführende Frage:
    Bei Gruppenarbeiten ist es bei mir immer sehr laut. Wer meine übrigen Beiträge gelesen hat weiß, dass ich generell ein Problem mit der Lautstärke in meinen Klassen habe, doch hier geht es um meine 5. Klasse, die sonst sehr wohl in der Lage ist, so leise zu arbeiten, dass man eine Stecknadel fallen hört. Mit denen habe ich wirklich großes Glück gehabt. Doch sobald es um Gruppenarbeit geht, wird es so laut, dass keine Gruppe richtig arbeiten kann. Z.B. habe ich gestern eine Schreibkonferenz machen wollen. Reihum musste dafür in jeder Gruppe ein Mitglied seinen Brief vorlesen und die anderen sollten das dann beurteilen, Tipps geben. Ich habe einen kleinen, ganz hässlichen Raum mit Löchern in den Wänden, der auch nicht besonders gut gedämmt ist und im Sommer übrigens oft über 30 Grad warm ist. Ich kann die Kinder nicht in der Schule verteilen, das ging letztes Mal schief, da die Kinder dann den Unterricht der anderen stören, wenn sie im Flur arbeiten. Außerdem habe ich da vier Chaoten, die man auch nicht 5 min. unbeobachtet lassen kann und einen Direktor, der gar nichts davon hält, dass Kinder während des Unterrichtes nicht an ihrem Tisch im Klassenzimmer sitzen. Muss ich darum Gruppenarbeiten gleich lassen? Das "Flüster-Gebot" funktioniert nie, die Lautstärke schraubt sich innerhalb von kürzester Zeit wieder hoch. Eine Möglichkeit habe ich schon gefunden, aber die finde ich recht anstrengend: Ich male also Zahlen von 1 bis 10 an die Tafel und immer wenn es mir zu laut wird, wische ich eine weg. Bin ich auf 0 gibt es Extra-Hausaufgaben. Dafür muss ich dann aber die ganze Zeit sehr präsent sein und kann in keiner Gruppe Hilfestellung leisten, sondern muss vorne stehen bleiben. Es muss doch noch andere Möglichkeiten geben, oder?
    Danke
    Frauke


  • Die Variante mit der Punkteverteilung finde ich interessant. Kann es da nicht auch zu Spannungen unter den SuS kommen?


    Darauf kann ich aus Schülersicht antworten, diese Bepunktungsmethode ist in der Oberstufe mit uns angewendet worden.
    Der Effekt war, dass sich wirklich alle in die Gruppenarbeit eingebracht haben und die Punkte in den Gruppen anschließend gleichmäßig verteilt wurden. Das lief problemlos ab. So reibungslos geht das wahrscheinlich nicht in allen Klassen, aber einen Versuch ist es allemal wert.
    Ich erinnere mich aber, dass wir einmal völlig überfordert waren, weil sich die Punkte nicht glatt durch die Zahl der Gruppenmitglieder teilen ließen. Da ist in manchen Gruppen Krieg ausgebrochen, andere haben schlicht gelost, und solche "krummen" Punkte kamen danach nicht wieder vor. Ich vermute, das Ziel dieser einmaligen Aktion war, dass wir uns WIRKLICH mit dem Beitrag jedes Einzelnen auseinandersetzen sollten und das ist dann gründlich schiefgegangen... :S

  • Zitat

    ...dass wir einmal völlig überfordert waren, weil sich die Punkte nicht glatt durch die Zahl der Gruppenmitglieder teilen ließen.


    Das ist Aufgabe des Lehrers, die Randbedingungen so zu gestalten, das so etwas nicht passiert. Mit ein bisschen Erfahrung klappt das, außerdem darf ich als Lehrer auch mal 'n Fehler machen, sollte dann aber auch bereit sein diesen zu korrigieren.
    Im wesentlichen kann man sowas machen:


    1. Fremdbeurteilung Lehrer (L) - Schüler(S), das ist der Klassiker ;)


    2. Gruppenmitglieder schätzen Lernenden ein (darauf habe ich Bezug genommen in meinem anderen Beitrag hier)


    3. Selbsteinschätzung des Schülers


    4. Lehrer schätzt Gruppe insgesamt ein


    5. Gruppen schätzt andere Gruppe ein, läßt sich Vortag, Marktplatz o.ä. kombinieren


    2. und 3. gehen gut mit dem gleichen Fragebogen. So erhält man ein Selbst- und Fremdbild jedes Schülers. Das kann man dann kombinieren mit 4. und 5. und erhält eine individualisierte Bewertung für jeden Schüler (2., 3. als individueller Anteil und 4., 5. als kollektiver Anteil).


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Vielen Dank für die Antworten! Ich glaube, ich werde auf jeden Fall mal das Punktesystem ausprobieren. Bin gespannt, wie meine Schüler damit umgehen werden..

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