Rechtschreibleistungen 2. Klasse

  • Hallo,


    ich bin Lehrerin an der Sek. I, aber Mutter eines Zweitklässlers. Ich benötige jetzt mal als Mutter Eure geschätzte Meinung. Mein Sohn ist ein guter Schüler, mich freut besonders, dass er sehr gerne und viel liest. Einzig und alleine seine Rechtschreibung ist noch nicht besonders gut. Seine Lehrerin schreibt jede Woche ein geübtes Diktat, auf das er sich vorbereitet. Leider kommen in jedem Diktat 1-2 völlig unbekannte Sätze vor, in die er dann eine Menge Fehler haut. Letze Woche 12 Fehler, diese Woche 8. Das frustriert ihn zusehends. Lehrerin macht ebenfalls Druck und rät mir, ihn jedem Tag 3 Sätze zu diktieren, damit er besser wird.


    Eigentlich bin ich in Bezug auf Rechtschreibung recht entspannt und würde ihm gerne sein Lerntempo lassen. Er liest sehr viel, ich sehe in Ansätzen, dass er seine Rechtschreibung verbessert (verglichen mit Anfang Klasse 2), er wird zu einem guten Schreiber werden - daran habe ich keinen Zweifel. Trotzdem frage ich mich, ob er schon jetzt intuitiv richtiger schreiben müsste und eben weniger Fehler machen müsste. Wie ist das denn bei Zweitklässlern im Allgemeinen? Viele in seiner Klasse machen wohl schon weitaus weniger Fehler, sagt er zumindest.


    Ich bin verunsichert. Soll ich mit ihm zusätzlich üben? Oder darauf vertrauen, dass die Rechtschreibkompetenz im Laufe der Zeit kommt? Was macht ihr GS-Kollegen für Erfahrungen? Danke.


    Maren

  • Hallo Maren,


    eine "Ferndiagnose" zu stellen ist natürlich schwer. Dennoch ist es eigentlich ganz normal, dass Zweitklässler in ungeübten Wörtern Fehler machen. Die richtige Rechtschreibung soll in der 2. Klasse ja angebahnt werden, also keine 100%ig "Fehlerfreiheit".


    "Stumpfes" Üben hilft ihm hier wahrscheinlich nicht weiter, gerade, wenn er viel liest und wahrscheinlich einen guten Wortschatz besitzt. Es ist wichtiger ihm Rechtschreibstrategien an die Hand zu geben, die zu seinen Fehlerschwerpunnkten passen.
    z. B. Wie finde ich heraus, ob ein doppelter Mitlaut steht oder nicht? (Silben) "Papier-/Pusteprobe" bei bdg/pkt oder je nachdem wie fit er ist die Verlängerungsprobe Hand - HänDe (eigentlich erst 3. Klasse); genau sprechen und hören - klingt das der Buchstabe (i(e), a(h), e(h), ...) lang oder kurz (auch mit Hilfe eines Gummibandes an den Händen oder mit einem Ball prellen/rollen); bei fitten Kindern kann man auch die Wortverwandschaften ansprechen Mäuse - Maus usw.


    Natürlich bleibt das üben nicht erspart, aber ohne Rechtschreibstrategien wird es irgendwann schwer.


    Viel Erfolg

  • Also ich mache das so:


    Die Schüler bekommen "Lernwörter", die wir sowohl in der Schule als auch zu hause üben.
    Zusätzlich üben wir in der Schule ein Diktat, in welchem ein Teil dieser Wörter vorkommt. Dieses Diktat wird dann als Schleichdiktat, Partnerdiktat und "normales" Übungsdiktat geübt. Dann schreiben wir ein richtiges Diktat, bei welchem die Sätze des geübten Diktates vorkommen, nur etwas "verdreht" - verändert.


    Kann auch sein, dass ich in einen geübten Satz ein anderes der Lernwörter einbaue.


    Komplett neue Sätze , komplett ungeübte Sätze und/oder Wörter nehme ich nicht rein.



    Ich würde mit der Lehrerin mal sprechen. Wie genau stellt sie sich denn das "Üben" zu hause vor? Wenn im Diktat immer ein bis zwei ganz neue Sätze vorkommen??


    Die kannst du dir ja nicht aus den Fingern saugen...




    Ich sehe das so: Die Kinder werden in der zweiten Klasse an das Thema "Rechtschreibung " herangeführt. Sie müssen natürlich lernen, dass nicht alles so geschrieben wie gehört wird, dass es teilweise (leider nur teilweise) Regeln gibt etc.


    Meine Diktate sind (behaupte ich mal) recht anspruchsvoll, denn ein Einbruch in der dritten Klasse möchte ich den Kids, wenn es geht, ersparen. Trotzdem sollen sie Erfolgserlebnisse haben. Sprich: Wer viel liest, auch mal übt, schreibt in der Regel ordentliche Diktate so zwischen 1 und 2/3 und ist so emotional und von den Leistungen her gut gewappnet für das was dann ab Klasse 3 kommt.


    Wie kommt dein Sohn denn auf 12 Fehler? Kannst du mal ein Beispiel eines Satzes geben? Das wäre prima :)



    LG
    Panama (die auch einen Zweitklässler zu hause hat :) )

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Ach ja...


    ich handhabe es ebenfalls wie Panama - Lernwörter im Karteikasten mit markierten Merkstellen, Lernwörtertext mit verschiedenen Übungsformaten und je nach Rechtschreibbesonderheiten eben Strategien.


    Nach einer gewissen Zeit gibt es dann eine Rechtschreibkontrolle, die aus einem Diktatteil mit umgestellten Sätzen und Rechtschreibübungen besteht (so ähnlich wie in den Orientierungsarbeiten).

  • Hallo, wenn ich so lese, was Du Dir für Sorgen machst, dann möchte ich Dich aus meiner Sicht erstmal beruhigen. Ich bin momentan Lehrerin eines 2. Schuljahres und ich finde, dass es völlig normal ist, das Kinder in dieser Entwicklungsphase in der Rechtschreibung noch unsicher sind. Abgesehen davon, dass das Schreiben von Diktaten nicht mehr üblich ist, ist es doch viel wichtiger, dass die Kinder die Freude am Schreiben behalten und es als eine Möglichkeit erfahren, sich mitzuteilen. Meine Schüler arbeiten mit dem individuellen Grundwortschatz und üben mit der Grundwortschatzkiste. Auf bisher gelernte Regeln weise ich sie hin, aber lobe sie eher für guten Inhalt als richtige Schreibung. Man hat noch zwei Jahre Zeit an der Rechtschreibung zu arbeiten. Lass Dich also nicht verunsichern, es ist doch schön, dass Dein Kind Spaß am Lesen hat. Die Deutschnote besteht aus vielen Aspekten...die Rechtschreibung (besonders im 2. Schuljahr) ist da eher zweitrangig....meine Meinung und ich fahre seit Jahrzehnten gut damit. Ich frage mich manchmal, wann die Reformen der Lehrpläne in fast allen Bundesländern endlich in die Praxis umgesetzt werden. Individualisierung, differenzierte Förderung, Motivation ist gefordert...das heißt ein Umdenken was das Unterrichten betrifft.

  • Hi,
    das sehe ich ähnlich wie niggel. Ich habe jetzt zum zweiten Mal ein 2. Schuljahr in Deutsch und habe es dieses Jahr anders gemacht - und bilde mir auch ein, dass es gefruchtet hat. Wir haben Konfetti und ich habe die Rechtschreibwerkzeuge (so wird es dort genannt) intensiv mit den Kindern besprochen und dazu extra ein Lerntagebuch angelegt, in dem alle diese Werkzeuge drin sind.
    Lernwörter habe ich erst vor ein paar Wochen angefangen und mit den Kindern in der Wörterklinik gearbeitet- einfach damit sie es mal kennenlernen. Das erste Lernwörterdiktat haben wir gerade geschrieben- nur damit sie sowas schon mal gemacht haben. Ich selber hatte letztes Schuljahr das Gefühl, dass die Arbeit mit den Lernwörtern nicht viel gebracht hatte (also zumindest vom Zeit/Aufwand-Ergebnis Verhältnis, deshalb habe ich das jetzt sehr beschränkt. ALso vor allem auch auf die wirklich häufig vorkommenden Wörter - und nicht etwa welche zum Thema passenden, das finde ich nicht so sinnvoll.


    All diese Regeln, die niggel oben genannt hat, sind aber im Konfetti und
    gehören meiner Meinung nach auch ins 2. Schuljahr (und die habe
    ich mit allen auch behandelt: bgd Verlängerungen, doppelte Mitlaute,
    lange und kurze Vokale, Wortverwandtschaften... )und ich glaube, dass die Übung, diese Regeln anzuwenden, fruchtet.


    Ich bin übrigens pingelig und korrigiere fast alle geschriebenen
    Schülertexte (und markiere die Fehler mit den entsprechenden Symbolen
    der Rechtschreibwerkzeuge laut Konfetti, also z.B. zwei Herzen unter verwandte Wörter - und die Schüler sollen die Fehler auch verbessern. Das klappt natürlich bei manchen besser, bei anderen schlechter und einige versuchen sich da rauszuwinden. Aber da setze ich mich dann auch mal daneben und schaue, dass sie es auch wirklich machen. Klar, gerade bei Geschichten ist es lästig, dann auch noch Fehler verbessern zu sollen, aber andererseits denke ich, dass nichts effektiver wirkt als wenn sie die eigenen Fehler kontinuierlich verbessern.

Werbung