Leistungsstarke Klasse- aber Rechtschreiben, oh je! Wie kann ich die RS- Leistung dauerhaft verbessern?

  • Hallo zusammen,


    ich sitzte gerade mal wieder frustiert über den neuesten Diktaten. Es ist eine Katastrophe. So viele schlechte Noten, obwohl es eigentlich eine leistungsstarke Klasse ist. Wenn wir andere Lernzielkontrollen schreiben mit Übungen wie "nach dem ABC ordnen, trennen, Lückendiktat, Mehrzahl bilden" fallen die Proben sehr gut aus.


    Was kann ich nächstes Jahr in der 4. Klasse am Rechtschreibunterricht (wir verwenden dieses Jahr den Zauberlehrling) ändern, damit die Kinder auch im Diktat besser werden? Hat jemand einen guten Tipp?


    Liebe Grüße, ybi

    • Offizieller Beitrag

    Plattenspieler:
    Logisch. Man hört auf Diktate zu schreiben, weil sie darin schlecht sind. Und prompt werden sie besser. (Zumindest sieht es so aus.)


    ybi:
    ich habe auch eine rechtschreibtechnisch sehr leistungsschwache Klasse im 3. Schuljahr übernommen.
    Inzwischen hat es sich bei vielen Kindern etwas eingerenkt. Es war schwierig, aber ich habe mit den Kindern ganz bewusst geübt, die Texte, die sie schreiben, zu kontrollieren.


    Ich schreibe auch (neben den eigenen Texten der Kinder, die ich korrigiere) ca. jede 2. Woche ein Übungsdiktat (abhängig von den anderen Klassenarbeiten), streiche die Fehler am Rand an und lasse die Kinder am nächsten Tag die Fehler suchen.
    Außerdem streiche ich in jedem Text die Fehler an und lasse sie die Fehler korrigieren, damit sich das Falsch-angewöhnte wieder rausschleift.


    Grüße,


    kl. Gr. Frosch


    P.S.: Ach ja, ich vergaß, isolierte Übungen zu den Fehlern mache ich natürlich auch. Aber dabei schnitt die Klasse immer wesentlich besser ab, als bei selbst geschriebenen oder diktierten Texten. Der Klasse fehlte einfach das Gefühl dafür, dass in ihren Texten evtl. Fehler auftreten könnten.

    • Offizieller Beitrag

    Vllt. erst einmal aufhören, Diktate zu schreiben? Wo liegt denn der Sinn darin?


    Die Klasse darauf vorzubereiten, dass in der weiterführenden Schule immer noch Diktate als Klassenarbeit geschrieben werden. Bei uns sind das immerhin noch 2 pro Schuljahr, auch wenn sie durch Grammatikübungen ergänzt werden.


    In der GS keine Diktate mehr zu schreiben führt doch nur zu einer Verlagerung des Problems.


  • Logisch. Man hört auf Diktate zu schreiben, weil sie darin schlecht sind. Und prompt werden sie besser. (Zumindest sieht es so aus.)


    Man hört auf Diktate zu schreiben, weil diese weder als Übungs- oder Lernformat noch als Form der Leistungsmessung auch nur irgendeinen didaktischen Wert haben.
    Und gewinnt dadurch Zeit für andere, sinnvollere Übungen, auch im Bereich Rechtschreibung.




    Die Klasse darauf vorzubereiten, dass in der weiterführenden Schule immer noch Diktate als Klassenarbeit geschrieben werden. Bei uns sind das immerhin noch 2 pro Schuljahr, auch wenn sie durch Grammatikübungen ergänzt werden.
    In der GS keine Diktate mehr zu schreiben führt doch nur zu einer Verlagerung des Problems.


    Nur weil der in der Sekundarstufe eine relativ sinnbefreite Form der sogenannten Leistungsmessung stattfindet, muss in der Grundschule auch schon mit einer solchen begonnen werden?! Und die GS soll sich nur als Zulieferbetrieb für die weiterführende Schule verstehen? Oh je ...




    Aber ich habe das Gefühl, dass wir diese beiden Diskussionen hier schon gefühlte 20.000 mal hatten ...

  • Ich weiß das ist jetzt OT: Aber wieso können "ältere" Menschen besser rechtschreiben als Jüngere, wenn sie damals doch ihre Rechtschreibung mit den (Zitat) "relativ sinnbefreiten" Formen der Leistungsmessung (Diktat) gelernt haben? Mir fällt das immer wieder auf.
    Um es klar zu stellen: Ich bin nicht dafür ausschließlich Diktate zu schreiben, sondern für eine sinnvolle Kombination aller Arten!


    ybi: Ich denke Frosch hat schon eine sehr gute Antwort gegeben. Die Kinder sehen in ihren Diktaten den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Wenn du mit ihnen einübst Fehler zu erkennen, werden sie die Diktate wahrscheinlich besser machen.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns auch nicht. Dafür machen die Kleinen dann umso mehr Rechtschreibfehler in den Aufsätzen... also imho tatsächlich eine Verlagerung des Problems.
    Froschs Ansatz gefällt mir da wirklich am besten, denn da geht es um die Schärfung des Bewusstseins für die eigenen Fehler.

  • Ich finde Diktate auch nicht ganz falsch, zumindest nicht in Deutsch und Fremdsprachen wie Englisch oder Französisch, wo die Rechtschreibung ziemlich schwierig ist. Es bieten sich ja auch Lückendiktate an, wo sich die Aufmerksamkeit auf die Schreibung bestimmter Wörter konzentriert.

    • Offizieller Beitrag

    Die, die keine Diktate mehr schreiben, kamen jetzt alle aus Bayern.


    In RLP werden Diktate geschrieben, auch wenn diese vermehrt mit passenden Grammatikübungen verknüpft werden. In Klasse 9 werden die letzten Diktate geschrieben.


    Ach ja, die GS mag kein Zulieferbetrieb sein, aber ich finde es auch falsch, keine Diktate zu schreiben, wenn ich weiß, dass die Kinder das ein Jahr später leisten müssen. Das hat für mich die Mentalität: Nach mir die Sintflut.

  • Zitat

    Man hört auf Diktate zu schreiben, weil diese weder als Übungs- oder
    Lernformat noch als Form der Leistungsmessung auch nur irgendeinen
    didaktischen Wert haben.


    Und gewinnt dadurch Zeit für andere, sinnvollere Übungen, auch im Bereich Rechtschreibung.

    Lol. Bei solchen Sätzen habe ich immer den Eindruck, dass Du aus einem didaktischen Lehrbuch abschreibst.


    Dass Diktate nur bedingt valide sind, wenn es um die Messung der Rechtschreibleistung geht, ist bekannt. Dass sie als Form der Leistungsmessung keinerlei Wert haben, mag von Professoren behauptet werden, ist jedoch in hohem Maße kontraintuitiv und so sicherlich nicht haltbar.


    Dasselbe gilt für das Gerede von der Sinnfreiheit des "Übungs- und Lernformats". Diktate haben - wie bestimmte andere Übungsformen auch - mindestens den Vorteil, die Aufmerksamkeit stärker als andere Formate auf die Rechtschreibung zu fokussieren. Außerdem sind sie durchaus als Signal dafür geeignet, dass der Rechtschreibung ein hoher Stellenwert zukommt (was allerdings eine Annahme ist, die selbstverständlich in der Didaktik wie an manchen Schulen nicht mehr geteilt wird).


    Die "modernen" Versuche, Rechtschreibung "nebenbei" und "situativ" zu lehren und abzuprüfen, haben zu vielem geführt, aber sicherlich nicht zu einer Verbesserung der Rechtschreibleistung. Empirische Untersuchungen belegen, dass die "neue" Kultur eines "konstruktiven" und "spielerischen" Rechtschreibunterrichts nicht nur zu einer durchschnittlichen Verschlechterung der Rechtschreibleistungen geführt hat, sondern auch die schulische Diskriminierung von Kindern aus schwachen sozialen Verhältnissen erhöht hat. Der Verzicht auf Diktate ist nur ein Baustein in dieser neuen Kultur und es ist schwer zu sagen, welches Gewicht ihm zukommt. Trotzdem kann man feststellen, dass zu Zeiten, als Diktate eine Selbstverständlichkeit waren, die Rechtschreibleistungen der Kinder nicht schlechter waren als heute - um es ganz vorsichtig zu sagen.

    • Offizieller Beitrag

    Und wieder einmal fällt auf, dass einige Sek-Kollegen gar nicht auf die Idee kommen, ihre Methoden seien überdenkenswert.
    Nein, die Kinder MÜSSEN ja ab der 5. Klasse Diktate schreiben, also haben wir das in der GS zu üben.


    Das hat auch mit didaktischem Lehrbuch nichts zu tun.
    Man kann natürlich wissenschaftliche Untersuchungen und Ergebnisse sowie Erfahrungswerte von Grundschullehrern belächeln (LOL - finde ich übrigens hier nicht angemessen), aber das ändert ja nichts an den Tatsachen. Diktate bringen für das Rechtschreiblernen nichts. Man bekommt mit wenig Aufwand messbare Ergebnisse. Wahrscheinlich liegt da die Beliebtheit von Diktaten begründet. Sie machen wenig Arbeit.
    Eine sinnvolle Rechtschreibarbeit auszuarbeiten und zu korrigieren ist da schon bedeutend aufwändiger.

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, Melosine, das hab ich nicht geschrieben!


    Wenn aber festgelegt ist, dass in Klasse 5 bis 9 je zwei Diktate geschrieben werden, ändert es nichts, dass dem so ist, indem Du mir indirekt Faulheit unterstellst. Außerdem schrieb ich, dass diese zunehmend von weiteren Übungen ergänzt werden. Aber sicherlich nicht bei allen Kollegen. Ist aber auch nicht meine Aufgabe, denen das nahe bringen zu wollen, solange die Menge und Art der Arbeit von oben so immer noch vorgegeben ist.


    In 5 und 6 mach ich momentan viele Lernspiele zur Rechtschreibung mit Hilfe einer Mappe vom Verlag an der Ruhr. Zumindest bei meinen Schülern scheint das zu helfen.

  • Zitat

    Und wieder einmal fällt auf, dass einige Sek-Kollegen gar nicht auf die Idee kommen, ihre Methoden seien überdenkenswert.

    Und wieder einmal fällt mir auf, dass Du bestimmte Posts entweder nicht aufmerksam liest oder nicht verstehst.


    Zitat

    Man kann natürlich wissenschaftliche Untersuchungen und Ergebnisse sowie Erfahrungswerte von Grundschullehrern belächeln

    Sprichst Du über Dich selber? Oder wie ist es zu erklären, dass es Dir offenbar gleichgültig ist, dass ich wiederholt (nicht nur in diesem Thread) auf wissenschaftliche Befunde verweise, zu denen Du Dich nicht äußerst?


    Wie ist es eigentlich zu erklären, dass Du nicht selbst auf Befunde verweisen kannst? Und ist Dir entgangen, dass die "Erfahrungswerte von Grundschullehrern" offenbar nicht einheitlich sind?


    Zitat

    Diktate bringen für das Rechtschreiblernen nichts.

    Die maximale Reichweite Deiner Aussagen steht in keinem Verhältnis zu Deinen Argumenten.

    • Offizieller Beitrag

    Unter uns, kannst du mal deinen "Ton mäßigen? Ich empfinde ihn als extrem unverschämt! Ebenso das "lol", dass du in einem vorhergehenden Beitrag geschrieben hast! Auch du hast dich hier an die Umgangsformen zu halten!
    Mich hat überhaupt niemand um irgendwelche wissenschaftlichen Beweise gebeten, ich habe lediglich meine Meinung zu diesem immer wiederkehrenden Thema geäußert. Man sollte halt auch in der Lage sein, fachwissenschaftliche Abhandlungen eigenständig zu lesen bzw. zu finden. Wenn ich mal viel Zeit habe, kann ich aber auch gerne mal nach Links über den Sinn und Unsinn von Diktaten suchen. (Ich meine sogar, dass ich hier schon mal Quellen genannt habe. Vielleicht mal die Suchfunktion bemühen).


    Dalyna, ich meinte auch nicht dich persönlich! Mir fällt nur leider immer wieder auf, dass doch letztlich davon ausgegangen wird, die GS habe sich den Bedingungungen der weiterführenden Schule anzuschließen (die sich in einigen Bereichen seit Jahren nicht geändert haben bzw. auch nicht in Frage gestellt wurden), während andersherum kein Schuh draus wird.


    @Frosch, es tut mir ja leid, aber ich habe das ganz und gar nicht beobachtet! Und nun? ;)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    @Frosch, es tut mir ja leid, aber ich habe das ganz und gar nicht beobachtet! Und nun? ;)


    Das ist kein Problem. Du hast keinen Erfolg beobachtet, ich schon. Also schreib einfach "Nach Meiner Meinung bringen sie nichts" und schreib es nicht als Tatsache. Denn auch wenn es nur in meiner Klasse (als Ausnahmefall) etwas bringt, hat es ja zumindest einmal was gebracht. ;)


    kl. gr. Frosch


    P.S.: Aber vielleicht sollten wir einmal einen Schnitt machen. Es geht bei der Frage oben nicht um die Sinnhaftigkeit von Diktaten, sondern darum, was die Threadstarterin mit ihrer Klasse machen kann, um die Rechtschreibung zu verbessern. (Nicht primär nur um die Diktate gut zu schreiben.) Die Diktatgegner sollten also hier nicht über Diktate wettern, sondern alternative Hilfen bieten, die ybi helfen. Um die Sinnhaftigkeit geht es z.B. hier.

    • Offizieller Beitrag

    Sanne:


    Zitat

    Wenn du mit ihnen einübst Fehler zu erkennen, werden sie die Diktate wahrscheinlich besser machen.


    Und nicht nur die Diktate. Sie sehen auch in ihren eigenen Texten den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wenn man es aber gezielt (an nicht immer ganz leichten Texten) übt, klappt es besser.


    kl. gr. frosch

  • Wie ist denn die Rechtschreibung deiner Schüler, wenn ihr freie Texte schreibt?
    Es kommt ja schließlich nicht darauf an, Diktate möglichst fehlerfrei zu schreiben, sondern bei allen Textproduktionen auf die Rechtschreibung zu achten und Rechtschreibstrategien möglichst kompetent anzuwenden.


    Übst du die Dikatate denn vorher mit den Schülern? Und wenn ja: Wie übst du?


    Den Zauberlehrling finde ich OK, aber z.T. zu vollgestopft mit zu vielen Übungen und zu eingeschränkt.


    Mit meinen Schülern mache ich gelegentlich eine Wortsammlung. Das lässt sich fast bei jedem Rechtschreibphänomen anwenden. Die SuS sollen dann beispielsweise möglichst viele Wörter mit "ie" finden. Das können sie mit einem Partner oder in einer kleinen Gruppe machen. Das Wörterbuch dürfen sie als Hilfe benutzen. So kommen die Schüler in Gespräche über die Rechtschreibung. Sie können sich die Wörter gegenseitig vorsprechen, denn oft ist die Aussprache entscheidend. Starke Schüler können Wortbedeutungen erklären, wenn etwas unklar sein sollte. Später kann man die Wortlisten benutzen, um aus den Wörtern Sätze zu formulieren. Es lassen sich mit den Listen auch Reimwörter finden.

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