Englisch Leistungskurs Klausur: Wörter falsch zählen, um besseren Fehlerquotienten zu kriegen

  • Hallo,


    ich habe eine Frage an Englischkollegen: Schüler in meinem Leistungskurs zählen die Wörter in ihrer Klausur leider sehr ungenau und schlagen in der Regel Wörter auf. Interessant ist, dass sie nie zu wenige Wörter zählen. Der Gedanke dahinter ist natürlich, dass sich der Fehlerquotient verbessert je mehr Wörter sie haben und sie im Endeffekt eine bessere Note kriegen. Ich habe schon oft mit den SuS darüber gesprochen und gesagt, dass es einen Täuschungsversuch darstellt.
    Ich bin nicht kleinlich. Wenn sich die Schüler bei 700 geschriebenen Wörtern ein wenig verzählen ist das normal und mir ziemlich egal. Ich habe jedoch einen Fall, bei dem ein Schüler 150 Wörter aufgeschlagen hat (nicht zu ersten Mal, er hat sich also nicht versehentlich verzählt).
    Wie reagiert ihr?
    Darf ich (rechtlich gesehen) Punkte abziehen (also über die eigentlich korrekte Berechnung hinaus im Sinne einer "Strafe")? Es geht mir einerseits darum, die Leistung der Schüler richtig zu beurteilen (im Abitur wird ja auch nochmal nachgezählt) aber auch darum, dass ich bei 20 Klausuren (im Schnitt 700 Wörter) nicht jedes Mal alles zählen will (also insgesamt durchschnittlich ca. 14000 Wörter pro Klassensatz) und gerne mal "Klartext reden" will und den Schülern zeigen will, dass es so nicht geht.


    Bin für jeden Hinweis/Tipp dankbar!

  • In NRW wird kein FQ mehr berechnet, die Bewertung der Sprachrichtigkeit ist jetzt Ermessenssache. Ob gerechter oder nicht: Auf jeden Fall fällt jetzt das blödsinnige Wörterzählen weg!

  • An meiner Schule (BK, NRW) wurde der FQ von den Fachkonferenzen befürwortet und beibehalten, was ich richtig blöd finde, aber daher habe ich auch damit zu tun. Ich habe den SuS gesagt, dass ich Stichproben beim Zählen der Wörter mache, so dass sie zumindest ein Risiko haben, dass es aufgedeckt wird. Um 150 Wörter verzählt man sich nicht einfach so! Aber gerade deshalb alleine ist der FQ total bescheuert, wenn man mich fragt und dass man als Lehrer nicht unbedingt noch die Wörter der Schüler zählen will, ist auch klar. Es liegt aber natürlich auf der Hand, dass es quasi gerade ein Angebot an die Schüler ist eine bessere Note zu erhaschen. Meine Schüler sind durchschnittlich zu einfach um darauf zu kommen, aber der Gedanke kam mir auch schon und daher sagte ich halt, dass ich nicht jede nachzähle, sondern nur Stichproben (jede 3. oder 5.Klausur) mache. Möglicherweise zählen sie auch deshalb ehrlich?!


    By the way: Wie verklickert man einer alteingesessenen Fachschaft als Neuling, dass man den FQ für eine unangemessene Notenvergabetechnik hält??? Bei uns ist es so, dass ein FQ von >2,5 für zu einem Notenpunkt Abzug und >5 zu 2 Notenpunkten Abzug. Finde ich heftig, zudem laut Fachkonferenzbeschluss die Fehlerzeichen R, Z, Gr dazuzählen, aber nicht A, W etc.

  • Lass die Schüler die Zählung deutlich markieren:
    Bleistift verwenden
    hinter jedem 10. Wort ein Strich - gleichzeitig im Rand ein Strich
    auf jeder Seite werden die Striche im Rand gezählt & die Gesamtzahl auf der Seite aufgeschrieben
    Wörter, die am Ende der Seite übrig geblieben sind, werden noch dahinter geschrieben (also kein Übertrag auf die nächste Seite)


    So ist die Zählung leichter nachvollziehbar, grobe Unregelmäßigkeiten fallen leichter auf (sind aber natürlich nicht ganz ausgeschlossen...)

  • Mit meinen Schülern habe ich eine andere Methode eingeführt, um solche Unzählergebnisse auszuschließen.
    Nach der Arbeit bringe ich die Hefte in der nächsten Unterrrichtsstunde wieder mit.
    Jeder Schüler bekommt das Heft eines anderen Schülers - natürlich habe ich bis dahin noch nichts im Heft korrigiert.
    Auch die Schüler dürfen keinen anderen Stift als einen Bleistift verwenden --- schweigendes Zählen, Ziffer am Ende notieren.
    Da ich das mit jeder Klasse vorher so vereinbare, gibt es schon beim ersten Zählen keine Irrläufer mehr.
    Sollte sich doch eine Zähldifferenz von 50 oder 100 Wörtern einstellen, dann gibt es immer einen Schüler NR. 3. der
    noch einmal zählt, der meldet sich oft freiwillig "ach, welcher Depp kann denn hier nicht richtig zählen, Frau Lyna geben Sie
    mir mal das Heft ... und so erwerben sie nebenbei eine schnell Zähl-Kompetenz, auch für die eigenen Arbeiten :D

  • Die beste Lösung ist natürlich, die mathematisch absurde Wörterzählung (was sind Worte, was sind Wörter, was für einen "statistischen" Unterschied macht das) abzuschaffen. Gegen verkalkte Fakos ist das schlecht durchzusetzen. Es bleibt nur die Hoffnung auf Vorgabn durch die Dienstvorschriften, wobei die NRW-Abiturvorgaben schon mächtig gutes Argumentationsmaterial liefern.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Ob ich nun grob "schätze" oder mathematisch ermittle - beide Verfahren sind aufgrund entsprechender Unschärfen eigentlich nicht brauchbar.


    Ich habe meinen Schülern seinerzeit gesagt, dass bei "Überzählen" von mehr als 10% das als Täuschungsversuch gewertet wird.


    Gaukelte der Fehlerquotient einem noch ein mathematisch ermitteltes Maß an Objektivität vor (und immerhin wurde der ja über 20 Jahre angewendet - da hat man sich seinerzeit genauso viel oder wenig bei gedacht wie bei dem aktuellen System), so sind nun Schriftgröße, die Zahl der Wörter pro Zeile und auch die Menge an "Rot" auf dem Korrekturrand die Größen, nach denen man die Sprachrichtigkeit ermittelt.
    NRW kriegt das, was das Schulministerium haben will. Einen staatlich per Dekret verordneten und ebenso garantierten Erfolg der G8-Reform, sowie bessere Abiturergebnisse. Nur dass diese Ergebnis nicht mehr primär durch die Schüler sondern durch die Ministerialbürokratie erzeugt werden.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

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