Verhaltensauffälliger Schüler: Schulpsychologe - Erziehungshilfe - Sonderpädagogischer Förderbedarf?

  • Hallo,


    so, kurz und knapp: Ein äußerst verhaltensauffälliger Schüler ist neu in meiner 3. Klasse. Bislang keine HIlfen o.ä. eingeleitet. Er wirft mit Sachen durch die Gegend, gefährdet sich und andere, beschimpft Lehrer und Schüler - ein untragbares Verhalten. Unterrichtszeitverkürzung ist durch - er wurde allerdings schon öfter abgeholt, weil er den Schulalltag nicht bewältigen kann. Gespräche mit den Elterrn finden statt, die sind aber eher hilflos und benötigen jeden Tipp, den sie kriegen können.
    Nun die Frage: Was "hilft" am schnellsten (in Hessen)? Schulpychologen? Wartezeit erfahrungsgemäß 6-8 Wochen, dann erfolgt eine "Beratung" der Lehrkraft (wobei ein Verhalten des Schülers im Unterricht nicht beeinflusst wird). Anmeldung Überprüfung? Beratung? Ich weiß grad nicht soo viel rat... Und freue mich über Tipps... Grad echt heftig...

  • Hallo Flocker,
    wie kommt es denn, dass bisher noch keine Hilfen eingeleitet wurden? Der Schüler ist ja immerhin schon in der dritten Klasse.
    In meiner vierten Klasse ist auch ein verhaltensauffälliger Schüler, der aber schon seit seiner Einschulung therapiert wird, bereits in der Kinderpsychiatrie war und regelmäßig beim Kinderpsychologen ist. Zum Glück arbeiten die Eltern gut mit.
    Gute Erfahrungen habe ich mit dem Smiley-Plan gemacht.
    Jede Woche hefte ich dem Schüler einen neuen Plan mit einem Stundenplan-Feld (DIN A5) hinten in sein Hausaufgabenheft und nach jeder Unterrichtsstunde holt er sich beim entsprechenden Lehrer einen Smiley ab, der ausdrückt, wie sein Verhalten in dieser Stunde bzw. der ansschließenden Pause war.
    Wir besprechen dann immer kurz, was gut gelaufen ist und was weniger gut war. Dann male ich ihm einen kleinen Smiley und mein Kürzel in das Feld der entsprechenden Unterrichtsstunde. Inzwischen kann er sich schon sehr gut selbst einschätzen und weiß vor allem genau, was von ihm erwartet wird.
    Seine Eltern setzen dann zu Hause zusätzlich Anreize mit kleinen Belohnungen oder besonderen Unternehmungen, wenn hauptsächlich "gute Gesichter"(so nennt er das) im Plan einer Woche sind.
    In meinen Stunden funktioniert das inzwischen ganz gut, im Fachunterricht noch nicht so gut. So ist im Moment unser gemeinsames Ziel, das Verhalten im Fachunterricht noch zu verbessern.


    Gruß moonlight

  • Wenn es zu heftig wird, könnt ihr den Schulausschluss schrittweise verlängern. Das ist zwar keine dauerhafte Lösung, ist aber der Gesundheit für Lehrer und Schüler zuträglich. Ansonsten eine (teil-)stationäre Aufnahme in eine Psychiatrie und die Suche nach einem Kinderpsychiater. Oder ein Besuch beim SPZ? Wobei dir allein die Diagnose nicht viel nützen wird. Ein Integrationhelfer könnte auch eine Möglichkeit sein. Ein AOSF würde ich machen, wenn ich verschiedene Dinge schon eingeleitet habe aber nichts geholfen hat.
    Kannst du dir nicht einen Rat bei deinem SL oder einem Kollegen deines Vertrauens holen? Die kennen den Schüler besser als wir.

  • Kinder- und Jugendpsychatrie und den Jungen untersuchen lassen (auch hier wieder lange Wartezeiten), Schulpsychologe einladen (lange Wartezeit) vielleicht Kinderarzt und ganz wichtig dokumentieren!

  • Danke für die Antworten!
    Ja, hm, keine Ahnung, weshalb nichts eingeleitet wurde... In der Akte sind nicht sooo viele Unterlagen (eigentlich nur Stammblatt und Zeugnisse, und die sind recht wenig aussagekräftig). Die abgebende Schule hat zwar einen Zwischenbericht gecshrieben, aber auch hier sind keine Hilfen als eingeleitet beschrieben.
    Ja, die Dokumentation: Ich sitze derzeit täglich 20-30 Minuten mindestens an der Dokumentation - hat aber auch was gebracht, mit einer Eil-email der Schulleitung hat der Schulpsychologe für Ende Mai einen Termin vorgeschlagen, immerhin. Einen Termin bei der KJP wollen die Eltern demnächst vereinbaren - aber auch da sind die Wartezeiten enorm...


    Falls jmd. einen exemplarischen Förderplan hat, freue ich mich, wenn ihr mir den zuschicken könntet... Damit ich ein paar anhaltspunkte habe, wie sowas aussehen kann (habe nich nie ienen FöPlan in diesem Bereich geschrieben). Nächste Woche kommen die Eltern nochmal (haben jetzt WÖCHENTLICHE Gespräche vereinbart) - und ja, auch einen Smilyplan führen wir (mal gucken, ob das hilft...)

  • Hallo flocker,


    in unserem BL ist es so, dass Hinweise auf und Unterlagen über einen Aufenthalt eines Schülers in der Psychatrie bei einem Schulwechsel nicht weitergegeben werden dürfen. Auch hatten wir schon häufiger sog."Jugendamtsflüchtlinge" aus anderen Kreisen bei uns an der Schule. Die Eltern ziehen einfach um, wenn die Schlinge aus Hilfsangeboten von Jugendamt, Schulpsychologe usw. zu eng wird, und die Eltern evtl. ihre Erziehungsmethoden überdenken müssten. Die Unterlagen werden eben nicht automatisch weitergeben, aber man könnte das jetzt zuständige JA bitten, bei dem vorherigen mal nachzuhaken. Dir empfehle ich die alte Schule zu kontaktieren und auf dem "kurzen Dienstweg" mehr zu erfahren. Ich kann mir in dem Fall nicht vorstellen, dass da noch nichts eingeleitet wurde. Gerade bei den ganz Kleinen sind die Lehrkräfte besonders sensibel und engagiert (so jedenfalls meine Erfahrung). Ich wünsche dir viel Erfolg.

  • Vielleicht helfen dir zunächst mal diese Links:


    Interventionsleitfaden zum Umgang mit verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern:
    http://www.lbsp.de/Beratung/Ve…auff/Vverhaltensauff.html


    "Erzieherische Handlungskompetenz besteht darin, die folgenden vier Verhaltensklassen situationsadäquat einsetzen zu können":
    http://www.gsk-training.de/lehrertr/lehrertr.htm


    50 Tipps für den Umgang im Klassenzimmer:
    http://www.jochen-bantz.de/content/view/78/82/


    Mehr Links zum Thema Verhaltensstörungen / Aufmerksamkeitsdefizit:
    http://autenrieths.de/links/linksju.htm

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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