erste 5.Klasse - kein Schüler interessiert sich für den Unterricht

  • Hallo wehrte Kollegen,
    ich bin seit gut 3 Monaten an meiner ersten Schule, einer Oberschule (Real+Hauptschule gemixt) und habe eine 5. Klasse als Klassenlehrerin aufgedrückt bekommen. Dort muss ich fachfremd Mathematik und Geschichte/Politik/Erdkunde unterrichten.
    Im Ref hatte ich bisher nur Fachklassen und da auch nur ab 6. Klasse aufwärts.


    Mein großes Problem ist, das die SuS sich keinen Deut dafür interessieren, was ich mache. Ich habe einige Kanidaten, die nichtmal 1 Minute still sitzen können, sondern sofort sich umdrehen, quatch machen oder laut Selbstgespräche führen. Das färbt auf die anderen stark ab, der Lärmpegel schießt nur so davon. Auf Ermahnungen meinerseits wird mit einem erstaunten Blick reagiert - wenn überhaupt - und dann weitergequatscht oder Mist gebaut.
    Hausaufgaben werden grundsätzlich nicht gemacht, von den wenigsten, Informationen oder Strafen werden den Eltern nicht weitergeleitet, Regeln nicht eingehalten.
    Ich habe darüberhinaus das Probem mit der Schule, das es dort sehr viele inoffiziele Regeln und Vereinbarungen mit den SuS gibt, die denen Narrenfreiheit erlaubt. Handy im Unterricht? Eigentlich verboten, wird aber nicht einkassiert, bzw. der Direx verlangt - wenn die SuS mit dem Besuch der Eltern drohen - das es wieder rausgerückt wird. Geraucht werden darf mehr oder weniger auch auf dem Gelände, Direx ist selbst starker Raucher.
    Ich habe versucht Strafen durchzuführen, aber die werden nur mit einem Schulterzucken beantwortet, Eltern lade ich vor, die Jammern mir dann aber die Ohren voll, das sie so überarbeitet sind mit dem Kind und selber keine Ahnung haben, was sie machen sollen. Andererseits werde ich am Elternabend kritisiert, warum die in Mathe so schlechte Arbeiten schreiben (großteil der Klasse bekam eine 5) und mit meiner Antwort, das seitens der Kinder nicht gelernt wird, keine Vereinabrungen eingehalten werden und dergleichen, war ich natürlich auch bei den Eltern unten durch.
    Leider gibt es keinen Trainingsraum, wo ich Störenfriede hinstecken kann und raus auf den Flur geht auch nicht, unbeaufsichtigt steigen die über Tisch und Bänke.Umsetzen wird nicht befolgt, nächste Stunde sitzen die Kleinen wieder wie sie wollen.
    Mir fehlen effektive Methoden, die einfach unter Kontrolle zu bekommen, Hilfe seitens der Eltern, des Direktorats oder der SuS selber ist eigentlich nicht vorhanden -.-
    Habt ihr da vielleicht noch Ideen?

    • Offizieller Beitrag

    Wenn es in der Schule an verbindlichem Regelwerk und Konsequenzen mangelt, wird das für dich ganz schwer.


    Ich denke, das Wichtigste, was du machen müsstest, ist, die Fachlehrer zusammenzutrommeln - berufe schleunigst eine Klassenkonferenz ein ! - und wenigstens unter diesen Kollegen ein verbindliches Regelwerk samt Sanktionen/Konsequenzen abzustimmen, schriftlich festzulegen und der Klasse auszuteilen, es schadet auch nichts, die Unterschrift der Eltern darauf einzufordern, dann kennen die die Regeln und wissen, was los ist, wenn Kind ohne HAndy nach Hause kommt oder mit der Nachricht, es müsse versäumten Stoff nacharbeiten.


    Ohne eine grundlegende Einigkeit unter allen die Klasse unterrichtenden Kollegen, hat es wenig Sinn sich aufzureiben - wenn die Kinder von jedem Kollegen andere Signale bekommen, werden und können sie sich nicht an Regeln gewöhnen. Schon gar nicht, wenn das zu Hause auch nicht der Normalfall ist.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Vielleicht steht ja irgendwann vor den Sommerferien noch einen Ausflug an. Dann könntest der Klasse mitteilen, dass sie sich diesen erst "verdienen" müssen. Denn mit einem undisziplinierten "Sauhaufen" kann man keinen Ausflug machen. Ich habe schonmal erlebt, dass so etwas Wunder wirken kann.
    Eventuell fruchtet auch ein Belohnungssystem, in dem du weniger Schüler für unmögliches Verhalten bestrafst, sondern diejenigen belohnen kannst, die sich Mühe geben (und die leider auch oft am meisten unter der Situation in der Klasse zu leiden haben, weil sie schnell in dem Trubel untergehen).


    Ohne Rückhalt durch Schulleitung oder Eltern hast du leider keine leichte Aufgabe vor dir. :(

    "I propose we leave math to the machines and go play outside."
    (Calvin and Hobbes, Bill Waterson)

  • Guten Abend !
    Das (Haupt-) Problem liegt beim Schulleiter. Folgt er einer Schüler/Eltern-Versteher-Kuschellinie, wird das Kollegium kaum etwas ausrichten können.


    Zitat Meike :

    Zitat

    Ich denke, das Wichtigste, was du machen müsstest, ist, die Fachlehrer
    zusammenzutrommeln - berufe schleunigst eine Klassenkonferenz ein !

    Wie Ghost22 es beschreibt, würde er sich als Neuling bei den Kollegen und besonders beim Schulleiter wahrscheinlich eine ganze Tüte voll Ärger und Stress einhandeln. Man wird alibimäßig argumentieren, dass es nur an seinem Unterricht und Auftreten läge. Solche Kollegien und Schulleitungen kenne ich in Deutschlands Schulen leider zuhauf. Auch wenn es objektiv gesehen an der Schule unterrichtsmäßig und disziplanarisch chaotisch läuft, würde es mich nicht wundern, wenn dort trotzdem Heerscharen von Kollegen mit der klassischen Bei-mir-machen sie- aber- gut- mit!-Attitüde herumlaufen.-Also Vorsicht !


    Ich persönlich würde mir eine andere Schule aussuchen, wo in disziplinarischer Hinsicht an einem Strang gezogen wird.


    Zitat Ghost22 :

    Zitat

    Mein großes Problem ist, das die SuS sich keinen Deut dafür interessieren, was ich mache.

    Das darf einem überhaupt nicht jucken ! Hauptsache die Knete stimmt !8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Meine Klasse war am Anfang des Schuljahrs sehr ähnlich. Manchmal fallen sie wieder in diesen Zustand zurück - besonders nach den Ferien.


    Wir verteilen Klassensmilies, wenn die 5er sich besonders gut benommen oder ein vorher vereinbartes Ziel erreicht haben. Sobald
    sie 5 Smilies gesammelt haben, machen wir etwas Besonderes(Eis essen, Film anschauen, Ausflüge, Spielstunden, Leseabend usw.)
    Das klappt meistens ganz gut. In den ersten Wochen gab es für jede Stunde ein +/-/0, je nachdem wie laut die Klasse war. Wenn in der
    gesamten Woche kein Minus vergeben wurde, dann gab es dafür einen Klassensmilie. Für besonders schreckliche Stunden verteile ich Meckerziegen.
    Fünf Ziegen fressen einen Smiley.


    Dieses System kommt bei unseren Schülern sehr gut an. Außerdem haben wir 6 Stufenregeln. Verstößt ein einzelner Schüler gegen eine Regel,
    so erhält er einen Eintrag in unserer Liste. Verstößt er innerhalb von einem Zeitabschnitt ( 6 Wochen) 3 mal gegen die gleiche Regel
    heißt das eine Stunde nachsitzen. Die Kinder mit den wenigsten Einträgen erhalten nach 6 Wochen eine Belohnung (Spielestunde, Kinobesuch usw.)

  • Ok, die Tipps hören sich nicht schlecht an, leider würde das bedeuten, ich müsste viel aus eigener Tasche zahlen. Weiterhin,w as nützt es, sowas einzuführen, wenn es die SuS nicht interessiert?
    Mein großes Problem ist wirklich, das die SuS einfach keine Konsequenzen sehen, bzw. sie nicht ernstnehmen.
    Was kann man da machen?

    • Offizieller Beitrag

    Weiterhin,w as nützt es, sowas einzuführen, wenn es die SuS nicht interessiert?


    Woher weißt du das denn, wenn es noch nie versucht wurde?


    Zitat

    Mein großes Problem ist wirklich, das die SuS einfach keine Konsequenzen sehen, bzw. sie nicht ernstnehmen.
    Was kann man da machen?


    Konsequenzen ankündigen und konsequent (sic!) durchführen.
    ein Versuch kann da mit Sicherheit nicht schaden, denn die Situation scheint ja kaum schlechter werden zu können ;)

  • Bei uns wird das mit dem "Ampelsystem" geregelt (1-2 Klasse). An einer Magnettafel ist eine Ampel (rot, orange, grün) befestigt. Dazu gibt es noch einlaminierte Namensschilder, die dort ebenfalls hängen. Jeder Schüler beginnt am Anfang des Tages mit der Farbe orange und kann sich hoch- oder runterarbeiten. Jeder Lehrer hat das Recht, eine/n Schüler/in hoch- oder runterzustufen. Dies geschieht beim Stören des Unterrichts, verschiedenen Regelverstößen etc.. Ist der Schüler am Ende des Tages auf der Farbe "grün", so bekommt er einen Sticker in sein Hausaufgabenheftchen eingeklebt. Sollte sie/er jedoch auf der Farbe "rot" sein, so darf sie/er am nächsten Tag nicht in die Pause, oder muss eine extra Hausaufgabe machen.


    So ist das bei uns geregelt ;) Man könnte dieses System jedoch auf Klasse 5. umstufen, sodass die Kinder andere Belohnungen bekommen.


    Liebe Grüße

  • Woher weißt du das denn, wenn es noch nie versucht wurde?



    Konsequenzen ankündigen und konsequent (sic!) durchführen.
    ein Versuch kann da mit Sicherheit nicht schaden, denn die Situation scheint ja kaum schlechter werden zu können ;)


    Und vor allem muss man das eine Weile durchhalten - und nicht nach zwei Wochen denken, das bringt ja alles gar nix und es nicht weiter durchziehen. Das alles kostet Konsequenz, eine langen Atem und starke Nerven... leider, das macht das ja so anstrengend. ;)
    Ich arbeite in meinen "kleinen" Klassen (bis zur 7) wenn es nötig ist auch mit so einem Belohnungssystem, kombiniert mit einer klassischen Strichliste mit Zusatzaufgaben für Einzelstörer, oder wenn es so unruhig ist, dass ich keine individuellen Störer ausmachen kann, werden halt Minuten gesammelt, die dann mal nachgearbeitet oder von der großen Pause abgezogen werden.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

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