Inklusion : Ich kann es nicht !

    • Offizieller Beitrag


    Ok, habs gefunden, was du meintest, dass scheint ja die Ausnahme zu sein (womit du dann aber natürlich Recht hast), aber das ist ja wie schon gesagt, nur die Vertiefung. Sie behandeln wohl in der allgemeinen Sonderpädagogik alles.


    Wir können uns gerne gegenseitig zugestehen, dass es DIE Ausnahme ist (was ich auch nie abgestritten habe), aber NEIN, die "Gebärdensprach- und AudiopädagogInnen" machen definitiv nicht "alles".
    Die wenigen Kurse, die allgemein sind, sind vom Wissen her mit dem Inhalt vergleichbar, den ich in einer Vorlesung zur allgemeinen Pädagogik während meines Gymnasialstudiums gehört hatte. Leicht tiefer, aber halt so tief, wie man gehen kann, wenn es eine Vorlesung mit 2 SWS ist.


    Es ist auch gar nicht die Absicht, eine zweite Richtung oder gar einen Blick in eine andere Richtung zu gehen, denn das Ziel ist es, Leute für "Regelschulen für Gehörlosen und Schwerhörige" auszubilden. Nur wer nicht hören kann, hat kein Lern- oder emotionales Defizit.


    Chili

  • Wir können uns gerne gegenseitig zugestehen, dass es DIE Ausnahme ist (was ich auch nie abgestritten habe), aber NEIN, die "Gebärdensprach- und AudiopädagogInnen" machen definitiv nicht "alles".


    Also laut 2011 Studienordnugn sind es 26 SWS allgemein, das wäre doch etwas mehr, als wir in Grundschulpädagogik mit den 2 SWS (zusätzlich zu den allgemeinen Erziheungswissenschaftlichesn Seminaren, die das beinhalten) ;)
    Aber die sollen ja auch ausgebildet sein als Sonderschul- oder Integrationslehrer sagt die Übersicht.


    Also liegen wohl meine ehemaligen Mitstudenten da doch nicht so falsch, wobei sie klar sagen, für eine Fachkraft ist das immer noch zu wenig ;)

  • Hallo!


    Kannst du mir einen Link schicken? Laut der Studienordnung die ich sehe, und nach der ich auch studiert habe, ist es nicht der Fall. Keine Ahnung, was sich verändert hat.


    Chili


    Das ist die aktuelle für den Bachelor Rehawissenschaften und dann kommen ja Erziehungswissenschaften noch zusätzlich dazu: http://www.amb.hu-berlin.de/2011/37/372011 und im Master ist es sogar explizit aufgeführt, dass sie zu all dem etwas lernen: http://www.amb.hu-berlin.de/2009/44/442009

  • Sie behandeln wohl in der allgemeinen Sonderpädagogik alles.


    Wobei Allgemeine Sonderpädagogik/Sonderpädagogische Grundlagen/... bei uns und auch so, wie ich es von Studenten anderer Bundesländer mitbekomme, eher einen Sammelbegriff für historische, soziologische und wissenschaftstheoretische Perspektiven darstellt, die fachrichtungsübergreifend vermittelt werden. Zweifelsohne gibt es dort sehr interessante Angebote, aber die konkreten diagnostisch-didaktischen Kompetenzen bleiben weitgehend den Fachrichtungen (und natürlich den Fachdidaktiken, aber da studieren wir ja in der Regel dasselbe wie die Regelschullehrer) vorbehalten. Das ist meines Erachtens auch sinnvoll, weil methodische Grundlagen in - je nach Zählung - 7 bis 10 Förderschwerpunkten nicht wirklich zu einer Expertise in diesen Gebieten beitragen können, sondern vielmehr zu einem unvernetzten Wissen zu vereinzelten Aspekten ohne Grundlagenwissen.


    Gleichzeitig besteht (nicht nur, aber auch wegen der Inklusion) bundesweit der Trend, den Lehr- und Prüfungsumfang der Fachrichtungen zurückzuschrauben zugunsten einer solchen (diffusen?) "Allgemeinen Sonderpädagogik". Ich sehe das nicht unkritisch, weil es meines Erachtens etwas zu unserer Deprofessionalisierung beiträgt. Andererseits muss man sich natürlich auch fragen, wie man als Spezialisist in ein bis drei Fachrichtungen damit umgehen soll, wenn man Kinder ganz anderer Förderschwerpunkte in inklusiven Kontexten unterstützen soll.

  • Wobei Allgemeine Sonderpädagogik/Sonderpädagogische Grundlagen/... bei uns und auch so, wie ich es von Studenten anderer Bundesländer mitbekomme, eher einen Sammelbegriff für historische, soziologische und wissenschaftstheoretische Perspektiven darstellt, die fachrichtungsübergreifend vermittelt werden. Zweifelsohne gibt es dort sehr interessante Angebote, aber die konkreten diagnostisch-didaktischen Kompetenzen bleiben weitgehend den Fachrichtungen (und natürlich den Fachdidaktiken, aber da studieren wir ja in der Regel dasselbe wie die Regelschullehrer) vorbehalten. Das ist meines Erachtens auch sinnvoll, weil methodische Grundlagen in - je nach Zählung - 7 bis 10 Förderschwerpunkten nicht wirklich zu einer Expertise in diesen Gebieten beitragen können, sondern vielmehr zu einem unvernetzten Wissen zu vereinzelten Aspekten ohne Grundlagenwissen.


    Gleichzeitig besteht (nicht nur, aber auch wegen der Inklusion) bundesweit der Trend, den Lehr- und Prüfungsumfang der Fachrichtungen zurückzuschrauben zugunsten einer solchen (diffusen?) "Allgemeinen Sonderpädagogik". Ich sehe das nicht unkritisch, weil es meines Erachtens etwas zu unserer Deprofessionalisierung beiträgt. Andererseits muss man sich natürlich auch fragen, wie man als Spezialisist in ein bis drei Fachrichtungen damit umgehen soll, wenn man Kinder ganz anderer Förderschwerpunkte in inklusiven Kontexten unterstützen soll.


    Dazu kann ich natürlich überhaupt nichts sagen, finde es aber spannend, dass damit ja dann auch wieder "fachfremder" Unterricht z.T. sntsteht udn das einem ein Sonderpäadagoge evtl. auch nciht weiter helfen kann, weil er von dem Problem selber nicht viel mehr Ahnung hat, als andere Pädagogen. DArauf wird nämlich nirgends explizit hingewiesen, dass auch das "fachfremd" sein könnte.

    • Offizieller Beitrag

    Ok, aber bei Audiopädagogik ist es ein Sonderfall, weil man - wenn man es als Schwerpunkt nimmt, muss man aber nicht - Gebärdensprache an der Stelle der 2. Fachrichtung hat und somit wirklich gar nicht mit dem Rest zu tun hat.
    Es ist räumlich auch so, dass die AudiopädagogInnen sich einen Studienort mit den GebärdensprachdolmetscherInnen (Deaf Studies) teilen (in der Ziegenstraße?, kann mich an den Straßennamen nicht mehr erinnern), und die anderen Rehas wirklich anderswo sind. Es ist aber die Ausnahme und bei der Erstis-Woche wird noch mal darauf hingewiesen, dass man mit dieser Kombi eigentlich super Arbeitschancen haben müsste, weil es viel zu wenig Gehörlosen- und SchwerhörigenlehrerInnen gibt, zum Teil die Länder das Geld aber nicht rausrücken und "einfache" SonderpädagogInnen nehmen, man aber umgekehrt echt nicht gute Chancen hat, wenn man sich dann umorientieren will, weil viel zu wenig anzuerkennen wäre, und überhaupt auf dem Arbeitsmarkt Leute mit Schwerpunkt L oder E gesucht werden (weil die angeblich "alles können")


    Chili

  • Als Lehrer hat man zumindest sein Gehalt sicher und Lehrer werden kann (fast) jeder, dazu bräuchte man nicht einmal fachlich sehr gut zu sein in Physik. Da würde es locker reichen das Fach überhaupt irgendwie studiert zu haben. Man braucht auch nicht sonderlich viel Glück. Das einzige was man sein muss ist leidensfähig um die Knebelungen des Referendariats (psychisch und finanziell) zu überstehen.
    ...
    Deutschland schafft sich brain drain erster Güte selbst, indem es (oft) die besten Leute so vergrault, dass sie ins Ausland gehen. Oder als frustrierte Professorenanwärter auf Seiteneinstiegsstellen in den Schulfienst ausweichen, damit sie endlich ein regelmässiges Gehalt bekommen mit dem man, wenn auch nicht sehr üppig, eine kleine Existenz aufbauen kann ohne der Willkür der deutschen Hochschullandschaft ausgeliefert zu sein.


    "Oh nein, mein junger Jedi. Du bist derjenige, der sich irrt, das wirst Du bald herausfinden. Und zwar über sehr viele Dinge."


    1. Lehrer kann definitiv nicht "jeder". Ich habe schon genug Quer-/Seiteneinsteiger "scheitern" sehen. Nicht primär aus fachlichen Gründen (aber selbst dort passieren einige "Dinger", vor allem in den nur am Rande studierten "Zweitfächern"...), sondern eher weil sie mit der Didaktik, der Pädagogik und vor allem dem Stress / Zeitdruck an der Schule nicht zurechtkamen. Schule ist nun einmal kein gemütliches Labor, in welchem man sich bei Problemen erst einmal in Ruhe bei einer Tasse Kaffe zurücklehnen kann um dann in den nächsten zwei Wochen eine Lösung zu suchen... Der Vergleich mit den Fluglotsen ist immer noch sehr treffend: Du musst innerhalb kürzester Zeit die "richtigen" Entscheidungen treffen: Nicht nur fachlich, sondern auch pädagogisch, didaktisch und vor allem "rechtssicher". Und dabei stehst du andauernd unter "Beobachtgung" (Schüler, Kollegen, Schulleitung). Das ist eine völlig andere Sache als das eher ruhige und autonome Uni-Leben (so gibt's z.B. an der Schule keine "Freiheit der Lehre").


    2. Und nicht jeder, der an der Uni "forscht" liefert Spitzenergebnisse ab. Ich kenne da doch einige Leute, die erst einmal "promoviert" haben, weil sie eben gerade keine Lust auf den "Stress" des Berufslebens hatten... Es gibt nun einmal keinen "Rechtsanspruch" auf eine feste Stelle an einer Uni, nur weil man sich noch einige Jährchen im "Schonraum Promotion" aufgehalten hat. Wenn dem so wäre, wären die Unis ziemlich schnell von "wissenschaftlichen Tieffliegern" übervölkert. Neben den "Ich weiß nicht, was ich machen soll"-Promotionen bilden die "Visitenkarten-Promotionen" die wichtigsten Gruppen der Promovierenden. Für eine "wissenschaftliche" Laufbahn sind nur die wenigsten geeignet. Insofern ist die "Auswahl" über die Post-Doc-Phase das einzig Vernünftige, auch wenn sie lang und entbehrungsreich ist.


    3. Und ob die Laufbahn als Lehrer "sicher" ist, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht nur von persönlichen (Noten im 1. und 2. Examen), sondern auch von den Fächern (Mangelfächern), einer einigermaßen robusten Gesundheit (sonst wirst du sehr schnell zum "Teilzeitlehrer" mit halben Gehalt, da gibt's genug von, welche den Sress einer vollen Stelle "nicht packen") und natürlich auch den politischen (besser finanziellen) Rahmenbedinungen. Ein Top-Examen kann dir nämlich überhaupt nichts nützen, wenn der Finanzminister in deiner Einstellungsrunde meint sparen zu müssen (Gründe gibt's ja mittlerweile genug: Schuldenbremse, ESM, Landesbanken, Subventionen (weil wieder einmal ein Unternehmen sonst damit droht einen Standort zu schließen oder nicht zu eröffnen)...). "Pädagogische Gründe" für solche Sparmaßnahmen gibt's gleich mit dazu, ob's nun die "Vorteile" der Inklusion oder die "Unabhängigkeit des Lernerfolges von der Klassengröße" sind, such' dir was aus...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    Andererseits muss man sich natürlich auch fragen, wie man als Spezialisist in ein bis drei Fachrichtungen damit umgehen soll, wenn man Kinder ganz anderer Förderschwerpunkte in inklusiven Kontexten unterstützen soll.

    Ähm ja - und genau das ist ja die Frage, die einen zweifeln lassen, nicht ein verqueres Menschenbild oder bösartiger Unwille!

  • Ähm ja - und genau das ist ja die Frage, die einen zweifeln lassen, nicht ein verqueres Menschenbild oder bösartiger Unwille!

    Ganz ehrlich: das passiert doch an auch an der Förderschule. Ich arbeite an einer Verbundschule (Förderschwerpunkte Lernen, sozial-emotionale Entwicklung und Sprache), dazu gibt es viele Schüler mit den förderschwerpunkten geistige Entwicklung. Nebenher sitzt da auch noch jemand mit FS Hören.


    Das heißt nicht, dass ich das vorgeschlagene Inklusionsmodell toll finde.

  • Ich habe mir mal die Mühe gemacht, und diesen wirklich interessanten Faden komplett zu lesen.


    Was ich mich frage: es gibt bekanntermaßen ein Leben nach der Schule, und was soll dann mit den zu inkludierenden geschehen? Haben diese überhaupt Chancen auf einem normalen Arbeitsmarkt?


    (Ganz nebenbei habe ich durchaus Zweifel, ob die vielbesungene Sozialkompetenz tatsächlich das einzige Kriterium für einen Personalchef ist...)

    Mit meinem Verhältnis zur Realität ist alles in Ordnung. Ich lasse es alle 14 Tage vorschriftsgemäß warten.

  • zum Thema Inklusion habe ich gerade folgenden Beitrag gesehen:
    http://www.news4teachers.de/2012/08/elte…fordert-lehrer/

    Hi ritterin rost,


    danke für den Hinweis. Ich habe mir den Bericht durgelesen - und auch einen Kommentar einer Nina Braun, welche von "zwangsweiser Förderbeschulung" schreibt, welche doch nicht im Sinne der UN-Konvention sei, so Frau Braun. Da kleiner grüner frosch hier vor einiger Zeit den Link zum "Modewort Inklusion " gepostet hat, habe ich mir mit den dort vorzufindenden Informationen erlaubt Frau Braun mal aufzuklären. Recherche vor Kommentieren sollte man schon können, wenn man journalistisch tätig sein möchte......


    Hier zu lesen: http://www.news4teachers.de/20…nd-angste-ernst-nehmen-2/


    Wer mag kann dort ja noch Feedback geben.


    Grüße
    Raket-O-Katz

  • Gut gemacht. Genau so und nicht anderes steht es in der UN Konvention zum Thema Inklusion. Wie gesagt, die Politik macht daraus, dass alle Kinder ins Regelschlsystem sollen, um Geld zu sparen.

  • habe ich mir mit den dort vorzufindenden Informationen erlaubt Frau Braun mal aufzuklären. Recherche vor Kommentieren sollte man schon können, wenn man journalistisch tätig sein möchte......


    Ehrlich gesagt finde ich diese Aufklärung nur peinlich, denn nein, nach der UN-Konvention muss allen der ZUgang zum Regelschulsystem ermöglicht werden, ein zwangsweises beschulen in Sonderschulen, weil alle anderen Schulen eine Beschulung verweigern, entspricht nicht der Konvention und das wurde ja bereits angemahnt von Venor Munoz.


  • Ehrlich gesagt finde ich diese Aufklärung nur peinlich, denn nein, nach der UN-Konvention muss allen der ZUgang zum Regelschulsystem ermöglicht werden, ein zwangsweises beschulen in Sonderschulen, weil alle anderen Schulen eine Beschulung verweigern, entspricht nicht der Konvention und das wurde ja bereits angemahnt von Venor Munoz.

    Falsch Susannae. Im genauen Wortlaut steht nur, dass Kindern mit Behinderungen der Zugang zum allgemeinbildenden Schulsystem gewährt werden muss. Dazu zählen in Deutschland auch Förderschulen. Mit keinem Wort wird erwähnt, dass diese Kinder an einem Gymnasium, einer Realschule, einer Haupt- oder Gesamtschule unterrichtet werden muss. Die Politik liest daraus, dass Kinder eben an allen Schulformen unterrichtet werdern müssen, aber das stimmt so nicht.

  • habe ich mir mit den dort vorzufindenden Informationen erlaubt Frau Braun mal aufzuklären. Recherche vor Kommentieren sollte man schon können, wenn man journalistisch tätig sein möchte......


    Falsch Susannae. Im genauen Wortlaut steht nur, dass Kindern mit Behinderungen der Zugang zum allgemeinbildenden Schulsystem gewährt werden muss. Dazu zählen in Deutschland auch Förderschulen. Mit keinem Wort wird erwähnt, dass diese Kinder an einem Gymnasium, einer Realschule, einer Haupt- oder Gesamtschule unterrichtet werden muss. Die Politik liest daraus, dass Kinder eben an allen Schulformen unterrichtet werdern müssen, aber das stimmt so nicht.


    Nein, da hast du einen wesentlichen Ansatz übersehen:

    Zitat

    dassa)Menschen mit Behinderungennicht aufgrund von Behinderungvom allgemeinen Bildungssystemausgeschlossen werden und dassKinder mit Behinderungen nichtaufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht odervom Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;


    Und Grundschulen sind keine Förderschulen!
    §24, Absatz 2a.

  • [Nein, da hast du einen wesentlichen Ansatz übersehen:


    Und Grundschulen sind keine Förderschulen!
    §24, Absatz 2a.


    In der englischsprachigen Originalversion (die einzig verbindlich ist!) steht da "primary education". Also sinngemäß "Bildung im Grundschulalter". Von einer bestimmten Schulform ist dort keine Rede.

    • Offizieller Beitrag

    ... da es diese spezielle Förderung wie in Deutschland woanders IMHO nicht gibt.


    Bei den Konferenzen und Besprechungen zur Konvention wurde übrigens mit keinem Wort erwähnt, dass das in Deutschland existierende System kritikwürdig sei. Und wie plattenspieler schreibt, gibt auch der Originaltext es nicht her.
    Und bevor du sagst, dass aber der deutsche Text unterzeichnet wurde: ich müsste den entsprechenden Passus raussuchen, aber rechtlich bindend ist laut einem Passus in der Konvention nur die Originalversion. (wie plattenspieler schreibt)


    kl. gr. frosch

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