Inklusion : Ich kann es nicht !

  • Die Potentialorientierung verstehe ich so, dass wir nicht mehr die tatsächlichen Defizite mitteilen, was wir meiner Meinung nach nicht machen, sondern durchaus durch "gute" Noten auch Leistungen honorieren, sondern uns anschauen, was dieses Kind für ein Potential hat und fortan das Potential des Schülers bewerten. "Ich bin aber sicher, der kann das. Dem gebe ich einen Einser!"

    Das wäre natürlich katastrophal! Leider ist so ein Kuschelnoteninflation schon weit verbreitet und passt genau in den Trend der Pädagogik. Es gibt sogar ein paar Extremisten, die die Noten gänzlich abschaffen möchten.


    Auch im Hochschulbereich lässt sich eine Abkehr von Defizitorientierung, objektiver Benotung und voller Ausschöpfung des Notenspektrums beobachten.
    Lediglich bei den elitären Bayern scheint die Welt noch in Ordnung:


    Zitat von Die Zeit


    Wer ein »summa cum laude« für seine Dissertation erhalten möchte, sollte
    sie nicht an der Münchner Uni einreichen; dort gab es unter 1236
    Doktoranden 2009 nicht eine einzige solche Bestnote.


    Den "modernen" Ansatz vertritt man hingegen in Konstanz:


    Zitat von Die Zeit


    In Konstanz hingegen bekamen 45 Prozent ein »summa cum laude«; diese
    Uni, 1966 gegründet, versteht sich als Reformuniversität. Sie ist, was
    die Noten anbelangt, die Gesamtschule unter den Universitäten.


    http://www.zeit.de/2011/10/Deutschlandkarte-summa-cum-laude


    Es ist an der Zeit die Noteninflation und Leistungsnivellierung in Deutschland zu stoppen.
    Auch die drohende Inklusion ist einer weiterer Faktor, der die Leistung der Schüler insgesamt verschlechtern wird, da dem Lehrer überproportional viel Ressourcen zur Förderung einzelner entzogen werden, die er auf eine Erhöhung des Niveaus vieler anderer, nicht zu inkludierender Schüler hätte verwenden können, wobei in weniger Zeit größere Fortschritte erzielt werden könnten.
    So viel individuelle Aufmerksamkeit bekommt der Klassenprimus z.B. nicht, obwohl man ihn vermutlich mit entsprechend viel Aufmerksamkeit zu einem Top Leistungsträger an der Uni und später in Forschung und Wirtschaft aufbauen könnte. Man verzichtet aber darauf ihn so individuell und stark zu fördern, denn er kommt ja mit dem Unterrichtsstoff mit, das reicht. Lieber mit viel Zeitaufwand die ganz extrem Schwachen fördern (bei denen Hopfen und Malz teilweise wirklich verloren ist) und natürlich die zu inkludierenden Schüler.


    Es ist verrückt, in keiner Trainingsgruppe eines Sportvereins, eines Leistungskaders schon gar nicht, würde man auf die Idee kommen in eine leistungsstarke Mannschaft einen extrem schwachen Spieler zu inkludieren.
    Versteht mich nicht falsch, es gibt schon durchaus Behinderte integriert in ganz normalen Sportvereinen, in einer anderen Sparte als Fußball (in der ich bin), gibt es sogar einen Rollstuhlfahrer (Tischtennis), der an regulären Punktspielen teilnimmt, in einer der unteren Mannschaften.
    Aber er hat eben trotz Behinderung genau die Leistung um in diese Mannschaft hereinzupassen. Niemand würde ihn in die erste Mannschaft stellen, wo er leistungsmässig nicht mithalten kann und die ganze Mannschaft mit herunterzieht, weil er einfach nicht gut genug ist. (Das würde man auch mit Nichtbehinderten Tischtennisspielern nicht machen)
    Warum sollte man Schüler, die intellektuell oder vom Lern- / Sozialverhalten nicht den Anspruch eines Gymnasiums, eines Leistungskaders für Bildung, gerecht werden, dort hineinstecken?


    Mir ist klar, dass der Staat durch den Abbau von eigenen Förderschulen Geld sparen möchte. Das ist natürlich traurig, aber wenn man sieht, dass selbst an den angehenden Gymnasiallehrern gespart werden soll (3 Jahre lang Einstiegsgehalt um 5000 Euro pro Jahr kürzen), dann passt dieser Schritt ins Bild.
    Es ist nur eben fraglich ob es sinnvoll ist das Bildungsniveau in Deutschland weiter zu senken. Beide Maßnahmen führen ja dazu. Die Inklusion raubt dem Lehrer weitere Ressourcen (Zeit), die er eh schon kaum auf seine normalen Schüler gerecht verteilen konnte, und die Gehaltskürzung führt bei angehendenen Lehrern (mir zumindest) zu einer "ist mir egal" Haltung und reduziertem Engagement, da es anstatt Wertschätzung der Arbeit einen Faustschlag ins Gesicht als Signal gibt.


    Es ist für mich schon verständlich, dass die Förderung von Problemschülern oder behinderten Schülern enorm teuer ist. An einer Schule zur individuellen Lebensbewältigung, so habe ich mich informiert, sind die Klasse längst nicht so groß wie am Gymnasium oder einer Hautpschule. 30 Schüler in der Klasse wäre da die Ausnahme, teilweise gar 10-15 pro Klasse!
    Wenn es für so eine kleine Klassenstärke dazu einen eigenen Lehrer, vielleicht sogar noch einen extra Kinderpfleger etc. gibt, ist das natürlich extremst teuer.
    Es ist klar, dass gespart werden muss, da kommt man nicht drum herum. Wäre nicht ein Kompromiss zum Schließen der Förderschulen + Inkludierung, dass man einfach den Klassenteiler erhöht?
    Klar macht es die Bedingungen dann schwieriger an den Förderschulen, ganz ohne Probleme geht so eine Lösung nicht. Aber immerhin würden dann die Regelschulen nicht belastet und die leistungswilligen Schüler und Lehrer nicht gestört oder zum Ressourcensplitting genötigt.

  • Die Potentialorientierung verstehe ich so, dass wir nicht mehr die tatsächlichen Defizite mitteilen, was wir meiner Meinung nach nicht machen, sondern durchaus durch "gute" Noten auch Leistungen honorieren, sondern uns anschauen, was dieses Kind für ein Potential hat und fortan das Potential des Schülers bewerten. "Ich bin aber sicher, der kann das. Dem gebe ich einen Einser!"


    Das verstehst du falsch. Es geht eben darum, in Worten aufzuschreiben, was der Schüler schon kann. Also nicht, er kann noch nicht im Zahlenraum bis Hundert rechnen, sondern differenzierter zu schreiben, er kann im Zahlenraum bis 20 alle Grundrechenaufgaben und im Zahlenraum bis 100 addieren und subtrahieren!

  • Zitat Silicium :

    Zitat

    Es gibt sogar ein paar Extremisten, die die Noten gänzlich abschaffen möchten.

    Was ich im Endeffekt für ehrlicher und konsequenter halten würde als diese ständige kuschelige Herunternivellierung und Schönzensiererei !


    Ob die Schüler was drauf haben oder nicht, könnten ja die nachfolgenden Institutionen und Firmen selbst abprüfen. Vielleicht wäre es auch für uns entspannter, wenn wir aus der Beurteilungsnummer ganz raus wären. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Hallo,
    vor einer Woche in der ZEIT:
    http://www.zeit.de/2012/28/C-Inklusion-Bremen
    Man muss sich das mal vorstellen:

    Zitat

    Frank Dopp musste den Eltern seiner Klasse vor Kurzem beichten, dass er von acht Lektionen im Englischbuch in diesem Schuljahr nur zwei schaffen würde. Heißt das jetzt: Der Lehrer hat versagt? In Dopps Fall wäre es ungerecht, das zu behaupten. Er hat ein Jahr lang daran gearbeitet, das Unterrichten in dieser Klasse überhaupt erst möglich zu machen. Den Eltern hat er versprochen, dass sie im nächsten Schuljahr aufholen, was in der fünften Klasse verpasst wurde.


    Das darf doch nicht sein! Der gehört doch ... :X: !!! Wie soll sowas im Folgejahr aufgeholt werden?
    Sorry, da bleibt nur eine Frage: Ja gehts noch?
    Ciao

  • Also nicht, er kann noch nicht im Zahlenraum bis Hundert rechnen, sondern differenzierter zu schreiben, er kann im Zahlenraum bis 20 alle Grundrechenaufgaben und im Zahlenraum bis 100 addieren und subtrahieren!

    Ich glaube nicht, dass mit der Abkehr von Defizitorientierung gemeint ist, dass man einfach differenzierter den Leistungsstand des Schülers beschreibt. Das differenziertere Kommentieren könnte man auch defizitorientiert machen, nämlich, in dem man in Worten auflistet, was genau noch nicht vom Schüler beherrscht wird. Das ist an einer Grundschule vielleicht (?) noch möglich, als Fachlehrer am Gymnasium kann ich nicht für jeden Schüler detailliert in Worten zu jedem Bereich schreiben, was er dort leistet oder noch nicht leistet.


    Habe ich Dich richtig verstanden in Deinem Beispiel, dass man also alles auflisten soll, was der Schüler schon kann, aber ausspart, was er nicht kann?


    "Er kann im Zahlenraum bis 20 alle Grundrechenaufgaben und im Zahlenraum bis 100 addieren und subtrahieren"


    Woher weiß der Schüler jetzt, wo er noch üben muss? Er (bzw. die Eltern lesen) liest den Text und denkt, prima, ich kann das ja alles, es gibt nichts zu tun.
    (Prämisse: Ich nehme mal an, dass "Grundrechenaufgaben" in Deinem Text die Grundrechenenarten meint)
    Die essentielle Botschaft ist nämlich nur implizit in der Beschreibung, nämlich, dass er im Zahlenraum bis 100 noch multiplizieren und dividieren lernen muss.


    In der ausführlichen Variante müsste man also auch das Defizit, an dem zu arbeiten ist, nennen:


    "Er kann im Zahlenraum bis 20 alle Grundrechenaufgaben und im Zahlenraum bis 100 addieren und subtrahieren. Er kann nicht: Im Zahlenraum bis 100 multiplizieren und dividieren"


    Je komplexer die Themen, je mehr Schüler man hat, desto weniger wird es möglich sein diese ausführliche Beschreibung zu leisten. Realistischerweise muss diese ausführliche Analyse gekürzt werden.
    Dabei ist es, so verstehe ich die Defizitorientierung, sinnvoller Hinweise zu geben, an welchen Schwächen zu arbeiten ist, als, herauszuheben was schon gut funktioniert.


    Das sieht der Schüler ja auch einfach an seiner Note. Wenn er eine "1-" hat und Verbesserungshinweise, dann weiß er, dass es keine großen Probleme sind, da er ja eine schwache Eins bekommen hat.
    Er bekommt durch die tolle Note eine Wertschätzung.
    Durch defizitorientierte Hinweise weiß er dann sogar, woran er noch arbeiten muss, um vielleicht das Minus von der Note noch wegzubekommen.
    Wenn ich nur schreibe, was er alles schon toll kann, dann weiß er nicht, wie er das Minus wegbekommt. Im Gegenteil, er wird sich wundern, warum er, nach der Beschreibung was alles toll ist, überhaupt ein Minus an der Note stehen hat.


    Ich habe mir letztes Jahr einen guten Musikprivatlehrer gegönnt um mich zu verbessern. Der gute Mann hat mich spielen lassen und mir dann ein paar Bereiche genannt, in denen er Defizite sieht und wo er mit mir dran arbeiten würde (sogar an banalen Dingen wie der Haltung). Genau dafür habe ich den Mann bezahlt nicht dafür, dass er mir erzählt, wie toll ich schon spielen kann.
    Wenn mir ein Mädel beim Gitarrespielen am Lagerfeuer sagt wie toll ich das mache, dann führt das dazu, dass ich mich überschätze und weniger hart an mir arbeite. Ich denke, dass ich gut bin, obwohl es gar nicht so ist.


    Defizitorientierung hingegen bedeutet Fortschritt und Verbesserungsmöglichkeit, da aufgezeigt wird, woran zu arbeiten ist. Und ja, es führt auch zu Unzufriedenheit mit dem Level, den man erreicht hat, weil man sieht, dass es noch besser gehen könnte!
    Wenn man das Augenmerk hauptsächlich auf das lenkt, was gut funktioniert führt das zum gesättigt Sein, zu Stillstand und Verharren, zu einem Gefühl der Zufriedenheit mit dem Level, den man erreicht hat und somit zum Ausruhen auf den Lorbeeren.


    Ich beobachte bei asiatischen Einwanderern und Studenten, dass eine enorme Defizitorientierung vorhanden ist, die für ihre Höchstleistungen verantwortlich ist. Wenn der Prof. auf Schwächen hinweist, ist der (jaja, gibt nicht "den" Asiaten, aber viele die ich kenne sind so) Asiate die Nacht auf Achse um die Defizite aufzuarbeiten.


    Deswegen meine Botschaft:
    Hört auf den Schülern zu suggerieren, dass sie ganz toll wären um ihnen das Selbstbewusstsein aufzubauen, oder beliebt bei ihnen zu sein, vor allen nicht bei denen, die es nicht auch wirklich sind. Es wird objektive und schonungslose Analyse benötigt.



    Natürlich hört ein Schüler lieber, wenn man ihm nach modernen Pädagogik erzählt, was er alles toll kann! Ich höre auch gerne, wenn ein Mädchen mir sagt ich würde toll Gitarre spielen, aber wirklich weiter bringt mich mein Musikprivatlehrer, der sagt, dass meine Haltung grauenhaft ist und ich meine Pentatonik immer noch nicht übers ganze Griffbrett spielen kann.
    Er, der faire aber schonungslose Kritiker ist es, der mich weiter bringt in meinem Gitarrespiel und mit mir zusammen die Defizite angeht!
    So sollte auch der Lehrer sein, den Schüler auf seine Schwächen hinweisen und ihm Wege zeigen, wie er diese verbessern kann. Zum Bauchpinseln braucht man keinen Lehrmeister.

  • @Silicium: Bitte äußerer dich doch zumindest zu meinen Antworten nicht mehr, wenn du sie nie verstehen wirst, weil du sie nicht vollständig liest. Danke, ich denke die anderen werden den Unterschied zwischen defizit- und kompetenzorientiert in dem Beispiel problemlos herauslesen können! Daher erkläre ich nicht mehr und gehe auf die Suche der Ignore-Furnktion!

  • Susannea, genau den Gedanken hatte ich auch ... Aber es betraf ja deinen Beitrag.
    Zu silicium ... Grundaufgaben sind Grundaufgaben, das ist ein Fachbegriff. Und solche ausfuehrlichen Beurteilungen schreibt bei uns jeder Erstklasslehrer fuer x Schueler. Warum sollte das spaeter nicht moeglich sein? Wenn die Eltern und Schueler transparent erfahren, welches die zu erreichenden Kompetenzen sind, kann man sehr wohl erkennen, woran man ueben kann ...

  • Susannea, genau den Gedanken hatte ich auch ... Aber es betraf ja deinen Beitrag.
    Zu silicium ... Grundaufgaben sind Grundaufgaben, das ist ein Fachbegriff. Und solche ausfuehrlichen Beurteilungen schreibt bei uns jeder Erstklasslehrer fuer x Schueler. Warum sollte das spaeter nicht moeglich sein? Wenn die Eltern und Schueler transparent erfahren, welches die zu erreichenden Kompetenzen sind, kann man sehr wohl erkennen, woran man ueben kann ...


    Naja... ob man denn jetzt für jeden Schüler 'nen Aufsatz verfassen muß wage ich zu bezweifeln (nicht von Standpunkt irgendwelcher Vorschriften gesehen, sondern des sinnvollen effizienten Informationstransportes).
    Hier würden sich m.E. ordentliche Kompetenzraster eignen.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Interessanter Zeit-Artikel, den ihr da gefunden habt. Und netterweise wird die "Lösung" des Inklusionsproblems gleich mitgeliefert:


    Zitat

    Die Schule besserte mit eigenen Mitteln nach. Und Lehrer aus Dopps Team gingen in ihren Freistunden mit in den Unterricht. In 18 Stunden statt in 14, wie von der Behörde vorgesehen, ist die Klasse dadurch mit zwei Lehrern besetzt. In 18 von rund 30 Stunden pro Woche.

    Wozu braucht's auch "Freistunden"? Trinken die Kollegen und Kolleginnen doch eh nur Kaffee und unterhalten sich über den nächsten Urlaub.


    Zitat

    Für die Geschichtsstunde über ägyptische Pyramiden hat Donker drei Stapel mit Arbeitsblättern vorbereitet. A steht für Advanced, B für Basic und E für Easy. Innere Differenzierung nennt sich das Prinzip: Die Leistungsstarken an ihre Grenzen bringen, die Schwächeren zu Erfolgserlebnissen – das würde im Idealfall dabei herauskommen.

    Wer Unterricht einmal vorbereiten kann, kann das auch dreimal tun. Wir sind doch schließlich Profis und jammern nicht.


    Zitat

    Zusätzliche Kooperationsstunden, in denen sich das Team besprechen und den Unterricht gemeinsam vorbereiten könnte, sind von der Behörde nicht vorgesehen. Dopp arbeitet nachmittags, abends und am Wochenende, er ruft Eltern an, macht Hausbesuche, liest Fachbücher zum inklusiven Unterricht.

    Geht alles, wenn man nur will. Notfalls abends, nachts und am Wochenende!


    Zitat

    Die Klasse 5.3 hat ihren Schrecken für die Lehrer verloren. Das Team um Frank Dopp wirkt erschöpft, ernüchtert, aber auch stolz, nicht aufgegeben zu haben. Für ihre Schüler war dieses Jahr eine Art Crashkurs in sozialem Einfühlungsvermögen. Sie haben gelernt, mit den Macken der anderen zu leben, auch wenn sie nerven, stören, am Lernen hindern.

    Ende gut, alles gut! Dröges Fachlernen ist eh von gestern. Braucht die Generation Facebook sowieso nicht.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat Suseanna :

    Zitat

    Danke, ich denke die anderen werden den UNterschied zwischen Deffizit-
    und Kompetenzorientiert in dem Beispiel problemlos herauslesen können!

    Also, problemlos finde ich hier erstmal gar nichts ! Zumindest, was diesen Diskussionsstil angeht. Einfach klasse, wie hier ein engagierter und interessierter Lehramtsnovize wie Silicium abgemeiert wird !


    Ich persönlich mache mir überhaupt keinen Stress, ob ich mich als Lehrer in einem defizit- oder kompetenzorientiertem Fahrwasser begebe. Diese geschraubten Begriffe sind auch nicht mein Ding.


    Falls ich diese beiden Begriffe richtig verstanden habe, so vermittle ich meinen Schülern bei der Transparentmachung der erzielten Leistungen beide Seiten. Das geschieht im Schulhalbjahr mehrmals. Ich erwähne durchaus Stärken, die der betreffende Schüler noch entfalten könnte, spare auf der anderen Seite nicht mit konstruktiver Kritik, wenn noch fachliche Diskrepanzen auszuräumen sind. Zensiert wird natürlich die Leistung nach einem bestimmten Maßstab, den wir nicht zu tief ansetzen.


    Ich denke einfach, dass es für die Vorbereitung auf das richtige Leben nicht gesund sein kann, wenn Schüler einseitig (!) kompetenzorientierte Rückmeldungen erhalten.


    Dann habe ich nebenbei mal ne dumme Frage (Ich weiß, dass ich dumm bin, sehr dumm sogar!) : Die Fach- und Seminarleiter sollen ja große Vorbilder für die Referendare sein. Wie sieht es da heutzutage aus ? Sind sie bei der Beurteilung der Referendare eher defizit- oder kompetenzorientiert ?


    Nun aber wieder bitte on-toppic :


    Zitat Bronzo21 (Beitrag 264):

    Zitat

    Das darf doch nicht sein! Der gehört doch ... :X: !!! Wie soll sowas im Folgejahr aufgeholt werden?


    Sorry, da bleibt nur eine Frage: Ja gehts noch?

    Nein ! Da geht überhaupt nichts !


    Ich möchte hier noch mal die Frage stellen : Wer wird später konkret zur Verantwortung gezogen, wenn die Inklusion scheitern (So muss sie ja scheitern!) und damit eine ganze Schüler- und Lehrergeneration verheitzt wird ? 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Und solche ausfuehrlichen Beurteilungen schreibt bei uns jeder Erstklasslehrer fuer x Schueler. Warum sollte das spaeter nicht moeglich sein? Wenn die Eltern und Schueler transparent erfahren, welches die zu erreichenden Kompetenzen sind, kann man sehr wohl erkennen, woran man ueben kann ...

    Wieviele verschiedene Schüler hat man denn pro Schuljahr als Erstklassenlehrer? Ist das von der Anzahl her zu vergleichen mit einem Lehrer, der 2 Nebenfächer am Gymnasium unterrichtet? Mein Eindruck ist einfach, dass die Schülerzahl extrem unterschiedlich ist. Darin liegt die Begründung, dass das später (an weiterführender Schule) nicht mehr so möglich ist.
    So wie ich das mitbekommen habe sind manche Fachlehrer froh, wenn sie den unzähligen Gesichtern noch Namen zuordnen können und Noten zu jedem einzelnen verfassen können. Eine detaillierte, ausführliche Beschreibung jedes einzelnen Schülers mit seinem individuellen Leistungstand ist mir da noch nicht untergekommen.


    @Silicium: Bitte äußerer dich doch zumindest zu meinen Antworten nciht mehr, wenn du sie nie verstehen wirst, weil du sie nicht vollständig liest. Danke, ich denke die anderen werden den UNterschied zwischen Deffizit- und Kompetenzorientiert in dem Beispiel problemlos herauslesen können! Daher erkläre ich nicht mehr und gehe auf die Suche der Ignore-Furnktion!

    Das Wort Defizit kommt vom lateinischen Verb deficere, wenn mich nicht alles täuscht.

  • Nun gut, geehrter Mikael, dann möchte ich hier als fauler Sack vorab meine Schuld bekennen, damit ich dann später nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden kann (Dann seid Ihr dran!) und verschont bleibe :


    ICH BIN SCHULD ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Hier würden sich m.E. ordentliche Kompetenzraster eignen.

    Das wünsche ich mir schon länger für die Grundschule! Und dann bitte zum Ankreuzen! Das gibts z.B. in Teilen von NRW schon. Ich hab so ein Zeugnis gesehen und fand es übersichtlich und verständlich (und nicht so arbeitsintensiv).Und so etwas wär ja wohl auch in der weiterführenden Schule durchführbar.


    Ich sehe immer weniger Sinn in den ellenlangen Zeugnisformulierungen, die meist niemand richtig liest bzw. die nicht so verstanden werden, wie ich es meine.


    Bei uns in RLP ist es auch in der Grundschulordnung verankert, dass das Zeugnis positiv, also nicht defizitorientiert formuliert sein soll. Ich mache das aber nur teilweise, denn ich denke auch, dass viele Eltern nicht unbedingt den Rahmenplan eines jeden Faches gelesen haben und somit wissen, dass es nicht gut ist, wenn im Zeugnis der 3. Klasse steht, dass das Kind sich im ZR bis 20 orientieren kann.


    Also schreibe ich, was das jeweilige Kind kann und was es noch nicht so gut kann bzw. was es üben muss.


    Da bei uns neben dem Text auch noch eine Note steht, bringen die Eltern so beides dann doch meistens in Verbindung.

  • Lieber Silicium,


    eigentlich wollte ich hier nicht mehr schreiben, aber jetzt habe ich doch noch drei kleine Rückfragen an dich, die du hoffentlich gestattest:



    1.


    So wie ich das mitbekommen habe sind manche Fachlehrer froh, wenn sie den unzähligen Gesichtern noch Namen zuordnen können und Noten zu jedem einzelnen verfassen können. Eine detaillierte, ausführliche Beschreibung jedes einzelnen Schülers mit seinem individuellen Leistungstand ist mir da noch nicht untergekommen.


    Das verstehe ich nicht: Wie kann ich denn Noten zu jedem Schüler konstruieren, ohne über seinen Leistungsstand bescheid zu wissen? Das muss dann ja reine Willkür sein ... ?



    2.


    In welchem Bundesland heißt die "Schule für Geistigbehinderte" denn "Schule zur individuellen Lebensbewältigung"? Interessiert mich ernsthaft; ich finde den Namen nämlich gar nicht so schlecht, auch wenn er eigentlich tautologisch ist, weil jede Schule bei der "individuellen Lebensbewältigung" helfen sollte.
    An Schulen dieses Typus, die ich kennenlernen durfte, waren ca. 3 - 8 Schüler pro Klasse. Gibt vielleicht auch welche mit 10 (oder mehr), aber dann hoffentlich nur mit gutem Personalschlüssel.



    3.


    Du weißt, dass es empirische Studien gibt, dass integrativer Unterricht die fachlichen Leistungen der "normalen" Schüler nicht beeinträchtigt? Oder soll ich sie für dich heraussuchen?

  • Zitat aus dem ZEIT-Artikel:


    "Vielleicht aber muss man sich an den Gedanken gewöhnen, dass der Lernfortschritt einer Klasse in Zukunft auch davon abhängt, wie viel Aufmerksamkeit und Zuwendung die Inklusionskinder von den anderen Schülern abziehen.


    Genau. Die Schüler, die lernen können und wollen, hängen hinten dran, bleiben auf niedrigstem Niveau - hauptsache "der Alex" macht keine Geräusche mehr. Der Zeit-Artikel ist ein Paradebeispiel dafür aufzuzeigen, wie man nicht nur die Kinder, sondern auch die Kollegen kaputt macht. Und zwar mit Gewalt und Brechstange. Wenn das bei uns so ankommt an der Schule, dann werde ich mich nach einer anderen Arbeit umsehen.


    Entsetzte Grüße
    Raket-O-Katz

    • Offizieller Beitrag

    Die guten Kinder werden wahrscheinlich trotzdem relativ gut bleiben. Angst habe ich um die Schüler, die jetzt die meiste Aufmerksamkeit brauchen und bekommen ... und demnächst nicht mehr, weil es Kinder gibt, die noch mehr Aufmerksamkeit kriegen müssen.


    kl. gr. frosch

  • Zitat Raket-O-Katz :

    Zitat

    Wenn das bei uns so ankommt an der Schule, dann werde ich mich nach einer anderen Arbeit umsehen.

    Davon kannst Du mal ausgehen, geehrter Raket-O-Katz !


    Naja, wer eine angemessene Jobalternative hat, ist natürlich gut dran und kann das ganze Geschehen entspannter betrachten. Die meisten Kollegen haben leider keine Alternative. Ich denke mal, dass sich zwangsläufig der Krankenstand und Anzahl der Frühpensionen in den Kollegien dramatisch erhöhen werden, weil die Kollegen schlichtweg fertig mit der Welt sind. Ich bin mal gespannt, wie man da von der Bezirksregierungsseite reagieren wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dafür schon präventiv ein Konzept ausgearbeitet wurde. Dann fällt eben halt noch mehr Unterricht aus. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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