Inklusion : Ich kann es nicht !


  • Ich kann es hier nur aus der Sicht der Gymnasien sagen, die geben das sehr wohl dafür aus oder für Musikinstrumente usw.
    Schulbücher kauft ja die Schule in der Regel hier nciht mehr, sondern die Eltern, nur wenige Bücher stellt die Schule und dann auch oft nur für die ALGII-Empfänger!
    Aber das ist ja in jedem Bundesland verschieden.
    Aber das selbstständiges Lernen an den Räumlichkeiten scheitern soll, passt!


    In NRW müssen die Eltern pro Schuljahr nur für 1 Fach Schulbücher kaufen, alle anderen werden von der Schule gestellt ... und bis sie auseinanderfallen genutzt.
    Bei uns an der Schule muss jede Fachschaft regelrecht darum betteln einen Etat zu bekommen, um die notwendigsten Anschaffungen für das jeweilige Schuljahr zu tätigen (vieles von dem was sich gerade die naturwissenschaftlichen Fächer wünschen bleibt auf der Strecke).


    Und ich muss IxcaCienfuegos Recht geben: In einigen Fächern haben wir chronischen Lehrermangel, die Kollegen sind bereits an ihrer Belastungsgrenze und könnten gar nicht mehr eine Schülerfirma betreuen ...


  • Ich kann es hier nur aus der Sicht der Gymnasien sagen, die geben das sehr wohl dafür aus oder für Musikinstrumente usw.


    Meinst du Leihinstrumente? Die sind an allen Gymnasien, die ich kenne, mindestens 10 Jahre alt und haben sich durch die jährliche Leihgebühr längst amortisiert. Neue werden nicht gekauft - kein Geld.


    Schulbücher kauft ja die Schule in der Regel hier nciht mehr, sondern die Eltern, nur wenige Bücher stellt die Schule und dann auch oft nur für die ALGII-Empfänger!
    Aber das ist ja in jedem Bundesland verschieden.


    Richtig - Zauberwort Lehrmittelfreiheit. Die gibts hier in Bayern noch. Jede Schule muss also genug Bücher haben. Meine Schule hat gerade mit wachsenden Schülerzahlen zu tun - und zack, zack ist wieder ne Menge Geld weg.


    Aber das selbstständiges Lernen an den Räumlichkeiten scheitern soll, passt!


    Aber selbstständiges Lernen braucht doch Platz!!! Wenn in meinem Klassenraum rechts und links vom Pult noch Schülertische stehen und die Tische so eng hintereinander stehen, dass die Stühle kaum zurückgeschoben werden können, die Schüler ihre Stühle also DREHEN müssen, um aufstehen zu können - wo bringe ich da meine differenzierten Materialien unter? Wie soll ich Lernzirkel machen, Gruppentische stellen?

  • Es tut wirklich gut, dass mal jemand unsere Arbeit anerkennt. Genau so ist es, dass die Kinder zwar ihre Schwächen haben, aber nicht blöd sind. Sehr wohl merken sie ob sie immer Schlusslichter sind oder auch ihre Stärken haben. Wir haben ein ganz anderes Ziel als die armen von Pisa und sonstigen Studien geplagten, mit Richtlinien zugeschütteten mit unendlich vielen Korrekturarbeiten belasteten Regelschulkollegen, die auch noch nebenbei im Sekundarstufenbereich mit hunderten von Kindern zu tun haben. Das möchte ich auf keinen Fall machen müssen. Ich liebe es über Jahre für eine feste Schülergruppe verantwortlich zu sein. Ich kenne ihre Geschichten, Familienverhältnisse und Probleme sehr genau. Kann ich im Sekundarstufenbereich so arbeiten? Nennt mir die Schule und ich bin dabei. :)

    Ich unterrichte an einer Regelschule (Hauptschule) und muss zugeben, dass mich PISA, Vergleichsarbeiten etc. auch nur am Rande interessieren. An unserer Schule unterrichtet jeder KL möglichst viel in seiner eigenen Klasse, ich selbst bin 20 Stunden in der eigenen Klasse. Die Bewältigung des Alltags ist ein enorm wichtiges Thema. Die Schüler erzählen mir ihre Probleme im Elternhaus, Gespräche und Maßnahmen finden daraufhin statt. Einen großen Anteil meiner außerunterrichtlichen Arbeitszeit verwende ich auf Treffen mit den Sozialarbeitern, den Eltern (wenn sie denn mal erscheinen), dem ASD und dem Jugendamt. Außerdem sind außerunterrichtliche Gespräche vonnöten, z.B. über Hygiene, Ernährung, Freizeitgestaltung und "Weltwissen".
    Fakt ist, kein noch so guter Unterricht kann ein Lernen seitens der Schüler bewirken, wenn mal wieder der Kühlschrank leer ist, Mami zugedröhnt in der Ecke liegt und der Papa besoffen auf der Couch schläft.
    Es ist erschreckend, aber wir haben viele traurige Kinder. Kinder, die sich selbst nichts zutrauen und sich selbst schon als Leistungsversager abgestempelt haben. Und genauso wie du, Rotherstein, stelle ich häufig fest, dass die Kinder eben nicht blöd sind, sondern oft nur wegen widriger Umstände einfach nicht aufnahmefähig für Schulstoff sind. Man glaubt nicht, wie viele geschädigte Kinder bei uns leben, Kinder, die sich höchstens mal 10 Minuten konzentrieren können und Kinder, die eine absolut gestörte Selbstwahrnehmung von sich haben.
    Ab dem nächsten Schuljahr wird unsere Schule nun in den GU gehen. Einerseits bin ich sogar ein wenig froh darüber, weil wir dann endlich kompetente Kollegen für unsere "nicht getesteten Schüler" haben. Ich persönlich freue mich auf das geplante teamteaching und hoffe, dass ich hier noch viel lernen kann (bin schließlich noch in der OBAS bis Anfang Mai).
    Was mir jedoch überhaupt nicht zusagt, sind die schwammigen, unpräzisen Angaben über die Unterrichtsverteilung und den Einsatz der Kollegen. Hierüber habe ich schon Näheres erfahren, weil die SL mich fragte, ob ich in der GU-Klasse im kommenden Schuljahr die KL übernehmen möchte.


    Zumindest für unsere Schule können folgende Aussagen getroffen werden: Wir haben bereits einen nicht unerheblichen Anteil an Schülern, die wahrscheinlich einen Anspruch auf Förderung hätten. Dies ist jedoch über die Jahre hinweg versäumt worden. Professionelle Kollegen wären bei uns also grundsätzlich ein großer Segen.
    Der riesige Nachteil ist jedoch, dass betreffende Schüler jeweils nur für ein paar Stunden gefördert werden. Und das wird nicht reichen. Zudem bin ich sehr sehr unsicher, ob wir es wirklich gut hinkriegen, die Förderschüler hinreichend zu integrieren. Schließlich ist unser Schulhof kein Ponyhof und der größte Anteil unserer Schüler keine empathischen Gutmenschen. :D
    Ich befürchte, dass die Förderschüler selbst am stärksten unter der wohlgemeinten Integration zu leiden haben. Die ehemaligen Förderschüler, die ich in meiner Klasse habe, zeigen beispielsweise erhebliche Leistungsvorsprünge gegenüber den anderen Schülern, die eine normale Grundschule besucht haben. Man glaubt es kaum, aber diese 4 Schüler bilden zumindest in meiner Klasse die Leistungsspitze. Und eben das wird in Zukunft nicht mehr der Fall sein können, befürchte ich... .

  • Aber genau das meine ich, dieses sozial isolierte, was ihnen auch noch eine Arbeit außerhalb des normalen Systems beschafft usw. vielleicht wäre es ja ohne diese Isoliertheit bei beidne nciht so, es gibt davon ja viele Beispiele!


    Die beiden geistig behinderten Männer arbeiten in ganz normalen Firmen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Ist das nicht das, was die UN-Konvention will? Teilhabe am gesellschafltichen Leben. Ich bin sicher, dass beide in einer beschützenden Einrichtung besser aufgehoben und nicht so einsam wären.

  • Zu der laufenden Diskussion kann ich schildern, wie inklusive, integrative oder was auch immer für eine Beschulung zur Zeit in meiner Klasse abläuft:


    Ich habe ein erstes Schuljahr mit allem, was da so zugehört. Also mit Kindern, die im Stoff schon soweit sind, dass sie fließend lesen, schreiben und rechnen können; Kindern, denen es schwer fällt, einzelne Buchstaben überhaupt erst mal zu erfassen und zu behalten, Kindern die den Zahlraum bis 20 noch nicht erfasst haben, Kindern, die erhebliche Auffälligkeiten im Verhalten haben, also das volle Programm. Speziellen Förderbedarf gibt es nicht, da ja laut Schulamt jedes Kind erstmal nach seinen Möglichkeiten beschult werden soll. Demnach gibt es auch keine weiteren zusätzlichen Fördermaßnahmen. Ich will mich darüber auch nicht beklagen, das ist mittlerweile Alltagsgeschäft.


    In dieser Klasse sitzt nun auch ein Kind mit einer anerkannten seelischen Behinderung, erheblichem Förderbedarf im sozialen Bereich und sehr großen Verhaltensauffälligkeiten. Das bedeutet im Alltag, dass man auf einem Pulverfass sitzt. Ohne Vorwarnung entladen sich da emotionale Schübe, die in einer Aggressivität anderen gegenüber zeigt, auch mir gegenüber, die ich mir so nicht vorstellen konnte. Der Vorteil, den ich zur Zeit noch habe, ist meine noch vorhandene körperliche Überlegenheit, mit der ich die Aggressionen abhalten oder auf mich ziehen kann, so dass die anderen Schüler wenigstens unbeschadet bleiben. Im Klartext heißt das: Meinen täglichen Ringkampf gib mir heute! Die zugesagte Integrationskraft kam erst viel später, aber auch da gibt es Situationen, in denen man zu zweit handeln muss, und die restlichen Kinder, die ja auch erst sechs oder sieben Jahre alt sind und nicht nur durch engelsgleiche Verhaltensweisen glänzen, allein lassen, weil eben niemand mehr da ist, der dann noch Aufsicht führen kann. Von Unterricht möchte ich da gar nicht sprechen.


    Im Fachunterricht potenziert sich dieses Problem noch weiter, die Kollegen sind häufig froh, wenn die Stunden einfach nur ohne größere Zwischenfälle ablaufen. Auch in meinem Unterricht oder Organisation musste vieles angepasst werden, damit bestimmte "explosive" Situationen vermieden werden. Das fängt bei der Frühstückspause an und zieht sich durch was die kooperativen Unterrichtsformen angeht, die mit so einem Kind eben nicht mehr machbar sind.


    Nun habe ich Glück mit der I-Kraft, weshalb klage ich also? Sobald man diese Maßnahme durchgeboxt hat, kommen schon die ersten Anrufe und Aufforderungen, dass man bitte schön ganz ausführlich belegen soll, warum so eine Kraft in diesem Umfang überhaupt notwendig ist. Schließlich kostet diese Maßnahme ein Heidengeld usw. Irgendwann war ich so entnervt, dass ich nur noch zurückgepampt habe (am Telefon), man könne jederzeit in meinem Unterricht hospitieren, um sich ein Bild von der notwendigen Maßnahme zu machen, besser wäre noch, mal eine Unterrichtseinheit selber durchzuführen. Da war dann erst mal Ruhe, ich bin aber gespannt, wie lange das anhält.


    Nun weiß ich, dass ich mich in der "Luxussituation" befinde, mit I-Kraft zu arbeiten, außerdem verfügt die Klasse über eine gut funktionierende Klassengemeinschaft, die einiges auffängt. Trotzdem fühle ich mich in dieser Hinsicht am Ende der (auch körperlichen) Belastbarkeit. Ich WILL mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn weitere Kinder mit speziellem Förderbedarf in die Klasse kämen und ich diesen ohne Zusatzmaßnahmen auffangen müsste.


    Mein persönliches Fazit lautet also, dass ich bei dem Spruch: "Inklusion beginnt im Kopf" nur noch einen Schreikrampf bekomme. Wenn man sich eines nicht leisten kann, dann ist das Blauäugigkeit. Schwierigkeiten in einer möglichen inklusiven Beschulung aller Kinder beseitigt man nicht durch das Verleugnen dieser, sondern durch ein Erkennen von möglichen Problemen und ihrer Beseitigung bevor man mit etwas Neuem anfängt. Worauf ich extrem allergisch reagiere, ist jedoch der gutgemeinte Hinweis, dass es woanders funktioniert und dass nur ich nicht gut genug differenziere, kooperiere usw. Schließlich erlebe ich täglich, wovon ich spreche.

  • So ähnlich wie Edda erlebe ich den Schulalltag auch, nur dass bei und kein teamteaching angekündigt ist sondern schon mehrfach kommuniziert wurde, dass die Förderschullehrer nur den ganz harten Kern behalten und ansonsten zum Testen und Beraten eingesetzt werden. Heißt: Ich schreibe einen vierseitigen Antrag, irgendwann, teilweise Monate später wird der Schüler getestet, weitere Wochen später wird schriftlich bestätigt was ich eh schon wusste und in zwei Zeilen stichpunktartig erklärt, was ich dagegen tun kann. Das reicht mir aber nicht.


    In meiner Schwangerschaft war ich mobil und wurde wochenlang stundenweise in einer Klasse eingesetzt, in der sehr schwierige Schüler waren. Hochschwanger im Obergeschoss ohne andere Lehrer weit und breit versuchte ich Englisch, Freitag 6. Stunde zu unterrichten und musste mehrmals ineinander verkeilte Schüler trennen. Einer davon kam dann kurz danach in dieses Bootcamp, das von diesem ehemaligen Boxer geleitet wird, der ab und an im TV zu sehen ist. Da weiß man nicht mehr, ob´s noch zum Lachen ist oder schon unzumutbar.


    Lustig sind auch die Schüler, die aus sozialpädagogischen Heimen als "untherapierbar" zurückkehrern, mehrmals schon durch Gewalt gegen Schüler und auch Lehrer aufgefallten sind und dann Dank Schulpflicht in der Regelklasse sitzen. Das muss ich nicht noch häufiger haben - für Ringkämpfe fühle ich mich langsam zu alt. ;)

  • Zitat Tintenklecks :

    Zitat

    Nun habe ich Glück mit der I-Kraft, weshalb klage ich also? Sobald man
    diese Maßnahme durchgeboxt hat, kommen schon die ersten Anrufe und
    Aufforderungen, dass man bitte schön ganz ausführlich belegen soll,
    warum so eine Kraft in diesem Umfang überhaupt notwendig ist.

    Da habe ich mal ne dumme Frage : Wieviel Wochenstunden Ermäßigung bekommt für derartige bürokratische Aufgaben ? Ich meine ja nur, weil unsere Kollegen und auch meine Wenigkeit, die eh schon zu viel zusätzlich arbeiten, nicht mehr bereit sind und es auch nicht zeitlich und kräftemäßig können, zusätzliche Zeit für die o.g. Aufgaben zu investieren. Ich könnte mir vorstellen, dass man das Ganze dann resigniert schlüren lässt, dabei mit den Achseln zuckt und das Chaos toben lässt wie es will.


    Zitat tina40 :

    Zitat

    für Ringkämpfe fühle ich mich langsam zu alt. ;)

    Wieso beklagst Du Dich eigentlich ? Auf Staatskosten ermöglicht man Dir die vormittäglichen Ringkampf-Trainings-Einheiten ! Das hält fit, und abends brauchst Du dafür nicht mehr ins Fitness-Studio ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat

    Wieso beklagst Du Dich eigentlich ? Auf Staatskosten ermöglicht man Dir die vormittäglichen Ringkampf-Trainings-Einheiten ! Das hält fit, und abends brauchst Du dafür nicht mehr ins Fitness-Studio ! 8)

    Genau, man muss das positiv sehen - ein täglicher Adrenalinstoß gratis. ;) Und außerdem sind die Schüler bestimmt total glücklich in der Regelschule - das sieht man schon den strahlenden Gesichtern an! Gerade solche kommen immer sooo gerne und werden so herzlich aufgenommen. ;)

  • So ein Antrag und all der zusätzliche Gesprächs und Zeitaufwand ist normaler Dienstalltag... es gibt keine Deputatermäßigung dafür.
    Deshalb habe ich auch kühl überlegt und zum Beispiel für einen meiner Schüler so einen Antrag (AOSF) nicht gestellt.
    Das ist ein anstrengendes Kind... in der vierten Klasse mir bereits körperlich überlegen. Der wiegt mehr als ich... ich werde mich ganz sicher nicht auf Ringkämpfe einlassen.
    Er hat klare Defizite im Bereich sozial-emotionale Entwicklung, war acuh bereits in der Kinder und Jugendpsychiatrie. Er hält sich nicht an Regeln, stört, ist laut, ist aggressiv, macht nur, was er will.


    Nun stelle ich mir vor, ich stelle so einen Antrag... NEBEN dem, was ich eh so zu tun habe. Dann muss ich seitenweise diese Zettel ausfüllen, muss Dokumentationen beifügen, muss mit Schulleitung, Fachlehrern über das KInd reden, die müssen womöglich auch ihren Senf dazu geben... dann mit einem Förderschullehrer... der muss auch begutachten, es müssen Gespräche erfolgen... Eltern müssen ins Boot geholt werden...
    Dann wird so ein Antrag vielleicht auch noch genehmigt... aber die Eltern würden niemals einem anderen Förderort zustimmen, als der Regelschule. Also behalte ich das Kind und es ändert sich nichts, außer dass zwei Stunden in der Woche jemand kommt und mich berät... wieder ein zusätzlicher Zeitaufwand... was ich mit diesem Kind denn so schönes machen kann.
    DANKE NEIN!
    Da mache ich direkt lieber alles selbst, denke mir Maßnahmen aus, investiere eh schon genug Energie in dieses Kind... mehr geht von meiner Seite aus nicht.
    Und im Somemr geht er... gegen meine Empfehlung übrigens... aufs Gymnasium.
    Dann gebe ich den schwarzen Peter weiter... aber ich bin ihn dann los.
    Bis dahin schaffe ich es auch noch so.


    Das ist sicher nicht im Sinne des Erfinders von Inklusion... aber reine Selbstverteidugung.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Zitat Tintenklecks : Zitat Nun habe ich Glück mit der I-Kraft, weshalb klage ich also? Sobald man
    diese Maßnahme durchgeboxt hat, kommen schon die ersten Anrufe und
    Aufforderungen, dass man bitte schön ganz ausführlich belegen soll,
    warum so eine Kraft in diesem Umfang überhaupt notwendig ist. Da habe ich mal ne dumme Frage : Wieviel Wochenstunden Ermäßigung bekommt für derartige bürokratische Aufgaben ? Ich meine ja nur, weil unsere Kollegen und auch meine Wenigkeit, die eh schon zu viel zusätzlich arbeiten, nicht mehr bereit sind und es auch nicht zeitlich und kräftemäßig können, zusätzliche Zeit für die o.g. Aufgaben zu investieren. Ich könnte mir vorstellen, dass man das Ganze dann resigniert schlüren lässt, dabei mit den Achseln zuckt und das Chaos toben lässt wie es will.


    Man stößt da wirklich an Grenzen, sowohl was die Motivation als auch die körperliche Belastbarkeit angeht. Allerdings kann ich auch nicht zusehen, wie der Unterricht für die "ganz normalen Kinder" wegrationalisiert wird. Mittlerweile habe ich mir angewöhnt, immer neu geforderte Berichte aus den bereits geschriebenen zusammenzusetzen und nur gegebenenfalls durch weitere, neuere Aspekte zu ergänzen. Das spart erheblich an Zeit, außerdem schreiben wir in den Grundschulen sowieso schon viele Lern- und Entwicklungsberichte. Weiterhin bin ich einfach nicht bereit, auf die I-Kraft zu verzichten, vor allem möchte ich den Stundenumfang nicht reduziert wissen. Es kommt sonst hinterher irgendein schlauer Mensch auf die Idee, dass es ja auch mit der Reduzierung gut klappt und dass man bei anderen Fällen von Anfang an reduzieren kann. Ich stehe auch mit dem zuständigen Schulamt im Austausch und würde sowohl mir als auch anderen Kollegen keinen Gefallen damit tun. Wenn ich stillschweigend die Katastrophe auf mich zu rollen ließe, würden die Ursachen nur bei mir, der Schule oder anderen fadenscheinigen Gründen gesucht. So kann ich wenigstens ein Beispiel aus der Praxis bieten, wo es eben nicht so läuft, wie das in den Hochglanzbroschüren so erscheint.

  • In NRW müssen die Eltern pro Schuljahr nur für 1 Fach Schulbücher kaufen, alle anderen werden von der Schule gestellt ... und bis sie auseinanderfallen genutzt.


    Tja hier pro Schuljahr im Wert einer bestimmten Summe und die reicht meist um fast alles abzudecken.


    Meinst du Leihinstrumente? Die sind an allen Gymnasien, die ich kenne, mindestens 10 Jahre alt und haben sich durch die jährliche Leihgebühr längst amortisiert. Neue werden nicht gekauft - kein Geld


    Leihinstrumente werden hier nach 4 Jahren an die Schüler billig weiterverkauft und für den nächsten in der Regel neue gekauft. Nein., ich meine die für die Band, das Orchester, den Musikraum usw.


    Aber selbstständiges Lernen braucht doch Platz!!! Wenn in meinem Klassenraum rechts und links vom Pult noch Schülertische stehen und die Tische so eng hintereinander stehen, dass die Stühle kaum zurückgeschoben werden können, die Schüler ihre Stühle also DREHEN müssen, um aufstehen zu können - wo bringe ich da meine differenzierten Materialien unter? Wie soll ich Lernzirkel machen, Gruppentische stellen


    Klar benötigt man eigentlich mehr PÜlatz, aber zur Not gehts auch mit dem nicht vorhandenen, wenn man denn will!


    Die beiden geistig behinderten Männer arbeiten in ganz normalen Firmen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Ist das nicht das, was die UN-Konvention will? Teilhabe am gesellschafltichen Leben. Ich bin sicher, dass beide in einer beschützenden Einrichtung besser aufgehoben und nicht so einsam wären.


    Ja, das habe ich wohl missverstanden!"
    UNd waren sie vorher auch in regelschulen usw. so dass sie schon ein soziales Umfeld hatten?


    Und außerdem sind die Schüler bestimmt total glücklich in der Regelschule - das sieht man schon den strahlenden Gesichtern an!


    Das, was hier genannt wird, ist bei uns der Alltag an vielen Regelschulen ohne Integration und Inklusion, also ändern wird sich da dann mit diesen Dingen nicht viel!

  • Oh doch, Susannea, es wird noch schlimmer werden! Schon jetzt ist der Zustand nicht immer optimal ... Vorsichtig ausgedrückt. Aber das kann doch nicht allen ernstes bedeuten, dass die geplanten Änderungen einfach so hinzunehmen sind. Nach dem Motto: kann ja kaum noch schlimmer werden! Wir sollten etwas dafür tun, dass es besser wird. Das sind wir den Kinder und den Kollegen schuldig.


    Lg
    Sunny

  • http://www.km.bayern.de/ministerium/videos.html?play=23


    Aha - ab der 7. Klasse sind die Schüler also so gefördert, dass zusätzliche Maßnahmen nicht mehr nötig sind. Ich bin gespannt... :X:


    Klar, die kognitiven Vorraussetzungen verändern sich im Regelunterricht. Sie passen sich der Masse an. Deswegen können besonders Schüler mit einer geistigen Behinderung nur davon profitieren, wenn sie immer nur mit hochbegabten Schülern zusammen sind. Früher oder später sind die Kinder dannbei einem IQ um 100 angelangt, spätestens nach der 6.Klasse ist das in aller Regel der Fall! :rolleyes:

  • aktuelle Fernsehdokumentation: Ich bin nicht kaputt - Josia und die Inklusion


    http://www.zdf.de/ZDFmediathek…t-kaputt---Josia-Topf-und


    Interessanter Bericht! Allerdings denke ich nicht, dass Kinder wie Josia diejenigen sind, die Probleme bei der Integration/Inklusion haben werden... Josia ist ein cleverer, offener Junge, der Eltern hat, die ihn bei allem unterstütze. Scheinbar wird er ja auch nicht sonderpädagogisch gefördert, sondern erhält "nur" den Nachteilsausgleich und Untersttzung durch eine Integrationskraft. Schön, dass bei ihm alles so gut funktioniert! (das meine ich jetzt keineswegs ironisch!)
    Ich sehe die Schwierigkeiten eher bei verhaltensauffälligen Kindern, bei Kindern mit großen emotionalen und sozialen Problemen und bei Kindern die große Defizite im kognitiven Bereich habe. Oder auch bei Kindern, die eine Mehrfachbehinderung haben. Ich hatte auch mal einen Schüler mit einer Körperbehinderung (Hemiparese) im GU, der gleichzeitig eine Lernbehinderung hatte. Zudem hat er sehr stark gespeichelt. Im ersten Jahr fanden die Kinder ihn noch ganz nett, da war er quasi das Klassenmaskottchen (hat die Klassenlehrerin erzählt) und alles war super. Ich habe den Jungen im 3. Schuljahr kennengelernt. Die anderen Kinder haben sich wegen des starken Speichelflusses (Tisch und Hefte waren regelmäßig richtig nass) vor ihm geekelt. In den Pausen waren sie von ihm genervt, weil er einfach ganz andere Spielvorstellungen hatte als sie, ein paar Mädels haben ihn zwischendurch mal "betüdelt" - eine gleichwertige Freundschaft war das nicht. Zu Geburtstagen wurde er nur höchst selten eingeladen und er war totunglücklich und konnte nie verstehen, warum die anderen nicht seine Spiele spielen wollten...

  • Einen wunderschönen guten Abend !
    Damit sich niemand Illusionen macht : Unsere Inklusionsklasse bekommt keinen (!) Förderschullehrer zugeteilt, nicht einmal für die vorher versprochene Hälfte der
    Stundenzahl ! So der Stand kurz vor den Ferien. Ach ja, etliche Stunden unserer Schulsozialarbeiterin stehen auch noch zur Spar-Diskussion, wie ich es zumindest gehört habe.-Noch Fragen ? 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !


  • Unsere Inklusionsklasse bekommt keinen (!) Förderschullehrer zugeteilt, nicht einmal für die vorher versprochene Hälfte der Stundenzahl.


    Aber Elternschreck, das wird für dich doch kein Problem sein?!


    Du erzählst doch auch den Grundschulkollegen immer, wie sie Unterricht zu machen hätten, und scheinst für die Handhabung sämtlicher Lern- und Verhaltsprobleme über adäquate Interventionsmaßnahmen zu verfügen.
    Was sollen dir dann schon so ein paar Sonderschüler? Denen zeigst du ganz schnell, wer der Chef ist und dass dir Leistung wichtig ist!
    Da brauchst du doch keinen Sonderpädagogen an deiner Seite, zumal die Mehrzahl derer wohl auch unter die Kategorie "Kuschelpädagogen" zu zählen sein dürfte.


    Nein, Elternschreck, ich bin mir ganz sicher, dass du die Situation trotzdem im Griff haben wirst ! 8)

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