Inklusion : Ich kann es nicht !

  • Aber die haben einen Klassenlehrer, der sie häufiger sieht... das ist in der SekI meist nicht der Fall!


    NIcht unbedingt. Ich finde es wünschenswert, wenn aber eine 4. Klasse schon 7! Lehrer in einer Woche hat, dann kann der Klassenlehrer sie auch nicht viel öfter sehen!


    Ich würde mit solchen Aussagen aufpassen.
    Da steckt genau dahinter, was in diesem Thread schon mal genannt wurde.
    Wenn Inklusion nicht klappt, dann ist es mangelnde Differenzierung - der schwarze Peter liegt somit beim Lehrer
    und das Ganze hat kaum etwas mit den widrigen Rahmenbedingungen zu tun.


    Und ich würde viel eher aufpassen, dass ich solche Aussagen, wie hier geschehen nicht vollkommen aus dem Zusammenhang reiße!
    Denn wenn Inklusion nicht klappt, hat das sicherlich nicht nur etwas mit mangelnder Differenzierung zu tun! Aber nur die Rahmenbedingungen sind sicherlich auch nicht schuld. Schon alleine die Einstellung einiger Kollegen hier wird einiges dazu beitragen, dass Inklusion eine sehr schwere Aufgabe wird und das ist genauso schwerwiegend, wie die anderen Dinge!


    st es aber in der Primarstufe so viel anders?

    Nein, das ist eben genau der Punkt, die Grundschule muss sich eben schon viel länger mit einer größeren Bandbreite rumschlagen, da hat es wenig Leute gestört, zumindest meist nur die, die es direkt betrifft. Aber nun ist das Entsetzen groß, wenn man selber eben auch so arbeiten soll und muss! Denn ob z.B. die GrundschullehrerIn Zeit hat 26 AB zu entwerfen o.ä. weiß man doch gar nicht, bloß weil sie es macht, setzt man voraus, dass es eben problemlos möglich ist. Genauso problemlos köntne man selber das evtl. auch. Hm, verdammt, da merkt man, es ist gar nicht problemlos. Aber was hat die GrundschullehrerIn für eine andere Chance, wenn sie nicht selber daran kaputt gehen will?!?


    Bei der Einführung von Inklusion an Gymnasium wird die Problematik bei vielen Fällen sicherlich sehr schnell deutlich. Ist es aber in der Primarstufe so viel anders?


    Nein, ist es ganz sicher nicht!

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Schon alleine die Einstellung einiger Kollegen hier wird einiges dazu beitragen, dass Inklusion eine sehr schwere Aufgabe wird und das ist genauso schwerwiegend, wie die anderen Dinge!


    Die Einstellung einiger Kollegen hier ist einfach nur realistisch.


    Zum Thema" 7 Lehrer im 4. Schuljahr": wenn im 4. Schuljahr 7 Lehrer unterrichten hat der Stundenplaner irgendwas falsch gemacht. Sorry.


    kleiner gruener Frosch

  • Die Einstellung einiger Kollegen hier ist einfach nur realistisch.


    Das hat nichts mit realistisch zu tun, wenn hier so konsequent gemauert wird. Realistisch ist sicher, dass es nicht einfach ist und das dazu auch noch einige Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, nicht aber, dass sie es nicht können oder müssen usw.!


    Zum Thema" 7 Lehrer im 4. Schuljahr": wenn im 4. Schuljahr 7 Lehrer unterrichten hat der Stundenplaner irgendwas falsch gemacht. Sorry.


    Das ist möglich, dass du dies so siehst. Die günstigste Variante fand ich es auch nicht, aber es lässt sich eben z.T. gar nicht anders machen, wenn die Kollegen ja auch noch alle den Fachunterricht in 5 und 6 mit abdecken müssen!

  • Realistisch ist es, daran zu zweifeln, dass wir die Rahmenbedingungen erhalten werden....Und darauf aufbauend wird gemauert. Bei allen Neueinführungen der letzten Jahre ging es auf Kosten von Kollegen und deren Gesundheit. Dazu sind viele einfach nicht mehr bereit. Das muss man einfach auch mal akzeptieren können.

  • nur am Rande: ZumThema 7 Lehrer im 4. Schuljahr.... ja, das ist oft sicher Fehlplanung.


    Andererseits basieren viele "unmögliche" Stundenpläne auf eben unserem Privileg, in verschiedenen Lebenssituationen mit reduzierter Stundenzahl zu unterrichten.... wie soll das gehen an einer Schule, die vorwiegend Teilzeitkräfte hat? Und davon gibt es eine Menge. Frag mal die Schulleiter hier, wie knifflig das ist....


    Maxi

  • Zitat

    . Realistisch ist sicher, dass es nicht einfach ist und das dazu auch noch einige Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, nicht aber, dass sie es nicht können oder müssen usw.!



    Und genau das bezweifle ich eben, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden - vor allem angesichts der Tatsache, dass sich diese eher verschlechtert haben.


    Sollte alles anderes kommen, freue ich mich natürlich - aber ich habe halt meine Zweifel.


    Aktuell habe ich in der 9. eine hochgradig überforderte Schülerin sitzen. Nach anfänglichem Bemühen beiderseits hat sie nun völlig aufgegeben und hängt nur noch apathisch auf ihrem Platz. Differenzierungsangebote nimmt sie nicht an - verstehe ich auch irgendwie - im Drittklassübungsheft die meisten Aufgaben falsch zu haben ist sicher nicht lustig - während die anderen gerade Bruchgleichungen rechnen. Neulich waren die Schnuppertage der örtlichen Förderberufsschule - das Mädel kam total begeistert zurück - und freut sich auf das nächste Schuljahr unter "Gleichen". Dieses Jahr war zumindest umsonst - und all die Maßnahmen, Bemühungen und Aufregungen der Kollegen vor mir, die die Akte füllen.


    Natürlich kann man mir jetzt den Vorwurf machen, mich nicht ausreichend zu kümmern und zu fördern - aber es tut mir Leid - mir sind andere im Moment einfach wichtiger, die noch Aussicht auf einen Abschluss haben bzw. einen guten Quali brauchen um ihrer Lehrstelle antreten zu können.


    Und irgendwelche Hilfe kann ich auch von keiner Seite erwarten - nicht ein einziges Stündchen in der Woche.

    • Offizieller Beitrag

    Maxi: ich weiß es, ich mache bei uns die Stundenpläne. Es ist sehr knifflig. Aber trotzdem klappt es, selbst bei Teilzeitlehrern, dass wir max. 3 Lehrer pro Klasse haben . (+ Lehrer in den AGs)


    kleiner gruener Frosch

  • Maxi: ich weiß es, ich mache bei uns die Stundenpläne. Es ist sehr knifflig. Aber trotzdem klappt es, selbst bei Teilzeitlehrern, dass wir max. 3 Lehrer pro Klasse haben . (+ Lehrer in den AGs)


    Maximal 3 Lehrer würde ja heißen, da einer davon ja der Religionslehrer ist (das ist ja bei uns jemand von der Kirche und keiner der "normalen" Lehrer, der anderes unterrichtet), dass es maximal 2 Lehrer sind und das ist doch bei solchen Dingen wie Sport, Musik, Kunst, Deutsch, Mathe, Sachunterricht und Englisch ganz schön viel. Zumal eben Englisch ja möglichst die Fachlehrer, die das auch in Klasse 5 und 6 unterrichten auch in den jüngeren Klassen machen sollten!

  • Zitat President :

    Zitat

    Realistisch ist es, daran zu zweifeln, dass wir die Rahmenbedingungen
    erhalten werden....Und darauf aufbauend wird gemauert. Bei allen
    Neueinführungen der letzten Jahre ging es auf Kosten von Kollegen und
    deren Gesundheit. Dazu sind viele einfach nicht mehr bereit.

    Schon allein die von der Regierung angekündigten Rahmenbedingungen verdienen die Note 6 ! Dazu wird es in der Praxis einige o.g. Reibungsverluste geben, die die Rahmenbedingungen noch erschweren. Das wäre nach unserer Notenskala so nicht mehr erfassbar. Ich würde die Note auf 9+ einschätzen.


    Auch ich stimme President zu, dass sich in den letzten Jahren zu vieles auf Kosten der Gesundheit der Lehrer eingeführt wurde. Das Fass der Belastbarkeit ist dabei schon mehr als übergelaufen. Es wäre mehr als dreist, wegen der Inklusion von den Lehrern Mehrarbeit zu verlangen. Und letztendlich wäre es auch sehr dumm, weil dadurch nur die Arztpraxen durch die betroffenen Lehrer höher frequentiert werden würden. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Besonders stört mich, dass (zumindest bei uns) das funktionierende System der Integrationsklassen zerstört wird. Denen werden die Sonderpädagogenstunden gekürzt, damit dann alle "gleich" versorgt sind.


    Liselotte (die bereits Inklusionskinder in der Klasse hat und das nicht wirklich einfach findet)

  • Das kann ich gut verstehen, Liselotte. Man muss sich doch fragen, warum ein funktionierendes System einfach so auseinandergenommen wird und das liegt mit Sicherheit nicht am Gleichberechtigungsgedanken! Aber über die wahren Gründe haben wir hier genug spekulirt! Ich habe eine gute Freundin, die in den USA Lehrerin ist. Sie sagt, dass bei ihnen zwar auch behinderte Kinder unterrichtet werden, aber in gesonderten Klassen (ich meine natürlich geistig, nicht körprlich behinderte...) und von speziell ausgebildeten Lehrern. Nur weil sie das gleiche Gebäude nutzen, ist das noch lange nicht mehr Inklusion als hier.

  • Ich bin voll in dem Thema drin... gezwungenermaßen.


    Meine Schulleitung sieht sich als Inklusionsvorreiterin... und seit
    einem Jahr sitzen wir schon in wöchentlichen Steuerungsgruppensitzungen
    zusammen und reden über Inklusion, und planen. Das Schulamt will genau
    das und unterstützt theoretisch sehr. Praktisch haben wir sogar eine
    Inklusionslehrerin bekommen. Volle Stelle. Da es keine Sonderpädagogen
    gibt, ist das eine Grundschullehrerin, frisch aus dem Referendariat, die
    nun eine Sockelqalifikation machen darf und damit total fit sein wird,
    für alles, was da kommt. Oder so...


    Wenn in LK oder Steuerungsgruppe jemand seine Ängste oder Vorbehalte
    formuliert, wird abgewunken, nicht ernst genommen und geraten, einen Versetzungsantrag zu stellen. Und dabei betont, dass man der Inklusion nicht entkommen kann. JEDE Schule muss das machen.


    Ich habe außer meiner Schulleitung noch niemanden getroffen... und ich
    kenne viele Regelschul- und auch Förderschullehrer... der sich auf
    Inklusion freut. Alle sind mehr als skeptisch und haben Angst, dass sie
    damit total überfordert sind. Die meisten arbeiten jetzt schon am Rande
    ihrer Kräfte. Da geht einfach nicht mehr.


    Unterstützung fühlt bei uns niemand... es fühlt sich auch niemand ernst genommen.


    Ich selbst sehe außer diesem berühmten Versetzungsantrag keine Chance,
    gehört zu werden, und der Inklusion vielleicht zu entkommen.




    Wobei ich eigentlich gerne eine Klasse mit Regelschulkindern und
    Förderkindern unterrichten würde. Kleine Klasse... höchstens 20
    Kinder... und permanent im Team mit einem Förderschullehrer. Aber nicht
    indem ich meine 28 KInder-Klasse habe wie bisher, die zudem schon sehr schwierig und
    anstrengend ist.. und die dann noch bis 31 KInder mit Förderkindern
    aufgefüllt wird.... und ich den größten Teil des Tages damit alleine
    bin.


    Das ist doch ein Alptraum.


    Und es gibt keine Unterstützung, niemand, der uns da ernst nimmt... auch von den Gewerkschaften fühle ich mich nicht unterstützt...


    Wo ist unsere Lobby?

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Integration (die wir seit 18 Jahren praktizieren) und Inklusion?

  • Vielleicht sollten wir uns alle an die Gewerkschaften wenden und in einer konzentrierten Aktion versuchen, Licht in das Inklusionschaos zu bringen. Vielleicht mit einer Unterschriftenliste von Lehrern aller Schulformen an die Öffentlichkeit gehen? Ich fühle mich so alleine gelassen: Von der Schulleitung, von unserer Gewerkschaft von der Politik. Dabei sind wir es doch, die den eingefahrenen Bildungskarren, in dem jedes Jahr eine neue Kuh durchs Dorf gejagt wird, doch am Laufen halten. Wir versuchen doch alle Mängel, Unzulänglichkeiten, fehlenden Finanzen mit unserem Engagement auszugleichen, damit es unseren Kindern gut geht. So eine Behandlung haben wir alle nicht verdient. Gerne würde ich auf einen Teil der Ferien (die eigentlich auch keine sind, ich korrigiere gerade 45 Klassenarbeiten im Italienurlaub) verzichten, wenn ich dafür wirklich mal Feierabend hätte und keine 16 Stunden Tage. Ich habe das Gefühl, an der Grenze meiner Belastungsfähigkeit angelangt zu sein und das will was heißen. Am meisten leide ich darunter, dass ich gar nicht weiß, was im nächsten Schuljahr aus mir wird. Muss ich meine Klasse mit den 46 Umzugskartons räumen? Wo soll ich mit dem Fernseher, dem DVD Player, dem Videorekorder und den privaten Möbeln hin? Am liebsten würde ich demonstrativ einen Container vor die Schule stellen und alles entsorgen. Zum Inkludieren muss ich ja nur ein wenig "Klugscheißen" und ein wenig gut bezahlte Nachhilfe geben, falls man es wünscht. Falls nicht, kann ich ja nutzlos herumsitzen oder die Aufsicht beim Turnen übernehmen, für A13. Gerne würde ich an einer Sek.1 Schule vielleicht etwas aufbauen, aber eigentlich fehlt mir mit 57 inzwischen die Kraft. Ich könnte heulen, dass ich vielleicht all die Dinge nicht mehr machen darf, die ich so gut kann und die mir so viel Freude bereiten (Schulband, Schülercafé). Oder glaubt ihr, dass meine Kinder in einer Sek.1 Schule, wo viele Kinder schon ein Instrument spielen überhaupt eine Chance hätten in der Schülerband mitzumachen? Übrigens waren wir als Vertreter einer Förderschule bei "Schulen musizieren" Das war Inklusion life, nicht auf dem Papier. Ich finde wir waren richtig gut. Im Mai dürfen wir auch zur Landesbegegnung nach Düsseldorf:
    http://www.youtube.com/watch?f…er_embedded&v=o2p1T7nZpCc
    Im Regelschulsystem wäre das alles nicht möglich gewesen. Ich bin so stolz auf meine Kinder, dass sie den Mut haben sich vor 300 und mehr Zuschauern auf die Bühne zu stellen, dass sie die Texte auswendig können, dass meine "Chaoten" es geschafft haben in einem Team gemeinsam zu musizieren. Jeder für sich eigentlich ein Problemfall: Autist, hoch aggressiv, Mittelpunkt der Welt, kognitiv an der Grenze zu GB, ausgesprochen schüchtern!! Rechnen: Fehlanzeige, aber singen wie ein Glöckchen. Das ist sonderpädagogische Förderung life, nicht als "Tintenpisse" in irgendwelchen Konzepten, in die keiner guckt. Das kann ich und das will ich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Das habe ich mir mit enorm viel Mühe, eigenem Geld und Hartnäckigkeit aufgebaut und nun soll es das gewesen sein? Wie soll ich im Regelschulsystem diesen armen Kindern zum Selbstbewusstsein verhelfen? Mit einigen wenigen Nachhilfestunden oder als Handelsreisende mit Tipps und Tricks für Jedermann ? :cursing

  • Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Integration (die wir seit 18 Jahren praktizieren) und Inklusion?

    Der Hauptunterschied ist wohl, dass im Rahmen von Inklusion jedes Kind individuell nach seinen Bedürfnissen gefördert werden soll, ohne, dass ein Förderbedarf festgestellt wird. Sonderpädagogischen Förderbedarf wird es dann nicht mehr geben, es wird kein Feststellungsverfahren und keine Diagnose geben. Wie man so adäquat fördern soll, ist mir allerdings unklar!
    (Und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf bedarf es ja auch keine Sonderpädagogen mehr, so verschwinden die Probleme von allein. Das wird bestimmt gut werden :whistling: )

    • Offizieller Beitrag

    Was ich mich gerade frage: die Eltern können entscheiden, ob das Kind in der Regelschule unterrichtet wird, oder an einer Förderschule.
    Wie aber sollen die Eltern sich für die Förderschule entscheiden, wenn es gar keine AO-SF-Verfaahren mehr gibt, die Kinder also demnach per se kein Förderschulkind mehr sind?
    *kopfkratz*


    kleiner gruener Frosch

  • Was ich mich gerade frage: die Eltern können entscheiden, ob das Kind in der Regelschule unterrichtet wird, oder an einer Förderschule.
    Wie aber sollen die Eltern sich für die Förderschule entscheiden, wenn es gar keine AO-SF-Verfaahren mehr gibt, die Kinder also demnach per se kein Förderschulkind mehr sind?
    *kopfkratz*


    kleiner gruener Frosch


    Jetzt werd mal nicht kleinlich in deinen Überlegungen 8)

  • Das ist ja eben das Sparmodell: Kein AO-SF, also kein Förderbedarf, alle Kinder haben Förderbedarf: der Lernschwache, der geistig Behinderte, der Verhaltensauffällige, der Blinde, der Gehörlose, der Lahme und der Überflieger. Du hast also als Regelschullehrer allen diesen Förderbedarfen ohne Unterstützung( der Förderschullehrer ist ein Auslaufmodell, NC 1,3)gerecht zu werden. Natürlich kann das mit der Wahl richtiger Medien und Methoden geschafft werden. Das alles ganz individuell, mit individuellen Arbeitsmaterialien, natürlich mit Selbstkontrolle, aber wahrscheinlich dann ganz ohne Lehrer, weil die alle zusammengebrochen sind. :cursing:

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