Inklusion : Ich kann es nicht !

  • Ich habe bisher noch von keinem Lehrer gehört, der Inklusion unkritisch sieht und sich darauf freut.
    Das liegt vor allem an den Umständen. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Inklusion (und fast alle, mit denen ich bisher sonst darüber geredet habe auch nicht) sondern fände es an sich eine gute Sache, WENN die Rahmenbedingungen dafür stimmen würden. Die Klassen müssten deutlich kleiner sein (unter 20 Kindern) und Förderschullehrer müssten mit nicht zu geringer Stundenzahl mit im Unterricht dabei sein. Außerdem müsste es in der Schule eine Auffangmöglichkeit für Kinder geben, die in den Klassen nicht tragbar sind oder aber weiterhin die Möglichkeit, diese Kinder in Förderschulen zu beschulen.
    Ich denke zumindest jede Grundschullehrkraft, die schon länger dabei ist, hat (dank ewig langer AOSF-Verfahren) schon mal ein Kind im Unterricht gehabt, das so stark verhaltensauffällig ist, dass die gesamte Klasse davon enorm beeinträchtigt wird. Und genau dafür finde ich braucht man dringend Lösungsmöglichkeiten - die vor allem schnell greifen müssen, denn es kann nicht angehen, dass die anderen SchülerInnen dadurch so extrem beeinflusst werden.
    Und ich muss zugeben, dass ich letzteres als größtes Problem ansehe. Ich traue mir durchaus zu - mit Unterstüzung einer Förderschullehrkraft, die auch passende Materialien für die entsprechenden Kinder vorbereitet - Kinder mit dem Förderschwerpunkt Sprachentwicklung oder Lernen mit zu unterrichten, KB-Kinder sowieso (in meiner Klasse ist ein Kind, das recht regelmäßig einige Wochen im Rollstuhl sitzt - das ist dank Schulbegleiter für die Lehrer kaum Mehraufwand), aber Kinder mit großen Defiziten in der emotionalen und sozialen Entwicklung, das finde ich schwierig, weil das je nachdem wie sich diese Defizite äußern leicht die ganze Klasse aus dem Gleichgewicht bringen kann - da reicht ja oft schon ein Kind aus. Während meines Refs gab es in einer Klasse ein Kind (4.Klässler), das regelmäßig Ausraster hatte, mit Stühlen um sich warf etc., so dass die Lehrerin es teilweise fixieren musste. Das war eine große Beeinträchtigung für die Lehrerin - klar - aber natürlich auch für die anderen Kinder.

  • Guten Morgen !
    Erstmal einen herzlichen Dank an alle für die rege Teilnahme an diesem Thread !


    Wenn ich mir alle Beiträge zu Gemüte führe, komme ich zu dem Schluss, dass hier fast jeder, bis auf die ehrenwerten Mitglieder Plattenspieler und Mamma Muh, die Inklusion, so wie sie durchgeführt werden soll, sehr kritisch sehen. Einige Mitglieder, da sie wahrscheinlich besser eingedacht sind als ich, äußern Sachverhalte, die mich noch bedenklicher stimmen lassen.


    Zu Siliciums Anfrage, wer als Inklusionsschüler gilt : Schon immer hatten wir an unserer Schule vereinzelt Schüler, die Rollstuhlfahrer waren, manche, die höhrbehindert waren sowie Schüler mit auditiver Wahrnehmungsstörung. Insofern haben schon immer ein wenig inkludiert, wogegen kein Kollege etwas hatte. Vielleicht hätten wir mit diesen Schülern PR-mäßig mehr machen sollen, damit der Kelch der Inklusionsschule an uns vorübergegangen wäre.


    Künftig wird es so aussehen, dass in der geplanten Inklusionsklasse, nicht nur Schüler mit kognitiven und sprachlichen Handicaps (Von Körperbehinderten reden wir erst gar nicht), sondern auch Schüler mit schweren emotionalen Störungen. Ich hab jetzt gerade die Abkürzung dafür nicht parat (Auch ein Hinweis darauf, dass ich nicht inkludieren kann). Ein jeder weiß, was das für den Unterrichtsablauf bedeuten kann. Diese Schüler sind nicht vergleichbar mit verhaltensauffälligen und schwierigen Schülern, die wir ohnehin schon haben, sondern durchaus Unterrichtssituationen entstehen können, wo schon mal die Stühle durch die Schulstube oder aus dem Fenster fliegen.


    Für mich selbst habe ich schon beschlossen, falls ich in der Intergrationsklasse eingesetzt werden und eine solche Situation passieren sollte oder die Schüler schlichtweg aus der Schulstube rennen, einfach dazu nur die Achseln zu zucken. Ich brauch auch kein Prophet zu sein, um mir ausmalen zu können, dass der nächste eigentlich greifbare Förderschullehrer dann nicht für mich auffindbar oder krank sein wird. Und wahrscheinlich ist dann auch gerade der vertretende Förderschullehrer, falls ein solcher überhaupt eingeplant wird, zufällig (!) auf Fortbildung.-So wird die Praxis aussehen !


    Die Forderung der Schulleitungen "Inklusion ja, aber mit entsprechenden Ressourcen !" wird zur hohlen Floskel verkommen, die nachher auf höherer Ebene eh niemanden mehr interessieren wird. Unsere Bürgermeisterin als Repräsentantin des Schulträgers (Stadt), kündigt die Inklusion an ihren Schulen in den Medien voller Stolz an. Auf der anderen Seite ließ sie bei uns (außerhalb der Öffentlichkeit) keinen Zweifel daran, dass der Schulträger selbstverständlich keinen einzigen Cent (mehr Räume, Ausstattung etc.) zusätzlich investieren wird. -Naja, wenigstens einigermaßen ehrlich, die gute Frau !


    Apropos hohle Floskel : Kann sich noch jemand an die (hohle) Phrase Mehr Autonomie an den Schulen erinnern ? Die wurde bis vor einigen Jahren von Bildungspolitikern und Schulträgern in den Medien öffentlichkeitswirksam vollmundig verkündet. Autonome Schule und von oben verordnete Inklusion ! Noch Fragen ? 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ach ja, inklusion. Macht mir ein bisschen Angst. Weniger vor den Kindern, als davor, alleingelassen zu werden! :cursing:
    Was ich schon an Inklusion "light" habe (wären auch so bei mir an der Schule gelandet) ist ganz entspannt, da machen mir die "normalen" Schüler mehr Probleme. (Ich finde Pubertät sollte als Beginderung anerkannt werden ;) ) Wenn aber eine Häufung auftritt, könnte es für mich schwierig werden, den Bedürfnissen nachkommen zu können, einfach weil es so viele verschiedene sein könnten. Naja, we shall see.


    Plattenspieler: Jetzt greif Elternschreck doch nicht so an, wenn er mal was Vernünftiges schreibt. Positive Verstärkung, Mann! ;)


    Lyna: Ich wünsch dir ne gute Behandlung für deine Jungs.

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • Oh Mann... mir gehen gerade 700 Gedanken zu dieser Thematik durch den Kopf. Unsortiert, leicht emotional gefärbt, aber aus Fachfrausicht...
    Ich fang mal an, vielleicht könnt Ihr es nachvollziehen. Eine verfestigte Meinung zum Them aInkluion habe ich gar nicht, zu sehr begegnet es mir in der täglichen Arbeit, zu sehr bedroht es meine tägliche Arbeut, zu sehr bereichert es meine tägliche Arbeit... Tja..
    Erstmal: sollte bei einem meiner Söhne je sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt werden, würde ich ALLES dafür tun, dass es NICHT die Förderschule besuchen muss. Meine Kinder leben in einem gefestigten Umfeld, in dem sich die Eltern kümmern, Schulbildung Bedeutung hat und auch das nötige Kleingeld da ist.


    Ich arbeit ein einer Verbundschule: alle Schüler haben den Förderschwerpunkt Le, sehr viele ein dickes E (viele gelten in dem Bereich als schwerbehindert) und einige haben noch SP dazu. Meine Schule liegt in einem sozialen Brennpunkt, absolut klischeehaft. Wenn ich zu meinen 9.Klässlern gehe, sehe ich, dass bereits 10 Schüler in einer Klasse für den ein oder anderen zu viel sind. Eigentlich müsste die Klassengröße bei 4 liegen, damit es nicht zu Beschimpfungen usw. innerhalb des Unterrichts kommt. Es fehlt bei vielen Schülern an gängigen sozialen Umgangsformen.Wie oft musste ich in den letzten 14 Tagen ernsthaft erklären, dass ein Satz nicht mit "Alta" endet und "Du Opfa" kein adäquater Anfang eines Satzes ist. "Fettes Stück" ist auch nicht gerade freundlich. Und glaubt mir: wir sind konsequent, es gibt klare Regeln, aber unsere Schüler sind da wo sie sind nämlich bei uns), weil sie eben Probleme mit sozialen Grenzen, mit Umgang, mit Aggeression usw. haben und dazu noch Lernschwierigkeiten. Auch das Lernen des sozialen Umgangs fällt ihnen schwer, eben weil sie eine Lernbehinderung haben.
    Wie oft denke ich, dass sie gar nicht in der Regelschule existieren könnten, wie oft denke ich "Oh Gott, wenn x an die Regelschule muss, wie soll das gehen?" ... Unsere Schüler sehen oft selber (trotz ihrer Scham für die Schulform), dass sie nicht in der Regelschule klar kommen würden.
    Die kleinen Nebenherprobleme (klein ist da wohl eher Ironie) nehmen bei uns einen so unendlich großen Raum ein, dass wir trotz Sonderpädagogen, einem eigenen Sozialarbeiter, Kontakt zur Polizei und und und manchen Sachen nicht Herr werden. WIE um alles in der Welt soll es an der Regelschule funktionieren, wo der Leistungsanspruch ein ganz anderer ist, als bei uns.
    ICH habe mich bewusst dafür entschieden an dieser Schulform zu arbeiten, ich wusste, was auf mich zukommt. ICh verstehe jeden REgelschullehrer, der sagt "ich kann das nicht!"
    In meiner Klasse arbeite ich übgrins schon inklusiv (auch wenn wir keine Regelschüler inklusionieren :) ). Da sitzt Schüler a-typisch Le-Schüler, neben ihm sitzt Schüler b- Romaschüler so gut wie nie in der Schule, Schüler c- neben seiner Lernbehinderung wird er immer wieder durch Kriminalität auffällig, Schülerin d hat gerade den Förderschwerpunk geistige Entwicklung zugeschrieben bekommen, Schülerin e ist für unsere SChulform sehr fit, aber leider hat sie schwere Auffälligkeiten im Verhalten, kommt selten in die Schule usw.
    Der Großteil der Eltern an unserer Schule hat eine andere Einstellung zu Schule als ich, ganz andere Probleme, als Schulbildung (und es sind tatsächlich Probleme).
    Es werden immer wieder Kollegen von uns an die Regelschule abgeordnet und immer wieder sind sie unglücklich, da die vorliegenden Konzepte einfach niemandem gerecht werden.
    Trotzdem: ich finde Inklusion gut. Ich schätze das dahinter stehende Menschenbild sehr. Ich schätze die Grundschullehrerin meines großen Sohnes, die es schafft Kinder mit Förderbedarf und Kinder die dem Unterricht sehr gut folgen könen gemeinsam zu unterrichten ohne das einer unglücklich ist.
    Tja, wie ich sagte: durcheinander und keine festgesetzte Meinung zu diesem Thema...aber etwas was mich viel beschäftigt und immer wieder zum Nachdenken bringt.

  • Zitat jole :

    Zitat

    ich finde Inklusion gut. Ich schätze das dahinter stehende Menschenbild sehr.

    Was uns aber für die Praxis nichts nützt ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !


  • Und uns auch nicht schadet...


    ...in meiner Praxis übrigens schon...


  • Bei euch zaehlen Kinder im Rollstuhl als "Inklusionsschueler"? Was ist das denn fuer ein Unsinn? Was machen bei denen denn Schueler, die zeitweise nen Rollstuhl oder sonstige Hilfsmittel brauchen?


    Normalerweise gehen Kinder im Rollstuhl auf Körperbehindertenschulen. Und wenn sich jemand an einem Otto-Normal-Gymnasium ein Bein bricht o.Ä., dann wird Raumtausch par excellance betrieben.

    Bei uns muessen alle Schulen mit Rollstuhl "befahrbar" sein. (Mein Gymnasium in Deutschland war auch angemessen ausgestattet...mit Rampen und Fahrstuhl.)


    Dass alle Schulen mit Rollstuhl befahrbar sein müssen, kann aber nur für deine Gegend gelten. An meiner britischen Schule hätte ein Kind im Rollstuhl nur in die Sprachen-Fachräume und die Sporthalle hineinkönnen, und das auch nur von einer Seite des Gebäudes. Mit Hilfe wären auch noch die Naturwissenschaftsräume drin gewesen (zwei Stufen). Das Lehrerzimmer, die Kantine, Kunst- und Musikräume, das Tech Building - unerreichbar.


    ich finde es interessant, dass Inklusion hier plötzlich so radikal betrieben werden soll - wieder mit dem Hinweis auf Finnland. Mit ein bisschen googeln findet man aber sehr schnell raus, dass es an finnischen Schulen für lernbehinderte und geistig behinderte Schüler häufig Sonderklassen gibt. Voll die Inklusion - schließlich lernen alle im gleichen Gebäude. Dann ist meine Unistadt im Bereich Inklusion übrigens schon sehr weit. Da sind auch eine Hauptschule (pardon: Mittelschule), ein Gymnasium und ein Förderzentrum unter einem Dach.....

  • Voller Interesse las ich nun die Erfahrungsberichte und Beiträge zum Thema "Inklusion" in diesem Forum. Bereits vor geraumer Zeit habe ich versucht hier Kolleginnen und Kollegen aus dem Regelschulsystem zu finden, die bereit gewesen wären, anonym zum Thema "Inklusionswahnsinn" dem Stern gegenüber zu berichten:


    Medien zeigen Interesse an Rahmenbedingugen bei der Umsetzung von Inklusion, Integration , Suche nach Erfahrungsberichten aus Regelslchulen


    Leider haben sich nur 2 Lehrer bereit erklärt und der Stern inzwischen das Intgeresse verloren.


    Ich arbeite in NRW, wo aufgrund einer gummiartigen Verordnung ( ..Wunsch der Eltern im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten ..bla, la) in einigen Regionen, auch in unserer, schon kräftig inkludiert, integriert oder wie auch immer wird. Das Gesetz wurde aufgrund der bevorstehenden Landtagswahlen erst mal wieder auf Eis gelegt. Das Ganze läuft ohne Struktur, ohne Rahmenbedingungen ohne Personal. Aufgrund einer neuen Verordnung können nun auch Nichtsonderpädagogen in den GU. Dann haben beide keine Ahnung; Die Regelschullehrer nicht und die Förderlehrer auch nicht. Tatsächlich sieht es so aus, dass in einer HS in der gemeinsamer Unterricht schon seit Jahren läuft, Kinder mit Förderschwerpunkt l noch einigermaßen "mitlaufen", wenn sie sozial angepasst sind und die Lernprobleme nicht zu gravierend sind. Natürlich sind die Stunden an denen meine Kollegen hin und her pendeln zu wenig. Über den Erfolg der Inklusion und den weiteren Werdegang der Kinder kann keiner eine Aussage machen. Übrigens sitzt aber auch ein geistig behindertes Mädchen da, mit einer ehemaligen Hauptschülerin als Integrationskraft und inzwischen ohne Sonderschullehrerin, da in Schwangerschaftsurlaub. Ersatz gibt es keinen. Es ist eine Katastrophe, was hier geschieht. Das sitzt es nun und übt Buchstaben und Zahlen obwohl es wahrscheinlich aufgrund fehlender kognitiver Voraussetzungen nie lesen oder schreiben lernen wird. Es benötigt lebenspraktisches Training, aber mangels Rahmenbedingungen, nicht möglich. Die Eltern sind so verbohrt, dass Sie auf jeden Fall ein Verbleiben in der HS wünschen. Es ist ihnen völlig egal, was auch ihrer Tochter wird. Wahrscheinlich erwarten sie eine "Heilung" und einen Hauptschulabschluss. Diese Kinder vereinsamen emotional und sozial. Von wegen Inklusion. Mein Mann betreut zwei seit Jahren "inkludierte" geistig Behinderte. Beide auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeitend, beide in einer eigenen Wohnung, beide völllig fehlernährt und inzwischen ohne Zähne, beide sozial völlig vereinsamt. Ist es das, was wir uns wünschen? Welcher Jugendliche lädt entwicklungsverzögerte Jugendliche zu einer Party ein, wenn diese noch lieber Fangen spielen? Ich kenne Mütter, die schon in der Grundschule anderer Eltern anrufen und um eine Geburtstagseinladung bitten. Meine Töchter sind beide berufsbedingt mit "Behinderten" aufgewachsen und haben keinerlei Berührungsängste. Trotzdem wollten sie nicht mehr die Tanzschule besuchen, in die , scheinbar auf Wunsch der Eltern, ein Down-Syndrom Mädchen, auch ging. Die halbe Zeit musste sie das Kind vom Boden zerren, ihm die Schule anziehen, kamen überhaupt nicht weiter. Nach einer Weile wollten sie den Tanzkurs nicht mehr besuchen. Ich denke, dass man sehr genau abwägen müsste, bei welchen Kindern die gemeinsame Beschulung was bringt. Ich denke, dass sie von Erfolg gekrönt sein kann, wenn eine Aussicht auf zielgleichen Unterricht besteht. Alles andere ist nur pure Theorie. Die Organisation der inklusiven Förderung ist so aufwendig, dass sie kaum erfolgversprechend ohne mehr Personal organisiert werden kann. Die Kolleginnen und Kollegen reisen für läppische 0,30€ /km mit dem eigenen Wagen in ihren Pausen, ohne ausreichende Versicherung, ohne Anerkennung ihrer Fahrzeit als Arbeitszeit in bis zu 20km entfernte Orte, um dann zu erfahren, dass man vergessen habe dem Sonderschullehrer das heutige Sportfest mitzuteilen. Sie versuchen, die hohen Standards auf ihren noch existierenden Förderschulen zu halten und gleichzeitig im GU irgendwas auszurichten. Material wird von unserer Schule mitgenommen, natürlich ohne, dass der Etat erhöht wird. Der dramatische Lehrermangel wird gleichmäßig verteilt. So wurden die Förderstunden immer mehr zurückgefahren: Aktuell 2 STD./Woche/ LB Kind. So kann man sonderpädagogisch nichts ausrichten. Zum "Im Gegenzug haben unsere Förderkinder öfter "Studientage", ein schönes Wort für Unterrichtsausfall. Oder wir müssen mal eben 2 Klassen gleichzeitig betreuen. Zum "Klugscheißen" bin ich nicht geboren. Unsere Arbeit ist zum großen Teil Beziehungs-und Erziehungsarbeit, die kann ich nur leisten, wenn ich über Jahre eine Schülergruppe bereue, wenn ich die Möglichkeit bekomme ihre Stärken zu fördern und Schwächen zu mildern. Das kann ich beim Besserwissen nicht. Mir beschneidet mal gerade von allen Seiten die Flügel. Vielleicht schafft man es noch, aus einer engagierten Lehrerin eine zu machen, die ihre restlichen Dienstjahre absitzt. Das, was man da vor allen Dingen von den Regelschullehrern verlangt, ist unter den Bedingungen im deutschen Schulsystem nicht zu leisten. Im Gegenzug werden gut ausgebildete Sonderschullehrer zu Nachhilfelehrern degradiert. Das Niveau in allen Schulformen wird weiter sinken, die Privatschulen werden aus dem Boden sprießen. Vielleicht sollte ich doch das Angebot annehmen und "Inklusionsbeauftragte" werden. Wie es ohne Rahmenbedingungen gehen soll, weiß eh keiner. Da könnte ich doch dummes Zeug auf irgendwelchen theoretischen Fortbildungen labern. X(

  • Zitat

    Für mich selbst habe ich schon beschlossen, falls ich in der Intergrationsklasse eingesetzt werden und eine solche Situation passieren sollte oder die Schüler schlichtweg aus der Schulstube rennen, einfach dazu nur die Achseln zu zucken. Ich brauch auch kein Prophet zu sein, um mir ausmalen zu können, dass der nächste eigentlich greifbare Förderschullehrer dann nicht für mich auffindbar oder krank sein wird. Und wahrscheinlich ist dann auch gerade der vertretende Förderschullehrer, falls ein solcher überhaupt eingeplant wird, zufällig (!) auf Fortbildung.-So wird die Praxis aussehen !



    Und GANZ GENAU SO wird es sein - so ist es doch jetzt schon!


    Wenn ich mir meine Klasse anschaue, ist es im Grund jetzt schon der Wahnsinn - Problem reiht sich an Problem. Hilfe von außen kommt nicht (MSD verschollen, Sozialpädagogin dauerkrank, kein Ersatz). Trotzdem geht´s noch irgendwie und auch die wenigen stärkeren Schüler kommen noch irgendwie zu ihrem Recht. Ich "inkludiere" bereits vom gescheiterten Gymnasiasten über ehemals Förderschule L bis zu nicht benennbarer psychischer Störung. Den hohen Migrantenanteil erwähnen wir mal gar nicht.


    Ich habe aber ehrlich Angst davor, dass bei noch größerer Spannweite es irgendwann mal nicht mehr funktioniert und man dann allein im Tollhaus steht.


    Interessant finde ich auch, dass Förderbedarf irgendwann verloren geht. Kommen Schüler (und das sind nicht wenige) aus der Außenklasse der Förderschule in die Regelschule sind es plötzlich keine mehr. ???


    @ rotherstein


    Ich finde deinen Beitrag super. Oder mach es noch besser wie unser MSD - du fesselst ein ganzes Schulkollegium einen Nachmittag an ihre Stühle und erzählst Dinge, die sich hinterher als einfach falsch herausstellen. :D




    Und : Bei allem schönen Menschenbild etc. muss doch bei ALLEN Beteiligten am Ende des Unterrichts irgendwas Verwertbares herauskommen. Und nicht nur an Sozialverträglichkeit sondern auch an Können und wissen. Und je mehr ich mich verzetteln muss und je mehr Schüler ständige persönliche Bezugnahme brauchen, desto schlechter wird halt das Ergebnis. Und da braucht man auch nicht über faule oder unwillige Lehrer zu schimpfen, der schwache Schüler, der gerade mal eine Extrastunde Mathe bräuchte um durchzusteigen steht mir abends, wenn ich gerade mal Luft habe leider nicht zur Verfügung. Es muss alles in die 6 Stunden am Vormittag gepresst werden - und das scheint mir ohne Extrakraft schon sehr schwierig. ?(

  • Solange in NRW das Gesetz zur Umsetzung der Inklusion noch aussteht bleibt uns nur noch eines: Überzeugungsarbeit. Die Verfahren zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs werden momentan noch verstärkt angefordert und natürlich von uns brav erledigt( Unterrichtsausfall bei uns!). Die Regelschulen erhoffen sich so Hilfe durch einen nicht vorhandenen Förderschullehrer. Bei den Elterngesprächen müssen wir den Eltern die möglichen Förderorte vorstellen. Ich ermuntere die Eltern auf jeden Fall die Förderschulen zu besuchen und auch dem gemeinsamen Unterricht beizuwohnen. Wer nichts zu verbergen hat, bei dem stehen die Türen immer offen. Bei meinem aktuellen Testkind steht fest, dass es, wenn das Klassenziel der 3. Klasse nicht erreicht wird, eine Beschulung an unserer Förderschule erfolgt. Noch geht das. Sollten aber die Förderschulen per Gesetz „ausgeblutet werden“ , dann geht das Theater erst richtig los. Die ehrgeizigen Eltern von Kindern mit Behinderungen werden natürlich auch ein Abitur für ihr Kind anstreben, Ich denke , dass der Run auf die Gymnasien groß sein wird, Wer will denn schon zur Hauptschule, die ja momentan vielerorts aussterben. Wenn ich mir das Gymnasium meiner Töchter vorstelle, dass nun auch nicht nur die Elite, sondern auch die Kinder mit Förderbedarf, weiterbringen soll, wird mir regelrecht schlecht:
    - In den Klassen nur ein Papierkorb und eine Tafel
    - Keine festen Klassenräume
    - Keine Werkräume
    - Keine Lehrküche
    - Kein Psychomotorikraum
    - Die Klassen so voll, dass die letzte Stuhlreihe die Wand berührt.
    - Kein abschließbarer Schrank vorhanden.
    - Ständige Raumwechsel
    - Riesenanonyme Gruppe ( mit entsprechenden „Unfug-Nischen in den Pausen: rauchen, kiffen)
    - Klassenlehrer hat, falls er ein Hauptfach unterrichtet vielleicht 5 Stunden in der eigenen Klasse, die sich ansonsten noch um hunderte andere Kinder kümmern müssen.
    Wie bitte schön soll ich hier individuell arbeiten. Mein Klassenraum gleicht eher einem Wohnzimmer als einer Klasse. Hier kann ich Werkstätten, Arbeitsmaterialien, Visualisierungshilfen lagern und individuell abrufen. Hier kann ich mit 16 Schülern 6 verschiedene Mathegruppen unterrichten. Wenn ich Glück habe und mein Differenzierungslehrer nicht gerade Vertretung machen muss, sind wir auch noch zu zweit. Soll ich mit einem „Kartoffelmercedes“ im Schlepptau alles mitbringen? Meine Schule plündern? Unsere Vorzeigeinkusionsschule in meinen Augen der reinste Horror) hat noch nicht einmal Testmaterial obwohl seit Jahren 2 Sonderschullehrerinnen hier fest arbeiten. Regelmäßig laufen sie bei uns auf und benutzen unser Material, auch das Verbrauchsmaterial, was wir teuer bezahlen müssen. Wir sollen die Stunden koordiniert werden? Wann sollen wichtige Absprachen getroffen werden? An sek.1 Schulen kennen unsere Inklusions-Besserwisser noch nicht einmal alle Fachkollegen. Mal sind sie willkommen, mal bietet man ihnen im Lehrerzimmer, das eh für so viele Leute zu klein ist, einen Stuhl an. Es ist geplant das gesamte AO-SF abzuschaffen, weil ja jedes Kind einen Förderbedarf hat. Damit fällt für unsere Kinds natürlich auch der REHA Status weg und die hervorragende Berufseingliederung geht auch den Bach runter. Dann muss man eben wieder mehr für Sozialhilfe ausgeben. Vielleicht machen wir es wie im hochgelobten Italien: Verstecken die Behinderten und heben die Schulpflicht für sie ab. :cursing:

  • Die Kolleginnen und Kollegen reisen für läppische 0,30€ /km mit dem eigenen Wagen in ihren Pausen, ohne ausreichende Versicherung, ohne Anerkennung ihrer Fahrzeit als Arbeitszeit in bis zu 20km entfernte Orte, ...


    Mal eine dumme Frage: Jeder Pizzadienst hat für solche Fahrten einen Geschäftswagen, jedes größere Unternehmen stellt seinen angestellten Außendienstmitarbeitern einen Dienstwagen inkl. Versicherung und Kreditkarte zum Tanken zur Verfügung. Und die Fahrten sind selbstverständlich Arbeitszeit. Warum lasst ihr euch auf eigene Kosten in eurer Freizeit freiwillig durch die Gegend jagen?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    Warum lasst ihr euch auf eigene Kosten in eurer Freizeit freiwillig durch die Gegend jagen?


    Es werden sehr oft von Lehrern Aufgaben, für die eigentlich die Eltern, Psychologen, Ärzte, eine Sekretärin oder Sozialarbeiter zuständig wären, wie selbstverständlich übernommen und dann mitunter gar Kollegen, die sich auf nur das beschränken möchten, wozu sie wirklich offiziell verpflichtet sind, um eben zu vermeiden, dass der Verantwortungsbereich der Lehrer immer weiter ausgedehnt wird (weil viele Lehrer übernehmen diese Aufgaben ja eh freiwillig schon, warum es nicht auch noch offiziell festschreiben denken sich die Verantwortlichen) schief angeschaut.
    Wenn Lehrer in einer Sache spitze sind, dann darin sich selber Zusatzaufgaben zu verschaffen. Sei es beschlossen durch eine Fachschaftssitzung um etwas qualitativ zu verbessern, oder aus moralischem Empfinden.
    Dies habe ich so in anderen Berufsgruppen noch nicht beobachtet. Könnte mir aber vorstellen, dass im sozialen Bereich dieses Phänomen durchaus häufiger anzutreffen ist.

    Ich habe meine Vermutung diesbezüglich mal unterstrichen, denn auch das von Dir angesprochene Opfern der Freizeit oder un- / schlechtbezahlt etwas zu tun, gehört in die von mir zitierte Beobachtung über Lehrerverhalten.
    Ich wäre auch brennend an den tatsächlichen Gründen interessiert und, ob sich diese mit meiner Vermutung decken, deshalb schließe mich der Frage von Mikael gespannt an!

  • Einen wunderschönen (für die meisten noch inklusionsfreien) guten Morgen !


    Zitat tina40 :

    Zitat

    Ich habe aber ehrlich Angst davor, dass bei noch größerer Spannweite es
    irgendwann mal nicht mehr funktioniert und man dann allein im Tollhaus
    steht.

    Wenn wir ehrlich sind, haben wir ja jetzt schon Tollhauszustände, die wir, zumindest noch an unserer Schule, gerade mal so schultern können. Aber natürlich pfeifen wir dabei
    aus dem allerletzten Loch und die Zahl der Dauerkrankgeschriebenen ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen.- Das Pöttchen ist jetzt schon (zu) voll !


    Einige weitere engagierte Kollegen von uns haben sich eingehender und fundierter mit der Inklusionsthematik beschäftigt, u.a. bei Förderschullehrern Informationen geholt und sich auch bei Schulen erkundigt, die bereits schon Inklusion betreiben. Die befragten Förderschullehrer waren alles andere als begeistert, von den betreffenden Kollegen der Inklusionsschulen kam rüber, dass man sichjetzt schon warm anziehen müsse.


    Die Stimmung bei uns im Kollegium sah letzte Woche so aus (Natürlich spricht man das nur hinter vorgehaltener Hand unter sich aus) : Zunahme der innerlichen Kündigungen. Bei etlichen Kollegen der Gedanke, dass man den Doc dann doch mal öfter aufsuchen würde, um sich krankschreiben zu lassen. Einige Kollegen, die es sich finanziell leisten können, erwägen eine Stundenreduzierung. Einige andere überlegen eine Versetzung in der Hoffnung, dass an der Versetzungsschule keine Inklusion stattfindet (was ja illusorisch ist)...Allesamt sind sich in einem Punkt einig, Inklusion, wir können es nicht !


    Menschenbild hin, Menschenbild her ! Wir Lehrer dürfen uns für ein wolkig formuliertes hehres Ideal verheizen. Und wenn es soweit ist, dass etliche Kollegen in den Burn-Out geraten oder vorzeitig nicht mehr dienstfähig sind, wird es niemand zur Kenntnis nehmen, außer der Sachbearbeiter bei der Bezirksregierung, der von den diesen Kollegen in den Akten die Personalnummer streichen muss. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !


  • dass hier fast jeder, bis auf die ehrenwerten Mitglieder Plattenspieler (...) die Inklusion, so wie sie durchgeführt werden soll, sehr kritisch sehen.


    Da musst du etwas missverstanden haben; ich sehe "Inklusion, so wie sie durchgeführt werden soll" (obgleich sich das ja noch einmal von Bundesland zu Bundesland und Schule zu Schule unterscheidet), überaus kritisch!


    Dennoch finde ich, dass dein letzter Beitrag doch sehr behindertenfeindlich klingt, und bedauere außerdem, von dir keine Antworten auf meine ernstgemeinten Fragen (S. 1 u. 2) erhalten zu haben.

  • Kann an Elternschrecks letztem Beitrag nichts Behindertenfeindliches finden, er schreibt doch fast ausnahmslos von der Überforderung seines Kollegium und davon, wie schwer die Zukunft sein wird bei allem, was man dann nebeneinander bewerkstelligen soll.

  • Dennoch finde ich, dass dein letzter Beitrag doch sehr behindertenfeindlich klingt

    Kannst Du mir das vielleicht noch einmal erklären? Du musst eine komplett andere Wahrnehmung haben als ich (vielleicht durch Dein komplett anderes Studium (hyper-)sensibilisiert?). Ich kann da irgendwie gar keine Stelle in Elternschrecks Text ausmachen, die Behindertenfeindlichkeit zum Ausdruck bringt, während Du denselben Text sehr behindertenfeindlich findest.
    Einer von uns muss doch irgendwie eine falsche Wahrnehmung haben, wenn so diametral unterschiedliche Deutungen herauskommen?


    Edit: President kam mir zuvor

  • Ich finde es erstaunlich, dass das englische "Modell" der Inklusion (dort wird in der secondary school keineswegs so Inklusion betrieben wie es bei uns stattfinden sollte) jetzt als vorbildhaft präsentiert wird. Mich hat Inklusion schon in den fast 3 Jahren in England unglaublich gestärt und ich kann es einfach nicht nachvollziehen was
    1) das Kind davon hat, wenn es immer das schwächste in der Klasse ist und sowieso kaum jemand mit ihm Kontakt hat,
    2) was ein Kind, das so gut wie nicht lesen und schreiben kann und lernen muss ein bißchen eigenständig zu leben, sich die Schuhe zuzubinden usw. im Fremdsprachen/Chemie- usw Unterricht zu suchen hat (es kapiert es sowieso nicht und ist nur frustriert)
    3) es den anderen Kindern bringen soll wenn wir so ein Inklusionskind in der Klasse haben.


    Als ich in England war, hatte ich noch eine assistant teacher bei mir im Raum und habe mich um das Inklusionskind überhaupt nicht gekümmert, warum denn auch? Ich habe dort Fremdsprachen unterrichtet, was soll ein autistisches oder geistig gehindertes Kind mit Deutsch??? Diese Kind konnte nach fast 3 Jahren sowieso gar nichts, die assistant teacher war nur damit beschäftigt dieses Kind irgendwie zu beruhigen, damit es nicht anfängt irgendwelche komischen Geräusche zu machen oder aus dem Raum zu laufen! Man kann noch so viel Ressourcen zur Verfügung stellen, das Kind das ich "unterrichten" musste würde auch in 20 Jahren allerhöchstens bis 5 auf Deutsch zählen können! Ist doch sowas von Schwachsinnig! Anstatt mal dem Kind das beizubringen was es auch wirklich braucht, wie es in einer Förderschule bestimmt passiert...


    Ach ja, ganz wichtig, es gibt in England in der Sekundarstufe das "setting", das heißt, es werden zwar alle in selben Gebäude unterrichtet aber die sind je nach Begabung in unterschiedlichen Sets. Keine meiner englischen Freundinnen konnte sich vorstellen, dass behinderte Kinder in einem "top set" (also Gymnasialniveau) sitzen. Die sitzen doch alle im "bottom set", soviel zur englischen "Inklusion"!! Man muss als Lehrer zwar alle Sets unterrichten aber man hat dann ja nicht nur bottom sets sondern einen Mix, was schon schlimm genug ist...
    Die Freundin meiner Tochter ist in der 6 und an ihrer Schule (NRW) gibt es in der 5 eine Inklusionsklasse. Diese Kinder sind in der Pause immer zusammen, kein Kind der Regelklasse spielt mit ihnen und die anderen nicht behinderten Kinder der Inklusionsklasse auch nciht. Ist bestimmt GANZ TOLL für die Kinder!


    Aussderdem ist doch sehr oft so, dass eine Schule in einem Problembezirk in England mir vielen problematischen Kindern ein schlechtes Niveau hat! In meiner damaligen Schule gab es 1-2 schwer behinderte Kinder PRO Jahrgang (und halt noch andere mit weniger schlimmen Problemen). Ich weiß nicht an welcher Schule Djana unterrichtet aber ich würde mein Kind wahrscheinlich nicht dorthin schicken und habe auch damals, als ich noch in England gewohnt habe, weite Wege in Kauf genommen, damit meine Kinder auf "faith schools" gehen, die nicht so furchtbar sind.
    Ich kann mir nicht vorstellen, und habe es auch noch nicht wirklich in der Praxis in England gesehen, dass die Lehrer es tatsächlich schaffen "das Beste" aus jedem Kind rauszuholen wenn sie in einer problematischen Schule arbeiten wo die Hälfte der Schüler irgendwie "getestet" sind! Ein wichtiger Grund, dass wir nach Dland zurück gekommen sind war zum Beispiel, dass viele staatliche Schulen in England einfach schlecht sind! Fremdsprachen können die sowieso nicht aber auch in Mathe usw. können die Top Sets einer durchschnittlichen Schule auch nicht wirklich mit den durchschnittlichen Gymnasien mithalten... Man kann begabte Schüler auf dem Gymansium ganz anders fördern!
    Aber wie gesagt, abgesehen davon, geistig behinderte Kinder gehören in England nicht in einem "top set", warum sollen denn geistig behinderte Kinder auf ein Gymnasium??


    Wenn hier viele Klassen Inklusionsklassen werden muss ich noch nach England zurück, dann habe ich "nur" 40% meines Stundenplans in "bottom sets" und nicht 100%. Ich hoffe, dass wir viele enthusiastische junge Kollegen haben die sich gerne in den Inklusionsklassen profilieren möchten oder ggf. auch so idealistisch sind, dass sie dort gerne unterrichten! Ich jedenfalls werde mich so lange wie möglich dagegen sträuben in so einer Klasse zu unterrichten... Es wird hier so kommen wie in England, jeder der es sich leisten kann,
    wird sein Kind auf eine Privatschule schicken oder sich ein furchtbar
    teures Haus in einem unproblematischen Stadtteil kaufen...

  • Dann gebe ich dir den Tipp, nach Kent oder Lincolnshire zu gehen, da kannst du an Grammar Schools arbeiten, da sind dann selbst die 40% "bottom set" nicht mehr schlimm ;-). Wobei auch die Grammar Schools keineswegs ein Gymnasialniveau erreichen, zumindest nicht in den Fremdsprachen.


    Allerdings ist ja setting oder streaming nicht der ausschließliche Fall. Es gibt einige Schulen (wie wohl auch Dejanas) die nur nach dem mixed ability-Modell arbeiten. Das sind dann aber meist eher kleine, ländliche Schulen, da sind die Jahrgänge recht klein und man bekommt oft keine sets zustande. Und es gibt auch das andere Extrem: manche primary schools führen das setting schon für 7jährige ein.

  • Aber wie gesagt, abgesehen davon, geistig behinderte Kinder gehören in England nicht in einem "top set", warum sollen denn geistig behinderte Kinder auf ein Gymnasium??


    Um darauf einmal mit dem Argument zu antworten, welches bei uns in Feld geführt wurde: "Weil die Gymnasiasten sich besser benehmen als die Hauptschüler und daher das Umfeld besser für die geistig behinderten Inklusionsschüler ist." Die kam (sinngemäß) von Eltern eben solcher Inklusions-Kinder sowie Kollegen.


    Ergänzend wurde hinzugefügt, dass es bei der Inklusion ja gar nicht daraum ginge, dass die I-Kinder das Abitur erlangen würden. Sie sollen "nur dabei" sein an einer Regelschule. Dann könnten die Regelschüler toll was von den I-Kindern lernen. Sich sozial verhalten und so. Und die I-Kinder wäre nicht von der Gesellschaft ausgegrenz.


    Jap.


    Nachdem ich eine Kollegin dolle um die Einrichtung einer solchen Klasse noch vor dem offiziellen I-Start in NDS gerissen hat und auch einige Kollegen sich freiwllig gemeldet hatten, stellt man nun fest, dass das doch nicht alles so einfach wie gedacht ist. Föderschul-Kollege ist, wie schon so oft hier in den Threads beschrieben bzw. beschworen, nur für wenige Stunden da. Die in der Klasse unterrichtenden Kollegen müssen für 2 Kinder extra Material anfertigen und teils sogar hier noch binnendifferenzieren. Die Aus- bzw. Fortbildung unserer gymnasialen Lehrkräfte bestand in 2 Vorabtreffen. Eines davon mit Kollegen aus den abgebenden GS sowie Kollegen einer anderen Schule im südlichen Landesteil, wo man schon etwas mehr Erfahrung hat.


    Noch spielt man mit den beiden I-Kindern an den Turngeräten, aber ich sehe bei Pausenaufsichten die beiden auch häufig für sich alleine. Wenn die Pubertät losgeht, dann wird sich zeigen, wie gut das soziale Miteinander bzw. die Freundschaften sind.


    Alles in allem ist es so, wie hier schon von vielen befürchtet bzw. aus Erfahrung berichtet wurde:
    - die Kollegen werden mit dem Thema im Alltag allein gelassen
    - Hilfe / Unterstützung / individuelle Förderung für die I-Kinder ist auf ein Minimum begrenzt
    - ist der F-Kollege krank - ist er krank


    Ansonsten frage ich mich all das, was dacla in ihrem Beitrag schreibt.


    Grüße vom
    Raket-O-Katz, das sich ebenfall mit der Inklusion überfordert und überollt fühlt

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