Inklusion : Ich kann es nicht !

    • Offizieller Beitrag

    Danke Meike für diesen LINK. Da ist mal eine realistische Mutter, die nicht in erster Linie an ihre eigenen Eitelkeiten denkt, sondern an das Wohl ihres Kindes. Hinter der Forderung einiger Eltern nach gemeinsamer Beschulung von Kindern mit Behinderungen steckt oft Scham vor Nachbarn, Verwandten usw. Sie wollen sich nicht eingestehen, dass ihr Kind "behindert" ist. Um eigenltich immer vorhandene Schuldgefühle zu umgehen, wird die "Schuld" im Schulsystem, bei den Lehrern usw. gesucht. Der Umgang mit solchen Eltern ist ausgesprochen problematisch und hat eigentlicDh immer zur Folge, dass man als Lehrer zusehen muss wie das Kinde leidet, ja zuweilen psychisch auffällig wird. Der Elternwille steht eben ganz . Man kann es sich kaum vorstellen, dass Eltern sehenden Auges ihr Kind so vor die Wand fahren lassen können. Einige sind der Meinung, dass der Sonderpädgoge "heilen" kann. Das Kind hat absolut keine Mengenvorstellung und sie stellen Fragen nach dem kleinen 1x1 (bei uns gerade aktuell). ? ?(


    Ich glaube diese (und andere) Mutter würde mehr als gerne mit dir (und anderen) in Kontakt treten - warum also nicht auf nach http://www.schulthemen.de/viewtopic.php?f=11&t=1551#p20160 - ? :)

  • Das heißt im Physik Profilkurs unterrichte ich dann ganz binnendifferenziert von komplexen Gleichungen und aufwändigen Versuchen, bis herunter zu denen, die mit Prozentrechnung Schwierigkeiten haben. Alles in derselben Stunde bunt durcheinander?


    Es würde Deiner Meinung nach keinen Sinn machen die guten Schüler zusammenzufassen für einen höheren Physikkurs innerhalb dieser Gesamtschule, wo dann in dieser Fortgeschrittenen-Klasse alle von dem komplizierten, aufwändig aufgebauten Experiment profitieren können und dann die schlechteren in einen leichteren Kurs zu stecken, wo man wiederum ein anderes, leichter zugängliches Experiment zeigen kann, was auf deren Niveau abgestimmt ist?


    Und einen dritten Kurs, in dem erstmal beigebracht wird im Zahlenraum 1-10 zu rechnen, bevor man überhaupt daran denkt aufwändige Experimentalphysikexperimente aufzubauen?
    Was sollen Leute auf Förderschulniveau mit einem Experiment zur Pendelschwingung? Warum nicht alle, die von dem Experiment profitieren zusammenfassen und alle, die es gerade bräuchten, dass man ihnen Körperhygiene beibringt, auch zusammenfassen und in einem anderen Raum eben dieses unterrichten?
    Nein, alle drei Leistungsklassen sollen durchmischt werden und die unterschiedlichsten Bedürfnisse gleichzeitig befriedigen, wenn man durch Zusammenfassung zu Gruppen das ganze rationeller UND effizienter machen könnte?
    Das ist doch total unsinnig und Verheizung von Ressourcen, Zeit, Geld.


    Sollte demnächst der FC Bayern Kreisklassenfußballer mittrainieren lassen? Die können ja auch nur profitieren vom unterschiedlichen Niveau. Dann macht der Trainer halt einfach unterschiedlich schwierige Übungen.


    Die Idee sämtliche Niveaus in einer Klasse zu unterrichten halte ich, und ich sage es mal in aller Deutlichkeit, für mit das Dümmste, was man dem deutschen Schulsystem antun kann.


    Homogenität gibt es sowieso an keiner Schulform. Trotzdem wird so unterrichtet, als gäbe es diese, weswegen viele Schüler scheitern (an jeder Schulform).

    Richtig, es gibt kaum Homogentität. Deshalb muss man doch aber nicht das Höchstmaß an Heterogenität freiwillig herstellen?! Es ist ja jetzt schon schlimm genug, dass nicht effizient genug unterrichtet werden kann, weil die Schüler selbst eines Profilkurses so unterschiedlich sind. Das ist schon genug Drahtseilakt! Man muss das doch nicht noch auf die Spitze treiben und es unmöglich machen effizient zu unterrichten, weil man anstatt eines Experiments, von dem alle halbwegs profitieren, nun 30 verschiedene Experimente aufbauen muss, weil keiner die gleiche geistige Kapizität hat. Was für den einen zu leicht, ist für den anderen zu schwer.



    Nein, nein, wenn ein Schüler an einer Schulform scheitert, dann muss er eben an eine niedrigere Schulform.
    Wer das Gymnasium nicht packt, muss auf die Realschule.

    Eine ganz bewusste angestrebte Heterogenität hilft deshalb, den Blick für die einzelnen Schüler mitsamt seinen Stärken und Schwächen zu schärfen. Heterogenität hilft allen Schülern in ihrer Entwicklung, und letztendlich auch den Lehrern, wenn sie sich darauf einlassen.

    Warum ist es dann im Sport üblich Leistungskader zu bilden, damit die guten unten sich trainieren können?
    Es ist in der Bildung nichts anderes. Wenn man möglichst effizient lernen möchte, dann muss man versuchen möglichst homogene Lerngruppen herstellen, sonst leiden vor allem die besten.

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Plattenspieler, Du weißt schon, dass Du an der Einheitsschule gar nicht unterrichten könntest, oder?
    Du kannst den geistig Behinderten sicherlich Körperhygiene beibringen oder das Rechnen im Zahlenraum 1-10, viel besser als ich. Aber kannst Du es an einer Einheitsschule leisten den Schülern Stereochemie beizubringen und Versuche dazu durchzuführen?
    Wie machst Du das, Plattenspieler?

    • Offizieller Beitrag

    Habe mich mit dem Thema Inklusion an sich bisher zu wenig auseinander setzen können und effektiv nur GEW-Vortragsreklame davon gehört


    Man muss hier natürlich in sofern differenzieren, als dass sich die GEW (so weit es "die" GEW gibt) inklusive Beschulung schon lange gewünscht hat, aber niemals in der absurden Form, in der es die KMK und die Landesbehörden umsetzen. http://www.gew-nds.de/sos/Inte…osition/gew-position.html
    http://www.news4teachers.de/20…nd-erntet-heftige-kritik/
    Gegen die Umsetzung und Einführung in der Art, wie sie läuft, ist die GEW eine der aktivsten Gruppen beim Protestieren.
    In Hessen steht die Hauptkritik u.a. auch im Grundsatzbeschluss der Landesdelgiertenversammlung:

    Zitat

    Die neue Formulierung des § 49, wonach die Schule unter Ausschöpfung ihrer Ressourcen „eine den Bedürfnissen aller Schülerinnen und Schüler in gleicher Weise gerecht werdende Ausstattung zur Verfügung“ zu stellen habe, suggeriert fälschlicherweise, dass die allgemeinen Schulen über freie Ressourcen und ungenutzte Arbeitskapazitäten verfügen würden, die nur noch nicht ausgeschöpft seien. Zudem ist die Formulierung in gravierender Weise behindertenfeindlich, wird doch unter der Prämisse der durch das Parlament nicht zur Verfügung gestellten notwendigen Ressourcen ein unabwendbarer Interessenkonflikt zwischen den Interessen benachteiligter versus
    nicht-benachteiligter Kinder inszeniert, wodurch die benachteiligten als Urheber möglicher Qualitätsverluste im Bildungssystem dargestellt werden. Es scheint, als sollten hier gezielt Konflikte provoziert werden, um die vorgeschriebene Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention zu unterminieren. (....)


    Dass die Aufnahme der UN-Behindertenrechtskonvention mit dem Anspruch auf inklusiven Unterricht derart im Verbalen verbleibt, wird durch Konkretisierung der einzelnen Paragraphen unterstrichen. Man muss bei Umsetzung dieses Gesetzentwurfs sogar ernsthaft den Abbau heute bereits erreichter Qualitätsstandards befürchten, bspw., dass unter dem Begriff der Inklusion die qualifizierte Förderung insbesondere für den größten Teil der bisherigen Förderschüler mit Lernhilfeund Erziehungshilfebedarf komplett unter den Tisch fällt.
    http://gew-hessen.de/uploads/m…me_Inklusion___Schule.pdf



    Hier http://www.schulthemen.de/view…=11&t=1551&p=20172#p20172 habe ich eine Beschreibung aus Sicht eines Vaters eines behinderten Jungen verlinkt, den ich sehr interessant fand. Dieser Vater sieht bei der derzeitigen Umsetzung langfristig auch keine Perspektive für eine inklusive Regelschule.

  • Silicium,


    du hast - das merkt man auch in dem anderen Thread über die Disziplin - noch viel zu sehr das klassische Bild von "Unterricht" in dir. Einer steht vorne , erzählt/zeigt/fragt etwas und alle anderen müssen es kapieren. Dass so inklusiver Unterricht nicht funktionieren kann, wurde doch schon mehrfach erwähnt. Deshalb zielen auch viele deiner Argumente ins Leere: Natürlich zeige ich nicht allen Schülern den gleichen Versuch und erwarte die gleichen Erkenntnisse von allen.
    Aber das habe ich oben damit gemeint, man gehe implizit ivon einer Homogenität aus: In deinem Profilkurs Physik würdest du so vorgehen und dabei übersehen, dass du damit auch dort die Hälfte der Schüler unter- oder überforderst.


    Und klar, am Gymnasium kann man die Schüler einfach abschieben, die Leistungsschwierigkeiten haben. Warum auch das eigene pädagogisch-didaktische Vorgehen überdenken, warum schauen, in welchen persönlichen Problemlagen der Schüler sich befindet, wenn es doch Schulen für Dümmere gibt ... :(


    Und eben das wäre an einer Schule für alle anders, wo Schüler nicht mehr nach unten durchgereicht werden können (von den psychischen Folgen einer solchen, oft mehrmaligen Herabstufung und der Gewöhnung an ein neues Umfeld möchte ich ja gar nicht erst anfangen ...), anders. Hier müsste man sich damit beschäftigen, warum der Schüler Schwierigkeiten hat und ihm helfen, wenn man ihn nicht untergehen sehen will.


    In dem Zusammenhang finde ich auch etwas unfair, wie du dich beschwerst, wenn jemand negativ konnotiert über diese Vereinigung Hamburger Eltern schreibt, du aber gleichzeitig so tendenziöse Begriffe wie "Einheitsschule" verwendest.
    Wie ich und andere schon mehrfach zu erklären versucht haben, betont eine Schule für alle ja vielmehr die Individualität der Schüler.


    Und noch zu deinem zweiten Posting. Körperhygiene bei Geistigbehinderten gehört eher weniger zu meinen Schwerpunkten, wie du den Angaben in meinem Profil entnehmen kannst. Da würde ich es mir eher zutrauen, mein studiertes Hauptfach auch in Abiturkursen zu unterrichten. Hätte ich keine Probleme damit, wenn man mich ließe.
    Aber klar, auch an einer inklusiven Schule braucht man spezialisierte Lehrkräfte sowohl für einzelne Fachwissenschaften und -didaktiken als auch für sonderpädagogische Förderschwerpunkte. Wäre ich doch der letzte, der das bestritte. Und ich habe auch schon mehrfach gesagt, dass ich die personelle und finanzielle Umsetzung der "Inklusion" auch nicht unkritisch sehe (wobei das sich ja auch je nach Bundesland stark unterscheidet).


    Aber die Grundidee einer Schule für alle halte ich nun einmal für gut. Kannst du wirklich keines der hier geäußerten Argumente nachvollziehen?
    Dabei reden wir hier ja noch nicht einmal von einer größtmöglichen Heterogenität - es gibt auch Schulen, die erfolgreich jahrgangsübergreifend Klasse 1 bis 10 unterrichten.


  • Ich glaube diese (und andere) Mutter würde mehr als gerne mit dir (und anderen) in Kontakt treten - warum also nicht auf nach http://www.schulthemen.de/viewtopic.php?f=11&t=1551#p20160 - ? :)

    ich hab mich dann mal da angemeldet, da ich viele Themen gar nicht lehrerspezifisch empfinde, und es sowieso am besten finde, wenn Lehrer und Eltern an einem Strang ziehen...
    Und gerade bei diesem Thema ist es wichtig, dass Lehrer udn Eltern zusammen halten... zum Wohle aller Kinder.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Zitat Silicium :

    Zitat

    (Wer anderes behauptet sagt dann ja quasi, man bräuchte die Schüler gar
    nicht mehr auf die Schularten aufzuteilen und könnte munter bis zum
    Abitur alle bunt gemischt unterrichten ein einer allumfassenden
    Gesamtschule)

    Natürlich, geehrter Silicium ! Genau das wollen ja etliche Post68er linksindoktrinierte Pädagogen im Sozialistischen Gleichschritt erreichen. Wenn es in NRW bald so weit kommen sollte, wäre ich der erste, der nach Bayern auswandern würde, selbst wenn ich dort noch das Referendariat ein 2. mal machen müsste, falls Bayern ein Norddeutsches Staatsexamen nicht anerkennt.-Eine herunternivellierende Gleichmacherschule wünsche ich nicht !

    Zitat

    Richtig, es gibt kaum Homogentität. Deshalb muss man doch aber nicht das Höchstmaß an Heterogenität freiwillig herstellen?!

    Muss man anscheinend doch, geehrter Silicium ! In der heutigen (sozialistisch geprägten) Deutschen Bildungsdiskussion ist es fast schon ein Gedankenverbrechen, wenn Du es zu denken wagst, dass man an unseren Schulen eher eine größere Homogenität schaffen sollte, um eine größere Lerneffizienz für alle Beteiligten zu erreichen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    3 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Aber das habe ich oben damit gemeint, man gehe implizit ivon einer Homogenität aus: In deinem Profilkurs Physik würdest du so vorgehen und dabei übersehen, dass du damit auch dort die Hälfte der Schüler unter- oder überforderst.

    Du kannst aber am Gymnasium nicht für jeden einzelnen Schüler einen angepassten Versuch zeigen. Es ist zeitlich schon kaum möglich überhaupt einen mit apparativem Aufwand verbundenen Versuch gut vorzubereiten und zu zeigen, oder einen Versuch durch die Schüler selber machen zu lassen.
    Das für jeden Schüler einzeln zu machen würde gehen, wenn man die zu unterrichtende Stundenzahl auf 5-10 pro Woche herunterschraubt (Vollzeitstelle). Das wird aber nicht geschehen.
    Du hast völlig falsche Vorstellungen vom Unterricht am Gymnasium. Du müsstest ja auch ständig einen individuellen Erwartungshorizont jeweils schreiben bei der Auswertung und so weiter.
    Plattenspieler, das ist weder sinnvoll noch irgendwie leistbar!

    . Hier müsste man sich damit beschäftigen, warum der Schüler Schwierigkeiten hat und ihm helfen, wenn man ihn nicht untergehen sehen will.

    Du wirst es kaum glauben, auch am Gymnasium wird Schülern bei Schwierigkeiten geholfen. Natürlich nicht in unbegrenztem Ausmaß.


    Da würde ich es mir eher zutrauen, mein studiertes Hauptfach auch in Abiturkursen zu unterrichten. Hätte ich keine Probleme damit, wenn man mich ließe.

    Ich bezweifle, dass Du die fachliche Qualifikation hast in der Oberstufe am Gymnasium zu unterrichten. Müssten Leute, die sich da rechtlich auskennen, sagen ob das zulässig wäre oder nicht. Ich kann mir das schwerlich vorstellen, dass die Qualifikation da ausreichen sollte, dass das also erlaubt sein sollte.



    Aber die Grundidee einer Schule für alle halte ich nun einmal für gut. Kannst du wirklich keines der hier geäußerten Argumente nachvollziehen?

    Ich kann z.B. nachvollziehen, dass ein Schüler sich nicht so gut fühlt, wenn er eine Schule wegen zu schlechter Leistung verlassen muss. So ist es aber nun einmal im Leben, man kann nicht allen Ernst des Lebens von den Kindern abschotten.
    Mit demselben Argument könnte man auch alle Schulnoten abschaffen, denn jeder, der eine schlechte Note bekommt fühlt sich nicht gut. Halte ich auch für absolut sinnbefreit.
    Das Einheitsgehalt könnte man auch so bewerten. Warum sollte ich als Lehrer mehr verdienen, macht der Gärtner nicht auch eine tolle Arbeit? Wäre das auch was für Dich, das faire, menschengerechte Einheitsgehalt?


    Ich halte die Grundidee einer Schule für alle für falsch und kontraproduktiv. Man sollte die unterschiedlichen Niveaus zusammenfassen und dann Unterricht auf dem jeweiligen Niveau anbieten.
    Wir sind uns alle einig, dass je mehr binnendifferenziert werden muss, umso mehr Zeit in die Vorbereitung geht. Je mehr Zeit auf die Vorbereitung verschiedener Experimente, Arbeitsblätter usw. verteilt werden muss, desto weniger Zeit bleibt für die Ausarbeitung jedes einzelnen Blattes. Darunter leidet natürlich die Qualität.
    Je homogener die Klasse, desto zeit- und qualitätseffizienter kann der Unterricht gestaltet werden.
    Dann sind pro Klasse anstatt 30 Arbeitsblättern nur noch sehr wenige nötig.
    Du kannst keinem hier anwensenden Gymnasiallehrer erzählen, dass er 20 verschiedene Arbeitsblätter rausgeben soll. Das wird Dir jeder hier bestätigen, ist absoluter Irrsinn und niemals durchführbar.


    Meiner Meinung nach könnte man das Gymnasium noch verbessern. Anstatt festen Klassenverbänden sollten verschiedene Kursniveaus angeboten werden. Ähnlich wie in Amerika.
    So landen alle, die gut in Mathe sind zusammen in einem Kurs usw.
    Wer in manchen Fächern schwach ist, landet da eben in einem "C" statt einem "A" Kurs. So würde sichergestellt, dass die Lerngruppen homogen sind und jeder mit seinen Stärken und Schwächen die richtigen Aufgaben bekommt.
    Dann müsste nicht ein ineffizienter Aufwand betrieben werden und jeder des "C" Niveaus in zig unterschiedlichen Klassen ein von unterschiedlichen Lehrern ausgearbeitetes Arbeitsblatt bekommen, sondern es würde eines reichen, weil alle in dem Kurs zusammengefasst werden.
    Sicher wird immer noch ein wenig Binnendifferenzierung trotzdem nötig sein, aber nicht in so einem absolut absurdem Ausmaß, als hätte man im Extremfall 30 verschiedene Niveaus.

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Natürlich, geehrter Silicium ! Genau das wollen ja etliche Post68er linksindoktrinierte Pädagogen im Sozialistischen Gleichschritt erreichen. Wenn es in NRW bald so weit kommen würde, wäre ich der erste, der nach Bayern auswandern würde, selbst wenn ich dort noch das Referendariat ein 2. mal machen müsste, falls Bayern ein Norddeutsches Staatsexamen nicht anerkennt.




    Eine herunternivellierende Gleichmacherschule wünsche ich nicht ! 8)

    Auch ich empfinde Bayern von allen Bundesländer als eines der leistungsorientiertesten, nach allem, was man da so vom Schulwesen hört. Ich denke dort würde man Deinen Unterricht sehr schätzen!
    Diese Leistungsorientierungwird ja immer wieder in den bundesweiten Vergleichstests belohnt. Bayern ist da immer sehr weit vorne vertreten.

  • Jepp - und dennoch ist niemandem der Weg zum höheren Abschluss versperrt, so bekommen ganz viele meiner Schüler nach der Ausbildung den Quabi und haben damit die Mittlere Reife. Und dann kann es weitergehen - so Mensch denn will.

  • Aber klar, auch an einer inklusiven Schule braucht man spezialisierte Lehrkräfte sowohl für einzelne Fachwissenschaften und -didaktiken als auch für sonderpädagogische Förderschwerpunkte. Wäre ich doch der letzte, der das bestritte.

    Moment, wieso reden wir jetzt von Schwerpunkten? Werden die Schüler also doch aufgeteilt und verschiedenen Schwerpunkten zugeordnet?
    Ich dachte, die sollen alle gleichzeitig in einer Klasse unterrichtet werden.


    Wie siehst Du das eigentlich, wenn ein einzelner Lehrer sagen wir im Physikunterricht gleichzeitig einen Förderschüler und einen "Profilkursler" unterrichten können soll, müsste dieser Lehrer nicht Sonderpädagogik UND gleichzeitig Physik als Fach studiert haben um beiden allein von seiner Qualifikation genauso gerecht werden zu können, als würde man die Schüler trennen und den entsprechenden Experten zuführen?

  • die sollen alle gleichzeitig in einer Klasse unterrichtet werden.


    Ich versteh die Idee schon alleine aus arbeitsökonomischer Sicht nicht: Wenn ich 150 Siebtklässler auf 4-5 verschiedenen Leistungsniveaus habe, käme doch kein vernünftiger Mensch auf die Idee, diese 150 Schüler nach dem Zufallsprinzip in 5 Klassen einzuteilen und von jedem der 5 Lehrkräfte zu verlangen, den Unterricht auf 4-5 Kompetenzniveaus vorzubereiten --> macht dann nämlich 20-25 Einzelvorbereitungen.


    Viel sinnvoller wäre es doch, innerhalb dieser Gruppe möglichst leistungshomogene Untergruppen zu bilden, sodass jeder der 5 Lehrer dann nur noch 1-2 verschiedene Niveaus vorbereiten muss?


    Noch einen Schritt weiter in den Zwangs-Burnout geht die Forderung der Bayern-SPD mit ihrer Idee von "Gemeinschaftsschule": Da soll der Lernbegleiter (Lehrer sind nicht mehr vorgesehen) für JEDEN seiner Schüler individuelle Lernpakete schnüren. Wer denkt sich so einen Unsinn eigentlich aus? Und wieso?


    Na dann: Schöne Ferien, ich hab noch 'ne gute Woche.

  • Moment, wieso reden wir jetzt von Schwerpunkten? Werden die Schüler also doch aufgeteilt und verschiedenen Schwerpunkten zugeordnet?
    Ich dachte, die sollen alle gleichzeitig in einer Klasse unterrichtet werden.


    Wie siehst Du das eigentlich, wenn ein einzelner Lehrer sagen wir im Physikunterricht gleichzeitig einen Förderschüler und einen "Profilkursler" unterrichten können soll, müsste dieser Lehrer nicht Sonderpädagogik UND gleichzeitig Physik als Fach studiert haben um beiden allein von seiner Qualifikation genauso gerecht werden zu können, als würde man die Schüler trennen und den entsprechenden Experten zuführen?


    Warum sollte immer nur ein Lehrer in einer Klasse sein können? Teamteaching, Kooperation, Zusammenarbeit etc. - dann ist Binnendifferenzierung und Individualisierung auch nicht zwangsläufig mehr Arbeit, wie hier mehrfach geschrieben wurde. Es ist nur ein anderes Arbeiten. Aber mittelfristig ist es für Lehrer sogar entlastend, wenn sie sich nicht mehr vorne zum Hampelmann machen müssen, sondern auf einzelne Schüler(gruppen) gezielt eingehen können. Aufwändig zu korrigierende Klausuren entfallen so auch, weil man bei gezielten, kontinuierlichen Beobachtungen, für die dann Zeit ist, sowieso einen viel intensiveren Einblick in die Lernentwicklung der Schüler erhält.

    • Offizieller Beitrag

    ich hab mich dann mal da angemeldet, da ich viele Themen gar nicht lehrerspezifisch empfinde, und es sowieso am besten finde, wenn Lehrer und Eltern an einem Strang ziehen...
    Und gerade bei diesem Thema ist es wichtig, dass Lehrer udn Eltern zusammen halten... zum Wohle aller Kinder.


    Find ich gut!
    Vielleicht finden sich ja noch ein paar! :) Zumal da wirklich sehr differenzierte Stimmen/Erfahrungen zu lesen sind - die zur Kenntnis zu nehmen sich wirklich lohnt.
    Ich kopiere mal einen Beitrag hierhin (habe natürlich um Erlubnis gefragt):

  • Zitat

    Aufwändig zu korrigierende Klausuren entfallen so auch, weil man bei gezielten, kontinuierlichen Beobachtungen, für die dann Zeit ist, sowieso einen viel intensiveren Einblick in die Lernentwicklung der Schüler erhält.


    Und die Noten gebe ich dann nach meinem subjektiven Einblick?


    In einer Hauptschulklasse kriegst du locker 3 bis 5 Leistungsstufen unter - warum sollte man das auf 15 bis 20 erweitern, wenn doch eh nicht wissenschaftlich erwiesen ist, dass heterogene Klassen besser fördern?


    Und wenn ich sehe, wie viele unserer Schüler abdrehen, sobald der Klassenlehrer entschwindet und der Fachlehrer das Zimmer betritt - dann nur her mit einem Kurssystem. Man kann´s sich auch mit Gewalt schwer machen.

  • Ich versteh die Idee schon alleine aus arbeitsökonomischer Sicht nicht: Wenn ich 150 Siebtklässler auf 4-5 verschiedenen Leistungsniveaus habe, käme doch kein vernünftiger Mensch auf die Idee, diese 150 Schüler nach dem Zufallsprinzip in 5 Klassen einzuteilen und von jedem der 5 Lehrkräfte zu verlangen, den Unterricht auf 4-5 Kompetenzniveaus vorzubereiten --> macht dann nämlich 20-25 Einzelvorbereitungen.

    Ganz genau das möchten aber manche Leute. Ich kann es auch überhaupt nicht nachvollziehen.


    Viel sinnvoller wäre es doch, innerhalb dieser Gruppe möglichst leistungshomogene Untergruppen zu bilden, sodass jeder der 5 Lehrer dann nur noch 1-2 verschiedene Niveaus vorbereiten muss?

    Natürlich wäre das viel sinnvoller. Dennoch, so schreibt z.B. Plattenspieler, soll eben gerade keine leistungshomogene Untergruppe gebildet werden, sondern extreme Leistungsniveauschwankungen (guter Gymnasiast <-> schwacher Hauptschüler) direkt nebeinander beschult werden in demselben (binnendifferenzierten) Unterricht.
    Das Thema Inklusion passt da perfekt hinein, denn das ist ja genau dieses Prinzip. Es entsteht ein Extrempol an Heterogenität im Leistungsvermögen, der gleichzeitig am selben Ort beschult werden soll.

    Aber mittelfristig ist es für Lehrer sogar entlastend, wenn sie sich nicht mehr vorne zum Hampelmann machen müssen, sondern auf einzelne Schüler(gruppen) gezielt eingehen können.

    Was können die erfahrenen Gymnasiallehrer dazu sagen? Muss man sich im Gymnasium mit den (im Vergleich zur Einheitsschule) relativ homogenen Leistungsgruppen wohl zum Hampelmann machen? Kann man am Gymnasium nicht auf einzelne Schülergruppen eingehen, weil dort keine so große Heterogenität herrscht?


    Aufwändig zu korrigierende Klausuren entfallen so auch, weil man bei gezielten, kontinuierlichen Beobachtungen, für die dann Zeit ist, sowieso einen viel intensiveren Einblick in die Lernentwicklung der Schüler erhält.

    Achso, man hat dann also plötzlich ganz viel Zeit! Ja, ich glaube auch, dass die Einführung der Einheitsschule mit der extremen Heterogenität an Schülerleistungsniveaus dazu führen wird, dass der Lehrer dann total viel Zeit bekommt! :whistling:
    Man nimmt einfach pro Schüler einen Lehrer mit in die Klasse, das ist realistisch, so kommen wir weiter.


    Ja und warum nur die aufwändig zu korrigierenden Klausuren abschaffen? Gezielte, kontinuierliche Beobachtung reicht doch vollkommen aus, da braucht man gar keine Klausuren mehr! Generell sollte man aus der Schule auch jede Teststituation entfernen. Abfragen sofort streichen. Vokabeltests, pfui, könnte sich ja jemand unter Druck gesetzt fühlen. Und die Noten auch alle abschaffen! So eine Note, so eine schnöde Zahl, wird einem Menschen ja auch irgendwie gar nicht gerecht!


    Oh man, komm mal runter von Deiner Polly Pocket Insel! Die Schüler müssen auf das Leben vorbereitet werden. Schüler müssen gestetet werden, müssen unter Zeitdruck lange Klausuren schreiben. Was meinst Du was passiert, wenn so verwöhnte und in Watte gepackte Schüler von so einer Schule ihren ersten Tag auf dem Bau verbringen. Was widerfährt denen wohl?

  • Und die Noten gebe ich dann nach meinem subjektiven Einblick?

    Ja na klar! Das ist doch gerade das Ziel von solchen Leuten, wenn sie das Schulsystem umkrempeln wollen! Dann kann man endlich jeden Menschen wertschätzen indem man ihm eine gute Note gibt.
    Bei so viel Heterogenität, vom Hauptschüler bis zum Gymnasiasten in einem Klassenraum, wo jeder sein eigenes Arbeitsblatt und Wochenplan bekommt, da ist es dann pädagogisch natürlich auch vollkommen richtig jeden nach seiner individuellen Leistung zu bewerten!
    Inhaltlich gleiche Klausuren schreiben und dann innerhalb der Klasse mit einem Maßstab vergleichen? Das ist ja archaisch und menschenunwürdig!


    Wenn Silicium also ganz toll sich die Fourier-Transformation erarbeitet hat, dann bekommt er natürlich eine 1! Genau wie auch der Kevin, der sich fleissig angestrengt hat und nun endlich Punkt vor Strich rechnen kann. Jeder, eben so, wie er in seinem Rahmen kann und was er daraus macht! Schöpft er den voll aus, was soll man da schon anderes geben als eine 1?


    Da freut sich jeder Personaler, wenn er sieht, oh, der Silicium und der Kevin sind Mathecracks, kommen von der selben Schulform (gibt ja nur noch eine), die haben beide eine 1 auf dem Zeugnis in Mathe! Prima, dann haben wir ja unsere neue Mitarbeiter gefunden, die unsere Modelle durchrechnen.
    Nur hmm, wen nehmen wir, wir brauchen nur einen? Hmm. Der Kevin macht einen netteren Eindruck, fachlich tut sich da ja wohl eh nicht viel...



    Zitat

    In einer Hauptschulklasse kriegst du locker 3 bis 5 Leistungsstufen
    unter - warum sollte man das auf 15 bis 20 erweitern, wenn doch eh nicht
    wissenschaftlich erwiesen ist, dass heterogene Klassen besser fördern?

    Warum fragst Du? Na, weil es zwar ineffizienter ist, aber dem Menschen an sich gerechter wird! :rolleyes:


    Nee, mal ganz ehrlich, selbst, dass es besser für das Seelenleben der Schüler ist bezweifle ich. Ich glaube, wer freiwillig Schüler auf Hauptschulniveau mit Gymnasiasten zusammentut und ihnen somit immer tagtäglich vor Augen führt:"Ihr bekommt Luller-Aufgaben, während die Klugen richtig abgefahren komplizierten Kram machen, den ihr eh nie rallen würdet" hat noch nie vom
    "Big Fish - Little pond" Phänomen gehört.


    Es ist nachgewiesen, dass man sich innerhalb eines homogenen Leistungsniveaus viel besser fühlt, als wenn man zu den Schwächsten gehört, die einen riesigen Abstand zu den anderen haben.
    Und das merkt ein Kind sofort, auch wenn die anderen andere Aufgaben bekommen.
    Soll heißen, ein Förderschüler fühlt sich wohler, wenn die anderen auch Förderschüler sind und er nicht mit Gymnasiasten zusammen ist, wie Plattenspieler es möchte.


    Das Phänomen gilt universell im Leben.
    Geht mal abends aus mit Freundinnen, die alle sehr viel attraktiver sind als Du. Unwohlsein. Geh mal aus mit Leuten, die genau wie Du kein Model sind, auf einem Level sind, Du fühlst Dich automatisch besser.
    Auch das ist ein "big fish - little pond" Phänomen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Achso, man hat dann also plötzlich ganz viel Zeit! Ja, ich glaube auch, dass die Einführung der Einheitsschule mit der extremen Heterogenität an Schülerleistungsniveaus dazu führen wird, dass der Lehrer dann total viel Zeit bekommt!

    Moment, jetzt redest über etwas, von dem du echt keine Ahnung hast. Es geht um die Unterrichtsform, diedir mehr Zeit im Unterricht ermöglicht.
    Selbstverantwortliches Lernen/offener Unterricht gibt mir tatsächlich viel mehr Zeit für einzelne Schüler, das habe ich mehrfach (!!) praktisch erfahren. Natürlich nicht für alle dreißig Schüler in 45 min, aber da solche Projekte ja über mehrere Stunden dauern, kann ich jede Stunde andere Schwerpunkte setzen und tatsächlich viel mehr beobachten nd mitbekommen als in einer 'normalen' Stunde, in der ich primär damit beschäftigt bin, alle Fäden in der Hand zu halten.
    Ich habe so 'Projekte' sowohl im Englischunterricht in der Unterstufe als auch im Leistungskurs durchgeführt und es hat den Stress sowohl für mich als auch für die Schüler reduziert und mit durchaus guten (teilweise deutlich besseren) Ergebnissen belohnt. Auch in Klassenarbeiten/Klausuren erkennbar.
    Und gerade die guten und/oder leistungsbereiten Schüler haben sich gefreut, dass sie nicht ausgebremst wurden. (und bevor du dir nur das rauspickt für deine Argumentation) Gerade sie haben auch davon profitiert, wenn die schwächeren Schüler sie was gefragt haben (entweder haben sie es erklärt und dabei selber noch mal besser durchdrungen, dazu hat es auch in vielen Fällen ihr Selbstbewusstsein gefördert - oder sie haben gelernt sich abzugrenzen on denen, die nur abschreiben wollten ;) ).


    Ich werde so etwas immer öfter machen, denn es gibt mir wirklich viel mehr Zeit für die einzelnen Schüler.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Selbstverantwortliches Lernen/offener Unterricht gibt mir tatsächlich viel mehr Zeit für einzelne Schüler, das habe ich mehrfach (!!) praktisch erfahren.

    Und diese Unterrichtsform geht nur dann, wenn man möglichst viele verschiedene Leistungsniveaus in eine Klasse stopft? Ich bin mal kühn und behaupte, dass diese Unterrichtsformen auch in sehr homogenen Klassen mindestens genauso gut funktionieren!


    Und ja, ich habe es auch selber erfahren! Ich habe mal eine Stunde die Schüler selber was erarbeiten lassen an von mir vorbereitetem Material. Easy peasy, kein Streß, Stunde total locker. Bin rumgelatscht, hab hier und da mal geholfen, am Ende mit allen Ergebnisse gesichert fertig.
    Verglichen mit einem lehrerzentrierten Unterricht war es viiiiiel weniger anstrengend.
    Und viel einfacher für mich als Lehrer.


    Ich behaupte, dass lehrerzentrierter Unterricht mehr Anforderung an den Lehrer stellt.


    Aber Du merkst? Es ging gar nicht darum, dass ich bezweifle, dass man mehr Zeit hat durch offene Unterrichtsformen. Ich bezweifle, dass man dadurch mehr Zeit hat, wenn die Klasse heterogener wird. Die Unterrichtsform, auf der Du so herumreitest, hat doch nichts per se mit Einheitsschule oder nicht zutun.
    Darum geht es gar nicht.

  • Eine Stunde. Wow.


    Nee, lehrerzentrierten Unterricht kannst du mit etwas Erfahrung aus dem Ärmel schütteln, dass ist nur als Anfänger sehr anstrengend.
    Der andere erfordert eine ganz andere Vorbereitung.


    Wir reden noch mal, wenn du ein paar Jahre Unterrichtserfahrung auf dem Buckel hast. Man lernt dabei noch so dermaßen viel (und ich habe immer noch viel zu lernen - und das wird bestimmt nicht aufhören, das ist ja das schöne daran!)


    Und doch, mit einer solchen Unterrichtsform kann man mehr Schülern gerecht werden. Man kann auch den leistungsstarken viel besser gerecht werden.
    Ob man damit als einzelner Lehrer alles auffangen kann, glaube ich auch nicht. Aber deutlich mehr, als im zentrierten
    Unterricht (der mir persönlich immer mehr missfällt - als primäre Unterrichtsform - u.a. weil da so viel im Gleichschritt passieren muss, obwohl doch jeder individuell lernt. Stichwort Konstruktivismus)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

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