Einen wunderschönen guten Tag !
Im Nachbarthread "Was sollen Grundschüler können...?" vertreten einige ehrenwerte Kolleginnen und Kollegen die Meinung, dass sich z.B. die Sek1-Lehrer in Kl. 5 mehr nach der Grundschulmethodik und den Voraussetzungen der ehem. Grundschüler orientieren sollten. Natürlich ist es so, dass wir in Kl. 5 danach schauen, was die Schüler alles so können oder wissen und dieser Erkenntnis nach unseren Stoff vermitteln. Aber auf der anderen Seite finde ich es verhängnisvoll, eine Orientierung ausschließlich nach unten zu fordern.
Unser geehrter Silicium hat es sehr treffend formuliert :
ZitatAlles anzeigenBester Scherz zum ersten April bislang in diesem Forum
Als nächstes sollen die Gymnasien auch nicht mehr das vermitteln, was
man im Arbeitsleben und an der Uni können muss, nein, die Uni sollte
ihre Inhalte und ihre Lehre umstellen, damit sie besser an die Gymnasien
angepasst ist. Und die Betriebe müsste man auch ein bisschen
umstrukturieren, damit die neuen Azubis sich besser zurechtfinden und
man ihren Fähigkeiten ein wenig gerechter wird. Ist ja egal, wenn die
Produktion darunter leidet
Göttlicher Einfall das sonderpädagogische "Ich hole Dich da ab, wo Du stehst" einfach zu übertragen!
Ich brauche dem nichts mehr hinzufügen (Silicium hat Recht !), mache mir aber so meine Gedanken, warum einige KollegInnen eher eine Rückwärtsorientierung für sinnvoll halten. Ich denke, diese KollegInnen betrachten unsere Gesellschaft und ihr Wirtschaftsgefüge aus einer (ehrenwehrten) idealistischen Perspektive. Gemäß der Maxime " Die Wirtschaft ist für den Menschen da, aber der Mensch nicht für die Wirtschaft !" hätten die o.g. KollegInnen mit ihrem Ansatz der Rückorientierung durchaus Recht, wenn unsere Gesellschaft so funktionieren würde.
Bloß, die Realisierung der o.g. Maxime erweist sich leider und auch dank der Globalisierung immer mehr als eine Utopie. Die Wirtschaft bestimmt von welchem Arbeitskräftepotential sie Gebrauch machen möchte oder nicht. Und da gibt es zwischen dem, was unsere Schüler an Voraussetzungen mitbringen und was die Firmenbosse erwarten, immer größere Diskrepanzen. Und ich persönlich kenne aus meinem Umfeld keinen einzigen Personalchef, der sich die Frage stellen würde, wo man die Schüler abholen müsse.
Ich mache in jedem Jahr im Gegenteil die Erfahrung, dass der Forderungskatalog der Arbeitgeber an die Schulen/Schüler immer größer wird. An unseren Praktikumsschülern werden signifikant häufiger Rechenfähigkeiten (Kopfrechnen), Umgang mit Sprache und Text sowie Allgemeinbildung kritisiert. Ein Personalchef stimmt mit mir überein, dass die Situation vor ca. 30 Jahren da noch viel erfreulicher aussah. Eine Forderung nach mehr selbstständigem Lernen und Offenen Unterricht kam von den Personalchefs bisher nie. Letztgenannter Chef hat mit mir übereingestimmt, dass man sich in den Schulen wieder etwas mehr auf das Pauken von Inhalten besinnen sollte, da die Schüler immer weniger wissen würden. Ein Praktikumsschüler im Gartenbau z.B. kannte nicht die Pflanzenarten, die sie tagtäglich eingebuddelt haben.
Wir Praktikumsbetreuer nehmen das von den Unternehmen als konstruktive Kritik hin und werden versuchen, unseren Unterricht inhaltlich effizienter zu gestalten und unsere Schüler mehr auf Trab zu bringen. Manche Gutmütigkeit und zu viel Nachsicht schleichen sich halt in der Schulstube doch manchmal zu sehr ein. Auf jeden Fall hegen wir nicht die Erwartung, dass sich die Betriebe und weiterführenden Schulen uns (!), bzw. unseren Schülern, anpassen werden. Da müssen wir, die Schüler, Eltern und Lehrer, ordentlich in die Hände spucken und ran !
Summa summarum möchte ich mit meinem Thread aussagen, dass die Welt draußen sich nicht nach Rückwärts und nach unten orientiert, sondern knallhart ihre Forderungen artikuliert.
Und niemals vergessen : Unser Arbeitsmarkt wird bald für gut ausgebildete asiatische Arbeitskräfte weiter geöffnet werden !